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Lukas, Kapitel 24

Lukas, Kapitel 24

24:1 Aber am ersten Tage der Woche sehr früh kamen sie zum Grabe und trugen die Spezerei, die sie bereitet hatten, und etliche mit ihnen.

24:2 Sie fanden aber den Stein abgewälzt von dem Grabe

24:3 und gingen hinein und fanden den Leib des HERRN Jesu nicht.

24:4 Und da sie darum bekümmert waren, siehe, da traten zu ihnen zwei Männer mit glänzenden Kleidern.

24:5 Und sie erschraken und schlugen ihre Angesichter nieder zur Erde. Da sprachen die zu ihnen: Was suchet ihr den Lebendigen bei den Toten?

24:6 Er ist nicht hier; er ist auferstanden. Gedenket daran, wie er euch sagte, da er noch in Galiläa war 1)
Welch ein Wort für die trauernden Jünger! Boten von oben sagen ihnen, was geschehen ist. In strahlenden Kleidern überbringen Himmelsbewohner den Verlassenen die wunderbare Kunde. Er, der Heißgeliebte, ist nicht tot. Er lebt, Er ist wahrhaftig auferstanden! Welch eine heilige Freude erweckt dies in liebedurchglühten Herzen! - Das Sterben ist ein großer Schmerz. Da wird der Mensch auseinandergerissen, eine merkwürdige Trennung des Zusammengehörigen findet statt. - Aber nun: Auferstehung und Wiedervereinigung mit dem Leibe! Die Jünger hatten den Herrn wirklich wieder. Sie konnten Ihn sehen, Ihn betasten, mit Ihm von Angesicht zu Angesicht reden, ja, Er hält mit ihnen das Mahl. Sie sind nun tatsächlich davon überführt: der Meister ist Todesüberwinder, Lebensfürst, ist selbst die Auferstehung und das Leben. Da hat sie Freude und Wonne ergriffen. 40 Tage lang durften sie die leibliche Gegenwart des auferstandenen Gottmenschen genießen. Wie tief mußte Er ihnen da ins Herz hineinwachsen! Vom Reiche Gottes redete Er in dieser Zeit besonders mit ihnen. Da konnten sie in die Wunderwege Gottes hineinblicken, da wurde ihnen der Herr aufs neue groß, und viele Seiner Reden verstanden sie nun erst recht. Das ganze Geheimnis der Erlösung wurde ihnen erschlossen; weg war aller Zweifel Spur. Ewig ungeschieden von Jesus, welch ein Gedanke für einen Menschen, der sein Heil erkannt und gefunden in dem Gekreuzigten und Auferstandenen! (Markus Hauser)

24:7 und sprach: Des Menschen Sohn muß überantwortet werden in die Hände der Sünder und gekreuzigt werden und am dritten Tage auferstehen.

24:8 Und sie gedachten an seine Worte.

24:9 Und sie gingen wieder vom Grabe und verkündigten das alles den Elfen und den andern allen.

24:10 Es war aber Maria Magdalena und Johanna und Maria, des Jakobus Mutter, und andere mit ihnen, die solches den Aposteln sagten.

24:11 Und es deuchten sie ihre Worte eben, als wären's Märlein, und sie glaubten ihnen nicht.

24:12 Petrus aber stand auf und lief zum Grabe und bückte sich hinein und sah die leinenen Tücher allein liegen; und ging davon, und es nahm ihn wunder, wie es zuginge.

24:13 Und siehe, zwei aus ihnen gingen an demselben Tage in einen Flecken, der war von Jerusalem sechzig Feld Wegs weit; des Name heißt Emmaus.

24:14 Und sie redeten miteinander von allen diesen Geschichten.

24:15 Und es geschah, da sie so redeten und befragten sich miteinander, nahte sich Jesus zu ihnen und wandelte mit ihnen.

24:16 Aber ihre Augen wurden gehalten, daß sie ihn nicht kannten.
Die Jünger hätten doch den Herrn Jesum kennen sollen, sie hatten seine Stimme so oft gehört und so oft in sein liebreiches Antlitz geschaut, dass es zum Verwundern ist, wie sie Ihn nicht mehr kennen konnten. Und ist nicht doch bei uns das nämliche der Fall? Du hast den Herrn Jesum jüngst nicht gesehen. Du bist ein Gast an seinem Tisch gewesen und bist Ihm daselbst nicht begegnet. Du bist heute abend in tiefer Traurigkeit, und ob Er gleich offen sagt: „Ich bin‘s, fürchte dich nicht,“ so kannst du Ihn doch nicht entdecken. Ach, eure Augen werden gehalten. Wir kennen seine Stimme; wir haben in sein Antlitz geschaut; wir haben unser Haupt an seine Brust gelehnt, und obgleich uns der Herr Jesus sehr nahe ist, sprechen wir doch: „Ach, dass ich doch wüsste, wo ich Ihn finden könnte!“ Wir sollten Jesum kennen, denn wir haben die Heilige Schrift, aus welcher uns sein Bild zurückstrahlt: und doch geschieht es so leicht, dass wir das köstliche Buch auftun und auch keine Spur von unserem geliebten Freund entdecken. Liebes Kind Gottes, bist du in dieser Lage? Jesus weidet unter den Rosen des Wortes Gottes, und du wanderst unter diesen Rosen, und du siehst Ihn doch nicht. Er pflegt in den Schattengängen der Heiligen Schrift zu wandeln und mit den Seinen zu verkehren, wie sein Vater mit Adam des Abends, da der Tag kühl geworden war; und doch bist du im Eden der Heiligen Schrift, ohne dass du Ihn erblickst, obgleich Er immer daselbst ist. Und warum sehen wir Ihn nicht? Bei uns ist, wie bei den Jüngern, der Unglaube schuld daran. Sie erwarteten offenbar nicht, dem Herrn Jesus zu begegnen, und darum erkannten sie Ihn nicht. Im Geistlichen wird uns fast immer geschenkt, was wir vom Herrn erwarten und hoffen. Der Glaube allein offenbart uns den Herrn Jesum. O, lass doch das deine Bitte sein: „Herr, öffne mir die Augen, damit ich meinen Heiland bei mir erblicke.“ Es ist etwas Seliges darum, wenn es uns drängt, Ihn zu sehen; aber o, wie viel besser ist es doch, wenn wir Ihn mit Augen sehen. Denen, die Ihn suchen, ist Er köstlich, aber denen, die Ihn finden, ist Er unaussprechlich teuer! „Ja, schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist; wohl dem, der auf Ihn trauet!“ (Charles Haddon Spurgeon)

24:17 Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Reden, die ihr zwischen euch handelt unterwegs, und seid traurig?

24:18 Da antwortete einer mit Namen Kleophas und sprach zu ihm: Bist du allein unter den Fremdlingen zu Jerusalem, der nicht wisse, was in diesen Tagen darin geschehen ist?

24:19 Und er sprach zu ihnen: Welches? Sie aber sprachen zu ihm: Das von Jesus von Nazareth, welcher war ein Prophet mächtig von Taten und Worten vor Gott und allem Volk;

24:20 wie ihn unsre Hohenpriester und Obersten überantwortet haben zur Verdammnis des Todes und gekreuzigt.

24:21 Wir aber hofften, er sollte Israel erlösen. Und über das alles ist heute der dritte Tag, daß solches geschehen ist.
Alle Tatsachen, die die Jünger feststellten, waren richtig; aber die Folgerungen, die sie aus diesen Tatsamen zogen, waren falsch. Alles, was geistlich nach Niedergeschlagenheit schmeckt, ist falsch. Wenn ich von Niedergeschlagenheit und Bedrückung befallen werde, bin ich selbst zu tadeln - nicht Gott oder jemand anders. Die Niedergeschlagenheit kann aus zwei Quellen stammen: entweder ich habe eine Begierde befriedigt oder ich habe sie nicht befriedigt. Begierde bedeutet; „Ich möchte das sofort haben.“ Geistliche Begierde läßt mich eine Antwort von Gott verlangen, anstatt den Gott zu suchen, der die Antwort gibt. Hier hatten die Jünger die Begierde, Jesus ihrer besonderen Vorstellung entsprechend zu sehen. Was habe ich gehofft, daß Gott tun würde? Und heute - in der unmittelbaren Gegenwart - ist der dritte Tag, und er hat es noch nicht getan; folglich habe ich das Recht, niedergeschlagen zu sein und Gott zu tadeln. Immer, wenn wir in erster Linie darauf bestehen, daß Gott unsere Gebete beantworten müsse, sind wir aus dem richtigen Geleise geraten.
Der Sinn des Gebets ist, Gott zu finden, und nicht die Antwort. Es ist unmöglich, sich körperlich wohl zu fühlen und dennoch niedergeschlagen zu sein; Niedergeschlagenheit ist ein Zeichen von Krankheit; und dasselbe trifft auch geistlich zu. Geistliche Niedergeschlagenheit ist unrecht, und wir sind immer dafür zu tadeln.
Wir warten auf Visionen vom Himmel, auf Erdbeben und Donnerschläge durch den Machtspruch Gottes (die Tatsache unserer Niedergeschlagenheit beweist es) und lassen uns nicht träumen, daß Gott immerfort in den gewöhnlichen Dingen und Menschen um uns herum ist. Wenn wir die Pflicht erfüllen, die uns am nächsten liegt, werden wir ihn sehen. Eine der überraschendsten Offenbarungen Gottes wird uns dann zuteil, wenn wir lernen, daß es die alltäglichen Dinge sind, in denen die Göttlichkeit Jesu Christ wahrgenommen wird. (Oswald Chambers)

24:22 Auch haben uns erschreckt etliche Weiber der Unsern; die sind früh bei dem Grabe gewesen,

24:23 haben seinen Leib nicht gefunden, kommen und sagen, sie haben ein Gesicht der Engel gesehen, welche sagen, er lebe.

24:24 Und etliche unter uns gingen hin zum Grabe und fanden's also, wie die Weiber sagten; aber ihn sahen sie nicht.

24:25 Und er sprach zu ihnen: O ihr Toren und träges Herzens, zu glauben alle dem, was die Propheten geredet haben!
Der Unglaube schminkt sich oft mit dem Namen der Weisheit: der HErr Jesus aber nennt ihn eine Thorheit; auch wird die Unentschlossenheit, bei welcher man der Wahrheit lange den Beifall versagt, oft eine kluge Behutsamkeit genannt; der HErr Jesus aber nennt sie eine Trägheit oder Langsamkeit des Herzens. Verständig soll man werden durch die Erkenntniß der Wahrheit, und schnell zum Glauben. Wo ist aber die Wahrheit, die man glauben soll? Sie ist in den Schriften der Propheten anzutreffen. Man soll nicht erst prüfen, sondern schnell glauben, was die Propheten geredet haben, wie der HErr Jesus zu verstehen gab, und eben damit bezeugte, daß alle Schriften der Propheten von Gott eingegeben seien. Soll man aber nicht auch schnell glauben, was der HErr selbst gepredigt hat, und was Seine Apostel, welche größer als die Propheten waren, gelehrt haben? Ohne Zweifel. Nicht wer zweifelt, sondern wer glaubt und getauft wird, wird selig, wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden. Es gibt zwei Wege, durch welche der Mensch zu einer Erkenntniß und zu einer Gewißheit in der Erkenntniß gelangen kann. Der eine Weg ist der Weg der leiblichen Sinnen, und diesen Weg geht man in Ansehung der natürlichen und gegenwärtigen Dinge. Der andere Weg ist der Weg eines glaubwürdigen Zeugnisses und auf diesem Weg gelangt man zur Erkenntniß und Gewißheit von demjenigen, was entfernt, zukünftig und unsichtbar ist. Welcher Zeuge nun hat so viel Ansehen, daß er mir sagen kann, wie es bei der Schöpfung hergegangen sei, die kein Mensch gesehen hat, was zwischen dem Vater und Sohn bei der Erlösung des menschlichen Geschlechts vorgegangen sei, was der Mensch in Rücksicht auf den Zustand nach Seinem Tod zu hoffen, oder zu fürchten habe, und was noch vor, bei und nach dem Ende der Welt vorgehen werde. Dieses Alles hat kein Auge gesehen, und kein Ohr gehört, auch ist es in keines Menschen Herz gekommen. Wollten aber die Menschen von demjenigen, das sie durch die leibliche Sinnen erkennen, im Schließen fortschreiten, und auf diese Weise errathen, was Gott gethan habe, oder thun werde, so würden sie, wie das Beispiel der weisesten Heiden lehrt, zu keiner Gewißheit kommen. Gottes Zeugniß kann uns hierin allein gewiß machen. Er hat vor Zeiten manchmal und auf mancherlei Weise zu den Vätern geredet durch die Propheten, in den letzten Tagen aber durch den Sohn, Hebr. 1,1.2. den Aposteln aber hat der Sohn Gottes befohlen, das Evangelium aller Kreatur zu predigen, und hinzu gesetzt, wer’s glaube und getauft werde, soll selig werden. Paulus hat insonderheit von allen Aposteln gesagt: Gott habe ihnen die Dinge, die sonst Niemand wissen können, durch Seinen Geist geoffenbart, 1 Kor. 2,10. von sich selbst aber, V. 4.5.: Sein Wort und Seine Predigt sei nicht in vernünftigen Reden menschlicher Weisheit, sondern in Beweisung des Geistes und der Kraft, auf daß der Glaube derer, die Sein Wort annehmen, nicht auf Menschenweisheit bestehe, sondern auf Gottes Kraft. Auch nennt Er Sein Wort 1 Thess. 2,13. ausdrücklich Gottes Wort. Hier ist also ein schneller glaube die größte Weisheit.(Magnus Friedrich Roos)


