Schrenk, Elias - Allein durch den Glauben - Ein herrlicher Reisepass

Schrenk, Elias - Allein durch den Glauben - Ein herrlicher Reisepass

Und siehe, Ich bin mit dir, und will dich behüten wo du hinziehst. Und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn Ich will dich nicht lassen, bis dass Ich tue Alles, was Ich dir geredet habe. 1. Mose 28, 15.

Jakob war auf der Reise nach Haran, der Heimat seiner Mutter. Es war etwas Bitteres, das ihn auf dieser Wanderschaft begleitete: ein böses Gewissen gegenüber seinem Bruder Esau, vor dem er floh. Esau war seinem Bruder gram, weil er ihn um seines Vaters Segen betrogen hatte und wollte ihn umbringen. Darum sandten Rebekka und Isaak ihn nach Haran. Allein, ohne Begleitung machte er sich auf den Weg, und kam nach dem ersten starken Tagesmarsch in Lus an, das er dann selbst Bethel nannte. Müde, und ohne Zweifel innerlich unglücklich und ungewiss, ob ihn der an sich gerissene Segen seines Vaters auch etwas nützen werde, legte er sich nach Sonnenuntergang schlafen. Da offenbarte sich ihm der Herr im Traum; er sah eine Leiter auf der Erde stehen, deren Spitze an den Himmel reichte, und die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. V. 12. Der Herr, der oben auf der Leiter stand, versicherte ihn dann des Segens, Abrahams und Isaaks, beruhigte ihn also innerlich über seine Zweifel. Von dort an wusste er, dass er nach Gottes Willen der Segensträger sei. Dieser wäre er auch gewesen, ohne seine List anwenden zu müssen, wenn er nur gewartet hätte. Wie viele Trübsal wäre ihm erspart geblieben, wenn er hätte warten können, bis Jehovah ihn zum Träger des Erstgeburtsegens gemacht hätte!

Nicht nur den Segen Abrahams und Isaaks sicherte ihm der Herr in jener Nacht zu, Er gab ihm auch noch eine vierfache Verheißung mit auf seine Reise.

1. Ich bin mit dir. 2. Ich will dich behüten, wo du hinziehst. 3. Ich will dich wieder herbringen in dies Land. 4. Ich will dich nicht lassen, bis Ich tue Alles, was ich dir geredet habe. Das war eine freundliche, gnädige Stärkung und Erquickung für Jakob. Und siehe, Ich bin mit dir. Der Inhalt dieser Verheißung galt nicht nur für jene Nacht, sondern für Jakobs ganzen Lebensgang, wie uns die vierte Verheißung bestätigt. Was konnte Jakob für Gegenwart und Zukunft mehr wünschen, als die göttliche Versicherung: und siehe, Ich bin mit dir! Darin war ihm Alles geschenkt. Was er im Traum sah in jener Nacht: der offene Himmel, der Herr oben auf jener Leiter, die Engel Gottes auf und nieder steigen, das Alles sollte ihm die Worte unauslöschlich in seinem Herzen einprägen: Ich bin mit dir. Sehen wir auf Jakobs Zustand, in dem er floh, und auf die Ursache, die ihn zur Flucht nötigte, so könnten wir uns wundern, über diese gnadenvollen Zusagen Gottes. Die Verwunderung schwindet, wenn wir zwei Tatsachen bedenken: Gott sieht das Herz an, und handelt mit uns, um Seines Namens willen. Trotz Jakobs List, Selbstsucht und Ungeduld, war in seinem Herzen doch ein Zug tiefer Frömmigkeit. 1. Mose 25,27. Es war nicht nur Hochmut und Selbstsucht, was ihn nach dem Erstgeburtsrecht verlangen machte, sondern ein inneres Verlangen, ein Segensträger zu sein, und seinem Gott zu dienen. Darauf sah der Herr mit Wohlgefallen und sorgte dafür durch die Schule eines langen Lebens, dass die Schlacken der List, der Selbstsucht und Ungeduld weggeschmolzen wurden. Es ist das das Große in der göttlichen Führung des einzelnen Menschen, dass Gott sich nie bestimmen lässt von einzelnen Sünden eines Menschen, sondern auf die Grundrichtung des Herzens schaut. Wie leicht fehlen wir kurzsichtige und einseitige Menschen gerade in diesem Stück, und schädigen und verderben oft die Entwicklung eines Menschen dadurch, dass man ihn einseitig, nach einer stark hervortretenden Unart behandelt, das Gute übersieht, und ihn so in ganz verkehrte Bahnen treibt. Lernen wir von der Erziehungsweise göttlicher Weisheit und Geduld, die das Gute nie übersieht, durch Sünden and Schwachheiten sich nicht lieblos machen lässt, und in Geduld und mit Zucht hilft, zum Ablegen des Bösen. Dann aber müssen wir weiter im Auge behalten, um die Freundlichkeit des Herrn gegenüber dem Jakob zu verstehen: Gott handelt mit uns um Seines Namens willen, nicht auf Grund unseres Verdienstes. Wenn es auch fest steht, dass Jakob innerlich fähiger war Segensträger zu werden, als Esau, so war das nicht der tiefste Beweggrund Gottes, Jakob in jener Nacht so gnadenvoll zu begegnen, es war die Bundestreue Jehovahs, die wie einst bei Abraham und Isaak, so jetzt auch bei Jakob sich offenbarte. In diesem Lichte betrachtet sind die göttlichen Gnadenzusagen an Jakob auch für uns sehr Glauben erweckend und stärkend. Wir kennen ja unsern Gott in Christo Jesu, und können Ihm darum um so mehr vertrauen, auch wenn noch Manches von Jakobs Schwachheiten von uns abgelegt werden muss.

Und siehe, Ich bin mit dir. Diese Worte bildeten den Stab für Jakobs Glauben in den vielen kommenden Proben; sein Gott war und blieb mit ihm und half ihm durch. Es gehört zu der väterlichen Weise unseres Gottes uns bei dem Beginn eines neuen Lebensabschnittes, eine solche Stärkung mitzugeben. Tritt uns dann zu gewissen Zeiten eine solche Verheißung auch zurück, so sorgt der heilige Geist dafür, dass sie uns immer wieder leuchtet als ein Morgenstern, wenn dunkle Schatten uns umgeben wollen. Wie viel Stärkung ist diesem und jenem Christen schon zu teil geworden durch einen Konfirmationsspruch, durch ein Bibelwort bei der Trauung, oder bei einer andern Veranlassung. Es waren uns Zusagen Gottes, die uns als treue, tröstende und stärkende Freunde durch viele schwere Stunden begleiten. Dem Herrn sei Lob und Dank dafür!

Manchem Menschen möchte es bange machen, wenn Gott ihm zurufen würde: Ich bin mit dir. Hat man kein Vertrauen zu Gott, kennt man Seine Gnade und Liebe nicht, ist vielleicht auch keine Willigkeit im Herzen, mit und vor Gott zu wandeln, so erschrickt man über einem solchen Wort; man denkt sich seinen Gott lieber in der Ferne, dann hat man ihn weniger zu fürchten. Durch solche Stimmung wird die ganze Schändlichkeit des Unglaubens, des Misstrauens und der Sündenliebe des Menschenherzens offenbar. Was sollte uns im Himmel und auf Erden lieber sein, als dass Gott mit uns ist? Gerade darin wird einst teilweise die Verdammnis bestehen, dass der Sünder, der hier seinem Gott floh, dort ferne von Ihm sein muss, und darum geschieden sein wird von allem Licht und allem Trost.

Je mehr der Mensch Gott in Wahrheit kennt, desto trostreicher und beseligender klingt ihm die Verheißung: Ich will mit dir sein. Die Nähe und Gegenwart Gottes ist unser Leben, unsere Freude, unser Friede, und unsere Macht. In Gottes Nähe fühlen wir uns geborgen und daheim; sie ist uns der Vorhof des ewigen Lebens. Darum ruft Jakob am Morgen nach jener herrlichen Nacht aus: „Hier ist die Pforte des Himmels.“ Es ist deshalb unser Umgang mit Gott so wichtig, da sind wir besonders in Seiner Nähe und erfahren, was uns aus dem Umgang der Heiligen des alten Bundes entgegentönt: das Herz lebt uns, Psalm 69,33; wir haben keinen Mangel, Psalm 34,11. Möchten wir alle recht treu sein im Bleiben in der Gemeinschaft Gottes.

Als der Gott, der mit dir ist, will Ich dich behüten, wo du hinziehest. Das ist die zweite Verheißung unseres Textwortes. Jakob war auf der Flucht, aber sein Weg war andererseits doch ein Weg des Gehorsams gegen Vater und Mutter, und insofern ein von Gott gewiesener Weg. Eben deshalb konnte ihm Gott die Zusicherung Seiner Bewahrung geben. Es war also nicht eine Verheißung für alle möglichen Wege, sondern für Gottes Weg. Auf diesem Weg durfte er, bis Joseph ihm seine Augen in Ägypten zudrückte, es erfahren: der Herr behütet die Seinen. Jeder Mensch bedarf täglich und stündlich der Bewahrung des Herrn. Wo wir gehen und stehen, sind wir von Gefahren umgeben. Und wie viele Mächte umgeben uns, denen wir nicht gewachsen sind. Wie hilflos ist der Mensch den Naturelementen gegenüber, und wie unheimlich fühlt man sich den Mächten der Finsternis gegenüber. Willst du dir diese herrliche Verheißung im Glauben aneignen: ich will dich behüten, wo du hinziehest, so ist auch für dich die erste Bedingung: gehe nie einen Weg, auf dem Gott nicht mit dir sein kann; denn nur unter Seinem Geleite bist und bleibst du bewahrt; nur über Gottes Weg ist der Himmel offen, wie er über Jakobs Weg offen war, so dass auch über dir Gottes Engel auf und niedersteigen, und dir das Geleite geben. Ich bin bei euch alle Tage, ist uns die köstlichste Verheißung des guten Hirten; aber wir sind Ihm auch dankbar, wenn Er uns als Beigabe verheißt: Der Engel des Herrn lagert sich um die her, so Ihn fürchten. Durch die Schrift alten und neuen Testaments hindurch finden wir überall Engeldienst für Gottes Volk. Auch unser Herr, der in den Tagen Seines Fleisches unter die Engel erniedrigt war, hatte Engeldienst. Er sagte dem Nathanael in Joh. 1,51: wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen, und die Engel Gottes hinauf und herabfahren auf des Menschen Sohn. Auch in Gethsemane hatte Er noch Engeldienst. Würde die heutige Gemeinde des Herrn mehr im Himmel wandeln, wie Paulus in Phil. 3,20 schreibt, so würden ihre Augen wie für manches Andere, so auch mehr dafür geöffnet sein, dass die Engel ausgesandt sind zum Dienste um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit. Hebr. 1,14.

Wenn wir nun sehen, wie der Herr und Seine Heerschaaren die behütet, die auf Seinen Wegen wandeln, so muss es uns ein ernstes Anliegen sein, dass wir auf diesen Wegen wandeln und bleiben. Es gibt Stunden wichtiger Entscheidung im Leben, in welchen es uns nicht immer sofort klar ist, welchen Weg der Herr uns gehen heißt. Tue in solchen Stunden keinen Schritt, ehe du des Willens Gottes gewiss bist. Handelst du ohne diese Gewissheit, so läufst du Gefahr, dass du deinen Weg ohne göttliches Geleite und ohne göttliche Bewahrung gehen musst. Ein solcher Weg ist ein entsetzlicher Weg. Wäre Jemand auf diesem Weg, so bitte ich ihn dringend, keinen Schritt weiter zu gehen, sondern sich zu fürchten und umzukehren. Warum willst du einen Weg gehen, der dich in den Abgrund führt, wenn dir so große Verheißungen vor Augen gehalten werden, wie heute wieder? Lieber mit meinem Gott durch Dornen gehen, Seine Bewahrung erfahren und gerettet werden, als allein auf Blumenpfaden wandeln und verloren gehen. Ist man gewiss: das ist der Weg, den der Herr mich gehen heißt, so mag viel Gefahr und Not vor uns liegen; es darf uns nicht erschrecken, der Herr geht mit uns und bewahrt uns. O, meine lieben jungen Freunde! Euch möchte ich besonders bitten: lasst euch vom Heiland führen; ruht nicht, bis ihr an Seiner Hand seid. In euern Jahren hat man besondere Gefahren; wehe dem, der seinen Weg ohne Jesum geht! Er wird in Netze und Stricke des Feindes kommen.

Nicht nur bewahren will der Herr den Jakob, Er will ihn auch wieder herbringen in das Land der Verheißung. Es war nicht gleich. gültig, wo Gott mit Jakob sein, und wo Er ihn bewahren werde. Die Verheißungen, die Abraham, Isaak und nun auch Jakob gegeben waren, hingen zusammen mit dem verheißenen Land. Dieses Land war der Boden, auf dem die göttliche Offenbarungsgeschichte des Samens Abrahams verlaufen sollte. So war es also nötig, dass Jakob wieder zurückkehrte. - Das ist für jeden Menschen von Bedeutung. Wir sind ja Alle nicht nur zur Seligkeit berufen, sondern haben in diesem Erdenleben auch unsern göttlichen Beruf und Dienst an unseren Mitmenschen. Auch uns ist von Gott der Ort bestimmt, an dem wir unsern Beruf erfüllen sollen. Darum ist es von der größten Wichtigkeit, dass wir da stehen, wirken, und uns entwickeln, wie Gott uns haben will; denn nur an diesem bestimmten Ort können wir das werden, was Gott aus uns machen will, und das wirken, was Gott uns auftragen will. Wie oft wird es uns an einem einzelnen Menschen auffallend klar, wie z. B. an dem Gottesmann Spurgeon, dass ein Mann nicht überall hätte werden können, was er wurde. Spurgeon wäre z. B. in Deutschland nie geworden, was er in England wurde. So gehörte Israel und das Land Kanaan zusammen. Kam Jakob wieder zurück, so kam er heim, was durch Gottes Gnade und Treue auch geschah.

Wir dürfen das Wort: Ich will dich wieder heim bringen für uns in höherem Sinn in Anspruch nehmen. Der Herr behütet uns, während unserer ganzen Pilgerschaft, und wir singen gerne: „Wo ich Ihn nur habe, ist mein Vaterland.“ Aber wir haben hier keine bleibende Stätte, sondern die zukünftige suchen wir. „Die Heimat der Seele ist droben im Licht.“ Nach dieser Heimat sehnen wir uns, und freuen uns, dass unser erstgeborner Bruder dort ist, der tot war, und wieder lebendig geworden ist. Er bringt auch uns heim. Denn wie an Jakob, so will Er auch an uns tun, Er will uns nicht lassen, bis Er getan haben wird Alles, was Er uns geredet hat.

Jakob hat es erfahren, dass der Herr treu ist, und keines seiner Worte zu Boden fällt. Es gab dunkle, sehr dunkle Zeiten in Jakobs Familie; denken wir an die Zeit, in der Dina geschändet, Ruben und Juda gefallen, Simeon und Levi Mörder geworden waren; als die älteren Brüder Josef unbarmherzig verkauften.

Das waren Jahre in denen es vor Menschenaugen Torheit schien zu denken, dass durch Jakobs Familie alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden sollen. Und wie wunderbar hat Gott dann durch Josef Alles zum Besten gewendet. „Weg hast Du aller Wegen, an Mitteln fehlt Dir's nicht.“ Später gab es dann oft Seiten, in denen man wieder ebenso fragen konnte: wie sollen durch dieses Volk alle Geschlechter der Erde gesegnet werden? Und dennoch hat Gott Alles erfüllt, was Er Abraham, Isaak und Jakob geschworen hatte. Im kleinen Bethlehem wurde der Same geboren, dem der Vater die Nationen zum Erbe gegeben, dem Er Macht gegeben hat über alles Fleisch, damit er das ewige Leben gebe Allen, die ihm der Vater gegeben hat. Die Geschichte Israels, die ja noch nicht vollendet ist, ist eine Geschichte der unwandelbaren Treue Gottes, der trotz aller menschlichen Untreue Bund und Verheißung hält um Seines Namens willen.

Ich will dich nicht lassen, bis dass Ich tue alles, was Ich dir geredet habe, gilt für die ganze Gemeinde Jesu Christi und für jedes einzelne Glied derselben, das im Glauben steht. Der Herr verbürgt Seiner Gemeinde ihre Vollendung in diesen Worten. O, wie kann der Glaube ausruhen in einer solchen Verheißung!

Wie können die Schwachen und Kleinmütigen Mut fassen, angesichts dieser Worte, und ihrer Erfüllung in der Geschichte Jakobs, seiner Familie, und seiner Nachkommen! Wie können besonders auch Eltern sich Stärkung ihres Glaubens holen in dieser göttlichen Versicherung für Zeiten, in welchen ihnen der Mut entfallen will im Blick auf ein Kind! Vergiss es nicht, lieber Vater, wie traurig es einst aussah in Jakobs Familie, und dennoch blieb die Verheißung stehen: Ich will dich nicht lassen. Der Glaube ist eine gewisse Zuversicht des, das man hofft, und nicht zweifelt, an dem, das man nicht sieht. Hebr. 11,1. Dir geschehe nach deinem Glauben. Ehre den Herrn durch fester Glauben an Seine Verheißungen! Ehre Ihn auch durch Geduld und Ausharren, und Er wird dich nicht lassen, bis Er auch an dir getan haben wird Alles, was Er Seinem Volk verheißen hat. Du gehörst zu Seinem Volk, und hast Teil an Allem, was dem Volk Gottes gehört. Amen.

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