Zingerle, Ignaz Vinzenz - Aus einem mittelhochdeutschen Psalter

Zingerle, Ignaz Vinzenz - Aus einem mittelhochdeutschen Psalter

VORWORT.

Die Papierhandschrift (Quartformat mit formlosen, roten Initialen), der ich vorliegende Proben einer alten Psalmenübersetzung entnommen habe, befindet sich auf der hiesigen Universitätsbibliothek (Mnscrpt. Nr. 631) und stammt aus dem Ende des 14., oder dem Beginne des 15. Jahrhunderts, weist jedoch auf eine ältere Vorlage zurück. Die Ängstlichkeit, mit der manchmal sogar die lateinische Wortfolge der Vulgata beibehalten ist, mahnt an die altdeutschen Interlinearversionen. In Bezug auf die Schreibweise muss bemerkt werden, dasz der oft unkundige Schreiber sich großer Inkonsequenzen, ja auffallender Nachläszigkeiten schuldig gemacht habe. Ich gebe einen getreuen Abdruck und habe nur die auffallendsten Willkürlichkeiten zu bessern gesucht. Ebenso wurde die durchgängige Verdoppelung des F. getilgt.

Innsbruck, am 24. April 1856.

Der Herausgeber.

1. Psalm

Beatus vir, qui non abiit in consilio impiorum, et in via peccatorum non stetit, et in Cathedra pestilentiae non sedit.

Selig ist der man, der abgieng in dem rat der vnmilten, vnd in dem weg der sunder nit stund, vnd in dem stul der pestilentz nit ensafz;

Aber in der ee gotes ist sein wille, vnd an sein gesetze gedenckt er tag vnd nacht.

Vnd er wirt als das holtz, das do gepflanczet ist neben den hin laufenden wassern vnd das do sein frucht gibt in seiner zeit.

Vnd sein plat flewsset nit hinweg, vnd alles, das er thut, das get im wol.

Nicht als ir vbeln, nicht als ir sunder; aber als der stawp, den der windt wurfet von dem antlutz der erde. Darvmb erstend nit die vbeln an dem gerichte, noch die sunder an dem rat der gerechten.

Wann got bekennet den weg der gerechten, vnd der vbel gende der verdirbet. Ere sey got!


2. Psalm.

Quare fremuerunt gentes, et populi meditati sunt innania?

Warvmb sein so grymlich die lewt, vnd hat das folck gedacht vppigkait?

Do stunden auf die kunig der erden, vnd die fursten komen zusammen vberein wider den herrn vnd wider iren Cristum.

Wir zerbrechen ire pant, vnd werfen von vns ir joch. Der do wonet in dem himel, der wirt ir spotten, vnd der herr wirt sy weysen spottige zeichen.

Denne so spricht er zu in in seinem zoren, vnd in irem armen gemuet betrubt er sie.

Aber ich pin gesetzt ein kunig von im vf den hailigen berg Syon vnd predig seine gebot.

Der herr sprach zu mir: du bist mein sone, ich hon dich hewt geporn.

Vorder von mir vnd ich gib dir das folck deines erbes vnd dein besitzen die enden der erden.

Die solt du richten mit deiner eysenen rutten, vnd als ein irdeu vas solt du sy zu prechen.

Vnd nu verstand, ir kunig, vnd lernt, die do richtend die erden.

Dinend dem herrn in forchten, vnd frewet euch im mit bidemung.

Begreifend die zucht, das der herr nit enzund, vnd das ir nit verderbet von dem rechten weg.

Wann sein zorn in kurzer zeit erprinnet, selig sein alle die, die im getrawen. Ere sey got!


3. Psalm.

Domine, quid multiplicati sunt, qui tribulant me? Multi dicunt adversus me.

Herr war vmb sein sie gemanigfeltigt, die mich betruben vnd vil wider mich sagenn.

Vil sprechen meiner sele: es ist nit vil hails in irem got.

Aber du bist, herre, mein behalter, mein ere vnd erhohest mein hawbt.

Mit meiner stimme rufe ich auf zu dem herren; vnd er hort mich von seinem heiligen berg.

Ich slief vnd was beswert; vnd stund auf, wann der herr enpfieng mich.