Trost in bangem, schwerem Weh, süße Aussichten mitten in herbem Schmerze hätten die Jünger gehabt, wenn sie auf Jesu Verheißungsworte geachtet hätten und ihr Herz auf die Auferstehung gerichtet gewesen wäre. Merke dir das, dem Herrn vertrauende Seele! Nicht sorgfältig genug können wir Jesu Wort aufnehmen, bewegen, beherzigen. Bittere Täuschungen mancherlei Art bleiben denjenigen Christen erspart. die ganz und gar im Worte leben und sich auf das Wort verlassen. Die Kunde vom leeren Grab bringt eine Bewegung unter die Jünger. „Jesu Grab ist leer!“ Das fährt in sie. Sie eilen hinaus, sie überzeugen sich. Was ist doch da geschehen, fragen sie sich. Aber das leere Grab kann sie nicht zum Lichte führen. Noch finden sie die rechte Spur nicht, sehr nahe lag sie. Jesu Wort: „Ich werde auferstehen“ ist eben noch nicht lebendig in ihnen. An einen neuen Anschlag der Feinde denken sie. Weggetragen, uns ganz entzogen haben sie den lieben Herrn! Welch ein Schrecken! Es wird nicht helle, es wird dunkel in ihnen; so gehen sie denn ratlos und trostlos heim. „Das ist eine ernste Predigt für uns. Solche Folgen also kann es haben, wenn Jesu Wort nicht in uns lebt. Verstand und Einsicht sind wie verschlossen, das uns umgebende Licht dringt nicht ein. Die Pharisäer dachten an Jesu Auferstehungswort, die Jünger aber nicht. Siehst du, woher nicht selten die dunkeln Tage und die bangen Stunden kommen? Denk daran, wenn wieder Woge um Woge deine Seele in große Ängste verseht. Das erlösende Wort ist gesprochen. Glaube kindlich! (Markus Hauser)

24:26 Mußte nicht Christus solches leiden und zu seiner Herrlichkeit eingehen?

24:27 Und fing an von Mose und allen Propheten und legte ihnen alle Schriften aus, die von ihm gesagt waren.
Die beiden Jünger auf dem Wege nach Emmaus hatten eine äußerst gesegnete Reise. Ihr Gefährte und Lehrer war der beste aller Erzieher; der eine aus tausend Auslegern, in welchem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen sind. Der Herr Jesus ließ sich herab, ein Prediger des Evangeliums zu werden, und Er schämte sich nicht, seinen Beruf vor einer Zuhörerschaft von zwei Personen auszuüben, und so weigert Er sich auch nicht, eines einzigen Lehrer zu sein. Suchen wir mit allem Fleiß den Umgang eines so trefflichen Lehrers, denn so Er uns nicht gemacht wird zur Weisheit, werden wir nimmermehr weise zur Seligkeit. Dieser unvergleichliche Lehrer und Erzieher braucht das beste aller Bücher als Lehrbuch. Ob Er gleich imstande war, neue Wahrheiten darzulegen, so zog Er es dennoch vor, die alte Wahrheit zu erklären. Er wusste in seiner Allwissenheit, welches die lehrreichste und fasslichste Art des Unterrichts sei, und fing an von Mose und den Propheten, und zeigte uns, dass der gewisseste Weg zur Weisheit nicht das Philosophieren und Spekulieren oder das Lesen menschlicher Bücher sei, sondern das Forschen im Worte Gottes. Der trefflichste Weg, um geistlich reich zu werden in himmlischer Erkenntnis, ist der, dass wir in diesen Diamantschacht graben und Perlen suchen in diesem himmlischen Meere. Wenn der Herr Jesus andre reich zu machen suchte, so arbeitete Er in den Schachten der Heiligen Schrift. Das beneidenswerte Jüngerpaar wurde angeleitet, den besten aller Stoffe zu betrachten, denn Jesus sprach von Jesu, und legte ihnen aus, was von Ihm geschrieben war. Der Herr des Hauses führte die Gäste an seine Tafel und stellte ihnen seine eigenen Lieblingsgerichte auf. Der die Schätze in seinem Acker verborgen hatte, führte die Schatzgräber selber dazu. Unser Herr redete natürlich von dem Lieblichsten und Seligsten; und Köstlicheres konnte Er nicht finden, als sein eigenes Wesen und Wirken: wenn wir in der Schrift forschen, sollte unser Blick immer auf beides gerichtet sein. O, welch eine Gnade, mit Jesu sein heiliges Wort zu betrachten, so dass Er zugleich unser Lehrer und der Gegenstand unsrer Betrachtung ist! (Charles Haddon Spurgeon)

24:28 Und sie kamen nahe zum Flecken, da sie hineingingen; und er stellte sich, als wollte er weiter gehen.

