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1. Mose, Kapitel 8

1. Mose, Kapitel 8

8:1 Da gedachte Gott an Noah und an alle Tiere und an alles Vieh, das mit ihm in dem Kasten war, und ließ Wind auf Erden kommen, und die Wasser fielen;

8:2 und die Brunnen der Tiefe wurden verstopft samt den Fenstern des Himmels, und dem Regen vom Himmel ward gewehrt;

8:3 und das Gewässer verlief sich von der Erde immer mehr und nahm ab nach hundertfünfzig Tagen.

8:4 Am siebzehnten Tage des siebenten Monats ließ sich der Kasten nieder auf das Gebirge Ararat.1)

8:5 Es nahm aber das Gewässer immer mehr ab bis auf den zehnten Monat. Am ersten Tage des zehnten Monats sahen der Berge Spitzen hervor.

8:6 Nach vierzig Tagen tat Noah das Fenster auf an dem Kasten, das er gemacht hatte,

8:7 und ließ einen Raben ausfliegen; der flog immer hin und wieder her, bis das Gewässer vertrocknete auf Erden.

8:8 Darnach ließ er eine Taube von sich ausfliegen, auf daß er erführe, ob das Gewässer gefallen wäre auf Erden.

8:9 Da aber die Taube nicht fand, da ihr Fuß ruhen konnte, kam sie wieder zu ihm in den Kasten; denn das Gewässer war noch auf dem ganzen Erdboden. Da tat er die Hand heraus und nahm sie zu sich in den Kasten.
Liebe Seele, kannst du außer der Arche, die da ist Jesus Christus, Ruhe finden? Dann laß dir sagen, daß deine Frömmigkeit eitel ist. Bist du mit etwas Geringerem zufrieden, als mit einem klaren Bewußtsein deiner Vereinigung und Gemeinschaft mit Christo, dann wehe dir. Wenn du darauf Anspruch machst, ein Christ zu sein, und dennoch in weltlichen Vergnügungen und irdischen Genüssen volle Befriedigung finden kannst, dann ist dein Christenbekenntnis eine Lüge. Wenn sich deine Seele der Ruhe hingeben kann und das Bett lang genug und die Decke weit genug findet, um sich darein zu wickeln, und sich in den Kammern der Sünde wohl fühlt, dann bist du ein Heuchler und weit entfernt von jedem richtigen Verständnis der Würde und Köstlichkeit Christi. Sobald du dagegen fühlst, daß, wenn du dich ohne Furcht vor der Strafe der Sünde hingeben könntest, die Sünde an und für sich schon zur Pein für dich würde; daß, wenn du die ganze Welt besitzen, und ewig darin bleiben könntest, es für dich ein großes Unglück wäre, nicht aus derselben genommen zu werden; - weil dein Gott, ja, dein Gott es ist, nach dem deine Seele schmachtet: dann sei gutes Muts, dann bist du ein Kind Gottes. Trotz aller deiner Sünden und Mängel sei das dein Trost: wenn deine Seele keine Befriedigung findet in der Sünde, dann bist du nicht wie die Gottlosen! Wenn du noch nach etwas Besserem suchst und seufzt, dann hat dich Christus nicht verlassen, denn du hast Ihn noch nicht vergessen. Der Gläubige kann nicht leben ohne seinen Herrn; Worte sind nicht imstande auszudrücken, wie und was er von Ihm denkt. Wir können von dem Sande der Wüste nicht leben, wir bedürfen das Manna, das vom Himmel trieft; die Wasserschläuche unsres Vertrauens auf die Kreatur können uns keinen Tropfen der Erquickung bieten, sondern wir trinken aus dem Fels, der hinter uns hergeht, und der ist Christus. Wer Ihn zu seiner Speise wählt, kann singen: „Der deinen Mund fröhlich macht, und du wieder jung wirst wie ein Adler.“ Wenn du Ihn aber nicht besitzt, so freuen dich deine überströmenden Weinfässer und deine wohlgefüllten Vorratshäuser nicht: vielmehr mußt du über sie klagen mit den Worten des weisen Predigers: Alles ist eitel, ja, alles ist eitel. (Charles Haddon Spurgeon)


Ermüdet von ihren Irrzügen, kehrt die Taube zuletzt zurück zur Arche, als zu ihrer einzigen Ruhestätte. Wie müde fliegt sie, sie will sinken; ach, sie kann die Arche nicht mehr erreichen! Aber sie kämpft vorwärts. Noah hat den ganzen Tag den Blick nach seiner Taube in die Ferne gerichtet und erwartet sie, um sie hereinzunehmen. Sie hat gerade noch Kraft genug, um das äußerste Ende der Arche zu erreichen, kaum vermag sie den Fuß darauf zu setzen und stürzt beinahe hinunter. Da streckt Noah seine Hand aus und nimmt sie zu sich hinein. Beachte wohl: er „nahm sie zu sich.“ Sie flog nicht geradewegs in die Arche; entweder war sie zu furchtsam ober zu müde dazu. Sie flog noch, so weit sie konnte, und dann tat er seine Hand heraus und nahm sie zu sich. Diese Barmherzigkeit widerfuhr der irrenden Taube, und sie wurde nicht gescholten ob ihres Umherirrens. Gerade wie sie ankam, wurde sie in die Arche aufgenommen. So wirst auch du, heilsbegieriger Sünder, trotz aller deiner Sünden aufgenommen. „Kehre wieder!“ So spricht dein gnädiger Gott zu dir, und mehr verlangt Er nicht. - Nur „Kehre wieder“ und sonst nichts mehr? - Nein, nur „Kehre wieder.“ Die Taube hatte diesmal noch keinen Ölzweig in ihrem Schnabel; sie brachte nichts zurück als sich selbst mit ihren Verirrungen. Aber es steht nur geschrieben: „Kehre wieder;“ sie kommt zurück, und Noah nimmt sie zu sich. Fliege, du Irrender; fliege, du Ermattender, du Taube, ob du dich gleich vor Sünden so schwarz siehst wie einen Raben: zurück, zurück zu deinem Heiland! Jeder Augenblick, den du noch zögerst, vermehrt dein Elend; alle deine Versuche, deine Federn zu schmücken und dich für den Herrn Jesum vorzubereiten, sind umsonst. Komm zu Ihm, wie du bist. „Kehre wieder, o abtrünniges Israel.“ Es heißt nicht: „Kehre wieder, du reuiges Israel,“ obgleich auch diese Einladung ergeht, sondern: „du abtrünniges Israel;“ komm als ein Abtrünniger mit all deinen Verirrungen. Kehre wieder! Kehre wieder! Kehre wieder! Jesus wartet auf dich! Er tut seine Hand heraus und „nimmt dich zu sich.“ „Suchst du die wahre Ruh', Wende dich dem Heiland zu.“ (Charles Haddon Spurgeon)

