Harms, Ludwig - Auslegung der ersten Epistel Petri - Das 4. Capitel.

Harms, Ludwig - Auslegung der ersten Epistel Petri - Das 4. Capitel.

Vers 1-2. Weil nun Christus im Fleisch für uns gelitten bat, so wappnet euch auch mit demselben Sinn; denn wer am Fleisch leidet, der höret auf von Sünden, daß er hinfort, was noch hinterstelliger Zeit im Fleisch ist, nicht der Menschen Lüsten, sondern dem Willen Gottes lebe.

In dem vorigen Capitel ist von dem Leiden unsers HErrn Jesu Christi die Rede gewesen und nun macht der Apostel im 4. Capitel die Anwendung auf die Christen, daß, wie Christus gelitten hat, so müssen sich auch Seine Jünger auf das Leiden gefaßt machen. Und das ist auch ganz natürlich, denn der Knecht ist nicht größer als sein HErr und der Jünger steht nicht über seinem Meister. Hat der HErr leiden müssen, so versteht es sich von selbst, daß die Knechte auch leiden müssen, thut man dem Meister alles mögliche Leid an, so wird es bei dem Jünger auch nicht daran fehlen. Deshalb sagt der Apostel: Weil nun Christus im Fleisch für uns gelitten hat, so wappnet euch auch mit demselben Sinn. Christus, sagt er, hat im Fleisch für uns gelitten; denn vorher, ehe Jesus Mensch wurde, da hat er nicht gewußt, was Leiden war. Als Er noch als der einige Sohn des Vaters im Schoße Seines Vaters war, als Er noch mit Seinem Vater auf dem Thron der Herrlichkeit saß, da wußte Er nichts von Leiden, Er regierte mit dem Vater und dem heiligen Geist in ewiger Seligkeit. Als Er aber in das Fleisch kam, d. h. Mensch wurde, da hat Er gelitten. Das ist das Wunder der Liebe, daß er aus Seiner himmlischen Herrlichkeit und Seligkeit hernieder kam auf diese verfluchte Erde, Mensch wurde und nun beständig leiden mußte. Denn was ist das Leben des HErrn Jesu seit Seiner Menschwerdung anders gewesen, als ein beständiges Leiden? Leiden vom Anfang bis zum Ende, das war Sein stetes Los. Seht Sein Leben an, kaum war Er geboren, so stellte Ihm schon der greuliche Herodes nach dem Leben, und Seine Mutter mußte mit Ihm nach Egypten fliehen, um Ihm das Leben zu erhalten. Und kaum war Er dort angekommen, so schickte Herodes seine Henkersknechte, daß dieselben alle Kinder unter zwei Jahren in und bei Bethlehem tödteten. Eigentlich hätte Jesum der Mordstahl treffen sollen, und das wäre auch geschehen, wenn Gott Ihn nicht behütet hätte. Im Heidenlande Egypten mußte Er Jahr und Tag ein Fremdling sein, bis der greuliche Herodes, der Ihm nach dem Leben stand, todt war. Als die heilige Familie endlich zurückgekehrt war, da suchte sein Pflegevater Joseph eine Herberge für Ihn, konnte aber keine finden im jüdischen Lande. So mußte er das ganze jüdische Land durchreisen, bis sie endlich in Nazareth einen Ruheplatz fanden. Ist das nicht schrecklich! Kaum kommt der Sohn Gottes auf die Erde, so will man Ihn morden. Als Er hernach Sein Lehramt antritt, - denn aus Seiner weiteren Kindheit wissen wir nur die eine Geschichte, wie Er als zwölfjähriger Knabe im Tempel zu Jerusalem erscheint, - da kommt ein Heer von Leiden über Ihn, gerade als ob die Leiden auf Ihn geregnet wären. Der Teufel schickt sein ganzes Heer gegen Ihn, der Eine schilt, der Andere flucht, der Dritte will Ihn steinigen; Er ist sich bei Seinem Predigen nicht sicher, denn die Feinde schicken Spione und Laurer, die Ihn in Seiner Rede fangen sollen. Können sie nichts in Seinen Predigten finden, dann heißt es, Er ist ein Fresser und Säufer, der Zöllner und Sünder Gesell, oder Er ist ein Gotteslästerer und Aufrührer; oder sie halten einen Rath über Ihn, wie sie Ihn fangen. Und so hatten sie keine Ruhe und Rast, bis sie Ihn endlich wirklich gefangen nahmen im Garten Gethsemane und dann an das verfluchte Holz des Kreuzes brachten. Seht, so hat Christus gelitten; und warum das alles? Er war doch der Heilige Gottes, brauchte Er das zu leiden? Er war ohne Sünde, warum ging das Leiden nicht an Ihm vorüber? Der Tod ist doch der Sünde Sold und Er hatte keine Sünde gethan, warum mußte Er denn sterben? Warum hat Er gelitten? Warum ist Er gestorben? Warum ist Er zur Hölle gefahren, da Er doch das alles nicht brauchte für Seine Person? Der Apostel beantwortet uns diese Fragen mit den Worten: Christus hat im Fleisch gelitten für uns. Um Seinetwillen war es nicht nöthig, um unsertwillen geschah es. Er wollte uns vom Tode befreien, darum mußte Er für uns sterben; Er wollte uns von der Sünde erlösen, darum mußte Er für uns die Sünde tragen; Er wollte uns von der Hölle erretten, darum mußte Er für uns in die Hölle hinein; Er wollte von uns die Verdammnis abwenden, darum mußte Er für uns die Verdammnis dulden. Weil wir das nun wissen, so wissen wir auch, daß wir von Sünde, Tod, Hölle und Verdammnis befreit sind, denn Christus hat das Alles auf sich genommen. So ist das Leiden Christi unser einziger Trost, die Verdammnis und das Sterben Christi unsere einzige Seligkeit. Hätte Christus nicht das Alles für mich getragen, so müßte ich's noch tragen, aber da Er's getragen hat, so bin ich frei, los und ledig. Weil nun Christus im Fleisch für uns gelitten hat, so wappnet euch mit demselben Sinn. Zwar kann unser Leiden kein stellvertretendes sein, wie Christi Leiden es war. Leiden wir, so können wir damit weder uns noch andere erlösen, sondern wir leiden, weil wir Sünder sind. Hat nun unser Leiden in dieser Beziehung gar keine Aehnlichkeit mit Christi Leiden, so sollen wir es doch mit demselben Sinn tragen, wie Christus es trug. Sind wir Jesu Jünger, so müssen wir es uns gefallen lassen, daß die Welt uns haßt, verfolgt, verhöhnt, ja tödtet, wie sie den HErrn Jesum gehabt, verfolgt, verhöhnt, ja getödtet hat. Wenn das nun geschieht, so sollen wir uns wappnen mit demselben Sinn, d. h. wir sollen es ebenso geduldig tragen, wie Jesus. Von dem heißt es: Da Er gestraft und gemartert ward, that Er Seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scheerer und seinen Mund nicht aufthut. Mit demselben Sinn sollen wir auch alles Unrecht tragen, was uns die Menschen thun. Wenn du leidest, dann mußt du nicht gleich anfangen zu schreien: Das ist unrecht, daß mir die Menschen so viel Böses thun; sollst nicht murren darüber, daß dir so manches unverdiente Unrecht und Herzeleid zu Theil wird. Christi Sinn ist: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie thun; und: Liebet eure Feinde, segnet die euch fluchen, thut wohl denen, die euch beleidigen und verfolgen. Mit solchem Sinn müssen wir uns wappnen und Gott dabei danken, daß wir nicht um Uebelthat, sondern um Wohlthat willen leiden, daß sie uns aus demselben Grunde hassen und verfolgen, der Kain dazu trieb, seinen Bruder Abel todt zu schlagen. Und trägst du das Leiden in Jesu Sinn, dann gilt dir das Wort des Apostels: Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er sie erduldet, wird er bewährt und die Krone des Lebens empfangen. Dabei haben wir den großen Vortheil, den der Apostel in den Worten ausdrückt: Wer am Fleische leidet, der hört auf von Sünden. Es ist schon darum ein großer Segen, wenn man am Fleische leidet, man hört auf zu sündigen. Wenn man oft gar nicht dazu kommen kann, die Sünde zu lassen, leidet man am Fleisch, dann läßt man sie. O, wie oft erlebt man das an sich selbst und an andern Menschen. Wie mannigmal sehe ich einen Menschen, der sich dem Laster des Trunks ergeben hat, der Branntwein ist sein Gott und Herr. Man mag sagen: Lieber, ich bitte dich, erniedrige dich nicht unter das Vieh, so sagt solcher: Ja, du hast Recht, er fängt auch wohl an zu weinen, aber dabei bleibts. Man kann ihm sagen: Willst du Frau und Kinder unglücklich machen, willst du ein Mörder an ihnen werden? da kriegt man wohl Thränen zu sehen, aber gleich darauf geht der Mensch wieder hin und besäuft sich. Ein Anderer läßt das Saufen auch wohl ein paar Wochen, aber auf einmal ists, als ob ihn einer bei den Haaren wieder zum Branntweinsglase zieht. Was gibt es da für ein Mittel, wenn der Sünde gewehrt werden soll? In der Regel nur eins, Gott läßt den Menschen ernstlich krank werden. Auf dem Krankenbette öffnet er dem Worte Gottes sein Herz, er kommt zu einer aufrichtigen Bekehrung und was ist die Folge davon? Der Säufer mag keinen Branntwein mehr, er weist ihn als einen Höllentrank zurück. Wie manchen Menschen sieht man, vor dem man einen heimlichen Ekel und Abscheu hat, weil sein ganzes Wesen voll Unzucht ist. Wo dieser Mensch Hurerei treiben kann, da thut er's, wo er Gelegenheit zum Ehebruch hat, da nimmt er's wahr. Wie soll dem Menschen geholfen werden? Gott schickt Krankheit, der Mensch schlägt in sich, seine Sünden stehen ihm wie ein großes Feuer vor Augen, er fragt: Was muß ich thun, daß ich selig werde? Und was ist wiederum die Folge? Der Mensch läßt ab von den Fleischessünden. So hat der HErr durchs Leiden am Fleisch das vermocht, was er in guten Tagen nicht erreichen konnte. Dazu gebraucht auch der HErr das Leiden um Jesu willen. Je mehr man leidet um Jesu willen, desto größern Ekel und Abscheu kriegt man vor der Sünde. Ach, es gibt so viele Menschen, die täglich krank sind und dabei immer klagen und seufzen. Die sollten doch das Klagen lassen und lieber dem HErrn danken dafür, daß sie leiden am Fleisch, denn damit ist ihnen die Möglichkeit gegeben, abzulassen von der Sünde. -

