Trudel, Dorothea - Zwölf Hausandachten gehalten in Männedorf - Lukas 6, 1-38.

Trudel, Dorothea - Zwölf Hausandachten gehalten in Männedorf - Lukas 6, 1-38.

1. Und es begab sich auf einen Aftersabbat, dass Er durchs Getreide ging; und seine Jünger rauften Ähren aus und aßen und rieben sie mit den Händen. 2. Etliche aber der Pharisäer sprachen zu ihnen: Warum tut ihr, das sich nicht ziemt zu tun auf die Sabbate? 3. Und Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht das gelesen, das David tat, da ihn hungerte und die mit ihm waren? 4. Wie er zum Haus Gottes einging und nahm Schaubrot, und aß, und gab auch denen, die mit ihm waren; die doch niemand durfte essen, ohne die Priester allein. 5. Und sprach zu ihnen: Des Menschen Sohn ist ein Herr auch des Sabbats. 6. Es geschah aber auf einen anderen Sabbat, dass Er ging in die Schule und lehrte. Und da war ein Mensch, des rechte Hand war verdorrt. 7. Aber die Pharisäer und Schriftgelehrten hielten auf Ihn, ob Er auch heilen würde am Sabbat, auf dass sie eine Sache zu Ihm fänden. 8. Aber Er merkte ihre Gedanken und sprach zu dem Menschen mit der dürren Hand: Stehe auf und tritt hervor. Und er stund auf und trat dahin. 9. Da sprach Jesus zu ihnen: Ich frage euch, was ziemt sich zu tun auf die Sabbate, Gutes oder Böses, das Leben erhalten oder verderben? 10. Und Er sah sie alle umher an und sprach zu dem Menschen: Strecke aus deine Hand. Und er tats. Da ward ihm seine Hand wieder zurecht gebracht, gesund wie die andere. 11. Sie aber wurden ganz unsinnig und beredeten sich mit einander, was sie Ihm tun wollten. 12. Es begab sich aber zu der Zeit, dass Er ging auf einen Berg zu beten, und Er blieb über Nacht in dem Gebet zu Gott. 13. Und da es Tag ward, rief er seinen Jüngern und erwählte ihrer zwölfe, welche Er auch Apostel nannte: 14. Simon, welchen Er Petrum nannte und Andream, seinen Bruder, Jakobum und Johannem, Philippum und Bartholomäum. 14. Matthäum und Thomam, Jakobum, Alphäi Sohn, Simon, genannt Zelotes. 16. Judam, Jakobi Sohn und Judam Ischariot, den Verräter. 17. Und er ging hernieder mit ihnen und Er trat auf einen Platz im Feld und der Haufen seiner Jünger und eine große Menge des Volks von allem jüdischen Land und Jerusalem, und Tyros, und Sidon, am Meer gelegen. 18. Die gekommen waren, Ihn zu hören, und dass sie geheilt würden von ihren Seuchen, und die von unsauberen Geistern umgetrieben wurden, die wurden gesund. 19. Und alles Volk begehrte Ihn anzurühren, denn es ging Kraft von Ihm und heilte sie alle. 20. Und er hob seine Augen auf über seine Jünger und sprach: Selig seid ihr Armen, denn das Reich Gottes ist euer. 21. Selig seid ihr, die ihr hier hungert; denn ihr sollt satt werden. Selig seid ihr, die ihr hier weinet, denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, so euch die Menschen hassen und euch absondern und schelten euch und verwerfen euren Namen als einen boshaften, um des Menschensohnes willen. 23. Freut euch alsdann und hüpft; denn siehe, euer Lohn ist groß im Himmel. Desgleichen taten ihre Väter den Propheten auch. 24. Aber dagegen wehe euch Reichen; denn ihr habt euren Trost dahin. 25. Wehe euch, die ihr voll seid, denn euch wird hungern. Wehe euch, die ihr hier lacht; denn ihr werdet weinen und heulen. Wehe euch, wenn euch jedermann wohl redet. Desgleichen taten ihre Väter den falschen Propheten auch. 28. Aber ich sage euch, die ihr zuhört: Liebt eure Feind; tut denen wohl, die euch hassen; 28. Segnet die, so euch verfluchen; bittet für die, so euch beleidigen. 29. Und wer dich schlägt auf einen Backen, dem biete den anderen auch dar und wer dir den Mantel nimmt, dem wehre nicht auch den Rock. 30. Wer dich bittet, dem gib; und wer dir das Deine nimmt, da fordere es nicht wieder. 31. Und wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, also tut ihnen gleich auch ihr. 32. Und so ihr liebt, die euch lieben, was Danks habt ihr davon? Denn die Sünder lieben auch ihre Liebhaber. 33. Und wenn ihr euern Wohltätern wohltut, was Danks habt ihr davon? Denn die Sünder tun dasselbige auch. 24. Und wenn ihr leiht, von denen ihr hofft zu nehmen, was Danks habt ihr davon? Denn die Sünder leihen den Sündern auch, auf dass sie gleiches wieder nehmen. 35. Doch aber liebt eure Feinde; tut wohl und leiht, dass ihr nichts dafür hofft, so wird euer Lohn groß sein und werdet Kinder des Allerhöchsten sein. Denn Er ist gütig über die Undankbaren und Boshaften. 36. Darum seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben. 38. Gebt, so wir euch gegeben. Ein voll, gedrückt, gerüttelt und überflüssig Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, da ihr messt, wird man euch wieder messen.

Vers 1-7. Der HErr öffnet selbst die Herzen durch seine Gnade zur Erkenntnis seines Wortes und unserer selbst! Es ist unendlich wichtig, dass wir uns prüfen, ob dieser Pharisäersinn, der immer etwas an Jesu zu tadeln wusste, auch noch in uns ist. Er hat so weislich gehandelt, sie aber suchten immer, ob sie Ihn nicht dazu brächten, etwas gegen Gottes Gebot zu tun; und weil sie so streng an der Sabbatheiligung hielten, so kamen sie immer am Sabbat. Aber Jesus bewies ihnen jedes Mal, dass man auch am Sabbat Werke der Barmherzigkeit tun dürfe. Er zeigte ihnen, dass es erlaubt sei, Ähren zu essen, wie es David erlaubt war, die Schaubrote zu essen.

Vers 8. Jesus merkte ihre Gedanken! Seelen! auch alle unsere Gedanken weiß Er! Er sieht ins Innerste unserer Herzen; es ist Ihm nichts verborgen. Das ist recht heilsam für uns, dass wir nicht so in den Tag hineinleben dürfen. Wir wollen uns doch recht oft mit und von Ihm und von seinen Taten unterhalten, das wird uns und anderen zum Segen sein.

Vers 10. „Strecke aus deine Hand,“ sagt Jesus zu dem Menschen mit der verdorrten Hand. Wenn wir den wahren lebendigen Glauben hätten, so würde es auch bei uns anders gehen mit der Gesundmachung an Leib und Seele; so würde auch uns geschehen nach unserem Glauben. Die Hand dieses Menschen wäre nicht gesund geworden, wenn er nicht an Jesu Wort geglaubt hätte. Im Teich Bethesda hat man gewusst, dass der Erste, der beim Sprudeln des Wassers untertauchte, gesund wurde; da hat man nicht lange gefragt, wie lange Einer krank war; man hat auch nicht gefürchtet, sich zu erkälten. Wenn wir lebendig glaubten, würden wir viele Wunder erfahren. Als ich einst eine Frau mit einem schweren Leiden fragte, wie lange sie es hätte und sie mir antwortete: 40 Jahre, da dachte ich bei mir selber: „Wie? 40 Jahre lang! Wird der HErr da noch helfen?“ Beim Aufschlagen der Bibel traf ich die Stelle, wo die Heilung des von Mutterleib an Lahmen beschrieben ist. Da musste ich mich meiner Zweifel wegen schämen; die Frau aber wurde gesund.

Vers 11. Die Leute wurden ganz unsinnig, statt die Werke Gottes zu preisen. Sind das nicht die Bedauernswürdigsten, die also dem Treiber folgen, dass sie gegen das Göttliche eifern und über die Wohltaten Gottes zürnen? Vom Heiland können wir lernen, wie wir mit solchen Seelen umgehen sollen; denn wenn wir nicht Liebe haben zu solchen verblendeten Seelen, sind wir nicht besser, denn sie sind noch nicht auf dem rechten Wege der Nachfolge Jesu.

Vers 12. Wir finden so oft in den Evangelien, dass Jesus seine Erholung im Gebet suchte. Seelen, habt ihr das auch gelernt? Macht ihr es auch so? Ich weiß ganz bestimmt, dass, wenn wir todmatt sind, wir uns nicht besser erholen können, als im Gebet. Wenn ich vor meinem Heiland niedersank und Ihm meine Müdigkeit sagte, Ihm auch sein Wort vorhielt, dass die auf den HErrn harren, neue Kraft kriegen, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden, wenn ich Ihn nicht ließ, bis Er mich stärkte, so erhielt ich immer wieder Kraft; und wenn ich Nächte durchwacht hatte, war ich des Morgens so frisch, wie wenn ich geschlafen hätte. O, die Gebetsluft möchte ich allen Seelen anraten, das ist die Luft, welche Leib und Seele erquickt. Wenn wir den HErrn um seine Auferstehungskräfte bitten, um sie für Ihn zum Nutzen der unsterblichen Seelen zu gebrauchen, so schickt Er uns sicher nicht leer fort. Wir werden Wunder erleben, wenn wir im Glauben bitten; das weiß ich aus Erfahrung.

Vers 13. Jesus erwählte sich Jünger. Wie gut ists, seinem Ruf folgen und Ihm dienen zu dürfen und seiner Erwählung sicher zu sein. Nur wenn man ganz gewiss ist, von Ihm selbst in seinem Dienst angestellt zu sein, ist man glücklich und kann getrost und sicher arbeiten, auch mutvoll durch alle Schwierigkeiten hindurchgehen. Ich möchte lieber das niedrigste Geschäft verrichten, als nicht ganz gewiss glauben können, der HErr habe mich an diesen Platz gestellt.

Vers 18 und 19. Es wird so oft von Jesu gesagt: „Er heilte sie alle.“ Dieses Wort bewegt mich, so oft ich es lese, dass sie von allen Orten herkamen und Ihn anzurühren begehrten und eine Kraft von Ihm ausging. Das geht uns alle auch an; Eines wie das Andere ist dazu berufen, Kräfte vom HErrn zu erlangen. Alle, denen etwas fehlte, die von Seuchen oder unsauberen Geistern geplagt wurden, ließen sich heilen. Also dürfen wir nicht klagen und jammern, wenn uns etwas fehlt. Wir brauchen ja nur zu Jesu zu gehen, Ihn im Glauben zu erfassen. Er ist noch derselbe, wie damals. Glaubt nur dem Wort, wie es dasteht. Seine Kraft ist nicht erloschen. Rührt ihn nur im Glauben an. Er ist gewiss auch mitten unter uns. Er sagte ja beim Abschied von den Seinen: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“

Vers 20. Es gibt viele, die stets über geistliche Armut, über inneres Elend klagen. Diesen muss ich sagen: „Ists auch wahr, dass ihr arm seid? Dann seid ihr wahrlich nicht zu bedauern, das Reich Gottes ist ja euer.“ Die Armen im Geist haben erkannt, dass kein Faden Gutes an ihnen ist; aber sie jammern nicht darüber; denn sie wissen, dass sie in Jesu alles haben.

Vers 21. „Selig seid ihr, die ihr hier hungert, denn ihr sollt satt werden.“ Seelen, wenn ihr nur nach Jesu hungert und dürstet, dann kann ich euch versichern, dass ihr gesättigt werdet. Aber die, welche wirklich nur nach Ihm hungern, wollen auch nur Ihn; sie verlangen nach keiner Kreatur und wenns auch die beste, liebste wäre; sie wissen, Er allein kann und muss das Herz füllen mit sich selber.

„Selig seid ihr, die ihr hier weinet.“ - Nicht ein Weinen von aufgeregten Nerven ist hier gemeint; auch nicht ein Weinen über Beleidigung, wenn das liebe Ich verletzt wird. Solche Tränen sind nicht im rechten Geist geweint. Die Tränen der Eigenliebe sind Teufelstränen; und ihr findet keinen Frieden in Gott, bis ihr von diesen falschen Tränen losgeworden seid. Nur die Tränen, welche wir nach dem Heiland weinen, sind selige Tränen, wenn wir uns sehnen, Eins mit Jesu zu werden, Ihn ganz zu haben. Das sind Tränen, die kein Kopfweh machen.

Vers 22. „Selig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen und verwerfen um des Menschen Sohnes willen.“ Viele neuerweckte Seelen, die aber noch im alten eigenen Wesen und Leben stehen und die Unerweckten noch nicht lieben können, meinen oft, sie leiden um Jesu willen; ja, sie halten sich für verfolgt um der Wahrheit willen, wenn man ihnen nicht Recht gibt. Dann will ichs glauben, dass ihr um Jesu willen verfolgt seid, wenn ihr nichts zu klagen habt über die, welche euch widersprechen; klagt ihr aber noch, so sucht nur die Schuld in euch selbst. Ihr seid dann noch nicht gehobelt, ihr könnt nichts ertragen. Viele können nicht nur die Bösen nicht tragen, sondern nicht einmal die, welche Jesum lieben. Es schrieb mir einst jemand, dass er schon 25 Jahre erweckt sei und doch noch nicht Frieden gefunden habe, auch mit seiner Mutter nicht gut auskommen könne. Das ist ein schönes Christentum, wenn man nicht einmal die eigene Mutter tragen kann, da man doch nach Jesu Gebot alle Menschen, ja die bittersten Feind lieben soll. Wenn es Einem ein Ernst ist, ganz bekehrt zu werden, so muss man nicht nur bei Frommen wohnen wollen. Ein bekehrtes Kind Gottes ist selig und glücklich unter Schmähern und Verfolgern; ja, es muss hingezogen werden zu den Unerlösten, wie Zinzendorf, den das Feuer der Liebe Christi zu den Sündern trieb. Wenn man uns noch um unserer Sünden willen schelten kann, so sind wir noch weit zurück; wenn wir aber nach Jesu Wort und Gebot handeln und dennoch gescholten werden, so geht es uns nichts an, wie man auch über uns schimpfen mag. Wenn ihr noch empfindlich gegen solches Gerede seid und nicht ruhig schlafen könnt, wenn man Böses über euch gesagt hat, so seid ihr noch nicht bekehrt. Wir müssen wohl untersuchen, ob das Gerede über uns Wahrheit sei oder nicht; ist es nicht wahr, so darf es uns nicht beunruhigen.

Vers 23-28. Es wird oft gesagt, wenn man bekehrt sei, müsse man mit allen Menschen Frieden haben und keine harten Worte geben. Aber Jesus sprach auch harte Worte der Wahrheit: z. B.: „ihr Otterngezüchte,“ „ihr übertünchten Gräber.“ Zu Petrus sagte Er: „du Satan,“ und zu den Jüngern nach der Auferstehung: „ihr Toren und trägen Herzens zu glauben.“ Auch hatten Jesus und seine Apostel nicht Frieden mit jedermann. Wir sollen stets unseren Frieden behalten in allen Lagen, und, so viel an uns liegt, mit allen Menschen Frieden halten, wenn die Wahrheit nicht dadurch verletzt oder gefährdet wird; aber es liegt nicht an uns, zu machen, dass andere mit uns Frieden halten und den Frieden auch besitzen. Das können wir nicht; wir können niemanden bekehren; es ist allein das Werk des Geistes Gottes. Wenn alle mit mir zufrieden wären, so möchte ich glauben, ich gehöre zu den falschen Propheten, zu denen Jesus sagt: „Wehe euch, wenn euch jedermann wohl redet.“ Wenn wir den HErrn von ganzem Herzen lieben, so müssen wir Ernst und Liebe zusammen üben an denen, die uns übel reden und uns Übels tun. Die Feindesliebe macht so selig. Aber es gibt gar viele, die sich zu den Frommen zählen und nicht einmal Bruderliebe haben. O betet doch um die wahre Liebe! Seht, die Liebe macht so unendlich glücklich und die Feindesliebe insbesondere.

Vers 30-38. Wenn der Heiland sagt: „Gib dem, der dich bittet,“ glaubt ihr denn nicht, dass Er selbst so handle? O, glaubt es, Er kann es euch nicht verweigern, wenn ihr Ihn bittet, eure Herzen ganz mit seiner Jesusliebe zu erfüllen, dass ihr Freunde und Feind lieben könnt.

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