Kohlbrügge, Hermann Friedrich - Das Amt der Presbyter - Dritte Betrachtung.

Kohlbrügge, Hermann Friedrich - Das Amt der Presbyter - Dritte Betrachtung.

Gegen die Herrschsucht.

1. Petri 5, v. 3. Auch nicht als die über das Volk herrschen,

Herrschen bedeutet hier: sich in der Verwaltung Rechte anmaßen, welche z. B. nur dem Gutsherrn zukommen; sich benehmen, als wäre man der Gutsherr selbst, aber im strengen und unterdrückenden Sinne; über etwas verfügen nach eigner Willkür und Belieben, von der anvertrauten Macht den Mißbrauch machen, daß man den Hausgenoffen im allgemeinen und den Besondern ihr Gebühr vorenthält oder ertheilt, nachdem sie sich nach unsern Launen fügen; von den geistlichen und leiblichen Bedürfnissen der Untergebenen Vortheil für sich ziehen, und die Untergebenen deswegen tyrannisieren. Was der Apostel hier mit dem griechischen Wort zu verstehen geben will, das Luther durch „Volk“ wiedergegeben, ist nicht so leicht zu bestimmen. In seiner Auslegung dieses Briefes übersetzt es Luther durch „Erbe,“ so haben es auch die englische und niederdeutsche und andere Uebersetzungen. Das griechische Wort heißt: Cleroi, d. i. Loose, die Vulgata hat Cleri. Die Rede ist bildlich; Loose sind entweder die von Gott verordneten Mittel, wodurch dem Volke das zugetheilt wurde, was Gott für das Volk bestimmte, oder es sind die Gemeinlein selbst, welche den verschiedenen Aeltesten zum Aufsehen gleichsam durch's Loos zugetheilt waren, wie nach 1 Chron. 24 u. 25 die Obersten im Heiligthum und die Sänger durch das Loos ihre Ordnung angewiesen bekamen. Das Erstere ist wohl das Einfachste. Die Obersten des Volkes hatten u. a. zur Zeit Josua's des Sohnes. Nun's, die Loose, d. i. Täfelchen auf welchen die gleichen Antheile an dem Erbgut für die einzelnen Erben beschrieben waren. Diese Täfelchen mußten in eine Urne geworfen werden; sie wurden sodann durch einander geschüttelt und für die einzelnen Erben gezogen. Nachdem die Loose gezogen waren, wurde den einzelnen Erben ihr Antheil angewiesen, mußte demnach ihnen auch zugetheilt werden, daß sie in ihren Erbbesitz kamen. - Das Volk Gottes ist der rechtmäßige Erbe aller Heilsgüter, welche Christus der Erbe für sie als eine Miterben erworben hat. Von diesen Heilsgütern muß dem Einzelnen unter dem Volke Gottes zugetheilt werden, was der Herr für ihn bestimmt hat. Die Erbtheilung bleibt den Aeltesten, den Vorgängern überlassen. Die Loose sind die Predigt vom Glauben, die Bedienung der heiligen Sakramente und die Handhabung der Zucht. Verfahren nun die Aeltesten damit nach eignem Belieben, daß sie wollen, wo sie wollen, und nicht wollen, wo sie nicht wollen - und daß sie vorgeben, daß sie lehren und regieren nach Gottes Wort, wo sie doch die von den Vätern nach Gottes Wort überkommenen Heilswahrheiten und Heilsgüter den Gemeinen willkürlich vorenthalten, ja sie um dieselben bringen, - so herrschen sie über die Loose, statt daß sie Gottes Mitarbeiter sind, einem jeglichen Erben zu verhelfen zu einem Erbbesitz. Das ist die Meinung der Worte. Von dem Antichrist aber ist geweissagt, Daniel 11, 37: daß er weder Frauenliebe, noch einiges Gottes achten, und sich selbst wider. Alles aufwerfen wird. Daß er anstatt den Herrn seinen Gott Mäusim ehren wird;„ das ist, einen Gott seiner Phantasie. Mäusim heißt: Festungen. Der Antichrist hat nur Festungen, d. i. eine Lehre, welche er durch allerlei Befestigungen der äußerlichen Gewalt und Macht aufrecht hält. Er hält sich mit seinem Gott hinter Festungen, wird er angetastet, so hat er immer ein Loch, um sich drin zu verkriechen, oder einen unterirdischen Weg, um wiederum in eine andere Festung zu kommen. Er trägt ein doppeltes Schwert, wollen die irdischen Mächte ihm nicht helfen, so schlägt er Alles mit dem Bann, und enthält einem eignen Volke das Himmelreich, wie er sagt: die Sakramente und die Absolution, um die Völker in Aufruhr zu bringen gegen die irdischen Mächte, die ihm nicht zu Willen sein wollen. Helfen sie ihm, so gibt er der einen Macht das Schwerdt in die Hand gegen eine ihm nicht ganz gewogene Macht und er läßt, wo er nur kann, alles hinschlachten, was seinen Gott nicht will ehren. Seinen Gott stützt und gründet er allemal in Blut und Thränen, mit List, Lüge und Betrug, mit passivem Widerstand, so lange er damit nur gewinnt, und geht's nicht anders, so hält er ihn aufrecht mit Gift und Dolchen, mit Feuer und Schwert, mit Militairgewalt - aber auch so kann sein Gott nicht grade stehen bleiben, denn er ist trunken von dem vielen Blut der Heiligen, und von dem Wein des Zorns des Allmächtigen. So hat es der Antichristen von jeher viele gegeben und gibt es viele, wie Johannes bezeugt: „Es sind viele Antichristen geworden.“ (1 Joh. 2, 18). Es hat sie aber so verblendet, daß sie glauben, sie ständen an Christi Statt, und sorgten für das Wohl der Kirche, obschon all' ihr Thun im offenbaren Widerspruch ist mit des Herrn Wort: „Wehe dem, der sie deshalb straft in dem Thor.“ Sie sind nur folgerecht in ihrem Haß gegen den, der sie und ihre Einrichtungen nicht liebt und lobt, zwingen ihn mit Maßregeln der Gewalt, binden ihm Hände und Füße, durchbohren ihm die Zunge, machen ihn zu nichte oder treiben ihn in die Wüste. Wir sollen aber nicht meinen, daß die Aeltesten, an welche Petrus schrieb, ganz frei gewesen sind von Herrschafts-Anmaßung; sonst würde Petrus dieses nicht an sie geschrieben haben. Sie sind aber durch diese Worte, wenn sie sich denselben untergeben haben, davon abgebracht worden. Was kann der Mensch, der nun mal meint wie Gott geworden zu sein, anders als sich Herrschaft anmaßen über die höchsten Interessen. Anderer, wenn er sich nicht befindet unter der Herrschaft der Gnade. Wo man nicht die Gnade allein, wo man nicht den heiligen Geist walten und herrschen läßt und prediget nur treulich das Wort vom Glauben, da kann es ja nicht anders sein, als wie es der Prophet Jeremias beschreibt: „Es stehet greulich und scheußlich im Lande. Die Propheten lehren falsch, und die Priester herrschen in ihrem Amt.“ Und will nun das Volk es anders? Nein.

„Mein Volk,“ heißt es, „hat es gerne also.“ - „Ich habe der Gemeine geschrieben,“ bezeugt Johannes, (3. Ep) „aber Diotrephes, der unter ihnen will hoch gehalten sein, nimmt uns nicht an, - er plaudert mit bösen Worten wider uns, und läßt ihm an dem nicht begnügen. Er selbst nimmt die Brüder nicht an, und wehret denen, die es thun wollen, und stößt sie aus der Gemeine.“ - Darum heißt es auch bei Jacobus: „Liebe Brüder, unterwinde sich nicht Jedermann Lehrer zu sein, und wisset, daß wir desto mehr Urtheil empfangen werden“ (Jac. 3, 1). Wer nur etwa Kenntniß der Gnade und der Wege Gottes hat, wer nur etwa Acht gibt auf die Ausgänge seines eignen Herzens, wer sodann nur Augen hat, um auch zu sehen, was um ihn vorfällt, wird es in tiefer Zerknirschung und Selbstdemüthigung bereuen, daß es auch ihn so leicht beschleicht, mit dem, was ihm gegeben ist, über Andere herrschen zu wollen, statt Andern zu dienen, und die Widerstrebenden durch zu Gebot stehende Gewalt, anstatt durch ernste Liebe, Nachgiebigkeit, Geduld und Sanftmuth zu überwinden. Ach, kaum meint der arme Mensch etwas geworden zu sein, so richtet der Teufel in seinem Herzen den heiligen Stuhl auf. Die ihm schmeicheln, sollen liebe Kinder Gottes und gehorsame Söhne heißen, die ihm aber mit gerechter Strafe in die Quere kommen, oder andrer Meinung sind, müssen verflucht sein, nichts wissen, und nichts haben, und die ihm etwas von Ungerechtigkeit, wahr oder vermeint, in den Weg legen, vertreibt er mit Gewalt. Das ist allemal der Dünkel der Pharisäer: „Warum habt ihr ihn nicht gebracht - seid ihr auch verführt? Glaubt auch irgend ein Oberster oder Pharisäer an ihn? Das Volk, das nichts vom Gesetz weiß, ist verflucht“ (Joh. 7,46-49). Es ist dem gnadenleeren Menschen unmöglich, Gott allein regieren zu lassen, er meint selbst es thun zu müssen. Er kann das Geheimniß der Macht nicht verstehen noch glauben, welche in Gottes Rathschluß zur Seligkeit liegt: Der Größere soll dem Kleinern dienen. Der Herr hat in seinen treuen und treuesten Jüngern jene Verkehrtheit herrschen zu wollen, gefunden, darum aber gab er uns das Beispiel der Fußwaschung (Joh. 13); darum sprach er: „Ihr wisset, daß die weltlichen Fürsten herrschen, und die Oberherren haben Gewalt, so soll es nicht sein unter euch, sondern so Jemand will unter euch gewaltig sein, der sei euer Diener. Und wer da will der Vornehmste sein, der sei euer Knecht. Gleichwie des Menschen Sohn ist nicht gekommen, daß er ihm dienen lasse, sondern daß er diene, und gebe sein Leben zu einer Erlösung für Viele“ (Matth. 20, 25-28). Aelteste, die solchen Worten ungehorsam sind, werden ihre eignen Begriffe, Lehre und Einrichtungen höher achten denn Gottes Wort; was geprediget wird, ist ihnen gleichgültig, wenn nur Menschengebot, Menschenlehre und Menschensatz beobachtet wird. Sie werden es auch nie unterlassen können, sich aller ihnen zu Gebote stehenden Gewaltsmaßregeln zu bedienen, um ihre Dinge aufrecht zu erhalten. Man sollte glauben, es müsse den Leuten die ihre Herrschaft in der Kirche mit der Autorität Petri stützen, in's Gewissen schlagen, daß der hohe Apostel, der für eine Säule gehalten ward, sich gar keine Obergewalt über die Aeltesten der Gemeinen beilegt, da er sich ja nur ihren Mitältesten nennt. Freilich man sucht sich damit zu helfen, daß man sich auf den Vorgang am See Tiberias beruft, wo der Herr dem Petro dreimal sagte: Weide meine Schafe! wo man doch von dem Apostel Paulus lernen sollte, daß der Herr damit die verlornen Schafe des Hauses Israel gemeint hat; denn so schreibt er an die Galater (Cap. 2, 7): Dem Petro ist das Evangelium an die Beschneidung d. i. die Juden anvertraut. In der Weise anvertraut, wie er an einen andern Orte bezeugt (1 Cor. 3) „es sei Paulus oder Kephas (Petrus): Alles ist euer.“ Ebenso müßte es ihnen in's Gewissen schlagen, daß Petrus hier, wo er von der Herrschsucht abmahnt, keinen Papst und keine Hierarchie bestehen läßt. Das hat auch jener scharfsichtige Jesuit Harduinus wohl gefühlt, wo er eben diese Petrinische Stelle auslegt und um seine menschlich kirchliche Lehre zu decken, sich nicht anders zu helfen weiß, als daß er sagt: damals habe der Apostel die kirchliche Hierarchie noch nicht eingeführt, die ihm der Herr aufgetragen. Daraus würde aber nichts Anderes folgen, als: entweder die Ermahnung „als die nicht über das Volk herrschen“ ist kein Theil des ewig gültigen und ewig bleibenden Wortes Gottes, oder die dem Apostel angeblich aufgetragene Hierarchie steht mit dem unzweideutigen apostolischen Worte, was als ewig verbindliche Lehre gelten muß, in offenbarem und directem Widerspruch. Das aber ist die Hierarchie die in Wirklichkeit der Herr seinen Aposteln aufgetragen: „So nun ich euer Herr und Meister euch die Füße gewaschen habe, so sollt ihr auch euch unter einander die Füße waschen“ (Joh. 13, 14). Und: „Das ist mein Gebot, daß ihr euch unter einander liebet, gleichwie ich euch liebe. Niemand hat größere Liebe, denn die, daß er sein Leben lässet für seine Freunde“ (Cap. 15, 12. 13). Und wiederum spricht der Herr zu seinen Jüngern: „Ihr sollt euch nicht lassen Meister nennen, denn Einer ist euer Meister, Christus. Der Größeste unter euch soll euer Diener sein“ (Matth. 23, 10. 11). Nach Wahrheit aber schreibt Luther: „Da hat nun St. Petrus mit Einem Wort umgestoßen und verdammt alles Regiment, das jetzt der Papst führet, und schleußt klar, daß sie nicht Macht haben ein Wort zu gebieten.“ Was hier aber Luther schreibt, gilt gegen alle, die anders regieren wollen als mit dem Wort und mit der Zucht des Wortes. Wohl den Aeltesten, aus deren Benehmen es offenkundig ist, daß sie keine Herren sind über den Glauben ihrer Gemeine, sondern Gehülfen ihrer Freude, und die den Muth haben zu der Gemeine zu sagen: Alles ist euer - wir sind auch euer; und geben den Hausgenossen was ihnen zukommt nach dem Befehl Gottes des Allerhöchsten. Das sind Aelteste, die haben es in der Erfahrung gelernt, daß sie sich selbst nicht regieren können, sondern müssen tagtäglich von der Gnade regieret werden. Solche Aelteste predigen nicht aus Geiz, oder um eigene Unreinigkeit zu bedecken, sondern sie untergeben sich selbst allererst dem Wort, ihr vornehmstes Anliegen ist, daß sie selbst mit diesem Worte sich im Verborgenen und im Offenbaren in Einklang befinden. Wo nicht das Freigemacht sein ist von Sünde und Gesetz in Christo Jesu, da ist Herrschsucht, - wo aber die Freiheit ist, da läßt man Andern seine Freiheit - und wie aus Gott vor Gott predigt man in Christo Jesu. Da wird Allen das Wort vorgehalten, um Alle frei zu machen; - wird aber dem Worte nicht gehorcht, so greift man nicht zu Zwangsmaßregeln, denn man hat ein freies Gewissen, wo man den ganzen Rath Gottes geprediget hat; Gott ist allda vor den Gewissen Aller gerechtfertiget - man überläßt solchen Ungehorsam dem richtenden Wort, das Macht genug hat zu bekehren oder seine Drohung kommen zu lassen und was sich wohl als solches gegen Widerspenstige bewähren wird. Der Apostel Paulus hat von einem ketzerischen Menschen gesagt: Meide ihn, nachdem du ihn einmal und abermal ermahnt; er hat nicht gejagt: Kerkere ihn ein, oder richte ihn hin. Und: „Uns ist Macht gegeben um aufzurichten, nicht um niederzuwerfen,“ bezeugt derselbe Apostel. Und: „Die Waffen unserer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern mächtig vor Gott“ (2 Cor. 10, 4). Das war aber Josephs Kunst zu herrschen in Christo Jesu, daß er seinen Brüdern, die ihn doch in die Grube geworfen und nach Egypten verkauft hatten, durch die Huld Pharaos das Beste des Egyptenlandes besorgte, daß die Ueberfluß an Weide hätten. Diejenigen nun, welche die Heerde Gottes weiden im Glauben es sei die Heerde Gottes eine an und für sich hülflose und des Grases bedürftige Heerde, nicht gewappnet gegen die zerreißenden Thiere, nicht gewitzigt gegen Irrthum, erfahren wohl, daß die Heerde ihre Stimme hört, und indem sie für Gottes Heerde Sorge tragen, trägt der Herr Sorge für sie, so daß sie Tag für Tag den ganzen Inhalt erleben des drei und zwanzigsten Psalms. Die, welche sich selbst weiden, gehen selbst leer aus und machen sich fett auf den Tag der Schlachtung und des Gerichtes des Zornes des Lammes. Die Schafe selbst werden ihre Zertreter. Diejenigen, welche da gutes Aufsehen ausüben, werden erfahren, wie sie mit allem, was sie haben, unter gutem Aufsehen der heiligen Engel Gottes stehen. Diejenigen, welche nicht Aufsehen haben, müssen wiederum vom Himmel vernachlässiget werden. Die