Textor, Gustav Adolph - Am Sonntag Invocavit.

Textor, Gustav Adolph - Am Sonntag Invocavit.

Herr, schaff, dass Deine Gnade nicht
An mir vergeblich sei;
Wer Gnade hat ist vom Gericht,
An jenem Tage frei. \\. Kommt Deine Gnade an mein Herz
Mit ihrer sanften Zucht,
Gib, dass ich nicht die Zeit verscherz';
Worin sie mich besucht.
Gib, dass ich dich auf jeden Tag,
Um Deine Gnade fleh',
Und mich im Glauben trösten mag,
Dass ich in Gnaden steh! Amen!

Geliebte Christen! Wir haben aus der Epistel des vorigen Sonntags uns aufs Neue erinnert, dass Gott uns selig macht nach seiner Barmherzigkeit. Da schärfte der heilige Apostel Paulus es uns ein, dass Gott uns nicht um der Werke willen der Gerechtigkeit, die wir getan haben, annehme, sondern aus lauterer Gnade. Wir rühmten da die große Barmherzigkeit unseres Gottes, der uns alle Seligkeit gänzlich frei und unverdient zu schenken bereit ist, der gar nichts von uns verlangt für alle seine Gnade und Wohltat, als nur, dass wir sie nehmen und bewahren sollen in festen, feinen und gläubigen Herzen. Wir gedachten auch daran, dass diese Gnade unseres Gottes viel größer ist, als unser Herz anfänglich begreifen kann. Wir können es zuerst gar nicht fassen, dass uns Sündern alle Seligkeit rein geschenkt werden soll, sondern es kommt uns immer so vor, als müssten wir auch etwas hinzutun, dass wir dieselbe verdienten. Aber das Wort Gottes widerspricht solchen Gedanken, und sagt: „Dann wäre Gnade nicht Gnade.“ So soll nun unsere Zuversicht allein auf Gottes Gnade gerichtet sein, die uns gegeben ist in Christo Jesu, auf dass Gott allein gepriesen werde. Was aber wir tun, wonach wir ringen müssen, ist dieses, dass wir die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangen, dass wir nicht verachten, nicht von uns stoßen, was uns geschenkt ist, sondern es im lebendigen Glauben, in treuem Gehorsam fest bewahren. Hiervon werden wir nach unserer heutigen Epistel weiter zu reden Veranlassung haben, und wollen uns zur gottseligen Betrachtung derselben den Segen Gottes erflehen in einem stillen und andächtigen Gebet.

Epistel: 2. Korinther 6,1-10.
Wir ermahnen aber euch, als Mithelfer, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangt. Denn er spricht: Ich habe dich in der angenehmen Zeit erhört, und habe dir am Tag des Heils geholfen. Seht, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heils. Lasst uns aber niemand irgend ein Ärgernis geben, auf dass unser Amt nicht verlästert werde. Sondern in allen Dingen lasst uns beweisen, als die Diener Gottes, in großer Geduld, in Trübsalen, in Nöten, in Ängsten, in Schlägen, in Gefängnissen, in Aufruhren, in Arbeit, in Wachen, in Fasten, in Keuschheit, in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, in dem heiligen Geist, in ungefärbter Liebe, in dem Wort der Wahrheit, in der Kraft Gottes, durch Waffen der Gerechtigkeit, zur Rechten und zur Linken; durch Ehre und Schande, durch böse Gerüchte und gute Gerüchte; als die Verführer, und doch wahrhaftig; als die Unbekannten, und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten, und doch nicht ertötet; als die Traurigen, aber allzeit fröhlich; als die Armen, aber die doch viele reich machen; als die nichts inne haben, und doch alles haben.

Wir stellen uns aus dieser Epistel die Frage zur Beantwortung vor: Wie sollen wir die Gnade Gottes empfangen? und geben eine zweifache Antwort: 1) Wir sollen die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangen, sondern sollen 2) uns allenthalben beweisen als die Diener Gottes.

I

Wir sollen die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangen, dass wir nicht jemand irgend ein Ärgernis geben, auf dass unser Amt nicht verlästert werde. Wie Gott der Herr durch den Propheten Jesaias geredet hat, da er spricht: „Ich habe dich in der angenehmen Zeit erhört, und habe dir am Tag des Heiles geholfen;“ so hat er es auch an uns erfüllt, dass wir mit Paulus sagen müssen: „Seht, jetzt ist die angenehme Zeit, jetzt ist der Tag des Heiles.“ Er hat an uns getan, worüber auch die Engel frohlocken und danken, „was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat, was in keines Menschen Herz gedrungen ist.“ Er hat Jesum Christum, seinen eingeborenen Sohn gesandt in die Welt, hat unsere Not und unsern Tod, unsern Fluch und unsere Schmerzen auf ihn gelegt, auf dass wir Frieden hätten. Am Tage des Heils hat er uns Sündern geholfen, und uns Vergebung der Sünden bereitet; in der angenehmen Zeit hat er uns erhört, und uns aus Gnaden zu seinen Kindern angenommen. „Da wir tot waren durch Übertretung und Sünden, hat er uns in Christo lebendig gemacht.“ Da wir in der Irre gingen, verschmachtet und zerstreut, wie Schafe, die keinen Hirten haben, hat er uns gesucht und sich selbst zum treuen Hirten dargestellt. Da wir in der Gewalt des Satans gefangen lagen, hat er dem Feind die Macht genommen, und ihn mit Ketten der Finsternis gebunden. Und noch ist er uns nahe mit Heil und Gnade, noch ist die angenehme Zeit und der Tag des Heiles für alle Gläubigen in Christo Jesu; noch haben wir durch den Glauben in seiner Gnade Vergebung der Sünden, Noch haben wir das Wort, das lebendig macht, das Blut Jesu Christi, das uns rein macht, von aller Sünde, den Geist der Wahrheit, der uns in alle Wahrheit leitet, den Geist und das Recht der Kindschaft, durch welchen wir rufen „Abba, lieber Vater!“ Alle diese, und manche andre Gnade Gottes war auch der Stadt Jerusalem, sie war der Stadt Kapernaum, Bethsaida, ja dem ganzen jüdischen Land gegeben, aber vergeblich. Mit sehenden Augen sahen sie nicht; Mit hörenden Ohren hörten sie nicht, und nahmen es auch nicht zu Herzen. Buße wurde ihnen gepredigt, aber die Stimme des Bußpredigers war die Stimme eines Predigers in der Wüste. Nicht ohne Bedeutung war es also, denn obschon Menschen genug zu ihm kamen, ob sie sich schon von ihm taufen ließen zur Buße, so leben doch die Meisten in ihren Sünden, also dass seine Stimme, obschon von vielen Tausenden gehört, doch ungehört blieb, und seine Rede, ob sie schon göttlich und gewaltig war, hoch nicht zu Herzen genommen wurde. Christum hatten sie, aber sie stießen ihn, hinaus und kreuzigten ihn. Gottes Gnade und Vergebung der Sünden wurde ihnen erworben und dargeboten, aber sie trachteten ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten, stießen sich deshalb an Christo, dem Stein des Anlaufens, und wurden der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, nicht untertan. Über ihre Halsstarrigkeit und Sünde aber häufte sich nach und nach der göttliche Zorn, bis dass ihr Maß erfüllt war, und das Verderben über ihre Städte und ihr Heiligtum, wie eine Flut hereinbrach. Nun sind sie verstoßen vor dem Angesicht Gottes, abgestorbene Bäume, lebendige Bilder des geistigen Todes. Die hatten die Gnade Gottes vergeblich empfangen bis auf eine geringe Zahl, welche aus ihnen gesammelt und zu Christo bekehrt ward. So können auch wir die Gnade Gottes vergeblich empfangen, und so empfangen Viele unter uns dieselbe vergeblich, ja wenn nur noch vergeblich. Das Wort gilt auch über Viele unter uns, dass sie mit sehenden Auge nicht sehen, mit hörenden Ohren nicht hören, und es auch nicht zu Herzen nehmen. Die Gnade Gottes, die uns gegeben ist, ruft uns zuvörderst zur Buße, zur Bekehrung von den Sünden. Wie sollten wir der Sünde noch dienen dürfen, um welcher willen Christus gestorben ist? wir müssen sie vielmehr hassen und fliehen, die uns in Tod und Teufels Gewalt gegeben, die Christum aus Kreuz gebracht hat. Darum wird uns auch fort und fort Buße gepredigt; aber die Stimme des Bußpredigers ist noch heute, wie die Stimme eines Predigers in der Wüste. Hörer sind ja noch hier zu Hunderten, und ich denke, was hier gepredigt wird, schallt noch etwas weiter, als zu euren Ohren, ihr werdet ja auch den Eurigen, die zu Hause sind, Kunde davon geben; aber die rechtschaffenen Früchte der Buße erfolgen bei gar Wenigen. Und siehe, dann ist es schon geschehn; ein Herz, dass sich nicht von seinen Sünden bekehrt, empfängt Gottes Gnade vergeblich.

