Krummacher, Gottfried Daniel - Jakobs Kampf und Sieg - 8. Betrachtung

Krummacher, Gottfried Daniel - Jakobs Kampf und Sieg - 8. Betrachtung

1. Mose 32,29

Du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und bist obgelegen.

Du hast mit Gott gekämpft, so sagt der, der die ganze Nacht mit Jakob gerungen. Ungleicher Kampf! Gott und Mensch gegeneinander. Unerhörter, unglaublicher Ausgang! Der Mensch gewinnt. Jetzt erfuhr also Jakob, mit wem er es zu tun gehabt. Nicht mit einem Feinde, sondern mit seinem besten Freunde. Wie verwundert sich die Seele, wenn sie am Ende in den dunkelsten Wegen, wo sie geneigt war zu denken: Hat Gott seine Barmherzigkeit vor Zorn verschlossen? Ist es denn ganz und gar aus mit seiner Güte, und hat seine Barmherzigkeit ein Ende? – wenn sie gerade in diesen Wegen die besonderste Herablassung des Herrn, die größte Liebe in seiner Führung erblickt, die nur Verderben zu bringen schien. Freilich bricht da eine wunderbare, herrliche Morgenröte an.

Mit Gott gekämpft. Also schien Gott nicht für ihn, sondern gar wider ihn zu sein. Gott schien nicht für ihn, warum ging es ihm sonst so mit Esau, warum so mit Laban? Warum beengte die Furcht sein Inneres so sehr, daß er sich ihrer nicht erwehren konnte? Warum wich sie auch auf seine demütige Bitte und Danksagung nicht? Wollte Gott ihm wohl tun, warum ließ er ihn in eine solche Gefahr geraten und dabei so wehrlos sein? Kannte er ihn, warum fragte er nach seinem Namen? Hatte er ihn lieb, warum sprach er denn: laß mich gehen? Warum machte er ihn so ganz zuschanden? – „Ist der Herr mit uns, warum ist uns denn solches alles widerfahren?“ Diese Frage Gideons zu tun sind noch oft Gottes Kinder geneigt. Bin ich wirklich wiedergeboren, woher denn die sündlichen Regungen in mir? Hat der Herr mich lieb, warum läßt er mich denn in diese und jene Umstände kommen? Ist mein Gebet erhörlich, warum bringt es nicht mehr Frucht? Ist Gott für mich, warum ist denn so vieles wider mich? Aber das Ende der Wege des Herrn ist besser als ihr Anfang, und zuletzt bekommt die Seele auf diese Fragen eine sehr genügende Antwort. Doch der Herr schien gar wider den Jakob. Wider ihn mit Worten. Denn Bitteres muß er ihm gesagt haben; warum weinte er sonst nach Hosea? Er muß ihm Vorwürfe, Weigerungen, Einwendungen, Drohungen gemacht haben; warum bat er ihn sonst? Verglich er doch nachgehends das kananäische Weib mit einem Hunde und sprach davon, was recht und was nicht recht sei. Und geht es den Seelen nicht oft so, daß, wenn sie sich an einem Wort trösten wollen, tritt ihnen gleich ein Gebot, eine Drohung, ein Verweis entgegen und raubt es ihnen gleichsam vor dem Munde weg, und dies dauert so lange, bis die Decke Moses vor dem Herzen wegfällt, bis die Seele durchschaut in das Gesetz der Freiheit, bis Christus des Gesetzes Ende, bis die ganze heilige Schrift zu einem Testament wird und der Gnadenbund als Gnadenbund hervorleuchtet. Was gehört aber meistens dazu, ehe es dahin kommt! Der Herr bringt den Jakob gewissermaßen zur Verzweiflung, da er sagt: Laß mich gehen, ich will fort. Und entzieht er sich nicht oft, während die Seele meint, sie wolle ihn halten, es gehe, wie es wolle.

Es blieb nicht bei den Worten. Die Tat kommt hinzu. Er vermehrt Jakobs Not, indem er mit ihm ringt und zwar so heftig, daß Jakob sich nach des Hosea Ausdruck aus aller Macht dagegen anstemmen muß. Er wählt dazu die ohnehin schauerliche Nacht und den Zeitpunkt, wo Jakobs Not wegen Esaus Nähe ohnehin einen hohen Gipfel erreicht hatte und seine Angst groß war. Er raubt ihm durch Verrenkung seiner Hüfte alle Kraft und macht ihm die Fortsetzung des Kampfes unmöglich, obschon die Unterlassung desselben ebenso unmöglich ist. Er verursacht ihm Schmerzen. Er wirft ihn gleichsam wehrlos seinem Feinde hin, indem er ihm zugleich das Entrinnen unmöglich macht. Jakob sah sich also genötigt, sich zu wehren, gegen seinen Widersacher zu kämpfen, er mochte sein, wer er wollte. Und der Herr gibt ihm das Zeugnis: du hast mit Gott gekämpft und bist obgelegen. Mit Gott? Wie wunderbar! Wie? Macht sich Gott so mit den Menschen zu tun? läßt er sich so herab, daß er mit einem Menschen ringt, Mann gegen Mann? Das ist gar nicht glaublich. Nicht glaublich? Du wirst noch größere Dinge, noch unerhörtere Sachen sehen denn diese. Wie willst du die glauben, wenn dir das Kleinere unglaublich ist? Geh einmal nach Bethlehem, da findest du ihn in einem Stalle liegen als ein kleines, hilfsbedürftiges Kindlein. Geh nach Jerusalem, da findest du ihn in den Händen Gottloser Leute, die ihn an ein Kreuz nageln; da siehst du ihn zwischen zwei Übeltätern am Holz hängen, hörst ihn klagen, er sei von seinem Gott verlassen, siehst ihn sterben, siehst ihn begraben werden.

Was sagst du denn zu diesen erstaunlichen Geheimnissen? Kannst du das Geringere nicht glauben, wie sieht es um das Größere aus? Macht Gott sich so mit den Menschen zu schaffen? Wie sollte er nicht? Fällt kein Sperling ohne Gottes Willen, was meinen wir denn, könnte Gottes Kindern begegnen, ohne ihres Vaters Regierung? Auch die Haare auf ihrem Haupte sind gezählt. O, ein jeglicher derselben ist ihm ungemein köstlich, und wie könnte es anders sein, da er für einen so unschätzbaren Preis erkauft ist! Wie wunderbar! Nimmt seine Liebe wohl eine solche Gestalt an, wie wir es hier an Jakob sehen? Erteilt er Wohltaten auf solchem Wege? Ja, gehört auch das zum Wohltun, wenn er zu schaden scheint?

Wie kämpfte Jakob denn gegen Gott? Freilich nicht in dem Sinne, wie Stephanus zu den Juden sagte: Ihr widerstrebet allezeit dem heiligen Geist, wie eure Väter, also auch ihr. Der Erzvater wehrte sich nicht bloß mit dem Körper durch Ringen, das war nur die Frucht. Die Wurzel lag tiefer, lag innerlich, und das war der Glaube. Dieser Glaube war gerade nicht ein gefühlter, gerade nicht ein völlig beruhigter Glaube, denn er fürchtete sich; sondern die Not trieb ihn, und das ist die beste Art des Glaubens, wo man in der Empfindung seiner gänzlichen Armut nicht eben auf seinen Glauben, sondern auf Jesum sieht. Der Glaube ist das Göttliche in dem Christen, welches durch einen starken Trieb das Göttliche sucht, und ist unüberwindlich. Er äußert sich in dem Zufluchtnehmen zu Christo unter dem starken Zug des Vaters in dem Hinwegwerfen des Vertrauens, welches eine große Belohnung hat.

Jakob hielt sich so fest an der göttlichen Verheißung, und die Not zwang ihn dazu, daß er sich durch das derselben widersprechende Benehmen des Herrn so wenig irre machen ließ, daß er dasselbe nach seiner Aussage deutete, daß er daran fest hielt: Ich will dir wohl tun. Jakob kämpft gegen Gott, erst mit Aufbietung aller seiner Kräfte, im entschlossensten Ringen, so lange er noch Kraft bei sich spürt. Aber dies dient nur dazu, ihn zu überzeugen, daß man durch Wirken das Ziel nicht erreiche, und das Friedensreich nicht mit Gewalt einnehme. Diese Art zu kämpfen ward ihm unmöglich gemacht, da ihm die dazu erforderlichen Kräfte durch Verrenkung der Hüfte geraubt wurden. Nun mußte der Kampf auf eine ganz entgegengesetzte Weise fortgesetzt werden, nämlich durch ein leidendliches Verhalten. Es blieb dem gelähmten Kämpfer nichts anders übrig, als sich dem in die Arme zu werfen, der ihn so zugerichtet hatte, und, statt selbst zu arbeiten, sich tragen zu lassen; mit anderen Worten: statt selbst zu sorgen, sein Anliegen auf den Herrn zu werfen, zu glauben, vom Gesetz sich zum Evangelium zu wenden. Und da er’s so anfing, sah der Herr, daß er ihn nicht übermochte, und trat auf seine Seite. Da wurde es ein ganz anders Kämpfen, nämlich ein Ruhen, und zwar ein solches Ruhen, wovon des Jes. 30,7 heißt: Stille sitzen wird ihre Stärke sein und abermal: Durch Stillesein und Hoffen würdet ihr stark sein. So sehen wir an Jakob, wie die gesetzliche Arbeit endlich der evangelischen Sabbatsruhe weicht, und in dieser das umsonst und ohne Mühe erlangt wird, was man durch alle Arbeit vergeblich suchte, denn seinen Freunden gibt er’s schlafend (Ps. 127,2). Wunderbar! Da Jakob nicht mehr konnte, sah der Herr, daß er ihn nicht übermochte.

Warum ließ sich aber Gott in einen solchen Kampf mit Jakob ein?

Erstlich, weil es ihm gefiel. Zweitens, um einen besonderen Beweis seiner Herablassung zu geben, wie genau er sich um die Seinigen bekümmere; eine Sache, die unser Gottloses Herz so sehr in Zweifel zieht, die wir so schwer in einem solchen Umfange gelten lassen, wie es sich für uns schickte, wenn wir nur der einzigen apostolischen Aufforderung Gehör geben; Sorget nichts. Aber nun verlangt der Gottlose, alte Mensch einen Beweis nach dem andern, und bleibt doch glaubenslos, wie Hiob sagte: Wenn ich ihn anrufe und er mich erhöret, glaube ich doch nicht, daß er meine Stimme höret (Kap. 9, 16). Man will lieber selbst sorgen und richtet doch nichts aus und macht sich viel vergebliche Mühe.

Freilich haben wir viel höhere und auffallendere Beweise von der ungemeinen Herablassung Gottes zu den Menschen in der heiligen Schrift als diesen, doch ist derselbe nicht zu verachten. Wann würden wir damit fertig werden, wenn wir nur einigermaßen die Geschichte der Nachkommen Jakobs durchgehen wollten, sowohl auf ihrer vierzigjährigen Reise durch die Wüste, als während ihres wirklichen Aufenthalts in Kanaan, um zu zeigen, wie Gott oft so augenscheinlich drein griffe, und was würde dies dem alten Menschen helfen, der sich doch dahin flüchten würde, zu sagen: Wenn Gott das ehemals getan hat, so tut er’s doch jetzt nicht mehr! Gerade, als ob er entweder nichts täte, oder offenbar Wunderwerke tun müßte, und durchaus an eine Weise gebunden wäre. Und als die Wunder wirklich geschehen, gab es doch kluge Leute genug, die da sprachen: Meister, wir sähen gern ein apartes Zeichen, das nicht bloß den Pöbel, sondern auch uns überzeugte. „Ihr sollt ein Zeichen haben,“ antwortete der Meister, „ich will wieder auferstehen, nachdem ihr mich werdet getötet haben.“ Es geschah. Sie wurden es auf eine Weise gewahr, die ihnen vollkommen unverdächtig sein mußte. Aber was half’s? Sie blieben ebenso ungläubig,; denn., kommt das Reich Gottes, so helfen die äußeren Gebärden nichts; bekommt jemand den Geist des Glaubens nicht, so glaubt er nicht, und stände jemand von den Toten auf. Dieweil wir aber denselben Geist des Glaubens haben, so glauben wir auch, darum so reden wir auch. Wer Gott kennt, der siehet ihn nicht nur im Donner und Sturm oder in handgreiflichen Wundern, welche allenfalls auch ägyptische Zauberer zwingen, seinen Finger anzuerkennen: sondern im Los und im Haupthaar, im Kleinen, und in unbedeutenden Ereignissen, womit man ihn am meisten ehrt. Gott gibt also in diesem Kampf mit Jakob einen Beweis seiner ungemeinen Herablassung.

