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Jesaja, Kapitel 54

Jesaja, Kapitel 54

54:1 Rühme, du Unfruchtbare, die du nicht gebierst! Freue dich mit Rühmen und jauchze, die du nicht schwanger bist! Denn die Einsame hat mehr Kinder, als die den Mann hat, spricht der HERR.
Obgleich wir unserm Herrn etliche Frucht getragen haben, und uns der freudigen Hoffnung hingeben, daß wir „Bäume der Gerechtigkeit, Pflanzen des Herrn zum Preise“ mögen genannt werden, so gibt es doch Zeiten, so wir uns recht unfruchtbar fühlen. Das Gebet ist ohne Leben, die Liebe kalt, der Glaube schwach; jedes Gnadengewächs im Garten unsres Herzens lechzt und trauert. Wir sind wie Blumen im heißen Sonnenschein, die des erfrischenden Regens harren. Was sollen wir in einem solchen Zustande tun? Wenn es so mit uns steht, dann ist unsre Schriftstelle ganz für uns geeignet. „Singe, du Unfruchtbare; freue dich mit Ruhm, und jauchze.“ Aber wovon kann ich singen? Von der Gegenwart kann ich nichts rühmen, und auch die Vergangenheit sieht mich so unfruchtbar an. Aber doch! ich kann singen von Jesu Christo. Ich kann davon rühmen, wie der Heiland vordem auch bei mir Einkehr gehalten hat, oder wenn das nicht ist, so kann ich die große Liebe erheben, womit Er die Seinen geliebt hat, da Er zur Erlösung seines Volkes von den himmlischen Höhen hernieder kam. Ich will aufs neue zum Kreuz gehen. Komm, liebe Seele, einst warst du mühselig und beladen, und dort ist dir deine Bürde abgenommen worden. Gehe wieder nach Golgatha. Vielleicht gibt dasselbe Kreuz, das dir das Leben schenkte, auch die Fruchtbarkeit. Was ist meine Dürre? Sie ist die Unterlage für deine fruchtschaffende Allmacht. Was ist meine Öde? Sie ist die dunkle Einfassung für den strahlenden Saphir seiner ewigen Liebe. Ich will zu Ihm gehen in meiner Armut, in meiner Hilfsbedürftigkeit, ich will zu Ihm treten in meiner ganzen Schmach und Übertretung und will zu Ihm sagen, daß ich noch immer sein Kind bin, und im Vertrauen auf sein treues Herz will ich, der Unfruchtbare, singen und jauchzen. Singe, gläubiger Christ, denn das erfreut dein Herz samt den Herzen andrer Verzagter. Jauchze, denn weil du dich nun deiner Unfruchtbarkeit schämst, wirst du bald fruchtbar werden; jetzt, wo dich Gott traurig werden läßt, daß du keine Frucht bringst, wird Er dich bald mit köstlichen Trauben bedecken. Die Erkenntnis unsrer Unfruchtbarkeit schmerzt uns, aber des Herrn Einkehr ist köstlich. Das Gefühl unsrer Armut treibt uns zu Christo, und in Ihm bringen wir Frucht. (Charles Haddon Spurgeon)

54:2 Mache den Raum deiner Hütte weit, und breite aus die Teppiche deiner Wohnung; spare nicht! Dehne deine Seile lang und stecke deine Nägel fest!

54:3 Denn du wirst ausbrechen zur Rechten und zur Linken, und dein Same wird die Heiden erben und in den verwüsteten Städten wohnen.

54:4 Fürchte dich nicht, denn du sollst nicht zu Schanden werden; werde nicht blöde, denn du sollst nicht zum Spott werden; sondern du wirst die Schande deiner Jungfrauschaft vergessen und der Schmach deiner Witwenschaft nicht mehr gedenken.
Wir sollen nicht zu Schanden werden mit unsrem Glauben. Tadelnde Kritiker mögen die Schrift angreifen, auf die wir unsren Glauben gründen, aber jedes Jahr wird der Herr es klarer machen, daß in seinem Buche kein Irrtum, kein Übermaß und keine Übergehung ist. Es ist keine Unehre, ein einfach Gläubiger zu sein; der Glaube, der allein auf Jesum sieht, ist eine Krone der Ehren auf dem Haupte jedes Mannes, und besser als ein Stern auf seiner Brust.
Wir sollen nicht zu Schanden werden mit unsrer Hoffnung. Es soll so sein, wie der Herr gesagt hat. Wir sollen geweidet, geführt, gesegnet und zur Ruhe gebracht werden. Unser Herr will kommen, und dann sollen die Tage unsres Trauerns ein Ende haben. Wie werden wir uns des Herrn rühmen, der uns zuerst die lebendige Hoffnung gab, und hernach das, worauf wir hofften!
Wir sollen nicht zu Schanden werden mit unsrer Liebe. Jesus ist für uns „ganz lieblich“, und niemals, niemals werden wir zu erröten haben, weil wir Ihm unser Herz hingegeben. Der Anblick des glorreichen Freundes unsrer Seele wird die begeistertste Anhänglichkeit an Ihn rechtfertigen. Niemand wird die Märtyrer tadeln, weil sie für Ihn starben. Wenn die Feinde Christi mit ewiger Verachtung bedeckt sind, so werden die Liebhaber Jesu sich von allen heiligen Wesen geehrt sehen, weil sie die Schmach Christi lieber erwählten, als die Schätze Ägyptens. (Charles Haddon Spurgeon)

54:5 Denn der dich gemacht hat, ist dein Mann, der HERR Zebaoth heißt sein Name, und dein Erlöser, der Heilige in Israel, der aller Welt Gott genannt wird.
Jesus, der Erlöser, ist ganz und gar unser; Er ist unser auf ewig. Alle Eigenschaften und Ämter Christi müssen uns zu Dienste sein. Er ist Priester um unsertwillen, König um unsertwillen, und Prophet um unsertwillen. Wo wir nur immer einem neuen Namen unsers Erlösers begegnen, wollen wir ihn uns zueignen als uns zugehörig, unter dem neuen Namen ebenso wie unter jedem andern. Des Hirten Stecken und Stab, des Vaters Zuchtrute, des Herzogs Schwert, des Hohenpriesters Brustschildlein, des Königs Zepter, des Propheten Mantel, alles ist unser. Jesus besitzt keine Würde, die Er nicht zu unsrer Verherrlichung gebrauchen will, und kein Vorrecht, womit Er uns nicht verteidigt und schützt. Die Fülle seiner Gottheit ist unsre unerschöpfliche, unversiegliche Schatzkammer.
Seine Menschheit, die Er um unsertwillen auf sich nahm, ist nicht minder unser Erbteil in all ihrer Vollkommenheit. Unser gnädiger Herr trägt den reinen Glanz eines unbefleckten Wandels auf uns über; Er schenkt uns das kräftige Verdienst eines gottgeweihten Lebens, Er gewährt uns den Lohn seines kindlichen Gehorsams und seiner treuen Arbeit. Er macht das makellose Kleid seines Lebens uns zu einer Decke der Herrlichkeit; Er schmückt uns mit den strahlenden Tugenden seines Wesens als mit Geschmeiden und Kleinodien; und die über alles Menschliche erhabene Sanftmut in seinem Tode schafft uns Ehre und Herrlichkeit. Er vermacht uns seine Krippe, damit wir daraus lernen, wie Gott sich zum Menschen herabließ, und sein Kreuz, um uns darauf hinzuweisen, auf welchem Wege der Mensch zu Gott kommt. Alle seine Gedanken, Gefühle, Taten, Worte, Wunder und Fürbitten zielten auf uns ab. Er ging den Weg des Leidens um unsertwillen, und hat uns als himmlisches Vermächtnis die ganze Frucht aller Mühe seines Lebens verschrieben. Er gehört uns in diesem Augenblick ebenso zu eigen, wie zuvor; und Er schämt sich nicht, sich selbst als unsern Herrn Jesus Christus zu bekennen, wiewohl Er der einzige und herrliche Machthaber, der König aller Könige, und der Herr aller Herren ist. Christus ist allerorts und allerwärts unser Christus, dessen wir uns immer und ewiglich hoch erfreuen. O, meine Seele, nenne Ihn heute, jetzt, in der Kraft des Heiligen Geistes, „deinen Erlöser.“ Herr Zebaoth heißt sein Name; Er ist dein Erlöser, der Heilige in Israel, der aller Welt Gott genannt wird. (Charles Haddon Spurgeon)

54:6 Denn der HERR hat dich zu sich gerufen wie ein verlassenes und von Herzen betrübtes Weib und wie ein junges Weib, das verstoßen ist, spricht dein Gott.