Nun heißt es weiter in unserm Texte: Daß wir hinfort, was noch hinterstelliger Zeit im Fleisch ist, nicht der Menschen Lüsten, sondern dem Willen Gottes leben. Bei einem wahren Christen, der sich bekehrt hat, heißt es: Was ich noch auf Erden zu leben habe, das will ich nicht mehr der Menschen Lüste leben, sondern dem Willen meines Gottes. Alle Sünden und Schanden will ich lassen, weil sie Gott ein Ekel und ein Greul sind, alles Gute will ich thun, weil es meinem Gott Freude macht. Meinem Gott will ich leben, daß ich sagen kann: Ich lebe; aber doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir; denn was ich noch lebe im Fleische, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben. Seht, meine Lieben, ein solcher Mensch lebt nicht mehr sich selber und stirbt nicht mehr sich selber; lebt er, so lebt er dem HErrn, stirbt er, so stirbt er dem HErrn; darum er lebet oder stirbet, so ist er des HErrn und aus dessen treuer Hand kann ihn Niemand reißen. Und so geht es denn fort bis zum letzten seligen Augenblick, wo ihn der HErr erlöset von allem Uebel und aushilft zu Seinem himmlischen Reich, da keine Sünde mehr zu finden ist. Seht, wir haben Gott zu danken für Alles, namentlich auch für das Leiden am Fleisch und für die Verfolgung der Weltkinder, denn das dient ganz besonders zu unserer Seligkeit. Ja man kommt so weit, daß man die Menschen als seine größten Wohlthäter betrachtet, die einen am meisten quälen und martern. Es wird erzählt, daß ein Christ in den Verfolgungszeiten der römischen Kaiser seines Christenthums wegen angeklagt sei. Der Richter verurtheilt ihn, er solle drei Mal bis aufs Blut gegeißelt werden. Da tritt der Henkersknecht herzu und geißelt ihn zum ersten Mal bis aufs Blut, so daß er beinah ohnmächtig niederfällt. Gleich darauf wird er zum zweiten Mal gegeißelt, und zwar noch fürchterlicher als vorhin, so daß er wirklich ohnmächtig wird. Nachdem er sich ein wenig erholt hat, folgt die dritte Geißelung. Da fällt er wie todt zur Erde nieder, aber die Ohnmacht vergeht bald wieder, die Besinnung kehrt zurück und nun folgt das Endurtheil: Er soll auf einem Scheiterhaufen verbrannt werden. Als er beim Scheiterhaufen ankommt, ist er so schwach, daß er nicht hinauf steigen kann. Nun fragt er einen Mann, der dabei steht, ob er den Scheiterhaufen anzünde? Dieser bejaht es und fügt hinzu: Ich bin es auch, der dich gegeißelt hat und will dir nun helfen, daß du auf den Scheiterhaufen kommst. So reiche mir deine Hand, spricht der Christ. Es geschieht. Da küßt der Märtyrer die Hand des Henkerknechtes. - So ist ein Christ dankbar für die Leiden und küßt die Hand dessen, der ihn quält und martert, denn er muß sagen: Das dient zum Heil meiner armen Seele. Amen.

Vers 3-5. Denn es ist genug, daß wir die vergangene Zeit des Lebens zugebracht haben nach heidnischem Willen, da wir wandelten in Unzucht, Lüsten, Trunkenheit, Fresserei, Sauferei und greulichen Abgöttereien. Das befremdet sie, daß ihr nicht mit ihnen laufet in dasselbe wüste unordentliche Wesen, und lästern; welche werden Rechenschaft geben dem, der bereit ist zu richten die Lebendigen und die Todten.

Der Apostel hatte uns im Vorigen gesagt, daß wir Christen, was wir noch hinterstelliger Zeit im Fleische zu leben haben, nicht nach der Menschen Lüste leben sollen, sondern nach dem Willen Gottes. Und darin fährt er heute fort, indem er sagt: Denn es ist genug, daß wir die vergangene Zeit des Lebens zugebracht haben nach heidnischem Willen, da wir wandelten in Unzucht, Lüsten, Trunkenheit, Fresserei, Sauferei und greulichen Abgöttereien. Ihr müßt bedenken, zu der Zeit, als der heilige Apostel Petrus dieses schrieb, breitete sich das Christenthum erst aus unter den Heiden. Es waren damals im römischen Reiche alle Menschen noch Heiden, und zu denen kam die Predigt des Evangeliums und die Leute, die sich auf diese Predigt bekehrten, kamen aus dem Heidenthum in das Christenthum, aus Heiden wurden sie Christen. Nun sagt der Apostel, indem er sie an ihren früheren Zustand erinnert: Es ist genug, daß wir die vergangene Zeit des Lebens zugebracht haben nach heidnischem Willen. Die Christen sind schuldig, ein ganz anderes Leben zu führen, als die Heiden; wir sind in ein ganz neues Wesen versetzt und darum sollen wir auch in diesem neuen Wesen einhergehen. Nun bezeichnet der Apostel genauer, worin das heidnische Wesen besteht. Er sagt: Da wir wandelten in Unzucht, Lüsten, Trunkenheit, Fresserei, Sauferei und greulichen Abgöttereien. So wandeln die Heiden, da könnt ihr ein recht klares Bild bekommen von dem, was heidnisches Wesen ist. Seht ihr z. B. einen Menschen wandeln in Unzucht, d. h. der Hurerei nachgehn, Hurerei treiben, Hurenschande ausüben, sei es in Worten oder Werken, oder gar Ehebruch treiben, so wisset, der kann kein Christ sein, denn er lebt in heidnischem Wesen. Darum sagt auch der Apostel Paulus: Sollte ich Christi Glieder nehmen und Hurenglieder daraus machen? Das sei ferne. Heidnisches Wesen, dazu gehören ferner Lüste. Das Leben nach den Lüsten ist also auch ein heidnisches. Wenn die Menschen ihr Leben führen nach ihren Lüsten und nicht darnach fragen, was Gott haben will, so führen sie auch ein heidnisches. Der Christ fragt: Was will Gott haben? und darnach richtet er sein Leben ein; der Heide fragt: Was will mein Herz? und dessen Wünsche erfüllt er. Dann kommen: Trunkenheit, Fresserei, Sauferei. Wenn der Apostel diese drei Stücke nennt, so denken wir wohl, das eine Wort hätte er sparen können, denn Trunkenheit und Sauferei, ist das nicht einerlei? Ein Säufer ist ja ein Trunkenbold und ein Trunkenbold ist ja ein Säufer? Wenn dem wirklich so wäre, dann hätte der Apostel das Wort wohl weggelassen. Da muß sich die Sache doch anders verhalten. Merket: Trunkenheit ist jeglicher Zustand, wo der Mensch nicht bei Sinnen ist. Beim Saufen ist der Mensch nicht bei Sinnen, denn er ist durch Branntwein, Bier, Wein rc. von Sinnen gekommen. Aber es gibt auch andere Dinge, wodurch ein Mensch der Sinne beraubt wird, z. B. ein Zorniger, ist der bei Sinnen? Nein, denn er ist trunken vom Zorn; oder ein Mensch, der in Schwermuth und Traurigkeit steckt, der ist auch nicht nüchtern, er sieht die Dinge ganz anders, als sie wirklich sind. Er glaubt, daß ihm Gott böse sei und zürne, und Gott sagt doch: Ich bin gnädig und barmherzig, geduldig und von großer Güte. Solcher Trunkenheit gibt es viel, alle Leidenschaften machen den Menschen trunken. Der Apostel will nun von Christen haben, sie sollen nicht trunken sein, sie sollen bei Sinnen bleiben, sollen klare Einsicht haben von sich und andern Menschen.

Ferner: Fressen und Saufen. Diese Sünden, wie sind sie in der Christenheit verbreitet! Wie wird in der Christenheit gefressen und gesoffen! Wo ist die christliche Nüchternheit geblieben? Seht ihr einen Menschen, der frißt und säuft, das ist ein Heide; und solches Heidenthum ist bei den Leuten, die Christen heißen, zu finden. Solche Christen sind aber auch, weil sie Gottes Wort haben und Gottes Willen kennen, viel scheußlicher als die Heiden. Darum soll ein wahrer Christ sich mit Abscheu von einem solchen Fresser und Säufer abwenden und soll ihn für einen Heiden halten; soll sich aber auch selbst recht ernstlich vor solchen Sünden hüten. Unsere jetzigen gewöhnlichen Hochzeiten, - sind sie etwas anders als Freßmahlzeiten und Saufgelage? mit Fressen wird angefangen und mit Saufen wird geendet. Wie viel können da die Leute fressen bis sie genug kriegen, sechs Mal können sie den Bauch vollpropfen und er plagt doch noch nicht. Daraus könnt ihr sehen, wie sehr sich Fressen und Saufen bei den Christen eingeschlichen hat. Werden diese Leute nicht mit Recht Götzendiener genannt? Der Apostel Paulus sagt von ihnen, daß sie den Bauch zu ihrem Gott machen.

Endlich: Abgötterei. Das ist nun ein klares, deutliches Zeichen des Heidenthums. Die Heiden beten Bilder an aus Stein, Holz, Gold, Silber rc. verfertigt, sie beten an Bäume, Thiere, Sonne, Mond, Sterne rc.; aber sage mir, ein Christ, der geizig ist, der Putz und Staat liebt, der Branntwein und Bier säuft, ist der nicht ein eben solcher Götzendiener? Wenn die Eltern ihre Kinder zum Abgott machen, wenn der Mann seine Frau und die Frau ihren Mann zum Abgott macht, sind die besser als die Heiden? Ist es nun feine oder grobe Abgötterei, das ist einerlei, Heiden sind solche Menschen, die irgend eine Kreatur mehr lieben, als Gott. O schreibt es euch in das Herz, es ist genug, daß wir die vergangene Zeit in solchem Wesen zugebracht haben. Nun sehet dagegen die Christen an, die laufen nicht mehr in dasselbe wüste, unordentliche Wesen. Christen sind diejenigen, die sich von ganzem Herzen zu Christo bekehrt haben, und die bekehrte Leute sind, darum kränkt es sie, daß sie früher in dieses Wesen gelaufen sind; aber nun thun sie es nicht wehr, denn wenn sie es noch thäten, so kostete sie das ihre Seligkeit. Also Christen erkennt man daran: Sie laufen nicht mit in das Hurenwesen, in die Lüste, in die Trunkenheit, in die Sauferei und Fresserei, in die Abgöttereien der Welt. Wenn das die Heiden sehen, das befremdet sie und sie fangen an zu lästern. Sie können das nicht begreifen, daß die Christen solche Kopfhänger werden und die Sünde lassen und darum fangen sie an zu lästern, sie nennen die wahren Christen Kopfhänger, Verrückte, Mucker u. Das ist heutzutage noch so. Obgleich wir alle Christen heißen, so ist doch ein Unterschied zwischen Christ und Christ. Die bekehrten Christen sind allein die rechten Christen, die unbekehrten Christen sind weiter nichts wie Heiden. Und die letzteren sagen dann von den wahren Christen: Die sind zu weit gekommen, sind Quäker geworden rc. So finden wir das Heidenthum mitten in der Christenheit. Wird das diesen Menschen so hingehn, daß sie lästern? Der Apostel sagt: Welche werden Rechenschaft geben dem, der bereit ist zu richten die Lebendigen und die Todten. Hier auf Erden sind sie wohl nicht gerichtet, denn sie brüsten sich als ein fetter Wanst, sie gehören zu den Geehrtesten, zu den Vornehmsten, zu den Tugendhaftesten, zu den Reichsten, was sie reden, das muß wie vom Himmel geredet sein. Darum schwimmen sie auf Erden oben, wie das Fett auf dem Wasser. Aber der Apostel sagt: Sie sollen Rechenschaft geben vor dem, der bereit ist zu richten die Lebendigen und die Todten. Er ladet sie vor Gottes Gericht, wo der HErr Jesus Richter sein wird. Da werden sie gerichtet und werden ihr Urtheil empfangen, denn was haben sie gethan? Sie haben gelästert die Kinder Gottes und damit Gott selbst, und er wird Rache an ihnen nehmen und wird sie verdammen in den Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel ewiglich brennt. Amen.

Vers 6-7. Denn dazu ist auch den Todten das Evangelium verkündiget, auf daß sie gerichtet werden nach dem Menschen am Fleisch, aber im Geist Gotte leben. Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge.

Der heilige Apostel hatte im Vorigen gezeigt, daß diejenigen Menschen, welche sich bekehren zu dem lebendigen Gott, diese ihre innere Herzensstellung dadurch zeigen, daß sie sich fortan von allem Welt- und Teufelswesen entfernt halten und durch Gottes Gnade ein neues und heiliges Leben anfangen. Und das befremdet die Weltkinder, sie können das nicht leiden, darum fangen sie an zu schimpfen und zu lästern über die Christen. Aber, sagt der Apostel, die Christen sollen nur getrost sein, Gott wird richten die Lebendigen und die Todten und von dem werden auch sie ihr Urtheil empfangen. Weil er gesagt hatte, daß Gott bereit sei zu richten die Lebendigen und die Todten, so knüpft er daran weiter die Worte: Denn dazu ist auch den Todten das Evangelium verkündigt, auf daß sie gerichtet werden nach dem Menschen am Fleisch, aber im Geiste Gott leben. Wir haben Cap. 3, 19-20 die Stelle gehabt, daß Jesus in die Hölle gefahren sei und habe in der Hölle den Geistern im Gefängnis gepredigt, d. h. den Verdammten in der Hölle, die einstmals nicht glaubten zur Zeit Noäh; und wir fragen nun, haben diese beiden Stellen mit einander was zu thun, oder beziehen sie sich auf einander? ist Cap. 3, 19-20 mit Cap. 4, 6 gleichbedeutend? Die Antwort darauf ist diese: Beide Stellen haben nichts mit einander gemein, denn in dieser letzten Stelle ist gar nicht die Rede von den Geistern im Gefängniß, die Todten, von denen hier die Rede ist, sind keine andere als die geistlich Todten, die leiblich noch leben auf Erden. Darum haben wir auch gesehen, daß die gesamte lutherische Kirche dies Wort Cap. 3, 19-20 nicht als Predigt des Evangeliums, sondern als Verkündigung des Gerichts ansieht. Es kann ja auch nicht anders sein, denn den verdammten Geistern in der Hölle kann kein Evangelium gebracht werden; sie sind ja schon verdammt, was soll ihnen dann noch das Evangelium nützen? Darum steht auch nicht da: Christus hat den Geistern im Gefängnis das Evangelium gepredigt, es heißt nur: Er hat ihnen gepredigt. In unserm Text aber heißt es: Den Todten ist das Evangelium gepredigt. Das ist eine ganz andere Predigt als jene und die Leute sind auch ganz andere als Cap. 3, 19-20. Diesen geistlich todten Menschen, die noch leiblich auf Erden leben, ist das Evangelium gepredigt. Denn was im vorigen Verse gesagt wurde, das bezieht sich auf den jüngsten Tag. Die lebendigen, die Jesus dann richten wird, das sind diejenigen, die noch leben am jüngsten Tage, und die Todten, die Er richten wird, das sind diejenigen, die schon vor dem jüngsten Tage gestorben sind. Es bezieht sich also dieser Vers nur auf die Zeit, wann Jesus kommt zum Gericht.

Nun heißt es weiter: Denn dazu ist auch den Todten das Evangelium verkündigt, auf daß sie gerichtet werden nach dem Menschen am Fleisch, aber im Geist Gott leben. Ihr sehet daraus, daß denjenigen, welche vom HErrn am jüngsten Tage verdammt werden, auf Erden, während sie lebten, das Evangelium verkündigt ist. Als sie geistlich todt waren und von Christo nichts wußten, da ist ihnen das Evangelium gepredigt, damit sie die Wahl hätten, ob sie sich zu Christo bekehren oder ob sie beim Teufel bleiben wollten, ob sie dem Fleische nach leben und dann ewig sterben wollten, oder ob sie dem Geiste nach leben und dem Fleische nach sterben wollten. Das von den Menschen, die auf Erden noch leben, die Rede ist, sehen wir daraus: Auf daß sie gerichtet werden nach dem Menschen am Fleisch, aber im Geist Gott leben. Das sind also solche Menschen, die noch im Fleische leben und denen die Wahl gestellt wird, ob sie sterben, d. h. verdammt werden, oder ob sie leben d. h. ob sie selig werden wollen. Erwählen sie das Leben, so wirkt das Wort Gottes in ihnen, daß sie dem Fleische nach sterben und dem Geiste nach Gotte leben. So gehören alle Menschen, die noch auf Erden leben, zu denen, davon hier die Rede ist, denn alle Menschen sind von Natur geistlich todt; ihnen wird die Möglichkeit gegeben, selig zu werden. Wer sich nicht bekehrt, der ist selbst Schuld an seiner Verdammnis. Bekehren sich die Leute nicht, gehen sie verloren, so müssen sie am jüngsten Tage bekennen: Es ist uns gepredigt das Evangelium, ob wir dem Fleische nach leben und dem Geiste nach sterben wollen, oder ob wir dem Geiste nach leben und dem Fleische nach sterben wollen; wir aber haben das erstere erwählt und bekommen deshalb nun, was wir gewünscht haben. Alle Menschen gehören zu diesen geistlich Todten, denn von allen Menschen heißt es: Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf; von allen gilt das Wort: Wir sind allzumal Sünder und mangeln des Ruhms, den wir vor Gott haben sollen, und wie es Jesaias 1 heißt: Das ganze Haupt ist matt, das ganze Herz ist krank; von der Scheitel bis zur Fußsohle ist nichts Gesundes an uns zu finden. Wie soll diesen geistlich Todten geholfen werden? Nur allein dadurch, daß ihnen das Evangelium gepredigt wird, auf daß sie lebendig werden. Denn indem ihnen das Evangelium gepredigt wird von dem Heiland, der die Sünder selig macht, so liegt darin die Möglichkeit, daß sie vom Tode zum Leben kommen können. Denn Jesus ist wahrer Gott und Sein Wort ist Gottes Wort und das hat lebendig machende Kraft. Kein Menschenwort hat Todtenerweckende Kraft, aber Gottes Wort hat diese Kraft. Wer dies Wort hört und nicht selig wird, der hat keine Entschuldigung am jüngsten Tage. Fragt euch, die ihr hier in der Beichte seid, habt ihr die Todten erweckende Kraft des Wortes Gottes erfahren ist einer unter euch, der diese Kraft nicht verspürt hat? Wollt ihr nein sagen, so müßt ihr lügen. Ist es euch nicht oft bei der Predigt in das Gewissen gefahren, so daß ihr sagen müßt: Gott hat Recht, ich bin ein Sünder? Habt ihr euch aber nicht bekehrt, so liegt das daran: Das Fleisch war noch zu mächtig bei euch. Ihr habt alle etwas erfahren von dieser Kraft, so daß ihr euch bekehren könnt. Wie oft habe ich das gehört, daß Menschen, die sich bekehren, sagen: Ich habe es schon lange gewußt, daß ich mich bekehren muß, hundert Mal bin ich schon davon überzeugt worden; aber daß es nicht dazu kam, daran ist mein Fleisch Schuld gewesen. Nun ist mir aber Gottes Wort zu stark geworden, Gott hat mich überwunden und ich habe mich überwinden lassen, nun kann ich mich nicht mehr dagegen setzen. Und selbst diejenigen, die die Predigt des Wortes Gottes lästern und verfolgen, bezeugen es: Erfahren haben wir die Kraft des göttlichen Wortes, aber wir wollen uns nicht bekehren; zwar ist unser Gewissen davon getroffen, darum möchten wir die Predigt gern weg haben. Das ist die Kraft des Wortes Gottes, wer sich dieser Kraft hingibt, der wird vom Tode erweckt. Denn daß du dich bekehrst, o Christ, das soll dein eigner freier Entschluß sein, gezwungen will dich Gott nicht im Himmel haben. Er ist ja allmächtig und könnte dich deshalb bei den Haaren in den Himmel ziehen, aber was wolltest du im Himmel machen? Du kannst den Himmel nicht brauchen und der Himmel kann dich nicht brauchen, dir würde der Himmel zur Hölle werden, wenn du als ein unbekehrter und ungläubiger Mensch hinein kämest. Wenn nun der jüngste Tag kommt, wo die Menschen gerichtet werden, kann sich da ein solcher, dem die Kraft des Wortes Gottes nahe gekommen ist und der sich doch nicht bekehrt hat, entschuldigen? Nein, er muß sagen: Ich habe mich nicht bekehren wollen und darum muß mich das Gericht verurtheilen. Und wenn diese Unbelehrten verdammt werden, so können sie Gott nicht eines ungerechten Gerichts beschuldigen, denn angeboten hat Er ihnen die Seligkeit, aber sie haben sie von sich gestoßen. Seht, meine Lieben, das ist das Entsetzlichste, was ich mir denken kann, da steht ein armer Mensch am jüngsten Tage vor Gottes Gericht, vor dem Gott, der Augen hat wie Feuerflammen und nun hört er das Urtheil: Gehe weg von Mir, du Verfluchter, in das ewige Feuer! und dieser arme Mensch, der dem Teufel und seinen Engeln zugesellt wird, muß sagen: Ich hätte selig werden können, daß ich aber in die Hölle komme, das ist mein freier Wille und mein eigner Entschluß; nicht einmal, sondern wohl hundert Mal hat Gott mich zur Bekehrung aufgefordert und hundert Mal habe ich Seine Stimme verschmäht.

Das ist das Schrecklichste, was ich mir denken kann. Stellt euch einmal in diese Lage, ist es denn wohl möglich, daß wirklich einer unter euch sein könne, der mit Wissen und Willen in die Hölle liefe? Ist denn wirklich die zeitliche Ergötzung von ein paar lumpigen Jahren mehr werth, als die ewige himmlische Freude? Ich bitte euch, laßt euch doch bewegen zur Bekehrung! Wollt ihr's nicht thun um Gottes willen, der euch so gern selig machen möchte, wollt ihr's nicht thun um meinetwillen, da ich euch so gern selig wüßte, so thut es doch um euretwillen, daß ihr nicht ewig bei dem Teufel zu sein braucht! -

Nimmt nun ein solcher das Evangelium an, bekehrt er sich, so stirbt er am Fleisch, um im Geiste Gotte zu leben. Er stirbt dem Fleische nach, d. h. er hört auf fleischlich gesinnt zu sein; er lebet Gott im Geiste, d. h. er fängt an geistlich gesinnt zu sein. Gerade so drückt es Paulus aus Röm. 8, 5: Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt. Vom fleischlichen Sinn muß man sich wegwenden und den geistlichen Sinn muß man annehmen, das ist die Bekehrung. Da ist dann das Leben ein ganz anderes geworden. Der fleischlich gesinnte Mensch lebt lediglich sich selbst, der geistlich gesinnte lebt Gott; der fleischlich gesinnte hat sein Herz an der Erde hangen, das Herz des geistlich gesinnten hängt an dem Himmel. Fragst du z. B. den fleischlich gesinnten Menschen, was er am liebsten möchte? so ist die Antwort, wenn er die Wahrheit sagen will: Ich möchte gern reich sein; fragst du den geistlich gesinnten, so antwortet der: Ich möchte gern selig werden. Irdische Freude will der fleischlich gesinnte, himmlische Freude will der geistlich gesinnte Mensch. Mit der Welt sich lustig machen, das will der erstere, in Gott fröhlich und vergnügt sein, darnach trachtet der letztere. Wenn nun der Apostel in dieser Stelle uns sehr ernstlich ermahnt zur Bekehrung, so bestärkt er diese Ermahnung nun noch umso mehr durch das Wort: Es ist aber nahe gekommen das Ende aller Dinge. Er will sagen mit diesen Worten: lange Zeit zum Besinnen habt ihr nicht mehr, darum eilet und bekehrt euch, ihr wißt nicht, wie bald euer Ende da ist, dann kann sich Keiner mehr bekehren, denkt an die fünf thörichten Jungfrauen Matth. 25. Da sehet ihr dasselbe, was wir Cap. 3, 19-20 schon gehabt haben, nämlich daß nach dem Tode keine Bekehrung mehr möglich ist. Gäbe es eine Bekehrung nach dem Tode, so brauchten wir uns jetzt nicht zu bekehren, dann könnten wir dieses Leben recht genießen. Der jüngste Tag wird das Ende aller Dinge genannt und zwar deshalb, weil dann alle Dinge und Sachen dieses Lebens, dieser Zeit und dieser Welt ein Ende haben. Die Himmel sollen zergehen mit Krachen, die Erde soll ihr Grab finden; aus dem Himmel soll ein Feuerregen kommen, aus der Erde soll das Feuer hervorbrechen und dieses große Feuermeer soll Himmel und Erde verzehren. Also das Ende aller Dinge und der jüngste Tag ist ein und dasselbe. Der Himmel wird vergehn, d. h. der uns sichtbare Himmel, das Himmelsgewölbe, das wir sehen und mit ihm Sonne, Mond und Sterne, denn das alles ist von den Sünden der Menschen angefressen und verunreinigt. Der alte Sündenschmutz muß erst heraus gebrannt werden, dann kann Gott den neuen Himmel und die neue Erde schaffen. Darum sagt der Apostel: Das Ende aller Dinge ist nahe.

Nun bedenkt einmal, das hat Petrus vor 1800 Jahren gesagt; war es damals nahe, so müssen wir jetzt sagen: Der jüngste Tag steht vor der Thür, er ist ganz nahe. Und das ist auch wahr, denn betrachten wir, wie es aussieht in der Welt, so können wir auch an nichts anders denken, als an den jüngsten Tag. Leset einmal nach Matth. 24, da heißt es: In den letzten Tagen wird sein Krieg und Kriegsgeschrei. Wir haben jeden Augenblick den Ausbruch des Krieges zu erwarten, und das wird ein fürchterlicher Krieg, denn es wird ein Bürgerkrieg sein und das ist das Schrecklichste, was man sich denken kann, weil da Bruder gegen Bruder kämpft. Jetzt hört man alle Demokraten nach Krieg schreien; Krieg, Krieg wollen wir haben! heißt es. Sie hetzen die Soldaten mitten im Winter in den Krieg, sie zwingen die Könige zum Krieg und wollen die nicht darein willigen, so werden sie abgesetzt. Warum wollen sie denn Krieg haben? O sie möchten gern die Herren der Welt werden.

Weiter: Empörungen werden in den letzten Tagen sein. Die Leute fangen jetzt schon an sich zu empören und leider sind die Obrigkeiten so schwach, daß sie selbst die Empörungen groß ziehen. Kommt nun aber die Empörung im größern Maßstabe, so muß man sagen: Die Könige haben es nicht besser haben wollen. Nehme ich diese beiden Stücke, Krieg und Empörung - und die finden sich jetzt schon allenthalben - so erkenne ich daraus: Es ist nahe gekommen das Ende aller Dinge.

Dazu kommt noch im Geistlichen: In den letzten Zeiten wollen die Leute die heilsame Lehre nicht leiden, sie laden sich deshalb selbst Lehrer auf, nach denen ihnen die Ohren jucken. Diese Zeit haben wir jetzt. Das könnt ihr an dem neuen Katechismus sehen. Meist an allen Orten wird dagegen getobt und gewüthet und nur ganz einzelne Gemeinen nehmen ihn an. Der große Haufe sagt: Wir wollen unsere Kinder nicht in die Schule schicken, wo der neue Katechismus gelehrt wird. Warum nicht? Sie wollen die heilsame Lehre nicht leiden, sie laden sich lieber Lehrer auf, nach denen ihnen die Ohren jucken. Darum sagen die Demokraten: Ihr Gemeinen müßt euch selbst eure Lehrer und Prediger wählen, dann könnt ihr euch die ungläubigsten und schlechtesten wählen. Das geht alles dem jüngsten Tage vorher.

Ferner heißt es: Die Leute werden abfallen vom Glauben, denn wenn des Menschen Sohn kommt, meinst du, daß er auch Glauben finden wird? Dieser Abfall vom Glauben ist allgemein geworden, nur wenige Gemeinen sind zu finden, die noch an Gott glauben, die sich noch von Gottes Geist regieren lassen, die meisten wollen nichts von Gott wissen und dieser Abfall von Gott wird noch immer größer. So sehen wir also: Im Leiblichen und Geistlichen stimmen die Zeichen ganz überein, es ist nahe gekommen das Ende aller Dinge, es ist ganz nahe der jüngste Tag. Darum ermahnt der Apostel mit allem Recht: Bekehrt euch, denn nach dem jüngsten Tage kann sich Keiner mehr bekehren. Amen.

Vers 8-11. So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet. Vor allen Dingen aber habt unter einander eine brünstige Liebe; denn die Liebe decket auch der Sünden Menge. Seid gastfrei unter einander ohne Murmeln. Und dienet einander, ein Jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes. So Jemand redet, daß er es rede als Gottes Wort. So Jemand ein Amt hat, daß er es thue als aus dem Vermögen, daß Gott darreichet, auf daß in allen Dingen Gott gepriesen werde durch Jesum Christum, welchem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

Der Apostel ermahnt uns in unserm heutigen Text: So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet. Vor allen Dingen aber habt unter einander eine brünstige Liebe; denn die Liebe deckt auch der Sünden Menge. Wenn der Apostel uns zuerst so dringend zum Gebet ermahnt, so ist diese Ermahnung umso mehr von uns zu beherzigen, weil in der That ein wahrer Christ ohne Gebet gar nicht leben kann. Ein Christ, der nicht beten kann, ist zu vergleichen mit einem Vogel, der nicht fliegen, mit einem Fisch, der nicht schwimmen kann. Kannst du dir einen ordentlichen Vogel denken, der nicht fliegt, einen rechten Fisch, der nicht schwimmt? Ebenso wenig kann ich mir einen Christen denken, der nicht betet. Gibt es wohl auf Erden einen lebendigen Menschen, der nicht athmet? Ebenso gibt es keinen wahren Christen, der nicht betet. Da Gott unser Vater ist und wir Seine Kinder sind, so können wir unmöglich leben, ohne mit unserm Vater zu sprechen. Es ist mir Bedürfniß, als ein Kind das Herz vor meinem Vater auszuschütten. Der Christ hat so viel zu loben, zu danken, zu bitten, Alles bespricht er im Gebet mit seinem himmlischen Vater. Es geht ihm, wie jenem schwarzen Manne aus Mohrenland, der das Beten nicht lassen konnte, auch dann nicht, als man ihn deshalb zu Tode peitschte. Seht so kann ein wahrer Christ ohne Beten nicht leben und wer ohne Beten leben kann, der ist kein Christ. Es heißt bei dem Christen gar nicht: Ich will es nicht lassen, sondern: Ich kann es nicht lassen. Seine Vermahnung zum Gebet verstärkt der Apostel mit den Worten: Seid mäßig und nüchtern zum Gebet. Wir sollen also mäßig und nüchtern sein, damit wir beten können. Mäßig, darunter versteht man gewöhnlich, daß einer im Essen Maß hält, und unter nüchtern versteht man gewöhnlich, daß einer im Trinken Maß hält. Das ist auch nothwendig zum Beten. Meine Lieben, ein Fresser, der sich den Bauch voll gepfropft hat, kann nicht beten, denn er ist ein Vieh und ein Vieh kann bekanntlich nicht beten. Ein Säufer kann auch nicht beten, denn er steht noch unter dem Vieh, ein Vieh säuft nicht mehr als wie es vertragen kann. Aber damit ist die Sache noch nicht zu Ende: In allen Stücken müßt ihr Maß halten, wenn ihr rechte Beter sein wollt. Das Gegentheil vom Maßhalten ist Leidenschaft und die hindert das Beten. Leidenschaftliche Leute - mag ihr Zustand nun von allzugroßer Freude oder von allzugroßer Traurigkeit kommen, das ist einerlei - können nicht beten, denn sie befinden sich in einem Zustande innerlicher Trunkenheit. Darum Maßhalten, Maßhalten ist noth, wenn man beten will. Man sieht das in der Heiligen Schrift allenthalben. Als Jesus im Grabe lag, da war Thomas leidenschaftlich traurig, was sich dadurch zeigte, daß er in die Einsamkeit ging, sich von den übrigen Jüngern absonderte und nicht eher an Jesu Auferstehung glauben wollte, als bis er Jesum gesehn und betastet habe. In diesem Zustande konnte man nichts mit ihm anfangen, er betete nicht, er sang nicht, er kam nicht in den Gottesdienst, kurz er hatte keine Gemeinschaft mit den übrigen Aposteln. Erst dann konnte ihm geholfen werden, als er diese Leidenschaft der Traurigkeit fahren ließ. Darum, ich bitte euch, wollt ihr beten, haltet Maß im Essen und Trinken, aber auch in allen andern Dingen, denn auch in dieser Hinsicht heißt es: Wenn ihr stille bliebet, so würde euch geholfen; durch Stillesein und Hoffen werdet ihr stark sein. -

Vor allen Dingen aber habt unter einander eine brünstige Liebe; denn die Liebe deckt auch der Sünden Menge. Der Apostel ermahnt nicht bloß zur Liebe, die wir unter einander haben sollen, er ermahnt zu einer brünstigen Liebe. Und merket, meine Lieben, wer keine brünstige Liebe hat, der ist verloren, der kann es in dieser Welt, der kann es in der Christenheit nicht aushalten. Die Liebe muß brünstig sein, muß brennen, sonst verliert man sie leicht; nur wenn sie brennend ist, kann man sie bewahren in dieser gottlosen Welt. Alles geht darauf hinaus, daß die Liebe ausgelöscht werde. Ihr wißt wohl, ein großes Feuer kann man nicht bald auslöschen, aber ein kleines Feuer verlischt bald. Ist unsere Liebe brünstig, ist sie groß, dann kann sie nicht leicht ausgelöscht werden; ist unsere Liebe nicht brünstig, ist sie klein, dann verlischt sie bald. Ein kleines Feuer, wie bald kann man es löschen, tritt darauf mit dem Fuß, gieße ein Glas Wasser darein und es ist nicht mehr. Aber in ein großes Feuer gieße ein Glas Wasser hinein, der Flamme schadet es nicht, tritt darauf mit dem Fuß, die Flamme wird deinen Fuß verbrennen, aber sie wird nicht verlöschen. Das ist wohl zu bedenken.

