Hauser, Markus - 45. Andachten zum Römerbrief

Hauser, Markus - 45. Andachten zum Römerbrief

Röm. 4, 15

Abraham ward gestärkt im Glauben.

Der Glaube wird durch ein sorgfältiges und regelmäßiges Lesen und Betrachten des Wortes Gottes und durch die Zeugnisse der Glaubenden gestärkt. Weil der Glaube eine wunderbare, lebensvolle Macht ist, darum weckt und stählt und fördert er den Glauben anderer. Der Glaube wird auch gestärkt durch die eigenen Erfahrungen. Lass dir das nur nicht rauben und nicht verkleinern, was der Herr dir schon ist und was Er dir schon mitgeteilt hat! - Der Glaubende wird gestärkt durch die Bewahrung eines guten Gewissens. Jede Untreue schwächt den Glauben. Wenn wir ungehorsam gewesen sind, so wagen wir es nicht, unser Vertrauen auf den Herrn zu setzen. Es fällt uns schwer, Ihn um Hilfe anzusprechen, wenn wir das Übel verschuldet haben. Der Glaube wird durch das Ausharren in den Proben gestärkt. Wenn nicht schwierige Übungen uns vorgelegt würden, wenn wir nicht bisweilen verwickelte Knoten zu lösen hätten, so würde unser Glaube nicht groß, stark und mächtig werden. Der Glaube wird gestärkt durch die Pflege der Gemeinschaft mit Gott. Je inniger eine Seele ihrem Herrn und Meister verbunden ist, desto mehr wohnt die Kraft Christi in ihr. Treue Beter werden kühn im Glauben. Durch ihren beständigen Umgang mit Gott lernen sie immer tiefer hineinblicken in den Reichtum Seiner Gnade, ihr Vertrauen und ihr Mut wächst, sie dürfen viel wagen, denn sie sind Freunde Gottes. Seine Schäle stehen ihnen offen. Im Gebet wird der Glaube lebendig. Wer herzlich und innig glaubt, der betet viel, und wer viel betet, der wird stark und mächtig im Glauben. Wer aus Gott geboren ist, der muss seine Nahrung aus Gott haben.

Röm. 5, 1

So wir gerecht gesprochen sind, haben wir Frieden mit Gott.

Der Friede mit Gott erwächst dem kindlich Gläubigen aus dem, was der Heiland durch Sein stellvertretendes Leiden und Sterben für die Sünderwelt getan hat. Unter dem Kreuz haben wir über uns den offenen Himmel; der Vater liebt uns im Sohne und blickt mit Wohlgefallen auf uns hernieder, das Versöhnungsblut sichert uns zu allen Zeiten den Frieden mit Gott. Aber der Friede in Gott bleibt in uns, wenn wir in Christus bleiben und uns beständig auf Sein Verdienst und auf Seine Liebe stufen. In Ihm sind wir in allen Kämpfen des Sieges, in aller Not der Hilfe, in allen Anfechtungen der Bewahrung gewiss. Mögen die Wasser uns auch bis an die Seele gehen, wir können nicht versinken, weil wir in die Hände des Allmächtigen gezeichnet sind. Der über den Wasserfluten thront, hält Sein schwaches Kind in Seiner starken Hand. Es darf sich geborgen wissen, obschon furchtbare Wogen sein Schifflein umbranden. Wenn das Licht des Lebens die Seele umleuchtet und wenn die verklärte Heimat, das neue Jerusalem, Sein Bild in unserem Geiste widerspiegelt, so können uns der Erde mancherlei Nöte, der Widersacher Tücke und Ränke und der Hölle finstere Mächte nicht mehr besiegen. Selbst im Tale der Todesschatten fürchten wir kein Unglück, denn der Herr ist bei uns, unser Licht und unser Teil. Er hat uns gesagt: Seid getrost, denn ich habe die Welt überwunden; wir sind deshalb inmitten der Angst getrost. Bete, bis du Frieden hast. Solange die Geisteskräfte zersplittert sind, können wir nicht recht gedeihen.

Röm. 5. 2

Wir rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes.

