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1. Korinther, Kapitel 15

1. Korinther, Kapitel 15

15:1 Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, des Evangeliums, das ich euch verkündigt habe, welches ihr auch angenommen habt, in welchem ihr auch stehet,

15:2 durch welches ihr auch selig werdet: welchergestalt ich es euch verkündigt habe, so ihr's behalten habt; es wäre denn, daß ihr umsonst geglaubt hättet.

15:3 Denn ich habe euch zuvörderst gegeben, was ich empfangen habe: daß Christus gestorben sei für unsre Sünden nach der Schrift,

15:4 und daß er begraben sei, und daß er auferstanden sei am dritten Tage nach der Schrift,1)
Hier hörest du, daß Paulus die Schrift für sein stärkstes Zeugniß führet und zeiget, daß kein Bestand ist, unsere Lehre und Glauben zu erhalten, denn das leibliche oder schriftliche Wort in Buchstaben verfasset, und durch ihn oder Andere mündlich geprediget. Denn es stehet hier klar: Schrift, Schrift! Schrift, aber ist nicht eitel Geist, davon sie geifern: der Geist müßte es allein thun, die Schrift sei ein todter Buchstabe, und könne nicht das Leben geben. Rühme aber nicht viel vom Geiste, wenn du nicht das äußerliche offenbare Wort hast, denn es wird gewißlich nicht ein guter Geist sein, sondern der leidige Teufel aus der Hölle. Denn der heilige Geist hat so seine Weisheit und Rath, und alle Geheimnisse in das Wort gefasset, und in der Schrift offenbaret, daß sich niemand zu entschuldigen, noch etwas Anders zu suchen und zu forschen hat. Ist auch nichts Höhers und Bessers zu lernen, noch zu erlangen, denn daß die Schrift von Jesu Christo, Gottes Sohn, unserm Heilande, lehret, daß Er für uns gestorben und auferstanden. (Martin Luther)

15:5 und daß er gesehen worden ist von Kephas, darnach von den Zwölfen.

15:6 Darnach ist er gesehen worden von mehr denn fünfhundert Brüdern auf einmal, deren noch viele leben, etliche aber sind entschlafen.

15:7 Darnach ist er gesehen worden von Jakobus, darnach von allen Aposteln.

15:8 Am letzten ist er auch von mir, einer unzeitigen Geburt gesehen worden.

15:9 Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht wert bin, daß ich ein Apostel heiße, darum daß ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe.

15:10 Aber von Gottes Gnade bin ich, was ich bin. Und seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe vielmehr gearbeitet denn sie alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist.
An der Weise, wie Paulus sein Leben betrachtet, will ich lernen, wozu ich die Vergebung der Sünden empfangen habe und was sie als ihre Frucht in uns wirken soll. Paulus konnte jene Stunde, in der sich ihm Jesus zeigte, nur mit einem einzigen Vorgang vergleichen, nur in der Weise, wie der Auferstandene in den Ostertagen seine Gemeinschaft mit seinen ersten Jüngern erneuert hat. Er sagt darum von dem, was Jesus ihm damals gab, es habe ihn in die Reihe der Apostel gestellt. Aber nun prägt er seinen Gemeinden ein, er sei nicht etwa nur der letzte, sondern auch der geringste unter den Aposteln und denke nicht daran, sich neben oder gar über Jakobus und Petrus und Johannes zu stellen. Er wäre nicht Apostel, sähe er nicht in der Weise, wie Jesus an ihm handelte, die Herrlichkeit des völligen Vergebens, durch das das Alte vergangen ist. Das ermächtigt ihn aber nicht, seinen Fall zu vergessen. Dieser bleibt ihm gegenwärtig und zeigt ihm beständig, wie groß die ihm erwiesene Gnade war. Er hat aber auch erfahren, wie Gottes Gnade unsere Sünde in ihr Wirken aufnimmt und aus ihr einen Segen macht. Wie Jesus gesagt hat, dass der viel liebe, dem viel vergeben sei, so hat auch Paulus durch seinen Fall die große Liebe empfangen, die stets zur Arbeit bereit war, vor keiner Entbehrung zurückwich und jeden Dienst freudig übernahm. Nicht seinen Erfolg verglich er mit dem, was die anderen erreichten; denn der Erfolg ist nicht allein von unserem Verhalten abhängig; dagegen heißt er die Anstrengung und Belastung, die er auf sich nahm, größer als die, die die anderen anfassten. Aber alle Eitelkeit und Selbsterhöhung bleibt ihm fern und er löscht jeden derartigen Gedanken sofort aus. Denn seine Liebe, die keine Arbeit scheut, ist Gottes gnädiges Geschenk. So spricht und handelt ein Mensch dann, wenn er Gottes Vergebung hat.
Du, großer Gott, verwandelst in Deiner Gnade unseren Fall in Heil und unsere Not in Kraft. Schenke mir den klaren Blick in unsere Not, in meine eigene und in die unseres Volks, damit aus der Erkenntnis unserer Sünden die Liebe hervorwachse, die wache, sehende, unermüdliche, die gerne dient. Amen. (Adolf Schlatter)


Indem Paulus schrieb: Von Gottes Gnade bin ich, das ich bin, so dachte er nicht an dasjenige, was er mit gottlosen Menschen gemein hatte, sondern er achte an den Stand, worin er als ein Jünger und Knecht Jesu Christi stund. Ich bin der geringste unter den Aposteln, sagte er, als der ich nicht werth bin, daß ich ein Apostel heiße, darum, daß ich die Gemeinde Gottes verfolgt habe. Aber von Gottes Gnade bin ich, das ich bin: und Seine Gnade an mir ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet, denn sie Alle; nicht aber ich, sondern Gottes Gnade, die mit mir ist. Dasjenige also, was er von Gottes Gnade war, deuchte ihm sehr groß und wunderbar zu sein, weil er vorher die Gemeinde Gottes verfolgt hatte. Er war also nicht werth, ein Werkzeug Gottes zur Ausrichtung vieler und großer Dinge zu sein: aber Gottes Gnade, die mit ihm war, hatte Alles durch ihn ausgerichtet.
Wer bin ich nun von Gottes Gnade? Bin ich ein Kind Gottes? Und bin ich in meinem Stand ein Knecht oder eine Magd Gottes? Hat mich Seine Gnade zu etwas gemacht, das ich vorher nicht war? Und habe ich bisher nur selber gearbeitet, oder hat die Gnade Gottes, die mit mir ist, durch mich etwas gewirkt und ausgerichtet? Diese Fragen sind wichtig; und wenn sie bejaht werden können: so folget daraus, daß sich derjenige, von dem sie bejahet werden, dessen, was er ist, und was er ausrichtet, nicht rühmen dürfe. Er ist, was er ist, aus Gottes Gnade, und eben diese Gnade hat alles Gute durch ihn ausgerichtet. So sei denn Gott allein die Ehre!
Wenn man aus Gottes Gnade ist, was man ist: so soll man sich seinen Stand wegen der Leiden, mit denen er verbunden ist, nicht entleiden lassen. Paulus war ein Apostel, er hatte aber als ein solcher Vieles zu arbeiten und zu leiden. Allein er war gutes Muths in Schwachheiten, in Schmachen, in Nöthen, in Verfolgungen, in Aengsten, um Christi willen. 2 Kor. 12,10. Darum konnte er’s auch unter allen solchen Leiden für eine Gnade Gottes halten, daß er ein Apostel sei, und als ein Apostel viel arbeiten und leiden dürfe. Hiemit beschämt er denn viele Christen, die aus Gottes Gnade sind, was sie sind, aber es ungern sind, und immer etwas Anderes zu sein wünschen, weil mit ihrem Stand und Amt empfindliche Leiden und Beschwerden verknüpft sind. Allein solchen Christen darf man zurufen, was Paulus 1 Kor. 3,3. an die Korinther schrieb: Seid ihr denn nicht fleischlich, und wandelt nach menschlicher Weise?
So will ich denn auf’s Neue mit der Führung Gottes zufrieden sein, und bedenken, welche Gnade es sei, daß Gott aus mir, der ich ein geborner Sünder bin, und eine geraume Zeit meine Kräfte und Tage der Sünde gewidmet habe, hat noch etwas machen wollen, und mich als ein Werkzeug in einem gewissen Stand brauchen will. Soll ich nach etwas Neuem streben: so sei es neue Gnade, neue Kraft, neues Licht, neue Erfahrungen und Geistesgaben. Der Weg, in den mich Gott eingeleitet hat, ist recht für mich: nur soll ich auf diesem Weg recht wandeln lernen. Gelingt mir aber etwas, und sehe ich eine Frucht einer Arbeit: so erinnere mich der HErr selbst durch Seinen Geist, daß die Ehre Ihm und nicht mir gebühre. (Magnus Friedrich Roos)

15:11 Es sei nun ich oder jene: also predigen wir, und also habt ihr geglaubt.

15:12 So aber Christus gepredigt wird, daß er sei von den Toten auferstanden, wie sagen denn etliche unter euch, die Auferstehung der Toten sei nichts?

15:13 Ist die Auferstehung der Toten nichts, so ist auch Christus nicht auferstanden.

15:14 Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.

15:15 Wir würden aber auch erfunden als falsche Zeugen Gottes, daß wir wider Gott gezeugt hätten, er hätte Christum auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen.

15:16 Denn so die Toten nicht auferstehen, so ist auch Christus nicht auferstanden.

15:17 Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube eitel, so seid ihr noch in euren Sünden.

15:18 So sind auch die, so in Christo entschlafen sind, verloren.

15:19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christum, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.