Derselbe dient auch drittens andern zum Vorbilde der Wege, welche der Herr mit Ihnen auf eine ähnliche Weise, wie mit Jakob, einschlagen kann. In einen körperlichen Zweikampf wird sich der Herr freilich schwerlich einzulassen für dienlich finden, wiewohl er auch seine Kinder mittelbar durch zeitliche Ereignisse üben kann und wirklich übt. Man hat Fälle, daß es jemand von der Zeit an, da er zu Gott bekehrt wird, eine Zeitlang so nicht mehr gelingen will wie früher, daß ihn selbst oder die Seinen Krankheiten und Unfälle treffen; ja, es kann geschehen, daß er selbst der natürlichen Geschicklichkeit und Wahrnehmung seiner Geschäfte beraubt wird für eine Zeitlang und ihm seine Sachen nicht mehr so wie früher gelingen wollen, er mag sich anstrengen und überlegen, wie er will, so daß er auch im Natürlichen zuschanden werden muß. In seinem häuslichen und Familien-Kreise kann auch das Wort Christi an ihm in Erfüllung gehen: Des Menschen eigene Hausgenossen werden seine Feinde sein. Es kann über dem Christentum Zwietracht entstehen zwischen Eheleuten, Eltern und Kindern, da vorher Einigkeit war. Es kann geschehen, daß jemand wegen seines Christentums der Gegenstand eines fast allgemeinen Hasses, der übeln Nachrede und des Gespöttes, ja wirklich hin und wieder mißhandelt wird, wie es dem Allerheiligen selber widerfahren ist.

Überhaupt pflegt es denjenigen, denen der Herr sich wie dem Jakob näher offenbaren will, eine Zeitlang sehr mißlich und widerwärtig zu gehen und ihnen ein Esau in den Weg zu treten, der es ihnen zu sauer macht; ja nicht ein Esau allein, sondern der Herr selbst. Sie selbst werden vernichtigt, damit der Herr groß werde. Sie wollen heilig, stark, gerecht, weise, gläubig, gut werden. Sie beten und wirken nach aller Möglichkeit, und siehe, statt vorwärts zu kommen, geht es mit ihnen zurück. Sie strengen sich wie Jakob immer heftiger an und verrenken ihre Glieder nur noch immer mehr. Was sie angreifen wollen, flieht vor ihnen. Was sie halten wollen, verschwindet, was sie suchen, kriegen sie nicht. Ohne Barmherzigkeit macht Jesus Sünder aus ihnen, die überaus sündig sind durchs Gebot, wie ungemein sie auch darüber jammern und stöhnen. Endlich wird ihnen die Hüfte gar verrenkt. Ihre bisherige Art zu bestehen wird ihnen unmöglich gemacht und ihnen nichts übriggelassen, als was dem Jakob übrigblieb: sich dem Sohne Gottes auf Gnade und Ungnade zu ergeben, als Küchlein unter seine ausgebreiteten Flügel zu kriechen. O, herrlicher Ausgang, aber unangenehmer Weg für die Natur, der nichts übriggelassen werden soll und muß. Hier, hier erweist es sich, daß das Geheimnis der Gottseligkeit groß sei.

Welches war nun des Kampfes Ausgang? Derselbe wird in den unerhörten Worten beschrieben: du hast mit Gott gekämpft und bist obgelegen. Wie ungereimt für die Vernunft! Wie unmöglich, es Gott abzugewinnen! Was doch in der heiligen Schrift für ungereimte Sachen vorkommen! Freilich ungereimte Sachen; das kann keine vernünftige Seele leugnen. Wie ungereimt lautet es, wenn es z. B. heißt: wenn du mich kleinmachst, machst du mich groß; wer weise werden will, werde ein Narr; Gottlose spricht Gott gerecht; wenn ich schwach bin, bin ich stark; die nichts inne haben und doch alles haben; Sünder rufe ich, nicht Gerechte; - und was der ungereimten Sachen mehr sind, derentwegen Paulus auch das ganze Evangelium eine Torheit nennt, wofür alle Klugen es mit Recht halten. Uns aber, die wir diese Torheit glauben, ist es göttliche Weisheit und göttliche Kraft geworden, nachdem es uns gegeben ist, dieselbe zu glauben. Also Jakob gewann den Kampf gegen Gott, ja, er mußte ihn gewinnen. Und warum?

