Zuletzt angesehen: Kaspar, Ulrich - Katechismus

Kaspar, Ulrich - Katechismus

Kaspar, Ulrich - Katechismus

Ingang des Catechismi

Von des Menschen höchstem Trost.

1. Fraag. Was ist im leben und im sterben dyn einiger und höchster trost?
Antwort: Das ewig leben.

2. Fr. Wer gibt dir das ewig leben?
Ant. Allein Gott durch Christum.

3. Fr. Was ist Gott?
Ant. Gott ist das ewig/ höchst und gröst Gut/ von dem wir alles guts hand.

4. Fr. Ist nur ein Gott oder sind vil Götter?
Ant. Es ist nit mehr dann ein einiger wahrer Gott.

5. Fr. Wie vil sind aber Personen?
Ant. Drey.

6. Fr. Wie werdend dise drey personen genennet?
Ant. Gott der Vatter/ Gott der Sohn/ und Gott der heilig Geist.

7. Fr. Welche under disen dreyen Personen ist Mensch worden?
Ant. Gott der Sohn.

8. Fr. Kan der Mensch die geheimnuß der heiligen Dreyfaltigkeit/ und was ein Person in derselben seye/ vollkommenlich wüssen und verstahn?
Ant. Nein: Hie in zyt ist es nit muglich.

Wann dann?
Ant. Im ewigen leben.

Von den Mitlen die Seligkeit und das ewig leben zu erlangen.

I. Vom Gesaz.

10. Fr. Was muß der mensch thun/ wann er wil selig werden?
Ant. Er muß thun dru ding.

11. Fr. Was für?
Ant. 1. Er muß verveinen1) syn sünd.
2. Er muß glauben an den Sohn Gottes.
3. Er muß fromm syn/ und recht thun.

12. Fr. Woruß lernest dyne sünden und dyn elend erkennen?
Ant. Uß den heiligen zehen Gebotten.

13. Fr. Wie lutend die heiligen zehen Gebott?
Ant. Also:

Erste Tafel.

Das I. Gebott.

Ich bin der Herr dein Gott/ der ich dich auß Egyptenland/ aus dem diensthaus gefüret hab. Du solt keine andere oder frömde götter vor mir haben.

Das II. Gebott.

Du solt dir kein gegrabne bildnus machen/ noch jenen ein gleichnus/ weder desse das in himlen daoben/ noch desse/ das uf erden hieniden/ noch desse/ das in den wasseren under der erden ist: Du solt sy nit verehren/ ihnen nit dienen/ noch sy anbätten. Dann ich der Herr dyn Gott/ bin ein starker yferiger Gott/ der da heimsucht der vätteren missethat an den kinderen/ bis in das dritt und viert geschlecht/ ja deren die mich hassen: und ich thun barmhertzigkeit an vilen tusenden/ die mich liebend/ und myne gebott haltend.

Das III. Gebott.

Du solt den nammen des Herren dynes Gottes nit ohne nutz/ üppigklich/ oder lychtfertig nemmen: dann der Herr wird den nit unschuldig halten/ der synen nammen vergeblich nimt.

Das IV. Gebott.

Gedenk des Sabattags/ daß du ihn heiligest. Sechs tag solt du arbeiten/ und alle dyne werk schaffen: aber am sibenden tag ist der Sabbat des Herren dynes Gottes: da solt du kein geschäft thun/ weder dyn sohn/ noch dyn tochter/ noch dyn knecht/ noch dyn magd/ noch dyn vych/ noch dyn frömbdling/ der in dyner statt thoren ist. Dann in sechs tagen hat der Herr Himmel und erden gemacht/ das meer/ und alles was darinnen ist/ und ruhet am sibenden tag. Darum freyet der Herr den Sabbat/ und heiliget ihn.

Andere Tafel.

Das V. Gebott.

Du solt in grossen hohen ehren halten/ dynen vatter und dyne muter/ uf daß du lang lebest im land/ das dir der Herr dyn Gott geben wird.

Das VI. Gebott.

Du solt nit töden.

Das VII. Gebott.

Du solt nit ehebrechen.

Das VIII. Gebott.

Du solt nit stälen.

Das IX. Gebott.

Du solt kein falsche zeugnuß geben wider dynen nächsten.

Das X. Gebott.

Du solt dich nit lassen gelusten dynes nächsten huses: Du solt dich nit lassen gelusten dynes nächsten ehewybs/ noch synes knechts/ noch syner magd/ noch synes ochsens/ noch synes esels/ noch alles deß/ das dynes nächsten ist.

14. Fr. Was ist die summ aller Gebotten?
Ant. Daß ich Gott und meinen nächsten vollkommenlich lieben soll.

15. Fr. Könnend wir aber Gott und unseren nächsten vollkommenlich lieben?
Ant. Nein.

16. Fr. Woher komt es?
Ant. Uß der ersten sünd.

17. Fr. Was ist sünd?
Ant. Sünd ist alles das/ so Gottes Gesatz und willen zu wider ist.

18. Fr. Wer hat gesündet zum aller ersten?
Ant. Unsere ersten Elteren Adam und Eva.

19. Fr. Wo hand sie gesündet?
Ant. Im Paradyß.

20. Fr. Was hand sie gesündet?
Ant. Sy sind Gott ungehorsam gsyn.

21. Fr. Wie das?
Ant. Sy nad gessen von der verbottnen frucht.

22. Wie waren sy anfangs von Gott erschaffen?
Ant. Nach seiner Bildnuß/ das ist/ verständig heilig und gerecht.

23. Warum könnend aber wir die heiligen zehen Gebott nit halten?
Ant. Diewyl wir von unseren ersten Eltern erboren sind arme sünder von armen sünderen.

24. Fr. Was verdienet aber der Mensch wann er die heiligen zehen Gebott nit haltet?
Ant. Die zytliche und ewige straaf/ die ewige verdamnuß.

25. Fr. Hand dann alle Menschen die ewige verdamnuß verdienet?
Ant. Ja

26. Werdend aber alle menschen verdamt?
Ant. Nein.

II. Von dem H. Evangelio/ und der Erlösung des Menschen.

27. Fr. Wer hat dann den Menschen von der ewigen verdammuß erlößt?
Ant. Allein der Herr JEsus Christus.

28. Fr. Wer ist der Herr Jesus Christus?
Ant. Er ist wahrer Gott und wahrer Mensch in einer Person.

29. Fr. Ist er allezyt mit dem Vatter/ und mit dem heiligen Geist gsyn wahrer Gott?
Ant. Ja.

20. Fr. Ist er aber allezyt auch gsyn ein wahrer Mensch?
Ant. Nein.

31. Fr. Wann ist er ein wahrer Mensch worden?
Antw. Da er empfangen worden von dem heiligen Geist/ geboren uß Maria der Jungfrauen.

32. Fr. Warum hat Christus müssen ein wahrer und gerechter Mensch syn?
Ant. Damit er für uns sterben könte.

33. Fr. Warum hat er müssen wahrer Gott syn?
Ant. Damit er den tod überwinden könte.

34. Fr. Wie und wormit hat uns dann Christus erlößt?
Ant. Durch syn unschuldiges/ bitteres lyden und sterben.

35. Fr. Hat er aber ohne underscheid alle Menschen erlößt?
Ant. Nein.

36. Fr. Welche hat er erlößt?
Ant. Die in ihn glaubend/ und buß thund.

37. Fr. Wie glaubst du ihn Christum?
Ant. Wann ich ihn nit nur erkenne/ sonder auch mein vertrauen uf ihn setze/ als uf mynen einigen Heiland und Erlöser.

38. Fr. Wer gibt dir aber den wahren Glauben??
Ant. Allein Gott.

39. Fr. Wie gibt er ihn?
Ant. Durch syn heiligs Wort und Geist.

40. Fr. Was ist die summ dessen/ das ein Christ zu syner seligkeit glauben muß?
Ant. Das finden wir in den zwölf Articklen des Christenlichen Glaubens.

