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Prediger, Kapitel 11

Prediger, Kapitel 11

11:1 Laß dein Brot über das Wasser fahren, so wirst du es finden nach langer Zeit.
Wir dürfen nicht erwarten, für das Gute, was wir tun, sofortigen Lohn zu sehen; ebensowenig dürfen wir unsre Bemühungen auf Orte und Personen beschränken, von denen es wahrscheinlich ist, daß sie uns Ersatz für unsre Arbeit gewähren werden. Der Ägypter wirft seinen Samen auf das Wasser des Nils, was eine schiere Vergeudung des Korns scheinen könnte. Aber seiner Zeit nimmt die Flut ab, der Reis oder was es sonst für Korn ist, sinkt in den fruchtbaren Schlamm, und rasch wird eine Ernte hervorgebracht. Laßt uns heute den Undankbaren und den Bösen Gutes tun. Laßt uns die Sorglosen und die Hartnäckigen lehren. Wasser, das keinen Erfolg verspricht, mag hoffnungsvollen Boden bedecken. Nirgends soll unsre Arbeit vergeblich in dem Herrn sein.
Es ist unsre Sache, unser Brot auf das Wasser zu werfen; es bleibt Gott überlassen, die Verheißung zu erfüllen: „Du wirst es finden.“ Er wird nicht versäumen, sie zu halten. Sein gute Wort Gottes, das wir gesprochen haben, soll leben, soll gefunden werden, soll von uns gefunden werden. Vielleicht nicht eben jetzt, aber eines Tages werden wir ernten, was wir gesäet haben. Wir müssen uns in der Geduld üben, denn vielleicht wird der Herr uns darin üben. „Nach vielen Tagen,“ spricht die Schrift, und in vielen Fällen werden dieses Tage zu Monaten und Jahren, und doch bleibt das Wort wahr, Gottes Verheißung hält sich; laßt uns Sorgen tragen, daß wir die Vorschrift halten und sie diesen Tag halten. (Charles Haddon Spurgeon)

11:2 Teile aus unter sieben und unter acht; denn du weißt nicht, was für Unglück auf Erden kommen wird.

11:3 Wenn die Wolken voll sind, so geben sie Regen auf die Erde; und wenn der Baum fällt, er falle gegen Mittag oder Mitternacht, auf welchen Ort er fällt, da wird er liegen.
Warum fürchten wir denn die Wolken, welche jetzt unsren Himmel verdunkeln? Zwar verbergen sie auf eine Weise die Sonne, aber die Sonne ist nicht ausgelöscht; sie wird binnen kurzem wieder scheinen. Mittlerweile sind diese schwarzen Wolken mit Regen gefüllt; und je schwärzer sie sind, desto wahrscheinlicher ists, daß sie reichliche Schauer geben werden. Können wir Regen ohne Wolken haben?
Unsre Leiden haben uns stets Segnungen gebracht und werden es stets tun. Sie sind die dunklen Wagen der hellen Gnade. Nicht lange, so werden diese Wolken sich entleeren, und jede zarte Pflanze wird durch den Regen um so fröhlicher gemacht. Unser Gott mag uns mit Leiden tränken, aber Er wird uns nicht in Zorn ertränken; nein, Er will uns in Barmherzigkeit erquicken. Unsres Herrn Liebesbriefe kommen häufig in schwarzgeränderten Umschlägen. Seine Wagen rumpeln, aber sie sind mit Wohltaten beladen. Seine Rute trägt süße Blüten und nährende Früchte. Laßt uns nicht sorgen um der Wolken willen, sondern singen, weil Aprilwolken und -schauer uns Maiblumen bringen werden.
O Herr, die Wolken sind der Staub Deiner Füße! Wie nahe bist Du am wolkigen und dunklen Tage! Die Liebe schaut Dich und ist froh. Der Glaube sieht, wie die Wolken Regen geben und auf jeder Seite die kleinen Hügel fröhlich machen. (Charles Haddon Spurgeon)

11:4 Wer auf den Wind achtet, der sät nicht; und wer auf die Wolken sieht, der erntet nicht.

11:5 Gleichwie du nicht weißt den Weg des Windes und wie die Gebeine in Mutterleibe bereitet werden, also kannst du auch Gottes Werk nicht wissen, das er tut überall.

