Gerok, Karl von – Andachten zum Psalter - Psalm 40.
(1) Ein Psalm Davids, vorzusingen. (2) Ich harrte des Herrn, und er neigte sich zu mir, und hörte mein Schreien. (3) Und zog mich aus der grausamen Grube, und aus dem Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich gewiss treten kann. (4) Und hat mir ein neu Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unsern Gott. Das werden viele sehen, und den Herrn fürchten, und auf ihn hoffen. (5) Wohl dem, der seine Hoffnung setzt auf den Herrn, und sich nicht wendet zu den Hoffärtigen, und die mit Lügen umgehen. (6) Herr, mein Gott, groß sind deine Wunder, und deine Gedanken, die du an uns beweist. Dir ist nichts gleich. Ich will sie verkündigen, und davon sagen, wiewohl sie nicht zu zählen sind. (7) Opfer und Speisopfer gefallen dir nicht, aber die Ohren hast du mir aufgetan. Du willst weder Brandopfer noch Sündopfer. (8) Da sprach ich: Siehe, ich komme, im Buch ist von mir geschrieben; (9) Deinen Willen, mein Gott, tue ich gerne, und dein Gesetz habe ich in meinem Herzen. (10) Ich will predigen die Gerechtigkeit in der großen Gemeine; siehe, ich will mir meinen Mund nicht stopfen lassen, Herr, das weißt du. (11) Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem Herzen, von deiner Wahrheit und von deinem Heil rede ich, ich verhehle deine Güte und Treue nicht vor der großen Gemeine. (12) Du aber, Herr, wollest deine Barmherzigkeit von mir nicht wenden; lass deine Güte und Treue allewege mich behüten. (13) Denn es hat mich umgeben Leiden ohne Zahl; es haben mich meine Sünden ergriffen, dass ich nicht sehen kann; ihrer ist mehr denn Haare auf meinem, Haupt, und mein Herz hat mich verlassen. (14) Lass dir's gefallen, Herr, dass du mich errettest; eile, Herr, mir zu helfen. (15) Schämen müssen sich, und zu Schanden werden, die mir nach meiner Seele stehen, dass sie die umbringen; zurück müssen sie fallen, und zu Schanden werden, die mir Übels gönnen. (16) Sie müssen in ihrer Schande erschrecken, die über mich schreien: Da, da! (17) Es müssen sich freuen und fröhlich sein alle, die nach dir fragen; und die dein Heil lieben, müssen sagen allewege: Der Herr sei hoch gelobt! (18) Denn ich bin arm und elend, der Herr aber sorgt für mich. Du bist mein Helfer und Erretter, mein Gott, verziehe nicht.
Nach so manchen Stimmen des Jammers und der Klage auch einmal wieder ein Lied des Lobes und Dankes. Wie es uns im Leben wohltut, unter so manchen betrübten Gesichtern auch einmal einem fröhlichen Antlitz zu begegnen und unter so manche Stimmen der Not und der Klage hinein auch einmal einen Ton herzlicher Freude zu vernehmen, so tut's uns auch im Psalmbuch wohl, zwischen so vielen Klagepsalmen hie und da wenigstens einen Dank- und Freudenpsalm zu finden; und wenn's der frohen Lieder viel weniger sind als der traurigen, so ist das ganz in der Ordnung; ist ja auch im Leben des Leides viel mehr als der Freude; und wenn auch in diese Freudenpsalmen meist noch einzelne Töne des Schmerzes und der Klage sich einmischen, wie auch hier in unserem Psalm gegen das Ende hin, so ist auch das in der Ordnung, weil die Freude rar ist im Leben, bei der man gar nichts mehr zu klagen, und das Glück selten ist in der Welt, bei welchem man gar nichts mehr zu wünschen hätte. Ja als wir noch Kinder waren, harmlose, sorglose Kinder, da konnten wir noch ganz vergnügt sein, da konnten wir über dem gegenwärtigen Glück alles vergangene Leid und alle zukünftigen Sorgen so ganz und gar vergessen, dass unser Herz lauter Wonne und unser Leben lauter Sonnenschein war; seitdem aber, so frag ich euch alle, ob nicht auch in unsere hellste Freude hinein die Sorge immer wieder ihren Schatten warf, und ob wir nicht jeder Rose des Glücks immer auch ihren Dorn angefühlt haben? Nun wir wollen uns auch darüber nicht beklagen, wir wollen uns genügen lassen, wenn auch nur sparsam der himmlische Vater seine Freudentropfen uns in den Becher mischt, der Himmel ist ja noch nicht auf Erden. Und Gott sei Dank, wenn er uns nur hie und da so einen gedämpften Freudenpsalm singen lässt, wie dieser 40. Davidspsalm ist.
Also ein Freudenpsalm. Die Freude des Frommen aber unterscheidet sich dadurch von der Freude der Weltkinder, dass sie gen Himmel schaut, dass sie zum Danke wird und dem Geber aller guten Gaben ihre Opfer bringt, so gut sie kann. Auch David bringt dem Geber aller guten Gaben seine Opfer dar in unserem Psalm, und wir können aus diesem Psalm lernen:
Die Opfer, die Gott wohlgefallen:
1) Die Lobopfer eines dankbaren Mundes,
2) Die Liebesopfer eines heiligen Lebens,
3) Die Bußopfer eines zerschlagenen Herzens.
1)
Die Lobopfer eines dankbaren Mundes sind's, die der priesterliche König seinem Gotte darbringt besonders V. 2-6. Hier verkündigt er gar lieblich, was der Herr an ihm getan.
So gleich V. 2: „Ich harrte des Herrn und er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien.“ Darin liegt ein schönes Lob für David, ein noch schöneres Lob für seinen Herrn und Gott. Ich harrte des Herrn. Ja dies Lob dürfen wir dem frommen König geben, soweit wir ihn jetzt kennen gelernt haben in 40 Psalmen: Er harrte des Herrn. In soviel Wettern, die über sein Haupt ergangen sind wir haben ihn oft recht betrübt, recht gebeugt, recht niedergeschlagen getroffen, also dass der gesalbte König oft kaum mehr zu erkennen war, aber der fromme Mann war immer zu erkennen; eines haben wir gefunden in jedem Psalm: Er harrte des Herrn, zu dem schrie er in jeder Not, auf den hoffte er in jeder Trübsal. Lasst auch uns, Geliebte, trachten, dass wir dies Lob verdienen, das Lob des Gottvertrauens, der Ergebung, der Geduld, das Lob: Ich harrte des Herrn! Dann dürfen wir auch das erfahren und das rühmen, was der vielgeprüfte David seinem Gott zum Lobe nachsagt: Und er neigte sich zu mir und hörte mein Schreien.
Sagt's alle, die Gott je geprüft,
Die ihr zu ihm um Hilfe rieft,
Sagt's, Fromme, ob er das Gebet
Geduldig Leidender verschmäht?
Nein Gott ist getreu, sein Herz, sein Vaterherz vergisst nicht - das darf jedes erfahren, jedes rühmen, jedes mitsingen, das auf den Herrn harrt mit demütigem, kindlichem Glauben.
V. 3: „Und zog mich aus der grausamen Grube und aus dem Schlamm, und stellte meine Füße auf einen Fels, dass ich gewiss treten kann.“ Wie wenn er in einen gemauerten Brunnen, in eine Zisterne wäre geworfen worden, wie dies einst Josef widerfuhr, auch dem Propheten Jeremias nachher in deren schlammigen Boden er immer tiefer versank, aus deren schauerlichem Grund er selber sich nimmer konnte heraushelfen, in der er elendiglich hätte müssen verschmachten und ersticken; so war's David zu Mut gewesen in seiner Not. Siehe, da kam Hilfe von oben. Ein Arm reichte hernieder in seine Grube: der Arm des allmächtigen Gottes; ein Seil wurde hinabgeworfen in seine Tiefe: das Liebesseil des Ewigtreuen; ans Licht ward er wieder hinaufgezogen, ans Himmelslicht der göttlichen Gnade und Erbarmung; festen Grund fühlte er wieder unter den Füßen, den Felsengrund der göttlichen Treue und Barmherzigkeit. O das wissen wir ja auch aus Erfahrung, wie einem zu Mut ist, wenn man so geführt wird aus Nacht in Licht, aus der Tiefe in die Höhe, aus der Enge ins Weite, aus dem Schlamm aufs Feste, und man sagen muss: Das hab ich nicht getan, das hat kein Mensch getan, das hat der Herr getan. Da heißt's dann auch wie bei dem geretteten David:
V. 4: „Und hat mir ein neu Lied in meinen Mund gegeben, zu loben unsern Gott. Das werden viele sehen und den Herrn fürchten und auf ihn hoffen.“ Ja da heißt's dann: Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Da findet der Mund neue Worte, neue Lieder, den Herrn zu preisen; oder die alten Lieder werden gesungen in einem ganz anderen, freudigeren Ton als zuvor. Da lernt man dann Lieder verstehen und mitsingen, wie das: Nun dankt alle Gott, oder: Womit soll ich dich wohl loben, oder: Gott ist getreu. Ein neues Lied ertönt dem Herrn von unserem Munde ein Lied, davon auch andere erbaut werden. „Das werden viele sehen“ ja du hast Recht, königlicher Sänger: Was der Herr an dir getan, das durften durch deine Psalmen viele tausende sehen und miterfahren bis auf diesen Tag. Deine Loblieder und Dankgebete, sie klingen durch Jahrhunderte und Jahrtausende hindurch bis auf diese Stunde herab, bis in diese Gemeinde herein. Auch wir lernen durch dich den Herrn fürchten und auf ihn hoffen; auch wir sprechen dir's nach:
V. 5: „Wohl dem, der seine Hoffnung setzt auf den Herrn und sich nicht wendet zu den Hoffärtigen und die mit Lügen umgehen.“ Ein schönes Lobopfer dankbarer Lippen, das hier David seinem Gott und Herrn darbringt, indem er seine Wunderhilfe preist, indem er auch der Welt bekennt, was Gott an ihm getan, und zu einem Prediger der großen Taten Gottes wird vor Tausenden und Abertausenden. Noch einmal hoch und feurig flammt dieses Opfer seines Mundes auf und steigt kerzengerade gen Himmel empor:
V. 6: „Herr, mein Gott, groß sind deine Wunder und deine Gedanken, die du an uns beweist. Dir ist nichts gleich. Ich will sie verkündigen und davon sagen, wiewohl sie nicht zu zählen sind.“ Ja wenn auch mein Verstand viel zu schwach ist, es zu fassen, mein Mund viel zu arm, es würdig zu preisen, was du an mir getan, doch kann ich nicht schweigen, doch muss ich davon zeugen, so gut ich kann und weiß.
Ach ja, wenn ich überlege,
Mit was Lieb und Gütigkeit
Du durch soviel Wunderwege
Mich geführt die Lebenszeit,
So weiß ich kein Ziel zu finden,
Noch die Tiefen zu ergründen:
Tausend, tausendmal sei dir,
Großer König, Dank dafür!
Aber freilich mit dem bloßen Dank der Lippen ist es nicht getan. Es müssen noch bessere Opfer dazu kommen:
2)
Die Liebesopfer eines heiligen Lebens. Davon spricht David V. 7-11.
V. 7: „Opfer und Speisopfer gefallen dir nicht, aber die Ohren hast du mir aufgetan. Du willst weder Brandopfer noch Sündopfer.“ Wohl waren auch die äußeren Opfer auf dem Opferaltare dem Herrn angenehm, wenn sie dargebracht wurden mit einem frommen dankbaren Herzen, wie Abels Opfer oder Noahs Opfer aber wo einer meinte, mit diesem äußeren Opfer sei es schon getan, da galt das strafende Wort, das Samuel zum abtrünnigen Saul sprach: Gehorsam ist besser denn Opfer; da galt das Strafwort, das der Herr durch den Propheten Jesaias hindonnerte über sein heuchlerisches Volk: Was soll mir die Menge eurer Opfer, spricht der Herr. Ich bin satt der Brandopfer von Widdern und des Fetten von den Gemästeten und habe keine Lust zum Blut der Farren, der Lämmer und der Böcke. (Jes. 1, 11.) Da galt, was auch Davids priesterliche Seele wohl erkannte: Opfer und Speisopfer gefallen dir nicht. Aber die Ohren hast du mir aufgetan.“ Ein offenes Ohr, das da willig ist zu hören auf dein Wort; ein warmes Herz, das da willig ist zu tun nach deinem Gebot - das ist dir lieber als ein Brandaltar, von dem das Fett niederfließt und die Flamme gen Himmel steigt. Die Ohren hast du mir aufgetan. Können auch wir das sagen, Geliebte? Seht die Opfer unserer Lippen sind wohl angenehm vor dem Herrn; ein Mund, der gerne aufgeht zum Lobe des Herrn, ist wohl schön und gut aber besser noch als ein offener Mund ist ein offenes Ohr, ein Ohr, allezeit fertig, Gottes Gebote zu vernehmen, die leisen wie die lauten, die schweren wie die leichten, die großen wie die kleinen. Wohl dem, der ein solch offenes Ohr hat, von dem es gilt, was die altenfrommen Erzväter oft sagten: Rede, Herr, dein Knecht hört; und ein williges Herz, das mit David spricht:
