Spurgeon, Charles Haddon - Wie wird das Evangelium angenommen?

Spurgeon, Charles Haddon - Wie wird das Evangelium angenommen?

Gehalten am Sonntag Morgen, den 1. April 1877.

Deshalb muss die Gerechtigkeit durch den Glauben kommen, auf dass sie sei aus Gnaden, und die Verheißung fest bleibe allem Samen; nicht allein dem, der unter dem Gesetz ist, sondern auch dem, der des Glaubens Abrahams ist, welcher ist unser aller Vater.
Röm. 4,16.

Wir wollen noch einen Sonntag Morgen uns zu einer der großen Hauptwahrheiten des Evangeliums wenden. Ich fühle es immer nötiger, die Grundlehren hinzustellen, da sie an gewissen Stellen so sehr in den Hintergrund gedrängt werden. Ich hörte neulich die Bemerkung, dass selbst die evangelische Kanzel nötig hätte, evangelisiert zu werden; mir ist bange, dies ist nur zu wahr, und deshalb wollen wir dem Evangelium und seiner Kernlehre von der Rechtfertigung durch den Glauben eine so hervorragende Stelle geben, dass keine solche Bemerkung auf uns anwendbar sein soll. Wir haben sagen hören, wenn ein Instrument erfunden werden könnte, das bei Predigten demselben Zwecke entspräche, wie der Milchmesser bei der Milch, so würde man nur mit großer Schwierigkeit eine Spur der unverfälschten Milch des Wortes in einer großen Anzahl der neuern Predigten entdecken. Ich will keiner verurteilenden Kritik beistimmen, aber ich fürchte, es ist nur zu viel Grund für die Anklage vorhanden. In sehr vielen Predigten ist der Glanz der Rhetorik weit größer, als das Gewicht der Lehre, und die klugen Worte weit sichtbarer als das Kreuz Christi.

Außerdem noch, das Evangelium tut immer Not. Es sind immer Solche da, die dessen dringend bedürfen, und umkommen, wenn sie es nicht erhalten. Es ist eine Sache stündlicher Notwendigkeit. Es mag feinere und kunstvollere Dinge geben, über die man reden kann, als die einfache Lehre von Christo, aber es gibt sicherlich keine nützlicheren und nötigeren Dinge. Auf den Wegweisern an den Kreuzwegen stehen sehr einfache Worte, gewöhnlich die Namen der Städte und Dörfer, wohin die Straßen führen; aber wenn diese übergestrichen würden und an ihre Stelle Stanzen von Byron gesetzt oder erhabene Zeilen von Milton oder tiefe Gedanken von Cowper oder Young, so fürchte ich, es würden bittere Sagen kommen von Personen, die sich verirrt hätten. Sie würden sagen, wie vortrefflich auch die Poesie sein möge, so hielten sie es doch für eine Ungehörigkeit, ihrer mit einem Verse zu spotten, wenn sie klarer Zurechtweisungen in Betreff der königlichen Landstraße bedürfen. Darum lasst die, welche es wollen, sich in poetischen Gedanken ergeben und sie in hochfliegender Sprache ausdrücken, unsere Sache soll sein, die Wegweiser aufzustellen, die den Weg zum Heil bezeichnen und sie mit großen und deutlichen Buchstaben zu versehen, dass, wer vorüber läuft, Lesen kann.

Es ist ein anderer Grund da, weshalb man das Evangelium immer wieder und wieder geben muss. Es ist derselbe Grund, der die Mutter veranlasst, ihrem Kinde zwanzigmal etwas zu sagen, nämlich, weil neunzehnmal nicht genug ist. Die Menschen sind so vergesslich in göttlichen Dingen, und ihre Herzen sind so geneigt, von der Wahrheit abzuirren, dass sie, wenn sie das Evangelium gelernt haben, sehr leicht durch Lügen bezaubert und durch das „andere Evangelium,“ welches kein anderes ist, betrogen werden; deshalb müssen wir ihnen „Zeile nach Zeile und Vorschrift nach Vorschrift“ geben. Ich besinne mich kaum auf den alten ländlichen Reim, aber ich erinnere, dass ich in meinen Knabenjahren ihn singen hörte, wenn die Landleute Bohnen legten und nach der alten Weise drei in jedes Loch, ich meine, er war so:

„Ein' für den Wurm und ein für die Krähe,
Die dritte soll wachsen, die ich säe.“

Wir müssen uns begnügen, viele Samenkörner zu säen, in der Hoffnung, dass eines Wurzel fassen und Frucht bringen wird. Der Wurm und die Krähe sind immer geschäftig und werden sicher ihr volles Teil von unserer Saat haben, deshalb lasst uns um so mehr säen.

Kommen wir denn zu unserem Text und zu dem Evangelium des Glaubens. Am letzten Sonntag war das Thema: Für wen ist das Evangelium bestimmt? und die Antwort war: für Sünder. Heute ist die Frage: Wie wird das Evangelium angenommen? Die Antwort ist: durch den Glauben.

Unser erster Teil soll sein, die Tatsache, „durch den Glauben;“ zweitens, der erste Grund hierfür, „auf dass sie sei aus Gnaden,“ und drittens, der weitere Grund, „und die Verheißung fest bleibe allem Samen.“

I.

Zuerst denn, hier ist die Tatsache1), es ist durch den Glauben. Worauf geht dieses „es?“ Es ist durch den Glauben. Wenn ihr den Zusammenhang nachlest, so glaube ich, ihr werdet meinen, dass es auf die Verheißung geht, obgleich Einige gesagt haben, der vorhergehende Ausdruck oder Gedanke sei das Erbe. Dies tut wenig oder nichts zur Sache; es mag das Erbe bedeuten, den Bund oder die Verheißung, denn diese sind eins. Um ein weites Wort zu geben, das alles in sich fasst - die Seligkeit, welche einem Menschen in Christo zu Teil wird, die Seligkeit, die im Gnadenbund verheißen wird, ist durch den Glauben; in Einem Wort, das Heil ist durch den Glauben.

Und was heißt Glauben? Es heißt, die Verheißung Gottes glauben, Gott bei seinem Worte nehmen und nach diesem Glauben handeln, indem wir ihm vertrauen. Einige Puritaner pflegten den Glauben in drei Teile zu teilen, unpassend war es, aber doch lehrreich. Der erste war: das Aufgeben seiner selbst, das vielleicht eher eine Vorbereitung für den Glauben ist, als der Glaube selbst, in welcher der Mensch bekennt, dass er sich selber nicht vertrauen kann und so aus dem Selbst und aller Zuversicht auf seine eignen guten Werke herausgeht. Der zweite Teil des Glaubens, sagten sie, sei das Vertrauen, in welchem ein Mensch, der die Verheißung Gottes glaubt, ihm traut, auf ihn baut und seine Seele in des Heilandes Händen lässt; und der dritte Teil wäre dann die Aneignung, durch welche ein Mensch das an sich nimmt, was Gott in der Verheißung dem Gläubigen darbietet, es als sein Eigen sich zueignet, sich davon nährt und es genießt. Gewiss, es gibt keinen wahren Glauben ohne Selbstentsagung, Vertrauen und wenigstens ein gewisses Maß von Aneignung; wo diese drei gefunden werden, da ist Glaube in der Seele. Wir werden indes besser verstehen, was Glaube ist, im Fortgange unserer Betrachtung, wenn Gott der Herr uns erleuchten will. Lieben Freunde, ihr könnt leicht sehen, dass bei Abraham der Segen durch den Glauben kam, und es ist genau so mit allen denen, die durch den Glauben Abrahams Kinder sind.

Zuerst, es war so bei Abraham. Abraham erlangte die Verheißung durch den Glauben und nicht durch Werke oder durch die Kraft des Fleisches. Er vertraute allein auf die göttliche Verheißung. Wir lesen im 17. Verse: „Wie geschrieben steht, ich habe dich gesetzt zum Vater vieler Heiden vor Gott, dem du geglaubt hast, der da lebendig macht die Toten, und ruft dem, das nicht ist, dass es sei.“ Abrahams Glaube bestand darin, dass er der Verheißung Gottes glaubte, und dies tat er fest und handelte danach.

Er war weit weg in Chaldäa, als der Herr ihn berief und verhieß, ihm ein Land und einen Samen zu geben, und alsobald ging er von dannen und wusste nicht, wohin er ging. Als er nach Kanaan kam, hatte er keinen festen Ruheplatz, sondern wanderte umher in Zelten, aber dennoch glaubte er völlig, dass das Land, darin er als Fremdling weilte, sein eigenes sei. Gott verhieß, ihm einen Samen zu geben, und doch hatte er keine Kinder. Jahr auf Jahr verging und nach dem Lauf der Natur ward er ein alter Mann und Sarah war lange über das Alter des Kindergebärens hinaus und noch war ihnen kein Sohn geboren. Als zuletzt Ismael geboren war, wurde seine Hoffnung auf ihn zu Boden geschlagen, denn ihm warb gesagt, der Bund sei nicht mit Ismael. Der gläubige Abraham war abgewichen und hatte zu einem fleischlichen Auskunftsmittel gegriffen und gehofft, auf diesem Wege die zögernde Verheißung zu verwirklichen, aber er hatte noch 14 Jahre zu warten, bis er 100 Jahre alt war und Sarah ihr neunzigstes erreicht hatte. Dennoch glaubte er dem Wort des Herrn, fiel auf sein Angesicht, lachte mit heiliger Freude und sprach in seinem Herzen: „Soll mir 100 Jahre alt ein Kind geboren werden?“ Ebenso, als Isaak geboren war und aufwuchs, glaubte er, dass in ihm der Bund aufgerichtet werden solle, und zweifelte nicht daran, als der Herr ihn seinen Isaak nehmen und als Brandopfer darbringen hieß. Er gehorchte ohne zu fragen, und glaubte, dass Gott Isaak wieder von den Toten erwecken könne oder auf andere Weise sein Wort der Verheißung halten. Nun erwägt, dass wir viele Verheißungen haben und diese schwarz auf weiß niedergeschrieben im offenbarten Wort, das wir um Rat fragen können, so oft wir wollen, während Abraham nur dann und wann ein mündliches Versprechen hatte, und doch hing er daran und verließ sich darauf. Obgleich nichts Anderes da war, um sich darauf zu verlassen, und weder Zeichen noch Zeugnis von einem Sprössling, um die Verheißung zu erfüllen, dass er der Erbe der Welt und Vater vieler Völker sein würde, so hatte er doch keinen anderen Grund der Zuversicht nötig, als dass Gott es gesagt und das er sein Wort halten werde.

Abraham hatte auch ein Auge, auf den Mittelpunkt der Verheißung, den Messias, Jesum, unseren Herrn. Ich weiß nicht, ob Abraham die ganze geistliche Bedeutung des mit ihm gemachten Bundes verstand; wahrscheinlich nicht; aber er verstand, dass der Christ von ihm kommen sollte, durch den alle Völker gesegnet werden sollten. Als der Herr sagte, dass er ihn zum Segen machen wollte und in ihm alle Völker der Erde gesegnet werden sollten, so meine ich nicht, dass Abraham die ganze Fülle dieses wunderbaren Wortes sah; aber er sah, dass er der Stammvater des Messias sein sollte. Unser Herr selbst ist meine Autorität für diese Behauptung: „Abraham ward froh, dass er meinen Tag sehen sollte, und er sah ihn und freute sich.“ Obgleich keine Wahrscheinlichkeit für diesen alten, welken Mann, mit einem Weibe von 90 Jahren, da war, jemals Vater zu werden, so glaubte er doch, dass er der Vater vieler Völker sein würde und dies aus keinem anderen Grunde, als weil der lebendige Gott es ihm so verheißen hatte und es deshalb so sein musste.

Dieser Glaube Abrahams, finden wir, sah keinerlei Schwierigkeiten. „Er hat geglaubt auf Hoffnung, da nichts zu hoffen war; auf dass er würde ein Vater vieler Heiden, wie denn zu ihm gesagt ist: Also soll dein Same sein. Und er ward nicht schwach im Glauben, sah auch nicht auf seinen eigenen Leib, welcher schon erstorben war, weil er fast hundertjährig war, auch nicht den erstorbenen Leib der Sarah: denn er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben.“ Brüder, dies waren an sich selbst große Schwierigkeiten, genug, um in einem Mann die Furcht zu erwecken, dass die Verheißung seiner nur spotte, aber Abraham sah auf nichts Anderes, als auf die Verheißung und den Gott, der sie gegeben. Es war Gottes Sache, auf die Schwierigkeiten zu sehen, und nicht die seinige. Er wusste, dass Gott die Welt aus Nichts gemacht hat, und dass er alle Dinge trägt mit seinem kräftigen Wort und deshalb fühlte er, dass nichts für ihn zu schwer sei. Seine eigenen vorgerückten Jahre und das Alter seines Weibes waren von keinem Belang, er zog sie nicht einmal mit in die Erwägung hinein, sondern nur einen allmächtigen Gott und fühlte sich zufrieden. O edler Glaube! Glaube, so wie Gott ihn verdient! Glaube, wie keine Andern ihn haben, als die, welche durch die wirksame Gnade berufen sind! Dieser war es, der den Abraham gerecht machte und zum Vater der Gläubigen.

Abrahams Glaube gab Gott die Ehre. Ich hielt eben in der Mitte des zwanzigsten Verses inne, aber wir müssen ihn nun zu Ende lesen. „Sondern ward stark im Glauben und gab Gott die Ehre.“ Gott hatte versprochen und er behandelte des Herrn Verheißung mit gebührender Ehrfurcht; er hatte nicht schnöde den Herrn in Verdacht, dass er Falsches spräche oder seines Knechtes spottete oder heute jagte, was er morgen zurücknähme. Er wusste, dass Jehova nicht ein Mensch ist, dass er lügen sollte, noch ein Menschenkind, dass ihn etwas gereuen sollte. Abraham ehrte die Wahrhaftigkeit Gottes und zur selben Zeit ehrte er seine Macht. Er war ganz gewiss, dass der Herr nicht über sein Vermögen versprochen hätte, sondern dass er im Stande sei, zu tun, was er verheißen. Es gehört dem winzigen Menschen an, mehr zu versprechen, als er tun kann; oft genug ist seine Zunge länger als sein Arm; aber bei dem Herrn ist es niemals so. Hat er es gesagt und wird er es nicht tun? Ist etwas zu schwer für den Herrn? Abraham glaubte anbetend an die Unveränderlichkeit, Wahrheit und Macht des Lebendigen Gottes und erwartete die Erfüllung seines Wortes.

Dieser ganze starke, unwandelbare Glaube, der Gott die Ehre gab, ruhte auf dem Herrn allein. Ihr werdet sehen, dass es sich so verhielt, wenn ihr den ein und zwanzigsten Vers lest: „Und wusste aufs allergewisseste, dass, was Gott verheißt, das kann er auch tun.“ Es war gar nichts in seinem Haus, einem Weibe, ihm selber oder irgend wo anders, was ihm die Erfüllung der Verheißung verbürgen konnte. Er hatte nur auf Gott zu blicken: nur, sagte ich - was könnte ein Mensch mehr haben? Doch, es war so, es waren keine Zeichen, Merkmale oder Andeutungen, um die Zuversicht Abrahams zu stärken: er ruhte allein auf der unbegrenzten Macht Gottes. Und dies, lieben Brüder, ist die Art von Glauben, welche Gott liebt und ehret, die keine Zeichen, Merkmale, Hilfen oder Stützen braucht, um das deutliche und gewisse Wort des Herrn zu bekräftigen; sondern einfach weiß, dass Jehova es gesagt hat und dafür einstehen wird. Obgleich Alles die Verheißung als Lüge darstellen sollte, so glauben wir daran, weil wir an Gott glauben. Wahrer Glaube verlacht Unmöglichkeit und verachtet Unwahrscheinlichkeit, da er weiß, dass Allmacht und Unveränderlichkeit nicht gehindert und ihre Pläne nicht durchkreuzt werden können. Hat Gott es gesagt? Dann ist es so. Dictum! Factum! Gesagt! Getan! Diese Zwei sind Eins bei dem Höchsten.

Nun wohl, der Glaube jedes Menschen, der errettet ist, muss dieser Art sein. Jeder, der das Heil erlangt, erlangt es durch einen Glauben, gleich dem des Abraham. Denn, meine Brüder, wenn wir errettet werden, so nehmen auch wir die Verheißung Gottes und verlassen uns darauf. Dem einen Gläubigen wird dieses Wort Gottes zugesprochen, dem anderen ein andres, aber irgend ein liebliches Wort, ein festes, sicheres, wird entdeckt, auf das wir unsere Hoffnung gründen und Ankergrund für unsere Seele finden. Ja, und wenn wir im Worte forschen, so nehmen wir im Glauben jede Verheißung, die wir finden und sagen: „dies ist wahr“ und „dies ist wahr,“ und ruhen so auf allen. Ist es nicht so mit uns Allen, die Frieden mit Gott haben? Erhieltet ihr diesen nicht dadurch, dass ihr auf die Verheißung bautet, wie ihr sie in dem Worte fandet und wie sie euch durch den Heiligen Geist enthüllt ward? Habt ihr irgend einen anderen Grund der Zuversicht, als Gottes Verheißung? Ich weiß, ihr habt es nicht, meine Brüder, und wünscht auch keinen anderen. Und wir glauben auch an Gott trotz großer Hindernisse. Wenn es hart für Abraham war, zu glauben, dass ihm ein Sohn geboren werden sollte, so dünkt mich, es ist noch härter für einen armen beladenen Sünder, der sich seiner großen Schuld bewusst ist und weiß, dass Gott ihn für diese Schuld strafen muss, dennoch zu glauben an die hoffnungsvolle Botschaft, die das Evangelium ihm verkündet. Kann ich glauben, dass der gerechte Gott auf mich, einen Sünder, mit Augen der Liebe blickt? Kann ich glauben, dass er, obgleich ich ihn beleidigt habe und alle seine Gesetze gebrochen, dennoch harrt, dass er mir gnädig sei? Wenn mein Herz schwer ist und die Aussicht vor mir schwarz und ich nichts als eine fürchterliche Hölle als mein ewiges Teil sehe, kann ich zu solcher Zeit glauben, dass Gott meine Erlösung beschlossen hat und seinen Sohn gegeben, um für mich zu sterben und dass er mich nun einlädt, zu kommen und völlige, vollkommene und augenblickliche Vergebung von seiner Hand zu erlangen? Kann die Botschaft des Evangeliums für einen solchen unwürdigen Rebellen, wie ich, wahr sein? Es scheint, als wenn das Gesetz und die Gerechtigkeit Gottes sich erheben gegen die Wahrheit solcher wunderbaren Taten der Gnade, wie das Evangelium sie verkündet, und es ist hart für ein getroffenes Herz, den Bericht zu glauben; aber der Glaube, welcher die Seele errettet, glaubt das Evangelium im Angesicht aller Schrecken und ungeachtet aller Donner des Gesetzes. Trotz des Lebens der erweckten Seele, macht der heilige Geist sie fähig, des großen Vaters Wort anzunehmen, in der Versöhnung, die er gestiftet hat, zu ruhen und mit fester Überzeugung darauf zu bauen, dass Gott um Christi willen ihre Sünde hinweg tut.

Zu gleicher Zeit wird auch an ein anderes großes Wunder geglaubt, nämlich, an die Wiedergeburt. Dies scheint mir eine eben so große Tat des Glaubens, als es für Abraham war, an die Geburt eines Kindes von Eltern, die beide in vorgerückten Jahren waren, zu glauben. Die Sache steht so: Hier bin ich, tot von Natur, tot in Übertretungen und Sünden. Das Erstorbensein des Abraham und der Sarah der Natur nach war nicht größer, als das Erstorbensein meiner Seele für alles Gute. Ist es denn möglich, dass ich für Gott leben könnte, dass in diesem steinigen Herzen ewiges Leben schlagen könnte und göttliche Liebe, und dass ich dahin gelangen könnte, mich in Gott zu freuen? Kann es sein, dass mit einem so verderbten und trügerischen Herzen wie meines, ich doch zur Gemeinschaft mit dem heiligen Gott aufsteigen soll und ihn meinen Vater nennen und den Geist der Kindschaft in meinem Herzen fühlen? Kann ich, der ich jetzt den Herrn scheue, dahin kommen, in ihm fröhlich zu sein? „O,“ sagt der arme beunruhigte Sünder, „kann ich, der ich gegen den Thron Gottes gekämpft habe, ich, der sogar versuchte an seinem Dasein zu zweifeln, jemals dahin kommen, in vollkommenem Frieden mit ihm zu sein, so dass er mich seinen Freund nennt, mir seine Geheimnisse enthüllt und meine Stimme im Gebete hört? Ist das möglich?“ Der Glaube, welcher die Seele errettet, glaubt an die Möglichkeit der Wiedergeburt und Heiligung, nein, mehr noch, er glaubt an Jesum und gewinnt für uns die Macht, Gottes Kinder zu werden und Stärke, die Sünde zu überwinden. Dies heißt, in der Tat Gott glauben.

Seht noch weiter dieses Wegs, denn hier ist eine andere Schwierigkeit. Wir wissen, dass wir beharren müssen bis ans Ende, denn nur, wer beharrt bis ans Ende, der wird selig werden. Scheint es nicht unglaublich, dass solche schwache, unbeständige, törichte Geschöpfe, wie wir, im Glauben und in Gottesfurcht ihr ganzes Leben lang beharren werden? Dennoch müssen wir dies tun und der Glaube, welcher errettet, macht uns fähig, zu glauben, dass wir beharren werden, denn er ist überzeugt, dass der Erlöser das bewahren kann, was wir ihm anvertrauen, dass er alles herrlich hinausführen wird, dass er Niemanden gestatten wird, uns aus seiner Hand zu reißen und dass er, nachdem er das gute Werk in uns angefangen hat, es auch vollenden wird. Dies ist ein Glaube, der des Vaters der Gläubigen würdig ist.

Dann lasst uns noch eine andere Schwierigkeit für den Glauben betrachten. Wir glauben, gemäß der Verheißung Gottes, dass wir eines Tages sein sollen „ohne Flecken, Runzel oder des etwas.“ Ich glaube, dass dieses Haupt eine Krone der Herrlichkeit tragen wird und dass diese Hand einen Palmenzweig halten wird. Ich bin völlig überzeugt, dass er eines Tages liebreich zu mir sprechen wird:

„Schließ' dein Auge nun und schau,
Was für dich bereitet ist.
Lege deine Waffen ab,
Falle und gewinn' die Kron'.“

Wir alle, die an Jesum glauben, werden eines Tages unsträflich vor dem Throne Gottes sein; aber wie soll dies sein? Gewiss, unsere Zuversicht ist, dass der, welcher es verheißen hat, es erfüllen kann. Dies ist der Glaube, welcher seinen Weg zur Herrlichkeit findet - der Glaube, welcher erwartet, in des Erlösers Freude einzugehen, um des Erlösers Liebe und Leben willen Brüder, in dieser Sache sehen wir die Schwierigkeiten, aber wir beachten sie nicht, wir rechnen sie für weniger als nichts, da die Allmacht auf den Plan getreten ist. sei Gott, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesum Christum. Wir wissen, dass unser Erlöser lebt und dass wir leben sollen, weil er lebt und mit ihm sein, wo er ist.

Am Ende des Kapitels wird uns gesagt, dass dieser seligmachende Glaube auf der in Christo offenbarten Macht Gottes ruht: „Welcher ist um unserer Sünde willen dahin gegeben und um unserer Gerechtigkeit willen auferweckt.“ Geliebte, wir glauben, dass Jesus starb, so gewiss starb, wie nur je ein Mensch starb, und doch erstand er am Morgen des dritten Tages von den Toten durch göttliche Kraft. Es ist für uns kein unglaubliches Ding, dass Gott die Toten erweckt; wir glauben deshalb, weil Gott den Toten erweckt hat, so hat er uns auch von unserem Tode in Sünden erweckt und wird unsere Leiber aus dem Grabe wiederum aufwecken, nachdem sie eine Weile in der Erde geschlummert haben. Wir glauben auch, dass unser Herr Jesus für unsere Sünden starb und sie hinweggetan hat. Unser Glaube baut auf die Stellvertretung des Herrn Jesus und ruht mit fester Zuversicht darauf. Wir glauben auch, dass er wiederum auferstand, weil seine Stellvertretung angenommen war, und weil unsere Sünden für immer hinweggetan waren - er erstand wiederum, zum Beweise, dass wir in ihm gerechtfertigt sind. Wir stehen so: Ich hoffe, errettet zu werden, durchaus nicht um deswillen, was ich bin, oder was ich tun kann, oder um irgend etwas willen, das ich je sein oder tun kann; sondern nur, weil Gott verheißen hat, diejenigen zu erretten, die an Jesum Christum glauben durch das, was der Herr Jesus an ihrer Statt gelitten hat. Weil Jesus auferstand, um zu beweisen, dass sein Leiden angenommen war für alle Gläubigen, so ruhen und trauen wir darauf, und das ist der Weg, wie jeder Gläubige errettet wird - dieser Weg und kein anderer. Eben wie Abraham glaubte, so glauben wir auch. Hier ist die Tatsache, es ist durch den Glauben.

II.

Nun kommen wir zum zweiten Punkt; und hier wollen wir die erste Ursache betrachten, warum es Gott gefallen, die Seligkeit durch den Glauben zu geben, „auf dass sie sei aus Gnaden.“

Nun, liebe Freunde, der Herr hätte eine gemilderte Form von Werken zur Bedingung der Seligkeit machen können. Wenn er das getan hätte, so wäre sie nicht aus Gnaden, denn es ist ein Grundsatz, den ich jetzt nicht zu erklären brauche, ein fester Grundsatz, dass, wenn der Segen aus Gnaden sei, er nicht mehr aus den Werken ist, sonst wäre die Gnade nicht mehr Gnade; und wenn es aus den Werken ist, so ist es nicht mehr aus Gnaden, sonst wären Werke nicht Werke. Wie Wasser und Öl sich nicht verbinden und wie Feuer und Wasser nicht ruhig nebeneinander liegen, so können Verdienst und freie Gnade es auch nicht. Ihr könnt ein gesetzliches Werk nicht zur Bedingung eines Gnadengutes machen, ohne ein fremdartiges Element hineinzubringen und die Seele in Wirklichkeit unter den Bund der Werke zu bringen und so den ganzen Gnadenplan zu verderben. Gnade und Glaube stimmen überein und ziehen zusammen an demselben Wagen, aber Gnade und Verdienst sind wider einander und ziehen nach entgegengeletzten Richtungen, und deshalb hat es Gott nicht gefallen, sie zusammenzujochen. Er will nicht mit Materialien bauen, welche nicht zu einander passen oder mit ungelöschtem Kalk kitten. Er will nicht ein Bild zum Teil aus Gold und zum Teil aus Lehm machen, oder ein Kleid aus Wolle und Hanf weben; sein Werk ist ganz aus Einem Stück und ganz aus Gnaden.

Wiederum, bei Abraham, insofern er durch den Glauben den Segen empfing, den Gott ihn verheißen, ist es ganz augenscheinlich, dass es aus Gnaden war. Ihr habt niemals gehört, dass Jemand Abrahams Seligkeit seinem Verdienst zuschriebe, und doch war Abraham ein Mann von großer Heiligkeit. Es sind Flecken in seinem Leben - und in wessen Leben finden sich nicht Schwächen? - aber dennoch ist er einer der größten Charaktere in der Weltgeschichte. Doch denkt Niemand an Abraham als an einen Selbstgerechten oder im Geringsten verwandt mit dem Pharisäer, der sagte: „Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin, wie andere Leute.“ Ich hörte nie jemanden andeuten, dass der große Patriarch irgendetwas hätte, dessen er sich vor Gott rühmen könnte. Sein Name ist nicht: „der Vater der Unschuldigen,“ sondern: „der Vater der Gläubigen.“ Wenn mir Abrahams Leben lesen, so lesen wir, dass Gott ihn durch eine Tat freier Gnade berief, dass Gott einen Bund mit ihm machte, als eine Tat der Gnade, und dass das verheißene Kind geboren ward, nicht aus der Kraft des Fleisches, sondern ganz der Verheißung gemäß. Die Gnade herrscht durch Gerechtigkeit zum ewigen Leben in dem Leben des Patriarchen, und sie stellt sich in tausend Weisen dar, wo wir nur seinen Glauben die Verheißung empfangen sehen. Die Heiligkeit Gottes, da sie aus seinem Glauben entstand, führt uns nie dazu, seine Seligkeit etwas Anderem zuzuschreiben, als der Gnade Gottes.

Nun, insofern, als wir durch den Glauben errettet werden, sieht jeder Gläubige für sich selber, dass es bei ihm aus Gnaden gewesen ist. Glauben ist eine solche Tat der Selbstentsagung, dass Niemand, der ewiges Leben dadurch sucht, jemals von eigenen Verdiensten redet, es sei denn, um sie für Schaden und Dung zu achten. Nein, Brüder, das Kind der Verheißung kann nicht in demselben Hause mit dem Sohne der Magd leben, wenn Isaak aufwächst, so muss Ismael gehen; der Glaube zum ewigen Leben erduldet nie eine Andeutung menschlichen Verdienstes. Die, welche an der Rechtfertigung durch den Glauben festhalten, sind die Einzigen, die an die Seligkeit aus Gnaden glauben können. Der Gläubige mag in der Gnade wachsen, bis er seiner eigenen Seligkeit völlig versichert ist; ja, und er mag „Heiligkeit des Herrn“ werden in sehr hervorragender Weise, völlig Gott geweiht, Leib, Seele und Geist, aber ihr werdet nie den Gläubigen sprechen hören von seinen Erfahrungen, Vorzügen oder Taten als einen Grund zum Selbstruhm oder eine Ursache, mehr auf sein Heil zu vertrauen. Er wagt nicht auf seine Werke zu trauen oder auf seine Empfindungen, denn er fühlt, dass er durch den Glauben steht. Er kann von dem einfachen Glauben nicht loskommen, denn in dem Augenblick, wo er das tut, fühlt er den Grund unter seinen Füßen weichen, und er fängt an, in furchtbare Verwirrung des Gemütes zu sinken; deshalb kehrt er zu seiner Ruhe zurück und beschließt in dem Glauben an seinen auferstandenen Heiland zu bleiben, denn da bleibt er in der Gnade Gottes.

Durch die hervorragende Bedeutung, die dem Glauben gegeben ist, wird die Wahrheit der Seligkeit aus Gnaden so klar offenbart, dass selbst die Welt gezwungen ist, es zu sehen, obgleich die einzige Folge davon sein mag, dass sie daran mäkelt. Man wirft uns vor, dass wir zu viel von der Gnade predigen, weil sie uns den Ratschluss der Seligkeit durch den Glauben preisen und erheben hören; und sie nehmen sogleich wahr, dass eine Gabe, die dem Glauben verheißen ist, ein Gnadengut sein und nicht ein Lohn für getane Dienste. Fangt nur an, die Seligkeit durch Werke oder Zeremonien zu predigen und Niemand wird euch anklagen, dass ihr zu viel von der Gnade sprecht, aber bleibt beim Glauben, so seid ihr gewiss, bei der Predigt von der Gnade zu bleiben.

Überdies, der Glaube trat noch nie in Widerspruch mit der Gnade. Wenn der Sünder kommt und Christo traut und Christus zu ihm spricht: „Ich vergebe dir frei durch meine Gnade,“ so spricht der Glaube: „O Herr, das ist's, was ich brauche und worauf ich traue, ich bitte dich, es so mit mir sein zu lassen.“ Aber wenn ich dir ewiges Leben gebe, so wird es nicht sein, weil du es verdient hast, sondern um meines Namens willen.“ Der Glaube erwidert: „O Herr, auch das ist gerade so, wie ich es wünsche; es ist der Kern und der Inhalt meines Gebetes.“ Wenn der Glaube stark wird und im Gebete zu ringen beginnt (und, o, wie mächtig ist er im Flehen und bewegt die Allmacht nach seinem Sinn), doch ist all sein Flehen auf die Gnade gegründet, und kein einziges auf das Verdienst des Geschöpfes. Niemals borgte der Glaube Waffen vom Sinai, niemals bat er, als wenn die Gunst eine Schuld wäre, sondern er hält sich immer an die Verheißung des gnadenreichen Gottes und erwartet Alles von der Treue seines Gottes.

Ja, und wenn der Glaube am meisten wächst und seine höchste Gestalt erreicht und am vollsten von Freude ist, so dass er vor Freuden tanzt, so rühmt oder erhebt er sich doch nie selbst in all diesem Frohlocken.

Wo bleibt denn nun der Ruhm? Er ist aus. Durch der Werke Gesetz? Nicht also, sondern durch des Glaubens Gesetz. Der Glaube und Fleischlicher Ruhm gingen noch nie zusammen. Wenn Jemand sich der Stärke seines Glaubens rühmte, so wäre das ein klares Zeugnis, dass er gar keinen hätte oder wenigstens, dass er auf eine Zeitlang in prahlerische Anmaßungen gefallen sei. Rühmen? Nein, der Glaube liebt es, niedrig zu sein und wie ein kleines Kind, und wenn er sich emporrichtet, so ist es, um seinen Herrn zu erheben und seinen Herrn allein.

Der Glaube ist auch deshalb gut geeignet, die Gnade Gottes zu bezeugen, weil er das Kind der Gnade ist. „Ah,“ sagt der Glaube, „ich habe den Bund ergriffen, ich habe Hand an die Verheißungen gelegt, ich habe Christum gesehen, ich habe in den Himmel geschaut, ich habe den Vorschmack ewiger Freuden empfunden. Aber (sagt er) ich bin die Wirkung Gottes; ich wäre niemals dagewesen, wenn der Geist Gottes mich nicht geschaffen hätte.“ Der Gläubige weiß, dass sein Glaube nicht ein Kraut ist, das auf dem Boden seines Herzens einheimisch ist, sondern eine seltene Pflanze, ein ausländisches Gewächs, das durch die göttliche Weisheit da gepflanzt ist und er weiß auch, dass, wenn der Herr ihn nicht nährt, sein Glaube sterben wird wie eine verwelkte Blume. Er weiß, dass sein Glaube ein beständiges Wunder ist; denn er ist erzeugt, erhalten und bewahrt durch eine Macht, die nicht weniger stark ist, als die, welche unseren Herrn Jesum Christum von den Toten erweckte. Wenn ich einen Engel in einer elenden Hütte träfe, so würde ich wissen, dass er dort nicht geboren sei, sondern von Oben käme; und so ist es mit dem Glauben, seine himmlische Abkunft ist Allen offenbar. Der Glaube also, der sein ganzes Dasein auf die Gnade zurückführt, kann nie etwas Anderes sein, als der Freund, der Verteidiger, der Anwalt und der Lobredner der Gnade Gottes: deshalb ist es aus dem Glauben, auf dass es durch Gnade sei.

III.

Nun drittens, es ist ein weiterer Grund da, warum Glaube und Gnade des Herrn auserwählte Weise des Heils ist - „und die Verheißung fest bleibe allem Samen.“ Seht hierauf, liebe Freunde, sehr sorgfältig. Die Seligkeit sollte aus dem Glauben sein, nicht aus den Werken, damit die Verheißung fest bleibe allem Samen, denn zuerst, sie hätte uns Heiden nicht fest bleiben können durch das Gesetz, weil wir in einem gewissen Sinne gar nicht unter dem Gesetz Mosis sind. Blickt in den Text und ihr findet, dass er so lautet: „fest bleibe allem Samen, nicht allein dem, der unter dem Gesetz ist, sondern auch dem, der des Glaubens Abrahams ist, welcher ist unser aller Vater.“ Das heißt, der Jude, der das Siegel der Beschneidung empfing und unter das Zeremonialgesetz kam, sein Passah aß und seine Opfer darbrachte, hätte vielleicht auf eine gesetzliche Weise erreicht werden können, aber wir Heiden wären ganz und gar ausgeschlossen gewesen. In Bezug auf den Bund nach dem Fleisch sind wir Fremde und nie unter seine Verpflichtungen gekommen, haben nie an seinen Vorrechten Teil gehabt, deshalb gefällt es der Gnade, uns durch den Glauben zu segnen, damit die Heiden an den Segnungen des Bundes teilhaben möchten eben so wohl wie die Juden.

Aber es ist noch ein weiterer Grund: es ist durch den Glauben, weil die andre Weise in jedem Falle fehlgeschlagen ist. Wir haben alle das Gesetz schon gebrochen und sind so über die Möglichkeit hinaus, jemals den Segen als einen Lohn des Verdienstes zu empfangen. Ein Fehler am Anfang hat unsre künftigen Aussichten zerstört und hinfort wird durch des Gesetzes Werke kein Fleisch gerecht. Was bleibt denn übrig, wenn wir überhaupt selig werden sollen, als dass es aus Glauben sein sollte? Diese Tür allein ist offen, lasst uns Gott danken, dass kein Mensch sie zuschließen kann.

Wiederum, es ist aus dem Glauben, damit es fest sei. Unter dem Bunde der Werke ist nichts fest. Gesetzt, meine lieben Brüder, ihr wärt unter einem Bunde des Heils durch Werke und hättet diese Werke vollbracht bis jetzt, so würdet ihr doch nicht sicher sein. Bist du 70 Jahre alt und hast deinen Standpunkt bis jetzt behauptet? Wohl, du hast ein gut Teil mehr getan, als Vater Adam, denn obgleich er ein vollkommener Mann war ohne irgend welch' natürliches Verderben, glaube ich nicht, dass er seinen ersten Stand einen Tag lang behielt. Aber nach Allem, was du diese langen Jahre getan haben magst, kannst du alles und jedes verlieren, ehe du deine nächste Mahlzeit beendet hast. Wenn dein Stand von deinen eigenen Werken abhängt, so bist du nicht sicher und kannst nie sicher sein, bis du aus diesem gegenwärtigen Leben bist, denn du könntest sündigen und dieser eine Bruch der Bedingungen würde den Bund zerstören. „Wenn der Gerechte sich kehrt von seiner Gerechtigkeit und tut Böses, so muss er sterben.“ Aber seht die Trefflichkeit des Heils aus Gnaden, wenn ihr den Grund des Glaubens an die Verheißungen erreicht, so seid ihr auf der terra firma, dem festen Rande, und eure Seele ist nicht länger in Gefahr. Hier ist ein sicherer Grund, denn die göttliche Verheißung kann nicht trügen. Wenn meine Seligkeit von dem Herrn abhängt und ich sie empfange, weil der Herr sie beschlossen, sie im Bunde verheißen und sie mir durch das Blut Jesu Christi gesichert, dann ist sie so mein, dass weder Leben noch Tod, weder Satan noch Welt sie mir je rauben wird. Wenn ich das Alter Methusalahs erreichte, so würde mein Glaube dieselben Verheißungen haben, auf denen er ruhen könnte und indem er sich daran hielte, würde er dem Lauf der Jahre trotzen, der nicht seine unveränderliche Sicherheit ändern kann. Die Verheißung würde keinem Einzigen von dem Samen sicher sein durch andere Mittel als das der Gnade durch den Glauben, aber jetzt ist sie Allen sicher.

Überdies, wenn die Verheißung den Werken gegeben wäre, so sind Einige des Samens da, denen sie augenscheinlich nie zu Teil werden könnte. Einer von dem Samen Abrahams hing sterbend an einem Kreuz, und in einer oder zwei Stunden wurden ihm die Beine gebrochen, damit er schneller sterben und begraben werden möchte. Nun, wenn das Heil zu diesem armen sterbenden Schächer durch Werke kommen müsste, wie kann er errettet werden? Seine Hände und Füße sind festgenagelt und er ist dem Tode nahe, was kann er tun? Die Verheißung würde nicht fest für ihn gewesen sein, meine Brüder, wenn irgend eine Bedingung des Tuns dabei gewesen wäre; aber er glaubte, warf einen errettenden Blick auf den Herrn Jesus und sprach: „Herr, gedenke an mich,“ und die Verheißung war ganz fest für ihn, denn die Antwort war: „Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.“ Mancher Erwählte Gottes ist in einer solchen Lage, dass Nichts für ihn möglich ist, als Glaube, aber die Gnade hat die Tat des Glaubens göttlich möglich für ihn gemacht. Gut war es für die, welche von den Schlangen gebissen waren, dass Alles, was von ihnen gefordert ward, ein Blick war, denn dieser war möglich, selbst wenn glühendes Gift das Blut sieden machte und dass Fieber alle Kraft verzehrte. Der Glaube ist möglich für den Blinden, den Lahmen, den Tauben, den Stummen; der Glaube ist möglich für den, der fast ein Idiot ist, für den Verzagenden und Schuldigen; Kinder wie Greise können Glauben besitzen, Unwissende, sowohl wie Gelehrte; er ist passend gewählt zum Becher, der das lebendige Wasser enthält, denn er ist weder zu schwer für den Schwachen, noch zu groß für den Kleinen, oder zu klein für den Erwachsenen.

