Melanchthon, Philipp - Schrift wider die Artikel der Bauernschaft.

Melanchthon, Philipp - Schrift wider die Artikel der Bauernschaft.

1. Dieweil sich die Bauernschaft auf das heilige Evangelium beruft, und dasselbige zu einem Schein vorwendet, ist anfänglich von Nöthen, daß man wisse, was das heilige Evangelium von uns fordere, oder nicht fordere, daß man möge der Bauernschaft Artikel richten, die sie alle vermeinen unter dem Schein und Namen Gottes zu erzwingen, und sich hören lassen, daß aller ihrer Artikel Grund sei, das Evangelium zu hörens und dem gemäß zu leben. So doch die Bauernschaft Viel begehrt, das sie nicht Fug hat, das auch sie das Evangelium nicht heißet. Dazu übet sie Gewalt und will ihr Vornehmen mit Aufruhr und Empörungen, und mit Mord ausführen.

2) Nun haben sie aber sich erboten, sie wollen sich mit dem Evangelio weisen lassen. Darum ist billig, daß man ihnen vor. halte das Evangelium und rechte christliche Lehre: denn es sind ohne Zweifel Viel unter dem gemeinen Haufen, die aus Unwissenheit sündigen; welche, so sie recht unterrichtet würden, ist zu hoffen, daß sie von solcher frevelicher Handlung möchten abstehen, und bedenken Gottes Gericht, ihre Seelen, und ihre armen Weiber und Kinder.

3) Es sind aber Viele so muthwillig und also verblendet vom Teufel, daß sie Frieden nicht wollen noch mögen leiden. Und dieselbigen an viel Orten, wiewohl sie durch frommer Leute Schrift und Predigt gewarnet und zum Frieden vermahnet sind, hilft es aber nicht, und auf das, daß sie ja Gott mehr erzürnen, werden solcher Vermahnung nur freveler und halsstarriger. Von denselbigen wollen wir hernach reden. Jetzt aber wollen wir kürzlich begreifen, was das Evangelium fordert, und wie ein christliches Herz gegen Gott, seinen Nächsten, und die Obrigkeit geschickt sein soll.

4) St. Paulus spricht 1. Timoth. 1, 5: Dieß sei des Gesetzes Inhalt, kürzlich gefasset: „Liebe von reinem Herzen, mit gutem Gewissen, und wahrhaftigem Glauben.“ Mit Glauben handelt man gegen Gott, mit Liebe gegen den Nächsten und gegen die Obrigkeit. Was ist nun Glaube? Dieß ist Glaube, so Gott dem Gewissen die Sünde erzeigt, und es wahrhaftig erschreckt, daß es beginnet, Gottes Gerichte herzlich zu fürchten.

Denn Gott hat befohlen, die Sünde zu strafen und Buße zu predigen. So dann das Herz höret von Christo, daß durch Ihn, ohn' unser Verdienst, Gnade und Vergebung der Sünden geschenkt sei, und also Trost und Freude fühlet, daß es zu Ruhe vor Gott stehet, und sicher ist, Gott sei wieder versöhnet, und drum in Trübsal, als Todesnöthen und andern Nöthen, sich auf Gott verläßt, und weiß, daß Gott ein Auge auf uns hat, und helfen wird, und kann sich also zufrieden stellen, dieweil es sich solches Trostes gewißlich verstehet: dieß heißt Glaube, den das Evangelium prediget.

5) Als, da der Assyrer König zu Jerusalem lag, und Ezechiels viel zu schwach war, ihn weg zu schlagen: da hätte ein Herz ohne rechten Glauben entweder verzagt und sich den Feinden ergeben, oder sonst geflohen, oder sich selbst umgebracht, oder hätte aus Verzweifelung etwa eine That gewagt, und sich mit den Feinden geschlagen, und gedacht: geräth es, so ist's Gewinn; geräth es nicht, so müssen wir doch umkommen. Was thut aber Ezechias? Dieweil sein Herz Gott kennet, glaubte und versahe sich Hilfe zu Gott, bittet er Gott, er wolle den Sachen rathen. Da half Gott, wie denn geschrieben stehet Jesaj. 37.

6) Es spricht St. Paulus, daß es solle ein Glaube sein ohne Heuchelei. Denn es sind viele Leute auf Erden, die sich Christen nennen, und rühmen sich des Glaubens; aber sie werden inne, wenn es zum Treffen kommt, daß sie nicht glauben. Denn alsbald Unglück daher fähret, so verzagen sie an Gott, denken, er achte unser nicht, und nehme sich unser nicht so viel an, wie man davon prediget, und suchen Hilfe, als lange sie können, bei eigener Macht, Weisheit oder Stärke, ja auch bei dem Teufel. Wie Saul that, da er sich besorgte, und die Feinde herzu geruckt waren, suchte er Hilfe und Rath bei der Zauberin.

7) Also, Viele rühmen sich des Glaubens, und sagen, sie seien Christen; wie auch die Bauernschaft will Christen heißen. Aber einer der soll wissen, wenn sein Herz nicht ernstliche Furcht hat vor Gottes Gericht und Trauen zu Gott in allen Anstößen, sondern sein Herz pocht auf Gut, Macht, den Haufen, daß er kein Christ ist. Denn Jesaias am 66. V. 2 spricht: „Gott wohne bei denen, die eines erschrockenen und niedrigen Herzens sind;“ und Joh. 3, 14: „Wie Moses die Schlange in der Wüsten ausgerichtet hat, also muß der Sohn des Menschen erhöhet werden, daß Alle, die an ihn glauben, nicht verderben, sondern haben das ewige Leben.“

8) Einen solchen rechten Glauben mag menschliche Vernunft oder Wille nicht durch eigene Kraft sich einbilden, sondern der heilige Geist wirket und schafft ihn in Etlicher Herzen; wie Joh. 6. V. 45 geschrieben stehet: „Sie müssen Alle von Gott gelehret werden“; und Röm. 8, 14.: „Die sind Gottes Kinder, die der Geist Gottes treibet!“

9) Also ist das Hauptstück eines christlichen Lebens solcher Glaube, durch welchen er mit Gott Eins und versöhnet wird, und zu Ruhe kömmt in allen Fällen; und wie dein Glaube innerlich im Herzen ist: also ist christlich Wesen vornehmlich ein innerlich Wesen, und man muß nach dem Hauptstück und dem Siegel, wie es Joh. 6, 29 genennet wird, christliches Wesens vornehmlich trachten, denn da sondert sich Gleisnerei ab von wahrer Frömmigkeit, die Gott wirkt.

10) Auch diesen Glauben fordert Gott allenthalben in der Schrift, und sonderlich im ersten Gebot, und Jerem. 9, 23. 24: „Es soll der Weise sich nicht seiner Weisheit rühmen oder trösten, der Mächtige seiner Macht, der Reiche seines Guts; sondern deß soll sich ein Jeder trösten, daß er mich kennet, daß ich ein Gott sei, der auf Erden Gnade thut und Gericht, und den Gerechten hilft; solches gefällt mir!“ das ist, also von Gott halten und glauben, und sich solches zu Gott versehen, das ist rechter Gottesdienst und Frömmigkeit.

Von der Liebe.

11. Das andere Stück ist Liebe von reinem Herzen und gutem Gewissen, denn wenn das Herz also Gott erkennet, wie große Gnade Er uns erzeiget hat: so weiß es, daß es wiederum Dankbarkeit soll beweisen an denen, welche uns Gott zu lieben und zu dienen befohlen hat. Nun hat Gott gesprochen: „Du sollst deinen Nächsten lieben, als dich selbst; du sollst nicht tödten, nicht Unkeuschheit treiben, nicht stehlen,“ rc. Also hat ein christlich Herz Lust, Gott in den Stücken zu Willen zu werden, dienet dem Nächsten, es ist ihm freundlich, es beweiset Zucht und Keuschheit an ihm, es hilft ihm sein Gut bewahren. Diese Stücke fordert Christus, Matth, S, 20 fgg. und Paulus Röm. 1, 8 fgg.