24:29 Und sie nötigten ihn und sprachen: Bleibe bei uns; denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneigt. Und er ging hinein, bei ihnen zu bleiben.
Als der Sohn Gottes dem Jakob auf seiner Rückkehr in’s Land Canaan in der Gestalt eines Mannes erschien, so stellte Er sich, als ob Er dessen Feind sei, und ihn tödten wolle. Es gefiel Ihm aber, daß Jakob nicht nur mit der Anstrengung seiner Leibeskräfte, sondern auch noch vielmehr mit seinem Glauben, Gebet und Thränen kämpfte, und Er sagte hernach: du hast mit Gott und Menschen gerungen, und bist obgelegen, s. 1 Mos. 32,34. u. ff. Hos. 12,4.5. Als der HErr Jesus von dem cananäischen Weibe gebeten wurde, ihrer Tochter zu helfen, so stellte Er sich, als ob Er ihrer nicht achtete, ja als ob Er ihr dieselbe Bitte abschlagen wollte: Er hatte aber ein Wohlgefallen an dem demüthigen und glaubigen Anhalten dieses Weibes, und lobte bei der Gewährung ihrer bitte ihren großen Glauben, Matth. 15,28. Als Er nach Seiner Auferstehung mit zween Jüngern, die Ihn nicht kannten, von Seinem Gespräch aber brennende Herzen bekommen hatten, bis in den Flecken Emmaus hineingegangen war, so stellte Er Sich, als wollte Er fürder gehen: sie nöthigten Ihn aber und sprachen: bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget; Er aber ließ sich diesen drängenden Zuspruch, wodurch sie gleichsam Gewalt anlegten, gefallen, ging hinein, blieb bei ihnen, offenbarte sich ihnen bei dem Brodbrechen, welches sie Ihm als dem Gast Ehrenhalber überließen, und verschwand. Bei diesen Fällen hatte der Sohn Gottes die Menschen schon so angefaßt, daß Er gewiß sein konnte, Sein Bezeugen, wodurch Er sie auf die Probe setzte, werde ihnen nichts schaden, und sie werden die Probe gut ablegen. Er ließ Sich auch von ihnen gern nöthigen, und gleichsam überwältigen, und hatte Seine Freude daran. Die Weisheit spielte hier auf dem Erdboden, wie Salomo Spr. 8,31. sagt, und hatte ihre Lust bei den Menschenkindern.
Wenn nun der HErr Jesus auch heut zu Tag unsere Seelen, die nach Ihm hungern und dürsten, eine Zeit lang schmachten, trauern, und in der Finsterniß dahin gehen läßt, so wollen wir an das Beispiel Jakobs, des cananäischen Weibes und der emmauntischen Jünger gedenken. Anhalten sollen wir und ausharren. Wenn auch unser Gebet nach und nach heftiger wird, so ist’s Ihm nicht mißfällig, wenn wir nur dabei in die Demuth des cananäischen Weibes herabsinken, und Alles als Gnade begehren. Im Hohenlied Salomo’s sucht die Sulamith den göttlichen Salomo dreimal, weil Er Sich ihr entzogen hatte, und dreimal findet sie Ihn nach einem anhaltenden Suchen, und jedesmal mit neuer Freude und geistlichem Gewinn. Die Seele wird durch diese Uebungen geläutert, die Liebe brünstiger, die Vorsichtigkeit in der Bewahrung der Gnade größer, und die Heiligung durchaus völliger. Lasset uns also die Weise des HErrn Jesu verstehen lernen. Er stellt Sich, als wollte Er gehen, und bleibet doch. Er verbirgt Sein Antlitz, und hat es doch zu uns gewandt: Er läßt uns etwas Weniges von der Verlassung empfinden, die Er am Kreuz erduldet hat, und ist uns doch heimlich nahe, und unterstützt uns. Wohl dem, dessen Seele dabei durch die Gnade fest ist, Glauben hält, und ruhig harret, bis der HErr Sein Werk zu Seiner Ehre ausgeführt hat! Am Abend unsers Lebens soll ein Tag anbrechen, auf den kein Abend mehr folgen wird. Alsdann werden auch die Abwechslungen der Heiterkeit und Traurigkeit, der Freude und des Leids bei den Gerechten aufhören.(Magnus Friedrich Roos)

24:30 Und es geschah, da er mit ihnen zu Tische saß, nahm er das Brot, dankte, brach's und gab's ihnen.

24:31 Da wurden ihre Augen geöffnet, und sie erkannten ihn. Und er verschwand vor ihnen.2); 3)

24:32 Und sie sprachen untereinander: Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege, als er uns die Schrift öffnete?
Traurig gingen jene Beide ans dem Wege nach Emmaus hin. Der Todesjammer ihres Meisters lag ihnen aus der Seele; und der Gekreuzigte schien ihnen so fern gegangen, daß ihnen die Worte der Frauen, die von dem Engel erzählten, der sagte, Er lebe, mehr Schrecken als Trost brachten. Da tritt denn der Auferstandene als ein unbekannter Fremdling zu ihnen her. Anfangs läßt Er ihren Kummer sie ausreden. Weil ihnen aber die Kunde von dem Leben JEsu nichts gelten wollte, schalt Er sie dann zuerst Toren und träges Herzens, zu glauben den Propheten. Hierauf nimmt Er die Schrift mit ihnen vor und legt ihnen Eins ums Andere, was sie sagt, aus, wie es auf Christum deute, der durch Leiden zu Seiner Herrlichkeit eingehen sollte. Es war, als senkte sich Er selbst durch die Schrift in die Herzen der Jünger hinein. Ihr Herz wird warm, ihre ganze Stimmung eine andere und gehobene. Da sehen wir, wie auch wir am schnellsten und nachhaltigsten einander aufrichten können. Halten wir uns nur mit einfältigem Herzen gegenseitig die Schrift vor; und tun wir's, so ist's oft, als wäre JEsus dabei und öffnete uns die Schrift, daß nicht wir es sind, die reden, sondern der Geist Christi es ist, der durch uns redet. So fängt auch unser Herz an zu brennen. Denn der Geist Christi vermag Türen am Worte Gottes zu öffnen, durch welche ein Strom von Labsal uns zufließt. Wollten wir doch kindlicher an die Schrift glauben, und eifriger sein, sie zu beherzigen, wie oft könnten wir schnell einen nagenden Kummers los werden, und als Engel des Trostes vor einander stehen. Denn eben durch's Wort tritt JEsus, der Auferstandene, wenn Er alle Tage bei uns sein will, uns überall nahe. (Christoph Blumhardt)


Der Heiland hatte an den zwei Jüngern, die nach Emmaus gingen, erstlich ihre Thorheit, und zweitens die Trägheit ihrer Herzen zum Glauben bestraft. Luk. 24,25. Ihre Thorheit bestand darin, daß sie die Nothwendigkeit und den Nutzen Seines Leidens und Todes nicht einsahen, und im Gegentheil noch von Vorurtheilen eingenommen waren, welche theils von ihrem natürlichen, fleischlichen Sinn, theils aber von ihrer Auferziehung und von dem Unterricht, den sie von den Schriftgelehrten empfangen hatten, herrührten. Es war nämlich damals unter den Juden gewöhnlich, daß man sagte, der Messias bleibe ewiglich, das ist, sterbe gar nicht, und man meinte, solches aus dem Gesetz oder aus der Bibel beweisen zu können. Joh. 12,34. Auch beschrieb man Ihn nur als einen großen König, denn den großen Propheten, von dem Moses 5 Mos. 18. geweissagt hatte, hielt man für eine andere Person, an Sein Priesterthum aber dachte man gar nicht. Aber auch das Königreich des Messias stellte man sich falsch vor, und meinte, Er werde Israel von der Römer Herrschaft erlösen und ein irdisches Reich anrichten. Mit solchen Gedanken kamen alle Apostel und Jünger zu Jesu; und ob sie schon die Wahrheit von Ihm reiner und vollständiger hörten, so haftete sie doch nicht so in ihren Herzen, wie sie hätte haften sollen. Insonderheit blieb es ihnen unfaßlich, daß Jesus der Messias in der Sünder Hände übergeben werden und am Kreuz sterben sollte. Hier stockte der Glaube der Jünger, als Er gestorben war, und ihre Hoffnung, die sie auf Ihn hatten, war erschüttert. Hier kam es nun darauf an, ob sie von Ihm abtreten oder Ihm treu bleiben sollten. Zwar lagen ihnen die Weissagungen Mosis und der Propheten vor Augen, welche von dem Leiden, Tod und der Auferstehung des Messias handelten, auch sagten die glaubwürdigen frommen Weiber, sie haben ein Gesicht der Engel gesehen, welche sagten: Jesus lebe; allein sie waren zum Glauben träg oder langsam. Eine unnöthige Vorsichtigkeit, eine muthlose Traurigkeit, ein übertriebenes Zweifeln hielt sie allzulange vom Glauben zurück; und gleichwie sie träg zum Glauben waren, also waren sie auch ohne Zweifel träg zum Gebet, zur Liebe, zu guten Werken, und zur Ausrichtung aller Pflichten, deren Wurzel der Glaube ist.
Nun diesen redlichen Männern, die aber damals in der Gefahr eines gänzlichen Rückfalls aus der Gnade standen, kam Jesus zur rechten Zeit zu Hilfe. Er ließ unter der Auslegung vieler Schriftstellen ein neues Licht in ihnen aufgehen. Dieses Licht war zugleich auch ein Feuer, welches sie brünstig im Geist machte; und deßwegen konnten sie zuletzt sagen: brannte nicht unser Herz in uns, da Er mit uns redete auf dem Wege, als Er uns die Schrift öffnete? Sie bekamen den unbekannten Gefährten, von dem sie weise und kräftige Worte hörten, brünstig lieb, und nöthigten Ihn deßwegen, da Er weiter gehen wollte, bei ihnen zu bleiben. Bei dieser Liebe nahmen sie gern und schnell an, was Er sagte, und traten nach dem vorigen Zaudern eine neue Stufe des Glaubens an, von welcher sie nicht mehr herabfielen. Auch wurde die brüderliche Liebe in ihnen brünstiger, weßwegen sie noch in der Abenddämmerung zu den übrigen Jüngern Jesu, von denen sie weggegangen waren, zurückliefen, um ihnen ihre neue Erkenntniß und Freude mitzutheilen.(Magnus Friedrich Roos)