54:7 Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen; aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln.
Wir stehen in der Leidenszeit, und der Herzog unserer Seligkeit, von dem geschrieben steht, daß es dem Vater wohlgefallen habe, ihn durch Leiden vollkommen zu machen, steht in seiner Leidensgestalt vor unsern Augen. Unter den Leiden aber, die unser hochgelobter Leidensherzog durchlitten hat, ist wohl, soweit Menschenaugen sehen können, das Schwerste gewesen, daß Stunden gekommen sind auf Golgatha und vielleicht schon in Gethsemane, da er seines Vaters Nähe nicht spüren konnte, daß sich Psalm 22 an ihm erfülle: „Mein Gott, des Tages rufe ich, und du antwortest mir nicht“ - bis es zu dem Schrei kam: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“ Das ist ein Geheimnis, welches unser Herz nicht zu fassen vermag, und was in dieser Leidenszeit uns bewegen soll, ist dies: „Jesus für uns;“ - aber dann darf es doch auch nicht fehlen: und „wir mit ihm“ leidend.
Und da gilt es, daß wir uns in keinem Stück der Leidensstraße entziehen, die er uns führt. „Wo ich bin,“ so spricht er, „da soll mein Diener auch sein.“ „Es ist das Wohlgefallen gewesen, daß er in allen Dingen den Vorgang habe.“ Aber es ist auch das Wohlgefallen, daß wir nun genau in seine Fußstapfen treten und nicht zurückbeben, auch wo wir ihm nach durch Leidenstiefen müssen.
Und da will ich nun noch sagen, daß wir auch in unsern Leidensstunden dies als etwas besonders Schweres rechnen, wenn wir seine Nähe nicht festhalten können, wenn alles Gefühl weggenommen ist und man soll im dunkeln Glauben wandeln. Wenn die arme müde Leibeshütte noch so sehr gedrückt wird, das ist nur ein kleines Leid gegen dieses Verlassensein von unserm Heiland. Aber gelobt sei er, daß dies nicht nur von ihm für uns getragen ist, sondern daß er es auch vorher gesagt hat, daß solche Stunden über uns kommen werden; und wir alle haben es auch schon erfahren, daß sie kommen. Seht in eure eignen Pilgerwege zurück; alles mag über uns ergehen, so lange es heißen kann: „Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.“ Aber wenn das kommt: „Ich habe dich einen kleinen Augenblick verlassen, aber mit großer Barmherzigkeit will ich dich sammeln. Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich dein erbarmen.“ Und dann wird der Regenbogen der Gnade hoch aufgerichtet! „Ja, es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer“ (Friedrich von Bodelschwingh)}

54:8 Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig vor dir verborgen, aber mit ewiger Gnade will ich mich dein erbarmen, spricht der HERR, dein Erlöser.
Einer betrübten Seele kann i n ihrer Traurigkeit, Kreuz und Leiden nichts Erfreulicheres vorkommen und gesagt werden, als dieses, daß sie dennoch von Gott geliebt werde. Im schweren Kreuz ist dieses der erste Gedanke, der vom Satan und Fleisch beigebracht wird: Gott ist dein Feind, er liebt dich nicht mehr; denn liebte er dich, so würde er dich nimmermehr also betrüben, und sein Gnaden-Angesicht vor dir verbergen. Allein diesem Gedanken soll ein Betrübter kein Gehör geben, sondern ihm entgegensetzen die ewige Liebe Gottes, welcher seine Kinder nicht verläßt, und sich erinnern: 1) daß in kreuz und Traurigkeit zu leben, und doch ein Kind Gottes zu seyn, wohl könne bei einander seyn, denn Christus, der geliebte Sohn Gottes hatte Trübsal genug, und blieb doch Gottes Sohn. 2) Daß solches Kreuz nicht wird der betrübten Seele zugeschikct aus Zorn zu ihrem Verderben oder Schaden, sondern, daß sie Gottes Güte, Allmacht, Treue und Weisheit desto mehr erkennen lerne. 3) Diese Liebe Gottes ist unter dem Kreuz sehr beschäftigt, sie erhält den Betrübten, bewahrt ihn, stärkt ihn, segnet ihn, er wird zuweilen wunderbar erquickt und erfreuet, die Last wird erleuchtet, welches alles Proben der Liebe sind. (Johann Friedrich Stark)

54:9 Denn solches soll mir sein wie das Wasser Noahs, da ich schwur, daß die Wasser Noahs sollten nicht mehr über den Erdboden gehen. Also habe ich geschworen, daß ich nicht über dich zürnen noch dich schelten will.1)

54:10 Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen; aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer.
Eine der schönsten Eigenschaften der göttlichen Liebe ist ihre Dauerhaftigkeit. Die Säulen der Erde mögen von ihrem Ort gerückt werden, aber die Freundlichkeit und der Bund unsres erbarmungsvollen Jahwes weichen nie von seinem Volke. Wie glücklich fühlt meine Seele sich in einem festen Glauben an diese von Gott eingegebene Erklärung! Das Jahr ist fast vorüber, und der Jahre meines Lebens werden wenige, aber die Zeit ändert meinen Herrn nicht. Neue Lampen nehmen den Platz der alten ein, immerwährender Wechsel ist in allen Dingen; aber unser Herr ist derselbe. Kraft stürzt die Hügel um, aber keine erdenklich Macht kann den ewigen Gott antasten. Nichts in der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft kann Jahwe veranlassen, unfreundlich gegen mich zu sein.
Meine Seele, ruhe in der ewigen Freundlichkeit des Herrn, der dich als einen Ihm nah Verwandten behandelt. Gedenke auch an den ewigen Bund! Gott gedenkt stets daran - siehe zu, daß du auch daran gedenkst. In Christo Jesu hat der glorreiche Gott sich verbürgt, daß Er dein Gott sein und dich als einen der Seinigen halten will. Freundlichkeit und Bund - hange an diesen Worten, als an sicheren und dauernden Dingen, welche die Ewigkeit selber dir nicht nehmen wird. (Charles Haddon Spurgeon)


So spricht der HErr zu Seinem Volk, welches Er einen kleinen Augenblick verlassen, und vor welchem Er Sein Angesicht im Augenblick des Zorns ein wenig verborgen hatte, ja welches Er selbst V. 11. ein elendes Volk, über das alle Wetter gehen, und ein trostloses nennt. Wer in einem solchen Zustand auf den HErrn harret, bei dem sind die zärtlichen und vollen Verheißungen, die in diesem Kapitel vorkommen, wohl angelegt; der demüthige Glaube kann sie fassen, und es ist alsdann kein Mißbrauch derselben zu befürchten. Ps. 89,2.3 sagt Ethan, der Esrahit: ich will singen von der Gnade des HErrn ewiglich, und Seine Wahrheit verkündigen mit meinem Munde für und für, und sagen also. daß (durch den Messias) eine ewige Gnade wird aufgehen, und Du wirst Deine Wahrheit treulich halten im Himmel. Ps. 103,15.17.18. spricht David: ein Mensch ist in seinem Leben wie Gras – die Gnade aber des HErrn währet von Ewigkeit zu Ewigkeit, und Seine Gerechtigkeit auf Kindeskind bei denen, die Seinen Bund halten und gedenken an Seine Gebote, daß sie darnach thun. Auch sagt Paulus Röm. 11,29.: Gottes Gaben und Berufung mögen Ihn nicht gereuen; Jes. 54,8.9.10. aber wird die ewige Gnade Gottes gegen Sein Volk gepriesen, und Gott verheißt sogar mit einem Schwur, daß Er so wenig mehr über dasselbe zürnen wolle, so wenig Er hinfort eine Sündfluth werde kommen lassen, und daß Seine Gnade und der Bund Seines Friedens fester sei als Berge und Hügel, und niemals von Seinem Volk weichen und hinfallen werde. Aus allen diesen Zeugnissen ist Folgendes zu schließen: wenn Gott einem Menschen namentlich große Gnade verheißen hat, wie dem Abraham, Isaak, Jakob und David geschehen ist, oder wenn Er einem Volk große Verheißungen gegeben hat, wie dem Volk Israel, und hernach auch der christlichen Kirche widerfahren ist, so läßt Sich Gott diese Gnade nie reuen, und die Verheißungen, welche, wenn sie feierlich bestätigt sind, ein Friedensbund heißen, werden nie zernichtet werden; doch müssen dieselben einzelnen Menschen glaubig sein und bleiben, und wenn sie gefallen sind, wie David ernstlich Buße thun: auch sind von dem Volk, dem die Verheißungen gegeben sind, nur diejenigen des Genusses derselbigen fähig, welche wahre Israeliten oder Christen sind und bleiben. Wenn Gott sagt: Ich will nimmer über dich zürnen, so sieht Er voraus, daß man durch Seine Kraft im Glauben fest stehen werde bis an’s Ende. Auf Gottes Seite ist kein Wankelmuth. Wenn auch von einem solchen Volke Viele unglaubig sind und durchfallen, so hebt solches Gottes Treue nicht auf. Die Gnade weicht doch nicht von diesem Volk, und der Bund des Friedens fällt nicht hin; Andere können sich anstatt Jener daran halten, und dadurch selig werden; und ein solches Volk kann in spätern Zeiten durch die ewige Gnade Gottes wieder gesegnet und erleuchtet werden, wenn es lange in der geistlichen Unfruchtbarkeit und Finsterniß gesteckt ist. Lasset uns wachen, beten, treu sein, Glauben halten, wozu Er selbst kraft schenken will, so werden wir ewiglich die Gesegneten des HErrn sein. (Magnus Friedrich Roos)