Christum haben wir, das kann Niemand leugnen. Er ist mitten unter uns, wo. wir in seinem Namen versammelt sind, er ist. bei uns, die wir an ihn glauben, alle Tage bis an der Welt Ende. Er kann sein Wort nicht brechen. Ich sage, Christum haben wir; dass sehen wir an dem Wort, welches er unter uns lebendig erhält, an den Sakramenten, die er unter uns rein erhält, an dem Geist, den er uns gibt, durch welchen wir ihn als den Herrn erkennen. Also Christum haben wir, aber Viele, die auf seinem Namen getauft sind, stoßen ihn hinaus und kreuzigen ihn durch ihre beharrlichen Sünden und ihren Unglauben. Die Welt nistet sich in die Kirche Gottes ein, das Unkraut unter den Weizen. Sie hören die Predigt des Evangeliums, sie nennen sich nach Christi Namen, aber sie glauben nicht an seine Herrlichkeit. Sie sagen auch wohl mit dem Mund: „Herr, Herr!“ zu ihm, aber sie tun nicht den Willen des himmlischen Vaters. Da ist es denn offenbar, dass sie die Gnade Gottes vergeblich empfangen. -

Die Gnade Gottes und Vergebung der Sünden ist uns erworben und zugesprochen, dass ist ganz gewiss. Jesus Christus hat unsere Sünde getragen an seinem Kreuz, er ist die Versöhnung für unsere Sünden. In der heiligen Taufe haben wir sie empfangen, im Sakrament des Altars wird sie uns erneuert, ja täglich ist die Vergebung der Sünden für uns bereit durch die Barmherzigkeit Gottes, die uns gegeben ist. Aber Viele, die getauft sind, und solchen Reichtum besitzen könnten, besitzen ihn doch nicht, darum dass sie ihn verachten. Entweder suchen und fragen sie gar nicht nach der Vergebung der Sünden, bitten auch nicht darum, hassen und meiden die Sünde auch nicht, sondern lieben sie und dienen ihr von Herzen; oder sie trachten ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten, und dünken sich fromm und gerecht in ihren Werken. Da ist es denn offenbar, dass sie die Gnade, die ihnen gegeben ist, vergeblich empfangen, und werden der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, nicht teilhaftig. Gebahnt ist uns der schmale Weg zum Himmel, aufgetan ist uns die enge Pforte, gegeben ist uns die Kraft Gottes im heiligen Geist, auf dem schmalen Weg zu wandeln, und durch die enge Pforte zum Leben einzugehen. Die Gnade Gottes hat Alles bereit gemacht. Aber unser Viele beharren auf dem breiten Weg, der zur Verdammnis abführt, haben die Welt lieber, als den Himmel, verachten die Fußstapfen Jesu Christi und gehen dem Satan nach. Da ist es denn offenbar, dass sie die Gnade Gottes vergeblich empfangen, und den Eingang zum Leben nicht finden werden. Durch solchen Ungehorsam und solche Verachtung der göttlichen Gnade wird den Schwachen ein Ärgernis gegeben, und das Amt, was wir führen, verlästert, wenn nämlich die, so ein priesterliches Volk sein sollten, welche den Herrn mit Worten und Werken preisen und seine Ehre ausbreiten sollten, ihm durch ihren Unglauben und ihre Sünden Schmach bereiten, wie geschrieben steht: „Eurethalben wird Gottes Name gelästert unter den Heiden.“ Darum sagt unsere Epistel: „Wir ermahnen euch aber, dass ihr nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangt.“

Wir sollen vielmehr die Gnade Gottes so empfangen, dass wir uns in allen Dingen als die Diener Gottes beweisen. Die gewöhnlichste Dankbarkeit erfordert es schon, dass wir dem Retter und Hüter unseres Lebens, der den Tod nicht gescheut hat, um uns zu erlösen, der uns mit so unermesslichen Gnaden überschüttet, unser ganzes Herz zuwenden. „Lasst uns ihn lieben, denn er hat uns zuerst geliebt.“ Er hat uns erkauft mit seinem Blut, daher ist offenbar, dass wir sein Eigentum, seine Knechte sein müssen. Gott hat sich zum Vater gegeben, so müssen wir ja seine Kinder werden. Er hat uns erlöst aus des Teufels Gewalt, so müssen wir ja des Teufels Wege verlassen. Er bietet uns Himmel und Seligkeit, ewiges Leben in seiner Herrlichkeit, so müssen wir ja zugreifen und dasselbe an uns reißen. Da uns nun Gott seine Gnade geschenkt hat, so lasst uns seine Diener sein, nicht als die zwei Herrn dienen wollen, sondern Einem, dem nämlich, der uns zum ewigen Leben berufen hat. Hört das recht, und schreibt es in eure Herzen. Gott ist sehr gnädig gegen uns, schenkt uns aus lauter Gnade, ohne alles Verdienst und Würdigkeit, unermessliche Güter, schließt uns den Himmel auf, und macht uns selig; nun aber sollen wir uns auch als seine Diener beweisen in allen Dingen, sonst möchte sein Zorn zwiefältig auf uns fallen und uns zermalmen. Wer die Welt lieb hat, und was in der Welt ist, ist kein Diener Gottes, also reißt diese Sündenwurzel, die Weltliebe aus eurem Herzen. Wer in seinen Sünden beharrt, ist kein Diener Gottes; also seht zu, tut rechtschaffene Früchte der Buße. Wer Christum und sein Evangelium nicht im Glauben annimmt, ist kein Diener Gottes; also nehmt die heilige Botschaft an mit seinen und gläubigen Herzen. Wer Christo nicht nachfolgt, ist kein Diener Gottes, also nehmt euer Kreuz auf euch, und folgt ihm nach. Allezeit zum Himmel zu, dort ist unser Teil und Erbe. Hier auf Erden hat uns Gott eine mühselige Pilgerfahrt, Ungemach und Verfolgung, Kreuz und Trübsal verheißen.

Aber auch in diesen Tagen der Niedrigkeit, da unser Leben mit Christo in Gott verborgen ist, sollen wir uns beweisen, als die Diener Gottes. Vor allen Dingen in großer Geduld. Die ist eine Frucht der Gnade Gottes. Wie Christus geduldig war, gleich wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, wie er den Kelch willig trank, den ihm sein Vater gegeben hatte, so sollen auch wir vor allen Dingen in der Geduld stark sein. Durch Geduld überwinden die Kinder Gottes, wie geschrieben steht;

„Dulden wir, so werden wir mit herrschen.“ Kommen Trübsale, kommen Not und Angst, kommen Aufruhr, Schläge und Gefängnis, wir sollen es ertragen in Christi Namen als die Diener Gottes. Wir können es hier auf Erden nicht besser begehren, als unser Herr und Meister es gehabt hat, nicht besser als alle die Bekenner und Zeugen, die durch Trübsal zur Herrlichkeit gegangen sind, die in der Welt Angst haben, aber fröhlich und getrost gewesen sind, denn es ist ihnen im Himmel wohl bewohnt worden. „Lasst uns beweisen als die Diener Gottes in Arbeit, in Wachen, in Fasten und Keuschheit.“ Wartet des Leibes, doch also, dass er nicht geil werde. Vielmehr kreuzigt das Fleisch und bändigt die böse Begierden durch Arbeit, Wachen, Fasten und Keuschheit. Das ziemt den Kindern und Dienern Gottes, dass sie durch den Geist des Fleisches Geschäfte töten, dass sie unter Mühe und Arbeit dem Herrn dienen in Allem, was sie tun, dass sie nüchtern sind, wachen und beten, sich vor Fressen und Saufen, Unzucht und böser Lust wohl bewahren; denn die in solchen Sünden leben, werden das Reich Gottes nicht ererben. Je mehr wir das Fleisch in uns dämpfen, desto mehr wird das Leben des Geistes in Uns blühen und gedeihen in Erkenntnis, in Langmut, in Freundlichkeit, in dem heiligen Geist, in ungefärbte Liebe. Wachst in allen Dingen an dem, der das Haupt ist, Christus. Wachst in der Erkenntnis, forscht in der Schrift, hört, lernt und merkt den ganzen Rat Gottes, und macht eure Herzen gewiss in der Gnade, die uns geoffenbart ist. Wachst in der Langmut, und Freundlichkeit, im heiligen Geiste. Unser Herz ist von Natur voll Eigennutz, Hader, Trotz und Rachsucht: aber der Herr ist langmütig und freundlich; daher auch der Geist, der uns gegeben ist, ist langmütig und freundlich. Gebt also dem heiligen Geiste Raum in euch, dass er euer Herz mit seiner Langmut und Freundlichkeit, ja mit ungefärbter Liebs erfülle. Ungefärbt soll die Liebe sein aus einem gottesfürchtigen, kindlichen Herzen. Die Liebe, die Nicht von Herzen kommt, die Liebe, die mehr in Worten besteht, als in der Tat, die Liebe, welche nur erkünstelt und erheuchelt wird um des Namens und des Scheines willen, ist gefärbt, ist trübe und falsch. Ach dass unsere Herzen licht und hell wurden in ungefärbter Liebe im heiligen Geiste!

Allenthalben lasst uns beweisen als die Diener Gottes in dem Worte der Wahrheiten der Kraft Gottes, durch Waffen der Gerechtigkeit zur Rechten und zur Linken. Nicht bloß im Leiden und Dulden sollen die Diener Gottes stark sein, sondern auch in der Tat, gegenüber dem Satan und der verkehrten und verderbten Welt. Da ist das Wort der Wahrheit, das heilige Wort Gottes unsere erste Kraft. Nicht mit Spieß und Schwert wird unser Kampf geführt, sondern mit dem Schwert des Geistes, welches ist das Wort Gottes. Das Zeugnis aus demselbigen, dazu unser Wandel in der Kraft und in der Furcht Gottes sind unsere Waffen zur Rechten und zur Linken. Wir bekennen Jesum Christum, dass er der Herr sei, dass er am Kreuze die Sünden der Welt getragen hat. Wir sondern uns ab von dem gottlosen Wesen dieser Welt, und suchen in den Fußstapfen Jesu Christi unsere Seelen zu erretten. Wir stärken uns in der Wahrheit durch Gottes Wort, und nehmen alle Vernunft gefangen unter den Gehorsam des Glaubens an Gottes Wort. Da kann es denn nicht ausbleiben, dass unser Weg gehen muss durch Ehre und Schande, durch böse Gerüchte und gute Gerüchte. Haben sie von Christo gesagt, er habe den Teufel, haben sie ihn einen Fresser und Weinsäufer, der Zöllner und Sünder Gesellen genannt, wie sollten sie nicht vielmehr über uns allerlei Schande und böse Gerüchte zu sagen wissen! Die Welt hasst die Kinder Gottes, verachtet und verfolgt sie wegen des Glaubens. Möchte nur Gott geben, dass wir niemals wirkliche Ursache dazu gäben! Und ob wir keine Ursache gäben, würden wir doch Verführer heißen müssen, ob wir schon wahrhaftig wären; wir würden doch einher gehen müssen, als die Unbekannten, und doch bekannt; als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht ertötet; als die Traurigen aber alle Zeit fröhlich; als die Armen, aber die doch Viele reich machen, als die nichts inne haben, und doch Alles haben. So ist Christus einhergegangen, so seine Apostel und Gläubigen allzumal. Gebe Gott, dass wir ihm nachwandeln als rechte treue Diener, welche die Gnade Gottes nicht vergeblich, sondern zum ewigen Leben empfangen haben! Ihm sei Preis und Anbetung jetzt und immerdar! Amen

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autoren/t/textor_gustav_adolf/textor-invocavit.txt · Zuletzt geändert: von aj
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