41. Fr. Erzell mir dise Artickel?
Ant. I. Ich glaub in einen Gott/ Vatter den Allmächtigen/ Schöpfer himmels und der erden.
II. Und in Jesum Christum synen eingebornen Sohn/ unseren Herren:
III. Der empfangen ist von dem heiligen Geist/ geboren uß Maria der Jungfrauwen.
IV. Der gelitten hat under Pontio Pilato: Crütziget ist/ gestorben und begraben: hinabgefahren zu der hellen.
V. Am dritten Tag widerum uferstanden von den toden.
VI. Ufgefahren ist in die himmel/ da er sitzt zur rechten Hand Gottes des Allmächtigen Vatters.
VII. Dannenhar er künftig ist zu richten die lebendigen und die todten.
VIII. Ich glaub in den heiligen Geist.
IX. Ein heilige/ allgemeine/ Christenliche Kirchen/ die da ist ein gemeinschaft der Heiligen.
X. Ablaß der Sünden.
XI. Vferständuß des lybs.
XII. Und ein ewigs leben.

42. Fr. Welches sind die drü fürnemsten werk Gottes/ darvon in den zwölf Articklen des Christenlichen Glaubens gehandlet wird?
Ant. Es ist zum ersten die erschaffung. Zum anderen die ERlösung. Und zum dritten die Heiligung.

43. Fr. Wer hat dich erschaffen?
Ant. Gott der Vatter.

44. Fr. Wer hat dich erlößt?
Ant. Gott der Sohn, der Herr Jesus Christus.

45. Fr. Wer lehrt/ wer tröst/ wer heiliget dich zum ewigen leben?
Ant. Gott der heiig Geist.

46. Fr. Welches sind die rechten glider der Christenlichen Kirchen?
Ant. Die vom heiligen Geist gelehrt/ getröst/ und geheiliget werden.

III. Von der Danckbarkeit.

Fr. Ist es gnug sich des blossen glaubens rühmen?
Ant. Nein.

Fr. Was gehört mehr darzu?
Ant. Daß einer synen glauben erzeige durch gute werck.

Fr. Welches sind gute werck?
Ant. Die Gott selbs gebotten.

Fr. Welches sind böse werck??
Ant. Die Gott verbotten.

Fr. Wo hat Gott die guten werck gebotten/ und die bösen verbotten?
Ant. In seinem heiligen Wort/ im alten und neuwen Testament.

Fr. Wer gibt dir kraft gute werck zu thun/ und die bösen zumeyden?
Ant. Gott der heilig Geist/ der mir myn gemüt enderet/ und mich widergebirt zu einem Christenlichen Gottseligen leben.

Fr. Könnend wir die seligkeit mit unseren guten wercken verdienen?
Ant. Nein.

Fr. Warum können wirs nit?
Ant. Diewyl Christus allein uns dieselbige verdienet hat.

Fr. Sind wir aber gute werck zu thun/ nürdestoweniger auch schuldig?
Ant. Ja wir sind schuldig.

Fr. Warum?
Ant. Darum/ damit wir Gott danckbar seyind für syne wolthaten.

Fr. Wil aber Gott unsere guten werck nit auch belohnen?
Ant. Ja: aber uß gnaden.

Fr. Gehört auch das Gebätt under die guten werck?
Ant. Ja freylich.

Fr. Wen sol man anbätten?
Ant. Allein Gott.

Fr. Warum allein Gott?
Ant. Wyl wir an Gott allein glaubend/ und er allein uns erhören und helffen kan.

Fr. In wessen namen soll man Gott anruffen?
Ant. Allein in dem namen synes Sohns unsers Herren Jesu Christi.

Fr. Warum allein in dem namen des Herren Jesu Christi?
Ant. Diewyl er ist der einig Mittler zwüschen Gott und uns Menschen.

Fr. Was soll man von Gott bitten?
Ant. Alle geistlichen und lyblichen gaaben.

Fr. Wo sind dieselben geistlichen und lyblichen gaaben begriffen?
Ant. Im Gebätt des heiligen Vatter Unsers.

Fr. Erzell mir das heilig Vatter Unser?
Ant. Vatter unser der du bist in himlen.
Geheiliget werde dyn namm.
Zukomme dyn Rych.
Dyn will geschehe uf erden wie im himmel.
Gib uns hüt unser täglichs brot.
Und vergib uns unsere schulden/ wie auch wir vergebend unseren schuldneren.
Und führ uns nit in versuchung/ sonder erlöß uns von dem bösen.
Dann dyn ist das rych/ und die kraft/ und die herrlichkeit/ in ewigkeit/ Amen.

IV. Von den heiligen Sacramenten.

Fr. Was hast du dyner erlösugn für ein gewüßheit?
Ant. Drü ding machend daß ich myner seligkeit vergwüsseret bin.

Fr. Was ist das erst?
Ant. Die göttliche verheissung.

Fr. Was ist das ander?
Ant. Die inwendige zügunß des heiligen Geists.

Fr. Was ist das ander?
Ant. Die heiligen Sacrament.

Fr. Was sind Sacrament?
Ant. Sie sind heilige zeichen und gwüsse sigel der gnad Gottes gegen uns Menschen.

Fr. Uf was für ein gnad wysend sy uns fürnemlich?
Ant. Uf die grosse gnad/ die uns in Christo widerfahren ist.

Fr. Wie vil sind stuck by einem jeden Sacrament?
Ant. Zwey.

Fr. Was für stuck?
Ant. Ein ussers und lyblichs das man sicht: und ein inners und geistlichs/ das man glaubt.

Fr. Wie vil sind Sacrament des neuwen Testaments?
Ant. Zwey: NAmlich der heilig Tauff/ und das heilig Nachtmahl.

Fr. Von wem sind sy yngesetzt?
Ant. Von unserm Herren Jesu Christo.

Vom heiligen Tauff.

Fr. Welches ist im heiligen tauff das usser und sichtbar zeichen?
Ant. Das heilig wasser/ und desselben angiessung im namen Gott des Vatters/ Sohns/ und heiligen Geist.

Fr. Was bedeutet dasselbig?
Ant. Des Herren Christi blut/ das uns reiniget von aller sünd.

Fr. Was versiglet uns der heilig Tauff?
Ant. Den gnaden bund Gottes.

Fr. Worzu verbindt uns der heilig Tauff?
Ant. Zu einem neuwen/ recht frommen Christenlichen leben.

Vom heiligen Nachtmahl

2)

Fr. Welches sind die usseren und sichtbaren zeichen im heiligen Nachtmahl?
Ant. Das heilig brot/ und das heilig tranck/ so wir mit dancksagung brechend/ essend und trinckend.

Fr. Was bedütet das gebrochne brot im heiligen Nachtmahl?
Ant. Unsers Herren Christi gekrützgeten lyb.

Fr. Was bedütet das gesegnete tranck?
Ant. Unsers Herren Christi vergossens blut.

Fr. Wormit empfahst im heiligen Nachtmahl das sichtbar brot/ und das sichtbar tranck?
Ant. Mit dem Mund mynes lybs.

Fr. Wormit aber empfahst im heiligen Nachtmahl Christi lyb und blut?
Ant. Mit dem Mund myner seel.

Fr. As ist der mund dyner seel?
Ant. Der waare lebendige glaub.

Fr. Wie must du dich zum heiligen Nachtmahl vorbereiten/ damit du es nit unwürdig empfahest?
Ant. Ich muß mich selbs bewähren.

Fr. Wie viler stuck enhalben?
Ant. Dreyer stucken halben.

Fr. Welches sind dieselben?
Ant. Das erst ist myn Sünd; das ander ist myn Glaub; das dritt ist myn Vorsatz.

Fr. Wie must du dich bewähren dyner sünden halben?
Ant. Ob mir myne sünden von hertzen leid seyind

Fr. Wie must du dich erduren dynes Glaubens halben?
Ant. Ob ich von hertzen glaube/ daß Jesus Christus mit synem tod follkommenlich für meine sünd bezahlt habe.

Fr. Wie must du dich erduren dynes vorsatzes halben?
Ant. Ob ich ernstlich gesinnet seye mynem Nächsten von hertzen zuverzyhen/ und ihn zulieben/ und fürterhin myn ganzes leben zu besseren.

Fr. Was hand aber die zuerwarten/ die ohne reuwen/ ohne glauben/ und ohne besserung das heilig Nachtmahl empfahend?
Ant. Gottes gericht/ urtheil und verdamnuß.

Fr. Was ist die ursach/ daß dise sünd dem menschen so gar hoch gerechnet wird?
Ant. Wyl ein unbußfertiger Mensch sich versündet an unsers Herren Christi heiligen lyb und blut selbs.

1)
bereuen
2)
Im Original steht an dieser Stelle noch einmal „Vom heiligen Tauff“, aber das Thema ist eben das Nachtmahl, daher habe ich die Überschrift korrigiert.
Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/k/kaspar/catechismus/catechismus.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain