Zuletzt angesehen: Stockmayer, Otto - Römer 4

Stockmayer, Otto - Römer 4

Stockmayer, Otto - Römer 4

(Ein Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“)

I. Die Rechtfertigung durch den Glauben

Der Römerbrief hat seine besondere Stellung unter den Büchern des neuen Testaments. Es tritt uns da - besonders im vierten Kapitel - Abraham, der Vater der Gläubigen entgegen und somit, die erst durch die Reformation wieder auf den Leuchter gestellte Wahrheit von der Rechtfertigung durch den Glauben. „Abraham hat Gott geglaubt und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet,“ heisst es am Schluss des sechsten Verses. Es handelte sich damals, wie wir aus dem ersten Verse von 1. Mose 14 sehen, darum, dass Abraham sich aufgemacht hatte, um mit seinen Bundesgenossen gegen die Könige zu Felde zu ziehen, die Neffen Lot gefangen genommen und samt seiner Habe fortgeführt hatten. Nach der Schlacht ging ihm Mechisedek, der König von Salem, mit Brot und Wein entgegen und segnete ihn im Namen des Allerhöchsten. Als ein, durch Mechisedek von Gott Gesegneter, weigerte sich Abraham, irgend welche Belohnung vom König von Sodom anzunehmen. „Nicht einen Schuhriemen nehme ich von dir, damit du nicht sagest, ich habe Abraham reich gemacht, ruft er letzterem zu. Und Gott drückt diesen Worten sein Siegel auf, in dem Er zu Seinem Knechte sagt: „Fürchte dich nicht, Abraham; ich bin dein Schild und dein sehr grosser Lohn.“ Nachdem er nicht nur zu seinem Neffen Lot, sondern auch dem Könige von Sodom gegenüber königlich gehandelt hatte, kann der Herr ihn weiter führen und ihm einen Segen schenken, indem Er ihn zum Stammvater des alttestamentlichen und des neutestamentlichen Israel macht, ihn zum Vater der Gläubigen ernennt. Vers 5: „Sieh gegen den Himmel und zähle die Sterne,“ sagt Gott zu ihm…, „genauso wird dein Same sein.“ Grösseren Segen kannte der Gläubige des alten Bundes nicht, als Frucht zu bringen für Jehova. Nicht nach eigenem Vorteil verlangte ihn, sondern nach Frucht für Jehova, und was zu einer Zeit, wo er seines vorgerückten Alters wegen nicht mehr auf einen Sohn hoffen konnte.

„Abraham glaubte Gott und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden,“ Auf dies Wort stützt sich der ganze Römerbrief, besondern Kapitel 4-8. Eine andere Gerechtigkeit, als eine aus dem Glauben kommende, kann es gar nicht für uns geben aus dem einfachen Grunde, weil wir ein gefallenes Geschlecht sind. Wir sind durch und durch verdorben von Natur und die Werke, die wir in eigener Kraft, im natürlichen Edelmut, mit eigenen Anstrengungen tun dienen nur dazu unser eigenes Ich und unsere Selbstgerechtigkeit zu nähren und zu stärken. Wir tun uns etwas darauf zu gute und beflecken damit unser Tun. Werke, die wir in eigener Kraft verrichten, können Gott nicht gefallen. Er kann nur annehmen, was wir im Glauben vollbringen, gestützt auf Sein Wort und Seinen Geist. Nur das hat Ewigkeitswert. Der Ruhm dafür kommt dann aber einzig und allein Gott zu. Denn nun wissen wir: Nicht wir haben es fertig gebracht, sondern es ist eine Frucht, die auf dem von Gott in Christo eingepflanzten Baum gewachsen ist. Solche Frucht kommt nicht auf unsere, sondern auf Gottes Rechnung, von dem sie stammt. Oh, beflecken wir uns daher nicht mehr mit Selbstbewusstsein, indem wir uns in unserer Hände Werk sonnen! Hat etwas überhaupt einen Wert, so stammt es von Gott. „Ein fauler Baum, kann keine guten Früchte bringen, aus sich selbst.“ Zuerst muss der Baum bis in die Wurzeln hinein erneuert werden und letztere müssen in Gott und in die Ewigkeit eingesenkt sein, wenn bleibendes daraus erwachsen soll. Was von Gott kommt, bleibt für Zeit und Ewigkeit.

Vers 5: „Dem aber, der nicht wirkt, sondern an den glaubt, der die Gottlosen, rechtfertigt,“ der den Gerechtfertigten in Lebensverbindung mit sich selbst bringt und sich damit eine neue Quelle für die Ihm wohlgefälligen Werke verschafft - „dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit.“ Dann wird und muss sich dieser Glaube in Werken offenbaren. Unsere Wurzeln müssen wieder in Gott eingesenkt sein, damit der göttliche Lebenssaft in uns zirkuliere und Ewigkeitsfrucht wirke. Es handelt sich hier um ein Leben aus Gott, mit Gott und für Gott.

Vers 6-8. Dieses Leben gründet sich auf eine neue Schöpfung, weil wir von Natur gefallene Wesen sind und ein fauler Baum nur böse Früchte bringen kann. Eine solche Neuschöpfung aber gründet sich auf Sündenvergebung. Dadurch, dass uns Gott die Sünde nicht mehr zurechnet um des Blutes Jesu willen, von dem das Blut der Lämmer und Böcke nur Weissagungen und Vorbilder waren - dadurch, dass der Herr unsere Sünde zudeckt, macht er Raum für Seinen Geist, einen neuen Geist - den Geist Gottes. Der uns nun tüchtig macht, Gutes zu wirken in den Linien in die Er uns hineinstellt. Das macht uns zu glückseligen Leuten - aber nicht aufgrund eigenen Wirkens, sonder aufgrund dessen, was der Glaube in uns schafft.

„Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit. Nach welcher Weise auch David spricht, das die Seligkeit sei allein des Menschen, welchem Gott zurechnet die Gerechtigkeit, ohne zutun der Werke, da er spricht: „Selig sind die, deren Ungerechtigkeiten vergeben sind und welchen ihre Sünde bedeckt sind! Selig der Mann, welchem Gott keine Sünde zurechnet… Der Glaube wird uns zur Gerechtigkeit gerechnet, noch ehe er Werke vollbringt. Die aus dem Glauben hervorgegangenen Werke aber stammen aus Gott, während die Selbstgerechtigkeit und ihre Werke uns von Gott scheiden. Dem Abraham ist sein Glaube zur Gerechtigkeit, als er noch unbeschnitten war. Er empfing das Zeichen der Beschneidung als Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens. Das Siegel aber, das wir aus Gott empfangen haben auf unseren Glauben, da wir uns zu Ihm bekehrten, ist die Gabe des Heiligen Geistes. Ein herrlicheres Siegel lässt sich nicht denken. Ursprünglich waren wir dazu bestimmt, eine Behausung Gottes zu sein und eine solche werden wir wieder. Sobald wir im Blute des Lammes gewaschen sind und dem heiligen Geistes in uns Raum machen, schlägt Gott Seine Wohnung wieder in uns auf. Im alten Bunde war es das Siegel der Beschneidung, was die Israeliten schieden von der Völkerwelt - im neuen Bunde, ist es das Innewohnen des Heiligen Geistes, das uns wieder zu einer Behausung Gottes macht und uns damit scheidet von einem fremden Geist, von der, von irdischen Kräften beseelten Welt. Dadurch, dass wir wandelnde Behausungen Gottes sind, werden wir ein Licht für die im Dunkeln liegende Welt und Zeugen Gottes für alle, welche Augen haben zu sehen und Ohren zu hören. Da tritt dann die Frage der Beschneidung gänzlich in den Hintergrund - die Frage ob Jude oder Heide - es handelt sich um ein neues Volk, um eine neue Gemeinde Jesu Christi, zusammen gesetzt aus Juden und Heiden. Woher die einzelnen Glieder dieser Gemeinde Jesu Christi stammen, das hat dann keine Bedeutung mehr.

II. Der Glaube hält sich an Gottes Wort

Am Schluss von Vers 16 heisst es, dass Abraham unser aller Vater ist, der Vater aller Gläubigen: „Ich habe dich gesetzt zum Vater vieler Gläubigen.“ Abraham ist seiner Geschichte und in seiner ganzen Lebensführung ein Vorbild von dem, was unter wahrem Gottvertrauen zu verstehen ist. Er hat uns vorgelebt, was Gott vertrauen und nicht auf das Sichtbare sehen heisst. Wenn wir wirklich Abrahams Kinder sind, so müssen wir es damit ausweisen, dass wir nicht sehen auf das Sichtbare und nicht stehen bleiben bei dem, was vor Augen ist. Denn das Sichtbare vergeht und wir sind berufen für die Herrlichkeit, deren oberstes Gesetz es ist, sich nicht aufhalten bei den Drohungen, Lockungen und Versuchungen der gegenwärtigen Stunde, sondern durch alles hindurch auf dem Felsengrunde des Wortes Gottes stehen zu bleiben. Mit jedem neuen Tage und durch alle Übungen und Erfahrungen jedes neuen Tages sollen wir besser lernen, uns nicht beeinflussen zu lassen von dem, was vor Augen ist, sondern Wortmenschen zu werden, denen das, was geschrieben ist, unendlich viel mehr gilt, als was sie fühlen oder nicht fühlen oder nicht erfahren haben, oder was Menschen sagen mögen. Wir müssen Abrahams Kinder werden, denn dazu hat uns Gott Abraham zum Vorbild gegeben. Darum musste Abraham die Erfahrungen machen, die er gemacht hat; darum musste er seinem Gott allen gegenteiligen Erfahrungen zum Trotz aufs Wort glauben und schliesslich sogar die Frucht des Glaubens, den Glaubenssohn Isaak, noch über Morija gehen lassen. Viele hängen sich krampfhaft an solche Glaubensfrucht und klammern sich mit aller Macht an das, was ihnen durch Glauben geworden ist. Aber auch das können wir nicht festhalten. Wir vermögen nur den Herrn an uns zu halten, nur aus dem nackten Worte zu leben und alles, was wir erleben - alle Frucht des Glaubens muss dazu dienen, uns zu Leuten zu machen, denen Gottes Wort genügt und die sich mit Gottes Wort durch alles durchschlagen. Das verherrlicht Gott, „der dem Nichtseienden ruft, dass es sei,“ der auch aus uns neue Menschen schafft und uns nährt mit den Kräften der zukünftigen Welt, mit den Kräften des Wortes Gottes, durch Seinen Geist.

Das Hauptelement des Glaubens besteht nach Vers 19 darin, dass wir nicht sehen auf das, was vor Augen ist, wie Abraham. Er ist nicht stehen geblieben bei seinem bereits abgestorbenem Leibe. Nach den Gesetzen der Natur konnte er keinen Sohn mehr haben und um ihn zum Vater der Gläubigen zu machen, hat Gott die Zeit verstreichen lassen, wo er nach den Gesetzen der Natur noch einen Sohn hätte bekommen können. Erst dann hat er wunderbar und direkt eingegriffen und damit eine neue Zeit über die Menschheit gebracht. Das ermöglichte ihm sozusagen sein Glaube, der es Gott einfach zutraute, dass er ihm einen Sohn geben werde zu seiner Zeit, wo er, menschlich gesprochen, keine Rede mehr davon sein konnte. Sowohl der Leib der Sarah und Abrahams waren erstorben. Je gründlicher unsere eigene Kraft abstirbt und wir den Blick selbst von uns abwenden - je mehr wir absehen von dem, wozu wir uns fähig oder nicht fähig fühlen, umso freier wird die Bahn für unserem Gott, uns zu gebrauchen zu dem, wozu er uns bestimmt hat. Das stellt sich aber erst klar heraus, wenn wir vom eigenen Schaffen und Wirken zurückgetreten sind und alles in Gottes Hand gegeben haben. Erst dann kann Gott der Bestimmung, die Er uns niedergelegt hat, Gestalt und Wesen geben.

„Er war stark im Glauben,“ heisst es von Abraham. Es gibt Momente im Leben, wo es gilt fest zu stehen und sich durch nichts erschüttern zu lassen. Der Glaube ist eine Tat, die man vollbringt - eine Stellung, die man einnimmt. Da gilt es mit allem Ernste darüber zu wachen, dass die Augen die rechte Richtung behalten. Abraham gab Gott die Ehre, indem er festhielt am Glauben ohne auf Naturgesetze zu sehen. Er sagte sich: „Was Gott verheisst, das kann er auch tun,“ dazu hat er auch Macht. Und so war dieser Isaak, der in einem Alter geboren wurde, wo Sarah keine Kinder mehr haben konnte, ein Vorbild unseres Herrn und Heilandes, was dessen menschliche Natur betraf - nur in einem viel höheren Sinne. „Wie soll das zugehen, da ich von keinem Manne weiss?“ fragte Maria, als der Engel, dass sie die Mutter des Messias werden sollte. Der Engel antwortete: „Die Kraft des Höchsten wird über dich kommen…“ Das gilt auch bei uns. Es ist gar nicht schlimm, wenn wir uns bei jeder neuen Aufgabe fragen: „Wie soll das geschehen?“ Je unfähiger wir uns fühlen, es unserem Gott recht zu machen, umso mehr lernen wir aufblicken zu der Kraft des Höchsten, dass sie sich in unsere Ohnmacht offenbare, uns schütze, in uns wohne, uns durchleuchte und uns durchlebe, so dass Gottes Gnade völlig werde in unserer Schwachheit.

Von Abraham heisst es im 19. Verse: „Er sah nicht auf seinen erstorbenen Leib,“ sah weg davon, dass Sarah nicht mehr in einem Alter war, wo sie empfangen und Kinder gebären konnte und hielt sich im nackten Glauben an das, was Gott zugesagt hatte. Dadurch wurde er stark im Glauben. Machen wir es wie Abraham, so erstarken auch wir und nehmen zu in Christo. Ob wir Männer oder Frauen, Jünglinge oder Jungfrauen sind, darauf kommt es nicht an, sondern allein darauf, dass wir uns ans Wort halten und glauben, dass es sich noch an uns erfüllen wird. Im Blick auf die Gemeinde möchte es ja scheinen, als müssten noch Jahre und Jahrzehnte dahin gehen, ehe sie zur Entrückung reif ist und man fühlt sich versucht, die Erfüllung des Wortes Gottes weiter und weiter hinaus zu verlegen und zu denken: „Ach, was muss noch alles kommen, durch wie vieles muss es noch hindurch gehen, bis der Herr Seine Gemeinde entrücken kann?“ In ewigen göttlichen Dingen rechnet man aber nicht nach Jahren und Jahrzehnten. Da gibt es wie in der Natur im Frühling Zeiten des Durchbruchs, deren oft eine lange Vorbereitungszeit voraus gehen muss und die unserer Meinung nach einer noch viel längeren Vorbereitungszeit bedürfen - plötzlich aber bringt, wie in der Natur, ein einziger, warmer Regen Blüten zur Entfaltung und Früchte zum Reifen. Wir haben einen Gott, der dem Nichtseienden ruft, dass es sei und bei dem mit einem Male zum Durchbruch kommt, was Er im Verborgenen vorbereitet hat. Denn die Gemeinde Jesu Christi hat den Geist Gottes und sie lernt mehr und mehr schätzen, was sie hat, anstatt immer auf neue Erfahrungen und auf neue Offenbarungen zu warten. Wir werden allmählich Abrahams Kinder, die allein mit ihrem Gott rechnen lernen. Unserer christlicher Charakter bekommt Festigkeit durch diese Abrahamsart, die daran zu erkennen ist, dass sie sich hält an Gottes Wort. Wie sie letzteres erfüllen soll, das ist Gottes Sache. Menschlich gesprochen war keine Möglichkeit, dass der Sohn der Verheissung wirklich zur Welt komme, aber Abraham setzt seinem Gott keine Grenzen und damit macht er der Erfüllung der Verheissung Raum. Durch Glauben machen wir Gott Raum, Seine Verheissungen zu erfüllen und zwar an uns selbst und an der Gemeinde und durch Glauben werden wir gereinigt und reifen heran für solche Erfüllung.

