Melanchthon, Philipp - Magister Philipps Melanchthon bedencken von der Mess vnd entpfahung des hoch wirdigen Sacraments.

Melanchthon, Philipp - Magister Philipps Melanchthon bedencken von der Mess vnd entpfahung des hoch wirdigen Sacraments.

  1. Das Euangelion gibt drey ding/ die Leer des glawbens/ die Leer der werck/ vnd die zeychen der verheyssung odder des worts des glawbens.
  2. Der Glawb ist die gerechtickeyt.
  3. Die werck sind die frücht der gerechtickeyt.
  4. Die zeychen sind widder die gerechtickeyt noch früchte der gerechtickeyt.
  5. Darumb sind gedachte zeychen auch widder gute werck noch opffer/ die man vmb erlangung der vergebung der sunde opffern solt.
  6. Sondern sind ding da durch wyr des worts des glawbens erynnert vnd versichert werden.
  7. Nu sind zwey zeychen des newen Testaments/ das ist der verheyssen gnad/ die Tauff vnd geniessung Gottes tisch.
  8. Die zeychen werden dazu geben/ das sie das hertz erynnern vnd versichern des gnedigen willen gottes.
  9. Wie man denn auch pflegt die petschafft zubrauchen/ Sendbrieff zusigeln vnd zuuerbetschafften.
  10. Eben als nu das keyn gut werck ist/ das man eyn gemalt Creutz ansihet/ sondern eyn zeychen das vns erynnert an den todt Christi.
  11. Vnd eben als die Sonnen keyn gut werck ist/ sondern eyn zeycen/ das vns erynnert an das Euangelion odder an Christum.
  12. Also ist die geniessung Gottes tisch keyn gut werck/ sondern eyn zeychen/ das vns der gnaden erynnert/ die vns durch Christum geben ist.
  13. Inn dem hat aber die geniessung Gottes tisch eyn vnterscheyd vom anschawen eynes gemalten Creutzs oder der Sonnen/ das die Sonne vnd das gemalt Creutz nicht zeychen sind von Gott ausgesetzt/ damit gewislich angezeygt werd/ das myr die gnad geschenckt sey.
  14. Die zeychen die von den menschen erfunden sind erynnern alleyn/ Aber die zeychen von Gott ausgesetzt/ zu dem das sie vns erynnern/ so versichern sie auch das hertz des menschen des willen Gottes.
  15. Damit lob ich aber nicht die bildnis/ sondern ich hab das vmb des exempels willen von den bilsnissen geredt.
  16. Also gedencken die menschen bey yhnen/ Ich wolt Gott gern glawben/ wenn er selbs mit myr redet/ wie er mit den vetern geredt hat/ vnd wenn er myr zeychen seyner gunst/ als den vetern beweyset/ Denn wenn hat er mündlich zu myr gesagt/ als zum Abraham/ Ich will deyn beschützer seyn? Oder wenn hat er myr eyn solch zeychen geben/ als dem Abraham/ als er an die stat seynes sons/ den er opffern solt ein bock verordnet?
  17. Damit nu dise mystrew des menschlichen hertzen hyngelegt wurde/ sind berürte zeychen zu dem wort gesetzt/ wie man denn ynn allen geschichten der heyligen schrifft sihet.
  18. Der Gedeon hat viel zeychen/ daraus er abnemen kund/ das yhm Gott helffen wurde ynn dem kriege/ den er mit den Philistinern haben solt. Aber daran zweyffelt er/ ob es Gottes will were/ das er der haubtman ynn dem selben krieg seyn solt.
  19. Darumb begeret er von Got eyn gewis zeychen/ dabey er wust/ das das Judisch volck durch seyn hende vnd seyn haubtmanschafft solt erhalten werden.
  20. Also haben die Christen viel zeychen Gottes gnaden/ als nemlich alle wunderwerck Christi/ Aber die selben sind nicht dazu ausgesetzt/ das sie eygentlich anzeygten/ das Gottes gnad vns angienge.
  21. Darumb ist das der eynig brauch der Messen/ das man da durch den glawben des hertzens versicher.
  22. Vnd wie gros von nöten diser brauch des zeychens sey dem gewissen/ vnd wie lieblich/ verstehen die rechte Christen leychtlich.
  23. Denn was mag dem gewissen freudsamers widderfaren/ denn das es entpfahe eyn gewiss zeychen des Gotlichen willens?
  24. Wenn so das gewissen nicht versichert wird/ des willen Gottes/ so kan es nicht bestehen.
  25. Als das anschawen des gemalten Creutzs nicht rechtfertiget.
  26. Als die entpfahung des fells den Gedeon nicht rechtfertiget.
  27. Also rechtfertiget auch die Messe nicht.
  28. Als anschawen ein gemalts Creutzs nicht eyn solchs werck ist/ damit man müge fur vnsere odder andere sunden gnug thun.
  29. Als die entpfahung des felles dem Gedeon keyn solch werck war, das er damit fur seyn sunde het genugthun mugen.
  30. Also ist auch die Mess keyn opffer.
  31. Denn das eynig Opfer/ vnd die eynig gnugthuung ist Christus selbs/ vnd ausserhalb des Christi ist keyn eusserlich opffer.
  32. Das fell zeyget dem Gedeon an/ das yhm der syg von Gott geschenckt war.
  33. Also zeyget die geniessung Gottes tisch an/ das vns die gnad Gottes ynn seynem heyligen Euangelio gegeben ist.
  34. Der Gedeon opffert nichts damit das er das fell entpfieng.
  35. Also opffern wyr auch nichts/ wenn wyr zu Gottes tisch gehne.
  36. Derhalben kan das brot auch nicht fur andere geopffert werden.
  37. Wenn das eynig opffer fur vnsere sunde ist Christus/ Vnd ausserhalb desselben ist keyn eusserlich opffer.
  38. In Christo ist die ertödtung vnsers alden menschen/ das opffer vnd speysopffer.
  39. Die Mess aber ist nicht der massen/ das yhe mehr sie gehalten wird/ yhe mehr Gott opffere.
  40. Eben als eyn yeder alleyn fur sich getaufft wird/ also geneust eyn yeder alleyn fur sich des Gottes tisch.
  41. Der geneust Gottes tisch recht/ der seyn gebrauchet als eynes zeychen/ den glawben damit zubekrefftigen vnd stercken.
  42. Der sundiget/ der darumb Gottes tisch geneust/ das er Gott damit etwas will opffern.
  43. Die Mess dienet zu nichts anders/ denn zuerynnern an die verheyssen gnad vnd das hertz zuuersichern/ der verheyssen gnad vnd des willen Gotes.
  44. Derhalben sind die Messen on die predig vnnütz.
  45. Vnd Gottes wort ist allezeyt vnuergleychlich besser denn das zeychen.
  46. Des zeychens kan man entberen/ Aber Gottes worts kan man nicht enberen.
  47. Ja wenn Gottes wort nicht darneben getrieben wird/ wie weystu/ was dadurch bedeut werde.
  48. Der mysbrauch der Mess soll durch die obrickeyt abgethan werden.
  49. Eben als der konig Ezechias die eren schlangen abgethan/ Vnd der konig Josias die höhe zerstöret hat.
  50. Nu sind das die mysbreuch der Messen/ das man fur andere/ das man vmb gelt/ das man gezwungen/ vnd das man vnwissend Gottes worts vnd des glawbens Mess heldet.
  51. Aber das ist noch eyn grewlicher mysbrauch/ wenn die heuchler fur gnugthuung/ fur die sunde/ fur eyn guts werck/ vnd fur eyn opfer Mess halten.
  52. So mysbrauchen sich die leyen auch Gottes tisch/ wenn sie es dafur achten/ das sie durch ditz werck yhr sunde austilgen/ odder damit fur yhr sunde gnugthun.
  53. Denn sie sollen sein allein fur eyn zeychen gebrauchen/ dar bey sie erynnert werden/ der verheyssen gnaden Gottes ym Euangelio/ vnd darbey sie versichert werden/ der gutwillickeyt Gottes gegen yhnen.
  54. Die Mess hylfft dem zuseher nicht mehr/ denn yhm hilfft wenn er eyn gemalte taffel ansihet.
  55. Den hilfft die Mess/ der das Sacrament isst/ wenn er dardurch erynnert wird/ vnd versichert wird der gnaden Gottes.
  56. Sant Paul schreybt/ das die Corinther von wegen eynes geringen mysbrauchs der Messen/ mit der pestilentz sind gestrafft worden.
  57. Vnd ist keyn zweyffel/ das auch wyr von wegen so grosses mysbrauchs der Messen mir kriege/ pestilentz/ vnd das aller vnseligst ist/ mit blindheyt gestrafft werden.
  58. Man soll auch dem mysbrauch der Messen so viel dester herter widderstehn/ so viel heymlicher/ damit gesundiget wird.
  59. Beuor weyl die sunde der gemeynen vnwissenheyt eynes yeden sund ynn sonderheyt ist/ als man denn ym Buch der zall am funffzehenden Capitel liset.
  60. Bisher ist gesagt von Gottes tisch/ Nu wollen wyr sagen vom gebet.
  61. Des priesters gebet ynn der Mess/ sind nichts besser denn das Leyen gebet.
  62. Denn wyr sind alle priester.
  63. Es ist auch keyn ander priesterthumb/ denn das recht zubeten/ vnd Gott zu bitten/ vnd Gott zu opffern.
  64. Verbannet seyen Thomas vnd Scotus die solcher mysbreuche der Messen haubtsacher sind.
  65. Verbannet seyen die Bisschoffen vnd hohen schulen/ das sie dem Gottlosen wesen der Messen nicht widderstand thun.
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