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Lukas, Kapitel 12

Lukas, Kapitel 12

12:1 Es lief das Volk zu und kamen etliche Tausend zusammen, also daß sie sich untereinander traten. Da fing er an und sagte zu seinen Jüngern: Zum ersten hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer, welches ist die Heuchelei.
Lasset uns vor allen Dingen die Mahnung des Herrn an die gleißnerischen Pharisäer beherzigen, „zuvörderst das Inwendige des Trinkgeschirrs und der Schüssel zu reinigen, dann werde auch das Aeußere rein werden.“ Laßt uns besonders in unsern Gebeten und Reden nur das ausdrücken, was wir wirklich empfinden, so daß wir dem Herrn, der die Herzen prüft, sagen können: „Du weißt, daß meine Worte nicht weiter gehen, als meine Gedanken.“ Der Wunsch, von den Menschen gelobt zu werden, verleite uns niemals, weiter zu gehen, als unsere Ueberzeugung und der Geist Gottes uns führet! Nicht der Menschen, sondern Gottes Wohlgefallen laßt uns suchen! Laßt uns in äußerer Erniedrigung beharren, wenn Er uns innerlich erniedrigt; denn Er selber weiß, was Er uns gegeben hat, und wenn wir aus Stolz Gnadengaben erheucheln wollen, die wir nicht besitzen, so ist diese falsche Nachahmung des heiligen Geistes Ihm verhaßt. „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden“; und der Herr, der es sieht, wenn unser Herz sich aufbläht, erniedrigt uns oft um so mehr, je mehr uns die Menschen loben. ER straft uns damit dafür, daß wir mehr haben zeigen wollen, als wir wirklich hatten. So kann Er uns sogar das entziehen, was wir haben und bringt in gewissem Sinne den Grundsatz im Evangelium bei uns zur Anwendung: „dem, der nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat“ (oder zu haben wähnt). Da unser Herz von Natur hinterlistig und zur Heuchelei geneigt ist, so müssen wir uns in Acht nehmen und uns oft in die Gegenwart des Herrn und vor Seinen Richterstuhl stellen. Ihm gebührt allein die Ehre, daß Er wahrhaftig und ohne Falsch ist. Von Ihm rühmt Moses in seinem Abschiedslied: „Er ist ein Fels. Seine Werke sind unsträflich; denn alle Seine Wege sind Recht. Treu ist Gott, und kein Böses an Ihm; gerecht und aufrichtig ist Er.“ (5. Mose 32, 4.) Ihn wollen wir denn um ein aufrichtiges Herz bitten und zu Ihm sagen: „Mein Herz bleibe rechtschaffen in Deinen Satzungen, daß ich nicht zu Schanden werde!“ (Ps. 119, 80.) „Leite mich auf dem gerechten Wege, mitten auf den Straßen des Rechts!“ (Spr. 8, 20.) (Auguste Rochat)

12:2 Es ist aber nichts verborgen, das nicht offenbar werde, noch heimlich, das man nicht wissen werde.
Es geht ein Zug von Offenbarung durch alles Geschehen. Als ob auf die Dauer keine Täuschung oder Heuchelei vorhält: schließlich kommt der eigentliche wahre Grund und das innerste Wesen doch an den Tag. Das geht mit Persönlichkeiten der Weltgeschichte und mit Irrtümern der Kinder Gottes so. Jesus hat also mit diesem Wort ein Naturgesetz in der Geisteswelt ausgesprochen, das sich schon längst vor dem Jüngsten Tag im Kleinen oder Großen durchsetzt. Uns soll es immer wieder vor die Mahnung stellen: bringe dein Geheimnis mit deinem Offenbaren in Einklang! Nur keine dunkle Stelle, vor deren Aufdeckung in der Öffentlichkeit du dich zu fürchten brauchtest. Verleumden kann man dich, verdrehen können sie aus dem Zusammenhang gerissene Sätze - aber sieh nur scharf zu, daß alles stimmt mit deiner Überzeugung. Dann kann auf die Dauer kein Klatsch haften, keine übelwollende Nachrede dir bei denen schaden, die dich wirklich gut kennen. Nimm aber denselben Maßstab der Öffentlichkeit für das, was du im vertrauten Kreise sagst oder im innersten Herzen denkst. Vor Gott werden sogar unsere Gedankenwege und Verirrungen, die niemals laut wurden, offenbar. Sieh zu, daß nichts an dir zu verraten sei.
Herr, du erforschest und kennest mich! Hilf mir, daß ich von aller auch noch so geheimen Unlauterkeit inwendig loskomme und frei und offen, ganz ohne Verstellung leben könne im Lichte deiner Wahrheit. Amen. (Samuel Keller)

12:3 Darum, was ihr in der Finsternis saget, das wird man im Licht hören; was ihr redet ins Ohr in den Kammern, das wird man auf den Dächern predigen.

12:4 Ich sage euch aber, meinen Freunden: Fürchtet euch nicht vor denen die den Leib töten, und darnach nichts mehr tun können.

12:5 Ich will euch aber zeigen, vor welchem ihr euch fürchten sollt: Fürchtet euch vor dem, der, nachdem er getötet hat, auch Macht hat, zu werfen in die Hölle. Ja, ich sage euch, vor dem fürchtet euch.

12:6 Verkauft man nicht fünf Sperlinge um zwei Pfennige? Dennoch ist vor Gott deren nicht eines vergessen.

12:7 Aber auch die Haare auf eurem Haupt sind alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser denn viele Sperlinge.

12:8 Ich aber sage euch: Wer mich bekennet vor den Menschen, den wird auch des Menschen Sohn bekennen vor den Engeln Gottes.

12:9 Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, der wird verleugnet werden vor den Engeln Gottes.

12:10 Und wer da redet ein Wort wider des Menschen Sohn, dem soll es vergeben werden; wer aber lästert den heiligen Geist, dem soll es nicht vergeben werden.

12:11 Wenn sie euch aber führen werden in ihre Schulen und vor die Obrigkeit und vor die Gewaltigen, so sorget nicht, wie oder was ihr antworten oder was ihr sagen sollt;

12:12 denn der heilige Geist wird euch zu derselben Stunde lehren, was ihr sagen sollt.

12:13 Es sprach aber einer aus dem Volk zu ihm: Meister, sage meinem Bruder, daß er mit mir das Erbe teile.

12:14 Er aber sprach zu ihm: Mensch, wer hat mich zum Richter oder Erbschichter über euch gesetzt?

12:15 Und er sprach zu ihnen: Sehet zu und hütet euch vor dem Geiz; denn niemand lebt davon, daß er viele Güter hat.

12:16 Und er sagte ihnen ein Gleichnis und sprach: Es war ein reicher Mensch, das Feld hatte wohl getragen.

12:17 Und er gedachte bei sich selbst und sprach: Was soll ich tun? Ich habe nicht, da ich meine Früchte hin sammle.

12:18 Und sprach: Das will ich tun: ich will meine Scheunen abbrechen und größere bauen und will drein sammeln alles, was mir gewachsen ist, und meine Güter;
1. Zweifacher Art sind die Versuchungen: Trübsal erprobt die Herzen, so wie das Gold im Feuer erprobt wird … andererseits werden gerade die glücklichsten Lebensumstände auch vielen Menschen zur ärgsten Versuchung. Es ist ja gleich schwer, in verzweifelten Lagen stark und aufrecht zu bleiben wie in glänzenden Verhältnissen nicht übermütig zu werden…
2. Doch du schaust auf das Gold, auf den Bruder siehst du nicht … der Glanz des Goldes freut dich, aber wie viele Seufzer von Armen du damit verschuldet hast bedenkst du nicht. Wie soll ich dir die Leiden der Armen vor Augen führen? Überschaut der Arme seine Habe, so sieht er, daß er kein Geld hat, noch jemals welches bekommen wird, er sieht, wie sein Inventar und seine Kleider in dem Zustande sind, in welchem solche Dinge bei den Armen nun einmal sind. was jetzt? Nun blickt er auf seine Kinder, um sie auf den Markt zu führen und eines von ihnen zu verkaufen, damit die Gefahr des Hungertods für die anderen eine Weile lang beschwichtigt werde. Betrachte hier den Kampf der väterlichen Liebe mit der Hungersnot! Der jammervollste Tod droht, aber die Natur hält ihn zurück und rät ihm, lieber mit den Kindern zusammen zu sterben. Hin und her getrieben, erliegt er schließlich der unerbittlichen Not. Aber wie soll es der Vater nun angehen? Welches Kind zuerst verkaufen? Welches wird der Getreidehändler vielleicht gern sehen? Soll ich das älteste nehmen? Ich muß seine Rechte achten. Oder das jüngste? Mich erbarmt aber sein zartes Alter, das von Elend noch nichts weiß. Das eine Kind hat genau die Züge seiner Eltern, das andere wäre für ein Studium so gut befähigt! … Behalte ich sie alle, so werde ich sie alle Hungers sterben sehen. Verkaufe ich eines, mit welchen Augen soll ich dann die anderen anschauen, da ich mich schon der Untreue an ihnen verdächtig gemacht habe? Wie kann ich noch dieses Haus bewohnen, wenn ich mich darin kinderlos mache? Schließlich kommt der Vater doch, um unter tausend Tränen sein liebstes Kind zu verkaufen. Dich aber rührt sein Leid nicht…
3. Wem tue ich unrecht, fragt der Geizige, wenn ich das Meinige zusammenhalte? Aber sage mir, was ist denn dein? Woher hast du es bekommen und in die Welt gebracht? Wie wenn einer im Theater bereits seinen Platz hat und nun die nach ihm Eintretenden fernhalten wollte und den allgemein zugänglichen Raum als sein Eigentum ansprechen wollte, so ähnlich gebärden sich die Reichen. Gemeinsame Güter nehmen sie zuerst in Beschlag und machen sie durch diese Vorwegnahme zu ihrem Privateigentum. Würde jeder nur so viel nehmen, als er zur Befriedigung seiner Lebensbedürfnisse braucht, das übrige aber unter die Bedürftigen verteilen, so gäbe es weder Reiche noch Arme. Bist du nicht nackt aus dem Mutterschoß gekommen? Wirst du nicht nackt wieder zur Erde zurückkehren? Woher hast du denn deine Güter? Sagst du, vom Zufall, so bist du gottlos, weil du den Schöpfer nicht erkennst und dem Geber nicht Dank sagst. Bekennst du aber, sie seien dir von Gott gegeben, dann nenne mir doch den Rechtstitel, auf den hin du sie erhalten hast! Ist Gott denn ungerecht, wenn er die Lebensgüter unter uns so ungleich verteilt? Warum bist du denn reich und jener andere arm? Doch nur deshalb, damit du in deiner Verwaltung und Freigebigkeit erprobt werdest, der Arme aber mit dem Preis der Geduld bedacht werde … (Basilius)

12:19 und will sagen zu meiner Seele: Liebe Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre; habe nun Ruhe, iß, trink und habe guten Mut!

12:20 Aber Gott sprach zu ihm: Du Narr! diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; und wes wird's sein, das du bereitet hast?

12:21 Also geht es, wer sich Schätze sammelt und ist nicht reich in Gott.
Vom Bekenntniß des Evangeliums lassen sich die Einen abhalten durch die Furcht vor Schmach, die Andern durch Kleinmuth, öffentlich davon zu zeugen, wieder Andere durch Furch vor dem Tod, weit mehr aber durch Bauchesdienst und Begierde nach Reichthum. Mit diesen hat es Jesus in dem Gleichniß zu thun, das er mit den Worten einleitet: „Niemand lebt davon, daß er viel Güter hat“, d.h. das wahre Leben und Glück besteht nicht im Ueberfluß, wie schon Salomo im Prediger spricht: Ich sammelte mir Silber und Gold und von den Königen und Ländern einen Schatz; ich schaffte mir Sänger und Sängerinnen und Wollust der Menschen, und Alles, was meine Augen wünschten, das ließ ich ihnen und wehrete meinem Herzen keine Freude; da ich aber ansah alle meine Werke und Mühe, die ich gehabt, siehe, da war es Alles eitel Jammer und nichts mehr unter der Sonne. Daher das Gleichniß Jesu vom reichen Mann, „dem sein Feld wohl getragen hatte und darum beschloß, seine Scheunen abzubrechen und größere zu bauen und zu seiner Seele zu sagen: liebe Seele, du hast einen großen Vorrath auf viele Jahre, habe nun Ruhe, iß, trink und habe guten Muth. Aber Gott sprach zu ihm: du Narr, diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern; weß wird's sein, das du bereitet hast?“ Wie kam es, daß dem Reichen, der doch gottlos war, sein Feld so reichlich getragen hat, während Moses sagt: wenn du nicht gehorchen wirst der Stimme des Herrn, deines Gottes, so wirst du verflucht sein auf deinem Acker, verflucht sein die Frucht deines Feldes u.s.w. Ja, das ist Gottes Ordnung, daß es den Frommen gut, den Gottlosen übel ergehe. Aber der Fürst dieser Welt verkehrt die göttliche Ordnung, und Gott läßt es zu, theils um seine unendliche Gnade zu offenbaren, mit der er seine Sonne über Böse und Gute aufgehen und regnen läßt über Gerechte und Ungerechte, theils um die Guten im Glauben zu üben und die Bösen durch seine Güte zur Buße zu leiten; theils um durch die Störung in den Dingen dieser Welr auf die richtige höhere Welt hinzuweisen, wo Alles in vollster Ordnung verläuft. Dabei unterläßt Jesus nicht, auch die mit dem Reichthum verbundenen Sorgen anzudeuten. „Was soll ich thun?“ fragt der Reiche. Er hat keine Ruhe; er weiß nicht wohin mit seiner Fülle. „Das will ich thun.“ Was? wird er von seinem Ueberfluß den Armen mittheilen? Mit keinem Pfifferliing bedenkt er sie. Wird er einen armen Nachbar, einen Freund, einen Anverwandten unterstützen? Nichts von dem! Größere Scheunen will er bauen und seiner Seele Muth zusprechen, iß, trink u.s.w. Aber während er auf solche Lust sinnt, fordert der Herr seine Seele von ihm, und so geht es allen, die nicht reich in Gott sind. Es gibt Reiche an irdischem Gut, die zugleich reich in Gott sind, wie Abraham, Hiob, David. Das sind die, die gern mittheilen und ihre Haupthoffnung auf das ewige Leben setzen,m und denen dort zugerufen wird: ei, du frommer Knecht, du bist über Wenigem getreu gewesen, ich will dich über Viel setzen; gehe ein zu deines Herrn Freude! Schon Salomo sagt: Es ist ein Unglück, das ich sah unter der Sonne und ist gemein bei den Menschen: Einer, dem Gott Reichthum und Güter und Ehre gegeben, und mangelt ihm Nichts, was sein Herz begehret, und Gott ihm doch nicht Macht gibt, desselben zu genießen, sondern ein Anderer verzehret es. Und David spricht: Ich sah einen Gottlosen erhöht, wie die Cedern des Libanon, und ging vorüber, und siehe, er war nicht mehr und seine Stätte ward nicht mehr gefunden. Was raffst du also Schätze zusammen, die dir nichts nützen? Bedenke, das Heu verdorrt, die Blume fällt ab, Gottes Wort bleibet in Ewigkeit. Ihm glaub, wirf deinen Wahn von dir, und hat dir Gott Reichthum verliehen, so nütze ihn im Glauben und dem Reich Gottes gemäß, daß du reich seist in Gott und Christo. (Johannes Brenz)