15:20 Nun ist aber Christus auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen.2)
Das ganze Wesen des Christentums beruht auf der Tatsache, dass „Christus auferstanden ist von den Toten;“ denn „ist Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube eitel: so seid ihr noch in euren Sünden.“ Die Gottheit Christi findet ihre festeste Bestätigung in seiner Auferstehung, denn Er ist „kräftiglich erwiesen ein Sohn Gottes nach dem Geist, der da heiligt, seit der Zeit Er auferstanden ist von den Toten.“ Es wäre nicht unvernünftig, an seiner Gottheit zu zweifeln, wenn Er nicht auferstanden wäre. Überdies hängt Christi Herrschaft ganz von seiner Auferstehung ab, denn „dazu ist Christus auch gestorben und auferstanden, und wieder lebendig geworden, dass Er über Tote und Lebendige Herr sei.“ Ferner ist unsre Rechtfertigung, dieser köstliche Segen des neuen Bundes, aufs engste mit Christi herrlichem Siege über Tod und Grab verknüpft; „denn Er ist um unsrer Sünden willen dahingegeben, und um unsrer Gerechtigkeit willen auferweckt.“ Ja, noch mehr, sogar unsre Wiedergeburt steht im Zusammenhang mit seiner Auferstehung, denn Gott „hat uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung, durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ Und es ist vor allem gewiss, dass aus diesem Grunde auch unsre Auferstehung bei der Zukunft Christi ruht, denn „so nun der Geist des, der Jesum von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird auch derselbe, der Christum von den Toten auferweckt hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen, um des willen, dass sein Geist in euch wohnt.“ Ist Christus nicht auferstanden, so werden wir auch nicht auferstehen; wenn Er aber auferstanden ist, so sind auch die, so in Christo entschlafen sind, nicht verloren, sondern sie werden in ihrem Fleisch Gott sehen. So läuft die silberne Schnur der Auferstehung durch alle Segenserfahrungen des Gläubigen, von seiner Wiedergeburt an, bis zu seiner Auferstehung, und fasst sie alle in eins zusammen. Wie wichtig muss darum diese große Heilstatsache seinem Gemüt werden, und wie muss er sich hoch darüber freuen, dass es über alle Zweifel feststeht: „Nun ist Christus auferstanden von den Toten und der Erstling geworden unter denen, die da schlafen. Und werden in Christo alle lebendig gemacht werden.“ (Charles Haddon Spurgeon)


Wenn Christus der Erstling von den Toten genannt wird, so widerspricht das dem nicht, was wir kürzlich in der Leidensgeschichte hörten, daß auf den Tod Christi hin viele Heilige auferstanden und nach Seiner Auferstehung in die heilige Stadt gekommen und vielen erschienen seien. Denn wenn es auch diesen, die lange geharret hatten, jetzt im Voraus gegeben wurde, so geschah es doch in Folge dessen, was es mit Christo werden sollte. Christus bleibt dennoch der Erstling, der Gründer der Auferstehung. Er will aber alle, die durch des Teufels List dem Tode verfallen waren, verfallen sind, und hätten noch verfallen sollen, ans den Banden des Todes herauswinden und zur Herrlichkeit Seines Vaters führen, zu der sie von Anfang an bestimmt gewesen sind. Wie es vom ersten Adam an immer weiter hinabgegangen ist, bis in die tiefste Höllenkluft hinunter, so geht's vom zweiten Adam an wieder aufwärts, und hebt sich eines nach dem andern aus nach oben, zuerst geistlich und bei der Auferstehung auch leiblich; und der Tod wird zuletzt ein Spott, daß es heißen darf: „Tod, wo ist dein Stachelt Hölle, wo ist dein Sieg?„ (1.Kor. 15, 55.)
Vorbildlich erfahren wir es hier schon, was es um Auferstehungskräfte ist; denn wer an Christum glaubt, bei dem wird vieles anders. Es erneuert sich vieles, seine Gedanken und Sinne verändern sich; und demgemäß gestaltet sich sein ganzes Benehmen und Wesen verschieden gegen dem, was es weiland gewesen ist. Es kehren bei ihm ein: Frohsinn, Liebe, Friede, Ruhe, ein besonnener Wandel, Heilung von Gebrechen Leibes und der Seele; er ist einem Auferstandenen ähnlich. Wenn wir freilich besser glaubten und kindlicher würden, auch um ein neues Wesen mehr eiferten, würde das Auferstehen des Menschen zu göttlicher Kraft viel sichtbarerseyn, als es in der Regel ist, wiewohl es immerhin bei Einzelnen, besonders wenn sie schnell aus tiefem Verderben erwachen, sehr auffallend ist, wie sie sich nach allen Seiten zu ihrem Vorteil verändern.
Ein Wiederbringen des Verlorenen ist es, was JEsus erzielt; und wenn endlich alle, die in den Gräbern sind, werden auferstanden seyn, freilich nur der eine Teil zur Auferstehung des Lebens, wenn sodann aller Tod wird aufgehoben sein, dann ist die Auferstehung Christi zum vollen Sieg gekommen. Unterdessen bleibt uns noch viel Seufzen auch darüber übrig, daß uns in unsern Tagen viel von den jetzt schon vorrätigen Auferstehungskräften Christi abhanden gekommen ist. Möchten die Gläubigen darum kämpfen, daß uns alles wieder erstattet werde, was zur Verherrlichung des Christi unter allen Völkern dienlich und nötig ist! (Christoph Blumhardt)

15:21 Sintemal durch einen Menschen der Tod und durch einen Menschen die Auferstehung der Toten kommt.

15:22 Denn gleichwie sie in Adam alle sterben, also werden sie in Christo alle lebendig gemacht werden.
In der Mitte der Weltgeschichte steht das Kreuz unseres Herrn. Rückwärts und vorwärts alle Adamskinder umspannend, wirkt die Kraft des Gekreuzigten. Die Stellung der Verlorenen zum verheißenen Opfer und ihre nunmehrige Stellung zum dargebrachten Opfer Christi bleibt und ist dieselbe. Die einen mussten vorwärts, die anderen dürfen rückwärts blicken. Aller Vergebung ruht in dem Einen Opfer. Bis aber Gott der Welt Seinen Sohn als „das Lamm“ gab, mussten vorbildliche Opfer, auf das Eine Lamm hinweisend, dargebracht werden. Sünde und Opfer bedingen sich gegenseitig. Jede Sünde fordert Sühne; Gott und unser Gewissen sagen uns das. Ohne Opfer wird die Sünde zur furchtbaren Macht, zum Funken, der das ganze Herz in Brand setzt, zum Gifte, das Seele und Leib zerstört, ohne Opfer stehen sich Gottheit und Menschheit feindlich gegenüber. Das dargebrachte Opfer hat sühnende Kraft und übt deshalb auf den Sünder eine besänftigende, stillende, hemmende, das Böse niederhaltende, das Gewissen reinigende Macht aus. Durch eine Vergebung ohne Opfer könnte weder Gott noch der Sünder befriedigt sein. Es gibt nur Ein Opfer für der Welt Sünden, und dieses eine Opfer ist Jesus Christus. Die Bedeutung des Opfers ist: Gerechtigkeit, Sühne, Tilgung der Schuld, Vergebung, Möglichkeit der Gemeinschaft mit Gott. Die Heilige Schrift, das Gewissen und die Erfahrung lehren uns das. Nur durch ein alle Sünden aufwiegendes Opfer können wir Menschen mit Gott versöhnt und mit Ihm vereinigt werden. Wohl dem, der es dankbar annimmt. (Markus Hauser)

15:23 Ein jeglicher aber in seiner Ordnung: der Erstling Christus; darnach die Christo angehören, wenn er kommen wird;

15:24 darnach das Ende, wenn er das Reich Gott und dem Vater überantworten wird, wenn er aufheben wird alle Herrschaft und alle Obrigkeit und Gewalt.

15:25 Er muß aber herrschen, bis daß er „alle seine Feinde unter seine Füße lege “.

15:26 Der letzte Feind, der aufgehoben wird, ist der Tod.3)

15:27 Denn „er hat ihm alles unter seine Füße getan “. Wenn er aber sagt, daß es alles untertan sei, ist's offenbar, daß ausgenommen ist, der ihm alles untergetan hat.
Zwei geschichtliche Ereignisse zeigen uns die Tragweite des kostbaren Sieges Jesu. Das erste ist Christi Hadesfahrt und das zweite die Auferstehung der Heiligen des Alten Bundes. Der Herr ging durch die Unterwelt hindurch. Als Erlöser der Gebundenen und der Gefangenen predigte Er den Geistern in den Gefängnissen des Totenreiches. Sie konnten den Heiland erfassen. Sie konnten ihrem neuen König huldigen. Und weil der Herr den Schacher mit sich nahm ins Paradies, in das Wonneland der Glaubenden, so schließe ich daraus, Er werde auch jene armen Geister, die verlangend nach Ihm die Hände ausstreckten und Seine frohe Botschaft freudig annahmen, mit sich genommen haben in das Paradies, in das Er den gläubiggewordenen Schacher führte. Viele Gläubige des Alten Bundes aber, die Jahrhunderte lang im Totenreiche verweilt hatten, durften auferstehen, sie wurden die ersten Erstlinge aus den Menschen, für sie öffneten sich nun die Himmel. Welch ein Sieg, welch ein Triumph des Herrn! Wir stehen vor den großartigsten Veränderungen, welche die Geschichte seit dem Verlust des Paradieses in Eden aufzuweisen hat. Jetzt ist Jesus der allmächtige König über die weiten Gefilde des Totenreiches. Wer Sein Eigentum ist, über wen Er verfügen darf und verfügen kann, der kommt nie aus Christi Gebiet heraus. Er kann noch ein Anfänger, noch sehr schwach sein, aber sollte er sterben ohne tiefere Einwurzelung im Lebensgrunde Gottes, so bleibt er doch in der Hand seines treuen Herrn. O, wie froh hat midi diese Tatsache gemacht! (Markus Hauser)

15:28 Wenn aber alles ihm untertan sein wird, alsdann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles untergetan hat, auf daß Gott sei alles in allen.
Paulus stellt mich mit diesem Wort dahin, wo der Strom der Zeit, auch die meine, mündet. Weil er Christus kennt, der den Willen Gottes tut, kennt er auch das Ziel der Zeit, nicht als ob er die Herrlichkeit jenes Lebens beschriebe, das zur Ewigkeit erhöht ist. Wollte er vor uns hinmalen, was kein Auge sah, so ergäbe dies ein undeutliches, täuschendes Bild. Nur von dem spricht Paulus, was er deshalb mit Gewissheit weiß, weil er Jesus kennt. Wenn Jesus in seiner königlichen Sendung alles vollbracht hat, was Gottes Gnade ihn tun heißt, und seine Herrschaft über alle unerschütterlich befestigt hat, dann folgt nicht eine Stunde der Selbstbewunderung, nicht ein Loblied auf den errungenen Sieg und die alles überwindende Macht, sondern die höchste und seligste Tat des Sohnes, die Beugung vor dem Vater, der ihm alles gegeben hat, die Herrschaft und den Sieg, und alles ihm unterworfen hat, damit er Gott alles untertan mache. Das Ziel des ganzen Werkes Jesu ist die Feier der vollkommenen Liebe, die mit sich selbst zugleich alles, was von ihr das Leben empfangen hat, Gott zu Füßen legt, so dass alles Gottes Willen ganz erfüllt. Nun sind alle nichts, als was Gott aus ihnen macht, und haben nichts in sich, als was Gott in ihnen wirkt, und haben allein von Gott ihren Besitz, ihre Kraft und Herrlichkeit. Das ist das Ziel des Christus und der Wille Gottes. Hier mündet der Strom der Zeit, auch der Fluss meiner Jahre.
Ewiger Gott, Vater Deiner Kinder, die Du zum ewigen Leben berufen hast, Dir untertan sein, das ist unser Ziel und unsere Seligkeit. Meine Gedanken sind nicht die Deinen und mein Wille ist nicht der Deine. Du weißt, was in mir Deinem heiligen Willen widerstrebt. Du aber hast die starke Gnade, die alles Widerstreben überwindet. Dich preise ich, dass Du mir ein ewiges Ziel in Deinem Sohne zeigst, damit ich nicht im Strom der Zeit versinke, sondern zu Dir hinaufschaue und das neue Jahr beginne als der, der zum völligen Gehorsam und ewigen Leben berufen ist. Amen.(Adolf Schlatter)

15:29 Was machen sonst, die sich taufen lassen über den Toten, so überhaupt die Toten nicht auferstehen? Was lassen sie sich taufen über den Toten?