Von der Obrigkeit.

12) Und sonderlich fordert das Evangelium Gehorsam gegen die Obrigkeit. Und dieweil dieser Artikel sogar verachtet wird von Denen, die sich evangelisch nennen, wollen wir das Evangelium und Gottes Wort ihnen vorhalten, darinn sie sehen, wie hart sie wider Gott fechten, unter dem Schein des Evangelii. Paulus an die Römer am 13. V. 1 fgg. spricht also: „Ein Jeder soll unterthan sein der Obrigkeit, die über ihn herrschet, denn es ist keine Obrigkeit, denn allein von Gott, und alle Obrigkeit ist von Gott geordnet. Wer nun der Obrigkeit widerstehet, der widerstehet Gottes Ordnung, und wer widerstehet, der wird gestraft und die Obrigkeit ist nicht ein Schreck guten Werken, sondern bösen. Willst du aber die Obrigkeit nicht fürchten, so thue Gutes; so hast du Lob von ihr, denn sie ist eine Dienerin Gottes, dir zum Guten. Thust du aber Böses, so fürchte sie; denn sie trägt das Schwert nicht vergeblich, sondern sie ist eine Dienerin Gottes, zur Rache und Strafe dem, der Uebels thut. Darum ist von Nöthen, daß man ihr unterthan sei, nicht allein um der Strafe willen, sondern auch um des Gewissens willen. Darum gebt Schoß, denn sie sind Diener Gottes, und haben Arbeit dazu. Darum gebt Allen, was ihr schuldig seid: welchem Schoß gehöret, dem gebt Schoß; welchem Zoll gehöret, dem gebt Zoll; welchem Furcht gehöret, dem gebt Furcht; welchem Ehre gehöret, dem gebt Ehre.“

13) Hier lehret St. Paulus drei Stücke, zum ersten: woher Gewalt eingesetzt sei, und sagt, daß Gott Obrigkeit geordnet habe, denn dieweil nicht Jedermann Christ ist, und selbst willig sich enthält, daß er nicht Schaden Andern thue, sondern daneben viele muthwillige Leute sind, die an Anderer Leib, Gut, Weib oder Kind Frevel pflegen zu üben, hat Gott neben dem Evangelio solch weltlich Regiment und Zucht eingesetzt, die Ehrbaren zu schützen und ihnen Frieden zu schaffen, und die Freveler zu strafen. Dazu macht die Obrigkeit Gericht und Gesetz, daß man leibliche Güter möge mit Frieden theilen, besitzen und gebrauchen, und ordnet Richter, Kriegsvolk und dergleichen, Frieden zu schützen und Mord zu wehren. Luk. 3, 14.: „Lasset euch begnügen an eurem Sold.“

14) Solcher weltlicher Ordinatio mag ein Christ gebrauchen, ob's schon nicht an einem Ort ist, als am andern; denn wie droben gesagt ist, daß christlich Wesen vornehmlich ein innerlich Leben und Wesen ist, und ist an solche Ordnung nicht gebunden, sondern soll die gebrauchen, nach Liebe und friedlich. Man theilet die Güter anders in Sachsen, denn am Rhein, und mag sein, daß eins leidlicher ist, denn das andere; dennoch soll ein Christ, um Friedens willen, bei seines Landes Rechten bleiben, und schadet ihm solches an seiner Seele Nichts; ja, wenn er nicht zufrieden will sein, dann thut er seiner Seele Schaden.

15) Also ist an etlichen Orten Leibeigenschaft; dieselbige soll er tragen, um Friedens willen, obschon solche in anderer Herrschaft nicht ist; das Evangelium fordert nicht, daß solche Landesordnungen geändert werden, sondern fordert Gehorsam; ohne allein so die Obrigkeit geböte, wider Gott zu thun; denn da soll man halten die Regel Apg. 5, 29: „man muß Gott mehr denn den Menschen gehorsam sein.“

16) Und das ist wohl zu merken; daß Gott die Obrigkeit eingesetzt hat, auf daß sie, die Obrigkeit, wisse, daß sie in einem Stande sei, der Gott gefällig ist; denn man kann Gott nicht dienen in den Werken oder Ständen, die er nicht geordnet oder eingesetzt hat. Auch ist solches tröstlich der Obrigkeit, daß sie mag Zuversicht haben und Ursache, zu glauben, daß sie Gott erhalten werde wider den Muthwillen der Aufrührerischen; wie denn Gott oft angezeigt hat. Als mit David: wiewohl ihn sein eigener Sohn des Landes vertrieben hatte, und das ganze Land von ihm gefallen war, dennoch setzte ihn Gott wieder ein, und unterdrückte die Aufrührerischen. Denn es spricht Salomo, Sprichw. 21. V. 30: „Es hilft keine Weisheit, kein Verstand, keine Kunst wider den Herrn;“ und Paulus sagt hier, „daß Alle, die der Obrigkeit widerstehen, werden gestraft werden“, und David bittet, Gott wolle das Regiment erhalten, und ihn wieder einsetzen, dieweil er's geordnet habe, Ps. 7, 7: „Richte auf das Amt, das du eingesetzet hast.“

17) Auch ist's den Unterthanen tröstlich, daß sie wissen, daß Gott Gefallen an ihrem Gehorsam gegen die Obrigkeit hat; und was sie der Obrigkeit Gutes thun, daß sie solches Gott thun, und also Gott wahrlich dienen in den Beschwerungen, die sie von einer Obrigkeit tragen, es sei Reisen, Schatzung geben oder Andres. Und sind eben so heilige Werke, solches thun, als wenn Gott vom Himmel sonderlich Einem beföhle, Todte aufzuwecken, oder wie man das nennen mag.

18) Auch ist das erschrecklich den Aufrührerischen, denn sie haben einen sehr mächtigen großen Herrn zum Feinde, wider den sie fechten. Vor Büchsen und andern Waffen mag man bestehen; aber wider Gott zu stehen ist unmöglich. Nun ist da Gottes Befehl also wohl, als wenn Er Jedem insonderheit hätte befohlen durch einen Engel vom Himmel, der Obrigkeit nicht zu widerstehen. Wie hart muß der Teufel die Herzen besessen haben, die solche Gottes Worte nicht achten, und dennoch sich des Evangelii rühmen!

19) Zum andern bindet Paulus die Conscienz, und lehret, daß man nicht allein soll der Obrigkeit gehorsam sein, darum, daß sie Strafe darauf gesetzt hat, wie ich einem Räuber gehorsam sein muß; sondern um des Gewissens willen, das ist: Gott fordert solchen Gehorsam, und will verdammen die, so ungehorsam sind, und obschon die Welt zu schwach wäre, solchen Frevel zu strafen, will ihn doch Gott nicht ungestraft lassen. Gott hat nicht Gefallen an solchem Ungehorsam gegen die Obrigkeit, es sei denn, daß Er sonderlich Einem gebiete, wider die Obrigkeit zu handeln: wie er Mosi oder Josua gebot; da gab Er Zeichen und Zeugniß, daß man gewiß wäre, wem man gehorsam sollte sein, und wen Er hätte zum Herrn gemacht.

20) Zum dritten lehret hier St. Paulus, worin man den Gehorsam gegen die Obrigkeit erzeigen soll, und spricht, man soll geben Schoß und Zoll; das ist, dieweil man Frieden erhalten soll, gestehet es viel, Leuten zu lohnen, zu bauen rc. soll man solch Geld geben. Legen es die Fürsten übel an, das sollen sie verantworten; wir sind schuldig, das Unsere vorzustrecken, dem Frieden zu Gut.

