Spurgeon, Charles Haddon - Worte der Weisheit für das tägliche Leben - Das Übel der Trägheit
Träge sein und doch dabei in Christi süßer Gemeinschaft leben, lässt sich nimmer vereinigen, denn Jesus ging schnell von einem Ort zum andern, und wenn seine Leute mit Ihm reden wollten, so mussten sie sicher auch frisch voranschreiten, um nicht von seiner Seite zu kommen.
„Christus, mein Meister, gehet voran,
Sieht, wo Er Gutes wirken kann.“
Und wenn du mit Ihm gehen willst, so musst du dich auch in dieselbe Mission stellen, die Er hat, denn die allmächtige Liebe kann mit der Trägheit keine Gemeinschaft machen. Ich finde in der Schrift die meisten der Heiligen, denen sich Gott in besonderer Weise, offenbarte, an irgend einer Arbeit, wenn solche Offenbarungen an sie herantraten. Als Mose den brennenden Busch sah, war er damit beschäftigt, seines Vaters Herden zu hüten.
Josua geht prüfend um die Stadt Jericho, als ihm der Engel des Herrn entgegentritt; Jakob sieht den Herrn während er betet; Gideon drischt, Elisa pflügt den Acker, als der Herr den Ruf an ihn kommen lässt, und Matthäus nimmt den Zoll ein, da Jesus ihn bittet, Ihm zu folgen. So sind auch Jakobus und Johannes mit Fischerei beschäftigt, indem solcher Ruf an sie gelangt. Und in das Manna, welches die Kinder Israels bis morgen verwahrten, kamen Würmer und es wurde stinkend, wie die Gnade, die in Trägheit aufbewahrt wird, sich nur wirksam zum Unheil zeigt.
Allein es geht noch weiter, indem die Trägheit das Gewissen auch einschläfert, und Nachlässigkeit eines der Dinge ist, die das Herz untüchtig machen. Abimelech nahm faule und leichtfertige Leute in seinen Dienst, und der Fürst der Finsternis macht es ebenso. O, ihr lieben Freunde, es ist sehr traurig, wenn der Rost die schneidigen Seiten von unsrem Geiste fortrostet, so dass Klarheit und moralische Genauigkeit verloren gehen, aber ihr könnt sicher sein, dass Trägheit dies Werk in euch voll. bringen wird. David empfand die entnervende Wirkung der Faulheit, er verlor seine Kraft der Gewissenhaftigkeit durch sie und war alsbald zu allem Bösen fähig. Da ist das Schlimmste dicht zur Hand; er geht auf dem Dache seines Hauses spazieren, sieht den Gegenstand, der seine Lust erregt, das Weib wird hergeholt, die Tat ist geschehen, und ein neues Verbrechen folgt sofort auf dem Fuße. Da wird der Uria in die Gefahr geschickt, der Mord gelingt - Uria ist tot und David nimmt Urias Weib. Ach, David, David! wie bist du so tief gefallen! Wie ist der Fürst von Israel so hinabgestürzt und den nichtsnutzigen Burschen gleich geworden, die sich am dunklen Abend in der Straße umhertreiben! Von diesem Tage an verdunkelt sich seine Sonne, sein Friede verwandelt sich in Leidensstürme, und als gebrochener Mann geht er von nun an dem Grabe entgegen. Wohl konnte er noch sagen: „Der Herr hat einen Bund mit mir gemacht“, aber klagend musste er hinzusehen: „obgleich auch mein Haus nicht so mit Gott gewesen ist.“
Befindet sich vielleicht hier unter den Zuhörern irgend ein Kind Gottes, das den Herrn noch einmal kreuzigen und seinen Namen schmähen will? Ist jemand hier, der Jesum, seinen Meister, verkaufen möchte mit Judas im Verein, oder Ihn verlassen will, wie Demas es tat? so ist dies leicht zu vollbringen. „Nein“, sprichst du, „das könnte ich nimmer fertig bringen.“ Wohlan, dem mag so sein; doch werde nur träge, nachlässig, höre auf, des Herrn Streit zu führen, und es wird dir das alles nicht nur leicht werden, nein, du wirst der Sünde völlig zum Opfer fallen. Ha, wie Satan sich freut, wenn er Gottes Volk in Sünde verstricken kann, weil er weiß, dass er jedes Mal, so oft dies ihm gelingt, einen neuen Nagel in Christi blutige Hand drückt, und dass er damit sogar das helle, weiße Kleid des Heilandes befleckt! Dann brüstet er sich, dass er einen Triumph über Jesum errungen habe und einen Liebling des Herrn nach seinem Willen zum Verbrecher habe werden lassen. Ach, dass wir doch nimmer solch satanisches Höllengelächter veranlassen möchten. O, dass wir die Männer Gottes doch nicht weinen machten, weil die Zedern des Libanon fallen. Lasst uns vielmehr wachen und beten und eifrig sein im Werke des Meisters. „Seid brünstig im Geiste.“ David wurde gerettet, und ich rede jetzt nur zu euch, die ihr gerettet seid, um gerade euch zu bitten und zu flehen, dass ihr euch durch Davids Fall möchtet warnen lassen.