Ich forcht nicht tawsend, die mich vmb vahend; stand auf, mein herr vnd mein got, mach mich gesunt.

Wann du slugst alle mein widerwertigen ane sache vnd die zenne der sunder zu prachst du.

Mein hail ist des herrn; vnd vber dein folck ist dein segen. Ere sey got.


4. Psalm.

Cum invocarem, exaudivit me deus justitiae meae; in tribulatione dilatasti mihi.

Do ich anruft, do erhort mich got mein(er) gerechtigkait, vnd in den betrubsal do enthilst du mich.

Erbarm dich vber mich, vnd erhor mein gebet.

Kinder der menschen, wie lang seid ir mit swerem hertzen? warvmb meynent (ir) die vppigkait, vnd suchet Iwgen?

Vnd wissend, wann der herr hat gewunderlichet seinen hailigen, der herr erhort mich, wann ich zu im rum.

Zwrnet, vnd sundet nit; warvmb sprecht ir in ewrem hertzen vnd in ewren slaf kamern: es ruet mich?

Opfert das opfer der gerechtigkait vnd hoffend zu dem herren; vil sprechent: wer weyset vns das gut?

Bezeichent ist vber vns das licht deines antlutz, herre, in meinem hertzen gabst du mir frewide.

Von deiner frucht des koren, des weynes vnd oles so sein sy gemanigfaltig(t).

In dem fride desselben wil ich slafen vnd ruwen.

Wann du hast mich, herre, sunderlich gesetzt in zuoversicht. Ere sey got.


6. Psalm.

Domine ne in furore tuo arguas me, neque in ira tua corripias me.

Herre, strafe mich nicht in deinem grymmen, noch in deinem zorn kestig mich nicht.

Begnade mich, herr, wann ich bin siech: hail mich herr, wann mein pein sein betrubt.

Vnd mein sel ist sere betrupt; vnd du, herr, wie lang wilt sein?

Wann nymant ist in dem tode, der dein gedencke; aber wer peicht dir in der helle?

Ich arbait in meinem seufczen, vnd soll alle nacht mein beth waschen, vnd netzen meinen strat mit den zehern.

Mein awg ist betrupt von grymmigkait; ich pin veraltet vnter allen meinen feinden.

Eneilend von mir alle, die do vnrecht wurcken, wann der herr hat enpfangen mein gebet.

Der herr erhort mein flehen, der herr enpfieng mein gebet.

Die schemen sich vnd werden betrubt, alle mein feinde werden bekert vnd schemen sich gar snelliglich. Ere sey got.


8. Psalm.

Domine dominus noster, quam admirabile est nomen tuum in universa terra!

Herr, vnser got, wie wunderlich ist dein name in aller der werlt!

Wann dein gewalt ist erhohet vber die himel.

Von den munden deiner kinder vnd der sawgenden hast du dein lop gemacht durch deine feind, das du zerstorst deinen feind vnd den rechisten.

Wann ich sol sehen den himel vnd die werck deiner finger, den mon vnd die stern, die du geschaffen hast.

Was ist der mensch, das du sein gedenckest? oder des menschen son, das du in gesehest?

Du hast in clein gemynnert von den engeln, vnd hast in gekronet mit der ere.

Vnd hast in gesetzt vber die werck deiner hende.

Alle ding hast du geworfen vnter seine fusz, die schof vnd die rinder vnd dar vber alles viech des feldes.

Die vogel des himels vnd die visch des meres.

Herre, vnser got, wie wunderlich ist dein name vf allem ertrich. Ere sey got.


10. Psalm.

In Domino confido; quomodo dicitis animae meae transmigra in montem sicut passer?

Ich getraw got; warvmb sprechent ir zu meiner sele: gang auf den berg als ein spare.

Wann sich, die sunder haben zerspannen ir bogen; sy machten ir steb in ir kocher, das sy schussen in der vinsternuss die rechten hertzen;

Wann, die du machtest, die zerstorten sie, was thet aber der gerecht?

Gott in seinem heiligen tempel, in seinem himel ist sein stul.

Seine awgen sehen an den armen, seine awgbronen fragen der lewte kind.

Got fraget den gerechten vnd den vbeln; der aber die boszheit liep hat, der hasset sein sele.