Heute gibt uns Jesus Seligkeit, und damit diese wachse, schenkt Er uns gleich noch das Pfand und Angeld auf die Herrlichkeit, nämlich den Heiligen Geist. Es klingt manchem verwunderlich, dass die Christen auch der Trübsale sich rühmen. Wer aber auf die Herrlichkeit zu blicken versteht, der weiß, was dem Dulder Kraft verleiht. Die Hoffnung der Herrlichkeit macht den Nachfolger Christi stark; sie verleiht ihm Überwindermut und spornt ihn zu einem heiligen Leben und zu eifrigem Wirken an. Je klarer ein Christ weiß, was seiner droben wartet, desto geduldiger trägt er Kreuz, Schmach und Ungemach. Für einen Menschen Gottes sind selbst die jetzigen Leiden und Trübsale eine Seligkeit; sie wären es aber nicht, wenn ihn nicht eine lebendige Hoffnung auf die göttliche Herrlichkeit belebte. Der gewisse Sieg und Triumph erhält unser Herz fröhlich auch im Ofen des Elends. Was könnte uns glücklich machen, wenn uns Jesus genug ist? Was könnte unseren Mut brechen, wenn wir nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare, nicht auf das Gegenwärtige, sondern auf das Zukünftige unsere Hoffnung setzen? - Wird uns alles genommen, welkt unser Leib dahin, sehen wir den Tod schon vor uns, o, so bleibt uns doch das Teuerste sicher und gewiss: Wir nennen die Herrlichkeit Gottes unser eigen, und die nehmen wir nun ein, da uns alles andere entschwindet. Lasset euch solche Segnungen von unserem Heiland schenken. Wer Ihm liebend anhängt, Ihm völlig vertraut und darum sich Seiner Macht unterstellt und mit Ernst und Treue in Seinem Lichte wandelt, ist selig in Ihm.

Röm. 6,2

Die wir der Sünde abgestorben sind, wie sollten wir ferner in ihr leben?

Durch ein Opfer sind die Kinder Gottes das geworden, was sie sind; Opfer sollen nun auch sie darbringen. Christus hat sich selbst geopfert für Seinen Leib, welcher ist die Gemeinde. Durch dieses Opfer sind wir erlöst und geheiligt. Das Opfer des Leibes Jesu Christi ist die einzige Bürgschaft unserer Seligkeit. Wer das erkennt und erfasst, der kann es verstehen, dass der Gottesdienst der bluterkauften Schar nur dann ein vernünftiger ist, wenn die Leiber der Erlösten ein lebendiges Opfer sind. Die Verbindung mit dem für uns gekreuzigten Herrn gestattet es nicht, dass unser Leib ferner noch ein Leib der Sünde sei. Der hat auf den kostbaren Christennamen kein Anrecht, der nur mit Gebräuchen und Formen und nur mit dem Munde Gott dienen will, dabei in seinen Sünden verharrt. Zur Erlösung auch unseres Leibes und der ganzen Körperwelt gab der allein Heilige Seinen reinen, unbefleckten Leib zum Opfer dar. Sind wir nun der Sünde gestorben in Ihm, wie sollten wir noch in der Sünde leben wollen? Erst dann hast du das Opfer auf Golgatha im Glauben erfasst, wenn du dich durch dieses Opfer losgemacht hast von der Sünde. Du darfst und kannst deinen Leib künftighin nicht mehr beschweren durch Essen und Trinken, durch Schwelgerei und Üppigkeit. Auch darfst und kannst du ihn nicht mehr durch Wollust, Unzucht und Fleischeslust verderben. Du wirst ebenso nicht mehr wollen, dass dein Leib durch Zungensünden entweiht wird; durch Eitelkeit, Kleiderpracht, durch Gedanken und Gebärden wirst du deinen Nächsten nicht mehr zur Sünde reizen wollen, denn du gehörst nun Gott an mit Leib, Seele und Geist.

Röm. 6,15

Wisset ihr nicht, dass ihr dessen Knechte seid, dem ihr gehorchet?

