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1. Könige, Kapitel 21

1. Könige, Kapitel 21

21:1 Nach diesen Geschichten begab sich's, daß Naboth, ein Jesreeliter, einen Weinberg hatte zu Jesreel, bei dem Palast Ahabs, des Königs zu Samaria.

21:2 Und Ahab redete mit Naboth und sprach: Gib mir deinen Weinberg; ich will mir einen Kohlgarten daraus machen, weil er so nahe an meinem Hause liegt. Ich will dir einen bessern Weinberg dafür geben, oder, so dir's gefällt, will ich dir Silber dafür geben, soviel er gilt.

21:3 Aber Naboth sprach zu Ahab: Das lasse der HERR fern von mir sein, daß ich dir meiner Väter Erbe sollte geben!
Zwei Gründe machen die Sünde Ahabs besonders schwerwiegend:

  1. Die vorangegangene Erfahrung Ahabs von Gottes gnädiger Durchhilfe. Unser Text beginnt mit den Worten: Nach diesen Geschichten. Mit diesem Ausdruck wird auf die im 20. Kapitel erzählte Begebenheit zurückgewiesen, wo uns ein zwiefacher Sieg Ahabs über den viel stärkeren Syrerkönig Benhadad berichtet wird. Beide Siege waren Ahab durch ein Wort Gottes vorausgesagt worden (20,13 und28). In beiden Fällen hatte der Herr ihm auch den Zweck der göttlichen Hülfe kundgetan: Er sollte zur Erkenntnis Gottes kommen. Wie hätte diese göttliche Barmherzigkeit gegen ihn, den Unwürdigen, den König zur Umkehr bringen können. Es gibt Menschen, welche die wunderbarsten Erfahrungen von Gottes Hilfe machen und gleichwohl weiter sündigen (Dan. 5,22). Wie groß ist ihre Verantwortung.
  2. Der zweite Grund, welcher Ahabs Sünde erschwert, ist Naboths Treue gegen das göttliche Gesetz. Es war Vorschrift im Gesetz Moses, dass das Stammeserbteil erhalten werden musste (3. Mos. 25,23-28; 4. Mos. 36,7). Naboth handelte nach diesem Worte, als er Ahabs Bitte abschlug. Wir müssen diesen zarten Gehorsam gegen das göttliche Gesetz hoch achten. Es ist besser, die Gunst des Königs zu verlieren, als das göttliche Gebot zu übertreten (Ps. 119,51). Weil die Sünde an einem Manne verübt wurde, der nach Gottes Wort handelt, war sie besonders strafwürdig. (Alfred Christlieb)

21:4 Da kam Ahab heim voll Unmuts und zornig um des Wortes willen, das Naboth, der Jesreeliter, zu ihm hatte gesagt und gesprochen: Ich will dir meiner Väter Erbe nicht geben. Und er legte sich auf sein Bett und wandte sein Antlitz und aß kein Brot. Wie mancher glaubt, er würde glücklich sein, wenn er so mächtig und reich wäre wie ein König. Unser Text beweist uns, dass auch ein König, der keine wahre Gemeinschaft mit Gott hat, recht unglücklich sein kann. Wie zufrieden hätte Ahab sein können! An Ehre und Besitz mangelte es ihm nicht! In Samaria und Jesreel besaß er einen Palast (20,43 und 21,1). Sein mit einer Menge von Elfenbein geschmücktes Haus zog die Bewunderung vieler auf sich (1. Kön. 22,39). Und doch sehen wir diesen reichen, mächtigen Herrscher unglücklich auf seinem Lager liegen. Seinem ärmsten Untertan schmeckt das Essen besser als ihm.
Was ist die Ursache seines Unmutes? Nicht große, politische Gefahren bewegen sein Herz. Kein Benhadad ist mit einem Syrerheer auf dem Anmarsch gegen ihn (Kap. 20,1). Ein Wunsch nach einem Stückchen Land hat sein Herz so mächtig erfasst, dass er an allem anderen keine Freude mehr hat. Er meint, er müsse den Weinberg Naboths bekommen, damit sein Besitz abgerundet und sein Glück vollständig sei.
Wie arm ist dieser König, trotz all seiner Ehre und seines Reichtums. Ihm gleichen Tausende, die ihr Herz an einen irdischen Wunsch hängen, auf den sie nicht verzichten wollen. Wenn sie sich auch nicht so kindisch trotzig benehmen wie Ahab, so gehen sie doch ebenso unbefriedigt wie er dahin, weil ihr ungebrochener Eigenwille sie nicht glücklich werden lässt. Ein Joseph in Ägypten kann als Sklave viel zufriedener sein als ein Ahab auf dem Königsthron (1. Mos. 39,2). (Alfred Christlieb)

21:5 Da kam zu ihm hinein Isebel, sein Weib, und redete mit ihm: Was ist's, daß du nicht Brot ißt?

21:6 Er sprach zu ihr: Ich habe mit Naboth, dem Jesreeliten, geredet und gesagt: Gib mir deinen Weinberg um Geld, oder, so du Lust dazu hast, will ich dir einen andern dafür geben. Er aber sprach: Ich will dir meinen Weinberg nicht geben.

21:7 Da sprach Isebel, sein Weib, zu ihm: Was wäre für ein Königreich in Israel, wenn du nicht tätig wärst! Stehe auf und iß Brot und sei guten Muts! Ich will dir den Weinberg Naboths, des Jesreeliten, verschaffen.

21:8 Und sie schrieb Briefe unter Ahabs Namen und versiegelte sie mit seinem Siegel und sandte sie zu den Ältesten und Obersten in seiner Stadt, die um Naboth wohnten.

21:9 Und sie schrieb also in diesen Briefen: Laßt ein Fasten ausschreien und setzt Naboth obenan im Volk

21:10 und stellt zwei lose Buben vor ihn, die da Zeugen und sprechen: Du hast Gott und den König gelästert! und führt ihn hinaus und steinigt ihn, daß er sterbe.
Wie wichtig ist der Einfluss einer Gattin. Nicht jede Frau macht es wie das Weib des Pilatus, die ihren Mann vor der Sünde warnte (Mat. 27,19). Es gibt Hiobsweiber, die ihrem Ehemann raten: Sage Gott ab! (Hiob 2,9). Es gibt Saphiragattinnen, die mit ihrem Manne eins werden, zu lügen und zu heucheln (Apg. 5,9). Es gibt Delilas, die ihrem Simson die Haarlocken abschneiden (Richt. 16,16-29). Als einst der Feldhauptmann Naeman unmutig und zornig nach Hause ziehen wollte, haben ihn seine Knechte besänftigt (2. Kön. 5,13). Wie schön wäre es gewesen, wenn Isebel in dieser Stunde etwas von der Weisheit dieser Naemansknechte gehabt hätte, wenn sie ihren Mann beschwichtigt und zu seinem Heil beeinflusst hätte.
Aber das war nicht der Fall. Anstatt ihn vor seinem Eigenwillen zu warnen, bestärkt sie ihn in demselben. Statt Naboth zu schützen, brachte sie denselben ins Verderben. Anstatt sich auf den ihrer weiblichen Stellung gebührenden Wirkungskreis zu beschränken, greift sie in herrschsüchtiger Weise in die Regierungsgeschäfte ihres Mannes hinein. Wohl ist sie darauf bedacht, ihren Mann zu erheitern („sei guten Muts“, V.7), aber auf eine sündliche Weise. Dieses Weib wird die Ursache, dass der furchtbare Fluch auf die ganze Familie kommt. Welch eine Warnung vor ungöttlicher Lebensverbindung! (Alfred Christlieb)

21:11 Und die Ältesten und Obersten seiner Stadt, die in seiner Stadt wohnten, taten, wie ihnen Isebel entboten hatte, wie sie in den Briefen geschrieben hatte, die sie zu ihnen sandte,

21:12 und ließen ein Fasten ausschreien und ließen Naboth obenan unter dem Volk sitzen.

21:13 Da kamen die zwei losen Buben und stellten sich vor ihn und zeugten wider Naboth vor dem Volk und sprachen: Naboth hat Gott und den König gelästert. Da führten sie ihn vor die Stadt hinaus und steinigten ihn, daß er starb.

21:14 Und sie entboten Isebel und ließen ihr sagen: Naboth ist gesteinigt und tot.
Neben der Habsucht Ahabs und der schändlichen Ungerechtigkeit Isebels wollen wir nicht versäumen, auf die Schuld der Stadtobrigkeit von Jesreel zu achten. Worin bestand dieselbe? Die Ältesten und Obersten dieser Stadt ließen sich von dem gottlosen Ahab und der tyrannischen Isebel als willenlose Werkzeuge gebrauchen. Ohne Zweifel wird es manchem Leid getan haben, diesen frommen, unschuldigen Mitbürger Naboth auf so ungerechte Weise zum Tode verurteilen zu müssen. Doch wagten sie um ihrer eigenen Sicherheit willen nicht, dem erhaltenen Befehl Widerstand zu leisten. Gewiss trifft Ahab und Isebel die größte Schuld. Jedoch sind auch diese Männer „fremder Sünde teilhaftig“ geworden (1. Tim. 5,22; vgl. 2. Mos. 23,7).
Wie herrlich handelten doch die Freunde Daniels, die trotz des drohenden Feuerofens ihrem Könige am richtigen Platze den Gehorsam verweigerten und das Bild nicht anbeten wollten (Dan. 3,18). Wie fest stand Jonathan, als ihn Saul in die Mordpläne gegen David hineinziehen wollte (1. Sam. 19,1 u. 4). Lasst uns diesen nachfolgen und niemals Isebel und Ahab mehr fürchten als den lebendigen Gott.
Endlich sind auch die zwei „losen Buben“, die vor Gericht gegen Naboth zeugten, Vorläufer von vielen Menschen, die durch einen Meineid einen Fluch auf sich laden. Wie dankbar muss uns der Anblick einer solchen empörenden gerichtlichen Verhandlung für jede Obrigkeit machen, die bemüht ist, Gerechtigkeit im Lande zu üben (Alfred Christlieb)

21:15 Da aber Isebel hörte, daß Naboth gesteinigt und tot war, sprach sie zu Ahab: Stehe auf und nimm ein den Weinberg Naboths, des Jesreeliten, welchen er sich weigerte dir um Geld zu geben; denn Naboth lebt nimmer, sondern ist tot.

21:16 Da Ahab hörte, daß Naboth tot war, stand er auf, daß er hinabginge zum Weinberge Naboths, des Jesreeliten, und ihn einnähme.

21:17 Aber das Wort des HERRN kam zu Elia, dem Thisbiter, und sprach:

21:18 Mache dich auf und gehe hinab, Ahab, dem König Israels, entgegen, der zu Samaria ist, siehe, er ist im Weinberge Naboths, dahin er ist hinabgegangen, daß er ihn einnehme,

21:19 und rede mit ihm und sprich: So spricht der HERR: Du hast totgeschlagen, dazu auch in Besitz genommen. Und sollst mit ihm reden und Sagen: So spricht der HERR: An der Stätte, da Hunde das Blut Naboths geleckt haben, sollen auch Hunde dein Blut lecken.

21:20 Und Ahab sprach zu Elia: Hast du mich gefunden, mein Feind? Er aber sprach: Ja, ich habe dich gefunden, darum daß du dich verkauft hast, nur Übles zu tun vor dem HERRN.

21:21 Siehe, ich will Unglück über dich bringen und deine Nachkommen wegnehmen und will von Ahab ausrotten, was männlich ist, den der verschlossen und übriggelassen ist in Israel,

21:22 und will dein Haus machen wie das Haus Jerobeams, des Sohnes Nebats, und wie das Haus Baesas, des Sohnes Ahias, um des Reizens willen, durch das du mich erzürnt und Israel sündigen gemacht hast.

21:23 Und über Isebel redete der HERR auch und sprach: Die Hunde sollen Isebel fressen an der Mauer Jesreels.

21:24 Wer von Ahab stirbt in der Stadt, den sollen die Hunde fressen; und wer auf dem Felde stirbt, den sollen die Vögel unter dem Himmel fressen.
Noch während Ahab mit der Besitzergreifung von Naboths Weinberg beschäftigt war, traf ihn das göttliche Gerichtswort durch Elia. Wie ernst lautet es! Ahab selbst sollte die ganze Verantwortung und Schuld tragen für alles, was Isebel mit seinem Willen getan hatte. („Du hast totgeschlagen.“ Vgl. 2. Mos. 32,21). Nicht eines natürlichen, sondern eines gewaltsamen Todes sollte er sterben („die Hunde sollen dein Blut lecken“). Sein Ende sollte die Gerechtigkeit Gottes gegenüber dieser Tat offenbar machen („an der Stätte, da die Hunde das Blut Naboths geleckt haben“). Sein ganzes Haus sollte bis zum letzten Mann ausgerottet werden (V. 21). Der Königin sollte nicht einmal ein Grab zuteil werden („die Hunde sollen Isebel fressen“). Mit Schimpf und Schande soll das ganze Herrschergeschlecht untergehen (V. 24). Das war eine erschütternde Botschaft, die geeignet war, jede Freude an dem neu angetretenen Besitz gründlich zu verleiden. Ahab hat also an dem auf so schändliche Weise erlangten Gut nie Freude erlebt. Wohl konnte er seinen Willen durchsetzen, Naboth beseitigen und den Weinberg gewinnen; aber das erhoffte Glück konnte er nicht finden.
Wahre, ungetrübte Freude können auch wir nie an einem Besitz erleben, den wir auf sündige Weise erlangen; denn nur das, was Gott uns gibt, und was wir aus seiner Hand annehmen können, vermag uns zu befriedigen und zu sättigen (Alfred Christlieb)

21:25 (Also war niemand, der sich so gar verkauft hätte, übel zu tun vor dem HERRN, wie Ahab; denn sein Weib Isebel überredete ihn also.

21:26 Und er machte sich zum großen Greuel, daß er den Götzen nachwandelte allerdinge, wie die Amoriter getan hatten, die der HERR vor den Kindern Israel vertrieben hatte.)

21:27 Da aber Ahab solche Worte hörte, zerriß er seine Kleider und legte einen Sack an seinen Leib und fastete und schlief im Sack und ging jämmerlich einher.

21:28 Und das Wort des HERRN kam zu Elia, dem Thisbiter, und sprach:

21:29 Hast du nicht gesehen, wie sich Ahab vor mir bückt? Weil er sich nun vor mir bückt, will ich das Unglück nicht einführen bei seinem Leben; aber bei seines Sohnes Leben will ich das Unglück über sein Haus führen.
Die erschütternden Worte Elias hatten die Wirkung, dass Ahab sich unter dieselben beugte. Seine Beugung zog eine Milderung des göttlichen Urteils nach sich. Lasst uns aus dem Anblick des „sich bückenden“ Ahab eine dreifache Lehre entnehmen:

  1. Das göttliche Wort ist ein Hammer, der auch auf die härtesten Herzen seine zerschlagende Wirkung üben kann (Jer. 23,29). Ahab wird uns hier ausdrücklich hingestellt als ein Mensch, der in einzigartiger Weise ein Sklave der Sünde war und völlig unter dem Einfluss seines ruchlosen Weibes stand. Dennoch war das Wort Gottes nicht vergeblich bei ihm. Es brachte ihn zu einer gewissen Einkehr und Demütigung, die Gott anerkannte. Wir dürfen also dem Worte Gottes auch in scheinbar hoffnungslosen Fällen eine Segenswirkung zutrauen.
  2. Auch der am tiefsten gesunkene Mensch darf nie die Hoffnung aufgeben, dass sein Gebet bei Gott angenommen werde; denn hier erlangt sogar ein Ahab eine sehr wichtige Erhörung. Das furchtbare Gericht soll nicht bei seinen Lebzeiten, sondern erst nach seinem Tode eintreten. Das soll jedem Mut machen, sich zu demütigen und nicht wie Judas zu verzweifeln.
  3. Aber auch zur Warnung kann uns dieser Anblick dienen. Der in einen Sack gehüllte und fastende Ahab scheint den alten Weg verlassen und ein neues Leben beginnen zu wollen. Aber er blieb trotz diesem wirklichen Anfang einer Buße im alten Wesen stecken. Einem wahren Gottesknecht ist er auch später noch „gram“ (Kap. 22,8) und behandelt ihn übel (Kap. 22,27). Das ruft uns zu: Lasst uns nie wie dieser sich bückende Ahab auf halbem Wege stehen bleiben, sondern solche Buße tun, die unser ganzes Leben ändert. (Alfred Christlieb)
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