Einige Versuchungen, treten auch an den Fleißigen heran, aber alle Versuchungen stürmen auf den Müßiggänger los. Habt ihr es vielleicht schon einmal beobachtet, wie die Landleute die Wespen zu fangen pflegen? Sie gießen eine süße Flüssigkeit in den langen, dünnen Hals einer Flasche und wenn nun die müßig umherfliegende Wespe vorbeikommt, so wird sie von dem lieblichen Geruch angezogen. Sie riecht daran, kriecht hinein und fällt in die Falle, wo sie ertrinkt. Die Biene kommt ebenfalls vorbei, hält auch einen Augenblick an, um zu riechen, was soll sie sich jedoch erst in den engen Flaschenhals bemühen, hat sie doch selbst den süßen Honig zu fabrizieren. Sie ist in ihrem Arbeitseifer viel zu eilig und hat viel zu viel zu tun für das Allgemeinwohl, um sich lange bei dem versucherischen Geruch aufzuhalten.
Herr Greenham, ein puritanischer Gottesmann, wurde einst von einer Frau aufgesucht, die ihm klagte, wieviel Versuchungen sie auszustehen habe, und als er sie näher über ihre Lebensverhältnisse ausfragte, kam es heraus, dass sie sehr wenig zu tun hatte, worauf Greenham sagte: „Das ist die Ursache, weshalb Sie so oft versucht werden. Schwester, wenn Sie sehr beschäftigt wären, würde der Satan Sie wohl versuchen, aber er würde nicht so leicht siegen und würde den Versuch bald aufgeben.“ Träge Christen werden nicht so oft vom Teufel versucht, als sie den Teufel versuchen, sie zu versuchen. Trägheit öffnet die Herzenstür und lädt den Satan ein; wenn wir aber vom Morgen bis zum Abend beschäftigt sind, so muss er, wenn er Eingang haben will, die Tür aufbrechen. Nächst der unumschränkten Gnade und dem Glauben gibt es keinen besseren Schild gegen die Versuchung als die Beherzigung des Wortes: Seid nicht träge, was ihr tun sollt. Seid brünstig im Geist. Dienet dem Herrn.
Ich möchte diejenigen, welche wenig für Christum tun, daran erinnern, dass sie früher nicht so kalt waren, als jetzt. Es gab eine Zeit, wo Davids Blut erregt wurde, wenn er die Kriegstrompete hörte, und er war begierig zum Kampf. Es gab eine Zeit, wo David, wenn er sah, wie Israel dem Feinde entgegen zog, stark wie ein Löwe wurde. Ach, es ist eine üble Sache, wenn der Löwe sich so geändert hat! Der Held Gottes ist bei den Weibern zu Hause! Es gab eine Zeit, wo du die weitesten und schmutzigsten Wege nicht scheutest, eine Predigt zu hören und wenn du auch in der Vorhalle stehen musstest; jetzt aber sind die Predigten einigen von euch langweilig, obgleich eure Sitze gepolstert sind. Damals mochte die Versammlung in einer Hütte oder im Freien sein, ihr wart dabei. „Ach,“ sagt ihr, „das war wildes Feuer.“ Gesegnetes wildes Feuer! Der Herr möge euch das wilde Feuer wiedergeben; besser wildes Feuer, als gar kein Feuer. Besser ein Eiferer genannt zu werden, als eine Drohne im Bienenstock Christi.