Nun, Brüder und Schwestern, ich bin fertig, wenn ich nur noch dies gesagt habe. Ich will euch, die ihr an Christum geglaubt habt, Eine Frage tun - euch, die ihr in der Verheißung Gottes ruht, die ihr euch verlasset auf das vollbrachte Werk Dessen, der für eure Übertretungen dahin gegeben ward - wie fühlt ihr? Freut ihr euch immer unbestreitbarer Sicherheit? Als ich diese Sache überlegte und erwog, da weilte meine Seele in vollkommenem Frieden. Ich kann mir nichts vorstellen, was Gott selber dem Gläubigen geben könnte, das ihm mehr Sicherheit gäbe, als das Werk Christi getan. Gott kann nicht lügen, bist du dessen nicht sicher? Er muss sein Versprechen halten, bist du dessen nicht gewiss? was willst du mehr? Wie ein kleines Kind seines Vaters Wort ohne irgend einen Zweifel glaubt, so möchten auch wir auf der bloßen, nackten Verheißung Jehovas ruhen und indem wir das tun, fühlen wir einen Frieden, der höher ist denn alle Vernunft und unsre Herzen und Sinne in Christo Jesu bewahrt. Ich darf nicht anders sagen und nicht stillschweigen, denn ich bin mir bewusst, dass ich sagen kann: „Nun ich denn bin gerecht geworden durch den Glauben, habe ich Frieden mit Gott.“ In diesem Frieden der Seele entspringt viel Liebe und innerliche Einheit mit Gott und Gleichförmigkeit mit Christo. Der Glaube baut auf seinen Gott und traut ihm für Zeit und Ewigkeit, in kleinen und in großen Dingen, für Leib und Seele und dies führt weiter zu noch Höherem. O, du hochgelobter Gott, welche Einheit der Wünsche, des Herzens und Zieles ist zwischen dir und der Seele, die dir traut! Wie werden wir, in Übereinstimmung mit dir und deinen Zwecken gebracht. Wie hat unser Herz seine Freude an dir! Wie völlig ist unsere Seele „eingebunden ins Bündel der Lebendigen mit der Seele des Herrn unseres Gottes.“ Wir wachsen in ihm hinan in allen Dingen, der unser Haupt, unser Leben, unser Alles ist.

Ich ermahne euch, liebe Kinder Gottes, „wie ihr Christum aufgenommen habt, so wandelt in ihm.“ Lebt in seinem Frieden und nehmt darin immer mehr und mehr zu; seid nicht bange, zu friedevoll zu werden, „freut euch in dem Herrn allerwege und abermals sage ich, freut euch.“ Wenn ihr euch wegen eurer Mängel zu verurteilen habt, so stellt doch die Verheißung des Herrn nicht in Frage. Wenn die Sünde euch überwindet, bekennt den Fehler, aber zweifelt nicht an der Vergebung, welche Jesus euch noch immer gibt. Wenn scharfe Versuchungen und schwere Prüfungen von verschiedenen Seiten aufsteigen, gestattet ihnen nicht, euch im Sturme einzunehmen; lasst die Burg und Feste freut eures Gemütes nicht überwunden werden - „Euer Herz erschrecke nicht.“ Werdet nicht an der Verheißung irre durch Unglauben, sondern haltet sie fest, ob ihr im Sonnenschein oder in Ägyptischer Finsternis wandelt. Das, was der Herr verheißen hat, kann er auch erfüllen, zweifelt nicht daran. Lehnt euch fest auf die treue Verheißung und wenn ihr traurig im Herzen seid, lehnt euch fest und fester, denn „treu ist er, der es verheißen hat, der es auch tun wird.“

Zuletzt von Allem, ihr Sünder hier heute Morgen, die ihr all' dieses von der Seligkeit durch Vertrauen gehört habt; ich bitte euch, ruht nicht, bis ihr dem Herrn Jesu Christo getrauet habt, und Ruhe gefunden in den großen Verheißungen Gottes. Hier ist eine: „Ich will gnädig sein ihrer Untugend und ihren Sünden, und ihrer Ungerechtigkeit will ich nicht mehr gedenken.“ Hier ist eine andere, die sehr tröstlich ist: „Wer den Namen des Herrn anrufen wird, der wird selig werden.“ Rufe ihn im Gebete an und dann sprich: „Herr, ich habe angerufen und du hast gesagt, ich soll selig werden.“ Hier ist ein anderes gnädiges Wort: „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden.“ Befolge diese zwei Gebote, und dann sprich: „Herr, ich habe dein Wort dafür, dass ich selig werden soll und ich halte sich dabei.“ Glaube Gott, Sünder. O, dass er dir heute Morgen durch seinen Heiligen Geist Gnade geben wollte, zu sagen: „Wie kann ich anders, als ihm glauben? Ich wage nicht an ihm zu zweifeln.“ O, arme versuchte Seele, glaube an Jesum, dass du deine schuldige Seele ihm anvertraust. Je schuldiger du dich selbst fühlst, desto mehr ist es in deiner Macht, Gott zu verherrlichen, indem du glaubst, dass er einem so Schuldigen, wie du es bist, vergeben und ihn erneuern kann. Wenn du begraben liegst wie ein Fossil in der untersten Schicht der Sünde, so kann er doch Bahn zu dir brechen und dich aus „der grausamen Grube“ heraufholen und dein totes, versteinertes Herz lebendig machen kann. Glaubst du dies? „Wenn du glauben könntest. Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ Traue der Verheißung, die er jedem Gläubigen gibt, dass er ihn erretten will und halte dich daran, denn es ist nicht ein eitles Ding, es ist dein Leben. „Aber wie, wenn ich keine Freude und keinen Frieden erhalte?“ Glaube nur an die Verheißung und Friede und Freude werden kommen. „Aber wie, wenn ich keine Zeichen sehe?“ Bitte nicht um Zeichen, sei willig, dem Worte Gottes zu trauen ohne irgend eine andere Gewähr, als Seine Wahrhaftigkeit und du wirst so ihm Ehre geben. „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Glaube, dass Jehova nicht lügen kann und da er verheißen hat, Allen zu vergeben, die an Jesum glauben, halte dich an dieses Wort und du wirst selig werden. Sünder, ich habe euch den Weg zum Heil vorgestellt, so einfach ich nur kann, wollt ihr es haben oder nicht? Möge der Geist Gottes euch sanft dahin leiten, zu sagen: „Es haben? Ja, das will ich.“ Dann geht in Frieden und freut euch hinfort und auf ewig. Gott segne euch. Amen.

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Englische Übersetzung: „Es ist durch den Glauben, auf dass es aus Gnaden sei.“
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autoren/s/spurgeon/w/spurgeon-wie_wird_das_evangelium_angenommen.txt · Zuletzt geändert: von aj
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