Wir glauben nach Vers 24 an den Gott, der unseren Herrn Jesus Christus von den Toten auferweckt hat. Auch unser Herr und Meister ist, wenn man so sagen darf, durch den Glauben auferweckt worden. Er hat sich daran gehalten, dass geschrieben stand: „Er wird am dritten Tage auferstehen,“ und hat es selbst voraus verkündet, weil Er nicht daran zweifelte. Er wusste, was Gott verheissen hat, das kann uns wird Er auch tun und damit ist Er ein Vorbild geworden für die ganze Gemeinde, die durch Tod und Auferstehung zu gehen hat. Mit diesem Todesgang kann es stufenweise gehen. Er kann zuerst lange innerlich vorbereitet werden - ich meine in dem Sinne, dass allmählich innerlich alles, was von Natur, Energie und eigener Kraft noch vorhanden war - dass alles Natürliche, Eigene, Seelische, mehr und mehr in den Staub gelegt wird, bis der Geistesmensch voll und rein ausgewachsen, im Vollwuchs dasteht am Tage Jesu Christi. Das Seelische vergeht - das Geistliche bleibt. Es gibt einen seelischen Menschen und ein seelisches Christentum und es gibt einen geistlichen Menschen und einen Geisteswandel - den Glaubenswandel Abrahams.

Vers 25: „Er ist dahingegeben worden um unserer Übertretungen willen.“ Als Schuldopfer für die Sünde der Welt ist Er auf den Altar gelegt und geschlachtet worden - ein unschuldiges Lamm, das sich Gott ausersehen hat, wie Abraham seinerzeit auf dem Wege zu Morija zu sagte: „Gott hat sich ein Schaf zum Brandopfer ausersehen.“ Dieses Lamm ist geschlachtet worden um unserer Übertretungen, unseres Unglaubens willen, aus welchem jede Übertretung stammt und in dem jede Übertretung gipfelt. Das Lamm ist geopfert worden. Hat Gott das Opfer abgenommen? Hat Er es als voll gültig erachtet? Jawohl es war voll gültig in Seinen Augen, das hat Er mit der Auferweckung des Opfers bewiesen. Damit sind wir gerechtfertigt, dass der Vater Jesus von den Toten auferweckt hat. Damit ward die Schuld von uns genommen. Jesus hat sie mit hinaufgetragen ans Fluchholz, ans Kreuz und dort ist sie geblieben. Mit der Auferstehung Jesu haben wir unseren Freibrief, unsere Rechtfertigungsakte, unsere Absolution. Er lebt und bittet für uns und Er macht Sein Versöhnungsopfer für uns geltend, vertritt uns vor dem Gnadenthron, sich darauf stützend dass Gott selbst das Opfer angenommen hat.

Er vertritt uns mit Seinem auf Golgatha vergossenem Blut, dass bessere Dinge redet als Abels Blut, dass nicht mehr anklagt, sondern nach Vergebung und Absolution schreit. Jesus Christus ist durch Seine Rechtfertigung von den Toten legitimiert worden als Sohn Gottes und mit Ihm werden alle die gerechtfertigt und als Kinder Gottes legitimiert, die sich zu Ihm halten, auf Sein Opfer sich stützen und durch dieses Opfer zu Gott. Da kann Gott uns nicht anweisen; da muss Er uns begnadigen und uns lösen von allem, wovon wir gestern noch nicht gelöst waren. Wirklich Gerechtfertigte sind auch gelöst. Das Alte kann sie nicht mehr gefangen nehmen, sie haben Macht dem Heiland zu dienen, Der sie aus Gebundenheit, Sklaverei und Gefangenschaft errettet hat.

Ich möchte noch einmal einen kurzen Blich werfen auf die Verse 13-25. „Welcher dahingegeben war, um unserer Sünden willen und auferweckt um unserer Gerechtigkeit willen,“ aber bedingt durch den Glauben. Alles was geschrieben steht, soll uns zugerechnet werden, wenn wir glauben. Wie wir aus Vers 19+20 gesehen haben, bestand das Wesen des Glaubens von Abraham darin, dass er seinen erstorbenen Leib und den erstorbenen Leib der Sarah nicht ansah und das er aufs aller gewisseste wusste, dass Gott kann und tun wird, was er verheisst. Er hielt sich an Gottes Wort. Darin besteht auch für uns das Wesen des Glaubens. „Gott sprach und es ward Licht.“ Gott sprach und es ward die Schöpfung, Tag für Tag. Was Gott gesprochen hat, wird auch in unserem Leben Tag für Tag, wenn wir uns an die Verheissung halten und unseren Blick auf das Unsichtbare richten. Wir erstarken, indem wir Gott die Ehre geben durch den Glauben, anstatt Gott zu binden durch das Sichtbare. Hat Gott alles so wunderbar geschaffen - hat Er uns, die Krone der Schöpfung, geschaffen - einen Menschenleib und eine Menschenexistenz ins Dasein gerufen - so haben wir keinen Entschuldigungsgrund mehr, Ihm irgendwelche Grenzen zu stecken und zu sagen: „Ja er hat Grosses getan, aber wird er auch noch Grösseres tun können?“ Das heisst: Gott Grenzen stecken, Ihm messen nach Menschenmass. Er ist allem gewachsen, was es auch sei. Wir binden Ihn nur durch Unglauben den Arm. Da ist es dann beinahe ein Trost, wenn wir auf die Geschichte Abrahams zurückgehen und sehen, wie dieser Mann sich zuerst durch Unglauben hindurch arbeiten musste. Wenn es in 1.Mose 17, 17 heisst: „Da fiel Abraham auf sein Angesicht, als Gott ihm sagte: Sara wird einen Sohn gebären und lachte. Das war das Lachen des Unglaubens; denn er sprach: „Soll mit, hundert Jahre alt, ein Kind geboren werden, und Sara. 90 Jahre alt, gebären?“ und dann hielt er sich krampfhaft an das Sichtbare, wie das ja immer Hand in Hand geht mit dem Unglauben. Der Glaube richtet seinen Blick auf das Unsichtbare - der Unglaube hält sich krampfhaft an das Sichtbare. „Ach das doch Ismael vor dir leben möchte!“ sagte Abraham. Da war etwas vorhanden, folglich auch zu hoffen. Gott aber antwortete: „Nein, dein Weib wird dir einen Sohn gebären.“ Daraufhin gehorchte Abraham, nahm Ismael und beschnitt ihn - besiegelte damit seinen Glauben an Gottes Wort, gab also Gott die Ehre.

„Und Abraham war 99 Jahre alt, da er die Vorhaut an seinem Fleische beschnitt. Ismael, sein Sohn aber, war 13 Jahre alt…“ Es geht im Leben stufenweise aus Glauben in Glauben, aus Gnade in Gnade. Der Unglaube führte stufenweise in Dunkelheit und Nacht und der Glaube führt in seiner Entfaltung von Licht zu Licht. Was gestern noch Glaubenssache war, kann heute schon Erfahrungssache sein. Jeder Glaube hat schaffende Kraft - das heisst: er macht Gott Raum, sich in unserem Leben zu offenbaren, Neues in uns niederzulegen. „Gestern und heute und in alle Ewigkeit derselbe.“ Aus Glauben in Glauben - das geht ins Unendliche. Das weite Gebiet der Offenbarung Gottes ist unerschöpflich, wie Gott selbst. Darum ist auch Sein Wort unerschöpflich. Darin liegen Tiefen, die noch keine Mensch ausgeschöpft hat; aber wir können voll werden - voll heiligen Geistes und vom Worte genährt, hineinwachsen in die Statur Jesu Christi - heraus aus unserer eigenen Statur. Ein Charakterzug nach dem anderen kann umgestaltet werden, unerschöpfliche Tiefen! Der Rahmen aber, in dem unser Glaube sich entwickelt, das sind die Lebensverhältnisse, in die Gott uns hineingestellt hat. Gerade die Punkte, die uns besondere Schwierigkeiten machen, sind die Stufen auf der Himmelsleiter, durch die wir durch Nacht und Dunkel ins Reich der Wahrheit und des Lichtes durchbrechen. Wir wollen uns da nicht länger am Wege versäumen und war nicht weniger denn je in einer Zeit wie die unsrige, wo in der Völkerwelt alles in Bewegung ist. Da müssen wir uns in Bewegung setzen - in Aufwärtsbewegung ins Wort hinein. Und wenn uns heute noch irgend ein Gotteswort nicht mit unserer Erfahrung stimmt - ja nun - dann danken wir Gott, dass Er uns neue Horizonte öffnen will!

„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort“ - wir sind auch Gottes Worte, Schöpfungen Gottes. Wir sind noch im Werden und die Schwierigkeiten des inneren Lebens, die Aufgaben und Übungen, die der Verkehr mit anderen mit sich bringt - die täglichen Pflichten - das alles lernen wir hineinzuziehen ins Glaubensgebiet, in dem allem lernen wir Glaubensproben sehen. Es ist kein Leiden, kein Schmerz, kein Weh, keine über unsere Kräfte gehenden Aufgabe, die Gott nicht in unser Leben hineingelegt hätte, damit wir Ihn erkennen - einerseits unsere Ohnmacht, Unfähigkeit und Armut tiefer erkennen - und dann andererseits, von da ausgehend, immertiefer in die Fülle Gottes eindringen. „Auf das ihr erfüllt werdet mit der ganzen Fülle Gottes.“ Das heisst: „Auf dass ihr erfüllt werdet in die ganze Gottesfülle hinein,“ - denn nie wird der Einzelne mit der ganzen Fülle Gottes erfüllt. Die Gemeinde - wenn vollendet, stellt erst den ganzen Christus dar. Wie Christus das ganze Ebenbild Gottes ist, so ist die Gemeinde das Bild Christi, vorausgesetzt dass jeder es mit seiner Umgestaltung ernst nimmt und darin treu ist. Und wo es nicht gehen will, da senken wir uns tiefer ein in das Meer der Gnade Gottes und treten heraus aus dem engen Kreis der eigenen Erfahrungen und hinein in den weiten Kreis der Gnade Gottes. Da lernen wir immer gründlicher buchstabieren: „Ich bin das A und das O.“ Was gestern ein Hindernis war, ist uns dann morgen Mittel und Weg um tiefer einzugehen in die Verwirklichung der Berufung Gottes. Wir sind Gerechtfertigte und sind es, um fortan in der Heiligung zu wandeln, um uns durchheiligen zu lassen nach Geist Seele und Leib und dadurch zur Vollendung zu reifen. Und da will der Herr uns Tag für Tag beistehen und uns einen Schritt vorwärts helfen in der Nachfolge des Lammes. Es ist ein Lamm, dem wir nachfolgen und dessen Natur wir Tag für Tag in uns aufnehmen, indem wir Sein Blut trinken.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/s/stockmayer/stockmayer-roemerbrief/stockmayer-roemer_4.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain