Vorwort zu Augsut Tholuck - Drei Predigten
Einige, in dem Fürstenthum Paderborn, Provinz Westphalen, verstreute Häuflein Eurer Glaubensgenossen, evangelische Freunde, haben, zusammen ohngefahr 300 Seelen stark, das lebendigste Verlangen, sich zu einer Gemeinde zusammenzuschließen. Wir sind von den nächsten evangelischen Kirchen 2-3 Meilen entfernt. Driburg würde von den am entferntesten Wohnenden in 1/2 Stunden zu erreichen sein. Gibt uns also der Herr Gnade, so wollten wir in Driburg als unserm Mittelpunkte eine Gemeinde gründen. - Unsere Verstreutheit unter einer überwiegend katholischen Bevölkerung hat, da wir fast aus allem kirchlichen Verkehr herausgerissen waren, den verderblichsten Einfluß gehabt. In Vielen ist das Glaubenslicht ganz und gar verloschen; Viele sind zur römischen Kirche hinübergegangen und hinübergezogen worden. Auf uns ist die Schmach gefallen um unseres Bekenntnisses willen. Wir haben viel gelitten unter dem Drucke des römischen Uebergewichts.
Nun aber haben sich evangelische Freunde unserer angenommen und der Herr will uns helfen aus der Noth unseres Glaubens. Die Rhein. Pastoral-Hülfs-Gesellschaft hat uns in der Person des Unterzeichneten einen Geistlichen und Lehrer zugesendet, und den Segen, die Predigt unseres Glaubens zu hören, die Segnungen kirchlicher Gemeinschaft zu genießen, unsern Kindern evangelischen Unterricht zu bieten, den möchten wir erhalten uns und unsern Nachkommen, Wozu die Noth uns schon lange getrieben hat, das wollen wir mit Gottes Hülfe und unserer evangelischen Brüder Beistande jetzt vollführen, eine Gemeinde unter uns aufrichten. Wir haben ein Haus nebst Scheune und Garten angekauft im Betrage von 2500 Rthlr., und der bei weitem größte Theil dieser Schuld muß durch Gaben der Liebe gedeckt werden. Und außerdem bedürfen wir noch eines kleinen Gotteshauses, da wir in dem Mitgebrauche einer Kapelle nur einstweilen geduldet werden. Ein Theil unseres Gartens soll zum Kirchhofe unserer Gemeinde gebraucht werden, da uns das evangelische Begräbniß unserer Verstorbenen streitig gemacht wird. Wir bedürfen eines Fonds zur theilweisen Deckung des Einkommens für unsern Pfarrer resp. Lehrer; aber obgleich uns so viel Noth ist, und unter uns sehr viele Arme sind, so vertrauen wir doch auf unsern reichen Herrn; Er wird uns helfen.
So bieten wir Euch, liebe Freunde, die vorliegenden Predigten eines um das Reich Gottes hochverdienten Mannes, damit Ihr durch dieselben auch erweckt werden möchtet, unserer Armuth ein Scherflein zu geben. Der Herr erbaue Euch durch dieselben in Eurem Glauben und erinnere Euch dabei, auch unserer zu gedenken.
Nähere Nachrichten über unsere Zustände zu geben, wie auch brüderliche Beisteuern der Liebe anzunehmen, ist der Unterzeichnete gern bereit.
Driburg, den 3. März 1551.
In Vertretung der Evangelischen in Driburg und Umgegend
C. Brachmann,
evangel. Hülfs-Geistlicher.