Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 46

Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 46

- Ein Lied der Kinder Korah, der Jugend vorzusingen. - Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. - Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, - wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen. (Sela) - Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein, da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind. - Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie fest bleiben; Gott hilft ihr früh am Morgen. - Die Heiden müssen verzagen und die Königreiche fallen; das Erdreich muss vergehen, wenn er sich hören lässt. - Der Herr Zebaoth ist mit uns; der Gott Jakobs ist unser Schutz. (Sela) - Kommet her und schauet die Werke des Herrn, der auf Erden solch Zerstören anrichtet, - der den Kriegen steuert in aller Welt, der Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt. - Seid stille und erkennt, dass ich Gott bin. Ich will Ehre einlegen unter den Heiden, ich will Ehre einlegen auf Erden. - Der Herr Zebaoth ist mit uns; der Gott Jakobs ist unser Schutz. (Sela.)

Überschrift: „Dem Musikmeister“ (Elberfelder Übersetzung: „Dem Vorsänger".)

Unbedeutende Lieder kann man mittelmäßigen Sängern überlassen, aber dieses herrliche Lied muss dem tüchtigsten Musiker Israels zur Erarbeitung und Durchführung anvertraut werden. „Ein Lied der Kinder Korah.„ Ein einzelner kann dieses Lied gar nicht singen; Beste Stimmen und Beste Instrumente gehören dazu. Der Musikmeister hatte einen ausgewählten Chor, der das große Vorrecht besaß, im Tempel Gesanggottesdienste abzuhalten. Bestimmte Gruppen der Leviten wechselten sich in diesem Dienst ab. „Ein Lied auf Alamoth“ (Luther: „der Jugend„). — Diese Bezeichnung deutet darauf hin, dass das Lied in hoher Tonlage gesungen werden soll, etwa im Sopran einer Mädchenstimme. Die israelitischen Mädchen sangen das Lob Davids, als er die Philister schlug. Nun sollen sie auch fröhlich die Siege des Herrn besingen. Das Wort „Alamoth“ kann sich auch auf die hellklingenden Instrumente beziehen, die in i. Chron. 15, 20 erwähnt sind. Diese alten musikalischen Bezeichnungen lassen sich nicht immer mit Sicherheit deuten; sie sind aber trotzdem sehr wertvoll, weil sie zeigen, dass Sorgfalt und künstlerische Gestaltung auch auf dem Gebiet der sakralen Musik angewendet werden sollen. Inhalt: Was auch geschehen mag, das Volk des Herrn ist glücklich und sicher. Als Hilfe für unser Gedächtnis können wir den Psalm folgendermaßen überschreiben: Das Lied vom unerschütterlichen Gottvertrauen.

Einteilung

Der Psalm ist in drei Teile gegliedert; jeder Teil endet mit „Sela„.

Auslegung

V. 2 „Gott ist unsere Zuversicht und Stärke.“ (Elberfelder Übersetzung: „Gott ist uns Zuflucht und Stärke.„) Nicht unsere Armeen, nicht unsere Befestigungen ! Israel setzt sein Vertrauen auf Jahwe, den Herrn der Heerscharen, den einzigen, lebendigen und wahren Gott. Andere prahlen mit ihren unbezwingbaren Burgen, die sie auf unzugängliche Felsen gebaut haben und außerdem noch mit eisernen Türen sicherten. Aber Gott ist eine viel bessere Zuflucht in der Not. Der Herr ist eine viel bessere Kraft für sein Volk als alle Tapferkeit von Kriegstruppen und als die vielgerühmte Macht von Kriegsmaterial. Kämpfer des Kreuzes, denke daran, dass du sicher bist, und sei stark in dem Herrn! Übersieh nicht das besitzanzeigende Fürwort „unser“. Bringe dein Verhältnis zu Gott in jeder Beziehung in Ordnung, damit du sagen kannst: Er ist meine Zuflucht und Starke. Vergiss auch nicht die Tatsache, dass Gott Zuflucht im gegenwärtigen Augenblick ist, gerade heute, im Jetzt und Hier. So hat es der Psalmdichter erfahren, als er dieses Wort schrieb. Gott allein ist für uns alles in allem. Jede andere Zuflucht ist Betrug, jede andere Kraft ist Schwäche, denn die Macht gehört Gott allein. Und weil Gott so allmächtig ist, sind wir jedem nur möglichen Notfall gewachsen. „Eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben„. (Elberfelder Übersetzung: „Eine Hilfe, reichlich gefunden in Drangsalen“)

Man kann auch sagen: So hat Gott sich in Nöten erwiesen, so ist er von seinem Volk erprobt worden. Er zieht sich niemals von leidenden Menschen zurück. Er ist ihre Hilfe, wahrhaftig, wirksam und beständig. Das Wort „reichlich“ bezeichnet die besondere Art seiner Hilfe. Er ist uns näher und hilft uns mehr als irgendein Freund oder Verwandter. Ja, er ist sogar näher und gegenwärtiger als die Not selbst! Dazu kommt, dass seine Hilfe immer zur rechten Zeit da ist. Er macht es nicht wie die Schwalben, die uns im Winter verlassen; er ist ein Freund in der Not und ein Freund in der Tat. Wenn es sehr dunkel um uns ist, wollen wir den 46. Psalm anstimmen, wie ihn Martin Luther in das bekannte Lied geformt hat: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein gute Wehr und Waffen. Er hilft uns frei aus aller Not, die uns jetzt hat betroffen.“

V. 3 „Darum.„ Wie liebt der Psalmist dieses Wort! Seine Dichtkunst ist keine unbegründete poetische Begeisterung. Er zieht sachliche, vernünftige Folgerungen wie bei einer logischen Aufgabe. So sind die Worte „Darum fürchten wir uns nicht“ die logische Folgerung aus Vers 1. Wie unlogisch ist Furcht, wenn wir Gott auf unserer Seite haben! Wo er ist, ist alle Macht und Liebe; warumsollten wir Angst haben? „Wenn„ gleich die Welt unterginge“ (Elberfelder Übersetzung: „Wenngleich gewandelt würde die Erde„) — wenn selbst das Fundament alles Sichtbaren erschüttert und gänzlich verändert würde. „Und die Berge mitten ins Meer sänken.“ Diese beiden Sätze schildern die schrecklichsten Katastrophen, die wir uns vorstellen können. Sie schließen den Umsturz von Weltreichen ein, die Vernichtung ganzer Nationen, den Untergang von Familien, die Verfolgungen der Gemeinde Gottes, die Herrschaft von Irrlehren und was sonst noch das Gottvertrauen der Gläubigen auf die Probe stellt. Aber selbst wenn das Schlimmste geschähe, so würde ein Kind Gottes doch niemals verzweifeln. Weil Gott immer derselbe bleibt und treu zu seinem Volk steht, gibt es keine ernsthafte Gefahr für sein Volk oder seine Sache. Wenn in dem letzten umfassenden Weltbrand die Elemente in fürchterlicher Hitze zerschmelzen und Himmel und Erde vergehen, werden wir dieses Zerbersten der Materie und das Zusammenstürzen der Welten getrost mit ansehen können: Denn selbst dann werden wir in unserer Zufluchtsstätte vor allem Übel bewahrt bleiben.