Es ist eine unleugbare Tatsache, dass der Mensch in seinem Tun und Handeln nicht gar so selbständig ist, wie sich dies viele einreden. Die Mächte von unten und die Mächte von oben üben einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unser Herz aus. Es ist deshalb unsere Pflicht, wohl zu prüfen, unter wessen Macht und Einwirkung wir stehen. Satan zieht, und Jesus zieht! Von wem lassen wir uns ziehen? Da alle Menschen „unter die Sünde verkauft“ sind und Satan „sein Werk hat in den Kindern des Ungehorsams“, so müssen wir unser Herz und Wesen reinigen lassen von allem Bösen. Wollen wir mit Gott wandeln, so müssen wir uns scheiden und scheiden lassen von allem widerchristlichen Wesen. Was der Welt und dem Teufel angehört, das soll uns nicht mehr anhaften. Wir haben uns ständig zu wehren gegen die auf uns einstürmende Macht der Finsternis, damit wir nicht verstrickt und gefangen werden. Wir müssen und können uns mit Wissen und Willen, mit Ernst und Eifer losreißen von den Verlockungen zur Sünde. Habe nur mit Christus, deinem verklärten Herrn im Himmel, innige Fühlung, lass dich von Seinem Geiste mahnen, bewahren und leiten, und lass die Macht Seines Wortes täglich deinen Sinn und Wandel regieren. Wer so unter Gott steht und bleibt, der macht den Einfluss von unten unschädlich; entziehen kann er sich den höllischen Angriffen nicht, aber er kann sie in der Kraft des Heiligen Geistes überwinden. Gott stehet für diejenigen, die unter Ihm stehen. Seine Allmacht und Liebe ist ihr Sieg.

Röm. 6.19

Wie ihr eure Glieder dargestellt habt zum Dienste der Unreinigkeit - so stellet sie jetzt dar zum Dienste der Gerechtigkeit, zur Heilung.

Mit der Bekehrung vollzieht sich ein Herrschaftswechsel. Unter der Knechtschaft des Teufels steht das Weltkind. Durch die Sünde herrscht er in den Kindern des Ungehorsams. Den Gefallenen und Gebundenen erfüllt der Geist dieser Welt, ja, er wird getrieben, vom Geiste aus dem Abgrund. Wer lange in Fleischessünden gelebt hat, ist ganz durchseucht vom Satansgift. Leib und Seele haben unter fortgesetzten Zerrüttungen viel gelitten. Jetzt aber wird alles neu. Der Geist Gottes will und muss nach und nach die ganze Person erfüllen. Das hat seine Schwierigkeiten, aber Jesus gewinnt durch Sein Wort den Sieg. Nicht auf einmal, nicht von heute auf morgen; je treuer der Begnadigte mit der anvertrauten Gabe umgeht, desto mehr kann ihm der Herr mitteilen. Es hängt erstaunlich viel davon ab, dass wir es verstehen, das bereits empfangene Geistesmaß zu vertiefen. Mehr empfängt, wer ein Geistesgefäß sein will, wer durch Gottes Gnade das Wort immer treuer befolgt. Wie ehedem die Sünde in dir geherrscht hat, also will jetzt die Gnade in dir die alles durchdringende, beeinflussende und bestimmende Macht sein. Der Geist Jesu Christi soll nun regieren. Kräfte des Lebens durchströmen dich, weil der Geist dessen in dir ist, der Christum von den Toten auferweckt hat. Wie früher die Sünde im Fleische die bestimmende und treibende Macht war, also ist es jetzt der Heilige Geist, der dich leitet, führt, treibt und beherrscht. So gib deine Glieder zum Dienst der Gerechtigkeit her, nachdem dir Barmherzigkeit widerfahren ist.

Röm. 8,7

Fleischlich, gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott.

Nicht nur aus Furcht vor der Strafe sollen wir die Sünde lassen und gegen die Macht der Finsternis ankämpfen, sondern vor allem darum, weil die Sünde eine Feindschaft wider Gott und unser Verderben ist. Wer den Herrn erkannt hat, der hat auch erkannt, dass ein heiliges Leben das richtigste und beste, das seligste und der Bestimmung und Anlage des Menschen entsprechendste Leben ist. Dann sind wir wahrhafte Kinder Gottes, wenn Gottes Art und Wesen unsere Art und unser Wesen geworden sind. Wer nur aus Furcht vor Strafe sucht fromm zu sein, der hat im Grunde mit der Sünde und mit der Macht der Finsternis noch nicht gebrochen, er steht noch unter ihrer Herrschaft. Eine solche Frömmigkeit kann weder den Menschen befriedigen noch Gott gefallen. Willst du glücklich und des Eingangs in das Reich des Lichts gewiss sein, so hange dem Herrn mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele an. Dies ist hienieden unsere wichtigste Aufgabe. Ganz besonders warnen müssen wir solche Gläubige, die noch einen Bann in ihrem Herzen, noch ein Brandmal in ihrem Gewissen haben. Mögen sie es glauben oder nicht, wahr ist es deshalb doch, dass sie damit nicht nur etwa eine Schwachheit an sich tragen, sondern auch durch solche Sünde an den Satan, an die finstere Macht gekettet sind. Nicht um uns - in und samt der Sünde - seligzumachen, ist Christus in die Welt gekommen. Matth. l, 21 lesen wir von Ihm: „Er wird sein Volk seligmachen von der Sünde.“ Wer also zu diesem Volk gehören will, der nehme es ja doch recht zu Herzen, dass des Heilands Liebe Seligkeit durch wahre Freiheit bewirken kann und will.

Röm. 8,11

Dadurch, dass Sein Geist in euch wohnet.

Wenn der dreieinige Gott so im Herzen wohnt und thront, dass das gesamte Leibesleben der Herrschaft des Geistes unterworfen ist und bleibt, dann sind wir geheiligt. Wenn die äußeren Verhältnisse noch immer die innere Welt beherrschen, dann sind wir noch nicht geheiligt. In solchem Falle kann die Freude keine bleibende sein. Auch ist in solcher Lage die Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes nicht lebendig bei uns. Die Heiligkeit besteht hauptsächlich darin: dass wir Gott unbedingt gehorsam sind, dass wir in unserem Fühlen und Denken, in unserem Wollen, Handeln und Streben durch den in uns wohnenden Heiligen Geist geleitet, getrieben und regiert werden. Unser äußeres Leben ist hier dem Heiligen Geist unterworfen. In dieser wahren Kindesstellung sind wir Heilige und Geliebte. Als solche nun haben wir bleibende Freude, eine Freude, die von äußeren Verhältnissen und Begebnissen nicht mehr abhängig ist. Und als solche Kinder haben wir eine Zukunft und eine Hoffnung. Es gilt uns das Wort: „Wenn der Geist dessen, der Jesum von den Toten auferweckt hat, in euch wohnet, so wird Er, der Christum von den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen dadurch, dass Sein Geist in euch wohnt.“ Röm. 8, 11. Es ist sehr zu beachten, dass die Auferstehung in Jesusähnlichkeit abhängig ist von dem Geistesstande im jetzigen Leben. Willst du wachsen und zunehmen in Christo, so versäume die Schule der Kinder Gottes nicht. Heiligung ist die Grundbedingung einstiger Lichtleiblichkeit.

Röm. 8,13

Wenn ihr mit dem Geiste die Werke des Fleisches tötet, so werdet ihr leben.

Der Leib hat die Bestimmung, ein Tempel Gottes zu sein. Auch im verderbten, gefallenen Zustande soll er zu Ehren kommen. Seine Erlösung vollzieht sich stufenweise. Zuerst soll er Gefäß des Geistes werden, dann will ihn der Herr in der Auferstehung lebendig, geistdurchwohnt machen. Er soll am ewigen Leben vollen Anteil haben. Erst in der Auferstehung vollzieht sich die Wiedergeburt des Leibes. Christen dürfen es nie aus dem Auge verlieren, dass dem Leibe eine große Bedeutung zukommt. An Seligkeit ist nicht zu denken, wenn der Leib, missbraucht und ruiniert durch Sünde, ohne Erlösungsgnade dem Schoße der Erde übergeben wird. Wenn Essen, Trinken, Wohlleben, irdischer Gewinn unser Leben war, leidet die Seele Pein, während ihr missbrauchtes Organ und Werkzeug im Grabe liegt. Die Zukunft des Leibes muss uns wichtig sein, halte ihn Tag für Tag heilig dem Herrn. Auch an unserem Leibe will die Gnade ihr Werk vollenden. „Wie die Saat, so die Ernte“, bedenke es wohl! Wir müssen täglich unseren Leib seiner Auferstehung, seiner Verherrlichung entgegenführen. Hierfür sind die Kräfte vorhanden; der gekreuzigte und auferstandene Christus gibt Seinen Gliedern Seinen Leib und Sein Blut zu genießen, in Seinem Mahle finden wir Leben für unseren Leib. Wie gehst du um mit der Leiblichkeit? Missbrauche deinen Leib, dein Geld, dein Gut nicht! Wir sind verantwortlich. Wer sündigt, der hat die Folgen immerwährend, hier und dort zu tragen! Erlöste des Herrn, lasset uns der Vollendung entgegenstreben; die Gnade macht alle frei!

Röm. 8,15

Ihr habt nicht den Geist der Knechtschaft empfangen, sondern den Geist der Kindschaft, in welchem wir rufen: Abba, Vater.

Die volle Kindschaft schließt in sich, dass wir mit Paulus sprechen können: Christus lebt in mir! Gal. 2, 20. Ruht Sinnen und Denken im Herrn, ist das Herz durch Christi Blut rein geworden, so kann Gott Seine Macht, Seine Gegenwart kundgeben. Da wirst du dessen gewiss: Er ist in dir, über dir, um dich her. Zwei wunderbar reale Vorgänge und Veränderungen machen sich geltend. Zunächst und zuerst die Innewohnung Christi. Seine Person erfüllt Herz und Sinn. Dann aber steht ein Erfolg der Glaubensschule da. Du hast durch Jahre hindurch in Gebet und Gemeinschaft mit Ihm Liebe, Sanftmut, Demut, Gerechtigkeit, Reinheit angezogen. Daher strahlte aus deinem Leben und Wesen etwas von Christi Bild. „Sie werden Gottes Kinder heißen“, sagt der Heiland. Wir können diesen Ausspruch nicht wichtig genug nehmen. Söhne und Töchter des lebendigen Gottes stehen zu Ihm in einem innigen Verhältnis;

Röm. 8.16

Ebendieser Geist gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind.

Lehrer stellen Zeugnisse aus. Der Heilige Geist ist auch ein Lehrer. Er lebt in denen, die abgewaschen sind, und gibt ihnen nach treuer Bewährung auch ein gutes Zeugnis. Wer das erlebt, kann von innigem Glück reden. Aus dem Zeugnis des Geistes fließt dann die tiefe Gewissheit der Gotteskindschaft. Ohne dieses Zeugnis sind wir stets im Nebel, in großer Unklarheit. Ein gutes Zeugnis aber bringt viel Freude. Wir können das an den Kindern beobachten. Wie vergnügt sind sie, wenn der Lehrer ihnen ein gutes Zeugnis ausgestellt hat! Auch wir sind sehr glücklich, wenn wir von Gottes Geist das Zeugnis der Kindschaft empfangen haben. Es ist mir gewiss, dass jeder das Zeugnis erhält, der Jesus im Glauben annimmt; erzwingen kann es niemand. Mangelt dir das Zeugnis, so blicke auf Christi Kreuz und versenke dich in das Evangelium. Bitte um Erleuchtung durch den himmlischen Gott, dann bleibt das Zeugnis nicht aus. Denn wer da bittet, dem wird auch gegeben werden. Hier gilt das Wort: Den Aufrichtigen lässt es Gott gelingen. - Warum geht es so schwer, den Fehler bei sich selbst zu suchen? - Das ist nicht immer leicht zu sagen. Viele bleiben in einem gesetzlichen Streben wie einst Saulus. Aber nur die Gnade schenkt uns die Freude der Gotteskindschaft. Der Herr schenke uns Gnade, Ihn zu verstehen in Seinen Liebesabsichten. Jedem Berufenen muss der Heilsweg klar gezeigt werden. Auch du darfst nicht ruhen, bis du den Weg des Lebens erkannt hast, und dann wandle ihn mit Freuden.

Röm. 8,22

Denn wir wissen, dass alles Geschöpf mit uns seufzt und sich schmerzlich ängstet bis auf jetzt.

Hier erfahren wir etwas Neues. Der Apostel sagt uns, dass die Geschöpfe mit den Kindern Gottes in einer gewissen Verbindung stehen, sie warten auf die Offenbarung der Kinder Gottes. Das will sagen: Auf die Verherrlichung der Söhne Gottes, also auf die erste Auferstehung warten die Geschöpfe. Das überrascht uns. Und weil diese große Sache solange auf sich warten lässt, so seufzt das Geschöpf. O, wer ein Herz und ein offenes Ohr für dieses Seufzen hat, der wird sich seiner Jüngeraufgabe bewusst. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung, er steht da als Haupt des Geschaffenen. Darum zog er die Schöpfung hinein in seinen Fall. Das Geschöpf ist nicht freiwillig in seine schwere Lage gekommen, der Mensch trägt die Schuld. Wir haben also ein böses Gewissen, wenn wir die Geschöpfe so leiden sehen; denn wir müssen uns sagen: das ist auch deine Mitverschuldung. Wie ganz anders betrachten wir doch die Tiere, wenn wir unserer Schuld bewusst sind! Zuerst muss nun der Mensch erlöst sein, dann erst kann auch für das Geschöpf die Stunde der Erlösung schlagen. Wird das Hauptglied der Schöpfung vollendet, so kann der übrige Teil nicht zurückbleiben. Darum also wartet das Geschöpf auf die Offenbarung der Kinder Gottes. Bis zur Vollendung der Kinder Gottes muss die Kreatur seufzen. Heute weihe dich deinem Herrn mit besonderem Ernst. Lass Ihn in dir Raum gewinnen. O, wie wird's sein, wenn Jesu Gemeinde verklärt ist und einst auch die ganze Kreatur frei sein wird von Leid und Schmerz und Tod!

Röm. 8,23

Auch wir seufzen in uns selbst und warten auf die Kindschaft.

Auch Gottes Kinder seufzen noch?! Warum? Der Apostel sagt uns, dass sie warten auf die Kindschaft. Kinder sollen auf die Kindschaft warten? Das wundert uns sehr. Aber er lehrt uns, dass eben die Kindschaft keine völlige ist vor der Auferstehung des Leibes. Die Auferstehung gehört wesentlich zur Kindschaft. Ohne dieselbe sind Kinder Gottes noch nicht vollkommen. Ja, sie sind noch kein Ganzes. Ihre Seele hat eine Umwandlung erfahren. Ihr Geist ist mit dem Geiste Gottes getränkt worden, aber ihr Leib steht noch unter dem Fluche des Todes. Die Erlösung des Leibes gehört zur Kindschaft. Das ist von sehr großer Wichtigkeit. Also bis zur ersten Auferstehung seufzt die Schöpfung und seufzen die Kinder. Niemand kann es ändern; wenn jemand so etwas vorgibt, betrügt er seine Freunde. Gerade die Heiligen seufzen am meisten, weil sie der Herrlichkeit gewiss sind. Merken wir uns das! Erst im Reiche des Friedens werden die Menschen wieder normal sein. Das ist guter Unterricht für Gläubige. Dort können Berufene normal leben und normal wirken. Darauf freuen sich alle, die den Herrn erkennen. Betend wollen wir seufzen nach der Vollkommenheit. Gott wird Sein angefangenes Werk zu Seiner Ehre zum schönen Ziele führen. Wohl dir, wenn du das verstehst! Wie herrlich wird der verklärte Leib sein! Bist du schon ein Gotteskind? Wohnt das Zeugnis des Heiligen Geistes in deinem Herzen? Lebt in dir die frohe Hoffnung der völligen und endlichen Erlösung? Übergib dich ganz deinem Gott!

Röm. 8,23 b

Und warten auf unseres Leibes Erlösung.

Fröhliche Gotteskinder machen leicht den Fehler, dass sie im Eifer ihrer Bibelforschung übersehen, dass gewisse Verheißungen nicht für die Gegenwart, sondern für die Zukunft gegeben sind. Und doch, wie wichtig ist das! Wir können sehr irren, wenn wir heute das haben wollen, was erst im vollendeten Reiche Gottes eingelöst wird. Gar viele sind fast am Herrn irre geworden, weil sich diese und jene Verheißungen an ihnen nicht erfüllt haben, obwohl sie glaubten. Diese Schmerzen - ja Täuschungen können wir uns durch eine richtige Schrifterkenntnis ersparen. Die ersten Jünger haben ja auch ganz. ähnliche Fehler begangen, und ihre Erfahrungen waren sehr schwer. Durch bittere Täuschungen hindurch mussten sie zur Erkenntnis der Wahrheit. Gestehen wir es offen, wir möchten aus dem Seufzerzustand heraus. Wir möchten gerne gesund, frisch, fröhlich leben und dann ohne jede Krankheit nur so hinüberschlummern in die Ewigkeit. Krankheit und Tod will uns gar nicht einleuchten, wir gehen gerne heim ohne großes Aufsehen. Schauen wir nun ins Leben hinein, so ergibt es sich, dass wenigstens ebenso viele Weltkinder ohne Beschwerden sterben, als Kinder Gottes. Wir haben ganz Fernstehende kennengelernt, die still und ohne Schmerzen hinübergeschlummert sind. Diese Tatsache gibt zu denken. - Auf der anderen Seite mussten liebe Kinder Gottes unter ganz entseuchen Schmerzen aus dieser Welt scheiden. Wer hier eine Regel machen will, gerät früher oder später unter Satans Macht. Der Herr handelt nach Seinem Erbarmen und nach Seiner Weisheit, die wir oft nicht zu durchschauen vermögen.

