Hauser, Markus - 62. Andachten zum 1. Johannesbrief

Hauser, Markus - 62. Andachten zum 1. Johannesbrief

1. Joh. 1,3

Unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit Seinem Sohne Jesu Christo,

Das Gemeinschaftsleben mit Christo ist ein Glaubensleben. Durch den Glauben kommen wir in dies köstliche Verhältnis hinein, und durch den Glauben bleiben wir darin. Was durch den Glauben erlangt wurde, das muss auch durch den Glauben erhalten, gepflegt und gefördert werden. Nur dann kann sich Jesus einer Seele immerfort schenken, wenn sie beständig und innig an Ihm hängt, und wenn sie alle anderen Verlockungen fortwährend abweist. Wir müssen aus Ihm heraus für Ihn leben und jede Störung dieses Verhältnisses sorgfältig vermeiden. Wer der Sünde in sich Raum gibt, der hat schnell viel verloren. In der Gemeinschaft Christi aber gehen wir von Sieg zu Sieg und gewinnen um so mehr, je sorgfältiger wir sie pflegen. Bist du schon eingetreten in die Gemeinschaft Christi? Pflegst du diese Gemeinschaft? Wenn ja, möchte ich dich darauf aufmerksam machen, dass es wertvoll ist, Erfahrungen zu sammeln in der Gemeinschaft mit Christus. Beim Lesen der Heiligen Schrift blicke stets hinein in Gottes Herz, beachte, wie nahe Er den Seinen tritt, und wie herzlich und innig Er verkehrt mit denen, die an Ihn glauben. Unser Vertrauen zum Herrn wird sehr gestärkt, wenn wir durch Seine Reden und Taten in Sein Herz blicken. Hab auch ein Auge und ein Ohr für das, was Jesus gegenwärtig tut auf Erden. Sammle die Erfahrungen anderer, das gibt dir Stoff zum Lobe Gottes und stärkt dich in allen Schwierigkeiten des Lebens. Sodann ist es gut, auch aus dem eigenen Leben die seligen Erfahrungen der Hilfe und der Gnade des Herrn zu überblicken. Das führt uns Ihm näher.

1. Joh. 1,5

Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in Ihm.

Willst du jenseits des Grabes an einen seligen Ort kommen, so musst du dich erst für Gott entschieden haben; wer nicht zu Ihm geht, kann nicht selig werden, denn nur bei Ihm ist Seligkeit. Nun ist aber das die Botschaft Gottes an uns: „Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in Ihm!“ Hassest du das Licht, die Reinheit und Heiligkeit Gottes, wandelst du in der Finsternis, ist dein Herz, dein Denken, Wollen und Tun unrein, fleischlich, selbstsüchtig, so hassest du auch Gott! Wie solltest du mit solcher Gesinnung, mit einer so verderbten und verkehrten Seele selig werden können? Auch dort gesellt sich Gleiches zu Gleichem. Finsternisnaturen kommen ins Reich der Finsternis, der Fürst der Finsternis zieht sie an sich. Lichtesnaturen aber gelangen ins Land des Lichtes; Gott, der Urquell des Lichtes, zieht sie an und nimmt sie bei sich auf. Die Sünde ist die Finsternis. Welche Sünde ist deine Grundsünde, diejenige, welche zu vielen anderen Anlass gibt, dich treibt, bindet, fesselt? Welches ist deine Sünde, deine eigene Finsternis? Zorn? Neid? Gleichgültigkeit? Wollust? Weltliebe? Trunksucht? Womit bist du gebunden? Mit welchem Strick sucht der Teufel dich, gerade dich hinunterzuziehen in die Finsternistiefe? Weiche diesen Fragen nicht aus, finde es nicht langweilig, über solche Dinge nachzudenken. Die Sache ist ernst und wichtig und dreht sich um deine eigene Person! Die Sünde ist der Leute Verderben. Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht. Lass dich mit dem Blute Jesu reinigen von deinen Sünden. Sonst hast du keine Kraft gegen Sünde und Finsternis.

1. Joh. 1,7

Das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde.