In diesem Leben haben wir es mit lauter Sündern zu thun, der eine sündigt auf diese, der andere auf jene Weise, der eine beleidigt uns hier, der andere da. Haben wir nur eine kleine Liebe, so ist dieselbe bald erloschen und zwar deswegen, weil wir bei allen Menschen Sünde finden. Ist aber unsere Liebe groß, wie ein brennend Feuer, dann können wir sagen mit Paulo: Die Liebe ist langmüthig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Muthwillen, sie blähet sich nicht, sie stellt sich nicht ungebärdig, sie sucht nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie trachtet nicht nach Schaden, sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit, sie freut sich aber der Wahrheit; sie verträgt Alles, sie glaubt Alles, sie hofft Alles, sie duldet Alles, sie hört nimmer auf bei allen Sünden und Beleidigungen, davon wir umgeben sind. Aber das gilt nur von der brünstigen Liebe, denn die Liebe deckt auch der Sünden Menge, d. h. wenn ich bei meinem Nächsten nicht nur kleine, sondern auch große, nicht nur wenige, sondern auch viele Sünden finde, so lasse ich doch meine Liebe nicht fahren, denn meine Liebe ist eine brünstige. Es ist wahr, leicht ist das nicht zu lernen, es ist wahr, das ist die schwerste Arbeit, die einem gegeben werden kann. Aber wenn man es treu mit Gott und treu mit den Menschen meint und sich die Kraft und Inbrunst vom HErrn geben läßt, so kann man die Liebe bewahren in dieser bösen Welt. Kein Mensch ist dabei in einer besseren, aber auch schwereren Schule, als ein Prediger. Wenn man das bedenkt: Den Leuten immer und immer wieder predigen und doch keinen Gehorsam finden, sollte man da nicht die Liebe verlieren? Und wahrlich, man ist nahe daran. Wenn man den Leuten predigt, was sie nehmen sollen, z. B. Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit, das nehmen sie hin. Predigt man aber, was sie thun sollen, was sie geben sollen, dann ist der Gehorsam dahin. Darum, wenn man als Prediger nicht eine brünstige Liebe hat, so muß man davon laufen. Im Nehmen, wie es scheint, sind die Leute gehorsam, im Geben sind sie aber die ungehorsamsten Leute von der Welt. Seht die jungen Leute an, wenn es heißt, nehmet hin Vergebung der Sünden, Leben und Seligkeit, da kommen sie und nehmen; heißt es aber, bleibet aus dem Wirthshause, bleibet vom Tanzboden, bleibet vom Kartentisch, kommt vor den Altar in die Kinderlehre, dann ist der Gehorsam aus. So machen es die alten Leute auch. Predigt man ihnen von dem HErrn Jesu, daß Er sehr gnädig ist und die Sünden vergibt, das nehmen sie an, predigt man, daß sie sich bekehren sollen, daß sie dem Teufel, der Welt und der Sünde entsagen sollen, das thun sie nicht. Bei alledem die brünstige Liebe behalten, das ist wirklich ein Stück der Selbstverleugnung, welches Gott geben muß. Werden die Leute krank, dann ist es ihnen lieb, wenn der Pastor kommt und sie besucht. Und er kommt auch, betet mit ihnen, räth ihnen was leiblich und geistlich gut ist. Da verhalten sie sich auch eine Zeitlang ruhig und still; sind sie aber erst wieder besser geworden, sind erst ein paar Wochen verflossen nach der Krankheit, dann sind sie die alten Menschen wieder. Und dabei soll doch ein Prediger Liebe bewahren! Diese Liebe sollen wir beweisen immer und immer wieder.

Da nun der Apostel gerade bei der Liebe ist, so fährt er fort: Seid gastfrei unter einander ohne Murmeln. Das ist auch ein Stück der Liebe. Ohne Murmeln, d. h. wir sollen mit Freuden gastfrei sein. Manche Leute sind gastfrei bloß aus dem Grunde, weil sie sich schämen, das Herbergen den Gästen abzuschlagen. Das Herbergen ist mit Mühe und Kosten verbunden, das ist wahr, und darum wiesen sie die Gäste viel lieber zurück, aber aus Rücksichten mögen sie das nicht thun. Haben sie die Gäste aufgenommen, dann wird geklagt über Mühe und Kosten, die man davon hat. Das ist aber nicht brüderlich gehandelt, das ist keine Gastfreiheit ohne Murmeln. Sind wir wirklich Brüder und Schwestern unter einander, wie wir es denn sind als Christen, so ist das nicht in der Liebe gehandelt, wenn ich meinen Bruder oder meine Schwester vor der Thür zurückweise, oder wenn ich darüber klage, daß sie mich besucht haben. Es kommt allerdings vor, daß man sagen muß, die Gäste sind es nicht werth, daß man sie beherbergt, daß man sagen muß, man begreift es nicht, wo die Leute die Unverschämtheit her haben, aber das kommt auf sie; laß du dadurch deine Liebe nicht erkalten, herberge du ohne Murmeln. -

Und dienet einander, ein Jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes. Wir sind dazu da, so sagt die Bibel, einer dem andern zu dienen. Merkt's euch, wir sind nicht dazu da, um dem Andern zu befehlen, ihn zu beherrschen; das Befehlen und Herrschen ist der Welt Weise. Darum sagt Christus: Die weltlichen Fürsten herrschen und die Vornehmen vor der Welt nennt man gnädige Herrn, ihr aber nicht also; sondern der Größeste unter euch soll sein wie der Jüngste, und der Vornehmste wie ein Diener. Mein Weg auf Erden ist das Dienen und ich soll mich von Gott zum Dienen berufen fühlen. Daß das für den natürlichen Menschen schwer ist, ist leicht einzusehn, das Befehlen ist viel angenehmer als das Dienen. Ein Jeder soll dem andern dienen mit der Gabe, die er empfangen hat. Der Eine hat diese Gaben, der Andere jene, Jeder hat etliche, Keiner hat alle und Keiner hat gar keine; aber merke dir, diese Gaben hast du nur, um Andern damit zu dienen. Seht das an dem in der Bibel so oft gebrauchten Beispiel des menschlichen Leibes. Wozu hat das Auge die Gabe des Sehens? Zum Dienst des ganzen Leibes. Wozu haben die Ohren das Vermögen des Hörens? Zum Dienst des ganzen Leibes. So kommt das Gehen der Füße, das Essen des Mundes, das Riechen der Nase dem ganzen Leibe zu gut. So sollen auch alle Gaben, die die Christen haben, dem ganzen Leibe, der Kirche, zu gute kommen. Gott hat viele Gaben ausgetheilt, dem Einen hat Er Klugheit, dem Andern Verstand, dem Dritten Geld, dem Vierten Glauben gegeben, damit soll dem Nächsten gedient werden, und wenn wir das treu thun, dann sind wir gute Haushalter der mancherlei Gaben Gottes. Da der Apostel gerade vom Dienen spricht, so wendet er sich gleich an zwei besondere Stände in der Kirche, an die Prediger und an die Diakonen, und sagt zu denen: So Jemand redet, so soll er es reden als Gottes Wort; so Jemand ein Amt hat, so soll er es thun aus dem Vermögen, das Gott darreicht. Ein Prediger darf ja nichts anders predigen als Gottes Wort, nicht eigene Fündeleien, denn was er predigt, soll zur Seelen Seligkeit dienen und dazu kann nichts anders helfen als Gottes Wort. Und wer ein Amt hat, d. h. wer ein Diakon ist, etwa ein Armenpfleger oder ein Krankenpfleger, der soll es thun, d. h. sein Amt ausrichten aus dem Vermögen, das Gott darreicht. Wenn die Prediger und Diakonen das treu thäten, dann würde Gott dadurch geehrt und der Leib Christi würde dadurch erbaut. Amen.

Vers 12- 13. Ihr Lieben, lasset euch die Hitze, so euch begegnet, nicht befremden (die euch widerfährt, daß ihr versuchet werdet), als widerführe euch etwas Seltsames; sondern freuet euch, daß ihr mit Christo leidet, auf daß ihr auch zu der Zeit der Offenbarung Seiner Herrlichkeit, Freude und Wonne haben möget.

In der letzten Vesperpredigt hatte der Apostel Petrus die Christen ernstlich und eindringlich ermahnt, daß sie doch sollten ihren Wandel in herzlicher Liebe führen und vor allen Dingen Treue beweisen im Großen und Kleinen, auf daß Christus dadurch geehrt und gepriesen werde. An diese Ermahnung knüpft nun der Apostel die Worte: die ihr eben gehört habt. Er sagt: Ihr Lieben, lasset euch die Hitze, so euch begegnet, nicht befremden (die euch widerfährt, daß ihr versuchet werdet), als widerführe euch etwas Seltsames. Da er unter dieser Hitze die Trübsal, die Anfechtung, die Verfolgung um Christi willen versteht, so scheint es sonderbar, wie der Apostel auf einmal darauf kommt, daß er die Christen ermuntert, sich solches nicht befremden zu lassen, da er doch eben ermahnt zur Liebe und Treue. Und doch sind diese Ermahnungen, so widersinnig sie auch zu sein scheinen, gerade so in rechte Verbindung gestellt.

