Gerok, Karl - Der Heimat zu - 10. Trinitatis.

Gerok, Karl - Der Heimat zu - 10. Trinitatis.

1889.

(Luk. 19,1-10.)
(1) Und er zog hinein und ging durch Jericho. (2) Und siehe, da war ein Mann, genannt Zachäus, der war ein Oberster der Zöllner und war reich; (3) Und begehrte Jesum zu sehen, wer er wäre, und konnte nicht vor dem Volk; denn er war klein von Person. (4) Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, auf dass er ihn sähe; denn allda sollte er durchkommen. (5) Und als Jesus kam an dieselbige Stätte, sah er auf und ward sein gewahr und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend hernieder; denn ich muss heute zu deinem Hause einkehren. (6) Und er stieg eilend hernieder und nahm ihn auf mit Freuden. (7) Da sie das sahen, murrten sie alle, dass er bei einem Sünder einkehrte. (8) Zachäus aber trat dar und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen, und so ich jemand betrogen habe, das gebe ich vierfältig wieder. (9) Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil widerfahren, sintemal er auch Abrahams Sohn ist. (10) Denn des Menschen Sohn ist kommen, zu suchen und selig zu machen, das verloren ist.

Es gibt Glückstage und Freudenstunden für ein Haus, die wie mit goldenen Buchstaben eingeschrieben bleiben im Gedächtnis der Familie. Der Geburtstag eines lieben Kindes, das den harrenden Eltern durch Gottes Güte in die Arme gelegt wird; die glückliche Heimkunft des Hausvaters oder eines wackeren Sohnes aus der Fremde oder aus dem Krieg oder von beschwerlicher Reise; ein frohes Genesungsfest nach schwerer Krankheit; ein unerwarteter Glücksfall im Geschäft; eine erwünschte Beförderung im Beruf; ein hochwillkommener Besuch, der im Haus einkehrt das alles sind Sonnenblicke im Familienleben, die man nicht so leicht wieder vergisst; Freuden- und Ehrentage im Haus, die es uns auch unter der Mühe und Arbeit des Lebens, unter dem Kreuz und Leiden der Erde je und je schmecken und sehen lassen, wie freundlich der Herr ist.

Aber, meine Freunde, es gibt noch ein höheres Glück, noch eine köstlichere Freude, die einem Hause widerfahren kann, als alle solche äußerlichen Glücksfälle; eine Freude, die nicht nur über einen Tag, sondern über ein ganzes Menschenleben ihren seligen Schimmer verbreitet; ein Glück, wodurch ein Haus, sei es arm oder reich, niedrig oder hochangesehen, so himmlisch gesegnet wird, dass man von ihm sagen kann: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren.

Ein solcher Freudentag war's dort zu Jericho in Zachäus Haus, als Jesus bei ihm einkehrte. Ein solches Heil kann auch heutzutage und hier am Ort einem Haus widerfahren, wo Jesus Wohnung macht mit seinem Wort und seinem Geist, mit seinem Frieden und seinem Segen. So möge uns denn zum ermunternden Vorbild dienen:

Der Freudentag in Zachäus Haus. Wir sehen:

  1. Er kommt unerwartet und doch nicht unvorbereitet.
  2. Er ist der Welt ein Ärgernis, aber er bringt ein himmlisch Heil ins Haus.
  3. Er geht schnell vorüber, aber er wirkt fort in unvergänglichem Segen.

Kehr, o Jesu, bei uns ein, komm in unsre Mitte,
Wollest unser Lehrer sein, hör der Sehnsucht Bitte,
Deines Wortes stille Kraft, sie, die neue Menschen schafft,
Bilde Herz und Sitte! Amen.

Der Freudentag in Zachäus Haus soll uns heute zum ermunternden Vorbild dienen. Und da ist es bemerkenswert:

1) Er kommt unerwartet und doch nicht unvorbereitet.

Unerwarteter konnte dem guten Zachäus auf seinem Maulbeerbaum nichts kommen, als der Blick Jesu, der ihn in seinem Versteck traf, und vollends der Gruß Jesu, der ihn bei Namen rief, ja gar die Ansage des Herrn, der sich ihm als Gast ankündigte: „Zachäe, steige eilends hernieder, denn ich muss heute zu deinem Hause einkehren.“ Dass er am Abend einen solchen Gast unter seinem Dach haben würde, davon hatte er am Morgen dieses Tages sich nichts träumen lassen. Der Durchzug Jesu durch Jericho, der längstersehnte Anblick des Gottesmannes und vollends sein liebreicher Besuch im Hause - das alles waren Freuden und Ehren, an die der verachtete Zöllner im Laufe seines Alltagslebens nicht gedacht hatte, die ihm wie ein göttliches Gnadengeschenk vom Himmel fielen.

So geht es ja mit unseren schönsten Freudentagen und Freudenstunden schon im äußeren Leben. Sie kommen meist unerwartet, wie auch der weltliche Dichter sagt: „Von dem Himmel muss es fallen, aus der Götter Schoß, das Glück.“ Sie lassen sich nicht vorausberechnen und vorausbestellen, sondern sind eine freie Gabe des allgütigen Gottes, von dem beides kommt, Glück und Unglück, Leid und Freude. Der Glücklichste darf sich nicht überheben: Mir kann's nicht fehlen, an mein Haus ist das Glück gebunden, - es kann auch vorübergehen an seiner Tür und Abschied nehmen von seinem Haus. Aber auch der Betrübteste darf nicht verzweifeln: In mein Haus fällt nie ein Sonnenblick, an meiner Tür klopft das Glück nie an. Unverhofft kommt oft; vielleicht während du so klagst, ist das Glück schon auf dem Weg und steht die Freude schon vor der Tür.

Und wie mit einem zeitlichen Glück, so ist es mit einer Seele ewigem Heil. Gottes Gabe ist es, auf dass sich nicht jemand rühme.

Hat Saulus gewusst, da er auszog gen Damaskus als ein Lästerer, Schmäher und Verfolger, dass er einziehen werde in der Stadt als ein geschlagener, als ein verwandelter, als ein bekehrter Mann? Nein, sondern mitten auf dem Weg, unversehens umleuchtete wie ein Blitz ihn das Licht vom Himmel und tönte ihm wie ein Donner die Stimme seines Heilands ins Ohr und lebenslang hat er es demütig gerühmt: Mir ist Barmherzigkeit widerfahren! Barmherzigkeit, die ich nicht verdient und nicht begehrt.

Hat irgend ein bekehrter Christ es vorausgewusst oder vorausgesagt: An diesem Tag und auf diesem Weg wird der Herr meine Seele erretten; oder hat hintennach sich gerühmt: Ich habe es so gelenkt, ich habe es dahin gebracht? Nein, sondern von Pauli Bekehrungsgeschichte und Augustins Bekenntnissen an bis auf diesen Tag, wo ein begnadigter Christ die Geschichte seines inneren Lebens erzählte, da hat er die Wunderwege der göttlichen Gnade gepriesen und bekannt: Nicht ich habe den Herrn erwählt, sondern er hat mich erwählt; da ichs am wenigsten dachte, hat sein Blick mich getroffen und sein Wort mich ergriffen und seine Stimme mich bei Namen gerufen.

Und darf nun irgend ein Mensch verzagen und verzweifeln: Nein, bei mir kehrt der Herr nimmermehr ein mit seinem Heil. Meine Person ist zu gering, als dass ein Blick seiner Gnade auf mich fallen möchte. Meine Missetat ist zu groß, als dass sie mir vergeben werden könnte. In meinem Herzen, in meinem Hause, in meinem Leben sieht es zu traurig aus, als dass mir noch zu helfen wäre? Nein, der den Zachäus erblickt in den Ästen des Maulbeerbaums, da er es am wenigsten dachte, dem ist kein Mensch zu gering, dass er nicht einen Blick der Liebe für ihn hätte; der sich einlud in des Zöllners verachtetes Haus, dem ist kein Haus zu schlecht, dass er nicht darin einkehren möchte mit seinem Heil.

Unerwartet kommt der Freudentag in Zachäus Haus. Und doch nicht unvorbereitet.

„Zachäus begehrte Jesum zu sehen, wer er wäre.“ Darum lief er ihm nach, wo er sollte vorüberkommen. Darum stieg er auf den Baum, wo Jesus ihn sehen konnte. Darum wurde die Verheißung an ihm erfüllt: So ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen.

„Er begehrte Jesum zu sehen.“ Gewiss, das war nicht bloß jene oberflächliche Neugier, mit der die Leute laufen und sich drängen, wo es einen hohen Reisenden zu sehen gibt, sei es ein einheimischer Fürst oder ein fremder Gast; nein, es war eine tiefere Heilsbegier, die ihn zu dem Gottesmann hinzog, von dem er schon so viel gehört hatte. Zachäus war ein Zöllner; aber dieses äußere Amtsgeschäft konnte sein Herz nicht ausfüllen, seinen Geist nicht befriedigen. Er war reich; aber bei all seinem Geld und Gut fühlte er eine Lücke in seinem Herzen, eine Öde in seinem Hause. Ja wer weiß, ob nicht die Art, wie er reich geworden, je und je das Herz ihm schwer und sein Gewissen unruhig machte. Er war klein von Person und verachtet um seines Standes willen; aber auch er trug in sich eine unsterbliche, nach Gottes Bild geschaffene, nach Gottes Frieden dürstende Seele. Er war auch Abrahams Sohn und wusste von dem verheißenen Heil. Darum begehrte er Jesum zu sehen; darum war er nicht unvorbereitet für die Freude, die ihm und seinem Hause zugedacht war von dem Herrn.

Und nun, lieber Zuhörer, wer du auch seist, fühlst nicht auch du je und je etwas von solchem Heilsverlangen für dich und dein Haus? Alle äußeren Weltgeschäfte, in denen du dich umtreibst, füllen sie dein Herz ganz aus? Alle zeitlichen Glücksgüter, deren du dich erfreust, machen sie dich im Innersten satt und froh? Alle die eitlen Zerstreuungen, denen du nachläufst, tun sie deinem Herzen genug? Regt sich nicht manchmal etwas Besseres in dir, ein Ahnen, ein Sehnen, ein Hoffen, wie der Flügelschlag eines gefangenen Vogels? Spürst du nicht hie und da ein geheimes Weh in der Brust, Seitenstiche, Herzklopfen, Bangigkeiten des inwendigen Menschen, beim Rückblick auf dein vergangenes Leben, beim Hinausblick auf Tod und Ewigkeit?

Wie wär es, wenn du da tätest, wie Zachäus tat; wenn du begehrtest, Jesum zu sehen und zu hören, wo er zu sehen und zu hören ist, in seinem Wort und in seinem Haus? Und wäre auch dein Glaube noch mit Zweifeln versetzt, wäre auch dein Begehren noch mit Neugier vermischt, dass du kämst in dem Gedanken: Ist's denn wahr, was man von diesem Prediger rühmt? Ist denn etwas daran, was man von diesen schönen Gottesdiensten sagt? such's einmal, tu einmal einen Schritt hinaus aus deiner Zöllneratmosphäre; lass es auf die kleine Schmach ankommen, dass man dich sieht - nicht etwa auf einem Maulbeerbaum, sondern bloß in einem Kirchenstuhl. Wer weiß, vielleicht du findest mehr, als du suchst; vielleicht ein Blick aus des Herrn Auge trifft dich wie ein Blitzstrahl oder wie ein Sonnenblick ins Herz; vielleicht ein Wort aus Gottes Munde packt dich und lässt dich nicht mehr los und führt dich weiter, bis du zu dem Entschluss kommst: Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen.

Die Welt freilich schüttelt den Kopf dazu. So ging's dort bei dem Freudentag in Zachäus Haus.

2) Er ist der Welt ein Ärgernis; aber er bringt ein himmlisch Heil ins Haus.

„Und er stieg eilend hernieder und nahm ihn auf mit Freuden. Da sie das sahen, murrten sie alle, dass er bei einem Sünder einkehrte.“ Sie murrten über den Zachäus, dem sie die Ehre nicht gönnten, den Gottesmann zu beherbergen, und murrten über den Herrn, dem sie es nicht verziehen, dass er mit Zöllnern und Sündern zu Tische saß.

So ging es zu Jericho und so geht es noch heute. Schon bei einem irdischen Glück, das einkehrt im Haus, sei es eine Brautschaft oder eine Erbschaft, ein Glücksgewinn oder ein Ehrenzeichen oder eine Beförderung im Beruf - auf eine herzliche Mitfreude, auf eine aufrichtige Teilnahme darfst du selten rechnen. Missgunst und Neid regen sich da lauter und leiser; entweder man mäkelt an deinem Glück, als wäre es so weit nicht her, oder an deinem Verdienst, als hättest du's keineswegs verdient. Allzu schwer ist der Welt das Gebot: Freut euch mit den Fröhlichen; allzuselten die Kunst, dem Nächsten alles Gute von Herzen wünschen und gönnen.

Und wie mit eitlem irdischem Glück, so geht es mit dem himmlischen Heil. Auf eine herzliche Teilnahme, auf einen freudigen Beifall, auf ein tieferes Verständnis darfst du bei wenigen rechnen, wenn du Ernst machst mit dem Grundsatz: Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen. Im Gegenteil, du musst gefasst sein auf manches Kopfschütteln und Achselzucken. Die Weltleute werden dir's nicht verzeihen, dass du ihnen den Rücken kehrst, und die Frommen werden dir nicht trauen, ob dir's auch ein Ernst ist. Die einen werden das Heil nicht verstehen, das du gefunden haben willst, und die anderen werden's nicht begreifen, wie du zu diesem Heile gekommen sein sollst.

Aber lass dich das nicht irren. Die Welt kennt den Vater nicht und kennt den Sohn nicht und kennt seine Jünger nicht. Der Herr aber kennt die Seinen. Mag die Welt draußen stehen mit ihrem Hass, wenn du nur ihn im Hause hast mit seinem Heil. So war es auch dort in Zachäus Haus.

„Und er stieg eilend hernieder,“ heißt es, „und nahm ihn auf mit Freuden.“

Was da weiter vorging im Haus an diesem Freudentag, davon lesen wir nichts; aber wir können's erraten. Wir können uns denken, wie der hocherfreute Zöllner den geehrten Gast einführt unter sein Dach, wie er die Seinen ihm vorstellt, Weib, Kind und Gesinde, wie er alles aufbietet, was sein wohlausgestattetes Haus vermag, den Mann Gottes ehrenvoll zu bewirten; wir können's uns vorstellen, wie der Herr in seiner Weise das Mahl würzt mit köstlichen Tischreden und wie so der Gast in den Wirt sich verwandelt mit dem Himmelsbrot seines Worts und der Fremdling zum Herrn im Hause wird, dem alle Herzen zufallen in Ehrfurcht und Liebe. Von dem allem macht der Evangelist nicht viel Worte, denn so etwas will nicht erzählt und beschrieben, sondern erlebt und erfahren sein. Aber siehe da eine Hütte Gottes bei den Menschen! Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, davon spürten wohl alle etwas an diesem Freudentag in Zachäus Haus.

Auch heutzutage, meine Lieben, wenn der Herr einkehrt in einem Haus mit seiner Gnade und Wahrheit, mit seinem Frieden und Segen, so ist davon nicht viel zu sagen und zu erzählen. Es sind das Herzensgeschichten, von denen man keinen Lärm zu machen braucht; es sind das Familiengeheimnisse, in welche die Welt nicht hineinsieht.

Aber eine gesegnete Einkehr ist es doch, wenn der Herr mit seinem Wort Wohnung machen darf in einem Haus; ein glückliches Ereignis ist es doch, wenn ein Hausvater, eine Hausmutter Ernst macht mit dem Entschluss: Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen. Ein neuer Geist zieht nun ein im Haus, der Geist der Kindschaft und des Friedens und der Liebe, da man weiß: Wir sind eines Vaters Kinder; ein neues Licht ist aufgesteckt im Haus: das Wort Gottes, das allen leuchtet, die im Haus sind, und sagt jedem, was er tun soll. Ein neuer Stern geht auf über dem Haus, die Gnade Gottes, deren man sich tröstet in trüben wie in heitern Stunden.

Wer in seinem Haus schon etwas erfahren hat von solcher Einkehr des Herrn, auch nur vorübergehend es erfahren in heiligen Tagen göttlicher Heimsuchung, sei es dass ein Glück, eine Errettung und Segnung die Herzen froh und dankbar machte, oder dass man's in einer Sorgenzeit, an einem Krankenbett, in einem Sterbehaus beten lernte und es mit frommen Schauern fühlte: Der Herr ist nahe, der kann es ahnen, was es heißt: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren.

Möchte es nur dann auch zu einer bleibenden Segensfrucht kommen, wie dort bei dem Freudentag in Zachäus Haus. Das eben ist das Schöne daran:

3) Er geht schnell vorüber; aber er wirkt fort in unvergänglichem Segen.

Ob Jesus ein Nachtlager nahm in Zachäus Haus oder nur eine Rast auf etliche Stunden, erzählt das Evangelium nicht. Aber jedenfalls nur zu rasch für den beglückten Hausherrn gingen diese schönen Stunden vorüber. Der Herr ließ sich länger nicht halten; er war auf der Reise zum Osterfest nach Jerusalem, auf dem Weg zu seinem Kreuzestod, und noch im selben Kapitel erzählt Lukas seinen Einzug am Tag der Palmen. Aber der kurze Besuch hinterließ eine bleibende Frucht, der flüchtige Gast ließ ein dauerndes Gastgeschenk zurück. „Zachäus trat dar und sprach zu dem Herrn: Siehe, Herr, die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen und so ich jemand betrogen habe, das gebe ich vierfältig wieder.“

Ob er das gleich beim Willkommen sprach als Antwort auf das Murren der Leute, zum Zeugnis, dass der Herr bei keinem Unwürdigen einkehre; oder ob er es, wie wir lieber annehmen möchten, beim Abschied sprach zum Dank für alles, was er vom Herrn empfangen hatte, - jedenfalls war das ein schönes Dankopfer des Mannes für die Gnade, die ihm Jesus erzeigte mit seinem Besuch.

Nun nachdem ihm solch Heil widerfahren, will er auch andere froh und glücklich machen. Nun nachdem Jesu heilige Nähe ihm das Gewissen geschärft, drückt ihn jeder ungerechte Groschen auf der Seele. Nun nachdem er einen solchen Gast beherbergt, will er sich auch seiner würdig zeigen, und wenn es auch nicht mehr Zeit ist, dass der Herr ihn wie einst den Matthäus vom Zolltisch in seine Jüngerschaft beruft, mit Herz und Wandel wenigstens will er ihm angehören.

Eine rechtschaffene Buße und Bekehrung also - das war die bleibende Segensfrucht von jenem flüchtigen Freudentag in des Zachäus Haus.

Gehe hin und tue desgleichen! Die Fest- und Freudentage eines Hauses gehen vorüber und machen wieder dem Alltagsleben Platz. Auch selige Andachtsstunden und fromme Anfassungen des Herzens und Gewissens durch die Heimsuchungen Gottes haben ihre Zeit. Aber die bleibende Frucht einer gnädigen Heimsuchung des Herrn, die musst auch du wie Zachäus mit der Tat beweisen und im Leben zeigen. Gutmachen, was man gefehlt, soweit man kann; nachholen, was man versäumt, solang es noch Zeit; wohltun feinen Nebenmenschen, soviel man vermag; seinen Glauben beweisen mit seinen Werken, seinem gütigen Gott Dank opfern mit der Tat und seine Gelübde bezahlen mit freudigem Gehorsam, kurz eine rechtschaffene Bekehrung des Herzens und Lebens das ist die schönste Frucht von der Einkehr des Herrn in einem Herzen und Haus.

An einem Haus, das einst einen berühmten Mann beherbergt, sieht man oft eine Gedenktafel mit der goldenen Inschrift: Hier hat der und der gewohnt. Einem Haus, in dem Christus eingekehrt, muss man's auch ohne Gedenktafel anmerken an dem Geist, der drin wohnt, an dem Frieden, der drin waltet, an dem Segen, der drauf ruht, und an dem Segen, der davon ausgeht: Hier hat Jesus eingekehrt, hier hat der Herr Wohnung genommen, diesem Hause ist Heil widerfahren.

Selig ein solches Haus und wohl denen, die darin wohnen! Das Glück, das in einem Hause einkehrt, das kann wieder Abschied nehmen, denn Freude wechselt hier mit Leid. Aber das Heil, das einem Haus widerfahren, das Seelenheil, das Christus den Seinen bringt, das bleibt, das wirkt fort auch in trüben Tagen, das reicht hinüber in die Ewigkeit, denn von ihm gilt das Wort des Herrn: Euer Herz soll sich freuen und eure Freude soll niemand von euch nehmen.

Heute ist diesem Hause Heil widerfahren! Wer möchte nicht wünschen, dass auch ihm der Tag noch käme, wo das von seinem Hause gilt. Nun, liebe Seele, es kommt nur auf dich an, der Herr ist bereit, gleich heute bereit. Du bist herausgekommen heut, ihn zu sehen, wie dort Zachäus kam. Wisse, er hat auch dich gesehen, wie er den Zachäus sah; er ruft auch dich bei Namen, wie er den Zachäus rief; er spricht auch zu dir jetzt wie dort: Komm und nimm mich mit, denn ich muss heut zu deinem Hause einkehren! Was sagst du dazu? Amen, das heißt: Ja, ja, es soll geschehen! Amen.

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