Kähler, Carl Nikolaus - Auslegung der Epistel Pauli an die Epheser in 34 Predigten - Siebente Predigt.

Kähler, Carl Nikolaus - Auslegung der Epistel Pauli an die Epheser in 34 Predigten - Siebente Predigt.

O du Pfand des neuen Bundes,
Geist des Vaters, mild und rein,
Heil'ger Odem seines Mundes,
Zieh' in unsre Herzen ein!
Leib und Seele, Haupt und Glieder
Kehren aus dem Tode wieder,
Wo sich deine Gotteskraft
Einen Sitz und Tempel schafft.

Großes hat Gott an uns getan, und nicht Eines bloß, sondern Vieles. Er hat uns nicht nur erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, sondern hat uns auch den eingebornen Sohn gesandt, dass er uns erlöste. Er hat uns nicht bloß erlöst, sondern auch uns kundgetan das Geheimnis seines Willens in großen Taten, die er vollbracht, und in mancherlei Weisheit und Einsicht, womit er uns erfüllt. Er hat uns nicht bloß sein Geheimnis offenbart, sondern uns auch berufen zu Bürgern seines Himmelreichs, so dass wir nun sagen können: Wir haben das Bürgerrecht im Himmel. Er hat uns nicht nur berufen, sondern auch diese seine Berufung besiegelt durch den heiligen Geist, den er in unsere Herzen gab. Diese Tat der Berufung und Besiegelung preist der Apostel Paulus in unserem heutigen Text.

Ephes. 1, V. 11-14: Durch welchen wir auch zum Erbteil gekommen sind, die wir zuvor verordnet sind, nach dem Vorsatz des, der alle Dinge wirkt nach dem Rat seines Willens; auf dass wir etwas seien zu Lobe seiner Herrlichkeit, die wir zuvor auf Christum hoffen. Durch welchen ihr auch gehört habt das Wort der Wahrheit, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit, durch welchen ihr auch, die ihr glaubtet, versiegelt worden seid mit dem heiligen Geist der Verheißung, welcher ist das Pfand unsers Erbes zu unserer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden, zu Lobe seiner Herrlichkeit.

Lasst uns denn nun nach diesen Worten des Apostels näher betrachten das Erbteil, dazu wir berufen sind,

und zwar

1. unsere Berufung dazu, und
2. das göttliche Siegel dieser unserer Berufung.

1.

„In ihm sind wir erkoren.“ Mir ist, als säh' ich den Apostel vor uns stehen, den rechten Arm emporgehoben und mit dem Zeigefinger gen Himmel weisend. Alles, spricht er, was ihr seid und habt, das seid und habt ihr in Christo, und ohne ihn seid und habt ihr Nichts. Er ist das Schiff, worin wir mit der reichen Ladung der himmlischen Güter fahren. Und nun werden wir erinnert an das schöne Erbe, wozu wir von Gott erwählt sind. „In ihm sind wir zum Erbe erkoren“, wie es auch heißt Kol. 1, 12: der uns tüchtig gemacht hat zum Erbteil der Heiligen im Licht. . Was versteht er unter dem Erbe? Das Reich Gottes, darin wir wohnen, und das ewige Leben, wozu es uns führt. Es ist das christliche Kanaan, das uns Gott beschieden hat, und hat uns aus dem Diensthause der Sünde und des Todes in dasselbe geführt durch unsern Erlöser. Wie viel anders und besser ist das als das irdische Kanaan, welches Gott dem Volke Israel zum Erbteil schenkte! Wohl war es ein Land, wo Milch und Honig floss, und Israel konnte sagen: das Los ist mir gefallen aufs liebliche, mir ist ein schönes Erbteil geworden. Aber wie viel besser wohnt sich's doch im Himmelreich! Da fließt noch etwas anderes als Milch und Honig; da fließt die Gnade Gottes, aus deren Strom wir schöpfen Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geist. Glückliches neutestamentliches Israel! Dich preist der Herr selbst achtmal selig in jener Rede, die er auf dem Berge hielt (Matth. 5). Wollt ihr zu dem göttlichen Lob unserer Seligkeit auch noch ein menschliches Lob haben, so schlagt euer Gesangbuch auf und lest, oder was noch besser ist singt die Lieder, worin die Glückseligkeit der Christen in diesem Leben gepriesen wird1).

Bist du nun aber selig im himmlischen Kanaan, liebe Gemeinde, so frage dich, wodurch du das geworden bist. Paulus verweist dich wiederum auf Gott, nämlich auf die Liebe seines Ratschlusses, auf die Größe seiner Kraft und auf die Weisheit seines Rats. Wir sind zum Erbteil erkoren als die vorher dazu bestimmt waren nach seinem Beschluss. Also eine ewige Vorherbestimmung ist unsere Seligkeit. Was zuvor gesagt ist von dem Apostel (V. 4 und 5), dass uns Gott erwählt hat, ehe der Welt Grund gelegt war, und uns vorher bestimmt hat zur Kindschaft durch Jesum Christum, davon schreibt sich unsere Berufung her und alle gegenwärtige und künftige Seligkeit, die auf unsere Berufung folgt. Es ist nicht Zufall, nicht Ungefähr, nicht ein Zusammentreffen glücklicher Umstände, dass wir Christen und als Christen Gottes Kinder geworden sind; nein! wenn kein Haar von unserem Haupte und kein Sperling vom Dache fällt ohne Gottes Willen: wie sollte dann unsere Versetzung in das Reich des Sohnes der Liebe ein Werk des blinden Zufalls sein! Gottes Liebe, die uns erwählt hat in Ewigkeit, ist die Mutter, und unsere Berufung und Bekehrung in der Zeit ist ihre Tochter. Lasst uns denn, die wir das Wasser des Lebens trinken im Himmelreich, allezeit als die dankbaren Kinder zurückgehen bis zur Quelle, und dem Vater danken, dass wir durch seinen ewigen Beschluss so reich geworden sind. Nicht dem Zufall haben wir das zu danken; es waltet über uns die ewige Liebe, die uns suchte von der Wiege an, und die nicht ruhte, als bis sie uns gefunden hatte. Noch weniger aber als dem Zufall schreibt es eurer eigenen Kraft zu, dass ihr seid, was ihr seid. Nicht dass wir tüchtig sind von uns selbst, sondern dass wir tüchtig sind ist von Gott, der Alles wirkt. Merkt ihr, was der Apostel sagen will? Wir wären nicht Kinder des Reichs, wenn nicht Gottes allmächtige Hand das Reich gegründet und uns hineingeführt hätte. Fürwahr! das himmlische Kanaan ist nicht ein Werk der Natur oder der Menschen. Wer hätte Sünde und Tod überwinden, wer hätte das Reich des Teufels zerstören sollen, wenn nicht der allmächtige Gott es durch seinen Sohn getan hätte, den er in die Welt sandte? Und als das Reich gegründet war und es nun heißt: Kommt, denn es ist Alles bereit: wie hätten wir hineinkommen sollen ohne Gottes Hand? Wer ein Christ ist, der weiß, wenn er zurückblickt in seine Vergangenheit, wie viel Gott an ihm getan, wie auch Gott selber sagt (Jes. 43): Du hast mir Arbeit gemacht in deinen Sünden, und hast mir Mühe gemacht in deinen Missetaten. Die alte Burg sollte zerstört werden, die der Feind Gottes erbaut hatte und die er als ein starker Gewappneter bewahrte (Luk. 11); welche Macht gehört dazu, dies Werk zu vollbringen! Aber gelobt sei Gott, der Gewaltige, der in uns den alten Adam getötet und einen neuen Menschen aus uns geschaffen hat, der geschmückt ist mit himmlischen Gaben und Gütern. Es würden nicht so viele Menschen verloren gehen, wenn's nicht das allergrößte Werk unter der Sonne wäre, aus dem alten Menschen einen neuen zu machen. Und das hat Gott getan hat er? Ach, wäre es noch nicht vollbracht an dir, an dir, so widerstrebe doch nun nicht länger dem treuen Gott, der schon so lange an dir gearbeitet hat, sondern gib endlich nach und lass dich endlich von ihm einführen in sein Kanaan. Mich hat er hineingeführt, und dich auch und dich, er, der Alles wirkt nach dem Rat seines Willens. Auch das noch gibt uns der Apostel zu bedenken, dass es ein wunderbar weiser göttlicher Rat ist, dem wir unser Erbe verdanken. Sieh die Führung Gottes an, wie du sie in der Geschichte, wie du sie auch in deinem Leben findest: begleite den Herrn auf den Wegen, die er einst mit Israel, und da Israel sich von ihm wandte, mit den Heiden ging, damit er sie zu Erben des ewigen Lebens machte; und was dich betrifft, so überlege, auf welchen wunderbaren Wegen und Stegen dich der treue Gott zum Frieden geleitet hat: bist du es oder ist es sonst irgendein Mensch, der ihm diesen Rat gegeben, der ihm diese Wege gewiesen hat? Nein, es ist seines Willens Rat und seiner Weisheit Pfad, sonst wäre nimmer geschehen, was geschehen ist. Was wir sind, ein Jeglicher nach dem Anteil, den er an dem Erbe hat, das sind wir nach Gottes Beschluss, Macht und Rat.

Wir sind aber noch nicht, was wir sein werden. Es wäre schon viel, wenn wir Christen das nur ewig bleiben könnten, was wir sind. Selbst unter viel Müh und Kampf wollt' ich mit Freuden unter Christo leben in seinem Reiche, wenn er mir nur mein Erbteil lassen wollte, dass und wie ich es jetzt habe. Tage des Kampfes wiegt eine einzige Minute der Freude auf, die mein Herz erfüllt, wenn er nach den Kämpfen mir einen Friedensengel sendet, der mich erquickt. Aber er hat viel Anderes und Besseres mit uns im Sinn, als uns bloß das bleiben zu lassen, was wir sind. Das Erbe, dazu wir erkoren sind, ist nicht nur ewig, sondern, wie schön es ist, so wird's doch immer schöner, und zuletzt so schön, dass auch kein einziges Ach und Weh mehr daran haftet, und kein einziger Schweißtropfen mehr daran hängt. Das ist die Meinung des Apostels, wenn er spricht: Wir sind zum Erbteil erkoren, auf dass wir gereichen zum Lobe seiner Herrlichkeit. Da werden wir hineingewiesen in die Zukunft, wo Christus kommen wird, „dass er herrlich erscheine mit seinen Heiligen und wunderbar mit allen Gläubigen“ (2. Thess. 1, 10). Sind wir jetzt noch in manchem Betrachte ein Fluch der Welt und ein Fegopfer aller Leute, so werden wir dann ein Schauspiel der Engel sein, die auf uns hinblicken und die Liebe und Macht und Weisheit, in Summa, die Herrlichkeit Gottes preisen werden, durch die wir Erben des ewigen Lebens sind. Und auch wir selber werden den lieben Vater im Himmel loben, mit Wort und Tat, dass er uns zu Erben gemacht hat seines himmlischen Kanaans. Haben wir wirklich die Aussicht auf eine solche selige Zukunft? Ja, spricht Paulus, wir haben sie als solche, die wir in voraus unsere Hoffnung gesetzt haben auf Christum. Ju voraus - denn es ist ja bis jetzt noch die Verheißung des Herrn nicht in Erfüllung gegangen. Es ist noch Winter, und unser Christbaum steht, äußerlich angesehen, noch blätter- und blütenlos unter den kalten Stürmen dieser Welt. Noch weint das Auge, noch seufzt das Herz unter den großen Schmerzen, die es erfüllen, und als ein Geheimnis, das kein Auge sieht, ruht dies ewige Leben hinter dem Vorhang des Todes. Aber wie den kommenden Frühling der Zugvogel verkündet, der ihm vorangeht: also geht dem ewigen Leben die Hoffnung voran, die wir gesetzt haben auf unsern Erlöser, und diese Hoffnung trocknet manche Träne aus unsern Augen, und bewahrt das Herz, dass es nicht bricht.

Hoffnung! Ach, sagen die Kinder der Welt, was geben wir auf eure Hoffnung! Sie ist wie jenes Kügelchen, welches der Knabe hineinbläst in die Luft, und hat seine Freude daran, wie es so leicht und glänzend vor seinen Augen schwebt. Aber wenn er nun danach läuft und greift und meint, er habe es, da zerplatzt das Kügelchen, und der Knabe steht betroffen da. Toren, die auf eine Hoffnung bauen, die ihren Boden „in den gespenstischen Regionen eines erträumten Jenseits hat!“

2.

Ja, Welt, du hättest Recht, wenn's eine Hoffnung wäre, von Menschen gebaut. Aber wisse, wir haben ein göttliches Siegel unserer Berufung zu dem ewigen Erbe. Hört den Text. In welchem ihr auch, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, das Evangelium eures Heils, in welchem (sage ich) ihr auch, die ihr geglaubt habt, besiegelt seid durch den heiligen Geist der Verheißung, welcher ist das Angeld unsers Erbes, auf die Erlösung des Eigentums, zum Lobe seiner Herrlichkeit.“ Hier sagt uns der Apostel, worauf die Untrüglichkeit unserer Hoffnung beruht. Zunächst ruht sie auf dem Worte der Wahrheit oder auf der Wahrheit des Wortes, das wir gehört haben. Kommt und zeiget uns ein anderes Wort, das diesem Worte gleichzustellen sei nach der Göttlichkeit nicht nur seiner Herkunft, sondern auch seines Inhalts und seiner Kraft. Oder behauptet ihr, dies Wort sei von Menschen? Dann halten wir euch das Zeugnis Christi und das Zeugnis der Apostel entgegen. Die Worte, die ich zu euch rede, die rede ich nicht von mir selbst, sagt Er (Joh. 14, 10).

Ist's Täuschung, ist's Wahn, ist's Schwärmerei, wenn der Herr versichert, dass sein Wort von Gott und ebendarum die Wahrheit sei? Wir haben ja aber außer dem, was er gesagt, auch das, was er getan, seine Gotteswerke, in denen die Wahrheit seines Wortes sich abspiegelt. Schaut doch sein Leben an, das er geführt, sein Vorbild, das er uns gegeben, seine Wunder, die er getan. Wie er selber das persönliche Wort ist, nämlich das Ebenbild und der Abglanz des unsichtbaren Gottes, so ist, was er sagt, das unpersönliche Wort, der Abglanz der ihm „ins. wohnenden Gnade und Wahrheit. Von ihm ist das Wort übergegangen auf die Apostel, von den Aposteln auf uns, daher. sie gleich ihm bezeugen, dass ihr Evangelium nicht menschlich sei, sondern dass sie es von dem Herrn empfangen haben (Gal. 1, 11). Ihr wollt von keiner Autorität etwas wissen? Nun, so: prüft den Inhalt des Apostelworts, und sagt, wenn ihr anders ehrlich seid, ob ihr ein anderes Wort kennt, das uns solche. Wahrheit bietet und das mehr als dieses Wort geeignet ist, die Krankheit der in Wehe und Sünde versunkenen Menschheit zu heilen. Es ist ja auch das Evangelium des Heils, wie, Paulus erläuternd hinzusetzt. Das Evangelium die fröhliche Botschaft vom Himmel, dass Alle, welche glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben ererben sollen. Das ist nicht nur eine Botschaft vom Heil, sondern es ist das Heil selbst, nämlich eine Kraft Gottes, die da selig macht alle, die daran glauben (Röm. 1, 14). Mag dies Evangelium, dies Wort vom Kreuz, immerhin denen, die verloren werden, eine Torheit sein: uns, die wir selig werden, ist es eine Gotteskraft (1. Kor. 1, 18). Es ist nicht allein ein Wort, das wir. hören, sondern zugleich ein Evangelium, welches mittelst des Glaubens unserer Herzen sich bemächtigt, es ist nicht nur Wahrheit, sondern auch Heil, das heißt, Kraft, Leben und Seligkeit. Wie wird es das? Antwort: durch den heiligen Geist, den der Apostel noch von dem Wort oder Evangelium unterscheidet. Versteht darunter nicht den Geist, der die Kinder der Welt, treibt bei ihrem Denken, Reden und Tun, nein, wir haben nicht empfangen den Geist der Welt, sondern den Geist aus Gott (1. Kor. 2), ebendarum „heiliger“ Geist genannt, weil er von Christo kommt, und durch Christum vom Vater, dessen Kinder wir werden, nach Herz, Sinn, Mut und Tat, durch diesen Geist.

Er ist nicht das Wort selbst; denn zwar spricht der Herr Joh. 6: Die Worte, die ich rede, sind Geist und Leben, aber das sind sie eben nur mit Hilfe des zu dem Worte hinzukommenden Geistes von oben, zu dem wir rufen: „Komm, heil'ger Geist, Herre Gott, erfüll' mit deiner Gnaden Gut deiner Gläubigen Herz, Mut und Sinn.“ Dass dies der einige, rechte und wahrhaftige Geist Gottes sei, kann man daran erkennen, dass es der Geist der Verheißung ist. Haben nicht die Propheten ihn verheißen? Hört, was sie sagen. Joel 3, 1: Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen über alles Fleisch. Jesaia 32, 15: Wenn ausgegossen wird der Geist aus der Höhe, dann wird die Wüste zum Acker werden, und der Acker für einen Wald gerechnet werden. Ezechiel 36, 26: Ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben; und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ist das in Erfüllung gegangen? Ja, Paulus und die andern Apostel, auch die Christen zu Ephesus und die Christen aller Zeiten sind die lebendigsten Zeugen davon; denn an ihnen hat der treue und wahrhaftige Gott wahr gemacht, was er verheißen durch die Propheten; er hat den Geist gegeben in ihre Herzen. Und was ist nun dieses Geistes Wirkung in uns? Dies, dass wir durch ihn besiegelt sind, spricht Paulus. Das ist noch etwas Anderes als das Hören und Glauben. Wir haben nicht nur das Wort der Wahrheit gehört, wir haben auch daran geglaubt; wir haben nicht nur daran geglaubt, sondern wir sind auch besiegelt worden durch den heiligen Geist. Diese Besiegelung bedeutet die felsenfeste, von Gott gewirkte Überzeugung von der Wahrheit dessen, was wir glauben und hoffen. Wir setzen ja ein Siegel unter unsere Handschrift, dass Jedermann, der sie liest, versichert sei, die Handschrift oder doch ihr Inhalt sei von uns. Bist du nun ein Christ, so weißt du von der Handschrift Gottes in deinem Herzen; sein Evangelium, das teure, liebe Wort, hat er in dein Herz geschrieben, und ein Siegel darauf gedrückt durch den heiligen Geist. Wie das? O, ihr wisst ja doch, dass wir einen kindlichen Geist empfangen haben, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater! wisst, dass in uns ein helles Licht angezündet ist, und sich in uns allen des Herrn Klarheit spiegelt; wisst, dass die Liebe Gottes ausgegossen ist in unser Herz durch den heiligen Geist. Was bedürfen wir denn weiter Zeugnis für unser Glauben und unser Hoffen? Der Heilige Geist ist das göttliche Siegel; und er ist noch mehr als ein Siegel, er ist sogar das Angeld unseres Erbes. Wie wenn Jemand einen Handel mit dir abschließt oder einen Vertrag, und nun, zur Versicherung, dass er dir geben werde, was er dir versprochen, schon in voraus einen Teil von dem Versprochenen dir reicht: siehe, so gibt uns Gott, indem er uns das Erbe verheißt, gewissermaßen ein Angeld oder, wie ihr's nennt, ein „Gottsgeld“, welches ja ganz von derselben Art ist wie das, was wir künftig, nur in viel reicherem Maße, empfangen sollen. Was ist unser künftiges Erbe? Nennt ihr's Himmel, so wisst, dass das Himmelreich schon jetzt in uns ist; es ist Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geist. Nennt ihr's Kindschaft, so wisst, dass wir jetzt schon Abba rufen, wie wir's einst tun werden im Himmel. Nennt ihr's Liebe, so wisst, dass die Liebe Gottes schon jetzt ausgegossen ist in unser Herz. Nennt ihr's Erkenntnis, so wisst, dass der Herr von uns sagt: Ich kenne die Meinen und bin bekannt den Meinen. Nennt ihr's Leben, so wisst, dass wir aus dem Tode zum Leben gekommen sind und sprechen können mit Paulus: Ich lebe, doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir. In Summa, wir haben von dem künftigen Erbe schon einen guten Teil in voraus bekommen, wie Paulus sagt (Röm. 8, 23): Wir haben des Geistes Erstlinge empfangen. - Fürwahr, ein besseres Angeld hätten wir nicht bekommen können. Man fordert in der Welt von uns einen Beweis für die Wahrheit unseres Glaubens und unserer Hoffnung. Ist denn unser Glaube ein logischer Sag, der sich beweisen, oder ein pythagoreischer Lehrsatz, der sich demonstrieren lässt? Das ist die eigentliche weltbewegende Wahrheit nicht, die sich beweisen und demonstrieren lässt; sondern die mit dem Griffel des Heiligen Geistes in unser Herz und in unsere innere Erfahrung geschriebene Wahrheit, die ist es, die den Menschen rettet und die Menschheit, und wofür der Christ mit aller Freudigkeit sein Leben lässt. Hört das Evangelium eures Heils und glaubt daran; glaubt daran und lasst euch besiegeln durch den heiligen Geist; lasst euch besiegeln und von ihm das Angeld geben, welches ist Erkenntnis, Kindschaft, Liebe, Tugend: das, sagt Paulus, ist der Weg, um zur Gewissheit zu kommen. So gelangt ihr zu einer innern Erfahrung, in der ihr die allergewisseste Aussicht habt auf die Erlösung des Eigentums. Was bedeutet das Eigentum? Das ist die Gemeinde, die Gott sich erworben oder zu eigen gemacht hat durch sein Blut (Apg. 20, 28), davon schon gesagt ist durch den Propheten Jesaias: dies Volk habe ich mir zugerichtet, es soll meinen Ruhm erzählen (Kap. 43, 21). Auch Petrus redet davon (1. Petri 2, 9): Ihr seid das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht. Und dies teuer erkaufte, liebe Volk sollte Gott dem Tode und dem Moder des Grabes überlassen? Nein, dazu hat er es nicht erworben, dazu es nicht besiegelt durch den heiligen Geist, dazu ihm das himmlische Angeld nicht gegeben. Was er getan, das ist der Morgenstern, der den nahen Aufgang der Sonne verkündigt. Die Erlösung, die geschehen ist, weissagt eine künftige Erlösung, die geschehen wird, wenn Christus kommt. Da wird die kämpfende Gemeinde zur triumphierenden Gemeinde werden durch den, der sie erlösen wird von allem Übel, sei es Sünde oder Trübsal, und ihr aushelfen wird zu seinem himmlischen Reiche (2. Tim. 4, 18). Die Tränen sind dann getrocknet aus ihren Augen, und ist kein Tod mehr, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz, denn das Erste ist vergangen und ist verschlungen in den Sieg und in das ewige Lob der Herrlichkeit Gottes.

Das ist der Glaube oder die Hoffnung, die Gott in dir und mir so herrlich besiegelt hat.

Ich weiß, an wen ich glaube,
Mein Glaube täuscht mich nicht,
O teurer, hoher Glaube,
Verlass, verlass mich nicht.
Du gibt mir Mut im Leiden,
Vergebung im Gericht,
Ein Paradies voll Freuden,
Wenn Herz und Auge bricht.

1)
Nr. 497-509 im Schleswig-Holsteinischen Gesangbuch.
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autoren/k/kaehler_c/kaehler_epheserbrief_7_predigt.txt · Zuletzt geändert: von aj
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