15:30 Und was stehen wir alle Stunde in der Gefahr?

15:31 Bei unserm Ruhm, den ich habe in Christo Jesu, unserm HERRN, ich sterbe täglich.

15:32 Habe ich nach menschlicher Meinung zu Ephesus mit wilden Tieren gefochten, was hilft's mir? So die Toten nicht auferstehen, „laßt uns essen und trinken; denn morgen sind wir tot!“

15:33 Lasset euch nicht verführen! Böse Geschwätze verderben gute Sitten.4)
Wir bedenken viel zu wenig, welchen Einfluß unsere Freunde auf uns haben. Viele Menschen sind bei der Wahl eines Pferdes viel vorsichtiger, als bei der Wahl eines Freundes. Wenn wir einen Mitarbeiter brauchen, so erkundigen wir uns eingehend nach einer passenden Person; aber wir lassen oft den Zufall entscheiden, aus was für Leuten unser Bekannten- und Freundeskreis bestehen soll. Weil unser Beruf uns vielleicht mit ungläubigen und gottlosen Menschen in Berührung bringt, so meinen wir, es schade nichts, wenn wir auch freundschaftlichen Verkehr mit ihnen haben. Das ist aber ein gefährlicher Irrtum, und wenn wir darin beharren, werden wir vielleicht erst durch Schaden klug.
Es ist nun einmal nicht anders: von der Farbe unsrer Freunde bleibt etwas an uns hängen. „Wer mit den Weisen umgeht, wird weise,“ sagt Salomo; mit demselben Recht kann man sagen: „Wer mit Toren umgeht, wird töricht.“ Mit manchen Menschen kann man gar nicht umgehen, ohne stark von ihnen beeinflußt zu werden. Selbst unbedeutende Menschen sind nicht ganz ohne Einwirkung auf andere, und ganz unbemerkt geraten wir unter ihren Einfluß.
Die Juden haben das Sprichwort: „Zwei trockene Hölzer zünden ein grünes an.“ Wenn ein schlimmer Freund dich nicht verderben kann, so vermag es doch das Beispiel und die Überredungskunst von Zweien oder dreien. Wenn zwei oder drei Menschen unter der Macht der Sünde zusammenkommen, so ist der Teufel auch dabei und fördert ihr sündhaftes Tun und Treiben. Wer Pech angreift, besudelt sich. Dein Verkehr mit den Bösen hinterläßt dir leicht einen Fleck oder jedenfalls einen Eindruck; die Berührung ist vielleicht tödlich, jedenfalls aber gefährlich.
Besonders Menschen von weichem, biegsamem Charakter lassen sich gar zu leicht durch ihre Umgebung formen und modeln. Es ist für sie darum besonders wichtig, den Umgang frommer Menschen zu suchen und den gottloser zu meiden wie die Pest. Ich kenne ganz junge Leute, die durch schlechten Umgang verdorben worden sind. Der eine wurde schlecht, weil er seine Sonntage mit den Kameraden nur zu Ausflügen und allerhand Vergnügungen verwendete; ein anderer geriet in die Gesellschaft von Spielern und wurde schließlich ein Betrüger; mit einem Dritten war nichts mehr anzufangen, seit er seinen Himmel in den Versammlungen der Freimaurer fand, und ein Vierter sank immer tiefer, weil er sich zu denen hielt, die über die Sittenreinheit lachen und das Laster anziehend finden.
Wenn zweifelhafte Genossen uns nicht geradezu überreden können, Böses zu tun, so hindern sie in jedem Falle unser Wachstum in der Gottseligkeit. Die Keime und Sprossen der Gnade sind zart, und gar zu leicht wird das Wachstum der zarten Pflanze gehemmt - oft schon durch die bloße Gegenwart ungöttlicher Menschen. Haben doch selbst manche Heiden bei ihrem feierlichen Gottesdienst den Warnungsruf ertönen lassen: „Hinweg ihr Unreinen!“ Wir fühlen es: Wenn wir uns Gott nahen, sollten keine Gottlosen um uns sein. Ein Wort, ein Blick, eine Gebärde eines angesehenen, aber weltlich gesinnten Mannes hat die Andacht manches frommen Herzens gestört. Ein paar Takte einer Melodie erinnern den Frommen an ein leichtfertiges Lied, das er um jeden Preis vergessen möchte, und das ihn jetzt vom Umgang mit Gott abhält. Die Diener der Bosheit können uns in keiner Weise fördern, aber sie haben eine schreckliche Macht, uns aufzuhalten, wenn wir zu Gott nahen möchten.
Wer kann im Glauben wachsen, solange er vertrauten Umgang mit Ungläubigen pflegt? Wer kann rein bleiben, wenn er mit der Unreinheit spielt? Der Weg zu den Höhen der Heiligkeit ist schon steil genug und wir haben genug an unserer eigenen Last zu tragen, wir brauchen uns nicht noch an die zu ketten, die uns hinterziehen. „Aber,“ heißt es, „wir müssen doch Umgang haben.“ Ganz gewiß, und wenn wir mit frommen Christen umgehen, werden wir dauernden Gewinn davon haben. Ein alter, frommer Mann hat ganz richtig gesagt: „Nichts entzündet und entflammt so sehr das Streben nach der Heiligung, wie der Umgang mit denen, die geheiligt sind. Ich wollte tausendmal lieber mit frommen Menschen in einem dunkeln Gefängnis leben, als mit gottlosen in eines Königs Schloß. Urbanus Regius, der einen Tag mit Luther zugebracht hatte, erklärte diesen Tag für den schönsten seines Lebens.“ Wenn ein paar wahre Christen zusammenkommen und über die großen Wahrheiten unsres Glaubens reden, so ist ihr Zusammensein ebenso rein und fröhlich wie Gewinn bringend. Ich habe mit manchen berühmten Männern freundschaftlichen Verkehr gepflogen, und dieser Verkehr war um so schöner und freundlicher, je frömmer diese Menschen waren. Ich weiß auch manche Christen, die gar nicht berühmt sind, deren Namen die Welt nicht kennt, und doch ist's ein hoher Genuß, ein Stündchen mit ihnen zu plaudern.
Glaubt nur nicht, daß man gute Unterhaltung nur in der Gesellschaft von Weltmenschen finde. Im Gegenteil: durch die Frömmigkeit werden alle Geisteskräfte angeregt und Gemütlichkeit findet man besonders bei denen, deren Herz Frieden gefunden hat. Das höchste Vergnügen ist in der Goldgrube der Gottseligkeit verborgen. Wie langweilig und oberflächlich ist oft die Geselligkeit der vornehmen Welt, wie vergänglich und unbeständig sind ihre Freundschaften; wie gediegen, wie anregend und belebt hingegen ist eine wahrhaft christliche Geselligkeit. Die Welt geht auf Stelzen; sie schminkt und pudert ihr altes, runzeliges Gesicht; sie schielt, sie ziert sich, sie lügt. Wer einen Blick hinter die Kulissen getan hat, mag nichts mehr von solcher Geselligkeit wissen. Wie anders die christliche Geselligkeit! Mag es auch dann und wann etwas an dem äußeren Schliff fehlen - hier ist die Rede wahr, hier herrscht Leben und Freiheit. Wenn wir mit denen umgehen, die aus Liebe zu Gott für das Wohl ihrer Mitmenschen wirken, und besonders, wenn wir auch an dieser Arbeit teilnehmen, so haben wir niemals Langeweile, brauchen uns nie zu beklagen, daß unsere Zeit so prosaisch sei.
Mag man aber über den Umgang mit weltlich Gesinnten denken wie man will, niemals darf ein Christ mit lasterhaften Menschen, mit Spöttern, mit Verächtern der Religion Umgang pflegen. Darüber, ob der Alkohol ein Gift ist, sind die Ansichten verschieden, aber jedermann weiß, daß schon ein wenig Blausäure tödlich ist. Die Gesellschaft schlechter Menschen muß man meiden wie die eines Tigers oder einer Klapperschlange. Und wenn sie noch so begabt sind, wir können nichts Gutes von ihnen lernen. Von dem Bösen kann nur Böses kommen.
Im Kampf des Lebens sind wir so unter dem Einfluß unsrer Kameraden, daß wir nur in ein Regiment von edlem und ehrenhaftem Charakter eintreten dürfen. Wir müssen uns den Besten anschließen und uns um das ruhmvollste Banner scharen. Zu gut können wir niemals werden, auch nicht durch den Einfluß der allerbesten Menschen. Wir haben kein solches Übermaß von Tugenden, daß wir ohne Schaden durch schlechten Umgang etwas von unserem Überfluß einbüßen könnten.
Wir müssen den Berg des Lebens erklimmen, da gibt es unterwegs Gletscherspalten, Abgründe und steile Abhänge. Wir sind alle ohne Ausnahme bei unsrer Bergfahrt an unsre Mitwanderer angeseilt. Der Weise nimmt nur den zum Reisegefährten, der den Weg des Glaubens und der Tugend geht, denn nur auf diesem Weg erreicht er den Gipfel. (Charles Haddon Spurgeon)


Auch Christen bedürfen noch dieser Warnung, indem gar leicht aus dem immer noch unreinen Herzen in unbewachten Augenblicken allerlei sündige und ärgerliche Worte hervorgehen. Darum meiden wir Gesellschaften und Unterhaltungen, die schlüpfrig sind oder spöttisch oder in denen nach Art der Weisheit dieser Welt die göttlichen Wahrheiten bezweifelt und bestritten werden. So warnt Gottes Wort auch: „Lasset euch niemand verführen mit eitlen Worten; denn um dieser willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Unglaubens.“ (Eph. 5,6) Wie leicht kommt es unter gewissen Verhältnissen vor, daß auch Christen sich hinreißen lassen zu leichtsinnigen Gesprächen, Narrenteidingen (eigentlich „Torenreden“) und Schwänken und sich so der Welt gleichstellen. Es wird nicht lange dauern, und die Welt nimmt unser ganzes Herz in Beschlag. Gespräche und Witze, die den Zartsinn verletzen, trüben das Gewissen und dämpfen den Heiligen Geist.
Doch nicht nur schlechte Geschwätze, sondern auch unnütze Worte sind verderblich für unsere Seele. Jesus sagt Mat. 12,36: „Ich sage euch, daß die Menschen müssen Rechenschaft geben von einem jeglichen unnützen Wort, das sie geredet haben.“ Das Wort, das im Griechischen für „unnütz“ steht, heißt eigentlich „ohne Werk, ohne Arbeit, nichts ausrichtend.“ Es sind Worte, die innerlich keine Arbeit brauchten beim Sprechenden und nichts bewirken beim Hörenden. Unnütz sind Worte, die unserem Nächsten weder für den Leib, noch für die Seele nützlich sein können. Was zur Erweckung, zur Erbauung, Lehre, Strafe, Ermahnung, Warnung, Tröstung tauglich ist, das ist nütze (vgl. 2.Tim. 3,16). Und auch Worte, die zur Bildung der Menschen, zur Erweiterung ihrer Kenntnisse und zur Mehrung ihres Verstandes dienen, sind nützlich. (Hermann Heinrich Grafe)


Gleichwie Paulus 1 Kor. 15,32. ein Sprüchwort roher Heiden, welche kein anderes Leben nach dem Tod glaubten, und deßwegen sagten: lasset uns essen und trinken, denn morgen sind wir todt, angeführt hatte, also führte er hernach einen bessern Spruch eines andern Heiden an, nämlich diesen: böse Geschwätze verderben gute Sitten. Die bösen Geschwätze, auf die Paulus hier deutet, waren die Reden einiger Korinther, welche sagten, die Auferstehung der Todten sei nichts, V. 12. Diese Rede floß noch aus einem Ueberbleibsel des heidnischen Sinnes, wie denn Keiner von den weisesten Heiden jemals auf den Gedanken von der Auferstehung der Todten verfallen ist, weßwegen sie auch entweder die Unsterblichkeit der Seele geleugnet, oder sich eingebildet haben, eines Menschen abgeschiedene Seele, welche nach ihrer Natur zur Vereinigung mit einem Körper bestimmt sei, fahre wieder in einen andern Leib; da dann in beiden Fällen keine Hoffnung eines ewigen Lebens in der Herrlichkeit statt hatte. Gleichwie nun Paulus 1 Kor. 15. die Lehre von der Auferstehung der Todten ausführlich bewies und erläuterte, also sagte er auch zur Warnung der Korinther: lasset euch nicht verführen; böse Geschwätze verderben gute Sitten. Noch schärfer und ausführlicher drückt er sich 2 Tim. 2,16.17.18.19. aus, wo er sagt: des ungeistlichen und losen Geschwätzes entschlage dich, denn es hilft viel zum ungöttlichen Wesen, und ihr Wort frisset um sich wie der Krebs, unter welchen ist Hymenäus und Philetus (die zwar nicht zu Korinth, sondern in Asien waren), welche der Wahrheit gefehlt haben und sagen, die Auferstehung der Todten sei schon geschehen, und haben Etlicher Glauben verkehrt. Aber der feste Grund Gottes bestehet und hat dieses Siegel: der HErr kennet die Seinen, und es trete ab von der Ungerechtigkeit, wer den Namen Christi nennet. Paulus hielt also dafür, daß an einer reinen Lehre viel gelegen sei. Wer ihr mündlich oder auch durch geschriebene Bücher widerspricht, dessen Geschwätz ist unheilig und bös. Es tödtet die Seelen der Menschen wie die Krankheit, welche man den Krebs nennt, die Leiber. Es verdirbt gute Sitten, hilft viel zum ungöttlichen Wesen, und verleitet zur Ungerechtigkeit, von welcher die Christen abtreten sollten. Zu unserer Zeit hat die Gleichgültigkeit gegen die Wahrheit sehr überhand genommen, und es gibt angesehene Leute, welche meinen, es liege nichts daran, was man sich von diesen oder jenen Glaubensartikeln für Vorstellungen mache, wenn man nur einen Gott glaube, und eine gute Sittenlehre habe. Allein weder Christus noch die Apostel waren so gleichgültig. Der HErr Christus sagte, die Wahrheit müsse von der Sünde frei machen, und der Mensch müsse in der Wahrheit geheiligt werden, und hielt diejenigen Juden für verloren, welche Ihm, wenn Er die Wahrheit sagte, nicht glaubten, ob sie gleich das Gesetz des Moses beibehielten. Paulus drang überall auf eine Erkenntniß der Wahrheit zur Gottseligkeit, warnte vor Irrthümern, widerlegte sie, und behauptete einen jeden Glaubensartikel mit großem Eifer, weil er wußte, daß ein jeder zur Zuversicht gegen Gott, zur Liebe, Hoffnung, Geduld und zur Bildung guter Sitten sehr Vieles beitrage. Wir sollen uns also vor dem ungeistlichen losen Geschwätz der Gelehrten und Ungelehrten hüten, und gute Sitten durch die Wahrheit bei uns bilden lassen. (Magnus Friedrich Roos)

15:34 Werdet doch einmal recht nüchtern und sündigt nicht! Denn etliche wissen nichts von Gott; das sage ich euch zur Schande.
Freue dich, meine Seele, dein Jesus lebt, und du sollst auch leben! Wer wollte sich wünschen einen Augenblick zu leben, wenn Jesus nicht lebte, der das Leben unseres Lebens und der Trost unserer Seele ist? Ach, gieb doch, mein Heiland, daß ich auch aus dem Grabe der Sünden recht möge herausgehen und die Bande, die mein geistliches Leben hindern, möge zurücklassen, und hervorgehen, in einem neuen Leben zu wandeln. Laß auch meine geistlichen Feinde zu meinen Füßen liegen, und laß mich über sie einen Sieg nach dem andern davon tragen. Lebe Du in mir, Herr Jesu, und erweise Dich kräftig durch Dein Wort und Geist in meinem Herzen, daß das laue und kaltsinnige Wesen, das mir noch anklebt, möge verschwinden. Ach, es betrübt mich, daß ich noch so träge und schläfrig bin in allen meinen heiligen Uebungen: laß doch den Geist des Lebens über die Todtengebeine wachen, daß sie einmal recht aufleben. Mache mich inbrünstiger in meinem Gebet, feuriger in der Liebe, fester und stärker im Glauben, und fröhlicher in der Hoffnung, daß ich durch alle Hindernisse meines Fleisches und Blutes eifriger durchbreche, und sagen könne: „Nun lebe ich, aber nicht mehr ich, Christus lebt in mir,“ und also Dir, meinem Heilande, in meinem ganzen Leben recht lebendig nachfolge; und wenn dann endlich mein Sterbestündlein kommt, so offenbare den Trost Deiner Auferstehung recht kräftig an mein Herz. Wenn ich dann schon wandle im finstern Thal des Todes, so will ich doch kein Unglück fürchten; denn Du, o Fürst des Lebens, bist bei mir, und Dein Hirtenstab tröstet mich, daß Du mich, Dein Schäflein, das Du kennest, das Dir folget, das Deiner Stimme gehorcht, nicht wirst zurücklassen, sondern mir geben das ewige Leben. Das Grab soll mich nun nicht schrecken, weil Du, mein Heiland, auch mein Grab geheiligt und zu meiner Ruhekammer gemacht hast. Ich will nun gern sterben, da Du, mein Jesus, lebst. Da Du, das Haupt, bist auferstanden, wirst Du Deine Glieder nicht im Grabe lassen, sondern mich auferwecken zum ewigen Leben. Hallelujah. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

15:35 Möchte aber jemand sagen: Wie werden die Toten auferstehen, und mit welchem Leibe werden sie kommen?

15:36 Du Narr: was du säst, wird nicht lebendig, es sterbe denn.

15:37 Und was du säst, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes Korn, etwa Weizen oder der andern eines.

15:38 Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er will, und einem jeglichen von den Samen seinen eigenen Leib.5)
Es ist gewiß, daß Christus für die Seelen der Menschen keine neuen Leiber schaffen oder bilden werden, wie dann dieses keine Auferstehung wäre, sondern daß Er die Leiber, die vorher sterblich gewesen waren, lebendig machen (Röm. 8,11.), den Leib der Demüthigung verklären (Phil. 3,21.), und diejenigen, die in den Gräbern sind, Seine Stimme hören lassen werde, daß sie leben (Joh. 5,25.). Doch muß man diese Lehre recht verstehen. Paulus wirft 1 Kor. 15,35-38. die Frage auf: wie werden die Todten auferstehen? und mit welcherlei Leibe werden sie kommen? und antwortet darauf so, daß er sagt: du Narr, das du säest, wird nicht lebendig, es sterbe denn. Und das du säest, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern ein bloßes (nacktes) Korn, nämlich Weizen, oder der andern eines: Gott aber gibt ihm einen Leib, wie Er will, und einem Jeglichen von dem Samen seinen eigenen Leib. Hieraus lassen sich nun folgende Schlüsse machen: a) der Leib, welcher aufersteht, wird nicht ganz aus einer neuen und fremden Materie bestehen, sondern so aus dem Leib, welcher als todt in die Erde gesäet worden war, entstehen, wie ein Korn oder eine andere Pflanze aus dem Korn entsteht, welches in die Erde geworfen, und darin erstorben, oder bis auf den Keim vermodert war. b) Gleichwie aber eine aufgegangene Pflanze anders aussieht, als das Samenkorn, woraus sie erwachsen ist, also wird auch der auferstandene Leib anders sein, als der gesäete. c) Das Samenkorn, woraus eine Pflanze entsteht, ist gleichsam nackt, wenn es gesäet wird, das ist, es hat keinen Halm, keine Blätter oder Blumen um sich, wenn es aber aufgeht, so gibt ihm Gott dieses Alles als einen Leib, je nachdem die Art der Pflanze es mit sich bringt: also wird auch Gott dem Samenkorn unseres Leibes, wenn es bei der Auferstehung aus der Erde hervorkommen wird, etwas geben, das gleichsam sein Leib sein wird. Eben dieses wird Er ohne Zweifel auch den sterblichen Leibern der Lebendigen geben, die alsdann werden verwandelt werden. Und was ist denn dieses? Paulus nennt es nicht, weil vielleicht in allen menschlichen Sprachen kein Wort zu finden ist, womit man es nennen könnte. Es ist etwas, das den Leib unverweslich, herrlich, stark und geistlich machen wird, V. 42.43.44. Ja es ist etwas, das ihn dem verklärten Leib Jesu Christi ähnlich machen wird, Phil. 3,21. Am deutlichsten redet er 1 Kor. 15,53. (54.55.) davon, da er sagt: dieß Verwesliche muß anziehen die Unverweslichkeit, und dieß Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit, das ist, etwas, das ganz unverweslich und unsterblich ist. Doch wird der Mensch alsdann nicht zwei Leiber haben, denn der auferstandene und verwandelte Leib sich mit dem neuen himmlischen Wesen, das er anziehen wird, so vereinigen, daß ein einiger Leib daraus werden wird. Bei dieser Aussicht laßt uns die Ermahnung Pauli V. 58. zu Herzen nehmen: meine lieben Brüder, seid fest und unbeweglich, und nehmet immer zu in dem Werk des HErrn; sintemal ihr wisset, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem HErrn.(Magnus Friedrich Roos)

15:39 Nicht ist alles Fleisch einerlei Fleisch; sondern ein anderes Fleisch ist der Menschen, ein anderes des Viehs, ein anderes der Fische, ein anderes der Vögel.

