Gerok, Karl von – Andachten zum Psalter - Psalm 34.
(1) Ein Psalm Davids, da er seine Gebärde verstellte vor Abimelech, der ihn von sich trieb, und er wegging. (2) Ich will den Herrn loben allezeit, sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. (3) Meine Seele soll sich rühmen des Herrn, dass die Elenden hören, und sich freuen. (4) Preiset mit mir den Herrn, und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen. (5) Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir, und errettete mich aus aller meiner Furcht. (6) Welche ihn ansehen und anlaufen, derer Angesicht wird nicht zu Schanden. (7) Da dieser Elende rief, hörte der Herr, und half ihm aus allen seinen Nöten. (8) Der Engel des Herrn lagert sich um die her, so ihn fürchten, und hilft ihnen aus. (9) Schmecket und seht, wie freundlich der Herr ist. Wohl dem, der auf ihn trauet. (10) Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen; denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel. (11) Die Reichen müssen darben und hungern; aber die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgendeinem Gut. (12) Kommt her, Kinder, hört mir zu; ich will euch die Furcht des Herrn lehren. (13) Wer ist, der gut Leben begehrt, und gerne gute Tage hätte. (14) Behüte deine Zunge vor Bösem, und deine Lippen, dass sie nicht falsch reden. (15) Lass vom Bösen, und tue Gutes; suche Frieden, und jage ihm nach. (16) Die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Schreien; (17) Das Antlitz aber des Herrn steht über die, so Böses tun, dass er ihr Gedächtnis ausrotte von der Erde. (18) Wenn die (Gerechten) schreien, so hört der Herr, und errettet sie aus aller ihrer Not. (19) Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenes Herzens sind, und hilft denen, die zerschlagenes Gemüt haben. (20) Der Gerechte muss viel leiden; aber der Herr hilft ihm aus dem allen. (21) Er bewahret ihm alle seine Gebeine, dass derer nicht eins zerbrochen wird. (22) Den Gottlosen wird das Unglück töten, und die den Gerechten hassen, werden Schuld haben. (23) Der Herr erlöst die Seele seiner Knechte; und alle, die auf ihn trauen, werden keine Schuld haben.
Wir sind heut nicht bloß zu einer Betstunde wie sonst in dieser Zeit, sondern auch zu einer Bußandacht versammelt; nicht bloß den Herrn zu loben, sondern auch uns vor dem Herrn anzuklagen; nicht bloß uns in Andacht aufzuschwingen zu Gott, sondern uns auch in Demut niederzuwerfen vor Gott. Dazu haben diesmal mit feierlicherem Klang als sonst die Glocken uns geladen. Da könnte uns die Frage aufsteigen: Passt denn auch zu unserem Vorhaben der Psalm, der an der Reihe ist? Es ist ein Dankpsalm und wir sollten einen Bußpsalm haben. Es ist ein Freudenlied und wir sollten eher ein Klagelied anstimmen.
Aber, Geliebte, wenn ihr den verlesenen Psalm vorhin mit Aufmerksamkeit angehört habt, so habt ihr gewiss auch in diesem Dank- und Freudenlied Töne anklingen hören, die gar wohl zu unserem heutigen Vorhaben stimmen, Töne demütiger Beugung und heiliger Mahnung. Das ist eben das Schöne im innern Leben des Frommen, dass durch alle seine Seelenstimmungen und alle seine Herzensbekenntnisse doch ein heiliger Grundton hindurchklingt, dass auch in der höchsten Freude die demütige, bußfertige Beugung vor Gott nicht fehlt, vor dem wir ja auch in den fröhlichsten Stunden bekennen müssen: Herr, ich bin nicht wert all deiner Barmherzigkeit und Treue; und dass wiederum auch im tiefsten Jammer der Not und Klage doch nie ganz fehlt der Trost des Glaubens und Gottvertrauens, da man weiß: Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenen Herzens sind. An jeder Rose sieht der Christ auch einen Dorn, aber jeder Dornstrauch trägt ihm auch Rosen, so dass ich behaupten möchte: Bei einem echten Christen muss jedes Danklied zu einem Bußlied werden, aber auch jeder Bußpsalm sich verwandeln in einen Lobpsalm.
So wollen wir denn auch heute getrost unsere Bußgedanken verflechten in den Lobpsalm Davids, und von David in unserem Psalm lernen für unsere Bußbetrachtung: Wer darf der Gnade des Herrn sich getrösten? Antwort:
1) Wer demütig vor ihm sich beugt,
2) Wer rechtschaffen vor ihm wandelt,
3) Wer gläubig zu ihm emporschaut.
Um unsern Psalm recht zu verstehen, müssen wir uns jene Begebenheit vors Auge rufen, auf welche die Aufschrift hinweist und die erzählt wird 1. Sam. 21. V. 1: Ein Psalm Davids, da er seine Gebärde verstellte vor Abimelech, der ihn von sich trieb, und er wegging.“ Müde der Verfolgungen Sauls und im Vaterlande seines Lebens nicht mehr sicher, war David in seiner Not zum alten Erbfeind Israels, zum Philister geflohen; bei König Achis, oder wie er hier vermutlich mit einem Amtstitel heißt, Abimelech (d. h. Königsvater) in der Philisterstadt Gath hatte er seine Zuflucht gesucht. Gewiss ein schwerer Schritt für den an sein Volk so anhänglichen, dem Gott Israels so ergebenen, dem heidnischen Wesen so abgeneigten Mann, wie David; aber die äußerste Not trieb ihn dazu. Doch auch hier fand er die gehoffte Ruhe nicht. Kaum war er im Hoflager des Philisterfürsten erschienen als ein - wie er meinte - unbekannter Fremdling, so wurde er dort erkannt und verraten. Die Knechte Achis sprachen zu ihm: Das ist der David, des Landes König, von dem sie sangen im Reigen und sprachen: Saul schlug tausend, David aber zehntausend. Sein eigener Ruhm, der über Israels Grenzen bereits hinausgedrungen war, wurde sein Verräter. Aufs höchste bestürzt und in der Furcht, entweder an Saul ausgeliefert oder aber als Goliaths Mörder von den Philistern erschlagen zu werden, wusste sich David nicht anders zu helfen, als dass er seine Gebärde verstellte, d. h. sich wahnsinnig stellte und so, während alles vor dem Rasenden scheu zurückwich, das Weite gewann.
Nachdem er so aus schwerer Gefahr sich errettet sah, stimmte er diesen Dankpsalm an voll demütiger Beugung, frommer Vorsätze und neuen Gottvertrauens, aus welchem wir für unsere heutige Bußtagsfeier lernen wollen:
Wer darf der Gnade des Herrn sich getrösten?
1) Wer demütig vor ihm sich beugt.
Solch ein demütiger und gebeugter Sinn klingt bei aller Dankesfreudigkeit durch unsern ganzen Psalm hindurch. So klingt er namentlich heraus V. 7: „Da dieser Elende rief, hörte ihn der Herr und half ihm aus allen seinen Nöten;“ und besonders V. 19: „Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenes Herzens sind, und hilft denen, die zerschlagenes Gemüt haben.“
Es bleibt freilich dem natürlichen Menschen ewig ein Ärgernis, aber es bleibt darum dennoch wahr: Nur den Demütigen gibt Gott Gnade; selig sind die geistlich Armen, denn das Himmelreich ist ihr. Erst wenn das Menschenherz aufgehört hat, bei sich Hilfe zu suchen, wenn es seine Armut, seine Schwachheit, sein Elend, seine Sünde und seine Not erkannt hat, erst dann kann Gott darin einkehren mit seiner Gnade. Erst wenn der Trotz und Stolz des natürlichen Menschen zerbrochen und zerschlagen ist, erst dann kann der Herr sein Heil- und Gnadenwerk in uns ausführen.
Diesen Trotz und Stolz zu zerschlagen, braucht der heilige gewaltige Gott mehr als einen Hammer. Bald ist's der Hammer äußerer Trübsal, womit er des Menschen Stolz zerschlägt, wie hier bei David, wo alles Gedränge zusammenkommen musste, um ihn, den starken Helden, fühlen zu lassen, wie nichts er sei ohne Gott, also dass er als ein „Elender“ zu Gott schrie. Bald ist's der Hammer des göttlichen Worts, der ja Felsen zerschmeißt, wie der Prophet sagt, und den der Herr gebraucht, um ein verhärtetes Sünderherz zu zerschlagen; diesen Hammer musste David später einmal fühlen, als nach seinem schweren Sündenfall der Prophet Nathan in Gottes Auftrag zu ihm kam und ihm seine Sündengeschichte erzählte mit dem Donnerwort: Du bist der Mann!
Bald ist's der Hammer, der da drinnen klopft in unserer eigenen Brust, das Pochen eines geängsteten Herzens, das Hämmern eines bösen Gewissens, das uns schlägt; diesen Hammerschlag spürte David, als er im 51. Psalm ausrief: „Ich erkenne meine Missetat und meine Sünde ist immer vor mir.“
Auch wir, Geliebte, haben diese Hammerschläge des Herrn schon oft erfahren. Wie oft hat der Herr mit dem Hammer der Trübsal, wie oft hat er mit dem Hammer seines Wortes, wie oft auch hat er mit dem Hammer unseres eigenen Gewissens schon angeklopft an unser Herz, unsern Trotz zu brechen, unsern Stolz zu beugen, uns zu erkennen zu geben, wie nichts, wie gar nichts wir sind ohne ihn an Leib und an Seele, von außen und von innen. Auch der Hammer, der heute an die Bußtagsglocken da droben auf dem Turm geschlagen hat, soll dazu dienen, uns ans Herz zu schlagen, uns an unsere Armut, an unsere Schwachheit, an unsere Sünde vor Gott wieder zu mahnen; ist ja doch die große Not unserer Zeit nichts als eine große Bußglocke, die geschwungen wird über der gottvergessenen Welt, um ihren Stolz zu beugen und ihren Trotz zu brechen und sie zu lehren: Wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben! So wollen wir denn heute zumal mit gesenkten Blicken und gebeugter Seele zu dem heiligen Gott uns nahen, unsere Sünden in Demut erkennen und bekennen, ihm mit zerschlagenem Herzen auch danken; dann gewiss wird auch uns der Herr nicht verwerfen von seinem Angesicht, dann werden auch wir etwas erfahren von dem Heil, das David erfuhr, als er sang: Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenes Herzens sind, und hilft denen, die zerschlagenes Gemüt haben;“ von der Gnade, die dem Zöllner widerfuhr, der im Tempel stand mit dem Bußbekenntnis: „Gott sei mir Sünder gnädig,“ und der hinabging in sein Haus, gerechtfertigt vor Gott.
Hinab, mein Sinn, hinab, so wird Gott in dir wohnen;
Die Demut lohnet er mit goldnen Himmelskronen;
Im Demutstale liegt des Heilgen Geistes Gab;
O wohl dem, der sie sucht; darum mein Herz hinab!
Wer demütig vor dem Herrn sich beugt, der erlangt Gnade vor dem Herrn. Und
2) Wer rechtschaffen vor ihm wandelt.
Warum hat der Herr einen David nicht umkommen lassen in der Not, dass weder Goliaths Schwert noch Sauls Spieß ihn fällen durfte, dass weder auf dem Gebirge Juda noch in der Philister Lager ihm ein Unglück durfte widerfahren? Weil David sein Knecht war, weil er ein redliches Herz hatte, willig zu wandeln in Gottes Geboten. Und welche Lehre zieht David für sich und andere aus der Gnadenhilfe, die ihm widerfahren? Die Lehre: Wandle vor Gott und sei fromm. Diese Lehre klingt deutlich aus den Versen 10-18. Wir wollen sie auch uns aufs neue heut merken. Auch uns ruft David zu:
V. 10: „Fürchtet den Herrn, ihr seine Heiligen; denn die ihn fürchten, haben keinen Mangel.“ Haben wir's ja erst vor acht Tagen gelesen im 33. Psalm: Siehe des Herrn Auge sieht auf die, so ihn fürchten, die auf seine Güte hoffen, dass er ihre Seele errette vom Tode, und ernähre sie in der Teuerung.“ Wer Gott fürchtet, der darf sonst nichts fürchten: Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?
V. 11: „Die Reichen müssen darben und hungern; aber die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgend einem Gut.“ Die Reichen, die in ihrem Wohlleben Gott vergessen und sprechen: Ich bin schon reich und bedarf nichts und habe gar satt müssen darben und hungern; innerlich darben bei allem äußeren Überfluss, ewig hungern bei allem zeitlichen Wohlleben. Aber die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgend einem Gut; denn sie haben ja das Eine, was not tut, den Frieden Gottes: „Und hab ich dies Eine, das alles ersetzt, so werd ich mit einem in allem ergötzt.“ Wer da wandelt in heiliger Furcht des Herrn, der darf seiner Gegenwart sich trösten. - Und damit wir diese Grundlehre, dieses ABC der Kinder Gottes ja recht fassen und behalten, ruft uns David um sich her, wie ein Lehrer seine Schüler, wie ein Vater seine Kinder:
V. 12: „Kommt her, Kinder, hört mir zu; ich will euch die Furcht des Herrn lehren.“ Und wie Kinder nimmt er uns nun in die Kinderlehre und fragt:
V. 13: „Wer ist, der gut Leben begehrt, und gerne gute Tage hätte?“ Wer ist, der die Hilfe des Herrn möchte bei sich, seine Gnade über sich, seinen Frieden in sich haben lebenslang? nicht wahr, wir alle? Nun so hört den Weg zur Hilfe, zur Gnade, zum Frieden, zum Heil:
V. 14: „Behüte deine Zunge vor Bösem, und deine Lippen, dass sie nicht falsch reden.“ Ja halte deinen Mund rein von Trug und Falschheit, von Zorn und Hader; befleiße dich der Wahrheit und der Liebe in allem und gegen so wirst du dir tausend Nöten ersparen; ja so wirst du auch in wirklicher Not aufrecht dastehen mit gutem Gewissen. Und nicht nur deinen Mund halte rein, sondern deinen ganzen Wandel.
V. 15: „Lass vom Bösen und tue Gutes; suche Frieden und jage ihm nach.“ Das ist der Weg zum Glück, zum Heil, zu Gottes Gnade und Segen hier und in der Ewigkeit. Liebe Freunde, ist das nicht eine Lehre für uns alle? ein Text recht für den heutigen Bußtag? Wollen wir's uns heute nicht alle gesagt sein lassen? Wollen wir's uns nicht alle heut aufs neue vornehmen vor Gottes Angesicht: Ja ich will lassen von den Sünden und Gebrechen, die mir noch immerdar ankleben, die ich schon so oft bereut, die mir schon so viel Not und Leid gemacht? Ich will von heut an meine Zunge hüten vor Zorn und Hader und meine Lippen bewahren vor Lug und Trug; ich will von heut an meine Hände rein halten von dem Sündenschmutz, meine Füße fern halten von allen krummen Wegen und verbotenen Pfaden, mein Herz säubern von aller bösen Lust; dem Frieden will ich nachjagen, dem Frieden mit Gott und mit den Brüdern und mit mir selbst. Versucht's, Geliebte, und gewiss, Gott wird Gnade geben zu eurem redlichen Willen, und euch wird wohl werden und ihr werdet es erfahren:
V. 16. 18: „Die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, wie eine leuchtende Gnadensonne und seine Ohren auf ihr Schreien. Wenn die (Gerechten) schreien, so hört der Herr, und errettet sie aus aller ihrer Not;“ während es die Gottlosen immer wieder zu ihrem Schaden inne werden, was geschrieben steht
V. 17: „Das Antlitz aber des Herrn steht - wie eine zürnende Wetterwolke über die, so Böses tun, dass er ihr Gedächtnis ausrotte von der Erde.“ Der schmale Weg ist's und der allein der zum Heile führt; darum ihn wollen wir heut alle wieder recht fest ins Auge fassen, recht mutig und entschieden betreten, dann ist es auch uns gesagt: Seid fröhlich, ihr Gerechten, der Herr hilft seinen Knechten.
Darum sollen seine Knechte auch getrost auf ihn vertrauen. Wer darf der Gnade des Herrn sich getrösten? Der ist's:
3) Der gläubig zu ihm emporschaut.
Ein solch gläubiges Aufschauen zu Gott, neugeweckt durch die neu erfahrene Hilfe, atmet der ganze Psalm vom ersten bis zum letzten Vers. In solchem Vertrauen jubelt er
V. 2-3: „Ich will den Herrn loben allezeit, sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein. Meine Seele soll sich rühmen des Herrn, dass die Elenden hören, und sich freuen.“ Da ruft er alle Frommen auf zu gleichem Sinn:
V. 4: „Preist mit mir den Herrn, und lasst uns miteinander seinen Namen erhöhen.“ Auch uns ruft er das zu, Geliebte; heute noch sollen wir einstimmen in Davids fröhlichen Glaubensmut, und auf dass wir's tun, erzählt er uns:
V. 5: „Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir, und errettete mich aus aller meiner Furcht.“ Ist's nicht auch uns schon oft so ergangen?
V. 6: „Welche ihn ansehen zu ihm aufsehen mit frommem Vertrauen und anlaufen zu ihm ihre Zuflucht nehmen mit gläubigem Gebet- deren Angesicht wird nicht zu Schanden.“ Und wenn's auch wahr ist, was David sagt
V. 20: „Der Gerechte muss viel leiden“ - weil die böse Welt sich immer gerne feindselig reibt an denen, die nicht von der Welt sind, und weil der himmlische Vater selbst seine liebsten Kinder oft am strengsten züchtigt; so bleibt auch das andere wahr: aber der Herr hilft ihm aus dem allem.“ Ja
V. 21: „Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, dass deren nicht eines zerbrochen wird.“ Das hat Gott wörtlich erfüllt an seinem heiligen Kind Jesus, da er am Kreuze erblasst war; das gilt aber heute noch in bildlichem Sinn von allen Gerechten; ohne Gottes Willen darf kein Haar auf ihrem Haupte gekrümmt werden. Der Gottlose darf sich solch mächtigen Schutzes nicht getrösten:
V. 22: „Der Gottlose kommt im Unglück um;“ denn was ihn zu Boden zieht, das ist neben der äußeren die innere Last, die er in sich trägt, die Last eines bösen Gewissens. Aber
V. 23: „Den Frommen, wenn er ihn auch ins Unglück hineinführt, den führt Gott auch hindurch und heraus,“ wie er Mose aus dem Meer und die Männer im Ofen aus dem Feuer und Hiob aus dem Krankenlager und Daniel aus der Löwengrube und David aus den Feindesheeren und Petrus aus der Kerkerhaft herausgeführt hat. Und alle, die auf ihn trauen, werden keine Schuld haben; das wollen wir uns heute am Bußtag gesagt sein lassen zum Trost und zur Mahnung. Wenn wir auch alle heut eine Schuld auf dem Gewissen tragen: so wir nur mit kindlichem Glauben vor unsern Gott treten, so will er uns die Schuld vom Herzen nehmen, will uns das Gnadenwort zurufen: Sei getrost, deine Sünden sind dir vergeben! Möchte keines unter uns hinausgehen, ohne dieses Wort empfangen und empfunden zu haben; möchten wir alle weggehen in dem seligen Bewusstsein:
Die Sünden sind vergeben!
Das ist ein Wort zum Leben
Für den gequälten Geist;
Sie sind's in Jesu Namen,
In dem ist Ja und Amen,
Was Gott uns Sündern je verheißt.
Amen.