Quandt, Emil - Die sieben pastoralen Sendschreiben der Offenbarung Johannis - III. Das Sendschreiben an den Engel in Pergamus.
Offenb. Joh. 2, 12-17.
Und dem Engel der Gemeine zu Pergamus schreibe: Das sagt, der da hat das scharfe, zweischneidige Schwert: Ich weiß, was du tust, und wo du wohnst, da des Satans Stuhl ist; und hältst an meinem Namen, und hast meinen Glauben nicht verleugnet, auch in den Tagen, in welchen Antipas, mein treuer Zeuge, bei euch getötet ist, da der Satan wohnt. Aber ich habe ein Kleines wider dich, dass du daselbst hast, die an der Lehre Bileams halten, welcher lehrte durch den Balak ein Ärgernis aufrichten vor den Kindern Israel, zu essen der Götzenopfer, und Hurerei treiben. Also hast du auch, die an der Lehre der Nikolaiten halten; das hasse ich. Tue Buße; wo aber nicht, so werde ich dir bald kommen, und mit ihnen kriegen durch das Schwert meines Mundes. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinen sagt: Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem verborgenen Manna und will ihm geben ein Zeugnis und mit dem Zeugnis, einen neuen Namen geschrieben, welchen Niemand kennt, denn der ihn empfängt. Amen.
Pergamus, eine nördlich von Smyrna gelegene Stadt in Kleinasien, die noch heute unter dem Namen Bergama existiert und von gegen 12.000 Griechen und Türken bewohnt wird, gehörte unter Krösus zu Lydien, kam nach seiner Besiegung zu Persien, dann zu Mazedonien und war von 264 bis 133 vor Christo die blühende und prächtige Hauptstadt des pergamenischen Reiches. Im apostolischen Jahrhundert war sie die Hauptstadt der römischen Provinz Asia und berühmt durch ihren Tempel des Äskulap und einen Riesenaltar des Zeus. Der Tempel des Äskulap, der mit einem Asyl verbunden war, war ein vielbesuchter Wallfahrtsort für ganz Kleinasien und machte Pergamus zu einem Hauptsitz des dortigen Heidentums. War auch die berühmte pergamenische Bibliothek schon von Antonius an Kleopatra verschenkt worden, so standen doch heidnische Wissenschaft und Kunst in Pergamus auch noch zu apostolischer Zeit in hohem Ansehen. Über die christliche Gemeinde in Pergamus haben wir weiter keine Nachrichten, als die des apokalyptischen Sendschreibens.
Vers 12. Und dem Engel der Gemeinde zu Pergamus schreibe: Das sagt, der da hat das scharfe, zweischneidige Schwert.
Dem Engel dieser Gemeinde tritt der Herr gegenüber mit den kriegerischen Merkmalen seiner apokalyptischen Gestalt, wie sie Kap. 1, 13-16 beschrieben ist. Es soll das von vornherein ein notabene für den Engel sein, der samt dem Kerne seiner Gemeinde zwar treu im Bekenntnis ist, aber um des lieben Friedens willen zu nachgiebig und zu gutmütig gegen die falschen Richtungen, die in der Gemeinde aufgekommen waren. Der Herr mit dem zweischneidigen Schwerte verlangt von seinen Dienern, die er an die Spike der Gemeinden gestellt hat, nicht nur Gläubigkeit und Bekenntnisfreudigkeit, sondern auch Schneidigkeit in der Abwehr aller Verirrungen. Ein böser Knecht, der still darf stehn, wenn er den Feldherrn sieht angehn. Die Wittenberger Kirche hat in ihrem Siegel den Christus von Pergamus, Christus mit dem zweischneidigen Schwerte (auf dem Regenbogen sitzend), ein sehr passendes Sinnbild; denn die Wittenberger Reformation verbindet mit der Treue im Bekenntnis zum Evangelio die Schneidigkeit in der Bestreitung der Irrlehre.
Vers 13. Ich weiß, was du tust, und wo du wohnst, da des Satans Stuhl ist; und hältst an meinem Namen und hast meinen Glauben nicht verleugnet; und in meinen Tagen ist Antipas, mein treuer Zeuge, bei euch getötet, da der Satan wohnt.
Die Worte „was du tust“ sind unecht, falls sie nicht eine andere Übersetzung sein sollen für deine Werke, welcher Ausdruck überdies auch noch in den meisten Handschriften fehlt. Es wird zweimal hervorgehoben, dass, wo der Engel von Pergamus wohnt, der Satan wohnt, ja thront. In Smyrna war eine Synagoge des Satans, in Philadelphia desgleichen; aber in Pergamus wohnt und thront der Satan, wie haben wir das zu verstehen? Gewöhnlich wird der Satansthron auf den hochragenden Altar des Zeus in Pergamus gedeutet, von dessen Unterbau jetzt so viele Skulpturen, Dank den Humannschen Ausgrabungen, sich in Berlin befinden. Andere finden den Satansthron in dem Tempel des Äskulap in Pergamus, zumal das Symbol des Äskulap die Schlange war. Noch Andere deuten den Satansthron auf den Sitz des römischen Oberlandesgerichtes in Pergamus als desjenigen Tribunals, von welchem Verfolgung und Blutgericht über die Christen ausging. Oder man denkt an einzelne fanatische, antichristliche Persönlichkeiten, namentlich unter der Judenschaft, die das Feuer der Christenverfolgung schürten und das heidnische Obergericht zum Beistand herbeirief. Man wird ja keines dieser Momente außer Acht zu lassen, aber sie eben alle zusammenzufassen haben: Pergamus heißt ein Thronsitz Satans, weil es ein Hauptsitz der Feindschaft wider den Namen Jesu war, weil der alte böse Feind hier besonders viele Untertanen und Werkzeuge hatte, die er zur Verfolgung des Christentums aufbot. Die gewaltigen Schwierigkeiten, die ein christlicher Prediger und eine christliche Gemeinde an solchen Orten haben, wo sich die satanischen Kräfte geradezu konzentrieren, bringt der Herr gnädig in Anrechnung, wenn er Lob und Tadel abwägt; Er lobt den Engel von Pergamus ausdrücklich, dass er auf einem so exponierten Posten an dem Namen des Herrn festgehalten und den Glauben an Ihn nicht verleugnet habe. Es liegt in diesem Ausspruch des Herrn: „Ich weiß, wo du wohnst“ für uns Pastoren ein reicher Trost. Wohin wir auch im bunten Leben verschlagen werden, das Auge des Herrn ist offen über uns; und seine Hand ist über uns ausgestreckt, wir mögen gesetzt und versetzt werden, wohin es auch sei. Das hat etwas ungemein Beruhigendes für das unruhige Pastorenherz, das doch auch nur ein einfaches Menschenherz ist und oft wähnt, vom Herrn an irgendeinem Ort vergessen zu sein. Nein, der Herr vergisst uns nicht; und wenn wir im ärmsten entlegensten Dorfe unsern Herd und unsre Herde hätten, der Herr weiß, wo wir wohnen. Jeder Wohnort eines Pastors hat seine besonderen Verhältnisse, Gefahren und Versuchungen; auf dem Lande ist die Gefahr des Verbauerns kaum so groß, als in der Stadt die Gefahr des Verherrens; in der Kleinstadt liegt die Versuchung nahe, zu sehr in die guten Gesellschaften zu geraten, und in der Großstadt die, entweder unter der Überlast der Amtssorgen Leib und Seele zu untergraben oder alles, auch das Wichtigste, auf die leichte Achsel zu nehmen. Da ist es denn von ungemeiner Wichtigkeit für ängstliche Pastorengemüter, sich wieder und immer wieder vorzuhalten: Der Herr weiß, wo ich wohne; ich habe mich nicht hierher geschickt, sondern Er; Er wird mir auch beistehen in den Versuchungen, die mich an meiner Stelle umringen und mir hindurchhelfen; sein helfendes Nahe sein ist mir in seinem Wort verbürgt, und das bringt Frieden ins Herz hinein. Der Engel in Pergamus wohnt, wo der Satan thront, aber der Herr hatte ihm geholfen, dass er treu geblieben war im christlichen Bekenntnis. Diese Treue des Engels und des mit ihm verbundenen Kernes der pergamenischen Gemeinde rechnet ihm der Herr zu besonderem Lobe an, weil sie sich bewährt hatte auch in den Tagen der schwersten Heimsuchung, in welcher Antipas, als treuer Zeuge sich bewährend, getötet wurde.
Wer ist Antipas? Es sind über diese Frage ganze Abhandlungen geschrieben worden, z. B. von Franz Görres, Antipas von Pergamum, in der Zeitschrift für wissenschaftliche Theologie 1878 Heft II. Am einfachsten ist und bleibt es, den Namen Antipas als einen geschichtlichen Namen aufzufassen und anzunehmen, dass der treueste unter den Treuen von Pergamum, der dort als erster Märtyrer starb, Antipas hieß, gerade so wie Herodes, der ehebrecherische Gatte der Herodias, auch den Namen Antipas führte; dass zwei Männer ganz verschiedener Gesinnung denselben Namen führen, kommt ja öfters in der Heiligen Schrift vor, man denke an die Namen Micha, Saul, Judas, Simon. Aber die Deutung des Namens Antipas auf einen pergamenischen Märtyrer, der weiter nicht bekannt ist, missfällt vielen Auslegern; sie deuten den Namen mystisch, symbolisch. Antipas heißt wörtlich Einer, der gegen Alle ist, das bedeute hier: Einer, der gegen alle Heiden aufgetreten sei und darum von ihnen getötet worden sei. Der alte Coccejus sah in diesem mystischen Antipas den frommen Konfessor1) Athanasius von Alexandrien, Professor Hengstenberg den Timotheus. Bengel hegt die Vermutung, dass Antipas der Amtsvorgänger des Engels, der in diesem Sendschreiben angeredet wird, gewesen sei.
Vers 14, 15. Aber Ich habe ein Kleines wider dich, dass du daselbst hast, die an der Lehre Balaams halten, welcher lehrte durch den Balak ein Ärgernis aufrichten vor den Kindern Israel, zu essen der Götzen Opfer und Hurerei treiben. Also hast du auch, die an der Lehre der Nikolaiten halten; das hasse ich.
Gerade so wie in der Gemeinde zu Ephesus gab es auch in der zu Pergamus Nikolaiten, Volksverderber nach Bileams Weise. Wie Bileam einst dem Balak den teuflischen Rat gab, die Israeliten zum Götzendienst des Baal-Peor und dadurch zur Unzucht und Fleischeslust zu verlocken, um sie so des Schutzes Jehovas unwürdig und verlustig zu machen, so versuchte der Satan in jenen altchristlichen Gemeinden, die Christen zur Teilnahme an heidnischen Festen zu verlocken, um sie durch Fleischeslust zur praktischen Verleugnung ihres Herrn zu bringen. Der Engel von Ephesus hasste die Werke der Nikolaiten, der Engel von Pergamum scheint den gottlosen Werken der Nikolaiten lässiger zugesehen zu haben, nicht mit voller Pflichttreue Zucht an den faulen Gliedern geübt zu haben. Darum ruft ihm der Herr zu: Ich habe ein Kleines wider dich. Ein Kleines, ein Weniges nur hat der Herr gegen ihn ein Tadel also, aber ein milder, gemilderter Tadel. Die Sünde der Nikolaiten selbst ist nichts Kleines, sondern etwas sehr Großes; aber von persönlicher Teilnahme an den Werken und an der Irrlehre der Nikolaiten war ja auch der Engel der Gemeinde vollständig frei; er war nichts weniger als ein Nikolait, vielmehr ein frommer, treuer Zeuge des Herrn, der an Seinem Namen festhielt und seinen Glauben nicht verleugnete. Was der Herr wider den Engel hat, ist der Mangel an Energie in seinem Benehmen gegen die Nikolaiten; immerhin auch das ja nichts Kleines, sondern unter Umständen ein großes verhängnisvolles Übel, aber hier ein Kleines, weil nur so etwas als eine Ausnahme bei der sonst so musterhaften Amtstüchtigkeit des Engels und dem sonst musterhaften Verhalten der Gemeinde. Wie viel Nikolaiten und andre faule Elemente beflecken und verwirren doch heutzutage die christlichen Gemeinden! Und wie viel Veranlassung hat doch heutzutage jeder Pastor angesichts der nikolaitischen Zustände sich zu fragen: Was hat der Herr wider mich? Ein Kleines oder ein Großes?