11:6 Frühe säe deinen Samen und laß deine Hand des Abends nicht ab; denn du weißt nicht, ob dies oder das geraten wird; und ob beides geriete, so wäre es desto besser.
Am Abend des Tages gibt‘s manche günstige Gelegenheit zum Guten; die Menschen kehren von ihrem Tagewerk heim, und wer sich gern um das Heil andrer bekümmert, findet Zeit, ihnen die Liebe Jesu zu rühmen. Habe ich keine Abend-Arbeit für meinen Jesus? Wenn nicht, so will ich meine Hand nicht von meiner Pflicht abziehen, die so viel Kräfte erfordert. Die Sünder gehen verloren, weil es ihnen an Erkenntnis fehlt; wer träge ist, an dessen Kleid klebt das rote Blut verlorner Seelen. Der Herr Jesus reichte seine beiden Hände für mich den Nägeln dar, wie sollte ich denn meine Rechte seinem Segens-Werke entziehen? Tag und Nacht arbeitete und betete Er für mich, wie darf ich auch nur eine einzige Stunde mit üppiger Behaglichkeit meines Leibes warten? Auf, träges Herz, lege Hand ans Werk, und erhebe dich zum Gebet; Himmel und Hölle sind voller Eifer, so will denn auch ich guten Samen ausstreuen für den Herrn.
Auch der Abend des Lebens hat seine Aufgabe. Das Leben ist so kurz, dass ein Morgen voller Manneskraft und ein Abend voller Schwäche das ganze Leben ausmachen. Manchen scheint es lange, aber auch eine Reichsmark ist eine große Summe für manchen armen Menschen. Das Leben ist so kurz, dass kein Mensch einen Tag zu verlieren hat. Man hat trefflich gesagt, wenn ein reicher König uns zu einem großen Haufen Goldes führte und hieße uns davon so viel zu behalten, als wir an einem Tage zählen könnten, so würden wir den Tag möglichst lang machen; wir würden mit dem frühesten Morgen beginnen und am späten Abend würde unsre Hand auch nicht müßig sein; aber Seelen gewinnen ist eine weit edlere Arbeit; wie kommt‘s denn, dass wir dabei so früh aufhören? Manchem wird ein langer Lebensabend voller rüstiger Kraft geschenkt; wenn das bei mir der Fall ist, so will ich meine übrigen Geistesgaben wohl verwenden, und bis zum letzten Augenblick meinem hochgelobten treuen Heiland zu dienen suchen. Durch seine Gnade will ich auf dem Kampfplatz sterben, und die Arbeit erst niederlegen, wenn ich meinen Leib ablege. Das Alter möge die Jugend lehren, die Schwachen stärken und die Zaghaften ermutigen; hat der Abend weniger feurige Regsamkeit, so sollte er mehr ruhige Weisheit besitzen, darum will ich meine Hand des Abends nicht ruhen lassen. (Charles Haddon Spurgeon)

11:7 Es ist das Licht süß, und den Augen lieblich, die Sonne zu sehen.

11:8 Wenn ein Mensch viele Jahre lebt, so sei er fröhlich in ihnen allen und gedenke der finstern Tage, daß ihrer viel sein werden; denn alles, was kommt, ist eitel.

11:9 So freue dich, Jüngling, in deiner Jugend und laß dein Herz guter Dinge sein in deiner Jugend. Tue, was dein Herz gelüstet und deinen Augen gefällt, und wisse, daß dich Gott um dies alles wird vor Gericht führen.

11:10 Laß die Traurigkeit in deinem Herzen und tue das Übel von deinem Leibe; denn Kindheit und Jugend ist eitel.1)
In diesem Kapitel zeigt Salomo die besseren Mittel, wie man ohne eitles Sorgen und Grämen eine weise Anstalt fürs Zukünftige zu machen habe, und zwar erstens durch Wohlthätigkeit gegen Arme V. 1-6, durch fleißige Arbeit V. 6, erlaubte, aber mit Gottesfurcht geheiligte Freudigkeit V. 7-12,7. Die Schlußverse enthalten einen zusammenfassenden Beschluß: alles Irdische, wenn es auch lieblich wäre, ist doch eitel durch Vergänglichkeit und Wechsel V. 8. Die höhere Freude darin ist das Beste; darum suche sie von Gott, indem du sein Gericht fürchtest, die Sünde meidest, und in Demuth genießest V. 9. Und dann kannst du das Bisherige gerade umkehren und dich freuen, weil deine Jugend nur vergänglich ist mit ihren irdischen Gütern und als Morgenröthe ein schöneres Licht vorbereiten will. V. 10. Der Schluß aus allem bisher Betrachteten ist: Richte so früh als möglich aus aller irdischen Eitelkeit den Blick zu deinem Schöpfer, daß du nicht erst, wie Salomo, durch lange, schwere Erfahrung klug werdest. – Herzlich sagen wir Deinem Namen Dank, o Herr, daß Du an uns gedacht hast in unserer Jugend, ehe wir an Dich denken konnten, und uns von Kindesbeinen an hast auf Adlers Flügeln getragen und lassen an Seilen der Liebe gehen. Unser Leben ist eine Reise durch die Wüste dieser Welt nach dem Canaan des Himmels; wenn wir in einer geheiligten Andacht auf unsern Pisga steigen, und an die Wege denken, die wir zurückgelegt haben, so sind wir wahrlich ein rechtes Wunder vor Deinen Augen, ein Wunder wie Deiner Allmacht, so Deiner Liebe. Wie treu und gnädig hast Du uns bewacht, geleitet, beschützt, zu Dir gezogen und erhalten bis auf diese Stunde! Herr, gedenke nicht der Sünden unserer Jugend und unserer vielfachen Uebertretungen, sondern gedenke unserer nach Deiner Güte und Barmherzigkeit. Hilf uns auch ferner durch diese arge und gefahrvolle Welt hindurch, bis es einmal heißt: Es ist genug, genug gekämpft und gelitten, gehe ein zu deines Herrn Freude. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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