15:40 Und es sind himmlische Körper und irdische Körper; aber eine andere Herrlichkeit haben die himmlischen Körper und eine andere die irdischen.

15:41 Eine andere Klarheit hat die Sonne, eine andere Klarheit hat der Mond, eine andere Klarheit haben die Sterne; denn ein Stern übertrifft den andern an Klarheit.
Die nichtigen Leiber der Gerechten werden bei der Auferstehung verklärt oder herrlich gemacht werden, daß sie dem verherrlichten Leib Christi ähnlich seien. Sie wurden vorher in Unehre in die Erde gesäet, und werden in der Herrlichkeit auferstehen. Die heil. Schrift verbindet aber mit dem Begriff der Herrlichkeit den Begriff eines glänzenden Lichts; wie denn Luk. 2,9. gesagt wird, die Herrlichkeit des HErrn habe um die Hirten herum geleuchtet. Licht ist das Kleid, das Gott anhat (Ps. 104,2.), wenn Er in Seiner Herrlichkeit erscheint; weßwegen bei der Beschreibung aller solcher Erscheinungen eines glänzenden Lichts Meldung geschieht. Auch der Glanz der Sterne wird 1 Kor. 15,41. eine Herrlichkeit genannt. Paulus kam in seinem Brief auf die himmlischen Körper und insonderheit auf die Sterne und ihren Glanz, als er die Beschaffenheit der auferstandenen Leiber der Heiligen erläutern wollte. Also, setzt er hinzu, werde es auch bei der Auferstehung der Todten sein. Dieser Zusammenhang seiner Rede zeigt an, daß er die auferstandenen Leiber der Gerechten (denn von diesen ist hier allein die Rede) mit den himmlischen Körpern, die wir sehen, vergleiche, und daß er diese Vergleichung nicht nur in Ansehung der Herrlichkeit an sich, sondern auch in Ansehung der verschiedenen Stufen der Herrlichkeit anstelle; wiewohl doch aus seinen Worten nicht geschlossen werden darf, daß die verklärten Leiber nur der Sonne, den Mond und den Sternen gleich sein werden. Sie werden noch herrlicher sein. Nur findet er unter den sichtbaren Körpern keine, mit denen die verklärten Leiber in Ansehung der Herrlichkeit und der Verschiedenheit der Herrlichkeit eine so große Aehnlichkeit haben werden, als die himmlischen Körper.
Wie herrlich muß es in dem Neuen Jerusalem aussehen, wenn so viele glänzende Gerechte darin wohnen und wandeln werden! Auch die Engel erschienen immer in einem Glanz, wenn sie sich nicht verhüllet hatten. Wenn nun viele tausendmal tausend Engel und viele tausendmal tausend verklärte Menschen in dem Reich Gottes zusammen glänzen werden: welch‘ ein Licht wird das sein! und doch wohnet Gott noch überdieß in einem Licht, da Niemand zukommen kann, und Er ist ein Licht in einem so erhabenen Verstand, daß Seine Herrlichkeit aller erschaffenen Dinge Herrlichkeit unendlich übertrifft.
Gleichwie aber ein Stern den andern in der Herrlichkeit übertrifft: also wird auch ein verklärter Leib den andern nach der Auferstehung in der Herrlichkeit übertreffen. Gott wird diesen Unterschied nach Seinem freien Wohlgefallen bestimmen, dabei aber nach der Gerechtigkeit handeln; größere Treue im Thun und Leiden, eine sorgfältigere Enthaltung von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes, und ein völligeres Maß der Heiligung, das man bei Leibesleben erreicht hatte, wird eine größere Herrlichkeit in jener Welt nach sich ziehen. Diese Betrachtung soll den Ernst und Fleiß im Christenthum bei uns schärfen. Laßt uns also treu sein; denn ein jeder Gewinn in jener Welt wird unaussprechlich kostbar sein.
Die Stufe der Herrlichkeit, die ein Christ in jener Welt erreichen soll, wird ihm in dieser nie entdeckt. Denn es ist des Heilands Wille, daß er sich hier unten hin setze, oder für einen der Geringsten halte. Wenn aber der Heiland zu ihm sagen wird: Freund rücke hinauf! so wird er sich hoch freuen (Magnus Friedrich Roos)

15:42 Also auch die Auferstehung der Toten. Es wird gesät verweslich, und wird auferstehen unverweslich.
Der Blick auf die zerfallene Leibeshütte eines lieben Entschlafenen ist ein entsetzlicher. Eingefallen ist das traute Auge, das uns einst angeblickt voll Liebe, erbleicht sind die Lippen, die sonst so freundlich mit uns gesprochen, kalt und starr die Hand, die so fleißig für uns geschafft hat. Ach und wenn es das nur wäre, aber welches Spiel treibt der Tod mit seiner Beute! Todesblässe, Leichengeruch, Verwesung, Staub und Asche sind über ein Kleines das Gefolge des Königs der Schrecken. - Doch das da schläft, sind ja nicht unsere Geliebten, das da vermodert, sind ja nicht unsere heimgegangenen Freunde - es ist nur ihr irdisches Zelt, ihr zeitliches Gewand, das sie abgelegt und der mütterlichen Erde zurückgegeben haben, nein sie selbst, die theuern im Herrn Entschlafenen sind hoch empor gehoben über die Unruhe und den Unfrieden, über den Jammer und die Noth dieses Erdenlebens in jenes Friedensland, wo der Tod nicht mehr sein wird, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen, und Gott abwischen wird alle Thränen von den Augen der Seinen.
Das ist wohl tröstlich und kann die Trauer und den Schmerz mildern, aber die wir lieben, haben wir doch so lieb gehabt in dieser ihrer Menschengestalt, dies Auge, diese Hand, dies freundliche Angesicht, diese ganze theure Erdenhülle, die wir kannten, o wäre sie denn ewiglich verloren? Nein! auch dies Sterbliche soll nicht verloren sein, nur ihr Irdisches und Zeitliches soll verwelken, um einst schöner aufzublühen. Es wird eine Zeit kommen, wo das Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit. Was verweslich ist, wird auferstehen unverweslich, was gesäet wird in Unehre und in abschreckenden Moder zerfällt, wird auferstehen in Herrlichkeit, was in Schwachheit zusammenbricht, wird auferstehen in Kraft, und was auf dem irdischen und natürlichen Wege zerfällt in Staub, wird geistlich auferstehen. So werden sie denn nicht ewiglich geschlossen bleiben, die Augen, die der Tod gebrochen hat, sondern sie werden sich aufthun im Lande des Schauens, die Pulse werden wieder schlagen, die Lippen wieder reden, die Angesichter wieder strahlen im Glanze der alten Liebe, die unvergänglich ist, wie ihr ewiger Quell.
O des starken, köstlichen Trostes! So stehen wir denn an den Gräbern nicht wie die, welche keine Hoffnung haben, in maßloser, glaubensloser, trostloser Trauer, sondern blicken mit hocherhobenem Haupte aufwärts den Vollendeten nach. So viel ihrer auf dem Gottesacker schlafen, so viel verborgene Körnlein, deren Hülle äußerlich zerfällt, aber deren lebendiger Keim unverloren ist und einst sich erheben wird in neuer Herrlichkeit und Schöne. (Christian Wilhelm Spieker)

15:43 Es wird gesät in Unehre, und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit, und wird auferstehen in Kraft.

15:44 Es wird gesät ein natürlicher Leib, und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Ist ein natürlicher Leib, so ist auch ein geistlicher Leib.6)
Nicht nur unser Geist und unsere Seele, auch unser Leib soll rein, unbefleckt und unsträflich sein auf den Tag Jesu Christi. Das ist möglich, weil der Herr auch unsern Leib erlöst hat. Als zur Unsterblichkeit Berufener bewohnst du jetzt diese deine sterbliche Hütte, durch sie stehst du mit der irdischen Welt in Verbindung. Dein Leib ist dein Werkzeug, mit dem du das tust, was du zu tun willens bist. Von unserer Gesinnung und von unserem Charakter hängt es ab, wie dies Werkzeug angewandt wird; unsere Werke aber folgen uns dann nach in die Ewigkeit. Dieser Leib ist deines zukünftigen Leibes Saatkorn. Wie die Saat, so die Ernte. Wird ein missbrauchter Leib in die Erde gelegt, so steht ein Leib des Abscheus auf; wird aber ein Leib dem Schöße der Erde übergeben, der ein heiliger Tempel Gottes war, so steht ein Leib der Herrlichkeit auf. Eine bei kräftigem Sonnenschein und bei guter Witterung aufgewachsene und wohl reif gewordene Pflanze liefert einen Samen für eine kräftige und gesunde Pflanze; was aber bei wenig Sonne und sehr ungünstiger Witterung gewachsen ist, das kann auch keinen guten Samen für eine neue Pflanze abgeben. Ähnlich verhält es sich mit unserem Leibe; hat er Wiedergeburtsleben in sich aufgenommen, ist er jahrelang unter dem kräftigen Sonnenschein des Wortes Gottes gestanden, hat das Lebenswasser von oben, der Heilige Geist, ihn durchtränken können, hat eine gläubige Seele ihn bewohnt, so ist er ein edles Samenkorn für einen neuen geistlichen Leib, es wird etwas Rechtes daraus. Die Pflanze entspricht ihrem Samen, der Auferstehungsleib hängt mit dem jetzigen geheimnisvoll zusammen. (Markus Hauser)

