Gossner, Johannes – Evangelische Hauskanzel - Am 20. Sonntage nach Trinitatis.

Gossner, Johannes – Evangelische Hauskanzel - Am 20. Sonntage nach Trinitatis.

Evang. Math. 22, 1 - 14.

Von der königlichen Hochzeit.

Nichts beweist den Fall der Menschen, ihre Verkehrtheit und Blindheit mehr, als ihre Verachtung des heiligen Willens Gottes, der sie gern selig machen möchte; daß sie so wenig fragen: Was muß ich thun, daß ich selig werde? Es ist diese Frage so oft und so mannigfaltig im Evangelio beantwortet, daß Jeder leicht erfahren und verstehen kann, wie ihm ewig wohl geschehen könnte. Aber sie wollen nicht; es ist eine Seltenheit, daß man diese Frage hört. Der Heiland hat die Seligkeit und den Weg zur Seligkeit so reizend und angenehm dargestellt, wie möglich. Er hat es durchaus nicht schwer und abschreckend gemacht; sondern die anziehendsten und lieblichsten Bilder und Gleichnisse gebraucht, um alle Menschen zur Seligkeit einzuladen. Ein Beweis davon ist das heutige Evangelium, wo Er sagt:

Das Himmelreich ist gleich einem Könige, der seinem Sohne Hochzeit machte. Was ist sonst für die Menschen reizender und anziehender als eine Hochzeit? Wie gern lassen sie sich dazu einladen! besonders zu einer Königlichen Hochzeit, wo es an reichem Genuß, Herrlichkeit und Glanz nicht fehlt. Und dieser König, der hier Hochzeit macht, ist Gott der Herr; und Jesus Christus Sein Sohn ist es, welchem Er für Sein Leiden und Sterben Freude und Herrlichkeit im Himmel bereitet hat; diese himmlische, ewige Freude und Herrlichkeit ist die Hochzeit. Wer kann diese beschreiben? Was kein Auge gesehen, kein Ohr gehört hat, und in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott denen bereitet, die Ihn lieben. Was muß Er Seinem Sohne für Freude und Ehre bereitet haben! Wie wird der Vater den Sohn ehren und verherrlichen, der sich so tief erniedrigte, und Knechtsgestalt annahm, aller Menschen Sünden auf sich lud, und Sein Blut und Leben für sie hingab. Das wird eine überkönigliche, eine göttliche über alle Maßen herrliche Hochzeit seyn.

Und er sandte seine Knechte aus, daß sie die Gäste zur Hochzeit riefen; und sie wollten nicht kommen. Wenn der Herr das Himmelreich einem Frohndienste, der Sklavenarbeit, oder sonst einer schweren, abschreckenden Sache verglichen hätte, so wäre es begreiflich, daß kein Gast kommen will; und doch auch dann müßte es gefallenen Sündern noch Gnade seyn, wenn sie nur auf irgend eine Art, wäre sie auch noch so hart und schwer, Gott dienen dürften. Aber nun stellt der Heiland das Himmelreich unter dem Bild einer Hochzeit, als die allererfreulichste Sache, als das Erwünschteste und Einladendste, als lauter Seligkeit und Herrlichkeit dar, eine Seligkeit und Herrlichkeit, wie sie Gott Seinem Sohne gönnt und giebt; dieselbe sollen alle Menschen, alle Sünder, die Zorn und Fluch und Hölle und ewige Qual verdient haben, mit dem Sohn genießen, und sollen so selig seyn, wie Er, sollen Ihn sehen, wie Er ist, und Ihm gleich seyn. Doch wollen sie nicht kommen. Was thut Gott?

Abermal sandte er andere Knechte aus, und sprach: Saget den Gästen: Siehe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Ochsen und mein Mastvieh ist geschlachtet, und Alles bereit, kommet zur Hochzeit. Gott läßt sich nicht gleich abweisen, Sein Sohn muß Gäste bei Seiner Hochzeit haben. Und wenn sie undankbar und widerspenstig Seine Güte verkennen und zurückstoßen, so kommt Er noch freundlicher und gütiger; Er läßt sie wiederholt einladen, und sucht sie anzuziehen mit lauter Liebe und den köstlichsten Verheißungen; Er läßt ihnen sagen: es ist Alles bereit, sie dürften es nicht bezahlen, nicht verdienen; es koste nichts als Kommen; der Tisch sey gedeckt, der Aufwand gemacht, es könnten Alle umsonst und frei das Mahl genießen. Was heißt das anders, als Gott will durch Seinen Sohn und um Seines Sohnes willen, alle Menschen umsonst, aus freier Gnade, ohne all ihr Verdienst und Würdigkeit selig machen, ihnen alle ihre Sünden vergeben, derselben ewig nicht mehr gedenken, sie in alle Rechte und Genüsse der Kinder und Erben Gottes einsetzen, sie in das Himmelreich aufnehmen, und ihnen ewige Herrlichkeit schenken. Wenn ein geladner Gast zur Hochzeit eines Reichen kommt, so darf er nichts bezahlen; der Reiche würde sich beleidigt finden; dagegen rechnet er es sich für Ehre an, wenn man es seiner Großmuth und Freigebigkeit, Menschenliebe und Uneigennützigkeit zutraut, daß er die Gäste alle freihält und ihnen Freude macht. Warum traut man es Gott, der allerhöchsten Liebe und Güte nicht zu, daß Er den Menschen die Freude des Himmels umsonst und aus Gnaden bereitet hat? Was hat es den Sohn gekostet, daß uns diese Freude bereitet wurde? Was sollte Gott noch fordern, nachdem Sein Sohn Alles bezahlt hat, Alles vollbracht hat? Gott hat Seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern Ihn für uns dahingegeben und hat uns mit Ihm Alles - umsonst - gegeben. Wir dürfen nur zugreifen und nehmen Gnade um Gnade. Es sind uns durch Ihn die allertheuersten und köstlichsten Verheißungen gemacht, so daß wir selbst göttlicher Natur theilhaftig werden sollen, wenn wir fliehen die vergängliche Lust der Welt, und zum Sohne kommen, von Ihm Gnade und Vergebung der Sünden uns schenken lassen, die Er uns durch Sein Leben, Leiden und Sterben erworben hat. 1. Petr. 1, 4.

Aber sie verachteten das, und gingen hin, Einer auf seinen Acker, der Andere zu seiner Handthierung; die Uebrigen griffen seine Knechte und tödteten sie. So begegnen die Menschen ihrem Gott, so verhalten sie sich gegen das seligmachende Evangelium. Das ist das Bild der Welt. Die Menschen hangen so an der Erde, an ihrem Acker oder Handwerk, daß sie nach dem Himmelreiche nichts fragen, und die Einladung dazu geradezu verachten. Und wenn ihnen gleich ihr Acker oder Handwerk bei saurem Schweiß und vieler Mühe wenig gewahrt, so wollen sie doch lieber irdisch elend bleiben als himmlisch selig werden. Es ist unbegreiflich, aber es ist doch so. Noth unbegreiflicher aber ist es, daß Einige sogar durch die freundliche Einladung zur Hochzeit des Himmels vor Zorn von Sinnen kommen und die Knechte Gottes, die sie zur ewigen Freude und Seligkeit in Gottes Namen einladen und rufen, wie Diebe und Mörder behandeln, als wenn sie ihnen Alles nehmen und sie zur Hölle und zur Verdammniß abholen wollten. Es ist unbegreiflich, sage ich, wenn man nicht glaubt; es ist die natürliche Feindschaft gegen Gott und Sein Wort, die alle Menschen in ihren Herzen tragen, und die sich also äußert und in Wuth ausbricht, wenn ihnen Gott nahe kommt und sie selig machen will. Wenn diese Feindschaft nicht durch Gnade überwunden wird, und dem Satan, der alten. Schlange, die jeden Menschen, wie Eva versucht, und gefangen hält, nicht widerstanden wird, so empört sich der Mensch gegen Gott und Seine Knechte, und stößt alle Gnade zurück. Beispiele davon gab es zu allen Zeiten, und giebt es noch genug. Welcher von den Knechten Gottes im Alten und Neuen Testament ist nicht getödtet oder gehaßt oder verfolgt worden? So blind und unsinnig ist die Welt.

Da das der König hörte, ward er zornig, und schickte seine Heere aus, und brachte diese Mörder um, und zündete ihre Stadt an. Die Liebe verwandelt sich in Zorn, auch die göttliche, wenn sie immer zurückgestoßen wird, das Evangelium in Gesetz und Fluch, wenn es hartnäckig verworfen wird. Gott hat diese Drohung schon erfüllt von Anfang an bis jetzt: Er hat die erste Welt durch die Sündfluth verderbt, weil sie die Bußpredigt des Noah nicht hörte; Er hat Sodom und Gomorrha mit Feuer und Schwefel verbrannt; Er hat Babel gestraft, Pharao versenkt, weil sie ihr Herz verstockten; Er hat Israel in die Gefangenschaft geführt und oft gestraft, wenn sie die Propheten nicht hörten - Er hat Jerusalem zerstört und angezündet, und die Juden kreuzigen, tödten und wie Spreu zerstreuen lassen, weil sie Jesum und die Apostel verfolgten.

Uebrigens ist dieser Zorn Gottes das Tröstlichste und Erfreulichste im ganzen Gleichniß für alle Gläubigen; denn er beweist, wie ernstlich Gott uns bei Seiner Hochzeit haben will, wie sehr wir eilen sollen, dazu zu kommen. Da soll ja kein Mensch fragen: Darf ich elender Sünder denn auch kommen? wird Er mich wohl annehmen? ich bin's ja nicht würdig! - Du mußt kommen, oder der Zorn Gottes trifft und verdammt dich ewiglich. Du hast keine andre Wahl, entweder zur Hochzeit, oder in's ewige Zornfeuer Gottes. Mit Feuerflammen wird Gott Rache nehmen an allen denen, die Seinem Evangelio, Seiner Einladung und Seinem Rufe zur Seligkeit nicht folgen. Mit solchem Ernst will Gott alle Menschen selig machen, daß wir Ihn auf's Höchste erzürnen, wenn wir nicht an Seine Liebe glauben, und Seine Gnade zurückweisen. Wer sich von Gott nicht lieben läßt, der muß sich von Ihm hassen und verdammen lassen.

Da sprach er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereitet, aber die Gäste waren es nicht werth. Darum gehet hin auf die Straßen, und ladet zur Hochzeit, wen ihr findet. Sie waren's nicht werth, weil sie sich selbst nicht werth achteten, weil sie es verachteten, weil sie das Erdreich dem Himmelreich vorzogen; wie Paulus oft zu den widerspenstigen Juden, den Staub abschüttelnd, sagte: Weil ihr euch selbst des ewigen Lebens unwerth achtet, so wenden wir uns zu den Heiden. Gott achtet Alle für werth, darum ladet Er Alle ein, Er macht den Unwürdigsten würdig durch Seine große Liebe und das Verdienst Seines Sohnes, der für Sünder starb; wenn sie aber dieses nicht achten, so machen sie sich selbst unwerth und unwürdig. Wenn Einem die Speise vorgesetzt wird, und er verachtet sie, und stößt sie weg, so ist er selbst Schuld an seinem Verderben. Aber darum kann die Liebe nicht aushören zu lieben, weil sich Einige nicht lieben lassen; sie wendet sich zu Andern; sie muß lieben; sie kann nicht anders; sie sucht sich Gegenstände. Christus soll nicht umsonst gelitten haben; Er muß den Lohn Seiner Schmerzen bekommen; der Vater will Ihn mit Seelen belohnen, und Ihm die Freude machen, daß sie mit Ihm und durch Ihn ewig selig seyn sollen. Darum schickt Er in alle Welt; wenn die geladenen Juden und Christen nicht kommen, so ruft Gott die Heiden und wen Seine Knechte finden, wer es annimmt, wer selig werden und als Sünder Gnade nehmen will.

Und die Knechte gingen aus auf die Straßen, und brachten zusammen, wen sie fanden, Böse und Gute, und die Hochzeitstische wurden alle voll. Seit der Apostel Zeit gingen viele Knechte Gottes aus in alle Welt, das Evangelium allen Kreaturen, allen Völkern zu predigen, schon seit achtzehn hundert Jahren, und jetzt in unsern Tagen gehen mehr als je zu den Heiden, um sie im Namen Jesu zu Seiner Hochzeit, zu der so theuer erworbenen Seligkeit zu rufen - und zwar nach dem Auftrag des Herrn, ohne Ansehen der Person, Böse wie Gute oder gut Scheinende - denn gut ist nur Einer - Gott - der Heiland meint nur, die Knechte sollen sie sich nicht aussuchen, und nach ihrem Gutdünken nur die laden und annehmen, die ihnen besser und würdiger oder empfänglicher scheinen, sondern ohne Unterschied, wie sie aussehen und beschaffen seyn mögen, die wildesten und rohesten Menschenfresser, die größten Sünder und Lasterhaftesten wie die Ehrbarsten und Gebildetsten. Der Herr will Alle ohne Ausnahme, und ohne besondere Auswahl Alle geladen wissen. Das haben wahre Knechte Gottes auch immer gethan und thun es noch. Es muß Jeder willkommen seyn, der sich bekehren und Gnade nehmen will, er sehe aus wie er wolle. Aber wenn die ehrbaren Leute in der alten jüdischen und nun christlichen Kirche nicht kommen wollen, so schickt Gott Seine Boten an die Scheidewege der Straßen, wo die schlechtesten, verworfensten Menschen sich gewöhnlich lagern, und wählt sich, das da nichts ist, um zu Schanden zu machen, was etwas ist. So war's in der Korinthischen Gemeinde. 1. Kor. 1, 26 - 28.

Die Hochzeitstische, deren wohl viele sind in des Vaters Hause, bei des Sohnes Hochzeit, werden doch alle voll werden, wenn gleich viele stolze Verächter nicht kommen. Wie werden diese aber einst zu spät es bereuen, wenn sie die Verachtetsten und Elendsten, Schlechtesten und Unwissendsten, die Lazarusse, die Schacher, die Magdalenen, die Zöllner rc. bei der Hochzeit sehen müssen, und sie hinausgestoßen werden. Es wird kein Platz leer bleiben. Sieh zu, daß du den dir bereiteten einnimmst, und ihn dir kein Anderer wegnimmt.

Da ging der König hinein, die Gäste zu besehen, und sah allda einen Menschen, der hatte kein hochzeitlich Kleid an. Die Gäste werden genau besehen und untersucht; es darf sich kein unberufener einschleichen. Sie müssen alle in einem hochzeitlichen Kleide erscheinen. Aber wo werden die Leute an den Scheidewegen der Landstraßen ein hochzeitlich Kleid hernehmen? wo werden große Sünder und Heiden die Heiligkeit und Gerechtigkeit hernehmen, die vor Gott gilt? Es ist im Morgenlande, wo Jesus lehrte, üblich, daß kein Hochzeitgast bei vornehmen Hochzeiten oder Mahlzeiten in seinem eignen Kleide, wenn es auch noch so schön und prächtig wäre, erscheinen darf, sondern er muß es ausziehen und vertauschen mit dem Prachtkleide oder Hochzeitskleids welches der König oder reiche Herr, der die Hochzeit oder das Gastmahl giebt, für jeden Gast bereit hat und ihm schenkt, so daß Alles geschenkt ist, Kleid und Mahl. Wer das Prachtkleid, das ihm dargeboten wird, verschmäht, und in seinem eignen Kleide erscheint, beleidigt den Herrn und Gastgeber auf's Höchste, und wird wieder abgewiesen. Dieselbe Sitte hat der Herr, der König Himmels und der Erde auch in Seinem Reiche und Hause, bei der Hochzeit Seines Sohnes. Es darf Keiner, der zum Hochzeitsmahl der himmlischen Seligkeit geladen ist, im Kleide Seiner eigenen Gerechtigkeit erscheinen, sondern muß es ausziehen, und das Prachtkleid der Gerechtigkeit Christi, die Er für Alle am Kreuze erworben hat, sich schenken lassen und es anziehen. Darum sagt der Prophet: Er hat mich angezogen mit Kleidern des Heils und mich bekleidet mit dem Rock der Gerechtigkeit. Jes. 61, 10. Es darf also jeder Sünder und Heide kommen und der Einladung folgen wie er geht und steht, wie er ist - aber er darf nicht bleiben, wie er war; er muß ausziehen den alten Menschen, die sündige Natur, Sündenlust und Weltliebe, und sich ein neues Wesen und Leben, die neue Kreatur, die Gnade und Liebe Gottes, Christi Sinn und Wesen schenken lassen. Das ist ihm auch bereitet, verdient und erworben, und wird ihm umsonst und aus Gnaden ohne all sein Verdienst und Würdigkeit dargereicht, er darf nur glauben und nehmen. Gott vergiebt ihm um Christi willen alle seine Sünden, und schenkt ihm Gnade, Geist und Leben, ein neues Herz, ewige Gerechtigkeit und Herrlichkeit. Selbst der Heilige und Fromme darf nicht im Kleide seiner eigenen Gerechtigkeit erscheinen, er muß sie ausziehen, und erkennen, daß sie ein beflecktes Tuch ist und vor Gott nicht besteht; er muß wie der gottloseste und verworfenste Heide und Sünder Christum und Christi Gerechtigkeit anziehen. Er muß glauben und bekennen: Christi Blut und Gerechtigkeit, das ist mein Schmuck und Ehrenkleid; damit will ich vor Gott bestehn, wenn ich in den Himmel werd eingehn.

Und sprach zu ihm: Freund, wie bist du hereingekommen, und hast kein hochzeitlich Kleid an? Er aber verstummte. Niemand kommt zum Vater als durch mich, sagt der Sohn; ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ich bin die Thür; wer anderswo einsteigt, ist ein Dieb und Mörder - und Diebe und Mörder können nicht bleiben im Reiche Gottes, wenn sie sich auch einschleichen könnten. Gott sieht genau auf das Kleid, das Jeder anhat bei Seiner Hochzeit. Er will uns nicht anders gnädig seyn, als in Christo Seinem Sohne. Verstummen werden alle Heuchler und Verlogene; sie werden, wenn sie ihr Handwerk der Verstellung auch bis an den jüngsten Tag treiben, offenbar werden vor dem Richterstuhl der Wahrheit und Gerechtigkeit, vor den Flammen-Augen. Aufrichtige Sünder werden gerecht; verlogene Heilige werden zu Schanden. Menschen kann man betrügen, die Knechte Gottes kann man hintergehen mit lügenhafter Gerechtigkeit, frommen Redensarten und Scheinheiligkeit, daß sie einen Solchen einlassen, und unter die Zahl der Gläubigen und Kinder Gottes aufnehmen und für gerecht erklären und halten; aber Gott kennt die Seinen; Er besieht sie alle, erforschet sie und kennet sie, und auf Ein Wort, auf Eine Frage müssen sie verstummen und ihr Urtheil erwarten.

Da sprach der König zu seinen Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, und werfet ihn in die äußerste Finsterniß hinaus; da wird Heulen und Zähnklappen seyn. Das ist der Lohn aller Selbstgerechten, Scheinheiligen und Lügner, aller falschen Christen und Pharisäer, die in ihrem eignen Kleide prangen wollen, und nicht in Christo erfunden werden. Dahin gehören aber auch alle die, welche Christi Gerechtigkeit vorgeben, und doch in der Sünde bleiben, und in sich selber stehen, sich nicht aufrichtig bekehren, sondern nur Herr, Herr! sagen, aber den Willen des Vaters nicht thun, nur die Sprache Kanaans führen, das Blut Christi und die Gnade im Munde haben, aber die Welt, Sünde und Teufel im Herzen. Sie könnten die wahre Gerechtigkeit umsonst haben, und. wollen sie nicht. Darum solche schreckliche Strafe.

Denn Viele sind berufen, aber Wenige sind auserwählt. Es giebt ja viele Christen, aber wenig wahre Christen; viele fromme, aber wenig ächte, auserlesene, bewährte, besonders begnadigte, beharrliche und treue, die bis an's Ende beharren und die Krone empfangen; die da sagen können: ich habe Glauben gehalten, meinen Lauf vollendet, den Kampf gekämpfet, darum ist mir beigelegt die Krone der Gerechtigkeit. Es giebt viele Böcke unter den Schafen, Viele, die den Schein der Gottseligkeit haben, aber ihre Kraft verläugnen. Das berufen seyn, erweckt seyn macht's noch nicht; man muß bekehrt, ganz und aufrichtig bekehrt, auserwählt und versiegelt seyn mit dem Geiste der Heiligung, ein Rebe im Weinstock seyn, den der Vater beschneidet und reinigt, der Früchte bringt der Gerechtigkeit, der sich reinigt von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes, und fortfährt mit der Heiligung in der Furcht Gottes; der die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangen hat, und nicht lässig ist im Werke des Herrn.

König, dem wir Alle dienen,
(Ob im Geiste, das weißt Du!)
Rette uns durch Dein Versühnen
Aus der ungewissen Ruh.

Mache den Gedanken bange,
Ob das Herz es redlich mein ?
Ob die Seele an Dir hange?
Ob wir scheinen oder seyn?

Gottes Lamm! das Werk ist Deine,
Herzen sind Dein Eigenthum,
Ihr befleckt seyn oder reine
Macht Dir Schande oder Ruhm.

Laß uns Deine Wahrheit lieben
Und damit umgürtet seyn,
Uns um Dich allein betrüben,
Uns in Dir allein erfreun.

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