das Angesicht ihrer Schafe nicht kennen, deren Angesicht wird Gott auch nicht kennen im Gericht. Die, welche es gezwungen thun, haben ihren Lohn weg, sie müssen damit sich zufrieden geben, daß sie sich selbst solches aufgezwungen haben; dafür, daß sie nicht beachtet des Herrn Wort: Ich sandte die Propheten nicht, doch liefen sie; ich redete nicht zu ihnen, doch weissagten sie; (Jer. 23, 21) wird es zu ihnen heißen: „Wer hatte es euch befohlen, ich habe euch nicht gesandt;“ am Tage, wo Gott das Verborgene richten wird. Die, welche es willig thun, die also nicht sich selbst, sondern was der Heerde ist, gesucht haben, werden es mit ihrem Thun beweisen, wo sich ein Wolf oder ein Bär zeigt, um die Schafe zu zerreißen, daß sie ihr Leben lassen für die Schafe, und so wird's sich herausstellen, daß sie keine Miethlinge gewesen, am Tage, wo die Herrlichkeiten geoffenbaret werden, die nach den Leiden Christi kommen. Diejenigen, welche sich in das heilige Amt begeben und dasselbe verwaltet um des Geldes willen, die Seelen zu verstricken und sich ihres leichten Glaubens zu bedienen, um Silber und Kleider zu nehmen, Oelgärten, Weinberge, Schafe, Rinder, Knechte und Mägde, müssen sich damit zufrieden geben, daß der Aussatz Naemans ihnen und ihrem Samen ewiglich anhanget (2 Kön. 5), oder daß sie den Lohn Bileams davon bringen (2 Petri 2), oder daß es ihnen ergeht, wie geschrieben steht: Sie predigen, es solle wohl gehen, wo man ihnen zu fressen gebe; wo man ihnen aber nichts in das Maul gibt, da predigen sie, es müsse ein Krieg kommen. Darum soll euer Gesicht zur Nacht und euer Wahrsagen zur Finsterniß werden (Micha 3, 5. 6). Diejenigen, die das Amt von Herzensgrund verwalten, und sich den Wahlspruch erwählt: „Ihr habt es umsonst empfangen, gebet es umsonst,“ die es nicht allein gesungen, sondern auch gethan haben, was gesungen wird: Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr', Kind und Weib, Laß fahren dahin, Sie habens kein Gewinn. Oder: Nun, muß ich dran Und von der Bahn, Welt, wie du willt, Gott ist mein Schild; und haben nicht um eigner Herzens-Einbildungen willen, sondern um der Heerde willen, daß bei derselben Gottes Wahrheit bleiben sollte, Leben und Alles in die Schanze geschlagen, werden stets freudig auf des Herrn Frage: Hat euch je etwas gemangelt? antworten können: Nein, Herr, niemals - und werden aus der Selbsterfahrung die Süßigkeit der Worte verstehen, welche der einst so hart verfolgte David in seinem Alter aussprach: „Siehe, ich habe in meiner Armuth verschaffet zum Hause des Herrn hundert tausend Centner Gold“ (1 Chron. 23, 14). Diejenigen endlich, welche nach eignem Gutdünken verfügt haben über das, was sie der Heerde von Gottes wegen zutheilen sollten, mögen wissen, daß ihnen nach des Herrn Aussage, dafür daß sie des Herrn Knechte und Mägde geschlagen und die betrübt haben, deren Seelen nicht betrübt, sondern Hülfe und Schutz sollte verliehen sein, mit doppelten Schlägen werden geschlagen werden. Diejenigen aber, die das Wort lauter predigen und lassen das Wort regieren und handhaben ohne Ansehen der Person die Zucht des Wortes, nicht des fleischlichen Arms, die also sanftmüthigen Geistes sind, Alle zu bekehren und dazu. Allen Alles werden, werden wohl erfahren, daß sie herrschen mit dem Worte und zu ihrer Freude erleben, daß Viele, sehr Viele unter dem rechtmäßigen Scepter dieses Wortes mit ihnen herrschen, und in Christo Jesu über alle Hindernisse, aufgeworfen. Seitens der Herrschsucht Fleisches und Blutes, der Welt und der Hölle, den Sieg davon tragen. Aber wohl den Gemeinegliedern, die ihre treuen Hirten in Ehren halten, und sind also