V. 8: „Siehe ich komme“ - wohin du mich rufst, dahin gehe ich; wohin du mich stellst, da bleibe ich; was du verlangst, das tue ich; was du mir auflegst, das trage ich; was du mir nimmst, das gebe ich; „im Buch ist von mir geschrieben“ was in diesem deinem heiligen Gesetzbuch geschrieben steht, das nehm ich an, als sei es mir gesagt und mir geschrieben, und gerne nehm ich auf mich dein Joch und trage deine Last.
V. 9: „Deinen Willen, mein Gott, tue ich gerne und dein Gesetz habe ich in meinem Herzen.“ Ein Herz, das Lust hat an Gottes Geboten und gerne Gottes Willen tut ja das ist ein Opferaltar, der dem Herrn wohlgefällt; ein Leben, darin man Gott dient nach Kräften mit frommer Treue und redlichem Eifer ja das ist der schönste, beste Gottesdienst. Ein solches reines, unbeflecktes, vollkommenes Opfer frommen Gehorsams ach das hat freilich nur einer gebracht; ein solches Leben beständigen Gottesdienstes hat nur einer gelebt; der, welcher, von sich sagte: Meine Speise ist die, dass ich tue den Willen des, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk; der, welcher sein ganzes Leben vom ersten Atemzug bis zum letzten Seufzer Gott weihte zu einem Opfer frommer Liebe, freudigen Gehorsams, unser Herr und Meister, der große Hohepriester, Jesus Christus. In ihm erst ist dieses Davidswort vollkommen erfüllt worden, noch vollkommener, als David selber es meinte und ahnte; auf ihn wird daher auch dieses Psalmwort angewendet, Hebr. 10, „Darum, da er in die Welt kommt, spricht er: Opfer und Gaben hast du nicht gewollt, den Leib aber hast du mir zubereitet; Brandopfer und Sündopfer gefallen dir nicht.“ Aber von ihm, dem großen Hohepriester, soll dann dies Wort auch wieder seine Anwendung finden auf uns; von ihm sollen auch wir je mehr und mehr lernen den Gehorsam, der freudig Gottes Willen tut, und die Liebe, die sich gerne mit allem, was sie ist und hat, Gott zum Opfer ergibt. Dann erst, wenn wir so selber Gottes Willen tun, haben wir auch ein Recht, ihn andern zu predigen, wie David fortfährt:
V. 10. 11: „Ich will predigen die Gerechtigkeit in der großen Gemeine; siehe, ich will mir meinen Mund nicht stopfen lassen, Herr, das weißt du. Deine Gerechtigkeit verberge ich nicht in meinem Herzen, von deiner Wahrheit und von deinem Heil rede ich, ich verhehle deine Güte und Treue nicht vor der großen Gemeine.“ Ja auch wir wollen Gottes Güte und Gerechtigkeit predigen, jedes in seinem Kreise, aber nicht nur mit dem Munde, sondern auch mit dem Wandel, dass die Leute unsere guten Werke sehen und unsern Vater im Himmel preisen; auch wir wollen Gott täglich unsere Opfer darbringen, aber nicht nur die Lippenopfer des Dankes, sondern auch die Herzensopfer des Gehorsams. Das ist das rechte Opfer, von dem es heißt:
Hier ist mein Herz, mein Gott, ich bring es dir,
Dir, der es gnädig schuf;
Nimm es der Welt, mein Kind, und gib es mir,
Dies ist an mich dein Ruf;
Ich bring es dir aus treuem Triebe,
Nimm hin das Opfer meiner Liebe:
Hier ist mein Herz!