V. 4 „Wenngleich das Meer wütete und wallte.„ Wenn alle Gewalten ihre äußerste zerstörende Kraft offenbaren, selbst dann kann der Glaube getrost und freudig sein. Der Glaube fürchtet den Lärm nicht, nicht einmal die Gewalt selbst. Er weiß, dass der Herr das Toben des Meeres besänftigen kann und alle Wellen in seiner hohlen Hand hält. „Und von seinem Ungestüm die Berge einfielen.“ Der Glaube ruht auf einem festen Fundament und kann durch tosende Wellen nicht erschüttert werden. Das Böse mag gären, Zorn mag kochen und Stolz schäumen — das mutige Herz, in seinem heiligen Gottvertrauen, zittert nicht. Große Männer, die wie Berge feststehen, mögen in Zeiten schwerer Katastrophen vor Furcht zittern; aber der Mann, der auf Gott vertraut, wankt nicht. „Sela.„ In diesem wilden Durcheinander soll der Gesang eine Pause haben. Die Sänger müssen Atem schöpfen, und wir haben Zeit zur Meditation. Wir sind nicht in Eile. Wir können uns hinsetzen und getrost abwarten, während die Erde sich auflöst, die Berge zerbersten und die Ozeane toben. Es gibt für uns keine kopflose Überstürzung, die häufig mit Mut verwechselt wird. Wir sehen der Gefahr in aller Ruhe ins Angesicht. Dieses Wort ist nämlich kein Ausruf des Schreckens, sondern nur ein Pausenzeichen für den Gesang. Wir beenden nicht erschreckt unser Lied, sondern stimmen nur unsere Instrumente neu. Es wäre gut, wenn jeder von uns dieses Sela mitten in stürmischen Versuchungen sprechen könnte! Wie oft aber reden wir in nervöser Hast, legen zitternd unsere Hände auf die Saiten und schlagen die Harfe mit rauem Schlag. Damit verderben wir uns selbst die Melodie unseres Lebensliedes.

V. 5 „Dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Brünnlein.“ (Elberfelder Übersetzung: „Ein Strom — seine Bäche erfreuen die Stadt Gottes.„) Die göttliche Gnade ist wie ein strömender Fluss, fruchtbar, reich, nie versiegend. Dieser Strom spendet den Gläubigen Erfrischung und Trost. Das ist das Wasser des Lebens, von dem die Gemeinde im Himmel und auch auf Erden trinkt. Es ist kein gewaltiger Ozean, sondern ein stiller Strom. Er kann durch Erdbeben und einstürzende Berge nicht aufgehalten werden, sondern folgt ruhig und ohne Unterbrechung seinem Lauf. Glücklich sind alle, die diesen Strom aus eigener Erfahrung kennen. Er verteilt sein Wasser auf verschiedene Seitenarme, so dass kein Teil der Stadt Gottes ohne Wasser bleibt. Die Bürger der Stadt freuen sich darüber, weil sie wissen, dass Zions Herr alle ihre Bedürfnisse erfüllt. Diese Ströme vertrocknen nicht, so wenig wie der Bach Krith (1. Kön. 17, 7); sie sind nicht schlammig wie der Nil, nicht reißend wie der Kison (Richter 5, 21), nicht tückisch wie die Wildbäche Hiobs (Hiob 6, 15—17), auch nicht ungesund wie das Wasser Jerichos (2. Kön. 2, 19), sondern klar, kühl, frisch, gesund und reichlich. In Kriegszeiten fürchteten die Städte des Orients immer sehr, dass die Wasserzufuhr abgeschnitten werden könnte. Nur wenn die Wasserversorgung gesichert war, konnte die Stadt lange Zeit hindurch den Angriffen des Feindes standhalten. In diesem Vers wird Jerusalem, das die Gemeinde Gottes darstellt, als eine Stadt beschrieben, die mit Wasser ausreichend versorgt ist. Das ist ein Bild dafür, wie uns in Zeiten der Prüfung ausreichende Gnade gegeben wird, damit wir bis zum Ende durchhalten können. Die Gemeinde ist wie eine gut angelegte Stadt. Sie ist umgeben von den mächtigen Mauern der Wahrheit und Gerechtigkeit. Sie wird verteidigt von der Allmacht Gottes, und sie ist wunderschön erbaut und geschmückt durch die Weisheit Gottes. Die Bürger dieser Stadt, die Heiligen, genießen hohe Vorrechte. Sie treiben Handel mit fernen Ländern und genießen die Gunst des Königs. Wie ein großer Fluss für eine Stadt sehr wichtig ist und ihr das Gepräge gibt, so ist der breite Strom der ewigen Liebe und Gnade Gottes die ganze Freude und der Segen der Gemeinde. Die Gemeinde ist die Stadt Gottes. Gott hat sie entworfen, gebaut, erwählt; er hat sie erkauft und wohnt in ihr. Sie ist seinem Ruhm gewidmet und durch seine Gegenwart verherrlicht. „Da die heiligen Wohnungen des Höchsten sind.“ Es war die besondere Ehre Jerusalems, dass der Herr dort eine Stätte hatte, wo er sich offenbarte. Es ist das große Vorrecht der Heiligen, dass der Herr sich in ihrer Mitte offenbart. Wir wundern uns darüber und fragen mit Staunen : Herr, wie kommt es, dass du dich uns offenbaren willst und nicht der Welt? — Ein Tempel des Heiligen Geistes zu sein, ist das herrliche Vorrecht jedes Gläubigen. Aber auch die Gemeinde in ihrer Gesamtheit hat die große Ehre, lebendiger Tempel für den Herrn zu sein. Ein besonders hoher Titel wird hier für unseren Herrn gebraucht: „Der Höchste„. Das ist ein Hinweis auf seine Macht, Majestät, Erhabenheit und Herrlichkeit. Und es ist beachtenswert, dass er, der „Höchste“, in seiner Gemeinde wohnt. Wir haben nicht einen Gott, der in der Schöpfung seine Größe offenbarte und in der Gnade kleinlich wäre. Nein, in der Gemeinde offenbart sich Gott genauso klar und überzeugend wie in der Natur, sogar viel herrlicher, denn die Gemeinde versammelt sich um den Gnadenthron des Höchsten.

V. 6 „Gott ist bei ihr drinnen.„ (Elberfelder Übersetzung: „Gott ist in ihrer Mitte.“) Seine Hilfe ist deshalb sehr nahe und gewiss. Wenn die Stadt Gottes belagert wird, wird Gott mit in ihr belagert, und wir können sicher sein, dass er gegen seine Feinde zu Felde ziehen wird. Wie nahe ist der Herr allen Nöten und Schwierigkeiten seiner Heiligen, weil er in ihrer Mitte ist! Wir wollen darauf achten, dass wir ihn nicht betrüben. Lasst uns solche Ehrfurcht vor ihm haben wie Mose, als er vor dem brennenden Busch stand und Gott zu ihm sprach. Mose zog seine Schuhe aus, weil der Boden, auf dem er stand, heilig war. „Darum wird sie fest bleiben.„ Wie kann man die Stadt zerstören, wenn man ihren König nicht stürzen kann? Seine Gegenwart macht jede Hoffnung darauf, die Stadt zu erobern und zu vernichten, einfach lächerlich. Der Herr wohnt in dieser Stadt, deshalb kann sie niemals zerstört werden. „Gott hilft ihr.“ In der Stadt selbst durch reichliche Versorgung; und außerhalb der Mauern wird er die Feinde reihenweise niederschlagen wir die Armeen Sanheribs, als der Engel des Herrn hervorging und sie vernichtete (Jes. 37, 39). „Früh am Morgen.„ Sobald die ersten Strahlen des Lichtes den neuen Tag ankündigen, hat Gott bereits seinen Arm erhoben, um seinem Volk zu helfen. Der Herr ist frühzeitig auf. Wir sind träge, ihm zu begegnen; er aber zögert nie, uns zu helfen. Ungeduldig klagen wir über die Verzögerung seiner Hilfe, aber in Wirklichkeit zögert er nie mit der Erfüllung seiner Verheißungen. Heute noch umringen die Bösen das Volk Gottes und drohen mit Vernichtung. Aber es dauert gar nicht lange, so werden sie vergehen wie der Schaum auf dem Wasser, und ihr Wutgeschrei wird für immer aufhören. Die dunkelste Stunde der Nacht liegt unmittelbar vor Anbruch des Morgens; und dann, gerade dann, wird der Herr als der große Verbündete seiner Gemeinde erscheinen.

V. 7 „Die Heiden müssen verzagen“ (Elberfelder Übersetzung: „Es toben die Nationen.“) Die Völker befanden sich in wildem Aufruhr und versammelten sich um die Stadt Gottes wie Wölfe um ihre Beute. Sie schäumten vor Wut und heulten. „Die Königreiche fallen.„ Eine allgemeine Verwirrung ergriff die Menschheit. Die gewalttätigen Eindringlinge verzehrten die Kraft ihrer eigenen Länder, weil sie die Bevölkerung für den Eroberungskrieg abzogen, und sie verwüsteten andere Länder auf ihrem Marsch nach Jerusalem. Kronen fielen, uralte Throne schwankten wie Bäume im Sturm, gewaltige Reiche stürzten wie Tannen, die der Sturm entwurzelt. „Das Erdreich muss vergehen, wenn er sich hören lässt.“ Nur durch ein Wort beherrscht der Herr den Sturm. Er lässt seine Stimme hören — und tapfere Herzen zerschmelzen, stolze Armeen lösen sich auf, siegreiche Mächte brechen zusammen. Zunächst scheint die Verwirrung sich noch zu steigern, als die göttliche Macht eingreift. Die Erde wird scheinbar zu Wachs, und die solidesten und festgefügtesten Dinge schmelzen dahin. Aber gleich darauf folgt der Friede. Die Wut der Menschen legt sich, bußfähige Herzen bereuen, und Unversöhnliche müssen verstummen. Wie machtvoll ist ein Wort aus Gottes Mund! Käme doch ein solches Wort jetzt zu uns, um alle Herzen in Liebe zu Jesus hinzuwenden und allen Verfolgungen, allen Kriegen und Revolutionen für immer ein Ende zu machen!

V. 8 „Der Herr Zebaoth ist mit uns.„ Das ist die Voraussetzung für die Sicherheit Zions und für den Untergang seiner Feinde. Der Herr regiert über die Engel, die Sterne, die Elemente und über die Heere des Himmels. Auch die Armeen der Menschen müssen seinem Willen dienen, ob sie wollen oder nicht. Der oberste Befehlshaber aller Streitkräfte zu Wasser, zu Lande und in der Luft ist auf unserer Seite — wehe denen, die gegen ihn kämpfen! Sie vergehen wie Rauch im Wind, wenn er den Befehl zu ihrer Vernichtung gibt. „Der Gott Jakobs ist unser Schutz.“ (Elberfelder Übersetzung: „Eine hohe Feste ist uns der Gott Jakobs.„) Immanuel ist der Herr der Heerscharen, und der Gott Jakobs ist uns eine hohe Festung, in der wir uns verteidigen können und sicher sind. „Sela.“ Nach diesem sieghaften Vers und nach solchen jubilierenden Tönen dürfen die Sänger eine Pause machen und die Spieler ihre Instrumente neu stimmen.

V. 9 „Kommet her und schauet die Werke des Herrn.„ Die glücklichen Bürger Jerusalems sollen hinausgehen, um die Überreste ihrer Feinde zu besichtigen. Daran sollen sie die Macht des Herrn erkennen. Sie dürfen sich über die Beute freuen, die seine rechte Hand für sein Volk gewonnen hat. Es wäre gut, wenn auch wir aufmerksam verfolgen würden, wie Gott seiner Gemeinde in ihren Kämpfen hilft. Wenn wir den Gang der Weltgeschichte verfolgen, sollte dieser Vers uns in den Ohren klingen. Wenn wir unsere Zeitung lesen, sollten wir an diesen Vers denken. Dann erkennen wir, dass das Haupt der Gemeinde alle Nationen regiert zum Heil für sein Volk, wie Joseph einst Ägypten regierte und dadurch Israel geholfen hat. „Der auf Erden solch Zerstören anrichtet.“ Die Zerstörer zerstört er, die Verwüster verwüstet er. Wie aktuell ist dieser Vers heute! Die zerstörten Städte von Assyrien, Babylonien, Basan und Kanaan reden eine deutliche Sprache; sie reden zu uns von den Taten des Herrn. Überall, wo man Gott und seinen Herrschaftsanspruch missachtete, brach sehr schnell der Untergang herein. Die Sünde ist immer schon das Verderben der Völker gewesen und verwandelte ihre Paläste in Trümmerhaufen. Es ist anzunehmen, dass der Dichter dieses Psalms ein besonderes Eingreifen Gottes gegen die Feinde Israels erlebt hat. Als er ihren Untergang sah, rief er seine Mitbürger heran, um mit ihnen die erschreckenden Taten der göttlichen Gerechtigkeit anzusehen.

V. 10 „Der den Kriegen steuert in aller Welt.„ (Elberfelder Übersetzung: „Der die Kriege beschwichtigt bis an das Ende der Erde.“) Seine Stimme bringt den Kriegslärm zum Schweiz gen und ruft die Stille des Friedens aus. Auch die entferntesten und wildesten Stämme bringt Gott zur Ruhe. Er zerschmettert die großen Mächte, damit sie nie wieder einen Krieg beginnen können. Er schenkt seinem Volk tiefen Frieden. „Der Bogen zerbricht„ — wertlos liegt er am Boden, und kein tödlicher Pfeil kann mehr abgeschossen werden. „Spieße zerschlägt“ — die Lanze des mächtigen Mannes wird vernichtet. „Und Wagen mit Feuer verbrennt„ — die stolzen Kriegswagen mit den tödlichen Sicheln übergibt er den Flammen. Alle Arten von Waffen werden aufgehäuft und vollständig vernichtet. So geschah es schon damals in Judäa, so soll es einmal auf der ganzen Erde geschehen. Herrliche Taten des Friedensfürsten! Wann wird das endlich Wirklichkeit werden? Schon sind die geistlichen Feinde seines Volkes ihrer zerstörenden Gewalt beraubt. Wann aber wird der universale Sieg des Friedens gefeiert werden? Wann werden alle Werkzeuge des Massenmordes ihrer endgültigen Vernichtung übergeben? Wie herrlich wird der endgültige Sieg Jesu am Tag seiner Erscheinung sein!

V. 11 „Seid stille und erkennt, dass ich Gott bin.“ Zieht eure Hände zurück, ihr Feinde! Setzt euch in Ruhe nieder und wartet in Geduld, ihr Gläubigen! Erkennt, dass der Herr Gott ist, ihr alle, die ihr seinen Zorn erfahrt! Betet ihn an, ihn allein, ihr alle, die ihr teilhabt an seiner Gnade! Da niemand ihn würdig genug verehren kann, soll ehrfürchtige Stille ihn verherrlichen. Den Gottlosen soll das Prahlen vergehen, wenn sie daran denken, was Gott in vergangenen Zeiten getan hat; und den Heiligen sollen damit alle Ängste und Befürchtungen genommen werden! „Ich will Ehre einlegen unter den Heiden.„ Sie vergessen Gott, sie beten Götzen an, aber trotzdem will der Herr der Heerscharen von ihnen geehrt werden. Lieber Leser, die Aussichten der Mission sind glänzend, genauso glänzend wie die Verheißungen Gottes. Keiner braucht zu verzagen, denn die feierlichen Erklärungen dieser Verse werden bestimmt erfüllt werden. „Ich will Ehre einlegen auf Erden.“ (Elberfelder Übersetzung: „Ich werde erhöht werden auf Erden.„) Der Herr wird erhöht werden unter allen Menschen, wie groß auch immer ihre Sünde und Verkommenheit gewesen ist. Gott wird sich alle Herzen unterwerfen, entweder durch Furcht oder durch Liebe. Die ganze Erde soll das Licht seiner Herrlichkeit widerspiegeln. V. 12 „Der Herr Zebaoth ist mit uns; der Gott Jakobs ist unser Schutz.“ Das muss man wirklich zweimal singen. Es ist eine Wahrheit, die leider viel zu oft vergessen wird. Deshalb kann man nicht genug über dieses herrliche Vorrecht der Gläubigen nachdenken. Lieber Leser, ist der Herr auf deiner Seite? Ist Immanuel, „Gott mit uns„, dein Erlöser? Besteht zwischen Gott und dir ein Bund wie zwischen Gott und Jakob? Wenn das so ist, dann zeige deine Freude in einem heiligen Lied und ehre Gott durch dieses Lied auch in Zeiten der Trübsal! „Sela.“ Nach diesem Loblied gehe in die Stille der Andacht. Es ist allerdings leichter, solch ein Loblied gelegentlich einmal zu singen, als ständig in der Haltung des Dankens zu leben. Aber das soll eben unser Ziel sein: Wir wollen immer in dieser Herzenshaltung des Lobens bleiben. Wir wollen unsere Lieder immer so beenden, als beabsichtigten wir, sie gleich weiterzusingen!

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