Georg III., Fürst zu Anhalt - Dancksagung auff das fest der Weihnachten / der gnadenreichen geburt unsers Herrn Jesu Christi.

Georg III., Fürst zu Anhalt - Dancksagung auff das fest der Weihnachten / der gnadenreichen geburt unsers Herrn Jesu Christi.

Dem allmechtigen Gott und ewigen vater unsers lieben Herrn Jhesu Christi sey lob / ehr und preiß / sollen und wollen auch jm von ganzem herzen demütiglich dancken / das er sampt demselbigen seinem eingebornen und geliebten Sohn / und dem heiligen Geist / ein einiger / ewiger warer Gott / aus grosser güte himmel / erden / alle creaturn zuvörderst die lieben Engel und menschen nach seinem ebenbilde geschaffen hat / das er ihnen seine weißheit / gütigkeit / gerechtigkeit / heiligkeit / frewde / seligkeit und ewige herrligkeit mittheilete / und sich nicht allein nach seinem Göttlichen wesen / sondern auch nach seinem gnedigen veterlichen willen geoffenbaret / und aus unaußsprechlicher barmherzigkeit / das arme menschliche geschlecht / nach dem erschrecklichen fall / nicht hat wollen ganz und gar ewiglich verderben und verlorn sein lassen / und in dem wunderbarlichen / heimlichen / Göttlichen rath der heiligen dreyfaltigkeit beschlossen / das die andere person der geliebte Sohn / unser mitler werden solte / der Göttlichen maiestet dasselbige elende menschliche geschlecht / wiederum b zuversünen. Und hat also unser lieber himlischer Vater / denselbigen seinen lieben Sohn und gebenedeyeten Samen / durch den mundt aller Propheten verheissen / zu bestimpter zeit in unserm fleisch und blud / in diese welt aus grosser gnade und liebe gesand / und ihn uns zum heylandt gegeben und geschenckt.

Wir wollen auch denselbigem unsern allerliebsten Herrn Jhesu Christo / dem ewigen Sohn Gottes / von ganzen herzen demütiglich dancken / das er auß unaußsprechlicher genade / liebe / freundtligkeit / leutseligkeit und herzlicher zuneigung / so er zu dem armen menschlichen geschlechte tregt / sich so herzlich unser erbarmet / das er in dem heimlichen rath unser fürbitter und mittler geworden / und so weit sich seiner Göttlichen Maiestet geeussert / und auffs tieffste gedemütiget / das er vom himmel herab gestiegen / und durch wirckung des heiligen Geistes / in dem reinen keuschen leib der jungfrawen Marien / die menschliche natur / mit aller ihrer gebrechligkeit / doch one sünde / angenommen / und die mit seiner Götlichen natur so wunderbarlich und unzertrenlich vereiniget / das er warer Gott und mensch / in dise elende welt von der jungfraw geborn / unser sünde und derselben straffe auff sich geladen / und an seinem leibe gebüsset / und dem vater biß in den todt des Creuzes gehorsam / und das sünopffer für unser sünde geworden ist / und widerumb vom tode frölich erstanden / und sitzt zur rechten Götlicher Maiestet / unser könig / hoher bischoff und einiger mitler / der uns beschützet / vertrit / und ewiges leben gibt.

Wir wollen auch von herzen demütiglich dancken Gott dem heiligen Geiste / der vom vater und Sohne von ewigkeit außgehet / aus welches Göttlicher mitwirckung dieses wunderbarlich werck / solcher vereinigung Göttlicher und menschlicher natur / in unserm Herren Christo vorbracht / welcher ein Christliche kirche und heufflein von anbegin versamlet / in die herzen gesand wirt / die erleuchtet / solche gnade offenbaret / und das erkendtniß Christi / und waren glauben / und desselbigen grossen gnaden und wolthaten / so er uns verdienet / nemlich vergebung der sünden / aufferstehung des fleisches / und des ewigen lebens theilhafftig macht / und ein newen gehorsam und Christlichen wandel allhier anfahet / unnd im ewigen leben dort vollkommen vollenden wil / ec.

In sonderheit aber wollen wir auch heute zu tage der Göttlichen Maiestet von herzen dancken / das auch wir zu solcher gnaden und erkentniß seines lieben Sohns / und der heilsamen lere seines seligmachenden worts gekommen / und in die zal seiner gleubigen auffgenommen und erhalten werden / und uns dieses frölichs fest / und den anfang dieses drey unnd funffzigsten jahrs / nach der geburt Christi / abermals zuerleben gnediglich gegünnet / raum / zeit und friede verlihen wirdt / von diesem grossen Göttlichen werck / und genadenreichen wolthaten zu reden.

Und bitten hierneben mit rewigen und gleubigen herzen den himlischen Vater / durch denselbigen seinen allerliebsten Sohn / unsern Herren / das er umb seinet willen unsere grosse sünde / darinnen wir diß verschienejahr / so wol als die ganze Zeit unsers lebens / von unser unreinen und sündtlichen entpfengniß und geburt an / bißher gelebt / und den zorn Gottes zum höchsten uber uns gereitzet gnediglich vergeben / die wolverdienete straff lindern und wegnemen / uns seinen heiligen Geist verleihen wolle / das wir uns mit warem herzen zu ihm bekeren / bessern / und diß angefangene Jahr / und die ubrige zeit unsers elenden lebens / in diesem jammerthal / in seiner Göttlichen furcht / warem glauben / und Gottseligen leben / in Christlicher liebe / friede und einigkeit / verfüren mögen / und uns bey seinem heilsamen wort erkentniß und bekentniß desselbigen / und rechten gebrauch / der hochwirdigen Sacrament / gnediglich erhalten / allen falschen lehrer und lehren / irrsaln und mißbreuchen / auch dem grausamen tyrannen / dem türcken / und allen verfolgern der bekenner Christi und seiner Göttlichen warheit / stewren und weren. Christliche trewe hirten kirchen und schulen diener aussenden / und sie schützen und verteidigen deßgleichen auch die obrigkeit / Röm. Keyser. und Königlich. Maiesteten / und alle stende der Christenheit und des heiligen Reichs regieren / leiten und füren / zu seinem lob / irer selbst seligkeit an leib und seel / und wolfart der unterthanen / und guten bestendigen frieden / und wz an dem allen hinderlich / genediglich abwenden.

Zuvorderst / weil sich die jerliche zeit / jetzt abermals vernewert / wolle er uns gnediglich verleihen / das wir nach der verma des heiligen Pauli zu den Ephesern am vierdten Capit. Den vorigen wandel / den alten menschen / der durch lüste in irrthumb sich verderbet / ablegen / und uns im Geist unsers gemüths ernewern / und den newen menschen anziehen / der nach Gott geschaffen ist / in rechtschaffener gerechtigkeit und heiligkeit.

Wolle auch alle betrübte / elende / krancken / und die in todes nöten sind / wie er alle gebrechen erkent / gnediglich trösten / stercken und erretten / und ihnen / und uns allen ein seliges ende / und entlich das ewige leben geben / Amen.

Solches alles wil ich uns allensampt zu einem seligen newen jahre gewünschet haben / Amen / Amen.

Quelle: Winsheim, Valentin - Betbüchlin des tewren seligen mannes Herren Philippi Melanthonis

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/g/georg_iii/georg_von_anhalt_-_weihnacht.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain