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1. Petrusbrief

1. Petrusbrief

Kapitel 1

1:1 Petrus, ein Apostel JEsu Christi: Den erwählten Fremdlingen hin und her in Pontus, Galatien, Kappadozien, Asien und Bithynien,

1:2 nach der Versehung GOttes des Vaters, durch die Heiligung des Geistes, zum Gehorsam und zur Besprengung des Blutes JEsu Christi. GOtt gebe euch viel Gnade und Frieden!

1:3 Gelobet sei GOtt und der Vater unsers HErrn JEsu Christi, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung JEsu Christi von den Toten

1:4 zu einem unvergänglichen und unbefleckten und unverwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel

1:5 euch, die ihr aus GOttes Macht durch den Glauben bewahret werdet zur Seligkeit, welche zubereitet ist, daß sie offenbar werde zu der letzten Zeit,

1:6 in welcher ihr euch freuen werdet, die ihr jetzt eine kleine Zeit (wo es sein soll) traurig seid in mancherlei Anfechtungen,

1:7 auf daß euer Glaube rechtschaffen und viel köstlicher erfunden werde denn das vergängliche Gold, das durchs Feuer bewähret wird, zu Lobe, Preis und Ehren, wenn nun offenbaret wird JEsus Christus,

1:8 welchen ihr nicht gesehen und doch liebhabt und nun an ihn glaubet, wiewohl ihr ihn nicht sehet; so werdet ihr euch freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude,

1:9 und das Ende eures Glaubens davonbringen, nämlich der Seelen Seligkeit.

1:10 Nach welcher Seligkeit haben gesucht und geforschet die Propheten, die von der zukünftigen Gnade auf euch geweissaget haben,

1:11 und haben geforschet, auf welche und welcherlei Zeit deutete der Geist Christi, der in ihnen war, und zuvor bezeuget hat die Leiden, die in Christo sind, und die Herrlichkeit danach,

1:12 welchen es offenbaret ist. Denn sie haben's nicht sich selbst, sondern uns dargetan, welches euch nun verkündiget ist durch die, so euch das Evangelium verkündiget haben, durch den Heiligen Geist vom Himmel gesandt, welches auch die Engel gelüstet zu schauen.

1:13 Darum so begürtet die Lenden eures Gemütes, seid nüchtern und setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch angeboten wird durch die Offenbarung JEsu Christi,
Verlaß dich auf den Herrn, heißt nicht: Lege die Hände in den Schoos, und kümmer dich nicht um diene Seligkeit; sondern: Geh' mit unerschütterlichem Muthe und grenzenloser Zuversicht an das Werk. Der Herr ist ein unüberwindlicher Fels, eine unbesiegbare Festung nicht nur für sich, sondern auch für dich; wenn du dich in diese Festung hineinwirfst, wird seine Gnade dich bewahren und zu Allem allmächtig stärken. Setze deine Hoffnung ganz auf die Gnade, heißt nicht: Thue nichts, laß die Gnade machen; sondern: Bei allem möglichen Eifer und Streben nach Seligkeit hoffe und vertraue nicht auf dich und deine eigne Kraft; hoffe auf die Gnade, die dich nie verläßt, mit der du Alles vermagst, die aber ohne dich, d.h. wenn du nicht ernstlich willst, dich nicht selig machen kann. So wie du ohne sie Nichts vermagst, so kann und will sie Nichts ohne dich in dir wirken. (Johannes Gossner)

1:14 als gehorsame Kinder; und stellet euch nicht gleich wie vorhin, da ihr in Unwissenheit nach den Lüsten lebetet,

1:15 sondern nach dem, der euch berufen hat und heilig ist, seid auch ihr heilig in allem eurem Wandel.

1:16 Denn es stehet geschrieben: Ihr sollt heilig sein; denn ich bin heilig.

1:17 Und sintemal ihr den zum Vater anrufet, der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeglichen Werk, so führet euren Wandel, solange ihr hier wallet, mit Furcht;

1:18 und wisset, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöset seid von eurem eitlen Wandel nach väterlicher Weise,

1:19 sondern mit dem teuren Blut Christi, als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes,

1:20 der zwar zuvor versehen ist, ehe der Welt Grund gelegt ward, aber offenbaret zu den letzten Zeiten um euretwillen,

1:21 die ihr durch ihn glaubet an GOtt, der ihn auferwecket hat von den Toten und ihm die Herrlichkeit gegeben, auf daß ihr Glauben und Hoffnung zu GOtt haben möchtet.

1:22 Und machet keusch eure Seelen im Gehorsam der Wahrheit durch den Geist zu ungefärbter Bruderliebe und habt euch untereinander brünstig lieb aus reinem Herzen,

1:23 als die da wiederum geboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort GOttes, das da ewiglich bleibet.

1:24 Denn alles Fleisch ist wie Gras und alle Herrlichkeit der Menschen wie des Grases Blume. Das Gras ist verdorret, und die Blume abgefallen;

1:25 aber des HErrn Wort bleibet in Ewigkeit. Das ist das Wort, welches unter euch verkündiget ist.
O Jesu Christe, Sohn des lebendigen Gottes, Du für uns Gekreuzigter und Auferweckter, der Du durch Deinen Tod unsern Tod zu nichte gemacht und durch Deine Auferstehung uns eine selige Auferstehung zum Leben erworben hast, Dich bete ich als den einzig wahren Gott mit dem Vater und dem heiligen Geiste an, und bitte Dich von ganzem Herzen, daß Du mir einen seligen Ausgang aus dem Elende dieses Lebens und am Tage der Auferstehung und des Gerichts einen seligen Eingang zum ewigen Leben verleihen wollest. Ich weiß, daß ich Fleisch bin und alles Fleisch wie Heu ist und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume, daß mir die Grenze des Lebens von Gott vorher gesetzt ist, und daß nach dem Tode das Gericht folgen wird: stehe mir im Tode bei, der Du für mich am Kreuze gestorben bist, beschütze mich am Tage des Gerichts, der Du für mich ungerechter Weise gerichtet worden bist. Wann die irdische Hütte zerbrochen sein wird, so führe meine Seele in die Wohnung des himmlischen Vaterlandes. Wann im Todeskampfe meine Augen dunkel werden, so entzünde in meinem Herzen das Licht des seligmachenden Glaubens. Wann sich in der Stunde des Todes meine Ohren schließen, so richte mich auf und tröste mich durch Dein innerliches Zureden. Wann der kalte Schweiß aus meinen sterbenden Gliedern bricht, so laß mich eingedenk sein Deines blutigen Schweißes, der der vollgültige Kaufpreis für meine Sünden und das Unglück abwehrende Heilmittel meines Todes ist. Im Schweiße zeigt sich die Hitze des Kampfes, im Blute der Kaufpreis für die Seele, in der Vollendung des Laufes die Genugthuung für die Sünden. Wann in jenem letzten Kampfe die Sprache zu verfallen beginnt, so gieb, daß ich durch des heiligen Geistes Gnade zu Dir seufzen könne. Wann die letzte Angst mein Herze drückt, so stehe mir bei mit dem Troste und der Hülfe Deiner lebendigmachenden Gnade, und nimm mich, wenn ich von dem Beistand aller Kreaturen verlassen bin, in Deine Fürsorge und Obhut auf. Verleihe mir, daß ich alle Schrecknisse und Aengste ganz geduldig ertrage, und führe endlich meine Seele aus diesem Kerker heraus. Ich bitte Dich um Deiner allerheiligsten Wunden willen, die Du im Leiden und am Kreuze ertragen hast, laß Dir meine arme Seele, die Du so theuer erkauft hast, in Deine Hände befohlen sein. Einem seligen Tode folge auch eine selige Auferstehung. Meine Seele werde eingebunden in’s Bündlein der Lebendigen (1. Sam. 25,29.), daß ich mit allen Auserwählten zur Gemeinschaft der ewigen Freude gelange, zu jenem unvergänglichen und unbefleckten und unverweslichen Erbe, das behalten wird im Himmel Allen, die aus Gottes Macht durch den Glauben bewahrt werden zur Seligkeit. (Friedrich Arndt)

Kapitel 2

2:1 So leget nun ab alle Bosheit und allen Betrug und Heuchelei und Neid und alles Afterreden;
Die Apostel begnügen sich nie damit, in allgemeinen Ausdrücken zu reden, wie man müsse heilig sein, ohne daß man das weiß, wie man Hand anlegen soll, sie bringen die Sachen zur Sprache, um welche es sich handelt, wenn etwas werden soll mit der Heiligung des Menschen. So fängt Petrus jetzt ernst an: „Leget ab alle Bosheit!“
Da heißt es gleich: „Für wen hältst du uns denn? wir sind ja wiedergeboren!“ Es soll aber nur kein Mensch glauben, er habe keine Bosheit mehr im Herzen, oder er täuscht sich. Wieviel Boshaftes ist im Herzen verborgen, was nicht immer zum Ausbruch kommt, aber man merkt es doch bei mancher Gelegenheit, daß man damit zu kämpfen hat. Der Apostel preist um der Leser seines Briefes willen Gott, er nimmt sie ganz als Kinder Gottes und sagt dennoch: „Leget ab die Bosheit; leget ab den Betrug!“ Wenn man die andern, oft auch nur in kleinen Dingen, hinter das Licht führen will, wenn man verdeckt, was man offen haben soll, auftut, was man aus Liebe verdecken soll, ein wenig zu viel rechnet in den eignen Beutel und dgl., wenn man im Handel und Wandel, im Kaufen und Verkaufen ein wenig die Fehler vertuscht, wie wenn alles recht wäre, wenn man jemanden täuscht, mit leeren Worten abspeist, für sich sorgt und auf das Seine sieht, statt auf das, was des andern ist, so hdas Betrug. Wer nur ein klein wenig den betrügerischen Sinn gelten lassen mag, der wird immer weiter fortgerissen und kann in arg böse Dinge geraten.
Weiter heißt es: Leget ab alle Heuchelei, mit der man seine Untugend zudecken und, was man im Schilde führt, nicht merken lassen will und ein frommes Gesicht hinmacht, als wäre man ein Engel, damit andere nicht merken sollen, wie man innerlich im Widerspruch steht, auch nach seinen Ansichten und Plänen mit dem Gesetze des Herrn. Oft läßt man sich ohne Widerstand auch vom Feinde etwas einblasen und nimmt es an, kommt in den Zorn hinein, in Ärger und Schadenfreude; man läßt es sich im Gesicht nicht anmerken, man betet deswegen ebenso, versteht schöne, fromme Redensarten zu machen - kurz, wer weiß sich da frei von Heuchelei?
Und von Neid und Afterreden, was soll ich da viel sagen? O Neid! wie mußt ihn der Nächste oft empfinden! Wie läßt man es ihn fühlen mit einem Blicke, mit einem Worte, statt die Gefühle des Neides gleich im Keime zu überwinden. Und Afterreden - es bleibt immer die Gewohnheit, mehr Böses als Gutes von seinem Nebenmenschen zu sagen, auch gern mit ein wenig Freude und Selbstgefälligkeit. Ich weiß gewiß, wenn von einem im Hause etwas Schlechtes gesagt werden könnte, in fünf Minuten wüßte es das ganze Haus. Wer trägt es herum? Die Schadenfreude, das Afterreden. Ach, wer ist frei davon? Sehet, das sind so Sachen, von denen der Apostel sagt: „Leget es ab!“ Aber der Übelstand ist der, ich kann es nicht so ablegen, daß es dann ganz fort ist. Das wäre recht, wenn ich nur zu sagen brauchte: „Jetzt, Bosheit, geh fort und komm mir nie mehr!“ - So leicht ist es aber nicht, und das ist auch der Grund, weshalb der Apostel sagt: „So leget nun ab!“ – das muß alle Tage wieder geschehen, und wenn man nicht ernstlich darüber kämpft, so ist es gefehlt. Nun, da haben wir etwas Wichtiges gehört. Wie arm kann es aussehen bei uns, wenn man diese Sachen hier herausläßt! Aber sie müssen je länger je mehr weg, oder man kann nicht sagen, man sei heilig, wie er heilig ist. (Christoph Blumhardt)

2:2 und seid gierig nach der vernünftigen lautern Milch als die jetzt gebornen Kindlein, auf daß ihr durch dieselbige zunehmet,

2:3 so ihr anders geschmecket habt, daß der HErr freundlich ist,

2:4 zu welchem ihr kommen seid als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen, aber bei GOtt ist er auserwählet und köstlich.

2:5 Und auch ihr, als die lebendigen Steine, bauet euch zum geistlichen Hause und zum heiligen Priestertum, zu opfern geistliche Opfer, die GOtt angenehm sind durch JEsum Christum.

2:6 Darum stehet in der Schrift: Siehe da, ich lege einen auserwählten, köstlichen Eckstein in Zion; und wer an ihn glaubet, der soll nicht zuschanden werden.

2:7 Euch nun, die ihr glaubet, ist er köstlich; den Ungläubigen aber ist der Stein, den die Bauleute verworfen haben, und zum Eckstein worden ist,

2:8 ein Stein des Anstoßens und ein Fels des Ärgernisses, die sich stoßen an dem Wort und glauben nicht daran, darauf sie gesetzt sind.

2:9 Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, das königliche Priestertum, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, daß ihr verkündigen sollt die Tugenden des, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht,

2:10 die ihr weiland nicht ein Volk waret, nun aber GOttes Volk seid, und weiland nicht in Gnaden waret, nun aber in Gnaden seid.

2:11 Liebe Brüder, ich ermahne euch, als die Fremdlinge und Pilgrime, enthaltet euch von fleischlichen Lüsten, welche wider die Seele streiten,

2:12 und führet einen guten Wandel unter den Heiden, auf daß die, so von euch afterreden als von Übeltätern, eure guten Werke sehen und GOtt preisen, wenn es nun an den Tag kommen wird.

2:13 Seid untertan aller menschlichen Ordnung um des HErrn willen, es sei dem Könige, als dem Obersten,

2:14 oder den Hauptleuten, als den Gesandten von ihm zur Rache über die Übeltäter und zu Lobe den Frommen.

2:15 Denn das ist der Wille GOttes, daß ihr mit Wohltun verstopfet die Unwissenheit der törichten Menschen,

2:16 als die Freien, und nicht als hättet ihr die Freiheit zum Deckel der Bosheit, sondern als die Knechte GOttes.

2:17 Tut Ehre jedermann! Habt die Brüder lieb! Fürchtet GOtt! Ehret den König!

2:18 Ihr Knechte, seid untertan mit aller Furcht den Herren, nicht allein den gütigen und gelinden, sondern auch den wunderlichen.

2:19 Denn das ist Gnade, so jemand um des Gewissens willen zu GOtt das Übel verträgt und leidet das Unrecht.

2:20 Denn was ist das für ein Ruhm, so ihr um Missetat willen Streiche leidet? Aber wenn ihr um Wohltat willen leidet und erduldet, das ist Gnade bei GOtt.

2:21 Denn dazu seid ihr berufen, sintemal auch Christus gelitten hat für uns und uns ein Vorbild gelassen, daß ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen;

2:22 welcher keine Sünde getan hat, ist auch kein Betrug in seinem Munde erfunden;

2:23 welcher nicht wiederschalt, da er gescholten ward, nicht dräuete, da er litt; er stellete es aber dem heim, der da recht richtet;

2:24 welcher unsere Sünden selbst geopfert hat an seinem Leibe auf dem Holz, auf daß wir, der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben; durch welches Wunden ihr seid heil worden.

2:25 Denn ihr waret wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehret zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen
Petrus nennt in diesem Kapitel Jesum den köstlichen Eckstein, der wohl gegründet ist, auf welchem seine Kirche gebauet ist, an dem alle Wellen des Weltmeeres zerbrochen werden und zurückprallen, wider den alle Pforten der Hölle nichts ausrichten, noch viel weniger ihn überwältigen können; ja, an dem alle spitzigen Messer der scharfen Vernunft vergebens und sich selbst stumpf arbeiten. Aber ich muß auch ein Stein werden! Von Natur habe ich wohl ein steinernes Herz; aber dieser Stein wird weggenommen, und alsdann lasse ich mich als ein lebendiger Stein auf den Eckstein Christum erbauen. Gottlob, daß ich schwacher und zerbrechlicher Stein auf einen so festen und unbeweglichen Stein zu liegen und zu ruhen komme! Es ist aber Christus ein lebendiger Stein; er ist die Quelle des Lebens selbst und das selbstständige Leben. Aber warum ist er denn in vielen Herzen ein todter Stein? Aus des Menschen eigner Schuld, der seine Lebenswirkungen in sich hindert und unterdrückt. Mir, mir werde doch Jesus ein lebendiger Stein, der mein steinernes, todtes Herz zum geistlichen und ewigen Leben erwecke. Ach, der thörichten Menschen, die diesen lebendigen Stein verwerfen! Es sind oft die Bauleute selbst, die es thun und auf Sand bauen! Der natürliche weise Mensch verachtet Alles, was nicht Vernunft, Lob, Kostbarkeit, Glanz und äußerliches Ansehen hat: Christus aber und der Glaube haben keines; was Wunder, daß sie verworfen werden? Wohl aber dem, der hier mit Christo gleichsam ein verworfener Stein ist; denn diese Verwerfung ist ein Zeichen der Wahl zu dem ewigen Gebäude! Von den Menschen verworfen, aber bei Gott ausgewählt. O wenn wir bei Gott auserwählt sind, so mag uns die Welt tausendmal verwerfen. Es ist ja Christo auch nicht besser ergangen, und doch ist Er bei Gott auserwählt geblieben. – Herr Jesu, Du bist und bleibst mir ein köstlicher Eckstein; ob Dich schon die Welt verwirft, so bist du doch köstlich vor Gott und auserwählt in aller Deiner Gläubigen Augen. Amen. (Friedrich Arndt)

Der Apostel Petrus schreibt 1 Petr. 2, 21- 25: Christus hat gelitten für uns, und uns ein Vorbild gelassen, daß ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; welcher keine Sünde gethan hat, ist auch kein Betrug in seinem Munde erfunden; welcher nicht wieder schalt, da er gescholten ward, nicht dräuete, da er litte, er stellete es aber dem heim, der da recht richtet; welcher unsere Sünden selbst geopfert hat an seinem Leibe auf dem Holz, auf daß wir der Sünde abgestorben, der Gerechtigkeit leben; durch welches Wunden ihr seid heil worden. Denn ihr waret wie die irrenden Schafe; aber ihr seid nun bekehret zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.„ Der heilige menschliche Wandel unseres Heilandes auf Erden soll das Vorbild unseres Wandels sein. Wir sollen aufsehen auf ihn, den Anfänger und Vollender des Glaubens, sollen von ihm lernen, sollen gesinnet werden, wie er gesinnet war, und wandeln, wie er gewandelt hat; denn Gott hat uns verordnet, daß wir gleich sein sollen dem Ebenbilde seines Sohnes, auf daß derselbige der Erstgeborne sei unter vielen Brüdern. Aber so nothwendig es ist, daß wir Christo in diesem Sinne nachfolgen, und so ausdrücklich dieses von uns gefordert wird, so sind wir doch damit noch nicht tüchtig und geschickt dazu. Ehe er nicht durch Beweisung seiner Liebe uns zu sich gezogen, unsere Herzen für sich gewonnen, und dadurch unsern ganzen Menschen in seine Macht und unter seine Leitung bekommen hat; gehen wir doch unsere eignen Wege. Was Christus zu thun gebietet, das werden nur diejenigen thun, die geglaubt und erkannt haben, was Christus für sie gethan hat. Nur wer durch den Glauben ihn mit Herzensanhänglichkeit lieb hat, wird sich nicht vergeblich zur Nachfolge Christi ermahnen lassen. Wenn daher der Apostel die Christen zur Nachfolge des Herrn ermahnt, so thut er es in der Weise, daß er ihrem Glauben die Liebe Christi vorhält. Zur Gelassenheit und Geduld in unverschuldeten Leiden soll sie sein Vorbild darum bewegen, weil er nicht in seiner, sondern in ihrer Sache, nicht um seinetwillen, sondern um ihrentwillen gelitten hat. Der Sünde abzusterben und der Gerechtigkeit zu leben, das hält er ihnen nicht als ein Gebot vor, welches nur fordert, ohne die Kraft zu geben oder zu zeigen, welche zum Gehorsam erforderlich ist; sondern als Zweck des Opfertodes Christi, und als selige Folge bei denen, die es von Herzen glauben, daß Christus unsere Sünden selbst geopfert hat an seinem Leibe auf dem Holz, und die davon die Erfahrung an ihren Herzen gemacht haben, daß sie sagen können: „Durch seine Wunden sind wir heil worden.“ Und indem er sie auf ihren vormaligen elenden-, und auf ihren jetzigen seligen Zustand hinweiset, ihnen also vorhält, was sie Christo alles zu verdanken haben, erwecket er sie zur Nachfolge Christi durch seine große, alle Erkenntniß weit übersteigende, herzgewinnende Liebe. Ohne die Kraft dieser Liebe, die der Gläubige erfährt, vermag niemand den Fußstapfen des Herrn nachzufolgen. Die Apostel folgten dem Herrn nach durch diese Kraft. Was es in dieser Nachfolge zu überwinden giebt, das haben sie überwunden um deswillen, der uns geliebt hat. Weil sie im Glauben des Sohnes Gottes lebten, der sie geliebet und sich selbst für sie dargegeben hatte, darum zog sie der Herr sich nach, und sie liefen so sicher in seinen Fußstapfen dahin, daß ein Paulus (1 Cor. 4, 16.) die Corinther ermahnen konnte: „Seid meine Nachfolger!“ und die Thessalonicher (1 Thess. 1, 6.) bezeugen konnte: „Ihr seid unsere Nachfolger geworden und des Herrn.“ Was sollen wir thun, daß wir nicht dahinten bleiben? Lasset uns wie die Apostel leben im Glauben des Sohnes Gottes, der uns geliebet und sich selbst für uns dargegeben hat. Lasset uns ihn bitten, daß er durch seine Liebe uns zu sich ziehe, wie er verheißen hat Joh. 12, 32.: „Wenn ich erhöhet werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen.“ Lasset uns aus solchem Liebeszuge ihm folgen nach seinem Vorbilde und in seinen Fußstapfen. (Spitta)

Kapitel 3

3:1 Desselbigengleichen sollen die Weiber ihren Männern untertan sein, auf daß auch die, so nicht glauben an das Wort, durch der Weiber Wandel ohne Wort gewonnen werden,

3:2 wenn sie ansehen euren keuschen Wandel in der Furcht;

3:3 welcher Schmuck soll nicht auswendig sein mit Haarflechten und Goldumhängen oder Kleideranlegen,

3:4 sondern der verborgene Mensch des Herzens unverrückt mit sanftem und stillem Geiste; das ist köstlich vor GOtt.

3:5 Denn also haben sich auch vorzeiten die heiligen Weiber geschmückt, die ihre Hoffnung auf GOtt setzten und ihren Männern untertan waren,

3:6 wie die Sara Abraham gehorsam war und hieß ihn Herr, welcher Töchter ihr worden seid, so ihr wohl tut und nicht so schüchtern seid.

3:7 Desselbigengleichen, ihr Männer, wohnet bei ihnen mit Vernunft und gebet dem weiblichen als dem schwächsten Werkzeuge seine Ehre, als auch Miterben der Gnade des Lebens, auf daß eure Gebete nicht verhindert werden.

3:8 Endlich aber seid allesamt gleichgesinnet, mitleidig, brüderlich, barmherzig, freundlich.

3:9 Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern dagegen segnet und wisset, daß ihr dazu berufen seid, daß ihr den Segen erbet.

3:10 Denn wer leben will und gute Tage sehen, der schweige seine Zunge, daß sie nichts Böses rede, und seine Lippen, daß sie nicht trügen;

3:11 er wende sich vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach.

3:12 Denn die Augen des HErrn sehen auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Gebet; das Angesicht aber des HErrn siehet auf die, so Böses tun.

3:13 Und wer ist, der euch schaden könnte, so ihr dem Guten nachkommet?

3:14 Und ob ihr auch leidet um Gerechtigkeit willen, so seid ihr doch selig. Fürchtet euch aber vor ihrem Trotzen nicht und erschrecket nicht!

3:15 Heiliget aber GOtt den HErrn in euren Herzen. Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist,

3:16 und das mit Sanftmütigkeit und Furcht; und habt ein gut Gewissen, auf daß die, so von euch afterreden als von Übeltätern, zuschanden werden, daß sie geschmähet haben euren guten Wandel in Christo.

3:17 Denn es ist besser, so es GOttes Wille ist, daß ihr von Wohltat wegen leidet denn von Übeltat wegen,

3:18 sintemal auch Christus einmal für unsere Sünden gelitten hat, der Gerechte für die Ungerechten, auf daß er uns GOtt opferte; und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist.

3:19 In demselbigen ist er auch hingegangen und hat geprediget den Geistern im Gefängnis,

3:20 die etwa nicht glaubeten, da GOtt einstmals harrete und Geduld hatte zu den Zeiten Noahs, da man die Arche zurüstete, in welcher wenig, das ist, acht Seelen, behalten wurden durchs Wasser,

3:21 welches nun auch uns selig macht in der Taufe, die durch jenes bedeutet ist, nicht das Abtun des Unflats am Fleisch, sondern der Bund eines guten Gewissens mit GOtt durch die Auferstehung JEsu Christi,

3:22 welcher ist zur Rechten GOttes in den Himmel gefahren, und sind ihm untertan die Engel und die Gewaltigen und die Kräfte.
Er ist hinabgestiegen zur Hölle, spricht das apostolische Glaubensbekenntniß und gründet sich dabei auf das Wort des Apostels Petrus, daß Jesus hingegangen sei und gepredigt habe den Geistern im Gefängniß (V. 19.). Gefängniß, Hölle, das sind unverständliche Worte für uns. Wo ist also, fragen wir, der Herr im Geiste hingegangen, als sein Leib im Grabe ruhte? Es soll uns Luther belehren. „Wenn du hier das Wort Hölle hörst, spricht er, so bedeutet das hier nicht den Ort der Verdammniß, sondern, wenn du das Wort hörst, so denke nur an jenen Ort, den Niemand anzeigen mag, wo und wie er sei, wo aber alle Seelen hingehen nach diesem Leben, gleichwie die Leiber im Grabe sind.“ In die Versammlung der abgeschiedenen Geister ist also der Herr im Geiste gegangen. Und wozu ist er im Geiste dahingegangen? Um den abgeschiedenen Geistern zu predigen. Wovon? Wovon anders, als von dem rechten Wege zum Vater, den Er aufgethan? Daß der Apostel dies meint, sehen wir, indem er gleich nachher davon spricht, daß das Evangelium auch den Todten sei gepredigt worden. (4,6.) Wie erhaben! Wie tröstlich! Wenn alles Predigtwesen mit dem Munde aufhört, giebt es noch eine Predigt Christi im Geiste, eine geistige Berührung der Geister, durch welche sie vom Heil lernen können. Christus wird ein Richter genannt, nicht nur über die Lebendigen, sondern auch über die Todten; eben so ist er auch ein Prediger, nicht blos für die Lebendigen, sondern auch für die Todten. Das macht uns die Heilsbotschaft erst vollständig. Gott ist nicht der harte Mann, der da schneidet, wo er nicht gesäet hat. Er will, daß allen Menschen geholfen werde und alle zur Erkenntniß der Wahrheit kommen. Darum soll auch für die Geschlechter, die noch ohne Gott und ohne Erlöser dahingehen, dereinst noch eine Geistespredigt Christi folgen, damit keiner am Tage des Gerichts sich entschuldigen könne, er habe sie nicht gehört. Das entbindet uns aber nicht von der Pflicht, den Heiden das Evangelium so früh wie möglich zu bringen; wir ersparen ihnen viel Noth und Jammer und uns viel Verantwortung. Amen. (Friedrich Arndt)

Kapitel 4

4:1 Weil nun Christus im Fleisch für uns gelitten hat, so wappnet euch auch mit demselbigen Sinn: denn wer am Fleisch leidet, der höret auf von Sünden,

4:2 daß er hinfort, was noch hinterstelliger Zeit im Fleisch ist, nicht der Menschen Lüsten, sondern dem Willen GOttes lebe.

4:3 Denn es ist genug, daß wir die vergangene Zeit des Lebens zugebracht haben nach heidnischem Willen, da wir wandelten in Unzucht, Lüsten, Trunkenheit, Fresserei, Sauferei und greulichen Abgöttereien.

4:4 Das befremdet sie, daß ihr nicht mit ihnen laufet in dasselbige wüste, unordentliche Wesen, und lästern;

4:5 welche werden Rechenschaft geben dem, der bereit ist, zu richten die Lebendigen und die Toten.

4:6 Denn dazu ist auch den Toten das Evangelium verkündiget, auf daß sie gerichtet werden nach dem Menschen am Fleisch, aber im Geist GOtt leben.

4:7 Es ist aber nahe kommen das Ende aller Dinge.
Das Wesen dieser Welt vergeht, und ihr flüchtiger Genuß verkehrt sich in ewigen Verlust. Wer aber den Willen Gottes tut, der bleibt in Ewigkeit. Nichts bewahrt uns so vor übermäßiger Wertschätzung des Irdischen, als der Gedanke an die Nähe des Endes. Die gewisse Erwartung der baldigen Wiederkunft des Herrn stärkte die ersten Christen zu schwersten Opfern und erhielt sie in größten Leiden geduldig und freudig. Eine Hauptursache der Verweltlichung der Christen in jener Zeit war gewiß die Erschlaffung und schließlich das Verschwinden dieser Erwartung. Freilich hat die Sehnsucht der apostolischen Zeit sich in der Zeitbestimmung dieses frohen Ereignisses geirrt, wie dies schon Paulus - mit Hindeutung auf notwendig vorhergehende Entwicklungen - den Thessalonichern nachweist; aber der unverrückte Blick auf diese selige Zukunft war doch für sie kein Schade; er war vielmehr die Grundlage eines echt himmlischen Wandels für sie - und bleibt es auch für uns. Vor dem Herrn sind tausend Jahre wie ein Tag und ein Tag wie tausend Jahre; Zeit und Stunde seiner herrlichen Wiedererscheinung wissen wir nicht. Das ist uns aber gesagt, daß er kommen wird wie ein Dieb in der Nacht, und daß der Knecht selig ist, den sein Herr wachend findet.
Und ob wir auch den großen Tag dieses Endes hienieden nicht erleben, dennoch bleibt es für jeden einzelnen dabei: Das Ende ist nahe! Das Ende meines und deines Lebens. In tausendfacher Wiederholung predigt uns das Leben: Es ist dem Menschen gesetzt, einmal zu sterben; „und danach das Gericht“, fügt die Bibel hinzu. Lieber Leser, tritt täglich vor diese ernste Wahrheit hin; laß sie dich in alle Bewegung deiner Berufsarbeit, in allen Genuß deiner Erholungen begleiten und dir so oft vom Heiligen Geist zurufen, bis sie dir Gegenstand der Freude und des hohen Trostes wird und du mit Paulus sagen kannst: „Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.“ (Phi. 1,21) (Hermann Heinrich Grafe)

4:8 So seid nun mäßig und nüchtern zum Gebet. Vor allen Dingen aber habt untereinander eine brünstige Liebe; denn die Liebe decket auch der Sünden Menge.
Das Gebet ist das sicherste Mittel alles geistlichen Wachstums; aus dem Bekenntnis der Sünde wird die Demut immer neu geboren; der Glaube belebt sich in Ergreifung der Verheißungen Gottes; die Hoffnung wird freudiger im Vorgenuß ihres einstigen Besitzes, und im Anschauen dessen, den die Seele liebt, wird diese Liebe immer inniger und wächst mit der Erfahrung der Vergebung (Luk. 7,47).Je tiefer die Seele in das Geheimnis der ewigen Liebe hineinschaut, um so viel herrlicher, anbetungswürdiger wird ihr ihr Gott und Herr; sein Anschauen wird ihr liebe Lust, die Dinge der Welt erscheinen ihr mehr schal und wertlos, und ihr ganzes Verlangen geht dahin, mit ihrem Herrn völlig vereint zu sein. Darf es uns wundern, daß wir so wenig Christusähnlichkeit an uns haben, da wir so wenig beten, d.h. seine Gemeinschaft suchen, und es so oft zu vergessen scheinen, daß er alle seine Gaben an das gläubige Gebet knüpft? „Was ihr bitten werdet, das will ich tun.“, versichert er.
Damit wir ohne Unterlaß beten können, wozu uns Gottes Wort immer wieder ermahnt, gilt es mäßig, nüchtern oder wachsam zu sein. Die List des Satans geht vor allem dahin, die Quelle des Gebets in uns zu verstopfen, und er weiß, daß das sicherste Mittel dazu eine gewisse Berauschung ist. Sobald wir die ernste Aufmerksamkeit auf uns selbst verlieren und durch irgend einen Genuß unter die Herrschaft sinnlicher oder natürlicher Neigungen geraten, sind wir machtlos in der Versuchung. Wir verlieren die Fähigkeit der Prüfung und sind unzugänglich für die Leitung des Heiligen Geistes. O, seien wir wohl auf unserer Hut! Laßt uns meiden jede Zerstreuung, die - unter dem Vorgeben größerer Freiheit - den Ernst des inneren Lebens unterbricht. Die Nüchternheit und der Trieb zum Gebet sei uns der Maßstab des Erlaubten und Unerlaubten. Wehe uns, wenn wir diese innere Richterstimme betäuben! (Hermann Heinrich Grafe)

4:9 Seid gastfrei untereinander ohne Murmeln!

4:10 Und dienet einander, ein jeglicher mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade GOttes.
Die Gaben des Herrn sind sehr verschieden, nicht nur der Art, sondern auch dem Maße nach. Aber diese verschiedenen Gaben werden nach dem Willen und der Ordnung Gottes durch eine tief begründete feste Einheit zusammengehalten: durch die ihres Ursprungs und die Einheit ihrer Bestimmung. Denn alle gute und vollkommene Gabe kommt von oben, vom Vater des Lichts, der in Mannigfaltigkeit seiner Segnungen nur einige Strahlen aus der Fülle seiner Herrlichkeit und Größe uns offenbart; und für alle gibt es nur ein Ziel: sie sollen von jedem zum eigenen und zu des Nächsten Heil treulich benutzt werden. Das gleiche wunderbare Gesetz, nach dem in dem weiten Gebiet der Schöpfung immer ein Teil vom andern abhängt und ihm dient, gilt in verstärktem Nachdruck auch in der geistlichen Schöpfung, dem Leibe Christi oder der Gemeinde der Gläubigen hienieden. Es ist ein trauriges Zeichen der Erstarrung des geistlichen Lebens, wenn die selige Pflicht gegenseitiger Hilfeleistung mit der vom Herrn empfangenene Gabe in der Gemeinde Christi versäumt wird.
Mancher versteckt sich gern hinter einer falschen Bescheidenheit, um sich solchem Dienst am Nächsten zu entziehen - aber im Grunde ist es Selbstsucht. Jeder hat irgend eine Gabe empfangen, die er nicht nur zu seinem eigenen Heil anwenden, mit der er auch andern dienen soll. Weil die Gabe nicht unser Eigentum ist, sondern ein anvertrautes Pfund, sind wir dafür Rechenschaft schuldig. Es kommt dabei nicht auf die Größe der Gabe an, sondern auf unsere Treue in ihrer Verwendung. Wir müssen wirken, solange es Tag ist; denn alles deutet darauf hin, daß die Nacht nicht mehr fern ist, wo niemand wirken kann. (Hermann Heinrich Grafe)

4:11 So jemand redet, daß er's rede als GOttes Wort; so jemand ein Amt hat, daß er's tue als aus dem Vermögen, das GOtt darreichet, auf daß in allen Dingen GOtt gepreiset werde durch JEsum Christum, welchem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

4:12 Ihr Lieben, lasset euch die Hitze, so euch begegnet, nicht befremden (die euch widerfähret, daß ihr versucht werdet), als widerführe euch etwas Seltsames,

4:13 sondern freuet euch, daß ihr mit Christo leidet, auf daß ihr auch zu der Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben möget.

4:14 Selig seid ihr, wenn ihr geschmähet werdet über dem Namen Christi; denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und GOttes ist, ruhet auf euch. Bei ihnen ist er verlästert, aber bei euch ist er gepreiset.

4:15 Niemand aber unter euch leide als ein Mörder oder Dieb oder Übeltäter oder der in ein fremd Amt greifet.

4:16 Leidet er aber als ein Christ, so schäme er sich nicht; er ehre aber GOtt in solchem Fall.

4:17 Denn es ist Zeit, daß anfange das Gericht an dem Hause GOttes. So aber zuerst an uns, was will's für ein Ende werden mit denen, die dem Evangelium GOttes nicht glauben?

4:18 Und so der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?

4:19 Darum, welche da leiden nach GOttes Willen, die sollen ihm ihre Seelen befehlen als dem treuen Schöpfer in guten Werken.
„So der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen?“ Welche Donnerworte! Es muß gewiß etwas recht Schweres sein, selig zu werden. Wer das nicht findet, giebt zu verstehen, daß er den Weg der Seligkeit noch nicht einmal wisse, und er weder die Glaubens- noch die Lebens-Gerechtigkeit besitze, die dazu erforderlich ist. Kaum wird der Gerechte erhalten, das heißt, es geht ohne Mühe, Streit und Angst nicht ab, er muß dabei viele Arbeit, Trübsal und Anfechtung ausstehen. Hast du nicht vom Bußkampf des Gerechten, von dem täglichen Fleiß der Heiligung, von der harten Stunde der Anfechtung im Streite wider die Sünde, Welt und Teufel, in der Glaubensprüfung, in schweren Leibesleiden, in dem letzten Todeskampfe und dergleichen mehr gehört? kennst du sie nicht aus eigner Erfahrung? Erkenne daraus, welch einen Ernst das Christenthum erfordert! Aber die Erhaltung zur Seligkeit, worauf dies Alles angesehen ist, versüßt Alles wieder. Es ist wohl der Mühe werth, über diesem unbefleckten und herrlichen Erbe etwas zu leiden. Wenn aber der Gerechte kaum erhalten wird, wie will der Gottlose bestehen? Es ist gewiß, wenn er hier in der Zeit nichts zu leiden bekommt und durch solche Leiden zu Gott gebracht wird, daß sein Leiden erst an jenem Tage angehen und kein Ungerechter und Sünder vor Gott wird bestehen können. – Gieb daher, o Herr, daß ich mir den Weg zum Himmel nicht so leicht und eben mache, daß ich vielmehr mit Furcht und Zittern meine Seligkeit schaffen lerne, daß ich ringe und kämpfe, durch die enge Pforte einzugehen. Mit eigner Kraft und Gerechtigkeit ist’s freilich unmöglich; aber Du bist es ja, der uns die Gerechtigkeit Deines Sohnes zueignet und durch die Kraft des heiligen Geistes in uns Alles, was nöthig ist, wirkt, Wollen und Vollbringen nach Deinem gnädigen Wohlgefallen. (Friedrich Arndt)

Kapitel 5

5:1 Die Ältesten, so unter euch sind, ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden, die in Christo sind, und teilhaftig der Herrlichkeit, die offenbaret werden soll:

5:2 Weidet die Herde Christi, so euch befohlen ist, und sehet wohl zu, nicht gezwungen, sondern williglich, nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund,

5:3 nicht als die über das Volk herrschen, sondern werdet Vorbilder der Herde;

5:4 so werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unverwelkliche Krone der Ehren empfangen.

5:5 Desselbigengleichen, ihr Jungen, seid untertan den Ältesten. Allesamt seid untereinander untertan und haltet fest an der Demut; denn GOtt widerstehet den Hoffärtigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.

5:6 So demütiget euch nun unter die gewaltige Hand GOttes, daß er euch erhöhe zu seiner Zeit.

5:7 Alle eure Sorge werfet auf ihn; denn er sorget für euch.

5:8 Seid nüchtern und wachet; denn euer Widersacher, der Teufel, gehet umher wie ein brüllender Löwe und suchet, welchen er verschlinge.

5:9 Dem widerstehet fest im Glauben und wisset, daß eben dieselbigen Leiden über eure Brüder in der Welt gehen.

5:10 Der GOtt aber aller Gnade, der uns berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christo JEsu, derselbige wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, vollbereiten, stärken, kräftigen, gründen.

5:11 Demselbigen sei Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.

5:12 Durch euren treuen Bruder Silvanus (als ich achte) habe ich euch ein wenig geschrieben, zu ermahnen und zu bezeugen, daß das die rechte Gnade GOttes ist, darinnen ihr stehet.

5:13 Es grüßen euch, die samt euch auserwählt sind zu Babylon, und mein Sohn Markus.

5:14 Grüßet euch untereinander mit dem Kuß der Liebe. Friede sei mit allen, die in Christo JEsu sind! Amen.
Ach, mein Gott, mein getreuer, lieber, himmlischer Vater, wie elend und sündhaft bin ich doch, daß ich gar nicht bedenke, daß Du mein Gott seist, der mich erschaffen, daß Du mein Hüter seist, der mich bewahret, und daß Du mein Vater seist, der für mich herzlich sorget. Ach, in wie viel unnütze Sorgen stecke ich mich, und plage mein Herz mit Kümmernissen, und zwar mehr wegen irdischer Sachen, die doch plötzlich vergehen, als wegen himmlischer, die da ewig bestehen! Es hat Dein herzlieber Sohn uns so ernstlich befohlen, daß wir für Essen, Trinken, Kleidung und dergleichen nicht sorgen sollen, weil Du, allmächtiger Gott, unser Vater seiest und wohl wissest, was wir bedürfen, auch uns zu rechter Zeit damit versehen wollest. Aber ich Gottloser lasse solchen göttlichen Befehl vor Ohren und Herzen ohne alle Frucht vorüberstreichen, und bin über solche herrliche Zusage nicht vergnügt, sondern meine immerfort, Du vergessest entweder meiner, oder müssest doch meine Sorge bei Deiner Fürsorge auch haben. Ach Gott, laß mich doch solche unchristliche, ungläubige, verzweifelte Sorge aus meinem Herzen herausreißen, und bei möglicher Verrichtung meiner anbefohlenen Geschäfte Dir zutrauen, daß Du für einen mir nützlichen Ausgang, ohne mein Zuthun, genugsam sorgen werdest. Laß mich in allen meinen Anliegen mit David sagen: „Es müssen sich freuen und fröhlich sein alle, die nach Dir fragen und die Dein Heil lieben, müssen allewege sagen: der Herr sei gelobet, denn ich bin arm und elend, der Herr aber sorgt für mich.“ Laß mich, wie er, mein bebendes Herz muthig anreden: „Wirf dein Anliegen auf den Herrn, der wird dich versorgen.“ Laß stets in meinen Ohren klingen die Ermahnung des Apostels Paulus: „Der Herr ist nahe, sorget nichts; alle eure Sorgen werfet auf Ihn; denn Er sorget für euch,“ ja, Deines eignen Sohnes, meines Herrn Jesu Christi: „Hütet euch, daß eure Herzen nicht beschweret werden mit Sorgen der Nahrung.“ Laß dies meine einige Sorge sein, wie ich wegen des Zeitlichen immer ohne Sorge, wegen des Ewigen aber immer sorgsam möge erfunden werden, um Deiner väterlichen Liebe und Deiner überschwänglichen Barmherzigkeit willen. Amen. (Friedrich Arndt)

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