Sich Schätze sammeln dünkt Vielen ein kluges Beginnen zu sein, und sich gute Tage machen, wenn man sie gesammelt hat, dünkt Vielen wohlgethan zu sein. Auch wissen die wenigsten Menschen, was es heißt, reich in Gott sein, und begehren es auch nicht zu werden. Gott nennt aber solche Leute Narren, und ihre Narrheit wird allen Verständigen offenbar, wenn ihre Seelen unvermuthet von ihnen genommen werden; da man dann einen jeden solchen Menschen fragen kann: weß wird von nun an sein, das du bereitet hast? Es wird nicht mehr dein sein, denn du nimmst nichts in deine Sterben mit, und deine Herrlichkeit fährt dir nicht nach; du fährst also arm und trostlos deinen Vätern nach, und siehest das Licht nimmermehr, Ps. 49,18.20. Das Schätzesammeln hat der HErr Jesus nie gebilligt. Er hat zwar dem frommen Joseph von Arimathia nicht gewehrt, reich zu sein, dieser durfte aber nach der Lehre Christi seinen Reichthum nicht seinen Schatz nennen, denn nach der Bedeutung, die Christus diesem Wort beilegt, ist des Menschen Herz da, wo sein Schatz ist. Nach der Lehre Christi soll das zeitliche Vermögen, welches Er nie preiset, sondern ein geringes Ding, einen ungerechten Mammon und ein fremdes Gut nennt, Luk. 16,10.11.12., dem Menschen zufälliger Weise zu Theil werden, sein Herz aber auf das Reich Gottes und auf Seine Gerechtigkeit gerichtet sein, Matth. 6,33. Derjenige ist glücklich, der in Gott reich ist, wie der Bischof zu Smyrna, dem der Heiland Offenb. 2,9.10. schreiben ließ: Ich weiß deine Werke, und deine Trübsal, und deine Armuth (du bist aber reich), sei getreu bis an den Tod, so will Ich dir die Krone des Lebens geben. Derjenige ist aber reich in Gott, der an aller Lehre und an aller Erkenntniß, wie auch an guten Werken reich ist, 1 Kor. 1,5. 1 Tim. 6,18., oder dem die Gnade reichlich gegeben ist, Jak. 4,6. 2 Kor. 9,8., oder der reichlich getröstet wird durch Christum, 2 Kor. 1,5., oder der mit allerlei Gottesfülle erfüllet, Eph. 3,19., das ist, der mit allerlei geistlichen Gaben reichlich ausgerüstet ist, Matth. 13,12. Ein unmündiges Kind wird für reich geachtet, wenn es zwar täglich nur hat, was es bedarf, aber noch ein großes Erbe, das ihm bis zu seiner Volljährigkeit aufgehoben wird, empfangen und besitzen soll. In diesem Betracht sind alle Auserwählten und Begnadigten wegen der freiwilligen Armuth Christi, 2 Kor. 8,9., reich, weil sie zwar bei Leibesleben unmündigen Kindern gleich sind, 1 Kor. 13,11., doch aber wissen, daß ihnen ein unvergängliches, unbeflecktes und unverwelkliches Erbe, welches sehr groß ist, im Himmel behalten sei. Ein Mensch, der reich in Gott ist, leidet keinen Verlust, wenn seine Seele von ihm gefordert wird; denn ob ihm gleich sein zeitliches Vermögen nicht nachfährt, und er nicht weiß, wer es nach vielen Jahren besitzen werde, so nimmt er dagegen den Schatz des geistlichen Lebens, 2 Kor. 4,7., den er in dem irdenen Gefäß des Leibes gehabt hatte, mit sich in die Ewigkeit, und wird im Himmel wahrhaftige und unschätzbare Schätze, die ewiglich sein eigen sein werden, finden. (Magnus Friedrich Roos)

12:22 Er sprach aber zu seinen Jüngern: Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen sollt, auch nicht für euren Leib, was ihr antun sollt.

12:23 Das Leben ist mehr denn die Speise, und der Leib mehr denn die Kleidung.

12:24 Nehmet wahr der Raben: die sähen nicht, sie ernten auch nicht, sie haben auch keinen Keller noch Scheune; und Gott nährt sie doch. Wie viel aber seid ihr besser denn die Vögel!

12:25 Welcher ist unter euch, ob er schon darum sorget, der da könnte eine Elle seiner Länge zusetzen?

12:26 So ihr denn das Geringste nicht vermöget, warum sorgt ihr für das andere?

12:27 Nehmet wahr der Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch aber, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht ist bekleidet gewesen als deren eines.

12:28 So denn das Gras, das heute auf dem Felde steht und morgen in den Ofen geworfen wird, Gott also kleidet, wie viel mehr wird er euch kleiden, ihr Kleingläubigen!

12:29 Darum auch ihr, fraget nicht darnach, was ihr essen oder was ihr trinken sollt, und fahret nicht hoch her.

12:30 Nach solchem allen trachten die Heiden in der Welt; aber euer Vater weiß wohl, das ihr des bedürfet.

12:31 Doch trachtet nach dem Reich Gottes, so wird euch das alles zufallen.

12:32 Fürchte dich nicht, du kleine Herde! denn es ist eures Vaters Wohlgefallen, euch das Reich zu geben.

12:33 Verkaufet, was ihr habt, und gebt Almosen. Machet euch Beutel, die nicht veralten, einen Schatz, der nimmer abnimmt, im Himmel, da kein Dieb zukommt, und den keine Motten fressen.

12:34 Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.

12:35 Lasset eure Lenden umgürtet sein und eure Lichter brennen
Die Israeliten waren gewohnt, lange Oberkleider zu tragen, welche in der Bibel zuweilen Mäntel genannt werden, und bei Nacht in dieselben sich einzuwickeln und so zu schlafen, 2 Mos. 22,26.27. Wenn sie nun arbeiten oder zu Fuß reisen wollten, so gürteten sie sich um die Lenden, damit das Oberkleid sie nicht hindere. Da also der Heiland sagte: lasset eure Lenden umgürtet sein, so war der Sinn Seines Gebotes dieser: seid immerdar beflissen zu laufen in dem Kampf, der euch verordnet ist, und dem Kleinod der Seligkeit nachzujagen, seid immer fertig zum Dienst Gottes und zur Ausrichtung Seines Willens, seid nicht träge, was ihr thun sollt. Ephes. 6,14. sagt Paulus: stehet nun, als umgürtet an euren Lenden mit Wahrheit. Die Wahrheit nämlich, die ein Christ in der Anwendung auf sich selbst erkennt und glaubt, soll verhüten, daß er nicht auf’s Ungewisse laufe, in die Luft Streiche thue, und in einer selbsterwählten Geschäftigkeit sich selbst ermüde und zerstreue, wie diejenigen unter den Thessalonichern gethan haben, von denen Paulus 2 Thess. 3,11. schrieb, daß sie unordentlich wandeln, nicht arbeiten, und unnöthige Nebendinge treiben. Ein Jeder soll thun, was ihm von dem HErrn befohlen, wozu er berufen ist, und wozu er Gaben empfangen hat, und auf die Gelegenheiten warten, die der HErr ihm von Zeit zu Zeit zeigt, etwas Gutes auszurichten, und dabei seine Hoffnung ganz auf die Gnade setzen, s. Röm. 12,7.8. 1 Kor. 7,20.24. Jer. 1,17. 1 Petr. 1,13. Eben dieses lehrt auch der Heiland selbst, indem Er befiehlt, daß neben der Umgürtung der Lenden, oder neben der Willigkeit und Fertigkeit, Gott zu dienen, auch unsere Lichter brennen sollen. Wir sollen also nicht nach einer finstern Willkür oder nach blinden Trieben handeln, auch sollen wir nicht Andern die Splitter aus den Augen ziehen wollen, und selber Balken in den Augen behalten, sondern erleuchtet sein, im Lichte wandeln, und unser Licht leuchten lassen vor den Leuten, daß sie nicht nur unsere guten Worte hören, sondern unsere guten Werke sehen, und unsern Vater im Himmel preisen. Ach daß wir in unserer Kirche viele Leute mit umgürteten Lenden und brennenden Lichtern hätten, so würde es besser darin stehen! Geschäftige Leute gibt es genug. Sie arbeiten aber sich selbst. Sie laufen Irrwischen der menschlichen Gunst und des Reichthums nach. Dem HErrn dienen sie nicht. Seine leibeigenen Knechte und Mägde wollen sie nicht sein. Wo sie mit Verläugnung ihrer selbst den Willen Gottes thun und Sein Reich befördern sollen, da sind ihre Lenden nicht umgürtet. Der Faule spricht: es ist ein Löwe draußen, ich möchte erwürget werden auf der Gassen, Spr. Sal. 22,13. Auch fehlt es an dem brennenden Lichte, weil man den Geist der Weisheit und der Offenbarung nicht empfangen hat, an dessen Statt man sich mit der Lampe der Vernunft behilft, welche doch die geistlichen Dinge nicht entdeckt, und den Menschen nicht so weise macht, daß er Gottes Ehre und der Kirche und des Staates Wohl lauter und kräftig befördern könnte. Der HErr sende Sein Licht und Seine Wahrheit, daß sie uns leiten, und bringen zu Seinem heiligen Berg und zu Seiner Wohnung.(Magnus Friedrich Roos)

12:36 und seid gleich den Menschen, die auf ihren Herrn warten, wann er aufbrechen wird von der Hochzeit, auf daß, wenn er kommt und anklopft, sie ihm alsbald auftun.
Sollte in hundert Jahren Jesus Christus der Herr noch nicht gekommen sein in Herrlichkeit, sollte selbst dann Seine Gemeinde immer noch eine wartende sein, so fühle ich mich mit der Erwartung Seines Kommens doch ganz und gar nicht getäuscht. Er hat mir befohlen, auf Ihn zu warten. Er hat es bestimmt ausgesprochen, dass Er bald kommen werde; wann? das hat Er nicht gesagt. Zeit und Stunde gebührt uns nicht zu wissen. Der Herr wird seine Gründe hierfür haben. Es ist gar wohl möglich, dass zwischen dem Kommen des Herrn im Fleische und Seinem Kommen zur Einnahme des Reiches ein Zeitraum von 2000 Jahren liegt. Aber das hindert mich nicht, auf Sein Kommen hinzuarbeiten und gleich einem Knechte zu sein, der stündlich auf seinen Herrn wartet. Nach Seinem Willen soll mein Erdenleben der Reichspredigt gewidmet sein. Nur Er weiß es so recht, warum schon die ersten Christen sehnlichst Seine Wiederkunft erwarten mussten, warum sie das Reich und nichts anderes beleben sollte. Tatsache aber ist es, dass alle, die Glieder des Leibes Christi sein wollen, jederzeit in voller Bereitschaft stehen müssen. Anders können sie Gott nicht gefallen! Wer nicht wartet, der kann einst nicht mitkommen. Fragst du mich also, warum ich täglich auf den Herrn warte und viel von Seinem Kommen rede und schreibe, so antworte ich: Der Heiland will es so haben. Er hat's befohlen! Und das ist genug. Täuschen kann sich keiner, der da tut, was der Herr befohlen hat. Die Reichshoffnung muss jeden durchglühen. Jesus wird Sein Werk mit starker Hand zum Ziele führen. (Markus Hauser)

12:37 Selig sind die Knechte, die der Herr, so er kommt, wachend findet. Wahrlich, ich sage euch: Er wird sich aufschürzen und wird sie zu Tische setzen und vor ihnen gehen und ihnen dienen.

12:38 Und so er kommt in der anderen Wache und in der dritten Wache und wird's also finden: selig sind diese Knechte.

12:39 Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausherr wüßte, zu welcher Stunde der Dieb käme, so wachte er und ließe nicht in sein Haus brechen.

12:40 Darum seid auch ihr bereit; denn des Menschen Sohn wird kommen zu der Stunde, da ihr's nicht meinet.

12:41 Petrus aber sprach zu ihm: HERR, sagst du dies Gleichnis zu uns oder auch zu allen?

12:42 Der HERR aber sprach: Wie ein großes Ding ist's um einen treuen und klugen Haushalter, welchen der Herr setzt über sein Gesinde, daß er ihnen zur rechten Zeit ihre Gebühr gebe!

12:43 Selig ist der Knecht, welchen sein Herr findet tun also, wenn er kommt.

12:44 Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen.

12:45 So aber der Knecht in seinem Herzen sagen wird: Mein Herr verzieht zu kommen, und fängt an, zu schlagen die Knechte und Mägde, auch zu essen und zu trinken und sich vollzusaufen:

12:46 so wird des Knechtes Herr kommen an dem Tage, da er sich's nicht versieht, und zu der Stunde, die er nicht weiß, und wird ihn zerscheitern und wird ihm seinen Lohn geben mit den Ungläubigen.

12:47 Der Knecht aber, der seines Herrn Willen weiß, und hat sich nicht bereitet, auch nicht nach seinem Willen getan, der wird viel Streiche leiden müssen.

12:48 Der es aber nicht weiß, hat aber getan, was der Streiche wert ist, wird wenig Streiche leiden. Denn welchem viel gegeben ist, bei dem wird man viel suchen; und welchem viel befohlen ist, von dem wird man viel fordern.

12:49 Ich bin gekommen, daß ich ein Feuer anzünde auf Erden; was wollte ich lieber, denn es brennete schon!

12:50 Aber ich muß mich zuvor taufen lassen mit einer Taufe; wie ist mir so bange, bis sie vollendet werde!

12:51 Meinet ihr, daß ich hergekommen bin, Frieden zu bringen auf Erden? Ich sage: Nein, sondern Zwietracht.

12:52 Denn von nun an werden fünf in einem Hause uneins sein, drei wider zwei, und zwei wider drei.

12:53 Es wird sein der Vater wider den Sohn, und der Sohn wider den Vater; die Mutter wider die Tochter, und die Tochter wider die Mutter; die Schwiegermutter wider die Schwiegertochter, und die Schwiegertochter wider die Schwiegermutter.

12:54 Er sprach aber zu dem Volk: Wenn ihr eine Wolke sehet aufgehen am Abend, so sprecht ihr alsbald: Es kommt ein Regen, und es geschieht also.

12:55 Und wenn ihr sehet den Südwind wehen, so sprecht ihr: Es wird heiß werden, und es geschieht also.

12:56 Ihr Heuchler! die Gestalt der Erde und des Himmels könnt ihr prüfen; wie prüft ihr aber diese Zeit nicht?

12:57 Warum richtet ihr aber nicht von euch selber, was recht ist?

12:58 So du aber mit deinem Widersacher vor den Fürsten gehst, so tu Fleiß auf dem Wege, das du ihn los werdest, auf daß er nicht etwa dich vor den Richter ziehe, und der Richter überantworte dich dem Stockmeister, und der Stockmeister werfe dich ins Gefängnis.

12:59 Ich sage dir: Du wirst von dannen nicht herauskommen, bis du den allerletzten Heller bezahlest.
Heiland der Welt, Du bist auf dieser Erde umhergegangen, und hast wohlgetan. Wer Dich kannte und Dich kommen sah, der konnte sagen: O Gottlob, da kommt Jesus! Wo Der hinkommt, da will Er segnen! Sei es durch die holdseligen Worte seines Mundes, die den Armen das Evangelium verkündigen, sei es durch die Wunder wirkende Kraft seiner Hand. Das wussten auch die Notleidenden, die Blinden, die Lahmen, die Aussätzigen, alle, die in Gebrechen ihres Leibes oder bei ihren Kranken, Sterbenden und Verstorbenen jammerten. O wie strömten sie zu Dir, dem Helfer! Und wie göttlich wurden sie erfreut! Sogar denjenigen, die unter der Gewalt des Satans zu Dir nicht kommen durften, begegnetest Du, und sie wurden aus der allergrausamsten Angst gerissen. Am herrlichsten haben die Traurigen zu Zion erfahren, wer Du bist. „Sei getrost, deinen Sünden sind dir vergeben:“ wie lieblich klang ihnen dies Wort ihres Heilandes! Nun waren sie neu, aus Gott geboren. O Herr Jesu, Du bist ja bei den Deinen alle Tage bis an der Welt Ende, tröste auch mein Herz; verschmähe mein Elend nicht! Gehe nicht an meiner Hütte vorüber. Stelle auch mich, als einen Beweis Deiner Gotteskraft und Deiner unbegrenzten Liebe, vor Deinem Vater und vor Deinen Engeln dar. Mache Dein Wort je länger je mehr an mir zu einem Balsam, der meine Wunden heilt, und zu einem Feuer, das alle sündhaften Regungen, alle Götzenbilder meines Ichs, meinen Stolz, meine Eitelkeit, meine Selbstsucht, alle eigennützigen Absichten und Hemmnisse der Gnade verbrennt und verzehrt, damit das Gold des Glaubens und der Liebe von allen Schlacken gereinigt werde. Und – o welch ein Jammer drückt die sündliche Welt! Wenn du wiederkommen wirst, ja, da wird allem Jammer auf Erden ein Ende gemacht werden. Gottlob, auch heute Abend ist die leidende Menschheit der Stunde der Erlösung schon um einen Tag näher. Habe Dank dafür, und lass sie und uns immer mehr im Glauben Deine Herrlichkeit sehen. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Zwischen Tod und Weltgericht mag für die einzelnen Personen sehr viel liegen. Die Werke folgen nach in die Ewigkeit - wie die Saat, so die Ernte. Der arme Lazarus wurde sofort im Schoße Abrahams getröstet, und der reiche Mann, der ohne gute Werke starb, kam sogleich an den Ort der Pein. Wir sehen aus jener Erzählung, dass der Mensch im Tode keineswegs so unleiblich ist, wie dies viele so leichthin annehmen. Auch der Seele kommt eine gewisse Leiblichkeit zu. Es gibt jenseits des Grabes eine seelische Welt, in der alle Dinge sich vorfinden, die wir hier haben, nur dass sie seelischer Natur sind. Der Heiland spricht von einem Schuldturm, Kerker, von einer Art Zwangsarbeitsanstalt in der Ewigkeit. Nach der Gerechtigkeit Gottes muss auch der letzte Heller bezahlt werden. Da mag einer leichtsinnig Schulden machen oder auch auf andere Weise viele schädigen und dann denken und sagen, der Tod enthebe ihn aller Verbindlichkeiten. Er kommt aber aus dem Regen in die Traufe. Im Kerker der Ewigkeit muss er erst recht arbeiten, bis er den legten Heller erstattet hat. Nicht nur Verbrecher, auch allerlei nette, scheinbar brave und vornehme Leute kommen da schlecht weg, ihr Leben hat kein Ende; Mühe, Not und Jammer gehen dort erst recht an. Keiner kann sich durch den Tod der Gerechtigkeit Gottes entziehen. Jenseits des Grabes gibt es keine Ruhe für Leute, die in ihren Sünden sterben, und noch wartet das Endgericht auf sie! Strafe tragen ist keine Sühne für die Schuld; nur Christi Blut kann Sünden tilgen und vor Sünden bewahren. (Markus Hauser)

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