21) Zum andern, so soll man Furcht erzeigen, davon droben genug gesagt ist, daß man die Obrigkeit fürchten soll, dieweil sie Befehl von Gott hat. So soll man nun der Obrigkeit Gebot also fürchten, als hätte es Gott geboten, und in Diensten auf Gottes Willen sehen, nicht allein des Fürsten Augen hofieren, wie St. Paulus den Knechten geboten hat, „daß sie nicht allein den Augen der Herrn hofieren, sondern aus Herzen dienen rc. dieweil man Gott daran diene.“ Eph. 6, 5. 6. Kol. 3,22. 23.

22) Solche ernstliche Furcht lehret Salomo Sprichw. 16, 14: „Des Königs Ungnade ist ein Bote des Todes; aber ein weiser Mann versöhnet ihn;“ und Kap. 20, 2: „Des Königs Zorn ist wie eines Löwen Brüllen; wer ihn erzümet, der sündiget wider sein Leben.“ Dieß ist ein schrecklich Urtheil, das Gott für Sünde ansieht und strafen will, die, so die Obrigkeit erzürnen. Darum hüten sich die Ungehorsamen! Denn obschon die Welt zu schwach wäre, Ungehorsam zu strafen, würde ihn Gott doch nicht ungestraft lassen! wie auch droben gesagt ist vom Spruch Pauli, Röm. 13, 5. propter conscientiam etc.

23) Zum vierten soll man ihnen Ehre erbieten. Ehre erbieten heißt nicht allein, äußerliche Geberden, neigen und Hut abziehen; sondern es heißt, sie, die Regenten, für weise und gerecht halten, und darum ihnen dankbar sein. Nun gehet's also, wie auf dem Spiel, daß, wer zustehet, meinet, er wolle es besser machen. Also, die Unterthanen meinen oft, wenn sie regierten, es würde ihnen daß anstehen; sie wollten viel Schaden verhüten, und wollten förderlicher und fleißiger Recht sprechen rc. Mancher schreiet auch oft, ihm oder Andern geschehe Unrecht, und gedenken nicht, daß sie Gottes Willen an der Obrigkeit tragen sollen, und daß nie keine Herrschaft auf Erden gewesen ist, die ohne Tadel wäre gewesen. Man kann's nicht Alles erstreiten. Es sind ohne Zweifel die zwei besten Fürsten auf Erden gewesen, David und Salome; noch mußte David hören von seinem eigenen Sohne, er hörete die Leute nicht, er richtete die Sachen nicht aus. So beschwerte sich Israel auch, Salomo's Aufsätze länger zu tragen.

24) Es ist keine Vernunft auf Erden so groß, die dem Regiment genug thun möge. Ja, wo Gott nicht Glück gibt, ist nicht möglich, daß man ein Regiment drei Tage mit menschlicher Klugheit erhalte. Drum fordert St. Paulus, daß man der Obrigkeit Ehre erbiete, das ist, daß man sie für weise und gerecht halte, und ob uns bei der Weile Andres daß gefiele, daß wir ihrer Weisheit und Gerechtigkeit um Friedens willen weichen, und seien dankbar um Anderer Wohlthat willen, da wir Viel durch ihre Mühe, Sorge und Arbeit empfangen; denn obschon Jemand Unrecht geschähe, dennoch helfen sie sonst zu Frieden, daß wir unsere Kinder zu Zucht und Frömmigkeit ziehen mögen, und ihnen Nahrung suchen. Ist das nicht Dankes werth?

25) Nun wäre es eine große Undankbarkeit, wenn mir ein Freund hätte hundert Gülden geschenkt, und ich fände darunter einen Gülden oder zwei, die zu leichte wären; um dieser willen murrete ich, und pochte mit ihm, und dankte ihm nicht um die andern. Also thun auch die Bauern in vielen Artikeln. Sie wollen jagen und fischen, welches ihnen doch nicht hoch von Nöthen ist, und pochen darum mit ihrer Obrigkeit, und sehen nicht an, wie große Güter sie sonst von ihnen empfahen. Als, daß die Fürsten müssen verhüten, daß nicht ein jeder Bube heute Einem, morgen dem Andern in das Seine falle, schände ihm Weib und Kinder, bringe sie um ihre Nahrung rc. Item, schaffen Ruhe, daß die Kinder zu Gottesfurcht und zu Ehrbarkeit stattlich erzogen mögen werden. Also fordert das Evangelium nicht allein Gehorsam gegen die Obrigkeit, sondern auch Ehrerbietung.

26) Darum auch Gott 2. Mos. 22, 28. geboten hat: „Deinem Fürsten sollst du nicht fluchen;“ das ist, du sollst ihm Ehre erzeigen, ihn rühmen, und was er ordnet, zu Recht spricht, aussetzt, dafür halten, daß es weislich und recht gemacht sei; denn wie man spricht: Gott sei mit im Schiff; also ist fürwahr Gott mit im Regiment, und gibt Glück und Unglück, nach seinem Willen. Darum spricht Salomo Sprichw. 29, 26: „Viele suchen das Angesicht eines Fürsten; aber eines Jeden Gericht kommt vom Herrn;“ das ist: Viele trösten sich auf der Fürsten Gnade, Macht; aber wie Gott will, also geräth es. Kap. 21, 1: „ Des Königs Herz ist in des Herrn Hand wie Wasserbäche, und Er neiget es, wohin Er will;“ und Kap. 16,10: „Weissagung ist in dem Munde des Königes; sein Mund fehlet nicht im Gericht;“ das ist: das Regiment ist Gottes Ordnung, und Gott stehet bei den Fürsten, und gibt ihnen Weisheit zu regieren und erhält ihr Regiment. Denn wo es Gott nicht hält, und wo Gott nicht Gnade und Weisheit gibt, mag es durch menschliche Geschicklichkeit nicht erhalten werden!

27) Sprichst du: Wie aber, wenn sie mich so hart oder unbillig beschweren? Antwort: Obschon ein Fürst Unrecht thut, und schindet und schabt dich, dennoch ist's nicht recht, Aufruhr anrichten; wie auch nicht recht ist, so dir Einer hat einen Bruder umgebracht, dasselbe mit eigner Gewalt rächen. Gott will nicht haben, daß Frevel werde vorgenommen wider Obrigkeit, oder daß sich Jemand anmaße zu herrschen, ohne geordnete Amtleute; denn Christus spricht Matth. 26, 52: „Welcher das Schwert nimmt, soll mit dem Schwert umkommen;“ das ist: Niemand soll sich mit eigener Gewalt rächen, oder des Schwerts und Herrschaft ohne geordnete Amtleute unterstehen. St. Petrus hatte eine rechte Sache, da er Christum verfechten wollte; denn man that Christo Unrecht. Dennoch that St. Petrus Unrecht, daß er fechten wollte wider geordnete Amtleute, und man ihm das Schwert nicht befohlen. Es half auch nicht; und Christus fällete über ihn ein erschrecklich Urtheil, daß er den Tod verschuldet habe: „Wer das Schwert nimmt, soll durchs Schwert umkommen.“

28) Auch ist Aufruhr verboten, Röm. 13, 2., da St. Paulus spricht: „Wer sich auflehnet wider die Obrigkeit, wird gestraft.“ Da dräuet Gott hart denen, so sich wider die Obrigkeit auflehnen. Auch es zeigen an die Historien, daß Aufrührerische allwege zuletzt gestraft worden sind; als 4. Mos. 16. Dathan und Abiram verschlang die Erde, und Richt. 9, 53. warf ein Weib Abimelech zu Tode. So ist auch Absalom Siba umkommen. Zambri 1. Kön. 16. 18. hat sich selbst verbrannt. Gott strafete auch Baesa, daß er wider Nadab, wiewohl derselbige König Gott nicht gefiel, einen Aufruhr erweckte, 1. König. 16. 10. Dergleichen hat Gott gerichtet bei den Heiden Appium Decemvirum, Catilinam, und andere Viele zu Rom, und in andern Ländern. Denn Gott will in aller Welt, daß man der Obrigkeit gehorsam sei, und straft Ungehorsam bei allen Völkern, sie heißen Juden, Heiden, oder Christen. Auch spricht Salomo Sprichw. 24, 21: „Mein Kind, fürchte den Herrn und den König, und menge dich nicht unter die Aufrührerischen, denn ihr Unglück wird plötzlich kommen.“

29) Ueber das fordert das Evangelium, daß man Unrecht nicht allein von der Obrigkeit, sondern von Jedermann leide, wie geschrieben stehet Matth. 5, 39: „Ich sage euch, daß ihr nicht widerstehen sollt dem Uebel; sondern so dir Jemand einen Streich gibt auf den rechten Backen, dem biete den andern auch dar;“ und Röm. 12, 19: „Rächet euch selber nicht, meine Liebsten, sondern gebt Raum dem Zorn; denn es stehet geschrieben: die Rache ist mein; Ich will vergelten.“ Solches thun Christen, greifen nicht zum Schwert, und fallen nicht Andern in ihre Güter, stürmen nicht wie diese Bauern, die sich eine christliche Gemeinde nennen, Christo zur Schmach, dieweil sie nicht allem Ungehorsam vorhaben, den Gott auch in den Heiden und Türken straft, sondern auch Räuberei treiben.

30) Aus diesem Allen schließen wir nun, daß, dieweil das Evangelium fordert Gehorsam gegen die Obrigkeit, und Aufruhr verbeut, obschon Fürsten übel thun, und auch sonst fordert, daß man Unrecht leide, handeln sie wider das Evangelium, darinnen, daß sie sich auflehnen wider ihre Obrigkeit, und Gewalt und Frevel wider sie vornehmen und brauchen, und machen sich selbst zu Lügnern, daran, daß sie schreiben, sie begehren dem Evangelio gemäß zu leben, und handeln doch also öffentlich wider Gott, daß man greifen mag, daß sie der Teufel treibt, und vor hat, sie um Leib und Sele zu bringen; denn es gerathe, wie es wolle, so wird doch zuletzt dieser Frevel gestraft werden, wie St. Paulus sagt Röm. 13, 2: „Wer sich auflehnet wider die Obrigkeit, wird gestraft;“ und wie man siehet, daß kein Mord ungestraft bleibt; denn Gott hält ob seiner Ordnung, die Er gemacht hat, 1. Mos. 9, 6: „Wer Menschenblut vergießt, deß Blut soll auch durch Menschen vergossen werden;“ also wird auch dieser Frevel nicht ungestraft bleiben, denn ein Aufruhr ist vielfältige Mörderei.

31) Darum, wenn schon alle Artikel der Bauernschaft geboten wären im Evangelio, dennoch thäten sie wider Gott, daß sie es mit Gewalt und Aufruhr wollten erzwingen. Noch sind sie so frevel, und treiben solchen Muthwillen unter göttlichen Namens Schein. Es spricht aber Gott: „Wer seinen Namen mißbraucht, der wird nicht ungestraft bleiben.“ Wer nun Gott fürchtet, und aus Thorheit gewilliget hätte, mit dem Haufen zu ziehen, der stehe ab davon, und bedenke Seel' und Leib, Weib und Kind; denn es wird doch nicht ungestraft bleiben.

32) Dieß sei insgemein von der Bauern Handlung geredet. Nun wollen wir von den Artikeln reden.

33) Erstlich wollte ich, daß, der die Artikel geschrieben hat, und so viel Schrift fälschlich angezogen, derselbige seinen Namen hinzu geschrieben hätte; das wäre im Lichte gehandelt. Es hat sehr einen bösen Schein, sich solcher blinden Streiche wollen behelfen; den armen, einfältigen Leuten einen Schein machen, als wären solche Artikel so wohl gegründet in der Schrift, so doch an vielen Orten die Schrift gefälschet. Ob aber solche Lügen aus Gott, oder aus dem Teufel seien, ist wohl zu ermessen, denn es sind gräuliche Lügen, die Schrift also fälschlich anziehen.

Auf den I. Artikel.

Von Pfarrern.

34) Die Obrigkeit ist schuldig, daß sie das Evangelium lasse predigen. Denn Christus spricht Matth. 10, 15: „daß die Stadt, so das Evangelium nicht hören will, soll schwerer gestraft werden, denn Sodoma und Gomorrha;“ und Sprichw. 25, 4. 5: „Wenn man den Schaum vom Silber scheidet, so wird ein rein Gefäß daraus. So auch, wenn man Gottes Verachtung vom Könige wegnimmt, so wird Gerechtigkeit seinem Throne Glück bringen.“ Gott hat auch Pharao zu einem Exempel gesetzt, daran die Obrigkeit lerne, daß sie Gottes Wort nicht verachte, sondern ihm Raum gebe.

35) Wo aber je eine Obrigkeit vom Teufel besessen, nicht leiden wollte, daß man das Evangelium rein predigte, soll dennoch kein Aufruhr erwecket werden; denn Gott hat Aufruhr verboten: sondern ein Jeder, der recht glaubt, soll für sich seinen Glauben bekennen und lehren sein Hausgesinde, und wer da begehret zu lernen. Will ihm darüber eine Obrigkeit etwas darum thun, soll er solches leiden, und nicht Rache oder Hilfe bei dem Haufen suchen. Ja, dieser ist kein Christ, der die Hilfe bei dem Haufen sucht, denn Paulus spricht Röm. 12. 19.: „Rächet euch selber nicht, meine Liebsten, sondern gebet Raum dem Zorn.“ Also that Christus, strafte Petrum, da er fechten wollte; ja Er bat auch, daß man den Jüngern Nichts thäte. Er wollte selbst herhalten. Es gilt nicht, Christen wollen sein, und das Kreuz Andern auf den Rücken legen; du mußt es selbst tragen.

36) Also solls auch mit Pfarrern gehalten werden. Wo ein Tyrann nicht will rechte Prediger leiden, sollst du nicht Gewalt üben an falschen Lehrern, sondern, wie Christus heißet, sie meiden; denn Christus hat nicht geheißen, daß man den Pharisäern sollte die Güter nehmen, sie tödten; sondern, ihre Lehre meiden.

37) Willst du nun haben Einen, der recht lehre, halte ihn auf deine Kosten, wo die Obrigkeit demselbigen der Pfarre Güter nicht will folgen lassen. Denn obschon ein Pfarrer von einer Gemeinde erhalten würde; dennoch hat dieselbige Gemeinde nicht Macht, die Nutzung dem zu entziehen, dem sie von einer Obrigkeit gegeben ist, sondern die Ordnung mit solcher Nutzung ändern, stehet allein bei der Obrigkeit, die bisher solche Güter in ihrer Gewalt gehabt hat. Wo die Obrigkeit einen Pfarrer in solche Güter gesetzt hat, ist es Räuberei, wenn du ihn ohne der Obrigkeit Willen ausstoßen willst. Die Güter oder Nutzung, die du der Obrigkeit pflegst zu geben, sind nicht mehr dein, sondern der Obrigkeit: derselbigen Etwas abbrechen, ist je Gewalt und Frevel.

38) Darum willst du einen bessern Prediger haben, ist's billig, daß du ihm, ohne Raub, von dem Deinigen lohnest, Gal. 6, 6: „Der da wird unterrichtet, soll mit dem, der ihn unterrichtet, theilen;“ denn auch zu St. Pauli Zeiten die Obrigkeit Nichts darzu geordnet hatte; die Heiden hatten alle Nutzung inne.

39) Wo nun eine Obrigkeit dasselbe auch nicht gestattet, sollst du dennoch nicht Aufruhr anrichten, sondern an die Orte gehen, da du rechte Lehre hören magst. Begegnet dir Unfall darüber, sollst du es leiden, und nicht Aufruhr anrichten. Ich rede auch von rechter Lehre, nicht von aufrührerischer. Das Evangelium lehret nicht Aufruhr, sondern Frieden, Zucht und Geduld.

40) Wo aber eine gottesfürchtige Obrigkeit das Evangelium will predigen lassen, wäre gut, daß die Kirchen allenthalben selbst Macht hätten, Pfarrer zu wählen und zu rufen; wie Apg. 6. die Election der Diakonen geschahe. Denn auch einer ganzen Kirche befohlen ist, zu richten von der Prediger Lehre. 1. Kor. 14. Und Paulus will den Korinther 1. Kor. 5, 1 fgg. nicht allein bannen, sondern mit der ganzen Kirche; daß also einsetzen und absetzen in der Kirchen Gewalt gewesen ist.

41) Doch muß bei solcher Wahl ein Fürst auch sein, dem zustehet, ein Einsehen zu haben, daß man nichts Aufrührerisches predige, vornehme. Denn ein Fürst ist gesetzt, zu Schutz der Frommen, und Strafe der Bösen, Röm. 12, 3. 4. Nun hat sich an vielen Orten in deutschen Landen begeben, daß die Bauern selbst haben Prediger angenommen, die denn dem Pöbel geheuchelt, haben gelehret, man soll nicht Decimas geben, nicht Zins geben, und dergleichen viel mehr; das zu einer jämmerlichen Empörung erwachsen ist. Ja, wo Einer Gehorsam gelehrt hat, oder daß man solle Zins und Decimas geben, den haben sie steinigen wollen; so doch das Evangelium lehret, nicht allein geben, was ordentliche Obrigkeit eingesetzt hat, sondern auch heißt den Mantel fahren lassen, wo dir Einer mit Unrecht den Rock nimmt. Matth. 5, 40.

42) Darum befiehlt St. Paulus dem Titus, daß er Priester ordne; und an den Timotheus heißt er, man solle Keinen wählen, er sei denn vorhin bewähret. Darum sollen Fürsten und Kirchen solche vorhin erkunden, daß sie wissen, was sie im Schilde führen. Bisher haben die Bischöfe sich der Ordination angenommen, aber Niemand probiret; sondern, wie Jeroboam Priester gemacht, lose, leichtfertige, unerfahrne Leute. Was daraus Gutes kommen sei, befindet man jetzund.

Auf den II. Artikel

Vom Zehenten.

43) Den Zehnten gibt man nicht aus Kraft des Alten Testaments, denn dasselbe bindet uns nicht, sonderlich in solchen Sachen, die da weltliche Ordnung und Regiment betreffen, wie man Güter theilen soll rc., wie St. Paulus lehret zum Kol. 2 und zum Gal. 5. Man ist aber schuldig, zu geben, was eine weltliche Obrigkeit eingesetzt hat, es heiße Decimae oder Octavae. Denn Paulus spricht zum Röm. 13, 7: „Wem Schoß gehöret, dem gebet Schoß, wem Zoll gehöret, dem gebt Zoll.“ Denn eine Obrigkeit muß zu gemeines Landes Nothdurft einen großen Kasten haben. Es haben die Römer ohne Zweifel viel Güter eingenommen, die Gott den Priestern oder dem Tempel zugeeignet hatte. Da haben die Jüden auch disputirt, ob sie es schuldig wären zu geben, anders, denn Gott geordnet hatte. Ja, wenn die Bauern jetzt einen solchen Schein hatten, wie würden sie wüthen! Dennoch sind sie schuldig gewesen, dasselbige der Herrschaft zu fahren lassen, dieweil sie nicht mehr Herrn ihrer Güter gewesen sind, sondern Gott hat sie anderer Herrschaft eingethan. Darauf sagt Christus von dem Didrachmo: „Auf daß wir sie nicht ärgern“ rc. Matth. 17, 27. So hat Johannes Baptista Luk. 3, 14. auch approbiret solche Ordnung, daß man einer Herrschaft ihren Sold gibt, da er spricht zu den römischen Amtleuten: „Lasset euch begnügen an eurem Solde.“

44) Darum ist man schuldig, den Zehenten zu geben; denn die Obrigkeit hat solche Ordnung mit den Gütern gemacht. Wer aber sich auflehnet wider solche Ordnung, der will der Obrigkeit ihr Recht nehmen. In Aegypten haben sie den fünften Theil gegeben, und sind alle Güter des Königs eigen gewesen; und hat solche Ordnung Joseph gemacht, der doch den heiligen Geist gehabt hat, und hat den Pöbel also beschweret; dennoch sind sie schuldig gewesen, solches zu geben.

45) Du sprichst aber: die Herrschaft braucht ihn nicht recht; Mönche und Pfaffen haben ihn, und thun Nichts darum. Antwort: Was gehet das dich an? Dennoch sollst du der Obrigkeit Nichts nehmen, und was dir aufgelegt ist, dahin geben, da sie es hingeordnet hat, bis daß sie es anders macht; daran thust du recht. Denn aus eigener Gewalt Jemand Etwas nehmen, ist Frevel. Dabei aber wollte ich, daß die Obrigkeit ein Einsehen hätte mit den Stiftungen und Klöstern; davon wollen wir hernach sagen.

46) Aber in Summa haben die Bauern weder Fug noch Recht, den Zehenten der Obrigkeit abzubrechen, und daß sie damit wollten umgehen, wie sie wollten. Denn solche Landesordnung brechen, ist gemeinen Frieden brechen, das wider die Liebe ist.

47) An vielen Orten ist der Zehente der weltlichen Obrigkeit; an vielen Orten ist er erkauft von weltlicher Obrigkeit. Darein nun mit Gewalt greifen, und zu sich wollen reißen, das nicht gehört, ist ein Raub.

48) Vom kleinen Zehenten schreiben sie, sie wollen ihn gar nicht geben; denn Gott habe die Thiere frei geschaffen. Ja, Gott hat sie geschaffen, aber daneben eingesetzt, daß ein Jeder das Seine gebrauchen soll. Sonst folgte, daß du mir in meinen Stall möchtest gehen, und daraus nehmen nach deinem Sinn rc. Frei heißt, daß mans ohne der Gewissen Beschwerde darf essen, das nicht verboten ist; wie den Juden die Saue verboten waren. Das heißt nicht frei, daß Einer mag dem Andern das Seine nehmen. Drum hat der Artikelsteller hier die Schrift übel angezogen, und die Bauern thun unrecht, daß sie mit eigenem Frevel solches wollen einer Obrigkeit abbrechen.

Auf den III. Artikel.

Von Leibeigenschaft.

49) Es ist auch ein Frevel und Gewalt, daß sie nicht wollen leibeigen (sein). Daß sie aber Schrift anziehen, Christus habe uns frei gemacht; das ist geredet von geistlicher Freiheit, daß wir gewiß sind, daß durch Ihn unsere Sünde, ohne unsre Genugthuung, weggenommen ist, und daß wir kühnlich uns zu Gott Gutes dürfen versehen, bitten und hoffen; und daß Christus den heiligen Geist den Seinen gibt, dadurch sie dem Teufel Widerstand thun, daß der Teufel sie nicht in Sünde werfen mag, wie die Gottlosen, deren Herzen er in seiner Gewalt hat, treibt sie zu Mord, Ehebruch, Gotteslästerung rc.

50) Drum stehet christliche Freiheit im Herzen, läßt sich nicht mit fleischlichen Augen sehen. Aeußerlich trägt ein Christ geduldiglich und fröhlich alle weltliche und bürgerliche Ordnung, und braucht deren, als Speise und Kleider; er kann leibeigen und unterthan sein; er kann auch edel und Regent sein; er kann sich sächsischer Rechte oder römischer Rechte im Brauch und Theilung der Güter halten. Solch Ding irret alles den Glauben nicht; ja das Evangelium fordert, daß man solche weltliche Ordnungen um Friedens willen halte. Paulus zum Ephes. am 6. V. 5. 6. 7: „Ihr Leibeigenen, seid euren leiblichen Herrn gehorsam mit Furcht und Zittern, mit willigen Herzen, als Christo, nicht mit Dienst allein vor Augen, als den Menschen zu gefallen, sondern als Diener Christi; und thut solchen Willen Gottes von Herzen freundlich!“ rc. und zum Koloss. 3, 22: „Ihr Leibeigenen, seid gehorsam in allen Dingen euren leiblichen Herrn!“ rc. Wer. unrecht thut, wird empfahen, was er unrecht gethan hat. Als ist Joseph selbst ein Leibeigner in Aegypten lange Zeit gewesen, und andere Heilige viel.

51) Darum hat das Zumuthen der Bauern keinen Schein; ja, es wäre von Nöthen, daß ein solch wildes, ungezogenes Volk, als Deutsche sind, noch weniger Freiheit hätte, denn es hat. Joseph hat Aegypten hart beschweret, daß dem Volke der Zaum nicht so weit gehalten würde. Aber unsere Herrschaften gestatten dem Volke allen Muthwillen, nehmen nur Geld von ihnen, daneben halten sie es in keiner Zucht; daraus folget großer Unrath.

Auf den IV. Artikel.

Vom Jagen.

52) Unrecht ist, jagen in der Fürsten Wäldern, denn auch römische Rechte lehren, daß Einer mag verbieten, daß man ihm in das Seine nicht gehe. Daß die Bauern sagen: Gott habe es frei geschaffen, soll dabei stehen, daß Jeder des Seinen, Andern ohne Schaden, gebrauche.

53) Auch sollen die Fürsten mit dem Wilde Niemanden Schaden thun, wie man das ordnen möchte, oder zugeben, daß Einer auf dem Seinen fällen möchte.

54) Es wollen hier die Bauern selbst richten, und fordern, daß Jeder beweise, wo er sein Wasser oder dergleichen inne habe. Solches ist Gewalt; denn sie sind nicht Richter. Hat ein Dorf zu klagen wider den, der eine Possession einer Gemeinde entzogen hat, mag sie ihn rechtlich ersuchen, denn also spricht Gott 5. Mos. 25, 1: „Wenn ein Hader ist zwischen Männern, so soll man sie vor Gericht bringen, und sie richten;“ und Christus, Luk. 12, 14. wollte auch nicht richten und sagte: „Wer hat mich zum Richter oder Erbschichter über euch gesetzt?“ sondern weiset sie zu den geordneten Amtleuten.

Auf den V. Artikel.

Von Wäldern.

55) Ist auch dieß meine Meinung, daß sie nicht sollen mit Gewalt fahren. Hat aber Jemand gemeine Wälder an sich gezogen, ersuche man den mit Recht. Auch mag oft eine Obrigkeit Ursache haben, daß sie gemeine Güter einnimmt, sie zu hegen, oder auch sonst; und ob es schon Gewalt wäre, ist's unrecht, solche mit Aufruhr zu fordern.

Auf den VI. Artikel.

Von Diensten.

56) Soll von den Diensten auch rechtlich gehandelt werden; denn darum ist in der Welt Gericht und Obrigkeit, wie Paulus sagt Röm. 13, 3: „den Bösen zu Furcht, den Frommen zu Schutz,“ daß Niemand wider Recht beschweret werde. Auch soll billig die Obrigkeit um Friedens willen Etwas da nachgeben, wie die Alten dem Roboam riethen, daß er nachgäbe, 1. Kön. 12, 7. Hiermit sei auch auf den siebenten Artikel geantwortet.

Auf den VIII. Artikel.

Von Zins.

57) Dieß ist eine weitläufige Sache, von Zinsen; davon in Kürze zu reden. Zum ersten ist nicht unrecht, daß Einer sich in fremdem Gute eine Servitut kauft; denn Gott läßt zu, daß Einer seinen Leib verdinget; sollte er nicht mögen auch das am Gute zulassen? Wo nun das Gut die Zinse nicht erträgt, mag man mit Recht Jedermann erscheiden. Es begibt sich oft, daß die Bauern selbst die Güter beschweren, und nehmen auf; ist da billig, daß sie von den Gütern treten? Es gilt nicht also, daß wenn sie Schulden gemacht haben, daß sie es Andern wollten heißen zahlen. Paulus 1. Thess. 4, 6. spricht: „Es soll Niemand zu weit greifen, noch seinen Bruder übervortheilen im Handeln! Denn der Herr ist Rächer über das Alles.“

Auf den IX. Artikel.

Von Strafe.

58) Eine Obrigkeit mag Strafe setzen nach der Länder Noth, denn Gott hat sie geordnet, dem Uebel zu wehren und zu strafen. Und haben die Bauern nicht Recht, daß sie wollen einer Herrschaft ein Gesetz darinne machen. Es ist ein solch ungezogenes, muthwilliges, blutgieriges Volk, die Deutschen, daß mans billig viel härter halten sollte. Denn Salomo spricht Sprichw. 26, 3: „Dem Roß gehöret eine Geißel, und dem Esel ein Zaum, und dem Narren eine Ruthe auf den Rücken;“ und Sir. 33. V. 25: „Einem Esel sein Futter, Geißel und Last; also dem Knechte sein Brot, Strafe und Arbeit.“

59) Auch nennet Gott das weltliche Regiment ein Schwert. Ein Schwerdt, das soll schneiden, es sei Strafe an Gut, an Leib oder Leben, wie es die Missethat fordert. Es ist allzu gnädig, so Einer den Andern hauet, und beschädigt ihn am Leibe, lähmet ihn, daß man mit Gelde zahlen kann. Man stehet wohl, wie ernstlich Gott gestrafet hat in der Wüsten. Auch hat Er im Gesetz gesagt, 5. Mos. 19, 13, 21: „Du sollst nicht Barmherzigkeit erzeigen!“ Damit Er anzeiget, daß Er wolle, daß man im Regiment einen Ernst brauche; doch also, daß Niemand Unrecht geschehe, und nicht Muthwille durch Obrigkeit vorgenommen werde, wie Ahab that und Andere, die Gott hart gestraft hat. Nun ist des Schlagens ohne Maßen viel in Deutschland, auch des Schlemmens und Hurerei; welche Sünden doch Gott im Alten Testament hat mit dem Tode gestraft. 5. Mos. 21, 18 fgg.

Vom X. Artikel

ist droben geredet im sechsten.

Auf den XI. Artikel.