15:45 Wie es geschrieben steht: der erste Mensch, Adam, „ward zu einer lebendigen Seele “, und der letzte Adam zum Geist, der da lebendig macht.
Jesus ist das Bundeshaupt seiner Auserwählten. Gleichwie jeder Erbe des Fleisches und Blutes persönlich teil hat an Adam, als an dem Bundeshaupt und Stellvertreter des Menschengeschlechts nach seiner Stellung zum Gesetz der Werke: so ist jede erlöste Seele unter dem Gesetz der Gnade eins mit dem Herrn, Werke: der vom Himmel gekommen ist, welcher ist der zweite Adam, der leidende Stellvertreter und Fürsprecher der Auserwählten in dem neuen Bund der Liebe. Der Apostel Paulus erklärt, dass Levi noch verborgen war in Abraham, als Melchisedek ihm begegnete; und so ist‘s eine gewisse Wahrheit, dass jeder Gläubige verborgen war in Christo Jesu, dem Mittler, da vor dieser Zeit in den Tagen vergangener Ewigkeiten die Bundes-Satzungen der Gnade festgestellt, gut geheißen und für alle Ewigkeit bestätigt wurden. Darum hat Christus alles, was Er getan hat, vollbracht für den ganzen Leib seiner Gemeinde. Wir sind in Ihm gekreuzigt und mit Ihm begraben, und, wunderbarer noch, wir sind auch mit Ihm auferwecket, und mit Ihm aufgefahren zu den Thronen in der Höhe. So hat die Gemeinde das Gesetz erfüllt, und „ist angenehm gemacht in dem Geliebten.“ So schaut der gerechte Jehovah mit Wohlgefallen auf sie herab, denn Er sieht in ihr Jesum, und Er schaut sie nicht anders an als verbunden mit ihrem Bundeshaupt. Als der gesalbte Erlöser Israels hat der Herr Jesus Christus nichts, was Ihn von seiner Gemeinde schiede, sondern alles, was Er besitzt, besitzt Er für sie und um ihretwillen. Adams Gerechtigkeit gehörte uns zu, solange er darin verharrte, und seine Sünde wurde unsere Sünde in dem Augenblick, da er sie beging; und ganz ebenso gehört alles, was der „letzte Adam“ ist oder tut, vollkommen uns zu wie Ihm selber, weil wir sehen, dass Er uns vertritt. Hier ist der Grundstein unsres Gnadenbundes. Diese gnädige Stellvertretung, welche Justin, den Märtyrer, zu dem Ausruf bewog: „O selige Veränderung, o selige Umwandlung!“ ist die Grundlage des Evangeliums von unsrer Erlösung, und wird aufgenommen mit starkem Glauben und entzückender Freude. (Charles Haddon Spurgeon)

15:46 Aber der geistliche Leib ist nicht der erste, sondern der natürliche; darnach der geistliche.

15:47 Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch; der andere Mensch ist der HERR vom Himmel.

15:48 Welcherlei der irdische ist, solcherlei sind auch die irdischen; und welcherlei der himmlische ist, solcherlei sind auch die himmlischen.
Haupt und Glieder sind derselben Natur teilhaftig, und gleichen nicht jenem großen und schrecklichen Bilde, das Nebukadnezar in seinem Traume erblickte. Das Haupt war von feinem Gold, seine Brust und Arme waren von Silber, aber sein Bauch und seine Lenden waren von Erz, seine Schenkel waren Eisen, und seine Füße waren einesteils Eisen und einesteils Ton. Christi geistlicher Leib ist keine widersinnige Zusammensetzung aus entgegengesetzten Bestandteilen; die Glieder waren sterblich, und darum musste auch Christus sterben; das verklärte Haupt ist unsterblich, und darum ist auch der Leib unsterblich, denn also stehet geschrieben: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ Gleichwie unser liebendes Haupt ist, so ist auch der Leib und jedes Glied insbesondere. Ein auserwähltes Haupt und auserwählte Glieder; ein angenehmes Haupt und angenehme Glieder; ein lebendiges Haupt und lebendige Glieder. Ist das Haupt lauteres Gold, so sind auch alle Teile des Leibes von lauterem Golde. So besteht also eine doppelte Vereinigung der Naturen als Grundlage für die innigste Gemeinschaft im Umgang. Halte hier still, andächtiger Leser, und siehe, ob du ohne entzückendes Staunen kannst die unendliche Herablassung des Sohnes Gottes betrachten, der deine Niedrigkeit und dein Elend zu solch seliger Vereinigung mit seiner Herrlichkeit erhöhet hat. Du bist so verächtlich und niedrig, dass du, eingedenk deiner Sterblichkeit, musst zur Verwesung sprechen: „Du bist mein Vater,“ und zum Wurm: „Du bist mein Bruder;“ und dennoch bist du in Christo so hoch geachtet, dass du zum Allmächtigen sagen kannst: „Abba, lieber Vater;“ und zum fleischgewordenen Gott: „Mein Bruder und mein Bräutigam.“ Wahrlich, wenn die Verwandtschaft mit alten und edlen Familien die Menschen stolz machen kann, dass sie sich für etwas Großes halten, so haben wir Grund, uns zu rühmen, mehr denn alle hohen Häupter. Der ärmste und verachtetste Gläubige soll an diesem Vorrecht festhalten; durch keinen gefühllosen Stumpfsinn lasse er sich verführen, seinen Stammbaum zu vernachlässigen, noch lasse er in törichter Anhänglichkeit an die Eitelkeiten dieser Zeit seine Gedanken gefangen nehmen, bis dass er von diesen herrlichen Vorrechten, von dieser himmlischen Ehre der Vereinigung mit Christo ausgeschlossen sein wird. (Charles Haddon Spurgeon)


Paulus vergleicht hier zwei Stammväter miteinander, und sagt, daß ihnen ihre Nachkommen ähnlich seien, wobei aber dieses als etwas Wunderbares zu bemerken ist, daß die Nachkommen des einen auch Nachkommen des andern werden können. Der erste Stammvater ist Adam, und diesen nennt Paulus den Irdischen, wie er denn auch V. 47. sagt: der erste Mensch ist von der Erden und irdisch. Es ist klar, daß er hier den Adam nicht als einen Sünder, sondern als ein Geschöpf Gottes beschreibe. Als Gott den Adam erschuf, so bildete Er ihn, als einen von der Erde genommenen Staub, 1 Mos. 2,7. Paulus redet hier freilich vom Leib Adams, weil er in diesem Kapitel von der Auferstehung der Leiber handelt, gibt aber doch zu verstehen, daß sich der ganze Zustand eines Menschen nach der Beschaffenheit seines Leibes richte, und deßwegen nennt er den Adam einen irdischen oder aus Leimen gebildeten Menschen, und sagt, seine Nachkommen seien auch dergleichen Menschen.
Ganz anders als Adam ist derjenige Stammvater beschaffen, welchen Paulus den Himmlischen und V. 47. den HErrn vom Himmel nennt. Dieser ist, wie wir leicht erkennen können, Jesus Christus. Paulus nennt ihn hier einen Menschen, weil er von der Auferstehung der Leiber handelt, bei welcher freilich nicht die göttliche, sondern die menschliche Natur Jesu, und insonderheit Sein auch auferstandener Leib das Urbild sein wird. Doch sagt Paulus nicht, daß Christus als Mensch vom Himmel sei, gleichwie er gesagt hatte, daß Adam von der Erde gewesen sei, denn der Leib Jesu ist nicht von einer himmlischen Materie gemacht, gleichwie der Leib Adams aus einer irdischen gemacht war. Christus ist aber der HErr vom Himmel, oder der HErr, der im Himmel ist, über den Himmel selber herrscht, und mit einer großen Herrlichkeit aus dem Himmel hernieder kommen wird, um die Leiber der Gerechten zu erwecken, und ihnen eine himmlische Herrlichkeit mitzutheilen. Unter demjenigen, was Gott erschaffen hat, ist dasjenige, das himmlisch ist, bei weitem das Feinste, das Edelste, das Prächtigste, und hat eine Anlage zu einer ewigen Dauer. Nun ist freilich die Herrlichkeit des eingebornen Sohnes Gottes größer als die Herrlichkeit des erschaffenen Himmels, doch nennt Ihn Paulus, da er Ihn als einen Auferstandenen und Verklärten, und als das Urbild aller auferstandenen und verklärten Gerechten vorstellt, den Himmlischen; weil Er der HErr des Himmels, und in den Himmel aufgefahren ist, und Seine Herrlichkeit näher an die Herrlichkeit der himmlischen Dinge gränzt, als an die Herrlichkeit der irdischen. Wir werden also nach unserer Auferstehung sein, wie der verklärte Mensch Christus ist; unsere Leiber, welche jetzt zu unserer Demüthigung dienen, werden Seinem verklärten Leib ähnlich sein. Wir werden himmlische Menschen sein, gleichwie Er himmlisch ist. Wie wir getragen haben das Bild des irdischen (Stammvaters), also werden wir auch tragen das Bild des himmlischen, V. 49. Von Christo werden wir die himmlische Herrlichkeit bekommen, gleichwie wir von Adam die irdische Beschaffenheit unserer Leiber durch die Fortpflanzung geerbt haben; und doch wird der Stoff des irdischen Leibes auch der Stoff des geistlichen und verklärten Leibes sein.(Magnus Friedrich Roos)

15:49 Und wie wir getragen haben das Bild des irdischen, also werden wir auch tragen das Bild des himmlischen.
Es war ein wunderbarer Vorgang, als der erste Mensch aus der vor ihm vorhandenen Natur heraus entstand. Mögen wir uns den Vorgang noch so unscheinbar denken, so dass er eng mit dem verbunden bleibt, was schon vorher geschaffen war, ein Wunder bleibt er, das mit der Unbegreiflichkeit eines neuen Anfangs ausgestattet ist. Nun geschieht noch ein zweiter Vorgang, der mit dem Erwachen des ersten Menschen vergleichbar ist, aber Gottes gnädigen Willen noch herrlicher vollzieht. Das ist jenes Wirken Gottes, das in der Menschheit den Sohn Gottes schuf. Beide, der Anfänger der natürlichen Menschheit und der Christus, sind Gottes Werk und haben, was sie sind, durch Gottes Willen empfangen. Aber für den natürlichen Menschen nahm Gottes schaffende Hand den Stoff aus der Erde, für die er geschaffen ward. Jesus dagegen bekam, was ihn zum Anfänger eines neuen Lebens macht, aus dem Himmel durch den Geist, der ihn macht, ihm das, was er inwendig ist, darreicht und ihn aus dem Tod erweckt und verklärt. Darum nennt ihn Paulus den himmlischen Menschen nicht erst, als er in den Himmel fuhr, sondern auch, als er unsere Art an sich trug, weil er im Besitz des Geistes war und darum das besaß, was den Himmlischen das Leben gibt. Darum wird uns erst an Jesus unser Ziel sichtbar, nicht schon am Reichtum der Kräfte, die uns durch unsere Geburt gegeben sind, nicht schon an dem, was die Natur aus uns macht. Weil wir nicht nur an einem irdischen Ahnherrn hängen, sondern mit dem himmlischen Menschen im Glauben verbunden sind, fährt unsere Hoffnung über alles empor, was die Natur uns zeigt, löst sich vor unserem ganzen natürlichen Eigentum und begehrt nicht für unseren gegenwärtigen Zustand die Fortsetzung und Verstärkung, sondern unser Hoffen hebt sich empor und begehrt nach jenem Bild, das uns unser durch den Geist vollendeter Herr an sich selber zeigt.
Heiliger Gott, Geber des Lebens, der Du zeitliches und ewiges Leben schaffst und uns Irdisches und Himmlisches bereitest, durch Deinen Schöpferwillen bin ich geworden und durch Deine allmächtig schaffende Gnade werde ich verklärt werden. Gib mir die lebendige Hoffnung, dass mich nicht fange und fessle, was irdisch ist, damit ich nach dem Kleinod laufe, das mir die himmlische Berufung von oben zeigt. Amen.(Adolf Schlatter)


Paulus handelt 1 Kor. 15. ausführlich von der Auferstehung der Gerechten zum ewigen Leben, und beantwortet hiebei die Frage: Wie werden die Todten auferstehen? und mit welcherlei Leib werden sie kommen? V. 35. und sagt in der Antwort unter Anderem V. 44.: Es wird gesäet ein natürlicher Leib, und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Es gibt einen natürlichen Leib, und es gibt einen geistlichen Leib; gleichwie es nach V. 40. himmlische Körper und irdische Körper gibt. Hierauf lehrt er, welches der Stammväter des natürlichen oder irdischen Leibes sei, und nennet in dieser Absicht den Adam, welchen er hier nicht als den ersten Sünder, sondern nur als den ersten Menschen vorstellt, der durch die Schöpfung in’s natürliche Leben gemacht, oder, wie 1 Mos. 2,7. steht, zu einer lebendigen Seele, und nicht zu einem lebendigmachenden Geist gemacht worden sei. Er nennet ihn auch V. 47. den irdenen Menschen, der von der Erde genommen worden sei, folglich keinen himmlischen Leib habe. Das Bild dieses irdischen Stammvaters tragen die Gerechten, so lang ihre Leiber natürlich und irdisch sind; da dann auch ihre Seelen an diese Leiber gebunden sind, sie mühsam bewegen, durch sie mit einer ermüdenden Arbeit wirken, und durch sie Empfindungen und Vorstellungen bekommen, welche der Beschaffenheit irdischer Leiber, deren Leben im Blut ist, gemäß sind. Ueberdieß sind diese Leiber durch den Sündenfall Adams auch noch verweslich, unansehnlich und schwach worden, und werden als solche wie Weizenkörner, die ersterben müssen, in die Erde gesäet. Woher kommt aber der geistliche oder himmlische Leib, der durch die Auferstehung aus dem natürlichen und irdischen werden soll? Sein Urheber ist Christus, welcher durch Seine Erhöhung zu einem lebendigmachenden Geist worden ist. Paulus nennet Ihn V. 47. den HErrn vom Himmel, weil Er bei der Auferweckung der Todten vom Himmel kommt. Er nennet ihn auch V. 48. den Himmlischen (Menschen oder Stammvater) und sagt, die himmlischen Menschen werden von Seiner Art sein, gleichwie die irdenen Menschen von der Art des irdenen Stammvaters seien. Endlich faßt Er Alles in dem Ausspruch zusammen: Wie wir das Bild des Irdischen (Adams auf Erden) bisher getragen haben: also werden wir auch tragen das Bild des Himmlischen. Wir werden verkläret sein, wie Er, himmlische Menschen sein, wie Er, geistliche Leiber haben, ja ganz Geist sein, wie Er. Nur sollen wir nicht meinen, der geistliche Leib, welcher nach dem natürlichen entsteht, werde aus Nichts erschaffen, oder aus einem fremden Stoff gemacht werden. Nein: sondern der natürliche Leib ist das Samenkorn, woraus der geistliche wird: oder das Verwesliche ist, welches die Unverweslichkeit anziehen wird, und das Sterbliche ist’s, welches die Unsterblichkeit anziehen wird, V. 53.54., und durch dieses Anziehen wird das Verwesliche und Sterbliche aufhören, V. 50., sondern dagegen geistliche und himmlisch, folglich unverweslich und unsterblich werden. Hiemit tröste sich ein Jeder, dessen unsterblicher Geist oft durch die irdische Hütte beschweret wird, und dem vor der Verwesung grauet. (Magnus Friedrich Roos)

15:50 Das sage ich aber, liebe Brüder, daß Fleisch und Blut nicht können das Reich Gottes ererben; auch wird das Verwesliche nicht erben das Unverwesliche.

15:51 Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden;

15:52 und dasselbe plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune schallen, und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden.

15:53 Denn dies Verwesliche muß anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muß anziehen die Unsterblichkeit.7)

15:54 Wenn aber das Verwesliche wird anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche wird anziehen die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht:

15:55 „Der Tod ist verschlungen in den Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“

15:56 Aber der Stachel des Todes ist die Sünde; die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz.
Die Hölle, welche Scheol oder Hades heißt, ist derjenige Theil der unsichtbaren Welt, da stille Unthätigkeit herrscht, wie Salomo Pred. 9,10. sagt. Die Pforten dieser Hölle, das ist ihre Macht, wird von Christo als feindselig gegen die Kirche Christi beschrieben, Matth. 16,18. Diese Hölle wird als das Unterste dem Himmel als dem Obersten oder Höchsten in der Welt entgegengesetzt Matth. 11,23. Wenn die Gerechten im Alten Testament in eine große Traurigkeit versanken, und hernach wieder heiter und fröhlich wurden, so sagten sie, sie seien in die Hölle und aus derselben wieder herausgeführt worden. 1 Sam. 2,6. Ps. 18,6. 30,4. 86,13. 116,3. Die Seele Christi war nach Seinem Tod in dieser Hölle, ob sie aber gleich von der Macht derselben nicht bedränget, und noch weniger überwältigt werden konnte, so tröstete Er Sich doch vorher mit der Hoffnung, daß der Vater Seine Seele nicht in der Hölle lassen, und nicht zugeben werden, daß Sein Leib im Grab verwese, Ps. 16,10. Diese Hölle ist von einem sehr weiten Umfang. Der schrecklichste Theil derselben heißt die untere Hölle, 5 Mos. 32,22. Die Seele des reichen Mannes war so in der Hölle, daß sie in einer Flamme Pein litt (Luk. 16,23.24.). Es wird auch der Name Grube (Jes. 14,15.) und Gefängniß (1 Petr. 3,19. Matth. 5,25.) gebraucht, wenn von der Hölle die Rede ist; wie denn ein jedes tiefes Gefängniß eine Grube genennet wird, Jer. 37,16. 38,6. Der Sieg dieser Hölle besteht nicht nur darin, daß sie Alles auf eine unersättliche Art verschlingt, Spr. Sal. 30,16., und die Seelen als ihre Gefangenen nicht wieder zu ihren Leibern und zu dem irdischen Leben zurückkehren läßt, Hiob 7,9., sondern auch und noch vielmehr darin, daß sie, wenn sie auch am jüngsten Tag ihre Todten hergeben muß, in den feurigen Pfuhl geworfen wird, alsdann auch alle ihre Gefangenen, die nicht im Buch des Lebens geschrieben sind, in diesen feurigen Pfuhl, welcher etwas Aergeres ist als die Geisterhölle (Hades), geworfen werden, Offenb. 20,14.15.
Diejenigen, welche in die Hölle (Hades) kommen werden, sind vorher von dem Stachel des Todes tödtlich verwundet worden, und dieses ist auch den Leibern der Gerechten, deren Seelen der Hölle entgehen, widerfahren; dieser Stachel aber ist, wie Paulus sagt, die Sünde; die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz, weil die Sünde nicht zugerechnet würde, wenn kein Gesetz wäre, Röm. 5,13. Der Tod ist dem Leben entgegen gesetzt, gleichwie die Hölle dem Himmel. Nun sagt Paulus, daß bei der Auferstehung der Gerechten das Wort werde erfüllt werden: der Tod ist verschlungen in den Sieg, weil alsdann das Leben, und zwar ein ewiges und durch keine Schwachheit eingeschränktes Leben allen Gerechten auch in Ansehung ihrer Leiber gerichtlich zuerkannt und wirklich geschenkt sein wird. Tod, wo ist dein Stachel, die Sünde? um derentwillen wenigstens die Leiber der Gerechten sterben mußten, Röm. 8,10. Sie ist nun völlig ausgetilgt und abgethan. Hölle, wo ist ein Sieg? Es hat damit bei den Gerechten gefehlt, weil sie durch einen richterlichen Ausspruch der Hölle auf ewig entrückt, und ganz in’s himmlische Wesen hineingesetzt sind. Gott aber sei Dank, setzt Paulus hinzu, der uns, die wir gerechtfertigt sind, den Sieg nach der Hoffnung schon gegeben hat durch unsern HErrn Jesum Christ.(Magnus Friedrich Roos)