54:11 Du Elende, über die alle Wetter gehen, und du Trostlose, siehe, ich will deine Steine wie einen Schmuck legen und will deinen Grund mit Saphiren legen
Nicht nur, was an der Gemeinde Christi sichtbar ist, sondern auch, was unsichtbar ist, ist schön und herrlich. Die Grundlagen eines Bauwerks sind dem Anblick verhüllt, und wenn sie nur feststehen, so erwartet man nicht, daß man kostbares Material darauf verwende. Aber an dem Bau Jehovas ist alles gediegen, nichts gering, nichts mangelhaft. Die tiefen Grundmauern des Werks der Gnade sind köstlich wie Saphire, kein menschliches Gemüt ist imstande, ihre Herrlichkeit zu ermessen. Wir bauen auf den Bund der Gnade, welcher stärker ist als Diamant, und unverwüstlich wie die Edelsteine, an welchen die Zeiten spurlos vorübergehen. Saphirne Grundmauern dauern ewig, und der Bund des Testaments bleibt, so lange der Allmächtige lebt. Ein andrer Grund ist die Person des Herrn Jesu. Er ist rein und makellos, ewig und herrlich wie Saphir; Er strahlt im tiefen Blau des wogenden Ozeans der Erde und im Azur ihres allumgürtenden Himmels. Einst durfte unser Herr einem köstlichen Rubin verglichen werden, als Er bedeckt war vom Purpur seines Blutes; nun aber erscheint Er uns umstrahlt von dem lieblichen Blau der Liebe, einer überschwenglichen, tiefen, ewigen Liebe. Unsre ewigen Hoffnungen sind erbaut auf den Grund der Gerechtigkeit und Treue Gottes, die klar und durchsichtig sind wie Saphir. Wir werden nicht errettet und selig durch einen richterlichen Vergleich, durch Gnade auf Kosten der Gerechtigkeit, oder durch Aufhebung der Kraft der Gesetze; nein, auch das schärfste Adlerauge vermag nicht den geringsten Mangel in dem Grundbau unsrer Hoffnung, unsers Vertrauens zu entdecken; unsre Grundfeste ist wie Saphir und trotzt auch der Gewalt des Feuers. Der Herr selbst hat den Grund zur Hoffnung seines Volkes gelegt. Das ist eine wichtige Frage, ob unsre Hoffnungen auf einem solchen Grund ruhen oder nicht. Gute Werke und fromme Übungen sind kein saphirner Unterbau, sondern Holz, Stroh und Stoppeln; auch hat sie Gott nicht selber gelegt, sondern unsre eigne Einbildung. Jeder Grund muß sich über kurz oder lang bewähren; wehe dem, des hochragender Turm mit großem Krachen zusammenstürzt, weil er auf Sand gebaut ist. Wer aber auf Saphirgrunde ruht, erwartet Sturm und Feuer in aller Ruhe, denn er besteht die Prüfung. (Charles Haddon Spurgeon)

54:12 und deine Zinnen aus Kristallen machen und deine Tore von Rubinen und alle deine Grenzen von erwählten Steinen
Die Gemeinde Christi wird sehr sinnreich als ein Bauwerk dargestellt, das die himmlische Weisheit entworfen und die göttliche Allmacht erbaut hat. Solch ein geistliches Haus darf nicht dunkel sein, denn es war Licht in den Wohnungen der Israeliten; es müssen Fenster vorhanden sein, durch die das Licht einströmen, und durch welche die Bewohner den Blick nach außen richten können. Diese Fenster sind köstlich wie Kristalle; die Art, wie die Gemeinde ihren Herrn und den Himmel betrachtet, ist höchster Beachtung wert. Kristalle sind nicht immer vollkommen durchsichtig, oft sind sie gefärbt wie Amethyst, oder trübe wie Rauchtopas.
„Unser Wissen ist nur Stückwerk,
Unser Glaubensauge trüb“
Der Glaube ist ein solcher Rauchtopas, aber ach! er ist oft so dunkel und trübe, daß wir kaum einen Schein dadurch wahrnehmen, und manches, was wir sehen, falsch beurteilen und mißdeuten. Aber wenn wir auch nicht durch diamantene Fenster blicken und alles so erkennen können, wie wir erkannt sind, so ist es doch etwas Herrliches, wenn wir Den, der ganz Lieblichkeit ist, auch nur durch einen trüben Kristall betrachten können. Die innere Erfahrung ist ein zweites köstliches Fenster, durch das uns ein gedämpftes Licht des Heils zuströmt, und das uns den Mann der Schmerzen in unserm eignen Leiden zeigt. Unsre schwachen Augen könnten vollkommene klare Fenster nicht ertragen, durch welche unsers Herrn Herrlichkeit in ungeschwächter Kraft hindurchleuchtete; wenn sie aber von unsern Tränen getrübt sind, werden die Strahlen der Sonne der Gerechtigkeit gemäßigt, und strahlen durch die kristallenen Fenster mit mildem, für geprüfte Seelen unaussprechlich wohltuendem Lichte. Heiligung, die uns unserm Herrn ähnlich macht, ist gleichfalls ein solch kristallnes Fenster. Nur wenn wir himmlisch werden, können wir das Himmlische erkennen; die da reines Herzens sind, werden Gott schauen. Wer Jesu ähnlich ist, sieht Ihn, wie Er ist. Weil wir Ihm noch so wenig ähnlich sind, ist das Fenster trübe; weil wir Ihm etwas ähnlich sind, ist es Kristall. Wir danken Gott für das, was wir haben, und sehnen uns nach mehr. Wann werden wir Gott und Jesum, den Himmel und die Wahrheit sehen von Angesicht zu Angesicht? (Charles Haddon Spurgeon)

54:13 und alle deine Kinder gelehrt vom HERRN und großen Frieden deinen Kindern.

54:14 Du sollst durch Gerechtigkeit bereitet werden. Du wirst ferne sein von Gewalt und Unrecht, daß du dich davor nicht darfst fürchten, und von Schrecken, denn es soll nicht zu dir nahen.

54:15 Siehe, wer will sich wider dich rotten und dich überfallen, so sie sich ohne mich rotten?

54:16 Siehe, ich schaffe es, daß der Schmied, der die Kohlen aufbläst, eine Waffe daraus mache nach seinem Handwerk; und ich schaffe es, daß der Verderber sie zunichte mache.

54:17 Einer jeglichen Waffe, die wider dich zubereitet wird, soll es nicht gelingen; und alle Zunge, so sich wider dich setzt, sollst du im Gericht verdammen. Das ist das Erbe der Knechte des HERRN und ihre Gerechtigkeit von mir, spricht der HERR.
Es ist ein großes Gerassel in den Schmieden und Werkstätten der Feinde. Sie machen Waffen, um die Heiligen damit zu schlagen. Sie könnten nicht einmal dies tun, wenn der Herr der Heiligen es ihnen nicht erlaubte; denn Er hat „den Schmied erschaffen, der die Kohlen im Feuer anbläset.“ Aber seht, wie geschäftig sie arbeiten! Wie viele Schwerte und Speere sie verfertigen! Es macht nichts aus, denn auf der Klinge jeder Waffe sollt ihr die Inschrift lesen: „Es soll nicht gelingen.“
Aber jetzt horcht auf ein andres Geräusch: es ist der Streit der Zungen. Zungen sind schrecklichere Werkzeuge, als die, welche mit Hammer und Amboß gemacht werden können, und das Übel, was sie verursachen, schneidet tiefer und verbreitet sich weiter. Was wird jetzt aus uns werden? Verleumdung, Falschheit, Verdächtigung, Spott - dies sind vergiftete Pfeile; wie können wir ihnen entgegentreten? Der Herr Gott verheißt uns, daß, wenn wir sie nicht zum Schweigen bringen können, wir wenigstens nicht von ihnen zu Grunde gerichtet werden sollen. Sie verdammen uns für den Augenblick, aber wir sollen sie zuletzt und auf immer verdammen. Der Mund derer, die Lügen sprechen, soll verstopft werden, und ihre Falschheiten sollen für die Guten, die darunter gelitten haben, in Ehre verwandelt werden. (Charles Haddon Spurgeon)

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