Vers 16. Tue Buße; wo aber nicht, so werde ich dir bald kommen und mit ihnen kriegen durch das Schwert meines Mundes.
Die Ermahnung zur Buße ist in diesem Zusammenhang gleichbedeutend mit einer Mahnung zu energischerem Auftreten gegen die Irrlehrer, zu treuerer Behütung der Gemeinde vor den Ärgernissen, die die Nikolaiten anrichten. Der pergamenische Gemeindevorsteher soll schmerzlich bereuend Abstand nehmen von seiner bisherigen allzu gutmütigen Weise im Verkehr und in der Abwehr der im Gemeindeleben auftauchenden Verirrungen und um der Gemeinde willen die Nikolaiten fortan behandeln, wie sie's verdienen, als eine schlimme, das Christentum in Verruf bringende Sekte. Würde er dem Bußrufe seines Herrn nicht entsprechen, so würde er den Herrn nötigen, selbst einzugreifen und mit ihnen, d. i. den Anhängern der Nikolaitenlehre zu kriegen durch das Schwert seines Mundes. Dass Er dem Engel der Gemeinde selber ein Leides antun würde, ist nicht gesagt; aber wenn eine Gemeinde um ihrer unwürdigen Mitglieder willen von göttlichen Strafurteilen heimgesucht, wenn sie gerichtet und gesichtet wird, dann empfängt auch der Vorsteher der Gemeinde sein Teil Strafe mit; das Blut derer, die durch Verführung umkommen, wird von des Wächters Hand gefordert, man lese Hesekiel 33. Darum ist es von unendlicher Wichtigkeit für das pastorale Amtsleben, wenn man vom Herrn durch die Vermittlung von geistlichen Vorgesetzten oder sorglichen Amtsbrüdern oder alten, treuen Bekennern in der Gemeinde auf irgendeine Lässigkeit, Verkehrtheit, Schwachheit aufmerksam gemacht ist, der Mahnung des Herrn stille zu halten, in sich zu gehen, sein amtliches Tun und Lassen mit Mannestränen im Auge zu revidieren, Schlechtes abzutun, Versäumtes nachzuholen, neue Ausgangspunkte zu nehmen, zu beten: Was ich gelebt, das decke zu; was ich noch leben soll, regiere Du. Denn wird der Ruf des Herrn vom Hirten überhört, so muss die Herde schließlich drunter leiden und der Hirte wird mitleiden müssen, wenn der Richter sein scharfes, schneidendes und scheidendes Schwert schwingen wird.
Vers 17. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinen sagt: Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem verborgenen Manna, und will ihm geben ein gut Zeugnis und mit dem Zeugnis einen neuen Namen geschrieben, welchen Niemand kennt, denn der ihn empfängt.
