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1. Korinther, Kapitel 8

1. Korinther, Kapitel 8

8:1 Von dem Götzenopfer aber wissen wir; denn wir haben alle das Wissen. Das Wissen bläst auf, aber die Liebe bessert.

8:2 So aber jemand sich dünken läßt, er wisse etwas, der weiß noch nichts, wie er wissen soll.

8:3 So aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt.

8:4 So wissen wir nun von der Speise des Götzenopfers, daß ein Götze nichts in der Welt sei und daß kein andrer Gott sei als der eine.

8:5 Und wiewohl welche sind, die Götter genannt werden, es sei im Himmel oder auf Erden (sintemal es sind viele Götter und Herren),

8:6 so haben wir doch nur einen Gott, den Vater, von welchem alle Dinge sind und wir zu ihm; und einen HERRN, Jesus Christus, durch welchen alle Dinge sind und wir durch ihn.
Paulus hat den Korinthern, welche ihn wegen des Götzenopfers gefragt hatten, geschrieben, ein Götze sei eigentlich nichts in der Welt, und wenn man von Göttern reden wolle, so solle man der Heiden Götzen nicht so nennen. Es gebe zwar sowohl im Himmel als auch auf Erden erschaffene Dinge, die in der heiligen Schrift Götter genannt werden, nämlich himmlische Fürsten und irdische Fürsten, und so seien viele Götter und viele Herren, aber in die Klasse derselben gehören die Götzen der Heiden nicht, man möge entweder die Bilder in den heidnischen Tempeln, oder die Dämonen oder geistigen Wesen, welche sich dabei wirksam beweisen, betrachten. Ob es aber gleich nach einer niedrigen Bedeutung viele Götter und viele Herren gebe, so sei doch im eigentlichen Verstand kein anderer Gott als der Einige. Eben diese Wahrheit wiederholt er V. 6. ausführlicher, indem er sagt: wir haben nur Einen Gott, den Vater, von welchem alle Dinge sind, und wir in Ihm oder zu Ihm, und Einen HErrn, Jesum Christum, durch welchen alle Dinge sind, und wir durch Ihn. Man bemerke hiebei, daß der Vater nicht ausgegangen und gesandt worden sei, wie Gott der Sohn und der Heilige Geist, und daß der Vater Sich nie erniedrigt habe, und nie ein Mittler worden sei, wie der Sohn. Wenn also die Heilige Dreieinigkeit nach ihrem thätigen Verhältniß gegen die Geschöpfe (ökonomisch) vorgestellt wird, so wird der Vater Gott genannt, weil Er Sich nur als Vater und als Gott geoffenbart hat; der Sohn aber hat sich als HErr und Jesus Christus, und der Heilige Geist als eine Gabe geoffenbart. Uebrigens ist auch Christus als das Wort bei Gott, und selber Gott, und der Heilige Geist ist der Geist Gottes, folglich in Gott, von dem Er ausgeht, und hat ein göttliches Wesen, gleichwie der Geist eines Menschen ein menschliches hat. Wenn ich den Vater als Gott betrachte (und anders kann ich Ihn nicht betrachten, weil Er Sich in keinem andern Verhältniß geoffenbart hat), so muß ich Ihn den Einigen Gott nennen, weil es das große Vorrecht Gottes ist, daß Er der Einige ist, und Seines Gleichen nicht hat. Ich muß ferner glauben, daß von dem Einigen Gott alle Dinge seien, weil Er ihr Schöpfer und Erhalter ist, und daß insonderheit wir Menschen dazu bestimmt seien, daß wir zu Ihm kommen, oder Ihm wieder zugeführet werden, nachdem wir durch die Sünde von Ihm abgewichen sind. Fragen wir aber, durch wen alle Dinge entstanden seien, so antwortet Johannes Kap. 1. und Paulus 1 Kor. 8,6.: es sei Alles durch das wesentliche Wort erschaffen, wiewohl von diesem Wort, in so fern es Gott ist, Hebr. 1,10., auch geradezu gesagt wird: Du hast von Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind Deiner Hände Werk. Fragen wir ferner, durch wen wir Menschen zu Gott kommen und Ihm zugeführt werden sollen, so antwortet Paulus: durch den Einigen HErrn, in so fern Er Jesus Christus, oder der Heiland und der Gesalbte ist. In so fern ist Er der Weg, durch den man zum Vater kommt, Joh. 14,6. Ehre sei dem Vater, welcher sich als der Einige Gott geoffenbaret hat! Ehre sei dem HErrn Jesu Christo, durch den wir zum Vater kommen! Ehre sei dem Heiligen Geist, der uns tüchtig macht, durch Christum zum Vater zu gelangen! Ehre sei der Heiligen Dreieinigkeit! (Magnus Friedrich Roos)

8:7 Es hat aber nicht jedermann das Wissen. Denn etliche machen sich noch ein Gewissen über dem Götzen und essen's für Götzenopfer; damit wird ihr Gewissen, weil es so schwach ist, befleckt.

8:8 Aber die Speise fördert uns vor Gott nicht: essen wir, so werden wir darum nicht besser sein; essen wir nicht, so werden wir darum nicht weniger sein.

8:9 Sehet aber zu, daß diese eure Freiheit nicht gerate zum Anstoß der Schwachen!

8:10 Denn so dich, der du die Erkenntnis hast, jemand sähe zu Tische sitzen im Götzenhause, wird nicht sein Gewissen, obwohl er schwach ist, ermutigt, das Götzenopfer zu essen?

8:11 Und also wird über deiner Erkenntnis der schwache Bruder umkommen, um des willen doch Christus gestorben ist.

8:12 Wenn ihr aber also sündigt an den Brüdern, und schlagt ihr schwaches Gewissen, so sündigt ihr an Christo.

8:13 Darum, so die Speise meinen Bruder ärgert, wollt ich nimmermehr Fleisch essen, auf daß ich meinen Bruder nicht ärgere.
Dies Kapitel wird leichter verstanden, wenn man die Zeit- und Ortbeziehungen festhält. Korinth war eine überwiegend heidnische Stadt. Bei den Götterfesten wurden viele Thiere geschlachtet und geopfert. Was vom Götzenopferfleisch übrig blieb, gehörte theils den Priestern, theils Denen, die das Opfer gebracht hatten, und wurde zum Theil auf dem Markt verkauft, zum Theil zu Gastmahlen gebraucht, die sowohl in den Privathäusern als auch in den heidnischen Tempeln gehalten wurden. Die Judenchristen zu Korinth machten sich nun ein Gewissen daraus, von solchem Götzenopferfleisch zu essen; die paulinischen Heidenchristen dagegen trugen zum Aergerniß Jener kein Bedenken, nicht nur in ihren eigenen Häusern und bei Privatgastmahlzeiten solches Fleisch zu essen, sondern auch den öffentlichen Opfermahlzeiten in den heidnischen Tempeln beizuwohnen; wofür sie sich auf ihre christliche Freiheit und besonders auch darauf beriefen, sie wissen als Christen, daß die Götter der Heiden nichts seien, und daß eben darum zwischen Götzenopferfleisch und anderm Fleisch kein Unterschied zu machen sei. Hierauf ertheilt ihnen Paulus nun den nöthigen Bescheid, und sagt, daß die Liebe allein erbaue und das Seelenheil des Nächsten fördere, daß sie besser sei, als das richtige Wissen, daß es Sünde sei, Götzenopfer zum Aergerniß des Bruders zu essen. Wohl bessert die Liebe, und ist das seligste Gefühl auch das heiligste Gefühl. Sie bessert von der Selbstsucht, denn sie erweckt und befähigt zur Selbstverläugnung. Sie bessert von der Sinnlichkeit, von dem beständigen Streben nur nach sinnlichen Freuden, Gütern und Ehren, und erhebt das Herz über sich selbst zu dem Höchsten, das es giebt im Himmel und auf Erden. O möge sie mich auch also bessern! und möge sie immer reiner und fester in mir ihre Wohnung aufschlagen! Ohne sie ist der Mensch arm bei allem Reichthum an Wissen und Besitz; durch sie wird er reich und froh und ein Segen unter den Seinen. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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