Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 81. Psalm.
1. Auf der Githith vorzusingen, Assaph. 2. Singt fröhlich GOtt, der unsere Stärke ist; jauchzt dem GOtt Jakobs. 3. Nehmt die Psalmen, und gebet her die Pauken, liebliche Harfen mit Psalter. 4. Blast im Neumonden die Posaunen, in unserm Fest der Laubrüste. 5. Denn solches ist eine Weise in Israel, und ein Recht des GOttes Jakobs. 6. Solches hat er zum Zeugnis gesetzt unter Joseph, da sie aus Ägyptenland zogen, und fremde Sprache gehört hatten, 7. Da ich ihre Schulter von der Last entledigt hatte, und ihre Hände der Töpfe los wurden. 8. Da du mich in der Not anriefst, half ich dir aus, und erhörte dich, da dich das Wetter überfiel, und versuchte dich am Haderwasser, Sela. 9. Höre, mein Volk, ich will unter dir zeugen; Israel, du sollst mich hören, 10. Dass unter dir kein anderer GOtt sei, und du keinen fremden Gott anbetest. 11. Ich bin der HErr, dein GOtt, der dich aus Ägyptenland geführt hat. Tue deinen Mund weit auf, lass mich ihn füllen. 12. Aber mein Volk gehorcht nicht meiner Stimme, und Israel will meiner nicht. 13. So habe ich sie gelassen in ihres Herzens Dunkel, dass sie wandeln nach ihrem Rat. 14. Wollte mein Volk mir gehorsam sein, und Israel auf meinen Wegen gehen; 15. So wollte ich ihre Feinde bald dämpfen, und meine Hand über ihre Widerwärtigen wenden. 16. Und die den HErrn hassen, müssten an ihm fehlen, ihre Zeit aber würde ewig währen. 17. Und ich würde sie mit dem besten Weizen speisen, und mit Honig aus dem Felsen sättigen.
Der 81. Psalm hat 1) die Überschrift: Auf der Githith vorzusingen, Assaph. Dem Inhalt nach ist er eine lehrreiche Ermahnung an das Volk, dass sie die Festtage nicht nur mit feierlicher Freude und Munterkeit, sondern auch in ernstlichem Nachdenken und gehorsamer Aufopferung begehen sollen. Er mag besonders aufs Laubhüttenfest oder auf die im siebenten Monat zusammen laufende mehrere Festtage gerichtet sein, wovon im 3. Buch Mos. 23,34-43. nachzusehen. Das Wort Sela im 8. Vers zeichnet die zwei Teile des Psalms merklich aus. Der erste Teil besteht aus einer Erweckung zum feierlichen Dank und Freude, V. 2-8. Der andere Teil führt hernach tiefer ins Nachdenken über die bisherigen Beweisungen GOttes an Seinem Volk und fordert zu einem redlichen Anhangen des Herzens an GOtt auf, unter vorgehaltenen großen Verheißungen, V. 9-17. Es ist eine große Herunterlassung GOttes, dass Er uns Armen, die wir viel zu unvermögend wären, eine Freude und Anbetung bloß im Geist zu unterhalten, dadurch zu Hilfe kommt, dass Er uns besondere Tage, Feste und an denselben Freudenlieder und Musik an die Hand gegeben, worunter wir unsere Andacht erwecken, und unsere Freude an Ihm auch spüren lassen können. Es ist ein großer Undank, wenn sich die eingebildeten Großen und Starken nicht unter solcherlei Anstalten GOttes beugen, sondern klüger sein wollen, und inmittelst das, was ihnen GOtt durch Seine Herunterlassung nahe gebracht hat, wieder vom Herzen weg räsonieren, und in die Weite hinausspielen. Es ist aber auch sehr verkehrt, wenn man die Handleitung aufs Innere, die darunter liegt, nicht merkt, und sich zu Nutzen macht, sondern tut, wie wenn man GOtt durch Beobachtung des Äußerlichen nun Seinen Dienst getan hätte, da man doch allen Gottesdienst als ein Auftun unsers Mundes zu GOtt ansehen sollte, wo das Füllen und mithin die Kraft und der Segen davon uns zu gut käme, der HErr aber den Preis Seiner freien Gnade darüber hätte. Was kann der HErr in eines Jeden Gewissen rege machen, an was für kräftige Züge und gnädige Anträge kann Er ein Herz mahnen, wenn Er so vor dasselbe hintritt: Höre mich. Ich will zeugen, Ich will dich auf dein Gewissen fragen! wolltest du, O hättest du gewollt, so oft ich gewollt habe, wie viel anders würde es um dich stehen! Gebe doch Jedes seinen Willen redlich her zu dem, was GOtt an ihm sucht, sonst könnte er zuletzt wollen, wenn GOtt nicht mehr will, und Seine Hand zurückgezogen hat.