Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 94. Psalm.

Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 94. Psalm.

1. HErr GOtt, des die Rache ist, GOtt, des die Rache ist, erscheine. 2. Erhebe dich, du Richter der Welt, vergilt den Hoffärtigen, was sie verdienen. 3. HErr, wie lange sollen die Gottlosen, wie lange sollen die Gottlosen prahlen. 4. Und so trotziglich reden, und alle Übeltäter sich so rühmen? 5. HErr, sie zerschlagen dein Volk, und plagen dein Erbe. 6. Witwen und Fremdlinge erwürgen sie, und töten die Waisen, 7. Und sagen: Der HErr sieht es nicht, und der GOtt Jakobs achtet es nicht. 8. Merkt doch, ihr Narren unter dem Volk, und ihr Toren, wann wollt ihr klug werden? 9. Der das Ohr gepflanzt hat, sollte der nicht hören? Der das Auge gemacht hat, sollte der nicht sehen? 10. Der die Heiden züchtigt, sollte der nicht strafen? Der die Menschen lehrt, was sie wissen. 11. Aber der HErr weiß die Gedanken der Menschen, dass sie eitel sind. 12. Wohl dem, den du, HErr, züchtigst, und lehrst ihn durch dein Gesetz, 18. Dass er Geduld habe, wenn es übel geht, bis dem Gottlosen die Grube bereitet werde. 14. Denn der HErr wird sein Volk nicht verstoßen, noch sein Erbe verlassen. 15. Denn Recht muss doch Recht bleiben, und dem werden alle frommen Herzen zufallen. 16. Wer steht bei mir wider die Boshaftigen? Wer tritt zu mir wider die Übeltäter? 17. Wo der HErr mir nicht hilfe, so läge meine Seele schier in der Stille. 18. Ich sprach: Mein Fuß hat gestrauchelt; aber deine Gnade, HErr, hielt mich. 19. Ich hatte viel Bekümmernis in meinem Herzen; aber deine Tröstungen ergötzten meine Seele. 20. Du wirst ja nimmer eins mit dem schädlichen Stuhl, der das Gesetz übel deutet. 21. Sie rüsten sich wider die Seele des Gerechten, und verdammen unschuldig Blut. 22. Aber der HErr ist mein Schutz, mein GOtt ist der Hort meiner Zuversicht. 23. Und er wird ihnen ihr Unrecht vergelten, und wird sie um ihre Bosheit vertilgen; der HErr, unser GOtt, wird sie vertilgen.

Der 94. Psalm ist in einem brennenden Eifer wider die einreißende Frechheit der Gottlosen gemacht. 1) Er fangt gleich an mit einer eifrigen Bitte, dass der HErr mit Seiner Erscheinung der Gottlosen Bosheit ein Ende machen wolle, V. 1-7. 2) Sodann wendet sich der Mann GOttes mit einer ernstlichen Bestrafung an die Gottlosen, und fordert sie von ihrem viehischen Unverstand zur Buße auf, V. 8-11. 3) Sodann preist er die selig, die unter der Zucht und Unterweisung GOttes lernen stille bleiben, und auch ihren gerechten Hass wider das Arge in den Schranken der Geduld and Hoffnung halten, V. 12-19. Er beruhigt sich zuletzt in dem unveränderlichen Recht GOttes, das Er an den Gottlosen unfehlbar ausführen, und darunter Seine Auserwählten retten wird, V. 20-23. Auch im rechtmäßigen Eifer kann man sich doch leicht zu viel heraus nehmen, wenn man sich nicht immer wieder von GOttes Wort und Geist Schranken sehen lässt. So nützlich das Feuer im Haus ist, so bedächtlich muss man doch damit umgehen. Vor der Eitelkeit, menschlichen Gedanken, und mithin auch seinen eigenen ungeprüften Einfällen muss man sich fürchten und hüten, und sich darüber öfters Zucht und Zurechtweisung GOttes ausbitten, aber eben so auch gegen die kümmerlichen und sorglichen Herzens-Gedanken sich an GOttes Tröstungen halten. Was man sieht, das in der Welt ungestraft bleibt, daraus soll man eine desto kräftigere Anmahnung an GOttes künftiges Gericht nehmen, und sich eher seine fünf Sinne, als GOttes Allwissenheit, Aufsehen und Recht Schaffen abstreiten lassen. Recht muss doch Recht bleiben, und das Gericht und der letzte richterliche Ausschlag wird sich doch auf die Seite des Rechts schlagen.

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autoren/r/rieger_k/rieger-psalmen-psalm_94.txt · Zuletzt geändert: von aj
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