Auf die svnder regnet er stricke des fewres vnd swefel, vnd der gaist des vngewitters ist ein tail irs getrancks.

Wann got ist gerecht vnd hat die gerechtigkait liep, do von so secht sein antlutz der gerechtigkait. Ere sey got.


13. Psalm.

Dixit insipiens in corde suo: non est deus.

Der vnweisz sprach in seinem hertzen: es ist nit got.

Die sein zuprochen vnd sein vnmenschlich gemacht in irem fleisse; nymant ist, der do gut thut, bisz an einen.

Got sach von dem himel vf die kind der lewt, das er sehe, wer do verstanden were oder wer got suchte.

Sy neygend sich all vnd sein vnnutz worden; nymant ist, der do gut thut bisz an einen.

Ir kel ist ein offen grab; mit iren zwngen reden sy trugentlichen; ir lefczen sein vol natterngift.

Ir mund ist vol fluches vnd pittrikait, ir fusse sein snelle, plut zu vergiessen.

Zerknutzung vnd vnseligkait ist an iren wegen, vnd den weg des frides bekanten sie nie; gotes vorcht ist nicht vor iren awgen.

Sie sollent alle bekennen, die do boszhait wircken, die mein folck verslindent, als ein essen des protz.

Sy rufen got nicht an, sy zitterten mit vorcht, do kain forcht was.

Wann got ist in dem rechten geslecht. Des armen rat geschamt ir, wann got ist sein zuversicht.

Wer geit zu Syon heyl Israhel? do got ab kert die gefencknuss seins folcks, so frewet sich Jacob vnd Israhel. Ere sey got.


29. Psalm.

Exaltabo te domine, quoniam suscepisti me, nec delectasti inimicos meos super me.

Ich erhohe dich, herre, wanne du mich entpsiengst vnd erfrewest mich vnd liest mein feind nit vber mich. Herr mein got, ich ruf zu dir, vnd du hast mich gesunt gemacht.

Herr, du leitest mein sele von der helle; du behieltest mich von den, die do nyder gend in dem wagk.

Singent dem herrn vnd allen seinen hailigen, vnd verjehent der gedechtnusz seiner hailigkait.

Wann zorn ist in seiner vnwirdigkait, vnd in seinem willen ist das leben.

An dem abent wonet das weinen, vnd zu mettenzeit die frewide.

Ich sprach aber in meiner genge: werd ich immer beweget ewiglichen?

Herr, in deinem willen gib du mir gezirde meiner tugend.

Du kertest dein antlutz von mir, do ward ich betrubt.

Herr in ruf zu dir, vnd zu meinem got so bet ich.

Was ist nutz an meinem plut, so ich abgang in die zerstorung?

Was gicht dir nicht der staub, oder kundet dein warhait.

Der herr behut mich vnd ist gnedig mir; der herr ist worden mein helfer.

Du kerest mein weynen in die frewide mir, vnd hast zurissen meinen sack vnd vmbgabst mich mit frewiden,

Das dir singet mein ere vnd das ich nit bewegt werd; herr mein got, ich vergich dir ewiglich.

Ere sey got.


33. Psalm.

Benedicam dominum in omni tempore; semper laus ejus in ore meo.

Ich lob den herrn zu allen zeiten, sein lob ist immer in meinem mund

Mein sel wirt gelobt in dem Herrn, das horen die senftmutigen vnd freuent sich.

Lobent den herrn mit mir, vnd erhohet seinen namen in sich selber.

Ich such den Herrn, vnd er erhorte mich; vnd er erloste mich von allen meinen noten.

Gend zu im, so werdent ir erleuchtet, vnd ewre antlutz werden nimmer geschant.

Der arme ruft, vnd der herr erhort in, vnd er behut in vor aller seiner betrubnufz.

Des herrn engel wirt gesant vber die, die in forchten, vnd er erloset sie.

Versucht vnd sehend, das der herr sufz ist, selig der man der im getrawet.

Vorchtend den herrn alle seine hailigen, wann da ist kain armut den, die in do vorchten.

Die reichen die hungert vnd durstet; sie, die aber den herrn suchend, werden nimmer geminnert von allem gut.

Kvmend, kinder, vnd horet mich, ich sol euch leren des herren vorcht.

Wer ist der mensch, der das leben wil, der do liep hat zu sehen gute tag?

