Knak, Gustav - Predigt über die Worte: Was Er Euch sagt, das tut!
Aus dem Evangelio am 2. Sonntag nach Epiphanias, Joh. 2, 1-11.
Geliebte in dem HErrn!
Das Wort im 8. Verse unseres Evangeliums: Schöpft nun! weist uns zurück auf eine köstliche Stelle des Alten Testaments, Jesaias 12. Es ist dies Kapitel ein Danklied für die Guttaten des Messias. „Lobsingt dem HErrn, denn Er hat sich herrlich bewiesen!“ heißt es dort im 5. Verse, und im Evangelium V. 11.: „Das ist das erste Zeichen, das JEsus tat, geschehen zu Kana in Galiläa, und offenbarte Seine Herrlichkeit.“ „Ihr werdet mit Freuden Wasser schöpfen aus dem Heilsbrunnen,“ heißt es dort, und hier: „Schöpft nun, und bringt es dem Speisemeister.“ Was sind das aber für Heilsbrunnen, aus denen wir schöpfen sollen? Es sind gewiss besonders das Alte und Neue Testament, das ganze heilige, teure GOtteswort. „GOttes Brünnlein hat Wassers die Fülle,“ auch heute noch, und unser Evangelium ist auch so ein rechter Heilsbrunnen, aus dem wir Heil und Segen, Leben und Seligkeit schöpfen können, wenn wir Glaubensarme dazu haben. Man könnte nach Anleitung dieses Evangeliums viele Themata behandeln, z. B. „die Heiligkeit des Ehestandes“, oder „die allein rechte und würdige Feier des Hochzeitsfestes“, oder über „den gesegneten Vorzug der göttlichen Hilfe“, oder über „die herrliche Hilfe des HErrn JEsu“, oder über „Seine Allmacht, Weisheit und Güte.“ Wir haben in früheren Predigten auch schon mehrere dieser Sätze behandelt; diesmal ist mir aber besonders der 5. Vers zu Herzen gegangen, und ich habe ihn seit Anfang der Woche darinnen bewegt, nämlich die Worte der Maria zu den Dienern: Was Er Euch sagt, das tut! Wir wollen versuchen, jedes der sechs Worte näher zu betrachten, um es zu beherzigen. Den Zusammenhang unsers Textwortes kennt Ihr, meine Lieben! Der HErr JEsus war mit den 5 Jüngern, die Er kurz vorher erwählt hatte, auf eine Hochzeit zu Kana in Galiläa samt Seiner Mutter geladen. Die Hochzeitsleute sind arm, ihr geringer Weinvorrat ist bald erschöpft, und sie kommen nun in Verlegenheit. Maria bemerkt es, und zeigt diesen Mangel ihrem geliebten Sohne an, dessen Allmacht und Güte sie aus Erfahrung kennt. Der HErr aber weist sie scheinbar zurück mit den Worten: „Weib, was habe ich mit Dir zu schaffen, meine Stunde ist noch nicht gekommen“; d. h. eigentlich: „Weib, was mir und Dir? Das überlasse mir ganz allein; meine Stunde zu helfen ist noch nicht gekommen.“ Maria deutet diese Worte ganz richtig, hört heraus, dass der HErr helfen will, und gibt deshalb den Dienern einen Wink, eine Anweisung mit den Worten: Was Er Euch sagt, das tut! Die Diener sind gehorsam diesem Wort, erfüllen pünktlich des HErrn JEsu Befehl; sie füllen auf Sein Wort die Wasserkrüge mit Wasser, bis oben an, schöpfen und bringen's dem Speisemeister, der mit Erstaunen laut bekennt, dass das Wasser in den schönsten Wein verwandelt worden sei. So offenbarte JEsus dort Seine Herrlichkeit, und Seine Jünger glaubten an Ihn; d. h. sie wurden im Glauben an Ihn gestärkt und befestigt. Das Wort der Maria: „Was Er Euch sagt, das tut!“ ist aber auch für uns ein Segenswort, welches wir mit Freuden beherzigen müssen. Wir wollen nun den Nachdruck auf die einzelnen Teile dieses Wortes legen, und über den Sinn nachdenken, den es dann gibt. Zuerst: 1) Was Er Euch sagt, das tut. 2) Was Er Euch sagt, das tut. 3) Was Er Euch sagt, das tut. 4) Was Er Euch sagt, das tut. 5) Was Er Euch sagt, das tut. 6) Was Er Euch sagt, das tut.
1) Was Er Euch sagt, das tut.
Er, JEsus, der Sohn des lebendigen GOttes, unser König und HErr, dem wir in Seinem Reiche gehorsam und treu sein sollen und müssen. Er, der uns erlöst hat, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels durch Sein bitteres Leiden und Sterben, auf dass wir Sein eigen sein und Ihm dienen in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit. Durch die Taufe zuerst, dann durch die Konfirmation, durch jeden Abendmahlsgenuss, ja durch jeden Kirchenbesuch haben wir's anerkannt, dass wir Gehorsam Ihm schuldig sind; darum heißt es: Was Er Euch sagt, das tut. Tut also ja nicht, was Euer Fleisch und Blut, was Welt und Satan Euch sagen; tut Ihr, was Er Euch sagt, so werdet Ihr leben und gesegnet sein.
2) Was Er Euch sagt, das tut.
Sein Sagen ist nicht wie eines Menschen Wort. Wir können oft herzlich froh sein, wenn ein Wort, das wir geredet haben, nicht gehört oder bald vergessen worden ist; denn es war ein unnützes, unrechtes, unüberlegtes Wort. Der HErr JEsus hat kein unnützes Wort geredet, Sein Wort ist Geist und Leben, ist nichts, denn Wahrheit. Was Er sagt, das bezeugt, das befiehlt, das gebietet Er; das haben wir als den Befehl unsers Königs und HErrn zu respektieren. O wie viel sagt Er uns! Welch einen Schatz voll heiliger Befehle haben wir in unserer lieben heiligen Schrift! Es sind gar gnädige Gebote, wie es in einem Liede heißt: „Deine gnädigen Befehle machen mich von Ketten los.“ O prüfe Dich, wie achtest, wie hörst du auf Deines himmlischen Königs Wort? Was ist es Dir?
3. Was Er Euch sagt, das tut.
Das ging damals zunächst die Diener an; sie sollten zuerst die Krüge mit Wasser füllen und dann daraus schöpfen; aber es ist auch ein Wort für uns, für mich und Euch; ich soll vor Allem meinen Krug, d. i. mein Herz, füllen mit Lebenswasser, und soll deshalb fleißig schöpfen aus dem Heilsbrunnen des göttlichen Worts, damit Ihr trunken werden könnt von den reichen Gütern Seines Hauses, damit Euer geistlicher Durst gestillt werde. Ihr sollt aber auch schöpfen aus der Gnadenfülle unsers treuen wunderreichen Heilandes, damit Ihr ewiglich lebt. Ihr sollt das Wort des HErrn als für Euch gesagt betrachten, es für Euch nehmen und bedenken, wie es in den „30 Hausregeln für die Feier des Sabbats“ heißt. Ein Jeder ist hier sich selbst der Nächste, wer das Meiste sich nimmt, der ist der Höchste. Hast Du Lust dazu? Fragst Du nach Deiner Seligkeit vor Allem, oder kümmerst Du Dich in dieser Hinsicht mehr um Andre, als um Dich, oder weder um Andre, noch um Dich?
4. Was Er Euch sagt, das tut. Alles, was Er Euch sagt, es möge sein, was es wolle, Alles, es mag dem Fleisch angenehm und bequem sein, oder nicht, der Vernunft gefallen oder nicht. „Geht's der Natur entgegen, so geht's gerad' und fein, die Fleisch und Sinne pflegen, noch schlechte Pilger sein. Verlasst die Kreatur und was Euch sonst will binden, lasst gar Euch selbst dahinten, es geht durchs Sterben nur.“ Der alte Mensch soll ja sterben mit allen Sünden und bösen Lüsten; der verkehrte Eigenwille muss gebrochen, das Fleisch ertötet werden. O, wie Vieles sagt uns der HErr JEsus, was uns sauer ankommt! Das Wort von der „Wiedergeburt“, das „Absagen Allem“, das „Aufsichnehmen des Kreuzes“, das „Sichselbstverleugnen“, das „Nichtliebhaben der Welt“, das „Weinen mit den Weinenden“, das „Buße tun“, das „Glauben an das Evangelium“, das „Beten ohn Unterlass“, das „Allezeit fröhlich sein“, also auch im Leid und in der Trübsal, das ist Alles nicht leicht, ja dem natürlichen Menschen unmöglich; aber es muss doch Alles getan werden, was Er uns sagt, damit wir gewiss selig werden. Wie stehts nun mit dir? bist du zu Allem bereit, was, der HEiland dir sagt, willst du auf Sein Wort Alles wagen, kein Kreuz nicht achten, keine Schmach noch Plagen? Bist du bereit, um Seines Namens willen auch zu leiden Trübsal, Angst, Spott und Hohn, und bis in den Tod getreu zu sein?
5. Was Er euch sagt, das tut.
Das gerade, das nur, was mit Seinem heiligen Wort und Willen übereinstimmt. Dabei gehn wir jedenfalls sicher. Tun wir, was uns gefällt, so sind wir übel daran, wenn auch unser Rat und Anschlag uns viel klüger und besser scheint. Ach, wir sind ja so blind, unwissend, töricht und sündig; unser eigen Herz will immer den Irrweg. Das Gesetz in unsern Gliedern widerstreitet immer dem Gesetz in unserm Gemüte und nimmt uns gefangen in der Sünde Gesetz. O wie selig sind wir, wenn wir mit Paulo bekennen dürfen: Ich danke GOtt durch JEsum unsern HErrn, ich habe Lust an GOttes Gesetz nach dem inwendigen Menschen. Was Er euch sagt, das tut, weil Seine Gedanken und Wege zwar nicht unsere, aber höher, besser und herrlicher als unsere sind.
6. und endlich: Was Er euch sagt, das tut.
Lest's, hört's nicht bloß, denkt nicht nur daran, bewegt's nicht nur in Eurem Herzen, fasst nicht nur den Vorsatz, es zu tun, sondern führt den Vorsatz auch aus; lasst es zu Taten kommen in Eurem Christentum; denn das Reich Gottes besteht nicht in Worten, sondern in der Kraft. Der HErr spricht: „Es werden nicht Alle, die zu mir sagen: HErr, HErr! in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun Meines Vaters im Himmel. Was Ihr getan habt Einem meiner geringsten Brüder, das habt Ihr Mir getan. Was Ihr aber nicht getan habt Einem unter diesen Geringsten, das habt Ihr Mir auch nicht getan. Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein, damit Ihr Euch selbst betrügt. So Ihr solches wisst, selig seid Ihr, so Ihr es tut. Ein Knecht, der seines Herrn Willen weiß und hat sich nicht bereitet, wird doppelte Streiche leiden.“
Wie ist aber all solch Tun nur möglich? Nur durch den Glauben, der durch die Liebe tätig ist. Das erste Tun muss sein das „Buße tun“, das zweite „das Glauben“; wie der HErr zuerst auch predigte: Tut Buße und glaubt an das Evangelium. Willst du diese ersten Werke sparen, so kommst du zu gar keinem Tun und Wirken der Werke des HErrn. O lasst uns bei dem ersten Anfang immer wieder jeden Morgen anfangen. Der Herr aber gebe uns ein aufrichtig, demütig und gehorsames Herz! Er lehre uns tun nach Seinem Wohlgefallen; Sein guter Geist führe uns auf ebner Bahn, auf dass auch wir in diesem armen Leben schon und einst in Ewigkeit Seine Herrlichkeit sehen. Amen!