Gott konnte ja nicht mit ihm streiten als ein Allmächtiger, konnte nicht mit ihm streiten als ein Heiliger; denn er hatte sich selbst gegen ihn die Hände durch seine Wahrheit gebunden, durch seine Verheißung: Ich will dir wohl tun. Mit ihm auf eine Weise zu streiten, die Jakobs Verderben zur Folge gehabt hätte, hatte Gott sich selbst unmöglich gemacht. Das wäre seiner Wahrheit, das wäre den Gedanken des Friedens, die er über ihn hatte, das wäre dem ganzen Inhalt des Gnadenbundes, es wäre dem geistlichen Eheverlöbnis ganz zuwider gewesen, worin der Herr gegen seine Gemeinde steht. Nun konnte er also nur in Liebe gegen ihn kämpfen und ihn nicht weiter verderben, als insofern es die Ehre des Herrn und Jakobs Heil notwendig erforderten. Bei so bewandten Umständen mußte es also dem Jakob gelingen. Er macht ja Sünder selig und Gottlose gerecht. Da er das nun selbst gesagt hat, so kann er ja diejenigen, die Sünder und Gottlose sind, nicht anders behandeln als diesem gemäß.

Und bist obgelegen, oder: Du hast dich fürstlich gegen Gott benommen und gesiegt. Worin bestand denn sein vortreffliches Benehmen? Er war aufrichtig und wollte nicht besser vor Gott erscheinen, als er wirklich war. Er bekannte seine Sünden, indem er offenherzig gestand: Ich fürchte mich! Er glaubt: „Du hast gesagt.“ Und o, wie viel wird durch solch ein offenherziges Bekenntnis ausgerichtet! Denn den Aufrichtigen läßt er's gelingen.

Als David so weit kam, daß er sprach: Ich will dem Herrn meine Übertretung bekennen, da vergab ihm der Herr die Missetat seiner Sünde (Ps. 32). Als er's aber verschweigen wollte, da verschmachteten seine Gebeine durch sein tägliches Heulen. Er betete und legte all sein Anliegen dem Herrn dar, indem er alle seine Hilfe bei ihm, und nicht bei sich selbst suchte. Er glaubte, und zwar aus Glauben in Glauben, so daß er sich durch nichts irre machen ließ und dreist genug war, sich endlich seinem Gegner in die Arme zu werden, da ihm jedes andere Verhalten unmöglich gemacht war. Und dem, der glaubt, sind ja alle Dinge möglich, selbst Gott zu überwinden.

Ach, wer sich denn doch auf eine ähnliche Weise wie Jakob verhalten könnte! Nun wohl. Wir müssen aber noch bemerken, daß die hebräische Sprache ganz eigener Art ist, so daß es eigentlich nicht nur heißt: du bist obgelegen, sondern zugleich: du bist dazu tüchtig, bequem, geschickt gemacht worden und wirst dazu geschickt gemacht werden. Nun wird die ganze Sache klar. Nun wird's begreiflich, wie sich Jakob so hat benehmen können, da es sonst unbegreiflich sein würde, wie ein schwacher und sündiger Mensch sich so hätte verhalten können. Nun fiel aber auch die ganze Ehre wie billig auf den Herrn zurück. Ehre genug für Jakob, daß er sich so hatte benehmen können! Freude genug, daß sich der Herr so zu ihm herabgelassen!

Aber welch ein Freibrief auch für die Zukunft: „Du sollst tüchtig gemacht werden!“ Was anders blieb ihm also übrig, als nur zu glauben, als nur an seinem Halse hängen zu bleiben, als nur sich von ihm tragen zu lassen!

Wie getrost konnte er alles abwarten! Hatte er auch im voraus keine Tüchtigkeit dazu, das war auch nicht nötig. „Sorget nicht, was ihr reden oder tun sollte; zu seiner Zeit soll es euch gegeben werden, was ihr reden sollt. So ihr in mir bleibet, und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“

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