Röm. 8, 37

Wir überwinden weit durch den, der uns geliebet hat.

Jede neue Schule im Glaubensleben bringt neue Anstrengungen, neue Bedrängnisse, noch nie durchgemachte Nöte, aber auch neue Glückseligkeiten, neue Aussichten, belebende Hoffnungen. Auch der Gnadenstand der vollen Kindschaft schließt Prüfungen und Anfechtungen nicht aus. Satan weiß es, diese Begnadigten sind in der Hand des Herrn. Und Er hat gesagt: Niemand wird sie Mir aus Meiner Hand reißen! Der Feind aber bedrängt und versucht sie, ja, öfter sehr heftig. Dann kommen sie in große Not. Und vor den Toren lauert der Arge, in ihren Herzen steigen bange Fragen auf und der Herr schweigt zuweilen. Was tun nun die Gottverbundenen? Paulus sagt: „Wir überwinden weit um deswillen, der uns geliebet hat.“ Überwinder werden immer wieder gestärkt. Jesus bringt nach trüben Leidenstagen Zeiten der Erquickung. Je heftiger der Kampf, je ernster die Gefahr war, desto näher treten heilige Engel; sie dienen mit Freuden treuen Überwindern. Kinder stehen unter sorgfältig wachenden Mutteraugen; der Herr behütet die Einfältigen. O, wie selig sind sie schon hier, selig auch im Prüfungsstand, selig, weil sie den Bösewicht überwinden. Wie ein Wasserstrom kommt über sie der Friede Gottes nach wohlüberstandener Anfechtung. Siege bringen dem Herrn näher, die Luft wird reiner, der Himmel tut sich auf; daher der tiefe, stille Friede. Dieser Welt sterben, bringt hohen Gewinn. Lies Gottes Wort; erfasse die großen Verheißungen; glaube die herrlichen Wahrheiten. Bekenne sie, so wird der Gott der Liebe und des Friedens mit dir sein.

Röm. 12,1

Stellet eure Leiber dar zum heiligen, Gott wohlgefälligen Opfer.

In einem schwachen Leibe leben wir jetzt inmitten einer verderbten Schöpfung. Allerlei Übel von Eltern und Voreltern her quälen leider nicht wenige, dazu kommen bei vielen schwere Verschuldungen durch ein zügelloses Leben in der Sünde im unbekehrten Zustande; wieviel Jammer und Kummer bereitet doch das alles! Leicht bleibt etwas hängen von jenen Einmischungen und Siegen, die wir früher dem Teufel gestatteten. Was ist jetzt zu tun? Bist du gründlich bekehrt und hast du deinen Leib Gott geweiht, so trägst du auch mit Ergebung die Übel, die dir als Rest geblieben sind. Grüble nicht mehr, verzage nicht, der Herr wird dich heilen, wenn Seine Stunde schlägt. Zur Demütigung aber lass dir selbstverschuldete Leiden dienen. O, wie glücklich sind doch diejenigen dran, die frühe sich bekehrt und vor schweren Sündenwegen bewahrt geblieben sind! Weihe dich nun mit Geist, Seele und Leib ganz dem Herrn, du wirst es nie bereuen. Trink nie vom Giftbecher schnöder Lust. Bewahre dich selbst. Lass keiner Macht der Finsternis Raum in deinem Gemüte, in deinem Fleische, in deinen Nerven. Was wider den heiligen Gott ist, zerstört deine Natur, schädigt deine Gesundheit, gefährdet dein Leben. Bekehre dich willig heute noch von ganzem Herzen zum Herrn. Lies Römer 6 und handle danach. Gott wird mit dir sein um Jesu willen. Dann werden dich Seine Engel umgeben und dir ist's wohl in dem Herrn. Glaube, bete, bis alle Satansstricke zerreißen, bis dein Herz rein und vom Herrn bewohnt ist. Es gibt auf diesem wichtigen Gebiet kein „unmöglich“!

Röm. 12. 2

Stellet euch nicht dieser Welt gleich.

Durch den Geist der Gnade verschließe doch Herz und Haus den weltlichen Strömungen, hüte dich vor dem Zeitgeist wie vor einer Schlange. Freunde, es gilt eine Tat. Stellet euch nicht dieser Welt gleich. Aber dann sind wir eine Ausnahme, unser Tun wird sofort abstechen von dem der anderen. Dann wird man uns verlachen, schelten, verketzern, verfolgen. Die Finsternis scheut das Licht, denn sie kann es nicht ertragen. Sie verurteilt die Kinder des Lichtes mit ihrem Sein, Wesen und Tun. Warum werden diejenigen gehasst, die sich dieser Welt nicht gleichstellen, die gelernt haben, wider den Strom zu schwimmen? Ist es denn etwas Schlechtes, ein heiliges und stilles Leben zu führen? Ist es etwas Schlechtes, geistlich gesinnt zu sein? Wollen denn die Christen nicht das Beste und Höchste? Wie aber ist Gott, hat Er sich nicht als der Heilige geoffenbart? Hat Er nicht gesagt: „Ihr sollt heilig sein, denn Ich bin heilig?“ Ist es denn etwas Schlechtes, Gott gehorsam zu sein? Fürwahr, meine Lieben, der Himmel bleibt uns verschlossen, wenn wir es machen, wie alle Welt es macht; wenn wir uns von der Zeitströmung fortreißen lassen, so endet unser Leben bald in der Qual. Mag die Welt mit Fingern auf uns zeigen, wenn wir gegen ihr Wesen offen Front machen! Wir liegen einer guten Sache ob und wissen es, dass man uns im Himmel ehrt und dass unsere Namen angeschrieben sind. Nicht der „Welt“, dem Herrn wollen wir uns gleichstellen. Er allein sei unser Vorbild. Christi Sinn soll unser Sinn, Sein Wille unser Wille, Sein Leben unser Leben werden.

Röm. 12,2

Damit ihr zu prüfen vermöget, welcher da sei der Wille Gottes.

Die in der Umgestaltung Stehenden empfangen die Prüfungsgabe. Je näher einer dem Herrn ist, desto klarer erkennt er Ihn. In der Umgestaltung fallen die Hüllen weg. Nur in dunklen, großen Umrissen erkennt der Anfänger den Willen Gottes, er merkt noch nicht recht, wo es mit der Erneuerung hinaus will; er ist oft bald fertig, weiß mit den kräftigsten und weitgehendsten Schriftstellen nicht viel anzufangen, er kommt sich vor, als wäre er mit der Umgestaltung für dieses Erdenleben schon am Ziele angelangt, so dass er nur noch in den Himmel einzugehen hätte. Schreitet er aber vorwärts auf der betretenen Bahn, kommt er mehr und mehr unter die Zucht, Erleuchtung und Erziehung des Heiligen Geistes, so sieht er nicht nur besser hinein in den ihm längst bekannten Willen Gottes, es erschließen sich ihm auch darüber neue, ungeahnte Gebiete. Dieser Fortschritt beglückt sehr. O, sei kein fertiger Christ! Aneignen musst du dir den guten, wohlgefälligen, vollkommenen Willen Gottes. Das ist eine fortgesetzte Geistesarbeit. Erwäge und bewege jedes dir noch so bekannte Gotteswort, denke noch reiflicher darüber nach, gehe damit auf die Knie, frage den Herrn, bitte Ihn selbst um Licht, so wirst du Gnaden und Seligkeiten genießen, von denen diejenigen keine Ahnung haben, die nur so leichthin die Bibel lesen. Die Prüfungsgabe hängt also mit der fortschreitenden Erneuerung aufs engste zusammen; wer sich durch des Heiligen Geistes Gnadenmacht umgestalten lässt in Jesu Bild, wer dem Heiland immer ähnlicher wird, der kann Gott verstehen. Darum ist Ihm auch Sein Wort teurer als im Anfang.

Quelle: Hauser, Markus - Hoffnungsblicke

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