Thomas von Kempen - Buch 3 - Kapitel 13

Thomas von Kempen - Buch 3 - Kapitel 13

Vom Gehorsam eines Demüthigen nach dem Beispiel Jesu Christi.

1. Sohn! Wer sich dem Gehorsam zu entziehen sucht, der entzieht sich selbst der Gnade, und wer für sich etwas Besonderes haben will, verliert das Gemeinsame.

Wer nicht gern und willig seinem Vorgesetzten sich unterwirft, zeigt, daß ihm sein Fleisch noch nicht vollkommen gehorche, sondern noch oft widerspenstig sei und murre.

Lerne daher ohne Verzug, deinem Obern dich unterwerfen, wenn du dein eigen Fleisch unterjochen willst.

Denn schneller wird der äußere Feind überwunden, wenn der innere Mensch unter Zucht steht.

Es gibt keinen lästigeren und schlimmeren Feind deiner Seele, als du dir selbst bist, wenn du mit dem Geiste nicht recht übereinstimmst.

Du mußt durchaus in Wahrhiet dich selbst verachten, wenn du über Fleisch und Blut die Oberhand gewinnen willst.

Weil du noch eine allzu unordentliche Liebe zu dir selbst hast, darum bangt es dir, dem Willen Anderer dich vollkommen zu ergeben.

2. Aber was ist es denn Großes, wenn du, der du Staub und nichts bist, um Gottes willen einem Menschen dich unterwirfst; da ich, der Allmächtige und Allerhöchste, der ich Alles aus nichts erschaffen, mich um deinetwillen demüthig den Menschen unterworfen habe?

Ich bin der Demüthigste und Niedrigste von Allen geworden, damit du deinen Stolz durch meine Demuth überwinden möchtest.

Lerne gehorchen, du Staub! Lerne dich demüthigen, du Lehm und Erde, und unter den Füßen Aller dich krümmen!

Lerne deinen Willen brechen und dich in Allem unterwerfen!

3. Entbrenne wider dich selbst, und dulde nicht, daß Hochmuth in dir aufkomme; sondern zeige dich so unterwürfig und klein, daß Alle über dich hingehen und wie Straßenkoth dich treten können!

Was hast du zu klagen, du eitler Mensch?

Wie kannst du, befleckter Sünder, denen, die dich schmähen, widersprechen, der du so oft Gott beleidiget und vielfältig die Hölle verdient hast?

Aber mein Auge hat deiner geschonet, weil deine Seele kostbar war vor meinem Angesicht, damit du erkennen möchtest meine Liebe, und immer dankbar bliebest für meine Wohlthaten, und der wahren Unterwerfung und Demuth dich stets befleißigtest, und geduldig die eigene Verachtung ertrügest.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/t/thomas/3_13.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain