Ahlfeld, Friedrich - Wer da dient, der diene vor dem HErrn.

Ahlfeld, Friedrich - Wer da dient, der diene vor dem HErrn.

Brief St. Pauli an Philemon, 8-19:
Darum, wiewohl ich große Freudigkeit habe in Christo, dir zu gebieten, was dir ziemt: So will ich doch um der Liebe willen nur vermahnen, der ich ein solcher bin, nämlich, ein alter Paulus, nun aber auch ein Gebundener Jesu Christi. So ermahne ich dich um meines Sohnes willen, Onesimi, den ich gezeugt habe in meinen Banden; welcher weiland dir unnütze, aber dir und mir wohl nütze ist, den habe ich wieder gesandt. Du aber wollest ihn, das ist, mein eigen Herz, annehmen. Denn ich wollte ihn bei mir behalten, dass er mir an deiner Statt diente in den Banden des Evangeliums; aber ohne deinen Willen wollte ich nichts tun, auf dass dein Gutes nicht wäre genötigt, sondern freiwillig. Vielmehr aber ist er darum eine Zeitlang von dir kommen, dass du ihn ewig wieder hättest; nun nicht mehr als einen Knecht, sondern mehr denn einen Knecht, einen lieben Bruder, sonderlich mir, wie vielmehr aber dir, beide nach dem Fleisch und in dem Herrn! So du nun mich hältst für deinen Gesellen, so wollest du ihn als mich selbst annehmen. So er aber dir etwas Schaden getan hat, oder schuldig ist, das rechne mir zu. Ich, Paulus, habe es geschrieben mit meiner Hand, ich will's bezahlen. Ich schweige, dass du dich selbst mir schuldig bist.

Ohne gegenseitigen brüderlichen Dienst ist das Leben nicht denkbar und möglich. Die Kirche Christi ist der große Leib, und wir Alle sind die Glieder. Ein Glied muss dem andern dienen mit seiner Gabe. Der Kluge muss seinen Brüdern dienen mit seinem Rat, der Starke mit seiner Stärke, der Reiche mit seinem Reichtum. Der Arme dient wiederum dem Reichen mit seinen Kräften. Alle aber sollen einander dienen mit der aus dem Herrn geborenen Liebe. Vom grauesten Altertum her hat es stets Leute gegeben, welche zum Dienst und zur Hülfe in das Haus ihres Nächsten einzogen. Elieser dient dem Abraham, Jacob dient dem Laban, Josua dient dem Moses. Neben solchen freien Dienern gab es auch noch Knechte und Mägde im schwersten Sinne des Wortes, nämlich Sklaven und Sklavinnen. Zu diesen redete Paulus in unserem Text. Solche haben wir, Gott sei Dank, in unserem Vaterlande nicht mehr. Das Wort Sklave ist ein Schrecken geworden unter den Leuten. Aber nicht allein vor diesem schweren unfreiwilligen Dienste fürchtet man sich; am liebsten möchte jetzt Niemand mehr dienen. Der Eigenwille und der Hochmut sind mächtiger geworden unter den Leuten. Landwirte und Herren, welche schwere Arbeit haben, klagen, dass sich keine Knechte und Mägde mehr für sie finden wollen. Alles greift nach leichterer und, wie sie meinen, reichlicher lohnender Beschäftigung. Alles will schon in jungen Jahren frei und selbstständig sein. Jünglinge und Jungfrauen wollen lieber in Fabriken arbeiten, als im Dienste stehen. sie wissen noch nicht, wie viel das Leben im Hause mehr wert ist, als das Leben unter dem großen ab und zuströmenden Haufen, der die Sünden aus weitem Gebiete unter ein Dach zusammenbringt. Sie wissen noch nicht, mit welchem Schaden an der Seele und an dem ganzen langen Leben sie solche Freiheit oft bezahlen müssen. Sie verstehen noch nicht, wie sie durch die Arbeit in dem einen Fache keine Ausbildung für das ganze Leben erhalten. Das Leben im Hause muss notwendig für das künftige Haus tüchtiger machen, als das Leben in einer Fabrik. Was kann die Frau im Hausstande leisten, welche als Mädchen Putz, Blumen, Wickel und Zigarren gemacht hat, welche als Mädchen bei den Schnellpressen Bogen aufgelegt und abgenommen, bei der Spinnmaschine gestanden oder in der Zuckerfabrik Monate lang eine einseitige und einförmige Arbeit getrieben hat? Ihr meint dort Mehr zu gewinnen, und es ist nicht wahr. Ihr kommt um die stille Freude am Hause, um die tüchtige, auf lang gewohnte Arbeit gegründete Ausbildung zu einer wackeren Hausfrau, ach, ihr kommt oft noch um viel Mehr! Wenn euch hernach das eigene Haus zu still ist, wenn ihr zu seinen mancherlei kleinen Arbeiten weder Herz noch Geschick habt, wenn ihr der Führung eines schlichten Hausstandes nicht gewachsen seid, wenn der Ehefriede an diesen Klippen scheitert: dann werdet ihr einmal erkennen, welchen Schaden euch die frühe Selbstständigkeit und der frühe Gewinn gebracht hat. Weil Joseph gedient hatte, konnte er nachher herrschen; weil er fremdes Gut verwalten gelernt hatte, konnte er eigenes verwalten. Aber das Köstlichste, was er aus dem Dienste Potiphars und aus dem Dienste im Gefängnisse mitgebracht hatte, war die Demut. Und nun seht recht in unsern Brief hinein. Onesimus ist bei Philemon, einem Christen in Kolossäa in Asien, ein Knecht, ein Sklave gewesen. Es hat ihm bei seinem Herrn nicht gefallen. Er ist ihm entlaufen. Welche Irr- und Jammerfahrten er durchgemacht hat, davon sagt die Schrift kein Wort. Ob es ihm gut oder schlecht gegangen ist, davon steht Nichts geschrieben. Es ist ihm aber doch schlecht gegangen. Ein solcher flüchtiger Sklave war ja bei den Römern wie ein aus dem Gatter entsprungenes Wild. Die Jäger mit ihrer ganzen Meute waren hinter ihm. Onesimus flieht nach Rom. In dem großen Gewühle von zwei Millionen Menschen kann sich ein Flüchtling am leichtesten verbergen. Freilich geht auch da seine Seele, wenn der Herr anders noch Teil an derselben hat, am leichtesten verloren. Und der Herr hatte noch Teil an der Seele des Onesimus, ja er wollte sie ganz haben. Er ließ ihn auf seinem Irrwege zu dem gefangenen Paulus kommen. Paulus aber bringt ihn durch seine mächtige Predigt, mächtig auch in den Banden, zu seinem Herrn Jesus, der allein frei machen kann. Nur wen der Sohn frei macht, der ist recht frei. Onesimus erkannte, dass seine durch Trug erlangte Freiheit eine falsche war. Er ließ sich gewinnen für die selige Freiheit der Kinder Gottes. Und diese wurde nur recht selig, wenn er auch an seinem alten Herrn wieder gut machte, was er schlimm gemacht hatte. Er hatte sich selbst dem Philemon gestohlen, er musste sich ihm selbst wiederbringen. Seinen Mut zu solchem sauren Wege zu stärken, gab ihm Paulus unsern Brief mit. O, was ist das für ein Brief! Was für ein Herz leuchtet aus dem alten Paulus heraus! Wie macht sich doch der ehemalige stolze Pharisäer so ganz Eins mit dem Armen aus dem Heidenvolke! „So du mich hältst für deinen Gesellen, so wollest du ihn als mich selbst annehmen. So er aber dir etwas Schaden getan hat oder schuldig ist, das rechne mir zu. Ich Paulus habe es geschrieben mit meiner Hand. Ich will es bezahlen.“ Ja, Paulus bittet den Philemon, diesen Onesimus als Paulum selbst, als sein eigen Herz, anzunehmen. Welcher Seelsorger! Aber auch welcher Herr, an den der Apostel so schreiben kann! Und der Philemon muss den Onesimus so aufgenommen haben, denn nur dadurch ist uns der Brief an ihn erhalten. Ach, wenn doch das teure Evangelium unsere Herren zu solchen Herren machte! Dann käme auch ein guter Teil der entlaufenen Knechte und Mägde wieder, dann diente man auch heute noch gern in den Häusern. Dann könnte auch jeder Knecht eher ein Onesimus und jede Magd eine Onesima, d. h. dann könnten sie in der Tat der Herrschaft etwas nütze werden.

Wer nun in den Dienst tritt, sei es bei aufrichtigen Christenmenschen oder bei Weltkindern, der kann ihnen nütze werden, wenn er sich demütigt unter die Wahrheit und unter die Zucht von obenher. Wir wollen hier die sieben Grundregeln alles wahren Dienstes nach den Sieben Wochentagen aufstellen:

Erstens, und das ist der Sonntag und himmlische Sonnenschein im ganzen Dienst: diene deiner Herrschaft als Christo. Denke an Pauli Wort: „Ihr Knechte seid gehorsam euren leiblichen Herrn mit Furcht und Zittern, in Einfältigkeit eures Herzens, als Christo; nicht mit Dienst allein vor Augen als den Menschen zu gefallen, sondern als die Knechte Christi, dass ihr solchen Willen Gottes tut von Herzen mit gutem Willen. Lasst euch dünken, dass ihr dem Herrn dient, und nicht den Menschen.“ In diesen Worten hast du ein doppeltes Gebot. Du darfst nur dienen in Dingen, mit denen du auch deinem Herrn dienst. Wo deine Herrschaft Sündendienst von dir fordert, da kannst du ihr nicht dienen als Christ, und darum kannst du ihr in solchen Stücken gar nicht dienen. Wiederum stehst du mit allem deinem Dienst vor dem Herrn, sein Auge sieht dich allewege. Wo kein Mensch über dir wacht, da wacht Er. Diene so, dass du bei Allem, was du tust und lässt, sein Auge über dir siehst und in seinem Dienste stehst. Er hat dich zuerst gedingt, in Ihm dienst du deiner Herrschaft.

Zum Andern siehe in dem Hause deiner Herrschaft ein zweites Elternhaus. Deine Herrschaft steht eben so gut mit im vierten Gebote wie dein Vater und deine Mutter. Darum sollst du ein Herz für sie haben, für sie beten, sie ehren, das Haus als deine Heimat ansehen. Hüte dich ja, dass du dein Herz nicht draußen lässt und dich nur als Fremdling im Hause ansiehst. Rechte Dienstboten sprechen mit „wir“ und mit „uns“. Man lacht und spottet jetzt wohl darüber; es ist aber doch noch eine Ruine aus guter alter Zeit, wo sich das Gesinde zur Familie rechnete. Wo sie zusammenstürzt, da fällt Mehr. Eins der lieblichsten Beispiele, wie tief sich Dienstboten in die Familie der Herrschaft hineinleben können, begegnet uns in dem Leben des Steinthaler Pfarrers Oberlin. Er fragte eines Tages eine seiner Mägde, die er in Traurigkeit fand, was sie denn drücke. Sie antwortete: „Es fiel mir ein, dass es vielleicht im Himmel keine Mägde gibt, und der Gedanke tat mir weh, dass ich dort nicht mehr, wie hier auf Erden, um Sie sein würde.“ Was ist dies aber auch für ein Zeugnis für die Herrschaft! Oft sind die Dienstboten froh, wenn ihr Jahr um ist, oft halten sie dies nicht einmal aus, oft hat die Herrschaft in einem Jahre 6-8 Dienstleute in demselben Posten; und jene wollte auch im Himmel noch um ihre Herrschaft sein! Fragt euch, ihr Herrschaften, ob ihr durch euer Verhalten gegen eure Dienstleute dahin gearbeitet habt, solche Treue und Sehnsucht in ihre Seelen zu pflanzen?

Drittens sei deiner Herrschaft gehorsam in Allem, was vor Gott recht ist. Paulus gebietet den Knechten, dass sie ihren Herren untertänig seien, in allen Dingen zu Gefallen tun und nicht widerbellen. Petrus schreibt: „Ihr Knechte, seid untertan mit aller Furcht den Herren, nicht allein den gütigen und gerechten, sondern auch den wunderlichen.“ Nimm ihren Befehl als Gottes Ordnung. Wird es dir sauer, so bitte Ihn um Kraft. Wolle es nicht besser wissen. Eine freundliche Äußerung aus gutem Herzen nimmt eine rechte Herrschaft auch vom Gesinde freundlich auf. Wo aber Knecht und Magd streiten wollen mit der Herrschaft, haben sie ihren Stand vergessen.

Viertens bleibe deiner Herrschaft treu. Paulus vermahnt die Knechte, dass sie nichts veruntreuen, sondern alle wahre Treue erzeigen. Das Wort treu hat nur vier Buchstaben, aber ein weites Gebiet der Ausübung. Die Treue fängt im innersten Menschen an. Lass dir durch saure Arbeit, durch Zwischenträger, durch ein hitziges und scharfes Wort oder andere Notstände das Herz nicht von der Herrschaft entfremden. Du dienst dem Herrn! Lass keinen Pfennig von ihrem Gute an deinen Händen hangen bleiben. Wache über das Ihre, wie wenn es dein Eigentum wäre, denn du gehört zur Familie. Freue dich, wenn Gott das Haus mit Gnade segnet; trage und trauere mit, wenn er es durch Kreuz heimsucht, denn du gehört zur Familie. Trage aus dem Hause nichts aus. Wenn deine Herrschaft sündigt, auch wenn sie sich an dir versündigt, so ist ihr und dir damit nicht geholfen, dass du es Andern erzählst. Damit ist ihr die Sünde nicht vergeben, damit bekommt sie auch keine neue Kraft, den Kampf der Heiligung zu kämpfen. Für sie und für dich wirst du durch Stillesein und Hoffen stark sein. Lass dich nicht durch etliche Taler mehr Lohn von einer frommen Herrschaft weglocken. Der Schade in solcher Untreue ist viel größer als der Gewinn im Gelde.

Fünftens bleibe in der Demut. Es gibt in der Welt nichts Widerwärtigeres als einen hoffärtigen Knecht und eine stolze Magd. Sie wollen Herren sein, sie laufen von einer Herrschaft zur andern, sie vertragen, was sie sauer verdienen müssen, in Land und eitlem Schmuck, sie erheben sich über ihren Stand. Wenn ihre Jugend vorbei ist, wenn sie einmal einen eigenen Hausstand gründen wollen, dann haben sie umsonst gearbeitet. Der Kasten ist leer, aber der Kopf ist voll von hohen Träumen, welche Gott nun mit Gewalt niederschlägt.

Sechstens wandele in Züchtigkeit und Keuschheit. In die Tore unserer großen und mittleren Städte wandern jährlich Tausende von unbescholtenen Jungfrauen ein; aber nach Jahr und Tag geht die Hälfte verführt, geschändet, zerknickt und zerstört zu denselben Toren wieder hinaus. Was für ein anderes Lebensbild haben sie vor sich beim Hinausgehen als beim Hereinkommen! Und ebenso steht es um die jungen Männer. Wie viele Lügen werden gesagt, wenn der Pastor die Brautleute fragt, ob er sie in Wahrheit vor Gott als Junggeselle und Jungfrau aufbieten darf! Wie ist die Sünde so gemein geworden, und die keusche Zucht ein so seltenes Ding! O, wie selten findet man einen Joseph oder eine Josephe unter den dienenden Leuten, welche fest in dem Herrn und seiner Stärke dem Verführer ins Angesicht sagen: „Wie sollte ich solch großes Übel tun und wider Gott sündigen?“ Herr, errette unsere Jugend aus dem Netz, in welches der Feind ihren größeren Teil führt und in welchem er sie oft für Zeit und Ewigkeit verdirbt.

Siebentens endlich suche deinen Lohn nicht auf der Erde, nicht in dem Gehalt, welchen dir deine Herrschaft gibt. Wisst, was ein Jeglicher Gutes tun wird, das wird er von dem Herrn empfangen, er sei ein Knecht oder ein Freier. Ein treuer Dienst, in welchen wir Herz und Liebe mit hineinbringen, kann nicht mit Gelde bezahlt werden. Wohl ist der Sonnabend ein Zahltag, wohl empfangen die Dienstleute Ostern, Johannis, Michaelis und Weihnachten ihren bedungenen Lohn; aber indem die Alten gerade die großen Gnadenfeste mit zu Lohntagen machten, wollten sie andeuten, dass der Herr den besten Lohn selbst gebe. Es gibt über allen Wochentagen einen aufgetanen Himmel, aus welchem die Gnadenblicke in das Herz der ärmsten Knechte und Mägde herniederfallen. Es gibt hinter jedem Sonnabende einen heiligen ewigen Sonntag, wo der Erbarmer auszahlen wird aus der Fülle seiner Güter. Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes. Wir sind gewiss, dass Er in dieser Ruhe vielen armen Dienstleuten köstliche Kleinodien aufgehoben hat. Für viele derselben steht das Wort da: „Ei du frommer und getreuer Knecht, ei du fromme und getreue Magd, du bist über Wenigem getreu gewesen, ich will dich über Viel setzen.“

So lebe deine Woche, so diene, bis du einst ausgedient hast. In den Tagen, wo im römischen Reiche Christentum und Heidentum noch mit einander rangen, hatte ein reicher Römer zwei Sklaven, einen Christen und einen Heiden. Es gab für beide manchen sauren Tag, denn der Herr war auch ein Heide. Im Laufe der Zeit ging er einmal auf Reisen. Kaum war er zum Tore hinaus, da sprach der Heide zum Christen: „Nun ist unser Herr einmal fort, nun wollen wir uns einen guten Tag machen. Mit dem Arbeiten soll es gute Weile haben, aber essen und trinken wollen wir, was wir irgend finden können.“ Der Christ antwortete: „Du irrst dich, mein Herr ist nicht fort. Ich diene dem lebendigen Gotte, der bleibt hier, der sieht auf mein Herz und auf meine Hände, wenn mein leiblicher Herr auch in der Ferne ist. Ich kann nicht anders, ich diene in der Abwesenheit meines Herrn ebenso, wie wenn er vor mir steht.“ Das ist allerdings zweierlei Rede, das ist Heidentum und Christentum. Der eine ist ein Onesimus, ein nützlicher Diener, der andere ist unnütz. Auf welcher Seite stehen nun jetzt unsere meisten Dienstleute? Dem Namen nach, auch der heiligen Taufe nach sind sie Christen, aber in der Tat halten sie es mit jenem Heiden.

So ermahnen wir denn zuerst: Schämt euch des Dienstes nicht. Dient nur redlich als vor dem Herrn, so werdet ihr auch immer euern Platz finden. Wer Nichts gelernt hat als irgend eine Fabrikarbeit, der steht bei jedem Umschlag der Geschäfte ohne Arbeit und Brot am Wege. Seine Herrlichkeit ist schnell dahin. Aber der Acker muss immer gebaut werden; wenn er auch dieses Jahr noch so spärlich getragen hat, baut man ihn nächstes Jahr doch wieder. Ebenso muss das Haus immerfort beschickt werden. Und immer wird der Herr dafür sorgen, dass fromme Diener auch noch fromme Herren finden. Elieser ist nicht der letzte Knecht gewesen, der einem Abraham gedient, dem sein Herr so Großes anvertraut hat. Der Hauptmann von Kapernaum ist auch ein gar trefflicher Herr. Sein Knecht liegt krank. Der Hauptmann weiß, dass bei dem Herrn Jesus Hilfe zu finden ist. Er schickt keinen Boten. Kein Bote kann es so genau bestellen, kein Bote kann so bitten und solchen Einfluss üben wie der Herr selbst. Er geht selbst. Und wie selig ist er samt seinem Knechte durch diesen Gang geworden! Der du dienen musst, Gott schenke dir solchen Hauptmann und dazu eine Tabea, bei denen du dienst. Er schenke dir einen Cornelius, welcher, wenn das Heil von Christo im Hause verkündigt wird, auch alle seine Knechte zusammenruft. Er schenke dir den Philemon aus unserem Briefe. Hast du aber auch auf der Erde einen harten, ungläubigen, geizigen, selbstsüchtigen Herrn, halte doch bei ihm aus, so lange du kannst. Gott hat dich dahin gesetzt. Du sollst wachsen in Demut, Stille und Gottseligkeit. Es ist Gnade, so Jemand um des Gewissens willen zu Gott das Übel verträgt und leidet das Unrecht. Du hast in solchem Dienste deinen Lohn hier auf Erden nicht dahin. Gott sitzt droben und führt sein Buch und schreibt jeden Seufzer hinein, den du für die Seele des gottvergessenen Herrn an seinen Thron gebracht hast. Namentlich schreibet Er es hinein, wenn du, am Tage von ihm misshandelt, es am Abend doch nicht lassen kannst, in gewohnter Weise, oder wohl mit noch tiefer quillendem Herzen für ihn und sein ganzes Haus zu beten. Namentlich schreibt Er es hinein, wenn du über die Kinder deiner Herrschaft mit einem christlichen Auge wachest, wenn du über ihre Sünde nicht stille schweigst; wenn du, nachdem du etwa am Tage auf dem Felde Unkraut ausgejätet und Korn gesät hast, am Abend noch an andern Stätten Unkraut ausjäten und andern. Samen einstreuen kannst. Die Magd im Haufe des Syrers Naeman hat den Glauben an den lebendigen Gott aus Israel mit nach Syrien gebracht. Sie ist die Führerin ihres Herrn zu dem einen gnadenreichen Gotte geworden. Sie hat dem Naeman gegeben, was ihm sein König Benhadad nicht geben konnte. Gott hat es gezählt und in sein Buch geschrieben. Dieser Naeman muss übrigens auch ein gar trefflicher Heide gewesen sein. Die ganze Art, wie seine Knechte mit ihm reden und ihn „Lieber Vater“ nennen (2. Könige 5, V. 13) zeuget von einem schönen Verhältnis zwischen dem Herrn und den Dienern. Da tragen denn die Diener auch die Not ihres Herrn wie die eigene.

Treue und demütige Diener sind vor Gott viel wert. Die Alten erzählen von einem Einsiedler, er habe sich besonderer Heiligkeit vermessen. Da tut ihm Gott in einem Gesichte kund, er habe es in der Gottseligkeit kaum so hoch gebracht, wie eine Magd, die in einer gewissen Schenke im Dienste stände. Der Einsiedler macht sich auf, sucht und fragt sie, was denn ihr Wandel und Tun sei. Sie antwortet ihm, sie sei sich keiner sonderlichen Heiligkeit bewusst, sie verrichte alle ihre Hausarbeit und die ihr obliegenden Geschäfte fleißig, und dazu habe sie noch die Gewohnheit, dass, wenn sie eine Tracht Holz aufnehme, um es in die Küche zu tragen, sie mit herzlicher Liebe an den gedenke, der sein schweres Kreuzesholz aus Liebe zu uns getragen habe. Welches ist aber der letzte Trost in allem Dienst? Gott hat eine Stadt gebaut, in welcher es keinen Armen und keinen Reichen, keinen Knecht und keinen Freien mehr gibt. Sie sind allzumal ganz frei in Christo Jesu. Herr Jesu, segne Herren und Knechte, Frauen und Mägde, dass sie im Glauben eingehen in diese volle Freiheit der Kinder Gottes. Amen.

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autoren/a/ahlfeld_friedrich/ahlfeld_wer_da_dient.txt · Zuletzt geändert: von aj
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