15:57 Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern HERRN Jesus Christus!8)
Ja, Dank und Preis dir, o Ewiger, daß du deinen Heiligen die Verwesung nicht sehen ließest, sondern ihn auferwecket hast von den Todten und gesetzet zur Rechten deiner Herrlichkeit. Er ist unser Hirt und Heiland, unser Führer und Vorbild, und wie er zu unserer Erlösung unsere sterbliche Natur angenommen, so sollen wir in des Glaubens und in der Liebe Kraft auch seiner göttlichen Natur theilhaftig werden. Nun Christus auferstanden, werden wir auch durch ihn und mit ihm in einem neuen Leben wandeln. Alles Zweifeln und Sorgen, alles Zittern und Zagen verschwindet vor dem Glanze des Auferstandenen, und in heiliger Demuth und Freude fallen wir mit Thomas vor ihm nieder und sprechen: „Mein Herr und mein Gott!
So freue dich denn, meine Seele, des herrlichen Sieges deines triumphirenden Erlösers! Freue dich, daß du ihn kennest, daß du an ihn glaubst und ihm angehörst! Freue dich deiner Unsterblichkeit und deiner seligen Gemeinschaft mit dem Ueberwinder über Tod und Grab. Bist du voll Traurigkeit und schwerer Sorgen; ist dir bange vor Warten der Dinge, die da kommen sollen; will dich Kleinmuth und Verzagtheit beschleichen, und treten dir die Schatten des Todes ängstigend entgegen: o blicke auf den Wiedererstandenen, der die Welt überwunden, des Kreuzes Noth überstanden und dem nun alle Macht im Himmel und auf Erden gegeben ist. Nun kann er selig machen Alle, die durch ihn zu Gott kommen.
Darum ist mein Geist so fröhlich im Herrn und meine Seele so getrost in meinem Gott. Es hat es kein Auge gesehen und kein Ohr gehört und ist in keines Menschen Herz gekommen, was Gott bereitet hat Denen, die ihn lieben. Vor ihm ist Freude die Fülle und liebliches Wesen zu seiner Rechten immer und ewiglich. (Christian Wilhelm Spieker)

15:58 Darum, meine lieben Brüder, seid fest, unbeweglich, und nehmet immer zu in dem Werk des HERRN, sintemal ihr wisset, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem HERRN.
Noch heut zu Tage geht es den Ungläubigen, wie damals den Sadducäern, sie sagen: „es giebt keine Auferstehung der Todten, denn wir können ihre Möglichkeit nicht begreifen, folglich ist sie nicht wahr; wenn noch die Leiche bliebe und unverändert nach Jahrhunderten noch so wäre, wie sie wenige Stunden nach dem Tode ist, dann wäre der Glaube leichter; aber ach nicht einmal eine Leiche bleibt die Leiche, auf den Tod folgt die Verwesung. Wo sind die Leichen der Verstorbenen von Abel an? Man findet ihre Spur nicht, sie sind wie vernichtet.“ Paulus antwortet: du Narr, solch ein Schluß wäre unvernünftig und thöricht, das du säest, wird nicht lebendig, es sterbe denn; was ihr als einen Beweis gegen die Möglichkeit der Auferstehung anführt, ist ja gerade das, ohne welches keine Auferstehung möglich wäre. Tod und Verwesung ist ja auch nicht Vernichtung, sondern der Weg zum Leben und zur Auferstehung. Woher kommt das Leben des Samenkorns? Vom Tode. Woraus entstehen Pflanzen und Blumen und Bäume? Aus der Verwesung. Dem kleinen, geringen Korn nun sollte dieser Weg ein Weg zum Leben sein, dem Menschen aber, dem Könige der Schöpfung, derselbe Weg ein Weg der Vernichtung? Nimmermehr! Das kleine Korn bestätigt die große Verheißung der Auferstehung. Gott hätte aus dem Samenkorn auf andere Weise Pflanzen und Blumen und Bäume hervorbringen können aber Er hat ihm diesen Weg durch Tod und Verwesung zum Leben angewiesen, uns zu gut, damit das Schauerliche und Grausenhafte des Weges durch die Verheißung seines Worts und durch die lieblichen Bilder und Gleichnisse um uns her verdrängt, und selbst das Schrecklichste, die Verwesung, uns tröstlich und erfreulich würde. Für diese herablassende und belehrende Gnade danke ich und preise seinen Namen! Der Gedanke an Tod und Verwesung soll mir nun immer vertrauter und erfreulicher werden. Fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, anhaltend am Gebet will ich meinen Weg fortwandeln. Es ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volk Gottes. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Es hat ein in der Corinthischen Gemeine entstandener schrecklicher Irrthum, indem einige die Auferstehung der Todten leugneten, dem Apostel Gelegenheit gegeben, in diesem Kapitel - nach vorhergehender allgemeiner Erinnerung des ihnen gepredigten Evangelii - auf das kräftigste und nachdrücklichste zu beweisen, daß unsere Auferstehung mit der Auferweckung Christi von den Todten unzertrennlich zusammenhänge, daß beide zum Grund des Glaubens und Christenthums gehören, und daß beide auf eine ganz bündige und unwidersprechliche Weise bekräftiget seyen; wobei er am Ende unterschiedliches, was die Art und Beschaffenheit unserer künftigen Auferstehung erläutern kann, aus göttlicher Offenbarung mit beifüget.
Gleichwie wir nun billigerweise erschrecken, daß in einer so berühmten Gemeine, da der Apostel so lange und getreulich das Evangelium geprediget, so bald nach seinem Abzug ein solcher Irrthum überhand nehmen konnte, der den ganzen Grund des Christenthums umstößet, ebenso preisen wir Gottes Weisheit und Güte, die aus einer so bösen Sache das Gute herausgebracht hat, daß dieser wichtige Artikel zu unserer Lehre und zu unserem Trost so mächtig durch den Apostel behauptet worden ist. Wir wenden also diesen apostolischen Unterricht an zu unserer Ueberzeugung von dieser Grundwahrheit - und setzen unserer zweifelnden Vernunft die Kraft des allmächtigen Schöpfers, der es thun kann, und das untrügliche Wort des wahrhaftigen Gottes entgegen, der uns auch hievon Seinen heiligen Willen in der heiligen Schrift geoffenbaret hat. Wir trösten uns daraus in allem Leiden dieses Lebens und wider die Furcht des Todes, ermuntern uns aber auch dabei zur Beständigkeit im Glauben und zum Fleiß in der Gottseligkeit, damit wir uns künftig einer seligen Auferstehung zu versehen haben mögen. Wir erinnern uns sodann insgemein unter einander der heilsamen Lehre des Evangelii, dessen Kraft der Apostel im Anfang des Kapitels rühmet, und danken Gott, daß Er dasselbe auch uns bisher hat verkündigen lassen; wir bitten Ihn aber auch dabei, diese Verkündigung möge künftig allezeit mit solchem Segen geschehen, daß wir das gepredigte Wort nicht nur hören, sondern auch im Herzen durch den Glauben annehmen, in demselben auch stehen und beständig verharren - und endlich durch dasselbe selig werden mögen. (Veit Dieterich)


Ein Arbeiter ist seines Lohnes werth. Dieses sagte Christus Luk. 10,7. und der Heilige Geist durch Paulus 1 tim. 5,18. Der Lohn eines Ackermanns ist die Ernte, der Lohn eines Taglöhners die Speise und das Geld, so er bekommt, u.s.w. Und so wird Vieles in der Welt freiwillig oder vermöge eines Vertrags belohnt. Allein ein Christ thut Vieles, wofür er von Menschen keinen Lohn verlangt und erwartet. Er schaffet für sich selbst mit Furcht und Zittern, daß er selig werde. Er sucht Andere mit Worten und Werken zur Buße und zum Glauben zu reizen. Er übet Barmherzigkeit und Geduld, und theilt den Armen von seinem Vermögen mit. Er enthält sich aller Dinge, die seiner Seele schädlich, und seinem Christenlauf hinderlich sind, obschon viele derselben ihm nach den bürgerlichen Rechten und Gebräuchen erlaubt wären. Und so übernimmt er in seinem Hausstand, in seiner Kinderzucht, in seinem Amt und in seinem Umgang mit dem Nächsten immer mehr Arbeit, als ihm von Menschen befohlen ist, und auf Erden belohnt wird. Ja, er thut auch dasjenige, wofür er einen irdischen Lohn empfängt, in der Lauterkeit und Einfältigkeit seines Herzens um des HErrn willen, und siehet dasjenige, was er auf Erden dafür empfängt, nicht für seinen völligen Lohn an.
Ist aber nicht ein Arbeiter seines Lohnes auch bei Gott werth? Ja, aber nicht so, daß ihm Gott etwas schuldig wäre: denn weil Alles Sein ist, was unter allen Himmel ist, weil das Wesen des Arbeiters und seine Kraft, womit er arbeitet, von Ihm ist, weil Alles nur durch Ihn gelingt, und zu Seiner Ehre Alles geschehen soll, so kann er sagen: wer hat Mir etwas zuvorgegeben, daß Ich’s ihm vergelte? Hiob 41,2. Röm. 11,35.36. Und weil alles Gute, das von Gott auf die Menschen fließt, aus Gnaden kommt, so ist’s nicht aus Verdienst der Werke: sonst würde Gnade nicht Gnade sein. Wäre es aber aus Verdienst der Werke, so wäre die Gnade nichts: sonst wäre Verdienst nicht Verdienst. Röm. 11,6. Aus Gnaden also hält der gütige und reiche Gott den Arbeiter seines Lohnes werth, und gibt ihm diesen Lohn zur rechten Zeit. Wann ist aber diese Zeit? Sie ist in gewissem Maße immerdar: denn zu allen Zeiten vergilt Gott die Arbeit, die man um Seines Namens willen übernimmt, mit Seinem Segen. Doch der Tag Jesu Christi ist die Zeit der völligen Vergeltung. An demselben wird Er kommen, und sein Lohn mit Ihm, zu geben einem Jeglichen, wie sein Werk bei der Entdeckung und Schätzung desselben sein wird. Offenb. Joh. 22,12. Wer dafür hält, daß er diesem HErrn diene, wird von Herzen thun, was er thut, und wird mehr thun, als ein Jeder, der nur als ein Menschenknecht handelt. Er wird aber auch von dem HErrn die Vergeltung des Erbes empfahen. Was ein Erbe heißt, folglich vermöge des Kindschaftsrechts umsonst gegeben wird, wird zugleich auch eine Vergeltung der Arbeit sein, die man im Dienst des HErrn, welcher zugleich Vater ist, übernommen hat. Man erwäge, was Paulus Kol. 3,22.23.24. zu den leibeigenen Knechten, die Christen waren, sagte, und mache daraus den Schluß, daß nur derjenige läßig und unmuthig in der Ausübung seiner Pflichten sei, und immer über den Undank der Menschen klage, der die Vergeltung des himmlischen Erbes oder den göttlichen Gnadenlohn nicht hoffet und als sein Ziel vor Augen hat. (Magnus Friedrich Roos)

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