Wenn aber von den Opfern die Rede ist, die Gott wohlgefallen, dann, Geliebte, dürfen auch die nicht fehlen, von denen David spricht Psalm 51, 19: Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein geängsteter Geist, ein geängstetes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verachten.“ Auch in unserem Psalme finden wir sie noch:
3)
Die Bußopfer eines zerschlagenen Herzens, V. 12-18. So dankbar David die Gnade preist, die der Herr an ihm getan, noch ist er nicht aus aller Not heraus, neue Wetterwolken wälzen sich über sein Haupt herauf; und so willig er ist zu einem frommen Gehorsam: seine Schwachheit und Sünde fällt ihm darum doch wieder schwer aufs Herz. Darum geht jetzt der helle Ton seines Psalmes über in den Ton demütigen Flehens; der Dank wird zur Bitte:
V. 12: „Du aber, Herr, wollest deine Barmherzigkeit von mir nicht wenden; lass deine Güte und Treue allewege mich behüten.“ Das Gelübde wird zum Bußbekenntnis:
V. 13: „Denn es hat mich umgeben Leiden ohne Zahl; es haben mich meine Sünden ergriffen, dass ich nicht sehen kann; ihrer ist mehr denn Haare auf meinem Haupt, und mein Herz hat mich verlassen.“ Aber glaubensvoll fleht er aus seinem Jammer empor zu Gott:
V. 14: „Lass dir's gefallen, Herr, dass du mich errettest, eile, Herr, mir zu helfen.“ In mutiger Zuversicht sieht er voraus schon den Fall seiner Feinde:
V. 15. 16: „Schämen müssen sich, und zu Schanden werden, die mir nach meiner Seele stehen, dass sie die umbringen; zurück müssen sie fallen, und zu Schanden werden, die mir Übles gönnen. Sie müssen in ihrer Schande erschrecken, die über mich schreien: Da, da!“ Zum Voraus sieht er auch die Freude, die da sein werde in den Hütten der Frommen, wenn der Herr ihm geholfen:
V. 17: „Es müssen sich freuen und fröhlich sein alle, die nach dir fragen; und die dein Heil lieben, müssen sagen allewege: Der Herr sei hochgelobt!“ Und dann zum Schluss noch einmal das Bekenntnis eines geängsteten und zerschlagenen Herzens: „Ich bin arm und elend, der Herr aber sorgt für mich. Du bist mein Helfer und Erretter, mein Gott, verziehe nicht.“ Ein solches Herz, ein Herz, das demütig seine Not bekennt, seine äußere Not: Ich bin arm und elend, und seine Sündennot: Meiner Sünden sind mehr denn Haare auf meinem Haupt; und ein Herz, das dabei gläubig hofft auf die Gnade des Herrn: Der Herr sorgt für mich, der Herr ist mein Helfer und Erretter, ein solches Herz, das ist das Opfer, das Gott wohlgefällt. Ein solches Opfer, Geliebte, wollen auch wir ihm darbringen. Ein solches Bußopfer o möchte es übermorgen am großen Bußtag aus tausend und abertausend Herzen im Land emporsteigen zu seinem Gnadenthron. Ja wenn morgen in der Abenddämmerung die Bußglocken feierlich mahnend hin hallen über unsere Stadt, dann wollen wir in ihre Töne mischen die Seufzer eines zerschlagenen Herzens, und wenn übermorgen der Bußtext in unsere Ohren klingt: Wie murren denn die Leute im Leben also? ein jeglicher murre über seine Sünde“ dann wollen wir an unsere Brust schlagen und mit David sprechen: „Es haben mich meine Sünden ergriffen; ihrer ist mehr denn Haare auf meinem Haupt. Lass dir's gefallen, Herr, dass du mich errettest.“ Ja lass dir's gefallen, Herr. Lass dir gefallen die Opfer unserer Lippen, unseres Lebens, unserer Herzen; lass dir's gefallen, dass du uns errettest. Du bist ja der Helfer und Erretter, von altersher ist das dein Name.
Herr, Herr, unsere Zuversicht,
Starker Gott, verlass uns nicht!
Amen.