gedemüthiget, daß sie es von sich selbst anerkennen, wie sie nur geneigt sind in die Irre zu gehen, und darum die gute Weide nicht vernachlässigen! Wohl denen, die von sich selbst bekennen, daß sie ohne Aufsehen treuer Hirten, und wenn sie anfangen wollten sich selbst zu weiden, in den Strick des Teufels, in den Rachen der Wölfe fallen würden! Alle, die sich dem von Gott anvertrauten Aufsehen entziehen, lassen sich unter Knechtschaft von Aufsehern bringen, welche von sich selbst gelaufen kommen, und müssen davon die üblen Folgen tragen; denn sie werden von dem an regiert durch ihre eignen Gelüste und Gelüste derer, die beim Großthun von geistlichem Wesen des Heiligen Geistes ohne sind. Wohl denen, die nicht selbst Ursache geben, daß sie von Miethlingen, die nicht anders, denn gezwungen handeln können, geleitet werden; die sich selbst Prediger aufwerfen, nachdem ihnen die Ohren jucken, werden auch Prediger finden, die alsbald die Gemeine drangeben, wenn man ihnen etwas anbietet, was mehr einträgt. Und wer das Wort verachtet: „Wer unterrichtet wird mit dem Wort, der theile mit allerlei Gutes dem, der ihn unterrichtet. Irret euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten. Denn was der Mensch säet, das wird er ernten“ (Gal. 6, 6. 7); wer selbst so geizig ist, daß er höchstens das abgeben wird für die Instandhaltung des Amtes, was der Geiz dafür bestimmt hat, und meint, er solle die ganze Welt für sich haben, und sich den Himmel für einen abgekniffenen Groschen oder ein abgefeiltes Goldstück eröffnen können, der muß sich der Strafe versehen, von solchen regiert zu werden, die ein Fegfeuer ersinnen und die ihm die Seele nicht aus diesem Fegfeuer holen, es sei denn für den Preis, den sie ihm vorschreiben. Also wird Geiz mit Geiz gestraft. Und das Gold ist wohl da, aber nirgendwo da, wo man's für sich haben will, denn der Teufel sitzt drauf und hält es fest, wo das Wort nicht ist. Wo aber das Wort ist, da macht es freigebige Lehrer und freiwillige Beisteuerer, die Gemeineglieder bringen dem Herrn ihre Zehnten, und der Herr gibt ihnen Hundert, die Lehrer helfen den Dürftigen und haben stets Ueberfluß. Wer die Gnade nicht über sich will herrschen lassen, muß es sich nicht Wunder nehmen, daß er vom Teufel und seinen Helfershelfern also beherrscht wird, daß er nicht mal athmen darf, ohne sich deswegen verantworten zu müssen; wer den Menschen zu Gefallen lehren, leben und glauben will, muß sich darnach fügen, daß er nun auch glaube und lebe nach Menschen Gefallen. Wer keinen Gott und dessen Freimacht und Hoheitsrechte über sich kennt, wird tyrannisieren, und muß sich darin fügen, daß er wiederum von Höheren tyrannisiert wird. Wer sich aber sehnt nach der Freiheit Christi, auf daß er aufgehört habe ein Dienstknecht der Sünde zu sein, erlebt eine Wiedergeburt zu solcher Freiheit und wird ein Freigeborner - ein Solcher ist. Allen freundlich, bescheiden, gut, des Heiligen Geistes voll bindet und entbindet er nur mit dem Worte, und nur solches Binden und Entbinden gilt im Himmel. - Der vom Herrn gesandte und berufene, von der Gemeine Gottes verordnete Aelteste, der vor der Welt am wenigsten äußeres Ansehen hat, der Schwächste, der Aermste, der aber getreu ist, der demnach glaubt ohne zu sehen, bindet am festesten, so fest, daß keine Macht auf Erden den Knoten lösen kann; und entbindet am sanftesten, so sanft, daß dem Reumüthigen alles Gedächtniß, selbst an begangene Sünden entschwindet, und der ganze Himmel der freien Erbarmung aufgethan wird, - oder Alles schon losgemacht ist, bevor die Hölle es vernimmt.

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