Denke dir, da ist ein Christ, dessen ganzes Dichten und Trachten darauf gerichtet ist, dem Nächsten Liebe zu erweisen und treu zu sein gegen seinen Gott. Da will es auf den ersten Blick scheinen, den kann Niemand hassen, den müssen alle lieben, wenn dem Steine im Wege liegen, so müssen sie weggeräumt werden, denn wer sollte einen solchen Christen nicht lieb haben. Doch der Apostel hat Recht, daß er diese Ermahnung gerade hier hinstellt, denn gerade diese wahren Christen, die am aufrichtigsten in selbstverleugnender Liebe wandeln, die am treusten sind in Erfüllung ihrer Pflichten gegen Gott und Menschen, gerade die werden am meisten verfolgt und mit Trübsal belegt. Wer ist treuer und liebevoller gewesen als Jesus? und wer hat doch mehr leiden müssen als Jesus? Wer ist nächst Jesu treuer und liebevoller gewesen als die Apostel? und wer hat nächst Jesu mehr leiden müssen als die Apostel? Seht in die Bibel, wie ist es den Aposteln ergangen? Stephanus haben sie gesteinigt, Jakobus haben sie enthauptet, die andern Apostel alle haben sie ins Gefängnis gelegt und hernach haben sie alle, bis auf Johannes, den Märtyrertod erleiden müssen. Wie sind die übrigen Christen verfolgt! Oder sehet in das Alte Testament. Wer ist frömmer gewesen als David? und wer hat doch mehr leiden müssen als David? Ist er nicht zehn Jahre wie ein gejagtes Reh gewesen und alle Augenblicke war die Gefahr da, ermordet zu werden. Wie hängt das zusammen, daß die Treusten und Frömmsten am meisten leiden müssen? Woher kommt das? Es liegt das ganz in der Natur der Sache. In einer andern Stelle heißt es: Das befremdet sie, nämlich die Gottlosen, daß ihr nicht mit ihnen laufet in dasselbe wüste, unordentliche Wesen, und deshalb lästern sie. Das ist der Grund. Die Frommen, eben weil sie treu sind, laufen nicht mit der Welt in ihr gottloses Wesen und darum werden sie gehaßt. Durch den frommen Wandel der Frommen wird der gottlose Wandel der Gottlosen gestraft und darum hassen die Gottlosen die Frommen. Ihr wißt, wie Kain den Abel haßte und ihn todt schlug; warum das? Der Apostel Johannes gibt folgende Antwort: Kains Werke waren böse und Abels Werke waren gerecht 1. Joh. 3, 12. Daher kommt es: Je treuer sich einer sein Christenthum angelegen sein läßt, nicht bloß, daß er sich selbst vor der Sünde hütet, sondern auch Andere davon abzuhalten sucht, desto mehr wird der verfolgt und gehaßt.

Ich will den Fall nehmen, du glaubst von ganzem Herzen an den HErrn Jesum, du weißt es und hast es erfahren, daß in keinem andern Heil ist, als in Christo allein; nun trittst du entschieden von den Ungläubigen zurück, willst nichts mehr mit ihnen zu schaffen haben, da kommt ein Ungläubiger zu dir und packt seinen Unglauben aus, du aber streitest dagegen und suchst ihn nicht bloß von seinem Unglauben abzubringen, sondern ihn auch davon zu bekehren. Bekehrt sich der Ungläubige, geht er mit dir den Weg zum Himmel, dann dankt er's dir mit Herz und Mund. Aber das kommt unter zehn Fällen vielleicht einmal vor und in den andern neun Fällen will der Mensch sich nicht bekehren. Geschieht das Letztere, dann hast du die Leute auf dem Halse, sie hassen dich so viel sie nur können, weil du nicht mit ihnen der Welt dienen willst und weil du es gewagt hast, sie von ihrem gottlosen Wege abzubringen. So ist es in diesem Falle und so geht es einem, wenn man als wahrer Christ die Wege und Werke der Weltkinder meidet. Man weiß ja, daß die Wege der Welt zum Teufel führen und zu dem wollte man nicht gern fahren, und gehen andere Menschen diese Wege, so möchte man sie davon abbringen. Daher kommt es, daß auf dem Wege der wahren Christen allenthalben Hitze, Trübsal und Anfechtung ist, sie gehen ja allenthalben wie durch ein Feuer. Der Apostel sagt: Lasset euch das nicht befremden, d. h. erstaunt nicht darüber, ihr müßt gar nicht einmal denken, daß es anders sein könne, glaubt ja nicht, daß euch etwas Seltsames widerfahre. Das ist nicht etwa selten einmal der Fall, sondern das ist immer so. Wo ein Mensch fromm ist, der muß durch Hitze und Trübsal gehen. Unser HErr Jesus hat das lange vorher geweissagt Joh. 15 und 16, Johannes der Täufer sagt dasselbe in den Worten: Ihr werdet mit Feuer und mit dem heiligen Geist getauft werden. Ein jeder Christ, der durch den heiligen Geist ein anderer Mensch geworden ist, wird mit Feuer getauft und diese Hitze kommt von dem Teufel und von den gottlosen Menschen, die seine Gesellen sind. Darum ist das nicht etwas Seltsames, sondern etwas Allgemeines. Ich kann euch sagen, wenn ein Christ solche Hitze, Trübsal und Verfolgung nicht zu leiden hat, so steht es auch nicht gut mit seinem Christenthum. Stehst du aber so recht in der Hitze, so ist dein Christenthum kräftig und wird immer kräftiger. Man kann das immer merken, auch sogar hier in Hermannsburg jeden Sonntag. Es ist eine bekannte Sache, daß wir hier in Hermannsburg eine Bande roher Buben haben, diese Bande besteht theils aus Hermannsburger Bengels, theils auf fremden Gesellen und Lehrburschen. Dies Pack geht des Sonntags Abends in den Krug und säuft sich voll und toll, darnach gehen sie haufenweise durchs Dorf und brüllen. Und wo brüllen sie am allermeisten? Beim Hause des Pastors. Warum denn? Weil der am Sonntag ihre Sünden in der Kirche gestraft hat. Sie wollen damit sagen: Hier hast du Hitze dafür, daß du uns gestraft hast; gehts aber erst einmal an's Fenstereinwerfen, dann sollen die Deinigen zuerst eingeworfen werden, gehts erst einmal wieder an's Todtschlagen, dann sollst du der Erste sein. Woher kommt solcher Haß? Daher: Ich laufe nicht mit der Welt in ihr gottloses Wesen und ich strafe dasselbe. Darum, wie gesagt, so dir Hitze und Verfolgung widerfährt, das ist ein Zeichen, daß du ein wahrer Christ bist.

Da ist z. B. ein christlicher Handwerksmann, der hält in seinem Hause auf strenge Zucht und Ordnung, er verlangt von seinen Leuten, daß sie pünktlich in die Morgen- und Abendandacht kommen und er selbst fehlt auch nicht, er verlangt, daß sie nicht in den Krug gehen und er selbst geht auch nicht hin, und fügen sie sich seiner Anordnung nicht, so jagt er sie aus dem Hause. Was meint ihr, werden die Gesellen, Knechte, Mägde rc. diesen Hausvater lieb haben? Ja, wenn sie den HErrn Jesum lieb haben; aber das Teufelspack der Weltkinder wird ihn auf das Greulichste hassen. So geht es dem Bauer, dem Lehrer, dem Meister, dem Pastor. Wenn nun aber solche Männer nicht thun, was ihre Pflicht ist, wenn sie bei ihren Leuten Fünf gerade sein lassen und ein Auge zuthun, wie man sagt, dann heißt es: Das ist einmal ein prächtiger Bauer, ein herrlicher Meister, ein netter Lehrer, ein vortrefflicher Pastor, denn die verhalten sich so, wie man's gern hat. Wer aber in allen Stücken sich streng nach Gottes Wort richtet, der wird viel zu leiden haben.

Aber wenn dem nun so ist, warum läßt das der liebe Gott zu? könnte er es nicht durch Seine allmächtige Hand ändern? Ja, meine Lieben, der HErr könnte es wohl, aber Er will es nicht. Da aber Gott Keinen zur Bekehrung zwingt, so geht es nicht anders, wir müssen Trübsal leiden. Diese Trübsal aber thut uns sehr gute Dienste, wir werden dadurch versucht. Unser Glaube, wenn wir uns zu Christo bekehrt haben, bedarf in allen Stücken der Probe, und besteht er die nicht, so kann er nicht zur Seligkeit durchdringen. Wie kann er aber diese Probe bestehen, wenn er nicht versucht wird? Und dieses Versuchen geschieht durch die Trübsal. So muß der Teufel wider seinen Willen das Reich Gottes bauen helfen. Man kann in allen diesen Sachen, um sie klar und deutlich zu machen, schon verschiedene Bilder aus dem irdischen Leben hernehmen. Man hat z. B. die Erfahrung und Bemerkung gemacht, wenn ein Baum an einem geschützten Ort steht und ein anderer an einem freien Platz, so schlägt der letztere viel tiefere Wurzeln als der erstere. Das ist die Erfahrung, die alle Forstkundige machen. Warum ist es denn so? Der geschützte Baum kann nicht so viel vom Wind und Wetter geschüttelt werden und darum dringt er nicht so tief mit seinen Wurzeln in das Erdreich, er braucht auch nicht so tiefe Wurzeln zu schlagen, denn er steht doch fest. Der am freien Platze stehende Baum muß mit seiner Wurzel tiefer in die Erde dringen, denn er wird viel mehr geschüttelt und könnte sonst leicht vom Winde ausgerissen werden. Wenn man durch die Haide geht, so steht hier ein Baum und da ein Baum, aber abgeknickt und abgebrochen ist keiner; kommt aber in den Wald, so liegen hier zehn und da zwanzig Bäume, die der Wind abgebrochen hat. Woher kommt das? Die ersteren waren allem Wind und Wetter ausgesetzt und sind dadurch fest gewurzelt; die letzteren standen geschützt und darum konnten sie so leicht vom Winde zerbrochen werden. So geht es auch mit den Christen; jemehr man von dem Sturm der Trübsal und Anfechtung zerzaust wird, desto fester wird man. Dazu müssen nicht nur dienen die Leiden und Trübsale, die von Menschen uns aufgelegt werden, sondern auch die Anfechtungen des Teufels. Wer den Segen der Trübsal nur erkennt, der dankt dem HErrn am meisten für die schweren Tage.

Nachdem der Apostel das gesagt, weist er uns hin auf jene herrliche Zeit, wo wir von demjenigen, was hier ausgesäet ist, die herrliche Freudenernte halten werden. Er sagt: Sondern freuet euch, daß ihr mit Christo leidet, auf daß ihr auch, zu der Zeit der Offenbarung Seiner Herrlichkeit, Freude und Wonne haben möget. Also mußt du leiden von der Welt, von den gottlosen Buben, von den Anfechtungen des Teufels, nicht geklagt, nicht geheult, nicht geweint, sondern freue dich, daß du mit Christo leidest, denn das ist schon eine Ehre, zu leiden wie Christus gelitten hat. Wenn man sagen kann, ich werde von den gottlosen Menschen verfolgt wie Christus verfolgt ist, das ist wahrhaftig keine Schande. Dazu kommt noch das andere: Wer nicht mit Christo leidet, der kann nicht mit Christo am Tage Seiner Herrlichkeit offenbar werden, denn es steht geschrieben: Die mit Christo leiden, sollen auch mit Ihm herrschen, die mit Christo sterben, sollen auch mit Christo leben, die mit Christo dulden, sollen auch mit Christo triumphieren, auf daß sie dann mit Ihm Freude und Wonne haben. Jesus sagt dann zu Seinem Vater: Der ist ein rechter Christ, denn er hat mit Mir gelitten; darauf sagt Gott der Vater: Dann soll er auch mit Dir zur Herrlichkeit erhoben werden. Muß aber Jesus zu Seinem Vater sagen: Der ist ein Maulchrist, denn er hat nicht mit Mir leiden mögen, so antwortet der Vater: Er soll auch nicht mit Dir zur Herrlichkeit erhoben werden. Denn wer Jesum bekennt, den will Jesus wieder bekennen und wer Jesum verleugnet, den will Jesus wieder verleugnen. Darum sehet, wenn ein Mensch zur Herrlichkeit erhoben ist und die Ehrenkrone erlangt hat, dann muß er sagen: Dazu haben wider ihren Willen die Menschen und der Teufel mithelfen müssen, die mich verfolgt haben. Durch diese Verfolgung bin ich immer inniger mit Christo verbunden und mein Glaube ist immer fester und stärker geworden. Darum bleibt es. wahr, was der Apostel Paulus Röm. 8 sagt: Denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen, auch die Anfechtungen und Verfolgungen vom Teufel und von bösen Menschen. Haben wir einst überwunden, so werden wir dem HErrn für Alles danken, denn auch das Leiden hat zu unserer Seligkeit helfen müssen. Amen.

Vers 14 - 16. Selig seid ihr, wenn ihr geschmähet werdet über dem Namen Christi; denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruhet auf euch. Bei ihnen ist er verlästert, aber bei euch ist er gepriesen. Niemand aber unter euch leide als ein Mörder, oder Dieb, oder Uebelthäter, oder der in ein fremdes Amt greift. Leidet er aber als ein Christ, so schäme er sich nicht, er ehre aber Gott in solchem Fall.

Der heilige Apostel Petrus hat, wie wir das letzte Mal gesehen haben, das Leiden mit Christo als ein Kennzeichen des wahren Christenthums hingestellt. Er hatte gesagt, die Christen sollten sich solche Hitze nicht befremden lassen, sondern sie sollten es als eine Ehre ansehen, wenn sie mit Christo leiden müßten, denn sie sollten auch darnach mit Christo zur Herrlichkeit eingehen. Wie es von Christo heißt: Mußte nicht Christus solches leiden und zu Seiner Herrlichkeit eingehen, so heißt es auch von Jesu Jüngern: Mußten sie nicht solches leiden, um dann zur Herrlichkeit einzugehen? Wer mit Jesu die Dornenkrone trägt, der soll auch mit Ihm die Ehrenkrone tragen.

Nun sagt der Apostel weiter: Selig seid ihr, wenn ihr geschmähet werdet über den Namen Christi; denn der Geist, nämlich der Heilige Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruhet auf euch. Bei ihnen, d. h. bei den Weltkindern, ist Er verlästert, aber bei euch, d. h. bei den Gläubigen, ist Er gepriesen. Also: Selig seid ihr, wenn ihr geschmähet werdet über den Namen Christi. Der Apostel meint nicht also ein jegliches Leiden, sondern nur das Leiden um des Namens Jesu willen. Manche Leute scheinen zu glauben, daß das Leiden den Menschen selig mache. Wenn einer lange frank gewesen ist, wenn einer lange in Armuth gesessen hat, wenn einer lange Trübsal geduldet hat, da meinen die Leute oft, das bringe die Seligkeit, da hört man oft das Wort, ach der arme Kreuzträger, wie wird dem die himmlische Ruhe schmecken, wie wird dem sein Leiden im Himmel vergolten werden! Aber das sind lauter gottlose Reden. Noch nie ist einer um seiner Trübsal, Krankheit und Armuth willen in den Himmel gekommen. In der Hinsicht hilft dem Menschen das Leis den ebenso wenig zur Seligkeit, als die Freude und die guten Tage auf Erden. Nur der Glaube an Jesum hilft zur Seligkeit und sonst nichts. Wenn ich also deshalb leiden muß, weil ich den Namen Christi bekenne, so nennt mich der Apostel selig; und das kommt daher, dies Bekennen ist das deutlichste Zeichen des wahren Glaubens. Meint ihr z. B., daß Lazarus darum von den Engeln in das Paradies getragen ist, weil sein ganzer Leib mit Schwären bedeckt war? Nein deshalb wahrlich nicht, sondern weil er das Leiden geduldig im Namen Jesu getragen hat, und das kann nur der Gläubige. Also um des Glaubens willen und nicht um seiner Schwären willen ist er in den Himmel gekommen. Glaubt ihr, daß Hiob darum selig geworden ist, daß ihm seine Kinder, Gesundheit, Vieh u. s. w. genommen waren? Nein darum gewiß nicht, sondern weil er das alles im Glauben getragen hat. Also durch den Glauben wird man selig und diesen Glauben muß man bekennen, aber davon ist die Folge, daß man leiden muß. Daß sich das jedesmal, wo wahrer Glaube ist, findet, das könnt ihr allenthalben in der Heiligen Schrift sehen. Sehet z. B. den Apostel Paulus an, als er noch Saulus hieß und ein natürlicher Mensch war, als er noch die Christen verfolgte und ihnen das Urtheil sprach, wer schmähte und verfolgte ihn da? Keiner, ein Jeder freute sich, wenn er ihn nur sehen konnte. Als aber Saulus sich bekehrte und ein Paulus wurde, als er den Leuten sagte, ihr müßt an Jesum glauben, wenn ihr selig werden wollt und glaubt ihr nicht an Ihn, so fahrt ihr zum Teufel, von dem Augenblick ging das Schmähen und Verfolgen los und man suchte ihn zu tödten.

Das zeigt sich noch allenthalben. Wenn man mit der Welt läuft, dann hat Einen die Welt gern; bekehrt man sich aber und straft die Welt, dann hat man den Haß derselben auf sich geladen. Ich will einmal nehmen, da sind vier oder fünf Saufbrüder, die leisten sich treulich Gesellschaft, sie gehen täglich zum Suff, sie gehen täglich zum Kartenspiel und sind so immer beisammen - wie gesagt, sie sind freue Freunde und Brüder. Nun hört einer von diesen eine Predigt, die mit Beweisung des Geistes und der Kraft gethan wird und das Wort Gottes dringt so gewaltig in sein Herz, daß die Folge davon ist: Er bekehrt sich. Was thut der nun? Er geht nicht mehr mit den Saufbrüdern zum Suff; er geht nicht mehr mit ihnen zum Kartenspiel; er geht nicht mehr mit ihnen zum Straßenspektakel; er bittet seine früheren Freunde und Brüder, sich zu bekehren, er sagt zu ihnen: Wir sind so lange Satanskameraden gewesen und deshalb müssen wir, wenn wir es bleiben, zum Teufel fahren; darum kommt, wir wollen uns bekehren und mit einander den Weg zum Himmel wandeln. Aber die andern Saufbrüder wollen sich nicht bekehren und nun beginnt die Feindschaft. Dieser eine wird gehaßt, verfolgt und er kann sich freuen, wenn er ohne eine Tracht Prügel davon kommt. Was hat er ihnen denn gethan? Er hat ihre Sünden gestraft, und das wollen sie nicht haben. Aber, sagt der Apostel, selig seid ihr, denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruhet auf euch. Wenn ich nun in diesem Leiden stecke, dann kommt der Geist als ein Geist der Herrlichkeit, zeigt mir die ewige Herrlichkeit und sagt: Was ist daran gelegen, daß die Welt dich verachtet und von sich stößt, denn nachdem du eine Zeitlang hier gelitten hast, soll der selige Himmel dein Theil sein, dein Gott und Heiland will dir den Himmel aufthun und will zu dir sagen: Sei getrost, Mein Kind, wo Ich bin, da sollst du auch sein, die Herrlichkeit Gottes soll dir zu Theil werden; dann schaue ich im Geist das himmlische Jerusalem. Wenn man das weiß, dann kann man getrost sprechen: Dieser Zeit Leiden sind nicht werth der Herrlichkeit, die an uns soll geoffenbart werden.

Und der Heilige Geist ist nicht nur ein Geist der Herrlichkeit, sondern auch der Geist Gottes und der sagt dir: Es ist wahr, die Menschen sind deine Feinde, aber laß dir das nicht zu Herzen gehen, denn Gott ist dein Freund. Du hast einen seligen Tausch gemacht, vorher waren die Weltkinder deine Freunde und Gott war dein Feind, jetzt ist Gott dein Freund und die Weltkinder sind deine Feinde. Und wer ist stärker, Gott oder die Weltkinder? Was frag ich nun nach der Feindschaft der Welt? Die Welt, als meine Feindin, kann nur höchstens den Leib tödten, ist aber Gott mein Feind, der vermag Leib und Seele zu verderben in der Hölle. So tröstet und der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist. Und, sagt der Apostel weiter, bei ihnen, d. h. bei den Weltkindern, ist er verlästert, aber bei euch, d. h. bei euch Gotteskindern, ist er gepriesen. Wer? Der Name Christi; denn es heißt ja vorher: Wenn ihr verschmähet werdet über dem Namen Christi. Den Namen Christi können die Weltkinder nicht leiden, der ist bei ihnen verhaßt, den schmähen und lästern sie; aber bei den Christen wird er sehr hoch gehalten.

Darum fängt auch ein Christ Alles in Jesu Namen an. In Jesu Namen steht er auf, in Jesu Namen geht er zu Bett, in Jesu Namen geht er aus dem Hause, in Jesu Namen kehrt er in's Haus zurück, die Arbeit wird in Jesu Namen begonnen und in Jesu Namen beschlossen. Sind wir fröhlich, so singen wir Jesu Loblieder, sind wir traurig, so klagen wirs Jesu. Die Weltkinder wollen nichts von Jesu Namen wissen, sie spotten darüber und sagen die greulichsten Dinge darüber, z. B. Jesus ist nicht wahrer Gott, wer weiß, was er gethan, darum die Juden Ihn getödtet haben rc. Das ist das Kennzeichen, woran man bald merken kann, ob einer ein Christ oder ein Weltkind ist. Wer Jesu Namen ehrt, der ist ein Christ, wer Jesu Namen lästert, der ist ein Weltkind.

Nun fährt der Apostel fort: Niemand aber unter euch leide als ein Mörder, oder Dieb, oder Uebelthäter, oder der in ein fremdes Amt greift. Das bezieht sich darauf, was ich euch vorhin schon gesagt habe, daß der Apostel nicht die Menschen um jedes Leidens willen selig preist. Hat der Mensch das Leiden verschuldet durch seine Sünde, so ist das nicht das heilige Kreuz, welches er trägt, sondern zunächst ist es die Folge der Sünde. Leidet Jemand als ein Mörder, Dieb, Ehebrecher rc., so wird er dadurch nicht selig, sondern seine Sünde scheidet ihn gerade von Gott. Stelle dir vor, ein Mörder kommt in das Gefängnis und wird dann zum Tode verurtheilt, er wird auf das Schafott gebracht und enthauptet. Ist der deshalb, weil er den Tod leiden mußte, selig geworden? Ich sage euch, wenn er sich nicht vielleicht noch im Gefängniß bekehrt hat, so ist er sicher zum Teufel gefahren. Oder denkt euch einen Menschen, der ein Dieb ist und im Zuchthause sitzt oder am Galgen hängt, ist der darum selig? Nein wahrhaftig nicht. Oder da ist Jemand, der nirgend Ruhe halten kann, der mit allen Leuten in Zank und Streit lebt; die Folge davon ist, man geht ihm allenthalben aus dem Wege und hat nicht gern mit ihm was zu thun. Um dieses Leidens willen kann der Mensch doch nicht selig gepriesen werden, im Gegentheil, es wird ihm gerade zu Theil, was er verdient hat. Da gibt es viele Leute, die sich so gern in Anderer Amt mischen, die dem Pastor sagen, was er predigen, dem Lehrer, was er lehren, der Hausfrau, was sie kochen soll, die vor Anderer Thüren schon fegen und kehren, da vor ihrem eigenen Hause der Dreck noch allenthalben liegt; hier stecken sie die Finger in andere Sachen und verbrennen sich, da stecken sie die Finger in anderer Kram und kriegen Klopfe darauf. Wenn die nun sagen: lieber HErr Jesus, hier haben mir die Leute die Finger verbrannt und da haben sie mir Klopfe gegeben, was bin ich doch für ein seliger Kreuzträger, - da sagt der HErr: Nein, du bist kein Kreuzträger, du mußt nur aufessen, was du dir eingebrockt hast, es ist dir recht geschehen, daß du Klopfe gekriegt hast.

Eine Schande ist's für einen Christen, wenn er leiden muß, weil er's mit seinen Sünden verdient hat. Darum nimm dich in Acht, daß du nicht um Uebelthat willen leidest, sondern leide als ein Christ, wie der Apostel weiter sagt: Leidet er aber als ein Christ, so schäme er sich nicht, er ehre aber Gott in solchem Falle. Wenn ich z. B. gestohlen hätte und nun käme ein Landdragoner, legte mir Ketten an und brächte mich in das Gefängnis, so wollte ich mich schämen, daß ich meine Augen nicht aufthun, daß ich in die Erde sinken möchte, denn das ist Leiden um Uebelthat willen, deß sich ein Christ schämen soll. Aber ich will nehmen, ich bete täglich, ich lese Gottes Wort und es ist gerade eine Zeit der Christenverfolgung. Da heißt es denn, du sollst nicht beten, du sollst nicht Gottes Wort lesen; aber ich kehre mich natürlich nicht daran, ich lasse das Lesen und Beten nicht. Kommt nun ein Landdragoner und belegt mich mit Ketten und Banden und schleppt mich ins Gefängniß, so schäme ich mich nicht, denn das ist mir kein Schimpf, sondern lauter Ehre. Mit Freuden trage ich diese Schmach. Seht das allenthalben in der Bibel. Als Stephanus gesteinigt wurde, da leuchtete sein Angesicht als eines Engels Angesicht. Warum? Weil er um Jesu willen leiden durfte. Oder als Petrus und Johannes vom hohen Rath das Predigen verboten wurde, da sagten sie: Wir können es nicht lassen, denn man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen. Nun riß man ihnen die Kleider vom Leibe und sie wurden gestäupt. Weinten und heulten die Apostel da etwa? Nein fröhlich gingen sie fort, weil sie gewürdigt waren, um Jesu willen Schmach zu leiden; sie litten ja nicht um Uebelthat, sondern um Wohlthat willen. Darum nimm dich in Acht, daß du nicht um Uebelthat willen leidest; leidest du aber als ein Christ, so freue dich, daß du gewürdigt bist, um Jesu willen Schmach zu leiden. Amen.

Vers 17-19. Denn es ist Zeit, daß anfange das Gericht an dem Hause Gottes. So aber zuerst an uns, was will es für ein Ende werden mit denen, die dem Evangelio Gottes nicht glauben? Und so der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen? Darum, welche da leiden nach Gottes Willen, die sollen ihm ihre Seelen befehlen, als dem treuen Schöpfer, in guten Werken.

In den vorhergehenden Versen redet der Apostel von den Leiden, die den Christen treffen und ermahnt ihn, sich zu hüten, daß er nicht um Uebelthat willen leiden müsse, leide er aber als ein Christ, d. h. um deß HErrn Jesu willen, so solle er sich deß nicht schämen, und Gott durch sein Leiden um Christi willen ehren dadurch, daß er es sich zur Ehre rechne, ja daß er solle fröhlich sein. Es ist eine Ehre für den Christen, daß er überhaupt eine Gnadengabe vom HErrn nehmen darf, darf er aber von der Welt die Schmach und Trübsal nehmen um Christi willen, so soll ihm dies nicht minder eine Ehre sein. So steht der Christ hoch in Ehren vor Gott um deswillen, was Er ihm gibt und um deswillen, was die Welt ihm anthut. Leiden und Trübsal können einem Christen nicht erspart werden, denn dazu ist er berufen, und unbeschreiblich groß ist der Segen des Kreuzes. Den Grund aber, warum die Christen leiden müssen, gibt der Apostel in dem heutigen Texte an mit den Worten: Denn es ist Zeit, daß anfange das Gericht an dem Hause Gottes. Damals war es Zeit, wie sollte es jetzt nicht Zeit sein? Anfangen soll das Gericht Gottes am Hause Gottes. Warum? bei den Seinen leidet der HErr am wenigsten die Sünde. Das Haus Gottes ist die Kirche des HErrn, die Gemeine der Gläubigen. Die steht zuerst unter Gottes Gericht, aber nicht zu ihrem Verderben, sondern zu ihrem Heile. Darum haben die wahrhaft Gläubigen sowohl für den Einzelnen, als für ihre Gemeinschaft, die Kirche, die züchtigende, läuternde und richtende Hand des HErrn zuerst zu erfahren, damit sie hier auf Erden nach dem Fleische gerichtet werden und am jüngsten Tage nicht in das Gericht kommen. Mit solchen Züchtigungen kann der HErr nie zu früh kommen und kommt auch nicht zu früh. Darum hat die wahre Kirche von Anfang an unter des HErrn scharfer Ruthe gestanden, denn je früher der HErr züchtigt, desto besser. Schöbe der HErr die Züchtigungen und Gerichte auf, wie traurig stände es dann um die Kirche, wie um den einzelnen Gläubigen! Hat dein Sohn gesündigt, strafe ihn auf frischer That, denn es ist Zeit. Schiebst du die Züchtigung auf, schiebst du die Buße deines Sohnes auf, umso schlimmer für ihn. Ohne Buße aber kein Glaube und ohne Glauben keine Gnade und kein Segen.

Darum soll die Kirche erhalten bleiben, müssen die Züchtigungen frühe kommen. So aber zuerst an uns, was will es für ein Ende werden mit denen, die dem Evangelio Gottes nicht glauben. Zuerst richtet der HErr die Gläubigen, dann die Ungläubigen. Die Letzteren richtet er später als die Ersteren, denn Er will sie verderben, weil sie nicht glauben wollen. Der Unglaube ist recht eigentlich die Sünde, welche verdammt, denn der Ungläubige will und kann sich in seinem Unglauben nicht erlösen lassen und stößt die Gnadenhand des HErrn zurück, die ihn fassen und erretten will. Kommt aber das Gericht über sie später, als über die Gläubigen, so kommt es umso schärfer und schrecklicher. Das Ende, das Ende! darauf kommt Alles an. Was für ein Ende nehmen die Gottlosen, wenn der Tod als Gericht über sie kommt, da sie müssen gestellt werden vor das Angesicht dessen, den sie im Unglauben verworfen haben und der sie richten wird. Haben sie nicht eins werden wollen in ihrem Unglauben mit dem, der Sein Blut vergossen zur Versöhnung der Welt, so müssen sie ewig geschieden sein von Ihm, der nur die in Seinen Himmel nehmen kann, die eins geworden sind mit Ihm. Und was für ein Ende! Die Zunge har keine Worte, der Verstand keine Gedanken, das Herz keine Empfindung, die darstellen könnte, - wie schrecklich das Ende der Ungläubigen ist. Die Gläubigen werden errettet in den Gerichten, die Ungläubigen kommen darin um.

Und so der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen? Der Gerechte wird in den Gerichten erhalten, aber kaum. Mit knapper Noth wird er selig, Jeder, Jeder. Auch seine Sünden sind blutig roth, auch seine Sünden sind mehr als Sandes am Meer, die er thut in seinem Leben, auch dann, wenn er von der Gnade durchdrungen ist. Ja sie sind umso schwerer und bösartiger, als er von der Gnade ergriffen ist. So stände der Gläubige vor seinem Gott mit seinen Sünden verantwortlicher und greulicher als ein Ungläubiger, wenn es nicht die Gnade wäre, die seinen Sünden das Gegengewicht hielte und mehr als das, wenn es nicht der Glaube wäre, der den Heiland fest faßte, der Sein Blut für die Sünder vergossen hat und nicht für die Gerechten, und daß Gnade die Sünde zudeckte und tilgte. Aber auch so wird der Gerechte kaum erhalten. Wie heilig und gerecht ist Gott! Aber wo will der Gottlose und Sünder erscheinen? Der Gerechte erscheint vor dem HErrn, deß Gerechtigkeit sein Ehrenkleid ist und geht ein aus Gnaden in den Himmel. Er kann es wagen um Christi willen. Welches ist aber der Ort, wo der Gottlose bleiben soll? Wo könnte er anders bleiben als an dem Ort, der dem HErrn Jesu am fernsten ist, - in der Hölle. Darum, spricht der Apostel, welche da leiden nach Gottes Willen, die sollen ihm ihre Seelen befehlen, als dem treuen Schöpfer in guten Werken. -

Was sollen wir nun thun, die gläubig sind und leiden nach Gottes Willen? Wir sollen dem treuen Schöpfer unsere Seelen befehlen in guten Werken, so lautet der Text. Wir können selbst nichts thun zu unserer Seelen Seligkeit, der HErr will es allein thun. Er der das gute Werk in uns angefangen hat, wird es auch vollführen bis auf den Tag Jesu Christi. Dr. Luther dankt Gott, daß er seine Seele nicht in seinen Händen zu tragen brauchte, sondern hatte sie dem treuen Schöpfer befohlen. Da liegt sie wohl. Aber befiehl sie dem HErrn in guten Werken. Dein Glaube soll richtig, dein Wandel richtig sein. Der Glaube ohne Werke ist todt an ihm selber. Glaubst du an Jesum, sollst du leben wie Er. Jesus sei dein Heil, Jesus dein Vorbild. Glaubst du an Ihn, hast du Ihn lieb. Hast du Ihn lieb, bist du Ihm gehorsam. Du wirst gerecht und selig allein durch den Glauben. Aber hast du den Glauben, so sei treu in deinem ganzen Leben, in Leiden und Freuden, im Ringen und Kämpfen, im Reden und Thun. Du kannst nichts thun an dir selber, der HErr muß Alles thun. Bleib treu, der HErr wird alles thun und du sollst Ibn preisen. Amen.

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