Es gibt für uns, die wir uns auf dem Wege der Ewigkeit bewegen dürfen und bald vor den Richterstuhl Christi gestellt werden, eine Reinigung von den Sünden. Dank sei dem Herrn! Ungewiss ist die Stunde unseres sicheren Todes. Heute noch kannst du vor dem Angesicht dessen erscheinen müssen, der Augen hat wie Feuerflammen, der dich darum durch und durch kennt. „Eure Sünden scheiden euch von eurem Gott!“ Jes. 59. Die Sünde trennt vom Licht, denn sie ist Finsternis. Sie macht deine Seele und deinen Nervenleib finster. So musst du als eine schauerliche, finstere Gestalt vor den Gott des Lichtes treten. Dann wirst du auf dein Gewand blicken, auf deine hässliche Erscheinung, auf deine greifbar gewordene Sünde -, kannst du dir's denken, was dann geschehen wird? - Der Mensch ist sein eigener Verräter. Seine in Finsternis, in Sünde eingehüllte Seele zeigt alles an, was er getan hat bei Leibesleben. Ohne die Reinigung von den Sünden kannst du nicht ruhig und getrost dem Tode und dem Richterstuhl Christi entgegensehen. Und ohne die Reinigung von deinen Sünden kannst du in den Tagen deines Erdenlebens nicht glücklich sein. Du kannst dich wohl lustig machen, von einem sinnlichen Vergnügen zum anderen jagen, kannst lachen und scherzen, aber glücklich sein kannst du nicht. Hast du noch Dinge, die dir ein Bedürfnis sind, obschon du weißt, dass du dich damit gegen deinen Gott versündigst? O lass dich heilen durch das Blut Jesu Christi! Glaube an die Kraft dieses Blutes; auch dich reinigt es.

1. Joh. 2,1

Meine Kindlein, dieses schreibe ich euch, damit ihr nicht sündiget,

Die herzinnige Anrede: Meine Kindlein! gilt allen, die sich aus der Welt herausretten ließen. Sie müssen nicht sündigen. Sie müssen nicht, weil sie keine Gebundenen der Sünde mehr sind. Die Weltleute müssen sündigen, denn die Sünde übt einen Zwang aus - Kinder Gottes wollen nicht sündigen. Gottes Liebe hat das in ihnen bewirkt Sie wollen nicht mehr fleischlich, sinnlich, wollüstig sein, nicht mehr irdisch, habsüchtig, geizig, auch nicht mehr stolz, hochmütig und empfindlich sein Da hat Jesu Blutskraft einen großen Sieg errungen, ihren Willen umgebildet und geheiligt. - Kinder Gottes dürfen nicht sündigen. Der Herr spricht zu ihnen: „Ihr sollt heilig sein, denn Ich bin heilig.“ Lieber Leser, denke stets daran, dass Jesus und die Seinen im Himmel auf dich zählen und dass du ihnen eine große Freude bereitest, wenn du rein und unbefleckt bleibst. „Ich darf nicht sündigen!“ Schon das schüft in vielen Fällen. - Kinder Gottes können nicht sündigen. Wirklich? Weltkinder müssen sündigen, denn sie liegen im argen, sie sind los von Gott, sind ,Fleisch“; Gotteskinder können nicht willentlich, absichtlich sündigen, denn sie sind aus Gott geboren; die neue Natur ist in ihnen, die Liebe Gottes ist ausgegossen in ihre Herzen. „Er kann nicht sündigen“, ist wohl das sicherste, schlagendste, stärkste Kennzeichen der Wiedergeburt. Dass damit nicht gesagt sein soll, der Christ sei der Möglichkeit des Fallens entrückt, liegt auf der Hand, denn der Apostel fügt gleich hinzu: „Und ob jemand sündigt.“ Das aber liegt in diesem Ausspruch, dass Kindlein nicht mit Willen in Sünde leben können Sie können in gar keiner Weise mehr mit dem Bösen liebäugeln.

1. Joh. 2,4

Wer sagt, dass er Ihn kenne, und hält Seine Gebote nicht, der ist ein Lügner.

Jesu Worte sind Geist und Leben. Wir haben sie erkannt, wenn sie in uns Geist und Leben geworden sind. Jedes gesunde Wachstum hängt davon ab. Du glaubst an die Vergebung der Sünden, aber du erkennst diese kostbare Wahrheit doch erst, wenn Jesu Blut dich tatsächlich gereinigt hat, also, dass nichts dich mehr von Jesus scheidet. Wer den Heiland als Sündentilger im Glauben angenommen hat, ist frei von Schuld und Macht der Sünde. Du hast also in diesem Stück den Herrn nur so weit erkannt, als du jetzt in Wahrheit frei und rein bist. Du glaubst, dass Jesus Haupt und Herr seiner Gemeinde ist, ein Glied an seinem Leibe aber bist du erst dann, wenn diese Wahrheit in dir lebt. Du glaubst an Gott den Heiligen Geist, erkannt hast du Ihn, wenn Er hat Besitz von dir nehmen und die Liebe Gottes in dein Herz hat ausgießen können. Das Erfülltwerden mit Heiligem Geist bedeutet auch: ihn erkennen. Der Glaube aber ist vorangegangen. Petrus bekennt: Wir haben geglaubt und erkannt, dass du bist Christus, der Sohn Gottes. Wer Jesus erkannt hat, besitzt das ewige Leben. Gott erkennen heißt in Gott leben. Ihn im Herzen wohnend haben. Das Erkennen ist also ein Sich-begegnen zum Leben, ein Durchschauen und Aufnehmen, ein In-uns-lebendig-werden der freimachenden Wahrheit. O begegne deinem Gott und Heiland in sehnsuchtsvoller Liebe, Er offenbart sich dir als Herr, als Seligmacher und Heiland, als Hohepriester und König. O wie köstlich ist das: Ihn erkennen, von Ihm erkannt sein, mit Ihm leben, Ihn in uns lebend haben und Seinen Willen erforschen.

1. Joh. 2,15

Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Welt ist.

Es liegt so nahe, die „Welt“, und was in der „Welt“ ist, lieb zu haben. Der Unglaube findet es geradezu unnatürlich, eine andere Stellung einnehmen zu wollen. Schwer ist das ja auch, wir sehen dies täglich an uns und an andern, aber wir können nicht zwei Herren dienen und auch nicht zwei Welten suchen. Dieser Welt Fürst ist nun einmal der Teufel. Ihm aber haben wir entsagt, weil Christus uns durch Sein Blut aus der Gewalt Satans erlöst hat. Wohl müssen wir in der Welt leben, aber lieben müssen wir sie nicht. Denn wir sind hier nur noch Fremdlinge, Gäste und Pilgrime. Mag der Weltmensch hierüber spotten, wir kennen unsere Stellung. „Wenn jemand die Welt lieb hat, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.“ Wer Gott liebt, der liebt die „Welt“ nicht; und wer diese „Welt“ lieb hat, in dem ist die Liebe des Vaters im Himmel nicht. Das macht diese Sache sehr ernst! Wir wissen nun, warum so viele nicht in der Liebe Gottes stehen, sie können Ihn unmöglich lieben, weil sie die Weltart lieb haben. Ein eifriger Gott ist unser Gott. Deine Liebe will Er ganz, und nicht geteilt, für sich allein haben. Siehe und erkenne, bereue und beweine deine Torheit. Entweder gibst du nun die Weltliebe völlig auf, oder wenn du es nicht tust, gibst du Gott auf! Wie immer auch die verbotene Liebe bei dir sich äußern mag, als Liebe zum Genuss, als Habgier, als Eitelkeit, als Weltfreundschaft, o, gib sie in den Tod, oder sie stürzt dich ins ewige Elend, weil sie dich von Gott trennt. Jesus hat die „Welt“ nicht lieb gehabt, und wir wollen Ihm ähnlich werden.

1. Joh. 3,1

Sehet, welche Liebe hat uns der Vater erzeiget, dass wir Gottes Kinder sollen heißen.

Es ist ein großer Gedanke: Der Gott Himmels und der Erde, der Gott, der alle Macht und Gewalt in Seiner Hand hat, der ist mein Vater. Gott ist zu fürchten in Seinem Tun und Walten. Er schafft Wetterstrahlen, sendet Schloßen und Hagel, rührt die Erde an, und siehe, sie wanket und bebt! Alle Menschen sind Staub vor dem großen Gott. Aber gerade in Ungewittern, bei nahen Gefahren, bei ausbrechenden Seuchen, gerade in Fällen, wo vieler Herzen erzittern, ist das Bewusstsein überaus tröstlich: Ich bin völlig in den Händen des allmächtigen Gottes, in den Händen Dessen, der alles erschaffen und auch alles leitet, ordnet, durchdringt. Und dieser Gott ist mir nicht nur ein Gott der Gnaden, Er ist mein lieber, teurer Vater! Sein Auge ruht auf mir, auf mein Heil und Wohl ist Er bedacht. Ja, es ist in der Tat eine selige Sache, unter der Gnadenhand des himmlischen Vaters zu leben und es freudig zu glauben: Ohne Seinen Willen kann kein Haar von meinem Haupte fallen. Selig ist, wer den herrlichen Gott „Vater“ nennen darf; alle Dinge müssen ihm zum Besten dienen. Einen Zufall gibt es für solche Leute nicht, der Allwissende und Allweise lenkt ihr Leben. Es ist ein unendliches Glück, ein Kind Gottes zu sein und als ein Kind sich Seiner zu freuen, alles in Seine Hand legen und alles aus dieser Hand nehmen zu dürfen. Vor Ihm und mit Ihm zu wandeln, unter Gott zu stehen, Seiner väterlichen Leitung gewiss zu sein, welch eine Seligkeit im Erdenleben! Gottes Kinder sind ein fröhliches Volk.

1. Joh. 3,2

Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden.

Gott hat ein hohes Ziel mit uns. Er will: 1. dass ein jeder, der den Ruf zur Buße und zur Teilnahme an dem Heil in Christus vernimmt, sich bekehre, ein Eigentum Jesu und ein Kind Gottes werde. Fröhliche, selige Glieder Christi und lebendige Tempel Gottes sollen wir sein. 2. will Er, dass die Glieder Christi eins seien untereinander, ein heiliges Volk dem heiligen Herrn, ein Haus Gottes, in dem der Herr Seine Gaben austeilen kann. 3. dass der Herr eine Gemeinde von Priestern und von Mitarbeitern Gottes habe. Der König Jesus Christus will ein Rettungsheer auf Erden haben, eine geisterfüllte Zeugenschar. Blicken wir hinaus in die Zukunft und fragen nach dem Ziele Gottes mit uns, so entfalten sich da herrliche Dinge vor unsern Augen. Auferstehungsherrlichkeit will der Herr den Seinen verleihen. Aus dem Todesleibe soll durch Gottes Macht ein unsterblicher Leib erstehen, dem sinnlichen soll ein Geistleib folgen. Christi Glieder erlangen neue, herrliche, dem Seinigen ähnliche Auferstehungsleiber. Nur wenn Jesus in uns sich hat verherrlichen können, kann Er solche Herrlichkeitsleiber uns schenken; der Leib, der in die Erde gelegt wird, muss bewohnt gewesen sein von einer reinen Seele. Das Schauen Gottes setzt Verklärung in Sein Bild voraus und ist das denkbar höchste Ziel, dem Jesus seine Jünger entgegenführt. Das ist Gottes Ziel mit uns. Wer diesen seligen Willen Gottes erkannt und erfasst hat, der ehre Ihn durch entschiedene Glaubensschritte. Die ganze Gottesfülle ist uns erschlossen im Sohne. Durch Ihn führt uns Gott zum Ziel, zur Herrlichkeit.

1. Joh. 3,9

Er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist.

Warum kann er nicht sündigen? Weil er aus Gott geboren ist! Die Sünde ist seiner neuen Natur zuwider. Er kann nicht hassen, er muss lieben, er kann nicht murren und klagen, er muss loben und danken, er kann nicht zweifeln und misstrauisch sein, er muss glauben und vertrauen; weil er ein Kind Gottes ist, darum ist bei ihm alles neu geworden. Wer aus Gott geboren ist, der kann nicht fluchen, er muss segnen; er kann nicht im Wirtshaus bei den Spöttern sein, der Herr erfreut ihn in Seinem Bethause; er kann nicht rennen und jagen nach gottwidrigen Dingen dieser Erde, er muss trachten nach dem, das droben ist. Und wenn ein Wiedergeborener strauchelt oder fällt, so zeigt es sich gerade da, dass er einer höheren Welt angehört; er kann nicht liegenbleiben, er kann unmöglich in der Sünde verharren; er hat keine Ruhe, bis er wieder in Jesus Ruhe gefunden hat. Je öfter ein Kind einen Fehler überwindet, desto kräftiger wird die neue Natur. Heiligung ist Sieg über die Sünde. Mit zunehmendem Alter in Christus sollte das „Er kann nicht sündigen!“ immer stärker hervortreten. Die heiligende Gnade ist die Kraft wider das ungöttliche Wesen, und diese Kraft strömt denen zu, welche sie gebrauchen. Sage an, lieber Jünger des Herrn, wieviel hast du schon hiervon selbst erfahren? Wer mit Werken umgeht, kann nicht von Gnade leben, wer aber auf den Herrn vertraut, der wird reines Herzens werden. Dieser Gnadenstand bringt köstliche Erquickungen. Wir müssen der Sünde entwöhnt werden, in ihr und durch sie kein Glück mehr suchen; was uns beseligt, strömt nur von Gott uns zu.

1. Joh. 4,16

Gott ist die Liebe.

Gott ist die Liebe. Wer in Ihm bleibt, wird mehr und mehr von Seiner Liebe erfüllt. Er wurzelt in der Liebe Gottes und kann Gott lieben über alles und seinen Nächsten lieben wie sich selbst. Je länger jemand ununterbrochen mit Gott gewandelt hat, desto gottähnlicher ist er geworden. Der Umgang mit Gott erhöht und verklärt in Sein Bild und Wesen. Da mehrt sich der Friede. Jesus ist unser Friede. Wer nun stets mit Ihm wandelt, genießt Ihn stets. Sein Friede kann deshalb nicht ab-, wohl aber zunehmen. Frieden haben heißt eins sein mit Gott, erfüllt sein von seinem Gott, geborgen sein in Ihm. - Es mehrt sich auch die Kraft. „Mein Gott ist meine Stärke“ rühmt jeder, der mit Gott wandelt. Er kann nicht unterliegen, weil er mit Gott ist, vielmehr weil Gott mit ihm ist. Ohne den Herrn vermag er nichts, aber im Bunde mit dem Allmächtigen alles. - Und es mehrt sich auch das Bewusstsein der Nähe, der Gegenwart Gottes. In dieser Stellung bedarf man keiner Beweise für Seine Allgegenwart, der Herr beweist es selbst. Wandle nur mit deinem Gott, wandle stets mit Ihm, so wirst du unerhörte Erfahrungen machen, dass du nur danken und loben kannst. Nicht nur in Sturmesnot, auch wenn sie „unter Lilien weiden“, ist es der Kinder Gottes größte Freude, sagen zu dürfen: Ich bin in des Herrn Hand; Er offenbart sich mir auf allerlei Weise. Und wie sich ein reines Herz nach dem Schauen Gottes sehnt, so sehnt sich Gott noch viel mehr danach, endlich Seinen Liebling in der ewigen Heimat zu begrüßen.

1. Joh. 4,16

Wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.

Wir bleiben in Gott, wenn wir in der Liebe bleiben, mit der uns Gott geliebt hat. Hier ist der Lebensborn, die immer frisch sprudelnde Quelle, hier ist das Geheimnis der Kraft aller Überwinder. Blickt auf den Gekreuzigten, und es wird euch klar, dass die Liebe Gottes die alles umgestaltende Lebensmacht ist. Der Vater war in Ihm, Er blieb im Vater, und jedermann verspürte eine gewaltige Kraft. Was die Apostel und die ersten Christen gelitten und gewirkt, durchgekämpft und ausgerichtet haben, das taten sie alles vermöge der Macht der Liebe, mit der sie sich von Gott in Christo geliebt wussten. Es wäre eine sehr bedenkliche Sache, wenn von dem einen oder andern von uns gesagt werden müsste: Es ist kein Leben in ihm! Lasset uns in der Liebe bleiben, so wird Gottes Leben in uns bleiben. Gereizt, mürrisch, unzufrieden sind wir in unserer Arbeit, wenn uns diese Lebensmacht abgeht. Dann aber ist unser Dienst befleckt. Solange die Liebe Gottes als ein normales Leben in uns ist, wird sich niemand mit Recht über uns beklagen können. Die Elenden haben Gewinn davon, wenn diese Lebensmacht unser Herz bewegt. Alles geht leichter, wo unser Dienst in der Liebe geschieht. Ja, wir können wohltun, denn uns durchströmt das göttliche Leben der ewigen Liebe. Bleiben wir nicht in Gott, so bleibt diese Lebensmacht nicht in uns. Dann zerfallen wir mit unseren Freunden, zerfallen mit dem Werke, an dem wir stehen. Das ist ein höchst trauriger Zustand! Wirf dich darum nieder vor dem, der Herz und Nieren prüft, wenn du leer bist an Liebe, lass dich unter Jesu Kreuz wieder erfüllen mit ihr. Dann wirst du wieder aufleben und mit Freudigkeit deinem Herrn dienen.

1. Joh. 5,1

Jeder, der den liebt, der ihn geboren hat, liebt auch den, der vom Ihm geboren ist.

Wer aus Gott ist, der liebt Gott und liebt alle, die auch aus Gott sind. Die Kindschaft und Wesensverwandtschaft ist eine Grundlage der gegenseitigen Liebe. Die Liebe, die jedes einzelne Herz mit dem Herzen Gottes verbindet, verbindet diese Herzen auch untereinander. Liebe ist das Wesen, die Natur Gottes. Wer Ihn in Seinem Wesen erkannt und erfasst hat, der ist Ihm in der Liebe ähnlich geworden, er liebt deshalb die Brüder, er liebt sie in der Liebe, womit Er von Gott geliebt ist. Das Gleichgesinntsein ist ein zweiter Grund der Bruderliebe, die Gesinnung Christi soll die Gesinnung Seiner Jünger sein. Und dies verbindet die Herzen. Es hält nicht schwer, den zu lieben, in dem wir unsere Gesinnung wahrnehmen. Christi Jünger und Brüder sind desselben Geistes teilhaftig geworden. Der Heilige Geist ist ihnen gegeben, und dieser Geist gießt in alle Herzen dieselbe Liebe Gottes aus. Die Geistesverwandtschaft geht tiefer und ist von größerer Tragweite als die Blutsverwandtschaft. Alle, die aus Gott geboren sind, sind von dem Gefühl der Zusammengehörigkeit durchdrungen. Sie sind Kinder Eines Vaters. Der Vater liebt jedes einzelne Seiner Kinder vollkommen. Jedes hat Anspruch an den Vater und soll Ihn völlig lieben. Auch haben wir vom Herrn und Seinen Aposteln das Gebot der Liebe. Sie haben uns vorgelebt und gezeigt, was es ist um die Liebe. Sie ist die Grundlage der Seligkeit, ohne Liebe untereinander ist der Himmel undenkbar. Je reiner und vollkommener die Bruderliebe ist, desto zubereiteter sind wir für die Gottesstadt.

1. Joh. 5,4

Das ist der Sieg, der die Welt überwunden hat, unser Glaube.

Unaussprechlich wohl wird es Pilgern Gottes, ein Mittel zu kennen, um über die „Welt“ den Sieg davontragen zu können. Der Glaube an Jesum Christum überwindet und besiegt die „Welt“. Warum denn? Der Glaube ist die Verbindung mit dem Herrn. Wer da glaubt, der will es mit Gott halten, er geht willig auf das ein, was Gott ist. Nicht Abneigung, Zuneigung findet sich hier. Der an den Herrn Gläubige lässt sich in die Lebensgebiete der ewigen Liebe hineinziehen, er widerstrebt der Macht Gottes nicht, ja, er sucht und begehrt die Gemeinschaft mit dem Herrn, er will Eins sein mit Ihm. Darum sitzt der Jünger dem Meister zu Füßen, lässt sich lehren und in alle Wahrheit leiten, nimmt begierig und dankbar alles an, was Er ihm sagt. Der Herr wird also mächtig in Seinen Gläubigen. Zuerst und zunächst wird die Welt in ihnen besiegt, und in dem Maße dies geschehen ist, überwinden sie um sich her die „Welt“. Giftige Dinge können nicht in Herz und Wesen eindringen, wenn der Glaube darin regiert. Überwinden wir um uns her die Welt! Wir tun das, indem wir ganz und gar eingehen auf Gottes Willen, Rat und Weg, uns in allen Stücken, auf allen Gebieten, zu jeder Zeit und unter allen Umständen als Gläubige, als Gottverbundene bewähren. Die Welt zu unseren Füßen und über uns der Himmel offen! - das sei aller Feldgeschrei und Siegesruf. Wir wollen auf das ganze Wort eingehen und das ganze Wort in uns Geist und Leben werden lassen. Weltüberwinder durch den Glauben an Jesus dürfen wir sein von Tag zu Tag.

1. Joh. 5,4

Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt.

Wessen Herz noch von Weltliebe und Weltlust beherrscht ist, der ist nicht wiedergeboren. Der Zug zum Fleische, die herrschende Sinnlichkeit, das Sichverlieren im Irdischen, in dem, was vergeht, ist Charakter des natürlichen Menschen. Ein Aufschrei der Seele zu Gott kann sich da wohl vorfinden, aber im übrigen ist der natürliche Mensch gebunden, die gegenwärtige Welt hält ihn fest, er ist irdisch und sinnlich. So wenig ein Gefesselter sich frei bewegen kann, so wenig kann eine unbekehrte Seele sich in das Himmlische aufschwingen. Ebensowenig sind diejenigen wiedergeboren, welche die Zucht hassen. Selbstsucht und Härte des Herzens, Eigensinn und Starrsinn kennzeichnen den Charakter des natürlichen Menschen. Wer sich nicht belehren und nicht zurechtweisen lässt, wer durch sein Wesen beweist, dass er keine göttliche Autorität anerkennt, der ist wider Gott. Wer sich immer noch eine Hintertüre offen behält, wer sich nicht ganz dem Herrn hingibt, die Welt und Gott liebhaben will, noch irgendeine Lieblingssünde hat, von der er nicht zu lassen bereit ist, wer sich so stellt, dass er heute oder morgen wieder zur „Welt“ zurückkehren kann, der ist nicht wiedergeboren. „Er steckt vielmehr noch in seinem verkehrten, verlorenen Zustande. Er mag seine Mängel und Gebrechen, seine Fehler und Missetaten zwar zugeben, geht aber leicht darüber hinweg. Wer nicht in tiefer Reue Schmerz empfindet und herzlich um Vergebung bittet, nicht den ernsten Willen hat, solches nicht mehr zu tun, der ist nicht wiedergeboren. Wer ein Wiedergeborener ist, überwindet die „Welt“.

1. Joh. 5,19

Die ganze Welt liegt im argen.

Das wäre ein Schrecken: wenn du einen Schnellzug mit fünfhundert Personen in die Tiefe stürzen sähest, wärest du vor Entsetzen wie angewurzelt. Es ist nicht weniger schrecklich, dass so viele unbekümmert um ihr Heil „dahinfahren“. Wir sehen die Gefahren der unbußfertigen Sünder. Die Liebe dringet uns - es ist die Liebe Christi - ihnen zu sagen, wie schlimm es um sie steht. Wer seine Seele, sein Leben zur Rettung der Verlorenen einsetzt, wer ernstlich fleht um ihre Bekehrung, der kämpft zugleich gegen den Argen. Aber selig der, dem die Rettung der Sünder am Herzen liegt, dem der Sieg Christi gewiss ist. An Seiner Seite kannst auch du beharrlich kämpfen und siegen. Wohl dem, den die Heiligung der Gläubigen nicht weniger beschäftigt als die Evangelisierung der Massen. O setze nur alle Hebel des Glaubens in Bewegung, den Gläubigen aufzuhelfen, viele seufzen nach Kraft aus der Höhe. Diene ihnen mit der Gabe, die du empfangen hast; es ist Seligkeit, zu flehen um den Heiligen Geist; und wer bittet, der empfängt. Bei allem Trauern darfst du selig sein, erst recht, wenn das Kommen des Herrn dein Herzensanliegen geworden. Aber findet Er Glauben bei dir, zielt dein Flehen und dein Wirken hin auf dein Kommen? Du bist vielleicht über Sein langes Ausbleiben traurig; aber deine Traurigkeit soll in Freude verkehrt werden. Die Gnade hat den Stand geschaffen, in welchem du heute sein darfst. Dass Jesus das Zentrum deines innersten Lebens bildet, ist Seine Tat und dein Heil. Er hat dich dem Argen entrissen, auf dass du ewig Sein Eigentum seiest. Ihm sei Preis!

Quelle: Hauser, Markus - Hoffnungsblicke

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