60) Der Todfall ist eine Servitut. Nun haben wir droben gesagt, daß man Leibeigenschaft leiden soll, auch, daß sie nicht wider das Evangelium ist. Hier aber in dem Stück sollte die Obrigkeit weichen, und ansehen die armen Waisen, denen sie Hilfe vor Gott schuldig ist. Denn so stehet Hos. 14, 4. 5: „Wenn du dich der Waisen bei dir erbarmest, will ich dagegen die Wunden heilen!“ rc. So hat auch Gott geboten, 5. Mos. 24, 17: „Der Witfrau Kleid sollst du nicht nehmen zum Pfande.“ Damit Gott anzeiget, daß Er will, daß man die armen, verlassenen Waisen schone.

Beschluß.

61) Zum ersten, hat die Bauernschaft Unrecht, und handelt wider Gott, daß sie sich auflehnet, und Gewalt wider die Obrigkeit vornimmt, wenn schon alle Artikel sehr christlich wären; denn Gott fordert Gehorsam gegen die Obrigkeit, wie St. Paulus sagt zum Röm. 13, 2: „Wer der Obrigkeit widerstehet, wird gestraft;“ und Sprichw. 24, 21: „Mein Kind, fürchte den Herrn und den König, und menge dich nicht unter Aufrührerische, denn ihr Unfall wird plötzlich kommen; und wer weiß, wenn der Aufrührerischen Unglück kommt.“

62) Zum andern, so gebeut das Evangelium, Unrecht zu leiden; darum handeln die Bauern unchristlich, daß sie mit dem Namen des Evangelii sich decken, und halte dafür, daß der Teufel die Bauern dazu witze, allein, daß das heilige Evangelium geschmähet und gelästert werde, und damit falsche Ware eingeführet vom Glauben, daß das Evangelium wiederum, wie vor, verdunkele.

63) Zum dritten, unrecht ist's, Aufruhr anrichten, wenn schon die Artikel alle recht wären, sondern man sollte der Obrigkeit weichen. Nun sind auch der mehrere Theil der Artikel unrecht, wie droben angezeigt ist, daß es zu erbarmen ist, daß die blinden Leute ihre armen Weiber und Kinder, ihr Leib und Seele in Gefahr stellen, um so liederlicher Sachen wegen. Ja, daran mag man spüren, daß es des Teufels Getrift ist; derselbige hat Lust am Todtschlag, wie Christus spricht, Joh. am 8. V.44: „Der Teufel ist von Anfang ein Mörder gewesen.“

64) Hatte doch ein Fürst Ehre und alles Gutes billig verdienet, wenn er hat einem Lande Frieden geschaffen, daß wir die armen Kinder zu Zucht und Gottesfurcht ziehen mögen. Wie sind wir denn so blind, daß wir selbst den Frieden brechen, und mit denen, die Frieden dennoch ziemlich erhalten haben, also unehrbarlich umgehen, denen wir doch große Dankbarkeit schuldig sind? Betrachte dieß ein jedes ehrbares Herz, und denke an Gottes Willen, der da fordert gegen die Obrigkeit herzliche Dankbarkeit, und stehe ab vom Frevel und Muthwillen. Gott wird doch einmal anzeigen, was Ungefallens Er an solchem Frevel trägt, denn Er spricht, Sprichw. 24, 22.: „ihr Unfall werde plötzlich kommen.“

65) Laß dich nicht irren, lieber Freund, daß man dich einen Heuchler oder anders heißt; Gott wird die Sache wohl richten, und hat bereits an viel Orten gerichtet. Noch sind die Aufrührerischen also besessen vom Teufel, daß sie nicht wollen zufrieden sein; sie verachten ihre Eide; was sie bewilligen, halten sie nicht, und schreien darnach, es sei evangelisch. Es stehet aber geschrieben im andern Gebot, es werde keinem Treulosen wohl gehen, denn der Text sagt also: „Gott wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen mißbraucht.“

66) Zum vierten bitte ich, daß die Fürsten am ersten gütliche Handlung vornehmen, und Etwas, das da billig wäre, nachlassen, nach dem Rath der Alten, 1. Kön. 12, 7., die dem König Roboam riethen, daß er die Beschwerungen, von Salomo, der doch ohne Zweifel wohl regieret hatte, und Niemand unbillig beschweret, aufgesetzt, verringerte.

67) Auch dieweil sie vielfältig gesündiget, wer weiß, was Gott über sie möchte verhängen, wo sie sich nicht demüthigten! Denn Gott hat's doch also gehalten, daß Er alle Herrschaft vom Anfang, wenn der Muthwille so groß ist worden, zu Boden gestoßen hat. Die Assyrer, Syrer, Griechen, Roma, Karthago, sind alle verstöret worden; das jüdische Königreich, das Gott selbst geordnet und eingesetzt hatte, ist auch zergangen, das doch so große Verheißungen von Gott gehabt hat, daß die Jüden allewege gemeint haben, es würde stehen bleiben, bis zum Ende der Welt. Aber dieweil man im großen Glück Gottes vergisset, so folget allewege Strafe; wie Gott sonderlich in dem Könige Nachbuchodonosor angezeiget hat. Dan. 4. V. 30.

68) Auch ist von Nöthen, daß die Fürsten Handlung vornehmen mit den Klöstern und Stiften, also, daß der große Mißbrauch, der in der Messe ist, abgethan werde; denn am Tage ist, wie leichtfertiglich man mit der Messe umgehet, und wie ein großer Jahrmarkt draus gemacht ist; so doch St. Paulus spricht: „Welcher unwürdig isset und trinket, der isset und trinket ihm selber das Gerichte, damit, daß er nicht unterscheidet den Leib des Herrn;“ 1. Kor. 11, 27. Nun ist kund, wie es auf den Stiften allenthalben zugehet, wie lose Leute um des Bauchs willen sich da zur Messe treiben lassen. Denn fürwahr Gott Land und Leute straft; wie auch St. Paulus spricht, daß viele Schwache und Kranke unter den Korinthern sind gewesen, von wegen des Mißbrauchs der Messe, 1. Kor. 11, V. 30.

69) Die Fürsten sollten auch geistlichen Personen die Ehe zulassen, denn St. Paulus sagt, es sind teufelische Geister, die die Ehe verbieten; und sollten mit den Stift- und Klostergütern also handeln, daß von denselbigen vornehmlich die armen Leute, so in Stiftungen oder Klöstern sind, versorget würden, und nicht ausgestoßen so nackt, wie sie jetzund von den mörderischen Bauern verjagt werden.

70) Darnach solche Güter zu der Armen Nutz, sonderlich zu Schulen möchten gewandt werden, daß man wiederum mit Ernst recht lernete christliche Lehre, und Anderes, das weltliches Regiment zu erhalten dienet. Dann auch Alles, was den alten Stiften gegeben ist worden von Königen und Fürsten, ist dazu gegeben worden, daß sie sollten christliche Lehre erhalten; das doch die Bischöfe lange Zeit nicht geachtet haben. Wo man nun nicht Schulen recht anrichtet, wird man ungelehrte Prediger allenthalben aufstellen müssen, die Unfriede und Zerstörung aller Dinge anrichten werden, wie bereits jetzt und viel geschehen ist. So wird man auch sonst in weltlichem Regiment nicht Leute haben, die zu regieren tügen.

71) Wo nun die Fürsten also freundlich den Ihren begegneten und hülfen, daß etliche Mißbräuche abgethan würden, wäre zu hoffen, daß ein gut Wort eine gute Statt fände; wie Salomo spricht: Responsio mollis mitigat iram. Wo denn Etliche wären, die solche gute Meinung der Fürsten nicht wollten annehmen, sondern fortfahren, ihren Muthwillen üben, den Reichen das Ihre nehmen, Weib und Kind zu Schanden machen, Obrigkeit zu Boden stoßen; da sollen die Fürsten alles ihr Vermögen versuchen, dieselbigen zu strafen, als die Mörder, und sollen wissen, daß sie Gott daran dimen; denn Gott hat sie eingesetzt, Mord zu wehren, Röm. 13, 4: „Die Obrigkeit ist Gottes Dienerin und Rächerin, zur Strafe der Bösen.“

72) Also hat David gestritten wider seinen eigenen Sohn, und hat erschlagen eines Tages zwanzig tausend Aufrührerischer. So hat er auch Krieg geführt wider den aufrührerischen Siba.