8:10 Da harrte er noch weitere sieben Tage und ließ abermals eine Taube fliegen aus dem Kasten.

8:11 Die kam zu ihm zur Abendzeit, und siehe, ein Ölblatt hatte sie abgebrochen und trug's in ihrem Munde. Da merkte Noah, daß das Gewässer gefallen wäre auf Erden.
Gelobt sei Gott der Herr für diesen neuen Tag seiner Gnade, ob ich jetzt auch müde bin von seiner Last und Hitze. Dem Hüter der Menschenkinder bringe ich das Lied meines Dankes dar. Die Taube fand außer der Arche keine Stätte, wo sie hätte ruhen können, und darum kehrte sie zu ihr zurück; und meine Seele hat heute völliger denn je erfahren, dass alle Erdengüter keinen Frieden geben können. Gott allein gibt Ruhe meinem Geist. Mein Beruf, mein Besitz, meine Familie, meine Freunde: all das ist in seiner Art gut und trefflich; aber es vermag nicht, die Sehnsucht und das Verlangen meines unsterblichen Wesens zu stillen: „Sei nun wieder zufrieden, meine Seele, denn der Herr tut dir Gutes.“ In der stillen Abendstunde, wo die Tore des Tages sich schlossen, kehrte mit matten Fittichen die Taube zu ihrem Herrn zurück. O Herr, stärke mich diesen Abend, dass ich kann einkehren bei meinem Jesu. Die Taube hätte es nicht ertragen, eine Nacht lang über der ruhelosen Wasserwüste hin- und herzuirren, und so kann ich auch nicht eine einzige Stunde fern von meinem Jesu verbringen, von Ihm, der meines Herzens Ruhe, meiner Seele Heimat ist. Die Taube rastete nicht bloß auf dem Dach der Arche, sie „kam zu ihm“ hinein. Und so auch möchte mein sehnender Geist hineinschauen in das Geheimnis des Herrn, eindringen ins Innere der Wahrheit, eintreten ins Allerheiligste hinter dem Vorhang, und meinem Freunde wirklich begegnen. Zu Jesu muss ich kommen: wenn ich nicht den innigsten und vertrautesten Umgang mit Ihm pflegen kann, so hat mein sehnendes Herz keine Ruhe. O Du hochgelobter Herr Jesu, sei bei mir, offenbare Dich mir, und bleibe die ganze Nacht bei mir, dass, wenn ich aufwache, ich noch bei Dir bin. Ich sehe, dass die Taube in ihrem Schnabel ein abgebrochenes Ölblatt trug, ein Denkmal vergangener Tage und ein Vorzeichen auf die Zukunft. Kann ich keine tröstliche Nachricht mit heimbringen? Kein Pfand und Zeichen künftiger Liebe und Güte?
Ja, mein Herr, ich bringe Dir meinen tief gefühlten Dank für alle Deine lieblichen Gnadenerweisungen, die alle Morgen und alle Abend neu gewesen sind über mir; und nun flehe ich zu Dir, tue Deine Hand heraus, und nimm mich zu Dir, an Dein Vaterherz. (Charles Haddon Spurgeon)

8:12 Aber er harrte noch weiter sieben Tage und ließ eine Taube ausfliegen; die kam nicht wieder zu ihm.

8:13 Im sechshundertundersten Jahr des Alters Noahs, am ersten Tage des ersten Monats vertrocknete das Gewässer auf Erden. Da tat Noah das Dach von dem Kasten und sah, daß der Erdboden trocken war.

8:14 Also ward die Erde ganz trocken am siebenundzwanzigsten Tage des zweiten Monats.

8:15 Da redete Gott mit Noah und sprach:

8:16 Gehe aus dem Kasten, du und dein Weib, deine Söhne und deiner Söhne Weiber mit dir.

8:17 Allerlei Getier, das bei dir ist, von allerlei Fleisch, an Vögeln, an Vieh und an allerlei Gewürm, das auf Erden kriecht, das gehe heraus mit dir, daß sie sich regen auf Erden und fruchtbar seien und sich mehren auf Erden.

8:18 Also ging Noah heraus mit seinen Söhnen und seinem Weibe und seiner Söhne Weibern,

8:19 dazu allerlei Getier, allerlei Gewürm, allerlei Vögel und alles, was auf Erden kriecht; das ging aus dem Kasten, ein jegliches mit seinesgleichen.

8:20 Noah aber baute dem HERRN einen Altar und nahm von allerlei reinem Vieh und von allerlei reinem Geflügel und opferte Brandopfer auf dem Altar.

8:21 Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. 2)

8:22 Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.

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