Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 83. Wege mit Dornen vermacht.
Darum siehe, ich will deinen Weg mit Dornen vermachen, und eine Wand davor ziehen, dass sie ihren Steig nicht finden soll. Und wenn sie rc. Hos. 2,6.7.
Dies ist eine gnadenvolle Parenthese1) in einem Abschnitt, der voller Drohungen ist. Sie gilt einem Volk, mit dem der Herr durch Bundesbande verknüpft war, das sich aber trotzdem als treulos und rebellisch erwiesen hatte.
Die Stelle beginnt seltsamerweise mit einem „darum“; das hat seinen Grund in dem unveränderlichen Entschluss des unveränderlichen Gottes, seinen Bund nie zu verleugnen, seine Erwählten nie ganz zu verstoßen, wie auch in seiner unveränderlichen Entschlossenheit, sie wieder zu gewinnen.
Diese Worte können noch dem erwählten, aber sündigenden Volk Gottes gelten. Beachtet:
I. Den widerspenstigen Charakter vieler Sünder. Derselbe zeigt sich, wie bei Israel, so auch bei ihnen in verschiedener Weise.
- Gewöhnliche Mittel haben nichts ausgerichtet. Siehe die Einzelheiten in den vorangehenden Versen, und dann heißt es: „Darum“, anzuzeigen, dass der Herr, weil der Zweck bisher verfehlt ist, andere Maßregeln ergreifen will.
- Nun sollen außergewöhnliche Mittel angewandt werden, und auf diese wird die Aufmerksamkeit gelenkt mit dem „siehe“. Gottes wundervolle Wege sind ein Beweis von der wunderbaren Halsstarrigkeit der Sünder.
- Selbst diese Mittel werden ihren Zweck nicht erreichen. Die göttliche Vorsehung geht seltsame Wege, wendet Hecken und Mauern an, und dennoch umgeht der Sünder die gnadenvolle Absicht. „Sie läuft ihren Buhlen“ rc. Der Mensch springt über Hecken und Mauern hinweg, um seiner Lieblingssünde leben zu können.
- Nur göttliche Macht kann die Verhärteten überwinden. Gott sagt: „ich will“, und fügt hinzu V. 7: „sie wird müssen“, anzudeuten, dass nunmehr die allmächtige Liebe den Kampfplatz betreten hat, in der Absicht, den aufrührerischen und widerspenstigen Übertreter zu besiegen. Wenn sich Gott nicht selbst persönlich bemüht, wendet sich niemand Ihm zu.
Was müssen das für Sünder sein, die sich weder durch Dornen noch durch Mauern aufhalten lassen, wenn nicht Gott die Allmacht seiner Gnade anwendet!
II. Die ernsten Mittel, welche Gott gebraucht, sie zurück zu erobern.
Wenngleich diese an und für sich nichts erreichen würden, werden sie doch wirksam, wenn Gott sie gebraucht.
- Scharfe Leiden. „Deinen Weg mit Dornen“ rc. Viele werden durch Leiden erschüttert und zum Nachdenken gebracht. Reisende erzählen von „lauernden Dornen“, welche selbst die vorsichtigsten Pilger in Verlegenheit bringen. Während wir der Sünde nachjagen, kann der Herr den Sünder zum Stillstehen bringen.
- Unübersteigliche Schwierigkeiten. Und eine Wand davor ziehen.“ Der Herr der Liebe legt denen, die Er retten will, wirksame Hindernisse in den Weg. Wenn Menschen den Zaun niederreißen, errichtet seine aus dauernde Liebe Wände, die es schwer machen, in der Sünde zu beharren.
- Blendende Verlegenheiten. „Dass sie ihren Steig nicht“ rc. Er kann die Wege sündlicher Genüsse so verworren gestalten, dass selbst der breite Weg als verbarrikadiert erscheint.
- Gänzliches Fehlschlagen. „Wenn sie … dass sie die nicht ergreifen.“ Wir kennen Leute, denen nichts gelingt; selbst der angestrengteste Fleiß liefert ihnen den gesuchten Wohlstand nicht. Das alles, weil ihre Wege Gott nicht gefallen und Er sie davon abbringen will. Solche Menschen jagen sündlichen Erfolgen nach, aber derselbe flieht vor ihnen.
- Bittere Enttäuschungen. „Wenn sie die sucht, nicht finden könne.“ Selbst die Vergnügungen, die sie einst umgaukelten, gewähren ihnen keine Genüsse mehr.
Diese ernsten Züchtigungen erweisen sich oft nützlich in den Tagen religiöser Eindrücke; sie sind gleichsam das Pflügen des Ackers, ehe der Same gesät wird.
III. Das segensreiche Resultat, welches schließlich erreicht wird.
Die irrende, lüsterne Seele wird veranlasst, zu ihrem Gott zurückzukehren.
- Die Erinnerung wird wach gerufen: „Mir war besser.“
- Das Bekenntnis des schmerzlichen Verlustes wird hervorgerufen: „Mir war besser, als mir jetzt ist.“
- Der Entschluss wird gefasst: „Ich will wiederum gehen.“
- Die Liebe wird neu erweckt: „Zu meinem vorigen Mann.“ Sie anerkennt die Bande der Liebe; es tut ihr leid, dass sie sie so schrecklich verletzt hat.
Wenn es erst dahin gekommen ist, wird der betrübende Bruch geheilt und das Werk der zurückerobernden Liebe ist getan.
Lasst uns zum Herrn uns wenden, bevor Er Dornen gebraucht, uns aufzuhalten.
Wenn der Weg bereits vermacht ist, lasst uns darüber nachdenken.
In jedem Falle lasst uns durch den Glauben uns zu Jesu wenden: und in Ihm zur Ruhe kommen.
Einschnitte.
„Ich will deinen Weg mit Dornen vermachen.“ Es gibt eine zwiefache Hecke, die Gott seinem Volk pflanzt: Die Schutzhecke, um das Böse von ihnen fern zu halten, und die Leidenshecke, um sie vor der Sünde zu bewahren. Die Schutzhecke habt ihr Jes. 5,5, wo Gott droht, dass Er die Wand von seinem Weinberg wegnehmen will; und von Hiob wird gesagt, dass Gott ihn ringsum verwahrt habe. Über hier ist die Leidenshecke gemeint. „Ich will deinen Weg“ rc., d. h. ich will ernste und schwere Leiden über dich verhängen, um dich von der Sünde fern zu halten.
Wenn ein Landmann sieht, dass Fußgänger einen Steig auf seinem Grund und Boden machen, wo sie es nicht sollten, weil sie die Saat oder das Korn schädigen, pflanzt er Dornen dorthin, damit die Leute ihm nicht durchs Korn gehen; wenn sie es dennoch tun, sollen sie Schmerz und Belästigung erfahren. So sagt Gott: „Ich will deinen Weg mit Dornen vermachen.“ Jeremias Burroughs.
Betrachte die guten Wirkungen eines verwundeten Gewissens: es hält in der Gegenwart ab vom Bösen und ist bestimmend für die Zukunft. Das schwer beladene Herz ist ein Zügel für die Seele und hält sie von vielen Sünden ab, die sie sonst begehen würde. Der du jetzt traurig in deiner Werkstatt sitzt, oder in deinem Kummer dahin gehst, oder seufzend in deinem Kämmerlein stehst, wärst vielleicht jetzt ein Trunkenbold oder ein Wollüstling oder etwas Schlimmeres, wenn du nicht durch deine Leiden zurückgehalten würdest. Gott sagt zu Juda: „Ich will deinen Weg mit Dornen vermachen;“ nämlich, um Juda daran zu hindern, geistlichen Ehebruch zu begehen. Ein verwundetes Gewissen ist eine Dornenhecke; aber dieser Dornenschutz bewahrt auch den unsteten Geist auf dem rechten Wege, der sonst umherstreifen würde, und es ist besser, durch Disteln und Dornen auf dem rechten Wege erhalten zu bleiben, als durch Rosenbeete auf verkehrtem Wege dahin zu gehen, der zum Verderben führt. Thomas Fuller.
Ein beliebter und erfolgreicher Prediger in Amerika wurde in die Maschen des Unglaubens verstrickt; er gab die Kanzel dran, ließ sich in einen Klub von Ungläubigen aufnehmen und bespöttelte den Namen des Heilandes der Welt, den er anderen gepredigt hatte. Aber er wurde krank, und sein Krankenbett wurde zum Sterbelager. Seine Freunde versammelten sich um ihn und versuchten es, ihn mit ihren kalten und eisigen Theorien zu trösten, aber es war vergeblich. Die alten Zeiten wurden in ihm wach gerufen und die frühere Erfahrung trat vor ihn hin. Er sagte: „Frau, bringe mir ein griechisches Testament.“ Er las das 15. Kapitel im ersten Korintherbriefe. Als er es gelesen hatte, rannen große Freudentränen über seine Wangen. Er schloss das Buch und sagte: „Frau, endlich wieder zurück gebracht auf den alten Fels, um darauf sterben zu können.“