Gerok, Karl - Der Heimat zu! - 17. Trinitatis.

Gerok, Karl - Der Heimat zu! - 17. Trinitatis.

1887.

(Luk. 14,1-11.)
(1) Und es begab sich, dass er kam in ein Haus eines Obersten der Pharisäer auf einen Sabbat, das Brot zu essen; und sie hielten auf ihn. (2) Und siehe, da war ein Mensch vor ihm, der war wassersüchtig. (3) Und Jesus antwortete und sagte zu den Schriftgelehrten und Pharisäern und sprach: Ist's auch recht, auf den Sabbat heilen? (4) Sie aber schwiegen stille. Und er griff ihn an und heilte ihn und ließ ihn gehen. (5) Und antwortete und sprach zu ihnen: Welcher ist unter euch, dem sein Ochse oder Esel in den Brunnen fällt, und er nicht alsbald ihn herauszeucht am Sabbattage? (6) Und sie konnten ihm darauf nicht wieder Antwort geben. (7) Er sagte aber ein Gleichnis zu den Gästen, da er merkte, wie sie erwählten, obenan zu sitzen, und sprach zu ihnen: (8) Wenn du von jemand geladen wirst zur Hochzeit, so setze dich nicht obenan, dass nicht etwa ein Vornehmerer denn du von ihm geladen sei, (9) Und dann komme, der dich und ihn geladen hat, und spreche zu dir: Weiche diesem! und du müssest dann mit Scham untenan sitzen. (10) Sondern wenn du geladen wirst, so gehe hin und sehe dich untenan, auf dass, wenn da kommt, der dich geladen hat, er spreche zu dir: Freund, rücke hinauf! Dann wirst du Ehre haben vor denen, die mit dir zu Tische sitzen. (11) Denn wer sich selbst erhöht, der soll erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der soll erhöht werden.

In andrer Umgebung als gewöhnlich treffen wir heute den Herrn. Er, der sonst gern mit Zöllnern und Sündern aß, sitzt heut an eines Pharisäers Tisch. Er, den wir sonst meist umlagert sehen von den Ärmsten und Geringsten im Volk, bewegt sich diesmal in gebildeter Gesellschaft von Schriftgelehrten und Obersten des Volks.

Und wie benimmt sich in solcher Umgebung der Zimmermannssohn von Nazareth? Fühlt er sich etwa gedrückt und verlegen in dieser gebildeten Gesellschaft? Bewegt er sich schüchtern und kleinlaut unter so hochgestellten Leuten? Oder tritt er etwa grob und plump, formlos und unhöflich auf, um diesen Leuten zu zeigen: eure Formen und Sitten kümmern mich nicht? um sie seine geistliche Überlegenheit recht empfindlich fühlen zu lassen?

Keines von Beiden. Schlicht und einfach und doch voll ungesuchter Würde, voll heiligen Ernstes und doch mit gewinnender Leutseligkeit bewegt er sich in dieser fremdartigen Umgebung, in dieser gebildeten Gesellschaft, der er sich vollkommen gewachsen, ja der er sich weit überlegen zeigt in allem, was er sagt und tut. Das ist die rechte Bildung, nicht die oberflächliche der Form und des Scheines, sondern die innerliche des Geistes und Herzens.

Man meint oft, Bildung und Christentum vertragen sich nicht miteinander. Es gibt eine unchristliche Bildung, die hochmütig herabsieht auf das Christentum, als wäre es eine Sache für die niederen Klassen, für das ungebildete Volk. Und es gibt ein ungebildetes und bildungsfeindliches Christentum, dabei man wähnt, ein frommer Christ müsse möglichst formlos und schroff sich der Welt gegenüberstellen, um zu zeigen, dass er nicht von dieser Welt sei. Beides widerlegt der Heiland an des Pharisäers Tisch. Lasst uns ihm näher treten und betrachten: Jesus an des Pharisäers Tisch oder die wahre Bildung gegenüber der falschen. Drei Hauptunterschiede treten uns da vor Augen:

  1. Die falsche Bildung ist nur äußerlich, die wahre ist innerlich.
  2. Die falsche Bildung ist hochmütig, die wahre ist bescheiden.
  3. Die falsche Bildung ist lieblos, die wahre ist menschenfreundlich.

Kehr, o Jesu bei uns ein, komm in unsre Mitte,
Wollest unser Lehrer sein, hör' der Sehnsucht Bitte,
Deines Wortes stille Kraft, sie die neue Menschen schafft,
Bilde Herz und Sitte! Amen.

Jesus an des Pharisäers Tisch seht da die wahre Bildung gegenüber der falschen. Seht vor allem

1) Die falsche Bildung ist nur äußerlich, die wahre ist innerlich.

Äußerlich ging es ja wohl anständig, höflich, gebildet her bei jener Tischgesellschaft im Hause des Obersten der Pharisäer.

Dass der hochgestellte Mann Jesum zu Tisch bittet, ist ja recht höflich, dass er ihm weitere Gäste einlädt, damit tut er ihm eine Ehre an. Dass auch ein armer Kranker sich dabei zeigen darf, sieht wie eine Gefälligkeit gegen den bekannten Armenfreund aus. Auch die Tischgesellschaft beobachtet Jesu gegenüber alle Formen der Artigkeit.

Man lässt dem Gaste das Wort über Tisch, man hört seiner Rede aufmerksam zu, man hütet sich, ihm zu widersprechen und schweigt, wo man mit ihm nicht einverstanden ist. Und doch - was steckt hinter all diesen höflichen Formen? „Sie hielten auf ihn!“ d. h. sie passten ihm auf. Damit fällt die ganze Schminke ab von dieser übertünchten Höflichkeit. Also diese Einladung Jesu ist nur eine Falle, die man ihm stellt. Also dieser arme Kranke ist nur ein Werkzeug, Jesum in Versuchung zu führen. Also diese Tischgenossen sind nur Aufpasser für den verhassten Gast. Also ihr artiges Zuhören ist nur ein böswilliges Aufhorchen und ihr höfliches Schweigen ist nur ein heimliches Aufnotieren dessen, was man später gegen ihn vorbringen will. Also dieses ganze Gastmahl am Tag des Herrn, vom Tischgebt bis zum Segenswunsch nach aufgehobener Tafel, es ist eine Komödie, in welcher der Gast die Hauptrolle spielen soll den anderen zum heimlichen Genuss.

Soweit kann's kommen unter dem Schein des geselligen Anstands und unter den Formen der äußeren Bildung.

Der äußere Anstand hat ja auch sein Recht und die Form ist nicht gleichgültig im geselligen Verkehr. Auch der Apostel mahnt: „Fleißigt euch der Ehrbarkeit gegen jedermann“ - und was lieblich ist und wohl lautet, dem trachtet nach. Auch eine christliche Jugend soll zu edler Sitte erzogen werden, soll sich schicklich bewegen lernen in der Gesellschaft, beim Kommen und Gehen, beim Sitzen und Stehen, beim Reden und Schweigen, soll gebildet werden für den Verkehr mit Höhergestellten wie mit ihresgleichen.

Aber wie armselig ist doch diese Bildung, wenn sie in nichts besteht, als in äußeren Formen, in gewandten Bewegungen des Körpers und höflichen Redensarten des Mundes, hinter denen nichts steckt als ein hohler Kopf und ein leeres Herz.

Und wie verächtlich wird diese Bildung, wenn sie nur die Schminke ist, hinter der ein schlechtes Herz und eine niedrige Gesinnung sich versteckt, so dass sie zur Heuchelei und Lüge wird. Und wie ist unser ganzes Leben, zumal in dem, was man gebildete Kreise und feine Gesellschaft nennt, durchfressen von solch gesellschaftlicher Lüge, wenn man sich da „unendlich freut“, den zu sehen, der einem im Herzen unendlich gleichgültig oder entschieden widerwärtig ist; wenn man den seiner ausgezeichneten Hochachtung versichert, den man im Stillen herzlich geringschätzt; wenn man dem Freundschaft heuchelt, gegen den man insgeheim Ränke spinnt; ganz Ohr scheint, wo man in Wahrheit gar nicht aufmerkt; Beifall spendet, wo man sich gelangweilt fühlt; Zustimmung nickt, wo man im Herzen das Gegenteil denkt.

Dieser falschen, nur äußerlichen und oberflächlichen oder gar heuchlerischen und lügnerischen Bildung o wie ehrwürdig und liebenswürdig, wie siegreich und überlegen steht ihr die wahre Bildung gegenüber, die innerliche Bildung eines hellen und hohen Geistes, eines redlichen und wahrhaftigen Herzens.

Ein solch heller und hoher Geist, erhaben über die engherzigen Vorurteile der Pharisäer von Sabbatheiligung und Sabbatschändung, von Schriftwort und Schriftsinn; ein solch redliches, gerades und wahrhaftiges Herz, ohne Falsch und ohne Arg, ohne Menschenfurcht und Menschengefälligkeit - das ist es, was Jesus dort mitbringt an des Pharisäers Tisch, das ist es, was dem Zimmermannssohn von Nazareth ganz ungesucht das Übergewicht gibt über diese vornehmen Pharisäer und Schriftgelehrten. Mit diesem redlichen und wahrhaftigen Herzen bewegt er sich ungezwungen und unbefangen auch in einer ihm ungewohnten und unheimlichen Umgebung und bleibt sich selbst getreu in allem, was er sagt und tut. Mit diesem hellen und hohen Geist durchschaut er die bösen Absichten seiner Gegner, tritt ihren engherzigen Vorurteilen entgegen und widerlegt sie mühelos, leidenschaftslos, mit lächelndem Mund, mit kurzem, treffendem Wort, dass sie nichts zu entgegnen wissen, und beschämt schweigen müssen.

Das, meine Lieben, ist die wahre, die innerliche Bildung eines im Worte Gottes bewanderten, vom Geiste Gottes erleuchteten und in der Gnade Gottes befestigten Herzens. Mit solcher Geistes- und Herzensbildung hat schon manchmal ein schlichter Christ, der in weltlichen Bildungsfächern nur unvollkommen geschult, in äußeren Umgangsformen nur wenig bewandert war, sich den Vornehmen und Gebildeten ebenbürtig, ja überlegen gezeigt, hat ungesucht und ungekünstelt auch in einer Gesellschaft, die mit ihm meinte ihr Spiel treiben zu können, die rechte Haltung bewahrt, den rechten Ton gefunden, das rechte Wort getroffen, dass die Spötter schweigen und die Stolzen Respekt haben mussten, dass er als der wahrhaft Gebildete dasaß unter den geistesarmen und herzleeren Leuten von feiner Sitte und gutem Ton.

So, Herr, lass uns Christen werden,
Christen, die ein Licht der Welt,
Christen, die ein Salz der Erden,
Wie's dem Vater wohlgefällt.

Die falsche Bildung ist äußerlich, die wahre ist innerlich. Und

2) die falsche Bildung ist hochmütig, die wahre aber bescheiden.

Der Hochmut der Pharisäer ist ja zum Sprichwort geworden. Die Einbildung auf ihre Schriftgelehrsamkeit und Gesetzesgerechtigkeit, die Geringschätzung, mit der sie herabsahen auf Zöllner und Sünder, ihr Amtsstolz gegenüber dem Rabbi von Nazareth, dem sie es nicht verzeihen konnten, dass ihm das Volk zulief - diese unschönen Züge fallen uns ins Auge, so oft sie auftreten in der heiligen Geschichte.

Und selbst dort an des Pharisäers Tisch, wo sie unter sich sind, wie schmählich kommt ihre Eitelkeit und Einbildung, ihr Hochmut und Ehrgeiz zum Vorschein! „Jesus merkte, dass sie erwählten, obenan zu sitzen.“ Nicht, als hätten sie sich offen um die ersten Plätze am Tisch gestoßen und gestritten. Dazu waren sie doch zu gebildet. Aber jeder suchte es beim Eintreten schon darauf einzurichten, beim Gespräch vor dem Essen sich so zu stellen, um beim Niedersitzen dem anderen den Rang abzugewinnen, so dass Jesus Anlass nimmt, ihnen eine freundliche Lektion zu geben über die Bescheidenheit, die zur guten Lebensart gehört.

Also nicht einmal vor solch kleinlicher, ja kindischer Eitelkeit kann die falsche Bildung schützen.

Im Gegenteil, ein Hauptzug der falschen Bildung ist eben die Einbildung die Eitelkeit auf das, was man weiß und was man kann, die Sucht, sich hervorzudrängen und zu glänzen.

In wie vielerlei Formen zeigt sich dieser Hochmut einer halben Bildung!

Da ist der Standeshochmut, der sich gebärdet, als hätte man ein ganz anderes Blut in den Adern, als der gemeine Mann. Da ist der Beamtenstolz, der mit seinen Titeln und Würden, mit seiner Macht und Gewalt sich in die Brust wirft gegenüber den Geringeren. Da ist der Geldstolz, der auf seine volle Tasche schlägt, als wäre man ein besserer Mann, weil man der reichere ist. Da ist der Gelehrtenstolz, der vom hohen Katheder herabschaut auf die Ungelehrten, und eifersüchtig jeden Fachgenossen ansieht, von dem man fürchtet, er könnte einem den Rang ablaufen. Da ist der Künstlerstolz, der nach Lob unersättlich ist und dem Nebenbuhler sein Lorbeerblatt missgönnt. Da ist der Bildungsstolz, der mitleidig lächelt über die Einfalt der Väter. Da ist jegliche Art des Stolzes, vom Hochmut des Gottesleugners, der sich auf seinen Unglauben wer weiß was einbildet, bis zum Tugendstolz des Frommen, der um seiner guten Werke und seines gottseligen Wandels willen verächtlich herabsieht auf Zöllner und Sünder.

Und bei dem allem will man gebildet sein und hat keine Ahnung davon, dass die echte Bildung bescheiden ist und anspruchslos auftritt gegenüber von Gott und Menschen.

Da seht wieder unseren Herrn an am Tisch des Pharisäers. Er vergibt ja gewiss seiner Würde nichts und zeigt sich keineswegs unterwürfig oder kriechend; er redet den Leuten nicht nach dem Munde, sondern sagt ihnen unerschrocken die Wahrheit; er lässt sich durch ihre Gegenwart nicht einschüchtern, sondern tut auch in vornehmer Gesellschaft ruhig, was seines Amtes ist und wozu sein Herz ihn treibt.

Aber bei dem allem zeigt er von hochfahrendem Wesen, von Geizen nach eitler Ehre weder hier noch anderswo eine Spur, sondern geht still und anspruchslos seinen Weg als der, von dem es heißt: er nahm Knechtsgestalt an und von dem das Lied sagt:

Du wandeltest ertieft auf Erden
In Demut und in Knechtsgebärden,
Erhubst dich selbst in keinem Ding.

Lernet von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig. So spricht er auch zu uns.

Je kornreicher die Ähre, um so mehr neigt sie sich unter ihrem eigenen Gewicht; je reifer die Traube, um so tiefer senkt sie sich am Stock durch ihren edlen Gehalt. Und je mehr echten Gehalt, je mehr wahre Bildung ein Mensch hat, um so bescheidener wird er sein, um so weniger wird er aus sich selber machen.

Sollte er nach eitler Ehre geizen, da er doch als ein gebildeter Mann weiß, wie eitel diese Ehre ist, wie unzuverlässig der Menschen Lob, wie wertlos im Grund die Ehrenzeichen alle, nach denen die Halbgebildeten jagen?

Sollte er sich etwas einbilden auf sein Können und Wissen, da er doch als gebildeter Mann weiß, wie wenig er im Grund weiß, wie unermesslich das Gebiet menschlichen Forschens und Wissens, Arbeitens und Wirkens und wie klein das Stücklein Feld, das er etwa kennt und übersieht, bearbeitet und bebaut?

Sollte er sich hervordrängen vor anderen und ihnen ihren Platz neben sich oder über sich missgönnen, da er doch als ein gebildeter Mann weiß: jeder hat sein vom Herrn ihm verliehenes Pfund, jeder hat seinen von Gott ihm angewiesenen Platz und wer sich hindrängt, wo er nicht hingehört, der muss gefasst sein schon nach dem Lauf der Welt auf das beschämende Wort: weiche diesem! Wer aber anspruchslos seine Schuldigkeit tut, an den wird ungesucht und unerzwungen die Einladung kommen, sei es schon hier in seinem irdischen Wirkungskreis oder droben an den himmlischen Tischen: Freund, rücke hinauf! Darum

Hinab, mein Herz, hinab, so wird Gott in dir wohnen,
Die Demut lohnet er mit goldenen Himmelskronen,
Im Demutstale liegt des heilgen Geistes Gab,
wohl dem, der sie sucht; hinab, mein Herz, hinab!

Hinab auch zu den Brüdern in herablassender, teilnehmender, hilfreicher Liebe.

Auch das zeigt uns noch unser Heiland an des Pharisäers Tisch.

3) Die falsche Bildung ist lieblos, die wahre aber menschenfreundlich.

Wie kalt und steif, wie lieblos und herzlos ging es her dort am Tisch des Obersten der Pharisäer. Da ist nichts zu spüren von herzlicher Liebe; weder Liebe zu Jesu, dem himmlischen Gast, dem man lieblos auflauert; noch zu den Tischgenossen, denen man den Ehrenplatz missgönnt; noch Liebe zu dem armen Wassersüchtigen, den man nicht aus Mitleid, sondern nur aus Berechnung Jesu unter die Augen stellt. Liebe Freunde, weht nicht etwas von dieser kühlen, frostigen Luft, herrscht nicht etwas von diesem kalten, herzlosen Ton, wie dort im Saale des Obersten der Pharisäer, oft auch in unseren sogenannten gebildeten Kreisen?

Gibt es nicht sogenannte Gebildete, die es für ungebildet hielten, einer warmen Regung herzlicher Menschenliebe oder aufrichtiger Anerkennung oder innigen Mitleids Raum zu geben in ihrem Herzen oder Worte zu leihen in der Gesellschaft?

Gibt es nicht eine sogenannte Bildung, wo man abgeschlossen in seinen auserlesenen Kreisen, schwelgend in seinen geistigen Genüssen, sich selbst genügend mit seiner Kunst und Wissenschaft, kein Herz mehr hat für seine Mitmenschen, kein Auge für ihre Nöten, kein Ohr für ihre Klagen, keine Hand zu ihrer Hilfe; ja, wo man sich zu beflecken meinte durch eine unmittelbare Berührung mit einem armen, franken Unglücklichen, wie jene Pharisäer bei ihrer verkehrten Sabbatfeier; wo man den Jammer der Welt höchstens in Romanen oder Schauspielen sich gefallen lässt zur Vermehrung der Rührung, wie jenen Pharisäern der Wassersüchtige eine Rolle spielen musste in ihren Anschlägen gegen den Herrn!

O wie lieblich und wohltuend, gleich einem warmen Sonnenstrahl aus kalten Regenwolken leuchtet da Jesu herzliche Barmherzigkeit uns an! Wie freundlich und leutselig tritt er ein in diesen Kreis und verbreitet Segen um sich her mit Wort und Tat. Den Pharisäern, so wenig auch ihr Wesen ihn anmutet er gönnt ihnen seine freundliche Gegenwart, er lässt sich herab zu ihren engherzigen Vorurteilen, er dient ihnen mit feiner Belehrung und wohlgemeinter Vermahnung. Und erst der arme Wassersüchtige konnte er den gleichgültig übersehen, ungetröstet heimschicken? Nein, ihm gegenüber vollends geht ihm das Herz recht auf, und ob es Sabbat ist oder Werktag, ob es ihm Dank einträgt oder Tadel, dem Mann muss geholfen werden, „er griff ihn an“, mit seiner heiligen, hohepriesterlichen Heilandshand rührte er ihn an und heilte ihn und ließ ihn gehen. Hat er damit seiner Würde etwas vergeben oder gegen das, was schön ist vor Gott, sich verstoßen? Gehört nicht das zur wahren Bildung des Herzens, dass man zartfühlend teilnimmt an fremden Leiden? Gehört nicht das zur wahren Würde des Benehmens, dass man sich freundlich herablässt auch zu den Geringen, gehört nicht das zum Segen wahrer Bildung, dass sie die Nöten des Lebens lindert und das Wohlsein der Menschheit fördert?

Diese wahre Bildung aber, wo lernt sie die Menschheit, wo lernt jeder Mensch sie besser, als in der Schule Jesu? Wenn wir nach seinem Vorbild uns bilden, wenn wir von seinem Geist unseren Geist erleuchten, von seiner Liebe unser Herz erwärmen lassen, dann werden wir dem Ebenbild Gottes immer näher kommen und nach Gott und von Gott und zu Gott gebildete Leute sein. So lasst uns den, welcher an des Pharisäers Tische saß, einladen auch in unser Haus und Herz mit der aufrichtigen Bitte:

Ein Vorbild bist du mir, ach bilde mich nach dir,
Du mein alles, Jesu, Jesu, hilf mir dazu,
Dass ich auch heilig sei wie du!

Amen.

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