24:33 Und sie standen auf zu derselben Stunde, kehrten wieder gen Jerusalem und fanden die Elf versammelt und die bei ihnen waren,

24:34 welche sprachen: Der HERR ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen.
Glaubst du das? Lebt dies Wort in dir? Dann erst hast du in Wahrheit Ostern gefeiert und siehst auch deinem eigenen Auferstehungstage mit Freuden, mit seligem Hoffen entgegen. Dies ist ja die inhaltsreichste Hoffnung, die wir kennen, die Seligkeit, die alle anderen Seligkelten in sich schließt. Wie wird mir sein, wenn ich meine eigene Auferstehung feiere! Glieder Christi gewinnen viel, wenn sie sich eingehend beschäftigen und sich vertraut machen mit ihrer Auferstehung. Wie wird mir sein, wenn mein Hüttlein verklärt, wenn mein Leib ein Geistleib ist, immer stärker wird mein Sehnen nach ihm. Diese frohe Hoffnung, diese wunderherrliche Aussicht beeinflusst stark unser gegenwärtiges Leben. Der Leib kommt zu Ehren, er hat eine große Zukunft; darum bewahren wir ihn rein und lassen ihn in keiner Weise ein Werkzeug der Sünde sein. Unsere Leiber sind die allerwichtigsten Saatkörner; deshalb tragen wir Sorge darum. Es soll dies Saatkorn seiner Bestimmung gemäß behandelt werden; auch unser Leib soll heilig sein dem Herrn. Auferstehungstag, Tag meines Glaubens und meines Hoffens, Tag meiner Sehnsucht, meiner Verherrlichung, Tag der Erfüllung und Verwirklichung meiner Wünsche, Tag des Endzieles meiner jetzigen Erziehungsschule, Tag des Ausgangspunktes neuer Bahnen zu neuen Herrlichkeiten - sei mir tausendmal willkommen! O, du mein Auferstehungstag, wie verlanget mich nach dir! Herr, Du auferstandener Lebensfürst, führe Du mich selbst meinem Auferstehungsmorgen entgegen! Du bist wahrhaftig auferstanden, sei auch meine Auferstehung und mein Leben. (Markus Hauser)


Am Morgen des dritten Tages nach dem Tod Jesu gingen Maria Magdalena und etliche andere glaubige Weiber zu dem Grab Jesu, und sahen in einiger Entfernung, daß der Stein, welcher den Eingang verschlossen hatte, weggewälzt war. Die Sonne ging damals auf, doch war es noch einigermaßen finster, und der helle Tag noch nicht angebrochen. Bei dem Anblick des weggewälzten Steins lief Maria Magdalena zurück, um dem Petrus und Johannes, welche an einem besondern Ort bei einander waren, zu sagen, daß mit dem Grab Jesu etwas vorgegangen sei; die andern Weiber aber gingen in das Grab hinein, sahen in demselben zwei Engel, und hörten den einen derselben sagen, Jesus sei auferstanden und lebe. Mit Schrecken liefen diese Weiber zurück, um den Aposteln zu sagen, was sie gesehen und gehört hatten; und als sie vom Grab und Garten Josephs sich schon entfernt hatten, kamen Petrus und Johannes, und hinter ihnen drein Maria Magdalena zum Grab, ohne jenen Weibern zu begegnen. Die zwei Apostel gingen in das Grab hinein, fanden die Tücher, den Leib Jesu aber nicht, verwunderten sich, erblickten aber keinen Engel, und liefen wieder weg. Nach ihrem Weggehen stand Maria Magdalena noch im Garten unweit dem Grabe, sahe einen Engel, und hörte ihn reden, sahe endlich Jesum selbst, und hörte Seine Stimme. Alsbald hernach erschien Jesus auch den übrigen Weibern, die noch auf dem Rückweg zur Stadt waren. Maria Magdalena und die übrigen Weiber kamen hierauf zu den Aposteln und sagten zu ihnen, Jesus sei ihnen erschienen: allein diese glaubten ihnen nicht, und hielten diese Rede für ein Mährlein, Mark. 16,9.10. Luk. 24,10.11. Bald hernach erschien Jesus den zwei Jüngern, die nach Emmaus gingen: als aber diese zurückliefen, und den Aposteln diese Erscheinung erzählten, glaubten diese zuerst auch nicht, Mark. 16,12.13., da aber jene zwei Jünger ihr Zeugniß ausführlich ablegten, und überdieß die Nachricht einlief, daß der HErr eben jetzt auch dem Simon irgendwo erschienen sei, glaubten endlich die Apostel und Andere, die bei ihnen waren, daß Jesus auferstanden sei, und sagten selber: der HErr ist wahrhaftig auferstanden und dem Simon erschienen. Da sie aber davon redeten, trat Er selbst, Jesus, mitten unter sie, und sprach: Friede sei mit euch u.s.w., und erschien ihnen hernach noch etlichemal, bis Er endlich vor ihren Augen gen Himmel fuhr. Auf diese Weise sind also die Apostel von der Wahrheit der Auferstehung Jesu überzeugt worden; wobei es aber merkwürdig ist, daß der Engel, der im Grab Jesu mit den Weibern redete, sie an die Worte Jesu erinnerte, der HErr Jesus selbst aber Seine Jünger auf die Weissagungen der Propheten verwies, und beiderseits dadurch angedeutet wurde, daß Worte Gottes, die man immer vor sich hat, und die nicht anders als wahr sein können, für sterbliche Menschen der eigentliche und tauglichste Grund der Glaubensgewißheit seien. Der Unglaube, den die Jünger Jesu zuerst äußerten, war sündlich, doch diente er hernach zu einem Beweis, daß sie nicht leichtgläubig gewesen seien. Sie fürchteten sich vor Mährlein, Luk. 24,11., die Viele, wenn sie etwas Wunderbares oder Schmeichelhaftes enthalten, nur allzugern glauben. Das Wort von der Auferstehung Jesu ist aber kein Mährlein, sondern die lauterste Wahrheit, die auch wir glauben sollen. Unser geistliches und ewiges Leben fließt aus dieser Quelle. (Magnus Friedrich Roos)

24:35 Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wäre an dem, da er das Brot brach.
Als die beiden Jünger Emmaus erreicht hatten und sich beim Abendmahl stärken wollten, da nahm der geheimnisvolle Begleiter, der unterwegs mit seinen Reden ihr ganzes Herz gewonnen hatte, das Brot, dankte und brach es, gab sich ihnen zu erkennen und verschwand aus ihren Augen. Sie hatten Ihn genötigt, bei ihnen zu bleiben, weil der Tag sich geneigt hatte; jetzt aber wurde ihre Liebe ihnen zu einer Leuchte auf dem Wege, ja, gab ihren Füßen Flügel, obgleich es unterdes noch später geworden war; sie vergaßen die Dunkelheit, ihre Müdigkeit war vergangen, und sie kehrten die sechzig Feldweges sogleich wieder zurück, um die Freudennachricht vom auferstandenen Herrn, der ihnen auf dem Wege erschienen war, zu verkünden. Sie kamen nach Jerusalem zu den andern Jüngern und wurden jubelnd mit ähnlichen köstlichen Nachrichten empfangen, bevor sie noch erzählen konnten, was ihnen selber begegnet war. Diese ersten Christen waren ganz begeistert in der Erzählung der Auferstehung Christi, und in der Verkündigung dessen, was sie vom Herrn wussten: sie machten ihre Erfahrungen zu einem Gemeingut. Heute abend wollen wir uns von ihrem Beispiel recht stärken und erquicken lassen. Auch wir müssen den Herrn Jesum bezeugen. Johannis Erzählung vom Grabe bedurfte der Ergänzung durch Petrus; Maria konnte wieder etwas andres berichten; das alles zusammen gibt uns ein vollständiges Zeugnis, dessen Einzelheiten im innigsten Zusammenhang stehen. Auch wir haben besondere Gaben und Offenbarungen; aber das Eine, was Gott im Auge hat, ist die Vollendung des ganzen Leibes Christi. Darum müssen wir unsern geistlichen Besitz herbeibringen, und zu der Apostel Füßen legen und allen mitteilen, was uns Gott geschenkt hat. Haltet nicht zurück mit der göttlichen Wahrheit, sondern redet, was ihr wisset, und bezeugt, was ihr gesehen habt. Weder Mühe, noch Dunkelheit, noch etwa der Unglaube eurer Freunde darf in die Waagschale gelegt werden. Auf! und begebt euch an den Ort eurer Pflicht und verkündiget, wie große Dinge Gott euren Seelen erzeigt hat, so wird Er selber sich euch noch mehr offenbaren! (Charles Haddon Spurgeon)

24:36 Da sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, mitten unter sie und sprach: Friede sei mit euch!
Während die Emmaus-Pilger ihre Erlebnisse erzählten und die anderen Jünger ihnen zuriefen: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und dem Simon erschienen“, trat Jesus selbst mitten unter sie und sprach: „Friede sei mit euch!“ Es zog Ihn hin zu den Seinen, ihnen konnte und wollte Er sich offenbaren. Ihre Herzen waren erfüllt von Ihm, Er war der Gegenstand ihres Gesprächs, nichts anderes hätte jetzt Platz und Zeit bei ihnen gefunden, Ihm gehörte das ganze Herz mit seinem Fühlen und Denken. O, ein seliger Zustand! Bis auf diese Stunde naht der wahrhaftig Auferstandene denen, die sich nach Ihm sehnen, die ergriffen und durchdrungen sind von der Wahrheit. Er offenbart sich als der Auferstandene den zerschlagenen und gedemütigten und nach Ihm seufzenden Herzen. Wir sollten es mehr erleben, dass wir von Familie zu Familie gehen könnten, wo Jesus zur brennenden Frage und zum Tagesgespräch geworden ist. Dann würde der Jubelruf: „Der Herr ist wahrhaftig auferstanden“, nicht nur zur Osterzeit uns beschäftigen, er würde uns fort und fort entgegentönen von den Lippen solcher, die eben jetzt den Ostergruß vernommen, und die es deshalb nicht lassen können, zu bezeugen, dass Jesus wahrhaftig lebt und ihnen Seinen Geist und Seinen Frieden geschenkt hat. Die Auferstehungstatsache sollte die Jünger Jesu überall mit Siegesfreude erfüllen. Können wir hierzu wohl etwas beitragen? Unzweifelhaft! Wer einen lebendigen Herrn und Heiland hat, wer in der Auferstehungsfreude steht, der muss reden von dem, was sein Herz erfüllt, und seine Worte sind kein leerer Schall. (Markus Hauser)

24:37 Sie erschraken aber und fürchteten sich, meinten, sie sähen einen Geist.

24:38 Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz?
Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: „Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht gehet vor meinem Gott über?“ der Herr nimmt sich aller Dinge an, und die geringsten Geschöpfe haben teil an seiner allgewaltigen Fürsorge; aber mit besonderer Sorgfalt wacht Er über seine Heiligen. „Der Engel des Herrn lagert sich um die her, so Ihn fürchten.“ „Ihr Blut wird teuer geachtet werden vor Ihm.“ „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, die nach dem Vorsatz berufen sind.“ Die Tatsache, dass Er, ein Heiland aller Menschen, ganz besonders ein Heiland aller derer ist, die da glauben, sei euch ein großer Trost und eine große Freude. Ihr seid Ihm besonders teuer und wert, sein königlicher Kronschatz, den Er bewacht wie seinen Augapfel, sein Weinberg, den Er Tag und Nacht behütet: „Auch die Haare auf eurem Haupte sind alle gezählet.“ Lasst den Gedanken an seine besondere Liebe zu euch alle eure geistlichen Sorgen ertöten und alle eure Schmerzen lindern und beruhigen: „Ich will dich nicht verlassen noch versäumen.“ Gott spricht dies ebensogut zu euch, wie zu allen Heiligen alter Zeit. „Fürchte dich nicht; ich bin dein Schild und dein sehr großer Lohn.“ Wir verlieren manche Tröstung dadurch, dass wir uns gewähnt haben, seine Verheißungen auf die ganze Gemeinde des Herrn zu beziehen, statt sie unmittelbar für unser eigenes Bedürfnis in Anspruch zu nehmen. Gläubiger Freund, fasse das göttliche Wort mit einem persönlichen, aneignenden Glauben auf. Bedenke, dass der Herr Jesus gesagt hat: „Ich habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre.“ Denke, du sehest Ihn wandeln auf den Fluten deiner Trübsal; denn Er ist wirklich daselbst und spricht zu dir: „Fürchte dich nicht; ich bin‘s. Fürchte dich nicht.“ Ach, wie lieblich sind doch diese Worte Christi! Möge der Heilige Geist dir zu fühlen geben, dass sie auch zu dir gesprochen sind; vergiss andre eine kleine Weile, nimm die Stimme des Herrn an als an dich gerichtet, und sprich: „Jesus tröstet mich, ich kann Ihm nicht wehren; ich will unter seinem Schatten ruhen und mich in Ihm erquicken, und die Liebe ist sein Panier über mir.“ (Charles Haddon Spurgeon)

24:39 Sehet meine Hände und meine Füße: ich bin's selber. Fühlet mich an und sehet; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, daß ich habe.

24:40 Und da er das sagte, zeigte er ihnen Hände und Füße.

24:41 Da sie aber noch nicht glaubten, vor Freuden und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen?

24:42 Und sie legten ihm vor ein Stück von gebratenem Fisch und Honigseim.

24:43 Und er nahm's und aß vor ihnen.

24:44 Er sprach aber zu ihnen: Das sind die Reden, die ich zu euch sagte, da ich noch bei euch war; denn es muß alles erfüllet werden, was von mir geschrieben ist im Gesetz Mose's, in den Propheten und in den Psalmen.

24:45 Da öffnete er ihnen das Verständnis, daß sie die Schrift verstanden,
Der, von dem wir gestern hörten, wie Er den Seinen die Schrift öffnete, tritt uns heute entgegen als Der, der auch das Verständnis öffnet. In jenem ersten Geschäft stehen Ihm manche Mitarbeiter zur Seite; aber in diesem zweiten steht Er einzig da; viele bringen das Wort den Gemütern entgegen, aber der Herr allein kann das Herz zubereiten, dass es das Wort aufnimmt. Unser Herr Jesus unterscheidet sich von allen andern Lehrern; diese erreichen das Ohr, Er aber unterrichtet das Herz; sie haben es mit dem geschriebenen Worte zu tun, aber Er teilt den innern Sinn für das Verständnis der Wahrheit mit, so dass wir ihre Kraft und ihren Geist erfahren und erfassen. Die ungebildetsten unter den Menschen werden reife Schüler der Gnade, wenn der Herr Jesus durch seinen Heiligen Geist die Geheimnisse seines Königreiches ihnen entschleiert und ihnen die heilige Salbung verleiht, durch welche sie imstande sind, das Unsichtbare zu erfassen. Selig sind wir, wenn unser Verständnis vom Meister selber geklärt und gestärkt wird! Wie viele Männer voll tiefer Gelehrsamkeit bleiben unwissend in den Dingen der unsichtbaren, ewigen Welt! Sie wissen den tötenden Buchstaben des Wortes der Offenbarung, aber seine lebendige Kraft können sie nicht erkennen; ein Schleier liegt über ihrer Seele, durch welchen das Auge der fleischlichen Vernunft nicht hindurchdringt. So stand es noch vor kurzem mit uns; wir, die wir jetzt klar sehen, waren damals noch ganz und gar verblendet: Die Wahrheit war für uns eine vom Dunkel der Nacht verhüllte Schönheit, etwas Unbekanntes und Unbeachtetes. Wäre nicht die Liebe Jesu gewesen, so wären wir bis zu dieser Stunde in tiefster Unwissenheit geblieben; denn ohne sein gnädiges Auftun unsres Verständnisses wären wir nie zur geistlichen Erkenntnis hinduchgedrungen. Menschliche Schulen können uns lehren, was man glauben soll, aber die Schule Christi allein kann uns unterweisen, wie man es wirklich glaubt. So wollen wir uns denn zu Jesu Füßen setzen und in ernstlichem Gebet seine gnädige Hilfe erflehen, damit unser verfinsterter Sinn erleuchtet, und unser schwaches Verständnis zur Aufnahme der himmlischen Weisheit tüchtig gemacht werde. (Charles Haddon Spurgeon)

24:46 und er sprach zu ihnen: Also ist's geschrieben, und also mußte Christus leiden und auferstehen von den Toten am dritten Tage
CHristus fasset alhie in diesen worten seer fein / die Summa Christlicher lere. Erstlich leret er / das Christen fur und fur / in warer Busse sollen leben.
Zu dem / sollen sie auch gewislich gleuben / Das Gott / alle denen / so die Last irer sünde recht fülen / und der halb fur Gottes zorn und gericht erschrecken / doch an Christum gleuben / und seins Worts sich trösten / wölle gnedig sein / jnen jre sünde nicht zurechnen / den heiligen Geist / Gerechtigkeit und ewiges Leben geben. (Philipp Melanchthon)

24:47 und predigen lassen in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden unter allen Völkern und anheben zu Jerusalem.

24:48 Ihr aber seid des alles Zeugen.4)

24:49 Und siehe, ich will auf euch senden die Verheißung meines Vaters. Ihr aber sollt in der Stadt Jerusalem bleiben, bis ihr angetan werdet mit der Kraft aus der Höhe.
Kraft der Rede, Kraft der Überzeugung, Kraft der Anziehung - all dergleichen hat heutzutage einen Marktwert. Die meisten Menschen sind an sich so kraftlos, daß sie jedem kraftvollen Auftreten nachlaufen. Sie wollen wenigstens eine kleine Weile fröhlich sein im fremden Licht. Dabei wird gar nicht unterschieden, daß es Kräfte der Naturanlage, des Charakters, der Persönlichkeit gibt, die mit der Kraft aus der Höhe nichts gemein haben. Noch schlimmer, wenn es Kräfte von unten her sind, unterpersönliche, aus dem Reich der Finsternis stammende. Bisweilen mischen sich auch natürliche Kräfte mit solchen satanischen; dann ist die Gefahr am größten. Kraft aus der Höhe - das ist Heiliger Geist. Der muß Jesum verklären wollen, der muß sich von sich selbst losmachen, sanftmütig und demütig machen. Wo solche Kraft vorhanden ist, muß früher oder später die Liebe Christi offenbar werden und damit eine Überwindung und Verklärung der Naturanlage, so daß Jesu Name dadurch gepriesen wird. Am sichersten kann man die Kraft beurteilen an ihren Früchten, d.h. an den Menschen, die sich ihr ergeben haben. Werden unsere Anhänger besser, freundlicher, stärker und freudiger?
Herr, du hast Kraft genug! Darum räume deine Kinder aus von ihren eigenen Machenschaften. Stoße die fremden Kräfte fort, daß sie deine Auserwählten nicht verführen und verblenden dürfen. Gib uns deine Kraft, die in Schwachen mächtig ist. Amen. (Samuel Keller)

24:50 Er führte sie aber hinaus bis gen Bethanien und hob die Hände auf und segnete sie.

24:51 Und es geschah, da er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel.
Als der HErr Jesus gen Himmel fahren wollte, führte Er Seine Jünger aus Jerusalem hinaus, bis gen Bethania, und hub Seine Hände auf, und segnete sie. Seine Hände hub Er also auf, die an’s Kreuz durch Nägel angeheftet worden waren, und welche Er vorher auf kleine Kinder gelegt hatte, da Er sie segnete, Mark. 10,16. Oft, wenn Er einen Menschen gesund machen wollte, rührte Er ihn mit einer Hand an: wenn Er aber segnete, brauchte Er beide Hände. Er hat bei dem Segnen ohne Zweifel auch Worte ausgesprochen, welche der Heilige Geist nicht hat aufschreiben lassen, die aber als Worte des Sohnes Gottes ohne Erfüllung nicht bleiben konnten. Es geschahe aber, da Er Seine Jünger auf dem Feld bei Bethania segnete, daß Er von ihnen schied. Als segnend schied Er von ihnen, so daß zwischen dem Segnen und Scheiden kein Augenblick verfloß. Mit Segnen nahm Er also Abschied von ihnen. Segnen war der Beschluß Seines gesegneten Laufs auf Erden. Er fuhr auf gen Himmel, wo Er mit Preis und Ehre gekrönet, König und Priester auf dem göttlichen Thron ist, und immerdar segnet, die an Ihn glauben. Seine Jünger empfanden die Kraft Seines Segens deutlich, denn da das Scheiden Jesu sie hätte bestürzt und traurig machen sollen, wie sie vorher waren, da Er Joh. 14.15. und 16. mit ihnen davon redete, so waren sie nun gestärkt und tüchtig, Ihn an dem Ort, von dem Er aufgefahren war, anzubeten, hernach aber gen Jerusalem mit großer Freude umzukehren, und da allewege im Tempel zu sein, und Gott zu verherrlichen und zu loben, Luk. 24,52.53. Judas Ischarioth hätte den Segen Jesu auch bekommen können, wenn er treu gewesen oder geblieben wäre: aber er wollte den Fluch haben, und dieser kam ihm auch; er wollte des Segens nicht, darum blieb er auch ferne von Ihm, Ps. 109,17.
Segne mich auch, HErr Jesu, der Du zur Rechten Gottes sitzest, und Alles in Deiner Hand hast. Ich bin ein Sünder: aber Deine Jünger waren auch Sünder. Sie sind aus sündlichem Samen gezeugt worden, wie ich, sie haben vielleicht in ihrer Jugend muthwillig gesündiget, wie ich, sie haben auch in Deiner Nachfolge Fehltritte gemacht, wie ich: Du aber gedachtest ihrer Sünden nicht, und segnetest sie. So gedenke denn auch nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Uebertretung: gedenke aber meiner nach Deiner großen Barmherzigkeit um Deiner Güte willen, und segne mich auch, wie Du Deine Jünger gesegnet hast. Der Segen, womit Du Deine Jünger segnetest, floß aus Deiner Fülle aus Gnaden, und sie empfingen ihn, da ihre Herzen durch den Glauben gegen Dir gleichsam geöffnet waren: Deine Fülle aber ist unerschöpflich, und kann auch auf mich und viele Andere Segen ausfließen lassen; und, ob wir schon desselben nicht würdig sind, so leitet doch die Gnade diesen Segen auch auf Unwürdige, bei denen der Heilige Geist durch die lieblichen Zeugnisse von Deiner Erlösung und Menschenliebe ein Zutrauen zu Dir erweckt, und gleichsam eine Oeffnung der Herzen gewirkt hat. Dein Segen komme also auf uns, und der Fluch des Gesetzes, den Du getragen hast, bleibe ewiglich zur Ehre Deiner Erlösung von uns abgewendet. Dein Segen fließe so in uns ein, daß wir gestärkt werden, Dich täglich anzubeten, und Dir mit Freuden unter dem Leiden zu dienen, bis wir hinkommen, wo Du bist, und Deine Herrlichkeit sehen.(Magnus Friedrich Roos)

24:52 Sie aber beteten ihn an und kehrten wieder gen Jerusalem mit großer Freude
Offen gestanden, ich bin früher betroffen und verlegen geworden beim Lesen dieser Zeilen. Wie konnten die Jünger, die zum zweitenmal ihren Herrn verloren, mit großer Freude nach Jerusalem zurückkehren? Ein jeder Abschied macht doch sonst traurig und dämpft auch etwa vorhandene Freudentöne. So werden ihre Augen ihn auf Erden nie mehr sehen. Selbst angenommen, daß sie jetzt wußten, daß diese letzte Heilstat Gottes sein Erlösungswerk abschloß und für Jesus den Eintritt in die volle Verklärung bedeutete - konnten sie so selbstlos sein, sich bloß für ihn zu freuen? Besonders, wo seine Verheißung des Geistes an ihnen sich noch nicht erfüllt hatte? Heute, als meine Augen wieder an diesem Verse hingen und diese Gedankenreihen mein Inneres bewegten, da blitzte mir plötzlich eine neue Erkenntnis auf. Sie beteten ihn, den soeben Entschwundenen, zum erstenmal an. Er war an Gottes Seite getreten. Das kleine Häuflein auf der flachen Kuppe des Ölbergs hatte, seit die Welt steht, zum erstenmal jemand als göttlich anbeten dürfen, der als nächster Vertrauter und Freund mit ihnen gewandelt war! Ähnlich durchzuckt uns, wenn wir zum erstenmal mit Bewußtsein und des Rechtes und Anspruchs, Jesum anrufen zu dürfen, bedienen, die wunderbare Freude: Mein Jesus ist mein Herr und Gott!
Darum rufen wir deinen Namen an, du unser teurer Seelenfreund, Herr Jesu Christ! Wir stehen anbetend vor dir, und du hörst und liebst uns! Amen. (Samuel Keller)

24:53 und waren allewege im Tempel, priesen und lobten Gott.5)

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