Eine Doppelverheißung empfängt der Überwinder hier. Das Bild der ersten Verheißung ist der Geschichte Israels entnommen; das Manna war die wunderbare Speise, die Israel auf der Wanderung durch die Wüste empfing. Wenn nun manche Ausleger hier das Bild der Wüstenspeise betonen und das verborgene Manna auf innerliche Himmelskräfte deuten, die der Gläubige schon in diesem Leben genießt, so streitet damit doch der Ausdruck, wer überwindet, dem will ich das verborgene Manna zu essen geben. Das Überwinden wird erst im Tode vollendet, folglich erfüllen sich die dem Überwinder gegebenen Verheißungen auch erst, nachdem er Treue bis in den Tod bewiesen hat. Nicht als Wüstenspeise, sondern als Wunderspeise kommt das Manna hier in Betracht; das verborgene Manna ist das jenseitige ewige Himmelsbrot, das die Vollendeten genießen; verborgen ist es für unser irdisches Erkennen; es wird eben erst offenbar werden für diejenigen, die es genießen, und dann, wenn sie es genießen. Eine Anspielung auf das in der Stiftshütte aufgehobene Manna dürfte in dem Ausdruck verborgen schwerlich zu finden sein. Dass es einen Vorschmack davon für die Gläubigen schon auf Erden gibt, wird hier nicht ausgeschlossen und anderwärts z. B. Hebräer 6, 4. 5 ausdrücklich behauptet. Das Bild der zweiten Verheißung ist einem Vorgange des alltäglichen Lebens in Pergamum entnommen. Es war griechische Gerichtssitte, durch weiße und schwarze Steine über Unschuld oder Schuld der Angeklagten abzustimmen. Der weiße Stein bedeutet also Gottes lossprechendes Urteil, die Befreiung vom ewigen Tode. Luther hat daher den weißen Stein aus der deutschen Bibel ganz herausgelassen und dafür gutes Zeugnis gesetzt. Andre denken an die Sitte bei den griechischen Wahlen, bei denen man mit weißen Bohnen, auf denen der Name des Kandidaten stand, wählte; es würde so die Wendung, dass der Herr einen neuen Namen auf den Stein schreibt, verständlicher; und wenn betont wird, dass hier doch eben immer von einem weißen Stein, nicht von einer weißen Bohne die Rede ist, so ist zu bemerken, dass bei den Griechen auch die weißen Wählerbohnen Steinchen genannt wurden. Noch andre suchen auch für das Bild vom weißen Stein den Hintergrund in der Geschichte Israels, nämlich in den Edelsteinen, die der jüdische Hohepriester auf seinem Brustschilde trug und auf welche die Namen der zwölf Stämme Israels eingraviert waren; der weiße Stein sei als hohepriesterlicher Edelstein gedacht; und es werde die priesterliche Würde und Herrlichkeit jedes einzelnen Überwinders in der seligen Ewigkeit damit angedeutet. Der neue Name bezeichnet jedenfalls das neue Wesen dessen, der ihn trägt, den neuen Zustand, in dem er sich befindet. Dass gesagt ist, den neuen Namen kenne Niemand, als der ihn empfangen, erklärt sich aus der Größe der Seligkeit und Herrlichkeit des Einzelnen in der neuen Welt. Die Seligkeit, die jeder haben will, kann nur er selber ganz empfinden und bis auf den Grund durchfühlen. Es gilt ja das schon irgendwie auch von der Seligkeit der Gläubigen in dieser Welt; was ihnen der König des Himmels gegeben, ist Niemand als ihnen nur selber bekannt. So sehr auch diese Weissagungen von Vers 17 allen Engeln und ihren Gemeinden gesagt sind, so haben sie doch eine besonders erweckliche und tröstliche Beziehung für die Engel und die Gemeinde von Pergamus, die Aussicht auf den seligen Genuss des verborgenen Manna hebt hoch empor über die elenden Ergötzungen des Fleisches, mit denen die Nikolaiten sich brüsteten; die Hoffnung auf den weißen Stein der Ewigkeit tröstet reichlich über die schwarzen Steine des Missurteils dieser Welt.
Wir finden in Pergamus einen glaubensvollen und im Glauben bewährten Pastor; in bösen Tagen, an bösem Orte hat er Treue gehalten, und das Auge des Herrn kann auf ihm und dem Kerne der Gemeinde mit Wohlgefallen ruhen. Aber in der Gemeinde befinden sich, gerade so wie in der ephesinischen, Verkündiger einer falschen Freiheit, eines lockeren, fleischlichen Lebens; während der Engel von Ephesus gegen dieselben energisch reagiert, bekundet der Engel von Pergamus eine gewisse Weichheit und Mattherzigkeit, wodurch die Gemeinde in die Gefahr gerät, trotz aller Gläubigkeit des Kernes eine Mischgemeinde zu werden, wie das immer so geht, wenn der Pastor zwar edle, pietistische Wärme, aber nicht auch orthodoxen Eifer hat. Der Herr muss ihn darum, wenn auch noch so zart und leise, tadeln und zur Sinnesänderung mahnen; zugleich aber richtet er ihn auf durch die köstlichsten Verheißungen.