Melanchthon, Philipp - Magister Philipps Melanchthon bedencken von der Mess vnd entpfahung des hoch wirdigen Sacraments.
- Das Euangelion gibt drey ding/ die Leer des glawbens/ die Leer der werck/ vnd die zeychen der verheyssung odder des worts des glawbens.
- Der Glawb ist die gerechtickeyt.
- Die werck sind die frücht der gerechtickeyt.
- Die zeychen sind widder die gerechtickeyt noch früchte der gerechtickeyt.
- Darumb sind gedachte zeychen auch widder gute werck noch opffer/ die man vmb erlangung der vergebung der sunde opffern solt.
- Sondern sind ding da durch wyr des worts des glawbens erynnert vnd versichert werden.
- Nu sind zwey zeychen des newen Testaments/ das ist der verheyssen gnad/ die Tauff vnd geniessung Gottes tisch.
- Die zeychen werden dazu geben/ das sie das hertz erynnern vnd versichern des gnedigen willen gottes.
- Wie man denn auch pflegt die petschafft zubrauchen/ Sendbrieff zusigeln vnd zuuerbetschafften.
- Eben als nu das keyn gut werck ist/ das man eyn gemalt Creutz ansihet/ sondern eyn zeychen das vns erynnert an den todt Christi.
- Vnd eben als die Sonnen keyn gut werck ist/ sondern eyn zeycen/ das vns erynnert an das Euangelion odder an Christum.
- Also ist die geniessung Gottes tisch keyn gut werck/ sondern eyn zeychen/ das vns der gnaden erynnert/ die vns durch Christum geben ist.
- Inn dem hat aber die geniessung Gottes tisch eyn vnterscheyd vom anschawen eynes gemalten Creutzs oder der Sonnen/ das die Sonne vnd das gemalt Creutz nicht zeychen sind von Gott ausgesetzt/ damit gewislich angezeygt werd/ das myr die gnad geschenckt sey.
- Die zeychen die von den menschen erfunden sind erynnern alleyn/ Aber die zeychen von Gott ausgesetzt/ zu dem das sie vns erynnern/ so versichern sie auch das hertz des menschen des willen Gottes.
- Damit lob ich aber nicht die bildnis/ sondern ich hab das vmb des exempels willen von den bilsnissen geredt.
- Also gedencken die menschen bey yhnen/ Ich wolt Gott gern glawben/ wenn er selbs mit myr redet/ wie er mit den vetern geredt hat/ vnd wenn er myr zeychen seyner gunst/ als den vetern beweyset/ Denn wenn hat er mündlich zu myr gesagt/ als zum Abraham/ Ich will deyn beschützer seyn? Oder wenn hat er myr eyn solch zeychen geben/ als dem Abraham/ als er an die stat seynes sons/ den er opffern solt ein bock verordnet?
- Damit nu dise mystrew des menschlichen hertzen hyngelegt wurde/ sind berürte zeychen zu dem wort gesetzt/ wie man denn ynn allen geschichten der heyligen schrifft sihet.
- Der Gedeon hat viel zeychen/ daraus er abnemen kund/ das yhm Gott helffen wurde ynn dem kriege/ den er mit den Philistinern haben solt. Aber daran zweyffelt er/ ob es Gottes will were/ das er der haubtman ynn dem selben krieg seyn solt.
- Darumb begeret er von Got eyn gewis zeychen/ dabey er wust/ das das Judisch volck durch seyn hende vnd seyn haubtmanschafft solt erhalten werden.
- Also haben die Christen viel zeychen Gottes gnaden/ als nemlich alle wunderwerck Christi/ Aber die selben sind nicht dazu ausgesetzt/ das sie eygentlich anzeygten/ das Gottes gnad vns angienge.
- Darumb ist das der eynig brauch der Messen/ das man da durch den glawben des hertzens versicher.
- Vnd wie gros von nöten diser brauch des zeychens sey dem gewissen/ vnd wie lieblich/ verstehen die rechte Christen leychtlich.
- Denn was mag dem gewissen freudsamers widderfaren/ denn das es entpfahe eyn gewiss zeychen des Gotlichen willens?
- Wenn so das gewissen nicht versichert wird/ des willen Gottes/ so kan es nicht bestehen.
- Als das anschawen des gemalten Creutzs nicht rechtfertiget.
- Als die entpfahung des fells den Gedeon nicht rechtfertiget.
- Also rechtfertiget auch die Messe nicht.
- Als anschawen ein gemalts Creutzs nicht eyn solchs werck ist/ damit man müge fur vnsere odder andere sunden gnug thun.
- Als die entpfahung des felles dem Gedeon keyn solch werck war, das er damit fur seyn sunde het genugthun mugen.
- Also ist auch die Mess keyn opffer.
- Denn das eynig Opfer/ vnd die eynig gnugthuung ist Christus selbs/ vnd ausserhalb des Christi ist keyn eusserlich opffer.
- Das fell zeyget dem Gedeon an/ das yhm der syg von Gott geschenckt war.
- Also zeyget die geniessung Gottes tisch an/ das vns die gnad Gottes ynn seynem heyligen Euangelio gegeben ist.
- Der Gedeon opffert nichts damit das er das fell entpfieng.
- Also opffern wyr auch nichts/ wenn wyr zu Gottes tisch gehne.
- Derhalben kan das brot auch nicht fur andere geopffert werden.
- Wenn das eynig opffer fur vnsere sunde ist Christus/ Vnd ausserhalb desselben ist keyn eusserlich opffer.
- In Christo ist die ertödtung vnsers alden menschen/ das opffer vnd speysopffer.
- Die Mess aber ist nicht der massen/ das yhe mehr sie gehalten wird/ yhe mehr Gott opffere.
- Eben als eyn yeder alleyn fur sich getaufft wird/ also geneust eyn yeder alleyn fur sich des Gottes tisch.
- Der geneust Gottes tisch recht/ der seyn gebrauchet als eynes zeychen/ den glawben damit zubekrefftigen vnd stercken.
- Der sundiget/ der darumb Gottes tisch geneust/ das er Gott damit etwas will opffern.
- Die Mess dienet zu nichts anders/ denn zuerynnern an die verheyssen gnad vnd das hertz zuuersichern/ der verheyssen gnad vnd des willen Gotes.
- Derhalben sind die Messen on die predig vnnütz.
- Vnd Gottes wort ist allezeyt vnuergleychlich besser denn das zeychen.
- Des zeychens kan man entberen/ Aber Gottes worts kan man nicht enberen.
- Ja wenn Gottes wort nicht darneben getrieben wird/ wie weystu/ was dadurch bedeut werde.
- Der mysbrauch der Mess soll durch die obrickeyt abgethan werden.
- Eben als der konig Ezechias die eren schlangen abgethan/ Vnd der konig Josias die höhe zerstöret hat.
- Nu sind das die mysbreuch der Messen/ das man fur andere/ das man vmb gelt/ das man gezwungen/ vnd das man vnwissend Gottes worts vnd des glawbens Mess heldet.
- Aber das ist noch eyn grewlicher mysbrauch/ wenn die heuchler fur gnugthuung/ fur die sunde/ fur eyn guts werck/ vnd fur eyn opfer Mess halten.
- So mysbrauchen sich die leyen auch Gottes tisch/ wenn sie es dafur achten/ das sie durch ditz werck yhr sunde austilgen/ odder damit fur yhr sunde gnugthun.
- Denn sie sollen sein allein fur eyn zeychen gebrauchen/ dar bey sie erynnert werden/ der verheyssen gnaden Gottes ym Euangelio/ vnd darbey sie versichert werden/ der gutwillickeyt Gottes gegen yhnen.
- Die Mess hylfft dem zuseher nicht mehr/ denn yhm hilfft wenn er eyn gemalte taffel ansihet.
- Den hilfft die Mess/ der das Sacrament isst/ wenn er dardurch erynnert wird/ vnd versichert wird der gnaden Gottes.
- Sant Paul schreybt/ das die Corinther von wegen eynes geringen mysbrauchs der Messen/ mit der pestilentz sind gestrafft worden.
- Vnd ist keyn zweyffel/ das auch wyr von wegen so grosses mysbrauchs der Messen mir kriege/ pestilentz/ vnd das aller vnseligst ist/ mit blindheyt gestrafft werden.
- Man soll auch dem mysbrauch der Messen so viel dester herter widderstehn/ so viel heymlicher/ damit gesundiget wird.
- Beuor weyl die sunde der gemeynen vnwissenheyt eynes yeden sund ynn sonderheyt ist/ als man denn ym Buch der zall am funffzehenden Capitel liset.
- Bisher ist gesagt von Gottes tisch/ Nu wollen wyr sagen vom gebet.
- Des priesters gebet ynn der Mess/ sind nichts besser denn das Leyen gebet.
- Denn wyr sind alle priester.
- Es ist auch keyn ander priesterthumb/ denn das recht zubeten/ vnd Gott zu bitten/ vnd Gott zu opffern.
- Verbannet seyen Thomas vnd Scotus die solcher mysbreuche der Messen haubtsacher sind.
- Verbannet seyen die Bisschoffen vnd hohen schulen/ das sie dem Gottlosen wesen der Messen nicht widderstand thun.