73) Und sollen die Fürsten Gott bitten, daß, dieweil Er die Gewalt eingesetzt hat, und sie seine Diener sind, daß Er sie auch erhalte, schütze und schirme, um der armen Leute willen, deren noch viel in andern Ländern sind, die nicht Wohlgefallen an Aufruhr haben, sondern gern zur Ruhe wären, und Frieden hätten. Wenn man weiß, woran man recht thut und gut Gewissen hat, soll man zu Gott fliehen, der nennet sich einen Helfer in der Noth, Ps. 9, 10. Es können aber Aufrührerische kein gut Gewissen haben, die nichts Andres vorhaben, denn Raub und Mord. Gott gebe Gnade und Friede; denn „wo Gott die Stadt nicht behütet, ist unser Wachen vergebens.“ Ps. 127, 5.

Appendix

74) So nun Gott Sieg gegeben hat, und der mörderische Haufe, der nicht hat wollen Friede haben, nach Gottes Ordnung gestraft ist, sollen die Fürsten förder Maß halten, daß den Unschuldigen nichts Unbilliges widerfahre, auch Gnade erzeigen den armen Leuten, deren Etliche aus Furcht, Etliche aus Thorheit gesündiget haben. Es ist aber schwer, wenns wohl gehet, Maß zu halten. Doch sollten die Herren, als die Vernünftigen, das Beste an ihnen lassen stehen.

75) Christus spricht Matth, 5, 5: „Selig sind die Sanftmüthigen; denn sie werden das Erdreich besitzen!“ das ist: die Welt meinet, sie wolle Gewalt und Reichthum gewinnen und erhalten mit Rache und Trotz; aber Gott wehret solchen Pochern, und gibt den Sanftmüthigen Glück; und Salome spricht Sprichw. 20 , 28: „Gütigkeit und Treue behüten den König, und Barmherzigkeit befestiget sein Reich;“ denn Gott will, daß man Liebe erzeige, und Einer dem Andern verzeihe, sonderlich die Mächtigen und Weisen den Schwachen und Thörichten, die denn Liebe bedürfen. Darum will Er wieder uns verzeihen, Glück und Heil geben; und wie Paulus spricht: „denen Gliedern, die wir für unehrlich halten, legen wir die größte Ehre an, und die Glieder, die uns übel anstehen, schmücken wir am meisten;“ also sollen die Mächtigen und Weisen mit dem armen, thörichten, irrenden Volke auch handeln, und denen, da Besserung zu hoffen ist, Gnade erzeigen, ihnen wieder aufhelfen, und Dank und Lohn darum von Gott erwarten.

76) Also that David, nachdem er des Landes verjagt, und seinen Sohn, der den Aufruhr erweckt hatte, erschlagen hatte,, und er wieder eingesetzt ward, da sagte er zu am Jordan: es sollte weiter Niemand mehr umkommen, und ließ den Simei leben, der ihn vorhin in der Flucht mit Steinen geworfen und ihm geflucht hatte; aber David tödtete Niemand weiter, denn die in der Schlacht umkamen, welcher man nicht schonen sollte, oder konnte.

77) Also hat David gehandelt, der den heiligen Geist gehabt. Da es Noth war, hat er ernstlich gestraft; wiederum auch, wo er mochte, Gnade erzeigt. Es haben sich auch die Heiden ehrbarlich in solchem Fall gehalten; denn Gott hat den Regenten mancherlei Exempel vorgehalten, nicht allein durch heilige und jüdische Fürsten, sondern auch durch heidnische.

78) Es begab sich zu Athen, daß viele ehrliche und reiche Bürger verjagt wurden, durch dreißig Männer, die im Regiment waren und viel Muthwillens trieben. Es wendete sich aber das Spiel, wie denn Gott keinen Frevel in die Länge gestattet, und kamen die verjagten Bürger durch Gottes Hilfe wieder ein, und erschlugen die dreißig Männer. Nun waren mittlerzeit der vertriebnen Bürger Güter in fremde Hände gekommen; es hatten sich auch sonst Viele vergriffen, und bei den Dreißigen Frevel an den unterdrückten Bürgern geübt. Daß aber nicht Ursache gegeben würde, weiter Blut zu vergießen, und die Stadt wüste zu machen, hat man beschlossen, daß Jedermann seines Schadens vergessen sollte, und Niemand fürder aus den Gütern gestoßen, oder sonst beklagt würde solcher Handlung halben, die sich vor der Zeit bei den Dreißigen ergeben hatte. Daraus folgte Einigkeit und Ruhe in der Stadt, da sie einander verziehen, und um gemeines Friedes willen Viele sich ihrer Erbgüter verziehen.

79) Also gebe Gott Gnade, daß die Herren ihres Schadens auch vergessen, und den Armen verzeihen, und nicht mit der Schärfe Wiedervergeltung fordern.

80) Zu Sicion ist noch löblicher gehandelt worden. Es war da ein Aufrührerischer; der war gewaltig, und vertrieb Aratum, dessen Aeltern vorhin regieret hatten, und verjagte damit viele andere redliche Bürger. Gott half Arato nach vielen Jahren wieder ein, und strafte den Aufrührerischen, der bisher viel Muthwillen getrieben hatte, und viel Mord angerichtet, und die Güter der verjagten Bürger seinen Gesellen eingethan. Da nun Aratus wieder ins Regiment kam, und man den verjagten Bürgern das Ihre wiedergeben sollte, war mittlerzeit große Aenderung mit den Gütern geschehen durch Heirathen, Erbfälle also, daß sehr schwer war, Alle die auszustoßen, die in fremden Gutem saßen. Da half er also zum Frieden:

81) Er entlehnte eine große Summe Geldes von seinem Freund, König Ptolemäo in Aegypten, und setzte Leute, die handeln sollten zwischen den rechten Herrn der Güter und den andern also, daß, welcher von den Gütern weichen wollte, sollte man demselben so viel Geld geben, als die werth waren. Wo Einer nicht wollte weichen, sollte man dem Andern Erstattung an Gelde thun. Also geschahe Jedermann genug, und ward Freude, und machte die Stadt wieder gedeihen.

82) Dieß heißt freundlich und fürstlich mit den Leuten gehandelt; denn es sind die Fürsten schuldig, nicht allein die Bösen zu strafen, sondern auch den Unschuldigen behilflich zu sein, daß dieselbigen, wie St. Paulus spricht, „in Ruhe und Stille leben mögen.“ Darum sollten sie auch helfen, daß gehandhabt würde, was zu Friede und Ruhe dienet; als: daß die Gerichte recht bestellet würden, daß die Jugend recht gezogen würde. Es sollten auch die Schulen wohl angerichtet werden, daß man christliche und andere Lehre erhielte, dadurch die Leute zu Frieden und Ehrbarkeit erzogen würden.

83) Auch sollte die Obrigkeit daran sein, daß Gottes Wort recht geprediget würde, und die Ordnungen in den Kirchen, die wider Gott sind, geändert; so würde Gott ihnen Friede und Glück in ihrem Regiment geben, wie Er Ezechia und andern frommen Königen gegeben hat, die da alle Mißbrauche im Gottesdienst geändert haben; denn Er spricht 1. Sam. 2, 30.: „Wer mich ehret, den will Ich wieder ehren; wer mich verachtet, soll wieder zu Schanden werden.“

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