Wer deiner zwngen das vbel vnd deinen leftzen, das sie nit reden die Iwgen.

Ker dich von dem vbel vnd thu das gut; such den frid vnd volg im.

Des herrn awgen sein vber den gerechten, vnd sein oren in irem gebet.

Aber des herrn antlutz ist vber die, die vbel thun, das er verlier ir gedechtnusz von der erden.

Die gerechten rufend, vnd der herr erhort sy, vnd erloste sie von allen iren noten.

Der herr ist pey den, die betrubtes hertzen sind; vnd die die mutiges gaistes sein, die behalt er.

Der gerechten betrubnusz ist vil, vnd von den allen erloset sy got.

Der herr behut alles ir gepeine, eins wird nit von im zu knutzet.

Der sunder tod ist aller bost, vnd die den rechten hassent, die misse thun.

Der herre erloset die sele seiner knecht, vnd alle

die, die in in getrawen, die werden nit verlassen. Ere sey got.


42. Psalm

Judica me domine deus et discerne causam meam de gente non sancta, ab homine iniquo et doloso erue me.

Vrtail mich, mein got, vnd vnterscheid mein sach von dem vnhailigen folck, vnd von dem vngerechten vnd vnkeuschen menschen erlofze mich.

Wann du pist mein sterck vnd mein got; warvmb hast du mich vertriben? vnd warvmb ge ich trawrig in den himel, so mich mein feind peinigent.

Sende dein licht vnd dein warhait aufz; sie leiten mich vnd prachten mich in deinen hailigen perg vnd in dein gezelt.

Vnd ich gang zu gotes alter, zu got, der do mir erfrewet mein jugend.

Ich vergich dich in der harpfen, mein got; mein got, war vmb ist trawrig mein sel, vnd war vmb betrubest mich?

Ich getraw in got, wann ich im vergich; er ist ein hail meines antlutz vnd ist mein got. Ere sey got.


50. Psalm.

Miserere mei, deus, secundum magnam misericordiam tuam.

Got, erbarm dich vber mich nach deiner grossen barmhertzigkeit,

Vnd nach deiner grossen manigfeltigkait deiner erbermung vertilg meine boszhait.

Wasch mich furbas von meinen sunden, vnd reinige mich von meiner boszhait.

Wann ich bekenne meine boszhait, vnd mein sund ist alwegen wider mich.

Dir allein hon ich gesundet vnd hon vbel vor dir gethon, das du an deiner rede gerecht uertiget werdest vnd vber windest, so du vrtail gebest.

Ich bin in der poszhait enpfangen, vnd mein muter gepar mich in den sunden.

Die warhait hast du liep gehabt; die vngewissen vnd die heimligkait deiner weiszhait hast du mir geoffent.

Du solt mich, herr, besprengen mit Ysofo, so ward ich gereinigt, vnd wasch mich, so wurd ich weyser, dann der schne.

Du gebst meinem gehorde frewid vnd wunne, vnd sich sollen frewen die gepein der diemutigen.

Herre, dein antlutz kere von meinen sunden, vnd vertilg alle mein missetat.

Got schaffe in mir ein reines hertz, vnd einen rechten gaist ernew in meinen kreften.

Wurf mich nit von deinem antlutz, vnd deinen hailigen gaist, den nym nit von mir.

Gib mir die frewide deines hails, vnd mit deinem furstelichen gaist sterck mich.

Ich sol leren die vngerechten deine weg; vnd die vbeln sollen sich zu dir keren.

Erlosze mich got von den plutigen, got meines hails, vnd mein zung freuwet sich deiner gerechtigkait.

Herre, thu mir vf mein leftzen, vnd mein mund sol kunden dein lob.

Wann du hettest gewolt, ich het mein opfer nit liep.

Gotes opfer ist der wol bereitest gaist, das zerknuczet vnd gediemutiget hertz, des solt du got nit versmehen.

Herre, thu vns freuntliche nach deinem willen von dem berg Syon, das die mawren gepawen werden zu Jherusalem.

Dann solt du nemen das opfer der gerechtigkait, sy werden dir opfer bringen vnd legen vf den alter die kelber. Ere sey got.


60. Psalm.

Exaudi, deus, deprecationem meam, intende orationi meae.

Erhore, got, mein flehen, vnd vernym mein gebet.

Von den enden des erdtrichs ruft ich zu dir, do mein hertz angstet; vf dem stain erhochest du mich.

Du furtest mich, wann du pist mein zuversicht, du pist ein thurn vor der angesicht des feindes.

Ich wone in deinem gezelt ewiglichen: ich wurd beschirmet von der bedeckung deiner fettagen.

Mein got, wann du erhorest mein gepet; du gabst das erb denen, die deinen namen forchten.

Du geibst dem kunig tag vber tag, vnd seine jar von einem geslecht pisz in das ander geslecht.

Er pleibt immer vor gotes angesicht, der do sucht dein barmhertzigkait vnd dein warhait.

Do sprich ich einen psalm deinem namen immer vnd immer, das ich gelte mein gelubde von tag zu tag. Ere sey got.


65. Psalm.

Jubilate deo omnis terra, psalmum dicite nomini ejus, date gloriam laudi ejus.

Lobent got alle werlt, sprechet seinem namen einen psalm vnd gebt ere seinem lob.

Sprechent zu got: wie sein deine werck so forchtsam, in der manigfeltigkait deiner tugend do lügend dir deine feinde.

Alle die werlt betet dich an, vnd singent dir lob vnd sprechent einen psalm deinem namen.

Kvment vnd sehent gotes werck; er ist forchtsam in seinem raten vber der lewte kind.

Der das mere verwandelt in ein durre, in dem wasser gend sie trucken mit iren fussen; do frewen wir vns in dem,

Der do ewiglich in seiner tugend herschet, seine awgen sehen vber das folck; die scharpfen werden nicht erhocht in in selber.

Lobent unsern herrn got, ir lewt, vnd loszet horen die stimme ewrs lobens,

Der mein sele setzte zu leben, vnd meinen fussen nit gab zu bewegenne.

Wann du got, du hast vns bewert; mit dem fewr hast du vns versucht, als das silber.

Du furtest vns in den strick, du satztest betrubnufz vf vnsern rucken, du satztest die lewt vber unser hawbter.

Wir furent durch das fewr vnd durch das wasser, vnd du furtest vns in ein kule.

Ich gen mit opfer in dein hawfz vnd gilt dir mein gelubd, die mein leftzen getailt haben.

Vnd mein mund hat gesprochen in meiner betrubnufz.

Die opfer von dem marck bring ich dir mit dem rauch der wider, ich opfer dir die rinder vnd die bock.

Kvment vnd horent alle die got forchten, vnd ich sag, was er gethan meiner sele.

Ich ruf zu im selber mit meinem mund, vnd frew mich vnter meiner zwngen.

Gesah ich vnrecht in meinem hertzen, so erhoret mich got nit. Darvmb erhort mich got vnd gedacht an die stunde meines gebetes.

Got sey gesegnet, der mein gebet nit von mir weyset, vnd sein erbermung von mir nit kert. Ere sey got.


84. Psalm.

Quam dilectu tabernacula tua, domine virtutum!

Herre der tugend, wie liep sein deine gezelt, der mein sel hat begert, vnd ir geprist in dem hof unsers herren.

Mein hertz vnd mein fleisch frewen sich in dem lebendigen got.

Vnd der spar fand im ein hawsz vnd die turteltawb ein nest, do sie ir jwngen ein leyt.

Dein alter, herre der tugend, mein kunig vnd mein got.

Selig sind die, die in deinem hawsz wonent, sy lobent dich immer.

Selig ist der man, dem du hilfest; die vf gend in seinem hertzen vnd schickt die zeher in das tal an die stat, do er sy leit.

Vnd do das gebot pringt dem herrn, dem gibt got den segen vnd sie sollen gien von einer tugend in die andern.

Got aller gotter, secht daz zu Syon.

Herre vnd got der tugend, erhor mein gebet vnd vernym es mit den oren, herr Jacobs got.

Got vnser beschirmer, du sihe an vnd sihe in das antlutz deines christen,

Wann ein tag ist besser in deinem vorhof, wann sonst vber tawsend.

Ich erwelte verworfen zu sein in meines gotes hawsz mere, denn der do wonet in der sunder gezelt.

Vnd hat got erpermung vnd warhait liep, gnad vnd ere geit der herre.

Er beraubt nit die guten, die in unschulden leben; herr der tugend, selig ist der mensch, der an dich getrawet. Ere sey got.


103. Psalm.

Benedic, anima, mea, domino; domine deus meus magnificatus es vehementer.

Lobe den herrn, mein sele! mein herre vnd mein got ist großlich vnd snelliglich geeret.

Du hast angecleit gezirde vnd beichte, du pist gecleidet mit dem lichte, als mit einem gewande.

Du strackest den himel, als ein hawt; du bedeckest in mit wasser oben.

Du der leget seinen vfganck in die wolcken, du wandelst vf den federn der winde.

Du machest deine engel zu gaisten vnd deine diener, als ein prinnendes fewr.

Du festest das erdtrich vf ir stettigkait, das sich neyget nymmer vnd nymmer.

Der abgrunt ist als ein clait, vf den bergen stiend die wasser.

Von deiner strafung fliehent sie, erschrecken von der stimme deines zorns.

Die berg steigen vf vnd die felder giend nider an die stat, die du in geschaffen hast.

Du satztest die prunnen aufz den telern, vnd die wasser giend zwischen den bergen.

Do trincken alle die thier der aecker, die wilden esel wartend in irem dursten.

Die vogel des himels wonend do ober; sy lassen ir stimme aufz en mitten vf dem steine.

Du machest die perg feucht von oben nyder, das erdtrich wird sat von der frucht deiner wercke.

Du geist aufz dem erdtrich dem vihe hew, vnd das krawt zu nutz dem folck.

Du furtest ausz der erden das brot, vnd der wein erfrewet des menschen hertzen,

Das er sein antlutz erfrewe in dem ole, vnd das brot erstercket des menschen hertzen.

Die welder des feldes werden gesettet, und die zederpawm des berges Libam, die er pflanzet; do rein nistent die sparen.

Des falcken hawsz ist ir leiter; die hochsten berg sein der igel zuflucht.

Er geschuf den man in seiner zeit, die stern bekanten iren vnterganck.

Dv machtest die vinsternusz vnd es ward nacht; in ir wonent alle die thier des feldes.

Die jwngen der lewen lugten, da sy von got ir essen ruchten.

Die sonne ging vf, vnd sie sament sich vnd bestettigten sich in iren slafkammern.

Der mensch ging an sein werck vnd wurcket bisz an den abend:

Herr, wie groß sind deine werck; du hast alle ding in weifzheit gemacht.

Die erde ist voll deiner besitzung.

Das mer ist groß vnd weyt von deiner hand getät; darjnne krichen die thier, der kain zal ist.

Da sein thier clein vnd groß, do farent die schiff durch.

Den trachen, den du hast geschaffen im selber zu spot; alle thier warten zu dir, das du in speifz gebest in der zeit.

Als du in gabst, so nemen sy es; als du dein hand vf thust, so werden sie alles gutes vol.

So du aber dein antlutz von in kerest, so werden sie betrubt; so du in dein gaist nemest, so zergiend sie vnd werden wider zu pulver.

So du deinen gaist auss sendest, so werden sy geschaffen, vnd ernewerst des erdtrichs antlutz.

Des herren ere sey ymmer; der herr frewet sich in seinen wercken.

Der das erdtrich ansicht vnd macht bidemen, vnd der die berg ruret, so werden sy rauchen.

Ich sol dem herrn singen meine lebtage; ich singe meinem got, die weil ich_pin.

Mein gesprech sey frolich, wann ich hon wollust in dem herrn.

Den sundern gebreste vff erdtrich vnd den bosen, als sie todt seind; mein sele lob den herrn. Ere sey got.


129. Psalm.

De profundis clamavi ad te domine, domine exaudi vocem meam.

Herr, ich ruf zu dir in der tiefe, herr, erhör mein stymm.

Deine oren werden vernemen dy stimme meines gebetes.

Herr, nemest du war der boszhait, herr wer mag das erleyden?

Wann bey dir ist gnade, wann durch dein gebot, herr, behielt ich dich.

Mein sele erhielt sich in deinen worten, mein sele getrawet dem herrn.

Von der morgenhut bifz in die nacht, so getrawet Israhel zu dem herrn.

Wann bey dem herrn ist erbermung vnd pey im ist grosse erlosung.

Vnd er sol erlosen Israhel von allen seinen schanden. Ere sey got.


132. Psalm.

Ecce quam bonum et quam jucundum habitare fratres in unum.

Sehend, wie gut vnd frolich ist es, das pruder wonend in ein,

Als die salb vf dem hawbt, die do nider get in Aarons bart,

Die da nider ran an das ende seines cleides, als der taw des berges Hermon, der niderget an den berg Syon.

Wann do gebot der herr den segen vnd das leben von ewig zu ewig.

Ere sey got.


133. Psalm.

Ecce domini nunc benedicite Dominum omnes servi Domini.

Gehend vnd lobent den herrn, alle Knecht des herrn.

Ir die do stend in dem hawsz des herrn, in dem vorhof vnd hawsz vnsers gotes.

In den nechten hebent vf ewre hend zu der hailigkait, vnd lobent den herrn.

Der herr von Syon gesegen dich, der himel vnd erden geschuf. Ere sey got.


136. Psalm.

Super flumina babilonis illic sedimus et flevimus, cum recordaremur Syon.

Vf dem wasser zu Babilony, do sassen wir vnd weinten, so wir gedochten an Syon.

Enmitten vnter den feinden hingen wir vf unsere orgeln.

Wann do fragten vns, die vns gefangen hetten, die wort des gesanges,

Vnd die vns abfurten, die sprachen: singet vns ein gesanck von Syon.

Wie mugen wir gesingen des Herrn gesanck in einem fremden erdtrich?

Hab ich dein vergessen, Jherusalem, so werd meiner rechten vergessen,

So hafte mein zwng an meinem gumen, ob ich dein nit gedencke.

Ist das ich nit fursetze Jherusalem in den anfang meiner frewiden!

Herr, gedenck der kind von Edom in dem tag zu Jherusalem.

Die do sprechen: vernichte bifz an das fundament in yn.

Babilonis tochter, du pist arm; der ist selig, der dir giltet den lon, den du vns geben hast.

Der ist selig, der do hat, vnd seine cleine kind knuczet an dem steine. Ere sey got.


139. Psalm.

Eripe me domine ab homine malo, a viro iniquo eripe me.

Herr, ledig mich von dem bosen menschen vnd vou dem bosen man erledig mich.

Sie gedachten in iren hertzen boszhait, alle tag machten sie streit.

Sie spitzten ir zwngen, als die slangen; die gift der nattern ist vnter iren leftzen.

Herr, behut mich vor des sunders hand vnd von den bosen menschen erledige mich.

Sie gedachten zuverstossen mein genge, die hoffertigen verburgen mir mein strick.

Vnd sie strackten ire sail in einen sail, bey dem weg satzten sie mir ein laster.

Ich sprach zu dem herren: du bist mein got; herre, erhore die stimme meines gebetes.

Der herr der tugend meins hails, du bedacktest mein hawbt in dem tag des streites.

Herre, gib mich nit den sunden von meiner begird; sie gedachten wider mich, nit verlofze mich, das sie sich des nit vberhebent.

Das hawbt irs abganges, die arbait irer leftzen sol sie bedecken.

Die koln fallen vf sie, du solt sie werfen in das fewr, in irer armut sullen sie nit bestan.

Der claffende man wir nit gerichtet vf erdtrich, die vngerechten man flihend die vbeln in der verdampnufz.

Ich bekant, das der thut des durftigen vrtheil vnd der armen rach

Jedoch die gerechten sullen wonen vor deinem antlutz. Ere sey got.


146. Psalm

Laudate dominum.

Lobent den herrn, wann der gesanck ist, unserm got sey ein froliches und ein schones lop

Der herr pawet Jherusalem, die zusterung Israhels samnet er,

Der do hailet die reinigen hertzen vnd verbindet ir zerknuczung,

Der do zelet die menge der stern vnd geit in allen namen.

Vnser herr ist groß vnd sein kraft ist groß vnd seiner zal ist kain zal.

Der herr enphahet die senftmutigen vnd nidert die sunder bisz zu der erden.

Habet den herrn in der beichte, singet vnserm got in der harpfen,

Der do deckt den himel mit wolcken vnd geit dem erdtrich regen,

Der do legt auf den bergen das hew vnd das krawt den menschen zu dienst,

Der dem viech geit ir speisz vnd den rappen kinder, die in anrufend.

Er hat nit seinen willen in des rosses sterck, noch im gefelt nit des mannes schinbein.

Des herrn gefallen ist vber die, die in forehten vnd in sie, die hoffenung hand an sein erbermung. Ere sei got.


147. Psalm.

Lauda Jherusalem dominum.

Lobet den Herrn Jherusalem, lobe deinen got von Syon.

Wann er hat gestarckt die slosz deiner porten, er hat die kind in dir gesegnet.

Er hat frid gelegt in die land vnd fettet dich von veiste des korens.

Der do sein rede der erden aus sendet, sein rede laufet palde,

Der do geit schne als die woll1), der zu spreitet den nebel als die aschen.

Er sendet sein cristallen als die schniten protes; wer, mag der kraft seines frostes erleiden?

Er sendet aufz sein wort vnd macht sie smeltzend seinen gaist ploset er vnd die wasser fliessend.

Er kundet sein wort Jacob vnd sein gerechtigkait vnd vrtail Jherusalem. Ere sey got.


150. Psalm.

Laudate dominum in sanctis ejus.

Lobent den herrn in seinen hailigen, lobent in in der stercke seiner tugend.

Lobent in in seinen kreften, lobent in nach der manigfeltigkait seiner große,

Lobent in in dem throne der herhörner,2) lobent in in dem pfalterio vnd in der harpfen.

Lobent in in den timpen vnd in den rotten, lobent in in seytenspiel vnd in den orgeln.

Lobent in in den wolhellenden glocken, lobent in in wolhellenden zymeln.

Alle gaist lobent den herrn. Ere sey got.


Canticum trium puerorum. Dan. 3.

Benedicite omnia opera domini domino, laudate et superexaltate eum in saecula.

Alle werck des herrn lobent, erent vnd lobent in imer.

Alle engel lobent den herrn zu herrn, ir himel lobent den herrn.

Ir wasser vnd alles, das auf dem himel ist des herrn, lobent den herrn; alle tugend lobent den herrn.

Svnn vnd mon lobet den herrn, die stern des himels lobent den herrn

Reyfe vnd tawe lobent den herrn, vnd alle gotes gaiste lobent den herrn.

Fewr vnd hitz lobent den herrn, sumer vnd winter lobent den herrn.

Lobet den herrn eysz vnd kelte.

Lobent den herrn frost vnd schne, tag vnd nacht lobent den herrn.

Lobent den herrn liecht vnd vinstere, blitzen vnd wolcken lobent den herrn.

Die rede lobe den herrn, lobend vnd erhobend in imer. Lobent den herrn berg vnd puhel, alles das grone lob den herrn.

Lobent den herrn ir prunnen, lobent den herrn mere vnd wasser.

Lobent den herrn wag vnd fisch vnd alles, das sich in den wassern reget; alle vogel des himels lobent den herrn.

Lobent den herrn alle thier vnd viech, ir menschen lobent den herrn.

Lobent den herrn Israhel, lobet in vnd erhohet in ewiglichen.

Lobent den-herrn ir priester gotz, lobent den herrn alle diner gotes.

Lobent den herrn ir gaist vnd ir gerechten selen, lobent ir hailigen vnd die diemutiges hertzen sein den herrn.

Lobent Ananania, Azaria, Mysakel den herrn, lobent in vnd erhohent in ewiglich.

Loben wir den vater vnd den son vnd den hailigen, loben wir in vnd erhohen in imer ewiglich.

Herre, du pist gelobt in der weistung des himmels, du pist loblich vnd erlich vnd vberhohen imer ewiglich.

Ere sey got.



Quelle: Aus einem mittelhochdeutschen Psalter.

Nach einer alten Handschrift herausgegeben.

Zum Besten der Spitalkirche in Meran.

Innsbruck,
gedruckt bei Felician Rauch.
1856

1)
geit schone als die wolckende zuspreitet den vbel.
2)
der herr herrn
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autoren/z/zingerle/zingerle-psalter.txt · Zuletzt geändert: von aj
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