Coerper, Heinrich - Jesus lebt, mit Ihm auch ich! - Predigt am Ostersonntag, den 25. März 1894.

Coerper, Heinrich - Jesus lebt, mit Ihm auch ich! - Predigt am Ostersonntag, den 25. März 1894.

Jesaia 25,8:
Denn er wird den Tod verschlingen ewiglich.

Meine Lieben in dem Herrn! Jesus lebt, mit Ihm auch ich! Diesen Doppeltriumphgesang haben wir vorhin schon angestimmt, und er hat mein Herz erquickt, weil ich glauben darf, es ist bis auf diese Stunde schon an manchen von euch zur Wahrheit geworden, und wir glauben, dass es in uns allen noch völliger Wahrheit werden wird: „Jesus lebt, mit Ihm auch ich!“ O, was für ein großer Doppeltriumphgesang über die vollbrachte Tat des Herrn, die geschehen ist, und über die Tat, die in uns fortwährend geschieht, und über die Tat, die noch geschehen wird einst an dem Tag, wo einmal das Leben, das Jesus ans Licht gebracht hat, ungehindert und ungetrübt den völligen Sieg feiern wird, wo alles, was Odem hat, anbeten wird vor dem, der tot war und lebendig geworden ist, und lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Wir wollen in dieser Stunde mit einander diesen doppelten Ostertriumph betrachten, und zwar an der Hand unseres Textes, in welchem geweissagt ist: „Er wird den Tod verschlingen ewiglich.“ Wir wollen sehen, wie diese Weissagung erfüllt ist, inwiefern sie täglich erfüllt wird, und inwiefern sie ihrer Erfüllung an uns noch wartet.

„Er wird den Tod verschlingen ewiglich.“ Ihr Lieben, so klingt's aus einer Zeit heraus, aus dem Volk heraus, von dem manche behaupten, es hätte noch keine bestimmte Hoffnung der Auferstehung oder des zukünftigen Lebens gehabt. Aber da hat sich der Herr bewiesen als den, der weit hinaussah über das Gegenwärtige, über das traurige und erbärmliche Leben, in dem die Menschen über diese Erde gehen mussten, der wusste, was Er tun würde, bevor der Welt Grund gelegt war. O, unser Gott ist nie in Verlegenheit gewesen, noch niemals, und unser Gott hat noch niemals seinem Volk, das auf Ihn lauschen wollte, das Licht und die Wahrheit und die Herrlichkeit, die in Ihm verschlossen sind, vorenthalten. Er hat alle Zeit davon viel offenbart für all die Augen, die sehen und all die Ohren, die hören wollten. Und so hat Er auch dies Wort des Sieges hineingelegt in das Volk Israel schon als eine Weissagung: „Er wird den Tod verschlingen ewiglich.“ Es ist ein wunderbares Wort: „Er wird den Tod verschlingen ewiglich.“ Wir wissen, wie schwer es gehalten hat, unseres Gottes Meinung da recht zu verstehen. Nicht als ob es Gott hätte an Licht fehlen lassen, sondern wir Menschen sind so schwerfällig und so träge zu verstehen und aufzumerken auf die Stimme des lebendigen Gottes. Wir wissen, dass die Jünger die Botschaft der Maria und der andern: „Jesus lebt, mir ist einer erschienen, der hat gesagt: 'Was suchest du denn den Lebendigen bei den Toten, du bist gekommen, den Gekreuzigten zu suchen, Er ist nicht mehr hier, nein, Er ist auferstanden, so wie Er gesagt hat'“ wir wissen, dass die Jünger dies nicht verstehen wollten. Sie konnten es nicht begreifen, „sie vernahmen nicht“, was nun geschehen war, obgleich es so deutlich geweissagt war, obgleich der Prophet gesagt hat, dass es unmöglich sei, dass sein Heiliger die Verwesung sehe, und obgleich Jesus oft mit seinen Jüngern davon gesprochen hatte, dass Er sterben müsse, dass Er auferstehen müsse, dass Er den Tod verschlingen müsse.

Aber wir wollen sehen, inwiefern dies Wort erfüllt ist. Der Herr gebe uns ein tiefes Verständnis dieser wunderbaren Wahrheit. Wir wollen allesamt, ihr und ich, nicht voraussetzen, dass wir diese Wahrheit erschöpft hätten, wenn wir wissen, dass Jesus auferstanden ist. Man hört manchmal die törichte Meinung, dass die Auferstehung des Herrn Jesu geschichtlich nicht nachweisbar sei. Darüber nachher noch ein Wort. Wenn es nicht so traurig wäre für diejenigen, die es anfechten, dann würde man sagen, es ist reine Komik, es ist zum Lachen, wie ein Menschenkind, das noch selbst im Tode ist, dessen Augen noch gar nicht geöffnet sind für die unsichtbare Welt, wie das sich hinstellen kann und wegdemonstrieren will, dass in dem ewigen Sohn Gottes der Tod, der nach allen Menschen, die auf Erden gewandelt haben, seine Hand ausgestreckt hat, einmal seinen Meister finden musste, der Leben hatte von sich selbst, der unmöglich vom Tode gehalten werden konnte, das will so ein Mensch wegbeweisen. O, ihr Lieben, es ist so ungemein traurig, wie wir Menschenkinder so weit abirren können von dem ewigen Herrlichkeitsgedanken des lebendigen Gottes, der seinen ewigen Sohn aus Liebe gesandt hat in den Tod, um uns aus dem Tod zum Leben zu führen, zur Ehre seines Namens. Wenn ihr auch fest glaubt, Jesus ist auferstanden, o aus dieser Tatsache können wir noch viel lernen, aus der einfachen Tatsache an sich, wenn wir sie anbeten, wenn wir lauschen auf Gottes Stimme, wenn wir lauschen auf Gottes Gedanken darin, wenn wir sie so betrachten und sie so in unserem Herzen wirken lassen, wie Gott es will. Er hat den Tod verschlungen; das heißt nicht: Er war tot und ist dann wieder auferstanden, sondern es heißt das, was hier steht: Er hat ihn verschlungen ewiglich. Der Tod musste Ihm gleichsam als eine Nahrung, als eine Speise dienen. Und ist es nicht tatsächlich so? Wo anders als im Tod konnte die ganze Herrlichkeit der Liebe Jesu offenbar werden. Als die Menschen anfingen Ihn zu töten, als sie anfingen Ihn zu lästern und ans Kreuz zu schlagen, und als nun die Späheraugen auf Ihn gerichtet waren, als sie allesamt erwarteten, nun werde das geduldige Lamm Gottes auch einmal ungeduldig werden, nun werde der, der so viel von Liebe geredet, auch einmal böse werden, da öffnen sich die bleichen Lippen zum Gebet, zur Fürbitte, da tritt Er ein für sein Volk. Der Tod, der jetzt seine Hand nach Ihm ausstreckt, muss dazu dienen, dass seine Liebe offenbar werden konnte in ihrer ganzen ungetrübten, sündlosen, heiligen Herrlichkeit. Und die Wahrheit seiner Worte, die wunderbare Wahrheit, sie konnte ja auch so köstlich durch seinen Tod offenbar werden. Nichts war wunderbarer, ihr Lieben, als dass Jesus, so lange Er lebte, von seinem Tode sprach. Ja, so ist es tatsächlich. Wir allesamt sind sündig von Anfang an, Er war lebendig, Er war heilig vom Anfang seines Wesens. Da war kein Grund des Todes, da war kein Sterben im Keime seines Wesens von Anfang an, wie bei uns allesamt. Wenn wir geboren werden, so sind wir wie Blumen, die ein wenig aufblühen, die einen schneller, die andern etwas langsamer, und ein wenig Frucht tragen und dann wieder verwelken. Wir haben den Keim des Sterbens in uns, die Sünde, das Gift, das uns ausgeschlossen hat von dem Ewigkeitsleben, der Gemeinschaft mit dem ewigen lebendigen Gott. Aber Er hatte keinen Todeskeim in sich, und es war das wunderbarste, dass Er, an den der Tod kein Recht hatte, von sich weissagte, dass Er sterben werde, und wir können deshalb auch begreifen, wie seine Jünger davon nichts vernahmen; es heißt ausdrücklich: aber das Wort vernahmen sie nicht, und es war vor ihnen verborgen, dass sie es nicht begriffen (Luk. 9,45). Sie hatten in Ihm keinen Tod gesehen, nichts von einer Spur des Todes. In uns allen hat der Tod mehr oder weniger deutliche Spuren; wir können sie wahrnehmen in der Krankheit, in den Sünden, bei dem einen mehr, bei dem andern weniger, aber bei Jesus war keine Todesspur, kein Grund des Todes, und da musste dennoch offenbar werden, wie seine Worte durch und durch Wahrheit waren, wenn Er sagte: „Ich muss sterben.“

Er verschlang den Tod gleichsam als eine Nahrung, damit etwas von dem göttlichen Leben offenbar werde, das in Ihm war. Der Tod musste Ihm dazu dienen, dass Er diesen wunderbaren Weg machte wir wissen wenig darüber - Er musste Ihn hinabführen in das Reich der Schatten, der einzige von den Seelen, die abgeschieden sind, der nicht infolge seiner Sünden, der nicht verdientermaßen, sondern der als Einer hinabkam in das Reich der Toten, der verkündigen konnte, ich habe das Werk vollbracht, das mir der Vater aufgetragen hat, es ist alles vollendet, was geschrieben steht. Wo der Geist Gottes uns den Fall der großen Stadt Babel beschreibt, da steht in der Heiligen Schrift, dass, als Babel, die als eine Person gedacht ist, hinabfährt, als ihre Herrlichkeit dahingeschwunden ist, da sperren sie im Reich der Toten ihre Mäuler auf und sagen: „Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern, wie bist du zur Erde gefallen, der du die Heiden schwächtest, ja zur Hölle fährst du, zur Seite der Grube.“ (Jes. 14,9-12.) Da ist Hohn und Spott über all das, was groß ist auf Erden, wenn's einmal durch den mächtigen Feind, der noch jeden der Mächtigen dieser Welt bezwang, wenn's einmal durch den Tod bezwungen und gefällt ist und hinab muss in das Reich des Todes, da kann Hohn und Spott sein; aber wie einer hinabkam, der das Werk des Vaters vollendet hat, der sagen darf, ich habe alles ausgerichtet, was er mir aufgetragen hat, ja da war's eine andere Erscheinung. Er musste durch den Tod, dem Er selbst freiwillig es zuließ, seine Hand an Ihn zu legen, damit es offenbar werde, dass der König über Tote und Lebendige auch diesen Weg betrete, um in allen Dingen seinen Brüdern gleich zu werden, die Er herausführen wollte aus aller Umgarnung des Todes und der Sünde zum ewigen Leben in der Herrlichkeit des Vaters. Wir können Ihn verfolgen Schritt um Schritt. Wir wissen ja, dass sein Leib schon verklärt war, bevor der Tod Hand an Ihn legen durfte. Aber der Herr gab Ihm dies zu, Er wandelte auf Erden in der Schwachheit dieses Leibes, Er wurde wie unser einer, nahm Knechtsgestalt an und ward an Gebärden als ein Mensch erfunden (Phil. 2,7). Aber nachdem Ihm der Tod gedient hatte, als dieser sich ausgewiesen hatte als der Knecht des Fürsten des Lebens, da wurde Seine ganze Herrlichkeit offenbar; nun ist auch die letzte Bande zerrissen, die die Herrlichkeit verbergen konnte. Sein Leib ist ein vollkommen verfügbares Werkzeug geworden zur Offenbarung der ganzen Gottesherrlichkeit, so dass keine Zeit, kein Ort Ihn hindern konnte, all den Augen, die geöffnet worden waren für die Herrlichkeit des Sohnes Gottes, offenbar zu machen, was in Ihm ist. Jesus Christus hat den Tod sich dienstbar gemacht, Er hat ihn verschlungen, damit er Ihm diene ewiglich. Wir wissen, dass der Tod der Weg für Ihn geworden ist zur Herrlichkeit Gottes, zur Rechten Gottes des Vaters. Bevor Er diesen Weg ging, bat Er den Vater: „Verkläre mich, o Vater, mit der Klarheit, die ich hatte bei dir selbst, ehe der Welt Grund gelegt war.“ Und das Eingangstor in diese Herrlichkeit, vor der wir staunend, schweigend anbeten, musste der Tod sein.

Ihr Lieben, ich bat euch vorhin, dass ihr nicht denken mögt, wenn ihr hört, Jesus ist auferstanden, Er hat den Tod verschlungen, dass diese wunderbare Tatsache uns schon in all ihren Beziehungen klar und offenbar sei oder gar, dass sie den ganzen Dienst uns schon geleistet hätte, den sie uns leisten möchte. Je mehr ich anbetend vor dem Auferstandenen stehe oder knie, je mehr ich mir von Ihm sagen lasse: „Ich war tot, aber siehe, ich bin lebendig geworden“, je mehr ich mich anblicken lasse von den Augen, die sich im Tod schlossen und die sich dann geöffnet, damit sie allezeit offen bleiben, damit Er nicht mehr ruhe, damit Er nicht mehr schlafe noch schlummere, der gute Hirte o, wie muss ich Ihn anbeten, dass Er den Tod verschlungen hat, dass Er ihn für sich in Ewigkeit hat hinweggetan, und ich nun einen lebendigen, ewig lebendigen Hirten habe, der nimmermehr schläft, sondern sein Schäflein weidet Tag um Tag auf grüner Aue, zu frischen Wassern, so dass meine Seele immer mehr erquickt wird.

„Er wird den Tod verschlingen ewiglich,“ so klingt's aus grauer Zeit, und Er hat den Tod verschlungen ewiglich. Der Herr hat sein Wort eingelöst königlich, gewiss anders als irgend jemand dies ausdenken konnte, anders als wir es ausdenken könnten; denn wenn wir einmal Ihn schauen können, dann werden wir's erst recht begreifen. Der Tod ist verschlungen, das heißt auch dies, er ist in all seinen Beziehungen, in all seinen Rechten aus dem Weg geräumt, er ist wie eine Speise, die gegessen ist. Er hat den Tod verschlungen ewiglich, doch Er hat es getan für uns, für mich und für dich, das ganze Leben Jesu, es trägt die eine Signatur: für die Menschheit. Er ist gekommen, nicht um sich dienen zu lassen (Matth. 20,28), nicht um sich anbeten zu lassen, Er hätte es gekonnt, der ewige Sohn Gottes, sondern Er ist gekommen, um zu dienen und um sein Leben zu geben. Alles, was Er getan hat, ist ein Hingeben des Lebens. Er hätte ja in ewiger Herrlichkeit bei dem Vater sein und bleiben können, der Tod hätte Ihn nimmermehr anrühren können. „Niemand kann mein Leben von mir nehmen,“ sagt Er. Aber Er wollte es nicht, damit sein Leben für uns offenbar werde, damit zur Rechten Gottes nicht nur der Sohn Gottes sei, sondern auch der Mensch, „einer wie eines Menschen Sohn,“ den das Auge des Propheten von alters her geschaut hat. Hes. 1,26. Der nun ist zur Rechten Gottes und wird einst kommen in den Wolken. Er ist auferstanden als Mensch, und Er hat als Mensch den Tod überwunden ewiglich; für unsre Menschheit hat Er ihn überwunden. O, da möge uns der Herr klar machen, durch seine große Gnade, die Er in uns allen offenbar machen möchte, was sein Sohn vollbracht hat. Er möge uns klar machen, was dies Wort heißt und wie dies Wort jetzt erfüllt ist, heute, in diesem Augenblick, in dieser ganzen Gnadenzeit. Es sind viele unter uns, gottlob, die sagen dürfen: ich war tot, aber ich habe ein Ostern erlebt, ich bin lebendig geworden. Nichts ist mir gewisser als dies, sowohl von mir als von andern: „Ich war tot, aber ich bin lebendig geworden.“ Und ich bin es geworden durch Annahme des vollbrachten Werkes Jesu Christi. Wenn jemand das, was Er vollbracht hat, die Vergebung der Sünden annimmt, wenn er zum Heiland im Glauben sagt: es ist zwar zu groß für mich; willst du mir wirklich alle Sünden vergeben, heute, auf diesen Tag, ohne dass ich etwas gut machen kann, ohne dass ich es vorher verdienen könnte, willst du wirklich? Und er beugt sich unter das Wort Christi, welcher sagt: „Wer glaubet, der ist gerecht“, und nimmt auf den Knien aus Jesu Händen die Vergebung aller seiner Sünden, nun dann ist eines ganz gewiss, Jesus vergibt dem Menschen nicht, um ihn wieder in seinen Sünden zu lassen, sondern um ihn herauszuführen aus der Knechtschaft Ägyptens. Das Blut des Lammes wurde nicht zu dem Zweck an die Türpfosten der Kinder Israels gestrichen, damit sie nun allezeit innerhalb dieses Raumes kauern und sich ängstigen sollten, sondern Er hat Vergebung, Verschonung, Erlösung verkündigen lassen durch das geopferte Lamm, dass der Würgengel vorübergehen soll, zu dem großen Zwecke, dass Er sie ausführe aus Ägypten, damit sein Volk Ihm lebe, damit es in seiner Gemeinschaft lerne, was es heiße, Gott zu dienen, damit Er es durch die Wüste herrlich leite und trage mit wunderbarer Gnade, und es brächte in das gelobte Land der Ruhe des Volkes Gottes.

Und so ist es auch gewiss, wenn jemand die volle Versöhnung angenommen hat, vielleicht vorgestern, dann darf er auch erwarten: Jesus hat mir vergeben, damit Er mich an der Hand fasse und mich herausführe aus Ägyptenland, aus dem Dienst der Knechtschaft der Sünde, und damit ich hinfort in der Gemeinschaft mit dem lebendigen Gott lebe und Ihm diene, damit mein Leben nicht mehr vergeblich sei, sondern einen Zweck erfülle für die Ewigkeit. Ja, wir waren tot, ihr wisst es, und je mehr Leben der Herr uns gibt, je mehr sein Leben unsre Seele durchdringt, um so mehr merken wir, was das für ein Unterschied ist zwischen der Zeit, da wir noch tot waren, und der Zeit, wo uns Jesus lebendig gemacht hat. Wir waren tot, ich war tot in Sünden, ich musste sündigen, so wie jeder Mensch tot ist in Sünden und sündigen muss. Aber der Herr trat an mich heran und rührte meine Seele an, und heute geht es, wie es stets gegangen ist; wo der Herr anrührt, da kommt Leben, und Er rührt da an, wo Er Glauben findet; und wenn heute eine Seele da ist, die sich anrühren lassen will von Jesus, seine Hand im Glauben erfassen will, sie soll lebendig werden um des Wortes willen, das der Vater gegeben hat und das eingelöst ist und eingelöst wird, da wo man nur die Pforte öffnet. Wir sind lebendig geworden aus dem Tod. Ich weiß, ich war tot in Sorgen mancherlei Art, und ich weiß, dass die Hand Jesu mich berührt hat und ich bin lebendig geworden. O, meine Lieben, das Leben des Herrn Jesu durchdringt immer mehr unser ganzes Wesen, wenn wir erst einmal zum Leben gekommen sind. Wir sehen es ja in der Heiligen Schrift: als Saulus den Herrn sah, als er glaubte, als er sich abwaschen ließ von seinen Sünden, was geschah da? Da war er alsbald zum Leben gekommen, da stand er da und zeugte davon, dass Jesus lebendig ist. Woher wusste er das? Er hatte es nicht nur erlebt, sondern er war selbst lebendig geworden, es war ein ganz Neues geworden, und die Gewalt seiner Worte durchdrang die Seelen so, dass sie sich ärgern mussten an ihm und ihn verfolgten und schon in Damaskus töten wollten. Und als der Kerkermeister in Philippi, der ihn in den Kerker geworfen und hart gehalten hatte, um diesen wunderlichen Heiligen noch etwas Besonderes zu tun, ob sie vielleicht zum Bewusstsein kämen, dass sie etwas Verkehrtes täten, als er von Jesu Gnade angerührt wird, als ihm das Lebenswort, das Gnadenwort gesagt wird: „Glaube an den Herrn Jesum Christum, so wirst du und dein Haus selig“, da sehen wir bald, dass es in diesem harten Mann zum Leben kam in jener Nacht. Als es morgen wurde, da hatte er schon angefangen zu leben, da hatte er die Striemen, das Blut, das auf ihnen war, abgewaschen, hatte ihnen den Tisch decken lassen in seinem Haus. O, ihr Lieben, wenn wir Jesu Gnadenwort: „Deine Sünden sind dir vergeben“, annehmen, dann fügt Er so gerne hinzu: Nun gehe hin im Frieden, wandle ein neues Leben, denn Er hat Leben und unvergängliches Wesen ans Licht gebracht, damit etwas von unvergänglichem Wesen, etwas von Jesu selbst, von seinem Leben in uns offenbar werden kann. Der Herr möge dies allen zeigen, wo nur hier liebe Kinder Gottes sind, die noch teilweise tot sind. Unsere Seele ist wohl zum Leben gekommen, aber weil wir in der Atmosphäre dieser Welt leben, die voll Tod ist, da kommt so leicht wieder die Gebundenheit des Todes über die Kinder Gottes. Da werden die einen gebunden vielleicht von Sorgen. Merkt ihr denn nicht, wie das Tod ist. Wenn jemand in Sorgen einhergeht Tag um Tag, Woche um Woche, da ist er gebunden, halbtot, er kann sich nicht bewegen für seinen Gott, ist wie eine Seele, die geknechtet ist. Jesu, der Lebensfürst, hat deinen Sorgentod verschlungen, lege Ihm alle deine Sorgen hin, alles, was dich bekümmert und traurig macht. Jesus hilft, dass du lebst für ihn, Er hat deinen Tod verschlungen. Du weißt, dass Traurigkeit dich binden kann, so dass du nicht verfügbar bist für deinen Gott: gehe zu Jesu, da ist Leben, lass Ihn deinen Tod verschlingen, und du wirst merken, wenn du es Ihm anvertrauen kannst, wie deine Seele auffährt und neues Leben empfängt in der Stunde, wo du Jesum anrührst wo du deine Sorgen in Jesu Hand hineinlegst und von Ihm ein Wort des Lebens empfängst. Ja wahrlich, Er wird den Tod verschlingen ewiglich! Mein Bruder, meine Schwester, bist du noch von einem Tod gehalten? Gehe zu Jesu, Er will deine Seele durch und durch lebendig machen, gehe zu Jesu, vielleicht mit deinem kranken Leib, lass dich anrühren und du wirst merken, wie Jesus auch da verschlingen kann des Todes Gewalt. Es sind manche unter uns, die dürfen es bezeugen mit großer Freudigkeit, Jesus verschlingt auch den Tod der Krankheit. Er kann uns anrühren und rührt uns auch an, auf dass wir immer mehr lebendig werden für Ihn. Er hat den Tod der Sünde, die Gebundenheit, die Knechtschaft aus dem Mittel getan, sein Name sei gepriesen ewiglich. Der Fürst des Lebens hat meinen Tod, hat euren Tod verschlungen, Er hat ihn verschlungen, es ist vollbrachte Tatsache, und es kommt darauf an, dass wir das, was geschehen ist, annehmen aus seinen Händen, damit wir's haben und erleben.

Aber noch in andrer Weise bleibt diese wunderbare Weissagung eine Weissagung für die Kinder Gottes. Es bleibt doch bestehen: „Er wird den Tod verschlingen ewiglich.“ Paulus sagt 1 Kor. 15: „Wenn aber dies Verwesliche anzieht das Unverwesliche, die Herrlichkeit des Himmels, alsdann wird erfüllt werden das Wort, das geweissagt ist: „Der Tod ist verschlungen in den Sieg.““

Im Blick auf dies Wort schaut der Apostel, obgleich er an einer andern Stelle sagt: „Tod, wo ist dein Stachel, er ist hinweggetan“, doch voraus auf eine andere Zeit, wo einmal das Wort völlig erfüllt sein wird: „Der Tod ist verschlungen.“ Meine Lieben, was erwarten wir? Erwarten wir ein Totenbett für uns? Ihr wisst, dass dieser Feind keinen Unterschied des Alters, des Standes, des Reichtums, der Bildung macht, er geht durch die Welt und nimmt ganz anders als wir denken aus diesem Leben die Menschen hinweg. Der Feind, der Tod, ist er euer Freund geworden? Man hört manchmal die Leute so sagen, dass der Tod unser Freund sei. Ja, der Tod ist verschlungen, das wollen wir festhalten, der Tod muss uns dienen, o, wenn das die Leute mehr festhielten: wo auch der Tod herankommen mag und in welcher Gestalt, er muss uns dienen, damit wir uns fester in die Hände des Lebensfürsten legen, damit Er aus unsrem Tod Leben machen kann, bis wir einst durch des Todes Pforten hindurchdringen zur Herrlichkeit des Lammes. Ich frage noch einmal, erwartet ihr ein Totenbett? O, ich wünschte, dass an diesem Osterfest ein tiefes Sehnen nach Leben entstünde, nach Leben nicht nur der Seele, sondern auch des Leibes, nach der vollkommenen Erlösung Jesu Christi. Es ist biblisch nüchtern, biblisch einfach, dass wir nicht erwarten zu sterben, sondern erwarten bei dem Herrn zu sein, erwarten, dass der Tod verschlungen werden wird, dass Er uns zu sich nehmen wird, dass wir nicht entkleidet, sondern überkleidet werden. Natürlich kann kein Tod überkleidet werden, sondern unsre Seele muss lebendig sein, und ist sie lebendig in Jesu, dann kann uns Jesu einmal überkleiden. O, lasst uns vom Herrn diese Wahrheit annehmen, die Er uns geschenkt hat aus seinem Wort, nicht aus meiner Phantasie heraus, dass wir einmal überkleidet werden sollen, wenn Er kommt als das Leben, das auch vor der Welt offenbar werden muss, dass wir Ihm entgegengerückt werden und bei Ihm sein sollen in Ewigkeit, damit sein Gebet (Joh. 17) erfüllt werde: „Vater ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch bei mir seien, dass sie meine Herrlichkeit sehen.“

Lasst uns diese Wahrheit, die der Herr in unsre Hände gelegt hat, aus seinen Händen annehmen und wieder in seine Hände legen und sagen: Herr mache das in uns reichlich fruchtbar und gib uns, dass unser Leben so eingerichtet sei, dass es nicht auf den Tod ziele, sondern auf das Leben. Ich glaube, manches Leben wäre ganz und gar verändert, wenn es dies erwartete. Dann mag es jedermann wissen, und mein Leben muss schon hier davon ein Zeugnis sein, dass ich lebe für Jesus, damit Er das Leben in mir offenbar machen kann. Und dann wird Er Gnade geben, wenn wir uns ernstlich darnach ausstrecken, dass alle die sündige Gebundenheit, dass dieser Tod des Neides, der Feindschaft, der Augenluft, der Fleischeslust, der Hoffart aus unsrer Seele entfernt werde, verschlungen werde von dem Lebensfürsten, der in unsrem Herzen auf den Plan getreten ist, der darinnen seinen Tempel, seinen Thron errichtet hat, und angefangen hat zu herrschen. Wir wollen erwarten, dass Er allen Tod in uns verschlinge, zur Ehre seines Namens, damit Er uns bereit machen kann, Ihm entgegen zu kommen, wenn Er einst seine Herrlichkeit offenbar machen wird vor der Welt.

Ihm aber, unserm Herrn Jesu Christo, dem Leib und Seele angehören sollen, damit Er daraus mache, was Er will, Ihm sei Lob und Preis und Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

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