MacDuff, John - Nach Jesu Sinn - 22ter Tag. Heiliger Eifer.
Ein Jeglicher sei gesinnt, wie Jesus Christus auch war.
Der Eifer um dein Haus hat mich gefressen.
Joh. 2, 17.
Der Eifer ist ein Prinzip, sagt ein Zeuge der Wahrheit, die Begeisterung ist ein Gefühl. Letzteres ist der Funke eines sanguinischen Temperaments. Ersteres ist eine heilige Flamme, am Altare Gottes entzündet und zu Seiner Ehre brennend.
Ein solcher war der heilige, himmlische Eifer unseres großen Vorbildes! Bei Ihm war es keine vorübergehende Inbrunst, welche mit der Zeit erkaltet und durch Schwierigkeiten unterdrückt wird. Sein Leben war ein zürnender Widerspruch gegen die Sünde; ein unaufhörlicher Strom unsterblicher Liebe für die Seelen, eine Liebe, deren Ergießung weder die Bosheit Seiner Feinde noch die Lieblosigkeit Seiner Freunde auch nur einen Augenblick hemmen konnte. Selbst als Er vom Tode aufersteht und wir Sein Wert vollendet glauben, sinnt Sein Eifer auf neue Liebeswerke. Noch geht Sein Herz und Seine Sorge auf neue Taten aus, sagt ein Frommer. Nachdem Er nun Sein Wert auf Erden vollbracht, lässt Er Seinen Jüngern sagen, dass Er so schnell wie möglich gen Himmel eilt, um ein Anderes zu beginnen. (Joh. 20,17.)
Leser! Kennst du diesen Eifer, den viele Wasser nicht mögen auslöschen? Achte darauf, dass er, wie der deines Herrn, beständig und unwandelbar sei. Wie Viele gleichen den Kindern Ephraims, so geharnischt den Bogen führen, voll Eifers erfüllt, wo derselbe kein Opfer verlangt, aber, „abfallend zur Zeit des Streits“.
Andere laufen fein eine Zeit lang, aber allmählig durch den betäubenden Einfluss der Welt, der Selbstsucht und der Sünde aufgehalten. Zwei Jünger, beide scheinbar gleich eifrig und hingebend, schicken durch Paulus, in einer seiner Episteln, einen vereinten christlichen Gruß. „Es grüßt euch Lukas und Demas“. Ein paar Jahre später schreibt er also aus dem römischen Kerker: „Lukas ist allein bei mir, Demas hat mich verlassen und diese Welt liebgewonnen!“
Indem der Eifer anempfohlen wird, müssen wir der Erklärung des Apostels eingedenk sein: Eifern ist gut, wenn es immerdar geschieht um das Gute. Heut zu Tage ist viele falsche Münze, die sich Eifer nennt, im Umlauf, die aber weder das Bild noch die Überschrift Jesu trägt. Es gibt einen Parteieifer und einen kirchlichen Eifer, einen Eifer für Glaubensbekenntnisse und für Lehrsätze, für Einbildungen und für Unwesentlichkeiten. Weicht von denselben. Dein Herr stempelte keine solche Verfälschungen mit Seinem Beispiel oder Seiner Genehmigung. Sein Eifer ging immer auf zwei Gegenstände und auf diese allein aus: die Ehre Gottes und das Beste der Menschen. Mache du es auch so. Wie Er in den irdischen Tempel, so gehe du vor Allem in das Heiligtum deines Herzens mit der Geißel aus Stricken (Joh. 2,15). Treibe die gottlosen Eindringlinge hinaus. Lasse dich nicht täuschen. Andere mögen diese geistige Wachsamkeit Scheinheiligkeit und Schwärmerei nennen. Doch bedenke, beinahe gerettet, heißt gänzlich verloren sein! In allem Andern als nur dem Einen, was Not tut, eifrig sein, heißt Gott und deinen eigenen ewigen Vorteil verhöhnen!
Sei eifrig für Andere. Sterbende Millionen umgeben dich. Als ein Mitglied des christlichen Priestertums geziemt es dir, mit dem Räuchwerk unter die Lebenden und die Toten zu eilen, damit der Plage gewehrt werde! Dies sei die Stellung deines Herzens: Teurer Jesus! Ich bin Dein, Dein allein, Dein ganz und gar, Dein auf ewig! Ich bin bereit, Dir nachzufolgen und (wo nötig) um Deinetwillen zu leiden. Ich bin bereit, auf Dein Geheiß die Heimat im Tale zu verlassen und auf dem kahlen Felsen dem schneidenden Sturmwinde zu trotzen. Nimm mich, gebrauche mich zu Deiner Ehre. Herr, was willst Du, das ich tun soll?