Spurgeon, Charles Haddon - Sein Name: Starker Gott

Spurgeon, Charles Haddon - Sein Name: Starker Gott

„Starker Gott.“
Jes. 9,6

Andere Übersetzungen dieses göttlichen Namens sind von verschiedenen ausgezeichneten und sachkundigen Gelehrten vorgeschlagen worden. Nicht, dass durch diese abweichenden Ansichten irgend einer von ihnen die Genauigkeit unserer Übersetzung beanstandete, sondern eher, da im Hebräischen der Sinn mehrdeutig ist, hierdurch den genaueren Sinn nach irgend einer Seite hin klarer hervorzuheben. Die eine Übersetzung lautet z. B.: „Gott-Held,“ eine andere „Kraft-Held.“ Aber wenn es überhaupt Übersetzer gäbe, welche die Tatsache bestreiten, dass unsere Auffassung die getreueste und genaueste sei: „Starker Gott;“ so sind es ihrer jedenfalls nur wenige.

Der hier gebrauchte Ausdruck für Gott, El, stammt von einer hebräischen Wurzel, . welche eigentlich „Kraft“ bedeutet, und vielleicht könnte eine buchstäbliche Übersetzung dieses Namens heißen: „der Mächtige.“ Aber im Hebräischen steht noch ein Eigenschaftswort dabei, welches „Stärke“ bedeutet, und beides zusammengenommen bezeichnet die Allmacht Christi, seine wahrhafte Göttlichkeit und Allmacht, als die erste und vornehmste Eigenschaft, welche der Prophet im Auge hatte: „Der starke Gott.“ Ich versuche heute in keinerlei Weise, die Gottheit Christi zu erhärten, weil mein Text das nicht verlangt. Er will nicht sagen, Christus werde ein „starker Gott“ sein, denn das wird in vielen andern Stellen der heiligen Schrift bekräftigt; sondern er lautet: „Er heißt Wunderbar,“ heißt „Rat,“ heißt „starker Gott,“ und darum bin ich hinlänglich entschuldigt, dass ich die Tatsache nicht zu beweisen unternehme, wenn ich nur wenigstens die Wahrheit darlege, die hier uns vorgehalten wird, dass nämlich Christus wirklich heute und bis zum Ende der Welt der „starke Gott“ heißt.

Erstens will ich heute von der Torheit derer reden, die sich als seine Nachfolger bekennen, und ihn doch nicht „starker Gott“ nennen. Zweitens will ich versuchen, wie der wahre Gläubige tatsächlich Christum den „starken Gott“ nennt in Vielem, was seine Erlösung betrifft; und dann will ich mit der Bemerkung schließen, wie Jesus Christus selbst sich als „starker Gott“ bewiesen hat, sowohl an uns, als in der Erfahrung seiner Kirche.

I.

Zuerst will ich hervorheben die Torheit derer, die sich als Jünger Christi bekennen, und ihn doch weder „Gott“ nennen, noch nennen wollen. Es ist mir schon oft die Frage entgegengehalten worden, warum wir, die wir die Gottheit Christi annehmen, gegen jene, die dieselbe verleugnen, wie sies nennen, so lieblos seien. Wir bezeugen allezeit, dass ein Irrtum über die Gottheit Christi sehr bedenklich ist, und dass ein Mensch kein richtiges Urteil über irgend einen Teil der Heilsbotschaft haben kann, wenn er nicht richtig über den urteilt, welcher persönlich der eigentliche Mittelpunkt aller himmlischen Wünsche und der Grund aller irdischen Hoffnungen ist. Auch können wir hier in keinerlei Weise nachgiebig sein. Wir reichen in Liebe all' denen die Hand, die da lieb haben unsern Herrn Jesum Christum unverrückt (Eph. 6, 24.); aber mit denen können wir keine christliche Gemeinschaft haben, welche verleugnen, dass Er sei „wahrer Gott von wahrem Gott“. Und oft wird nach dem Grunde gefragt; denn, sagen unsre Gegner, „wir sind bereit, euch die Hand der Freundschaft zu reichen; warum denn ihr nicht auch uns?“ Unsere Erwiderung lautet kurz also: „Ihr habt kein Recht, euch über uns zu beklagen, weil wir uns in dieser Sache auf dem Standpunkt der Verteidigung befinden. Wenn ihr von euch die Erklärung abgebt, ihr glaubet nicht, dass Christus der Sohn Gottes sei, so mögt ihr euch dessen zwar nicht bewusst sein, aber es ist so: ihr habt uns damit einer der schwärzesten Sünden im ganzen Register der Verbrechen beschuldigt.“ Die Unitarier müssen uns Alle, die wir Christum anbeten, der Abgötterei bezichtigen. Nun ist aber die Abgötterei eine der hässlichsten Sünden; sie ist kein Angriff auf die Menschenrechte, das ist wohl wahr, aber sie ist eine unerträgliche Beleidigung der Majestät Gottes. Wir werden dadurch den Hottentotten gleichgestellt. „Nein,“ sagen sie, „wir glauben, dass ihrs mit eurer Religion ernst nehmt.“

Das tut der Hottentotte auch; er beugt sich vor seinem Fetisch in den Staub, vor seinem steinernen oder hölzernen Götzen, und ist ein Götzendiener; und obgleich ihr uns beschuldigt, unsere Knie vor einem Menschen zu beugen, so halten wir doch dafür, dass ihr uns eine ungeheure Sünde aufbürdet, und wir müssen eure Anklagen mit allem Ernste zurückweisen. Ihr habt uns durch die Leugnung der Gottheit Christi so sehr beleidigt, ihr habt uns mit einem so schweren Verbrechen belastet, dass ihr nicht erwarten könnt, wir werden gleichgültig dasitzen und über den Schimpf freundlich lächeln. Es handelt sich nicht darum, was ein Mensch anbetet, aber wenns nicht Gott ist, so ist er ein Götzendiener.

Im Grunde ist kein Unterschied zwischen der Anbetung eines lehmernen und eines goldenen Gottes, auch nicht zwischen der Anbetung einer Zwiebel und der Sonne, des Monds und der Sterne. Es ist alles die gleiche Abgötterei. Und obschon die Socinianer bekennen, Christus sei der vollkommenste aller Menschen, die Vollkommenheit selber; wenn er aber nichts mehr ist, so ist damit die große Masse der christlichen Welt mit der unverschämten Anklage der Götzendienerei beschimpft. Und doch verlangen die, welche uns so schmachvoll anklagen, von uns, dass wir sie mit herzlicher Liebe aufnehmen. Nicht Fleisch und Blut treibt uns, so zu handeln, wenn wir den niedern Grund der Vernunft in Anschlag bringen, nicht Gnade oder Treue treibt uns, wenn wir den höheren Grund der Offenbarung in Betracht ziehen. Als Menschen sind wir bereit, ihnen alle Achtung zu bezeugen, wir schätzen sie, wir beten für sie, wir hegen keinen Unmut, noch Feindschaft gegen sie. Wenn wir aber auf die religiöse Überzeugung zu reden kommen, so können wir als Bekenner Christi uns nicht duldsam mit einer furchtbaren und hässlichen Anklage, wie die der Götzendienerei, belasten lassen. Ich gestehe, ich möchte mich noch fast lieber einer Religion hingeben, welche den Mord entschuldigt, als einer solchen, welche den Götzendienst rechtfertigt. Mord ist zwar ein schweres Verbrechen, aber es ist nur eines Menschen Totschlag; Götzendienst ist aber seinem Wesen nach der Totschlag Gottes; er ist der Versuch, den Ewigen, Jehova, von seinem Thron zu stürzen und an seine Stelle das Werk der eigenen Hand, oder das Geschöpf des eigenen Willens. Soll ein Mensch mich beschuldigen dürfen, ich sei so hirnverbrannt, einen bloßen Menschen anzubeten? Soll er mir sagen dürfen, ich stehe geistig so tief und niederträchtig, dass ich sollte vor meinem eigenen Mitgeschöpf niederfallen und es anbeten? und doch nachher von mir erwarten, ihn wie einen Bruder aufzunehmen, der mit mir denselben Glauben bekenne? Ich kann seine Anmaßung nicht begreifen. Die Anklage gegen unser Herzensheiligtum ist so furchtbar, die uns zur Last gelegte Schuld so fürchterlich, dass, wenn in der Abwehr einigermaßen Strenge und Bitterkeit sich zeigt, die Sünde auf Seite unseres Gegners und nicht bei uns muss gesucht werden. Denn er hat uns eines so furchtbaren Verbrechens beschuldigt, dass ein ehrlicher Mann es als Beschimpfung ernstlich zurückweisen muss. Nun weiter: Wenn Jesus Christus keine göttliche Person wäre, wenn ich mir einmal einbilden könnte, Er sei nur ein gewöhnlicher Mensch, so möchte ich den Mohammed Christo noch vorziehen; und wenn ihr mich fragt: warum, so könnte ich euch leichtlich beweisen, dass Mohammed ein größerer Prophet gewesen sei als Christus.

Wäre Jesus Christus nicht der Sohn Gottes, gleichen Wesens und gleich ewig mit dem Vater, so hat Er doch sich so ausgesprochen, um diesen Glauben in der Seele seiner Jünger, wie seiner Gegner zu befestigen. Mohammed aber hat in Beziehung auf die Alleinigkeit Gottes so deutlich und bestimmt gelehrt, dass bis auf diesen Tag noch nie ein Mohammedaner in Götzendienst verfallen ist. Ihr werdet finden, dass durch die ganze mohammedanische Welt noch immer der entschieden ausgesprochene und treu geglaubte Ausspruch geht. „Es ist nur ein Gott und Mohammed sein Prophet.“ Nun, wenn Christus nichts mehr wäre als ein trefflicher Mensch und ein Prophet, warum hat Er nicht deutlicher gesprochen? warum hat Er den Christen kein Feldgeschrei hinterlassen, das so entschieden und bestimmt lautet wie das Mohammeds? Wenn Christus nicht im Sinne hatte, von sich selbst zu lehren, Er sei Gott, so war Er wenigstens nicht sehr klar und bestimmt in seiner Verneinung, und Er hat seine Jünger sehr im Ungewissen gelassen, was aus der Tatsache hervorgeht, dass heutzutage 999 von tausend Bekenntnischristen Ihn annehmen und sich vor Ihm als dem wahren Gott beugen. Und wenn Er nicht Gott ist, so spreche ich Ihm auch das Recht ab, als Prophet zu gelten. Ist Er nicht Gott, so war Er ein Betrüger, der größte, der allergrößte Betrüger, der je gelebt hat. Dies ist natürlich für einen Menschen, der den Glauben verleugnet, kein triftiger Grund und veranlasst ihn nicht zur Nachfolge Christi. Aber für den, der Christo als Jünger nachfolgt, halte ich, dass dieser Grund unwiderstehlich ist, dass Christus kein großer und wahrer Prophet sein konnte, wenn Er das nicht war, was Er uns zu sein vorgab, der Sohn Gottes, welcher es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein (Phil.2,6.), -wahrhaftiger Gott, durch den alle Dinge geworden, und ohne denselbigen nichts ward, was geworden ist (Joh. 1,3.).

Ich will noch etwas anderes sagen, was den Gläubigen in Staunen versetzen mag, was aber noch viel mehr dazu dienen kann, die ketzerische Ableugnung der Gottheit Christi in ihrer Ungereimtheit hinzustellen. Wenn Christus nicht der Sohn Gottes wäre, so war sein Tod, weit entfernt eine Versöhnung für unsere Sünde zu sein, nichts anderes als eine wohlverdiente und rechtmäßige Strafe. Der hohe Rat, vor dem Er verurteilt wurde, war die anerkannte und gesetzliche oberste Behörde des Landes. Er ward vor den hohen Rat geführt, der Gotteslästerung angeklagt, und auf diese Anschuldigung hin verurteilten sie Ihn zum Tode, weil Er sich zum Sohne Gottes gemacht habe. Nun, ich stehe nicht an, aufrichtig zu erklären, dass, wenn ich berufen worden wäre, in dieser Sache meine Meinung abzugeben, ich beigestimmt hätte, und dass ich zudem aufgestanden wäre und hätte gefühlt und gesagt, dass die Sache klar vor Augen liege, so dass sie nur durch Lug und Betrug könnte hintertrieben werden, sobald nämlich Jesus von Nazareth überwiesen sei, sich selbst für Gottes Sohn ausgegeben zu haben.

Ja, aus seiner ganzen Predigtweise ließ sich auf solche Weise der unwidersprochene Einfluss erklären. Alle seine Handlungen und Worte bezweckten fortwährend den Anspruch darauf, etwas Größeres zu sein als je ein anderer Mensch.

Und als Er vor den hohen Rat gebracht ward, fanden sich Zeugen genug, um zu beweisen, dass Er sich selbst zu Gottes Sohn gemacht habe; war Er es nicht, so war seine Verurteilung wegen Gotteslästerung der gerechteste Ausspruch, der je getan wurde, und seine Kreuzigung auf Golgatha war unzweifelhaft die gerechteste Hinrichtung, die je von der Hand einer Obrigkeit ins Werk gesetzt ward. Es ist nur seine wahrhafte Göttlichkeit, was Ihn von der Anklage auf Gotteslästerung freispricht. Die Tatsache, dass Er Gott ist, und dass seine Gottheit nicht kann geleugnet werden, macht seinen Tod zu einem rechtswidrigen Gottesmord durch die Hand abtrünniger Menschen und macht denselben vor Gott zu einem angenehmen Opfer für die Sünden des ganzen Volkes, das Er versöhnet hat mit seinem teuren Blut. Ist Er aber nicht Gott, so wiederhole ich, dass es keinerlei Grund gibt, warum Er ein neues Testament sollte gestiftet haben; denn dann würde an der erhabenen Haupttatsache des neuen Bundes nichts sein, als die rechtmäßige Hinrichtung eines Menschen, der es wohl verdient hätte.

Erinnert ihr euch, teure Freunde, als der Apostel Paulus über die Auferstehung der Toten predigte in seinem Brief an die Korinther, wie er sich einer rückwärtsschließenden Beweisführung bedient, um zu zeigen, was daraus folgen würde, wenn es möglich wäre, die Wahrheit zu verdrehen?

Er spricht: „Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube eitel, so seid ihr noch in euren Sünden,' (1 Kor. 15, 17.). Nun, ich darf des Apostels Beweisführung ganz wohl in Beziehung auf die Gottheit und Sohneskindschaft Christi anwenden; wie er von der Auferstehung ausging, behaupte ich nun: „Ist Christus nicht der Sohn Gottes, so ist unsre Predigt vergeblich und euer Glaube ist eitel und ihr seid noch in euren Sünden.“ All' unsre Vorstellungen vom Himmel sind vernichtet und dahin, der Glanzstern unserer Hoffnung ist für immer erloschen; der Fels, auf welchem unsre Hoffnung ruht, ist nicht besser als Sand, wenn die Gottheit Christi sich nicht bewährt. Alle Freude und aller Trost, den wir je auf dieser Erde genossen aus dem Glauben, dass sein Blut vollgenügend sei, unsre Sünden zu versöhnen, ist nur ein Traum der Einbildung gewesen und ein Hirngespinst; alle Gemeinschaft, die wir je mit Ihm gehabt hatten, war nichts als Täuschung und Trug, und alle Hoffnungen, sein Angesicht in Herrlichkeit zu erblicken und glückselig zu sein, wenn wir Ihm gleich sein werden in der Auferstehung, wäre nur der elendeste Selbstbetrug, der je die Hoffnungen der Menschen äffte. Ach, liebe Brüder, und könnte einer von euch glauben, dass das Blut aller Märtyrer zum Zeugnis für eine Lüge geflossen sei? Haben alle jene, die in römischen Kerkern verschmachteten und vermoderten oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden, weil sie bezeugten, dass Christus Gott sei, vergeblich den Tod erlitten? Wahrlich, wenn Christus nicht Gott ist, so sind wir die elendesten aller Menschen. Wozu noch die Verleumdung und Misshandlung, die wir Tag für Tag zu erdulden haben? Wozu unsre Reue, unsre Seufzer, unsre Tränen? wozu unser Glaube? Wozu ist unsre Furcht und Ahnung durch unsre Hoffnung und Zuversicht verdrängt? Wozu unsere Freude und Wonne, wenn Christus nicht der Sohn Gottes ist?

Wollt ihr euch alle zu Toren erniedrigen; könnt ihr meinen, Gottes Wort habe euch irre geleitet, die Propheten und Apostel, die Märtyrer und Heiligen hätten sich alle verschworen, euch in die Falle zu locken und euch zu verführen? Gott verhüte, dass wir so etwas denken. Es gibt in der ganzen Welt keine Torheit, die nicht im Vergleich mit der unsinnigen Ableugnung der Gottheit Christi eine hohe Weisheit wäre. Nein, Geliebte:

„Und wenn die Menschen noch so klug
Voll Arglist unsern Glauben stürmen;
Wir nennens eitel Lug und Trug;
Die Heilsbotschaft wird uns beschirmen.“

Wir wollen auf die Vorderseite unseres Paniers das schreiben: „Christus ist Gott, gleichen Wesens und gleich ewig mit seinem Vater: wahrer Gott von wahrem Gott, der es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein.“

II.

Dies führt mich zum zweiten Punkt der Betrachtung: Wie nennen wir Christum den „starken Gott“? Hier ist um nichts mehr zu streiten; wir haben nur von wirklichen Tatsachen zu reden. Ob Christus der „starke Gott“ sei oder nicht, so ists unfehlbar gewiss, dass wir Ihn beständig so zu nennen gewohnt sind. Ich meine nicht, durch das bloße Aussprechen des Namens, sondern auf viel kräftigere Weise-durch die Tat; und Taten sprechen lauter als Worte.

Nun, Geliebte, ich will sogleich zeigen, dass wir die Gewohnheit haben, Christum Gott zu nennen. Und das will ich zuerst tun, weil es unsre Wonne und Freude und Vorrecht ist, Ihm die Eigenschaften der Gottheit beizulegen. Wie oft schauen wir in Stunden anbetender Betrachtung zu Ihm auf, als zu dem ewigen Sohn Gottes? Wir sind in unserm Kämmerlein, wir sitzen im Hause Gottes, und wenn wir über den großen Bund der Gnade nachdenken, so reden wir von der ewigen Liebe unsers Herrn Jesu Christi zu seinem Volk. Dies ist ein Juwel unseres Lebens, ein Schmuck, mit dem wir uns hochzeitlich antun. Es ist ein Teil des Manna, das nach dem Wasser des Lebens, mit Honig vermischt, schmeckt, an welchem unsre Seelen gewohnt sind, sich zu sättigen. Wir reden von Gottes ewiger Liebe, von unsern Namen, die im Himmel geschrieben sind, und wie Christus dieselben schon vor Grundlegung der Welt auf seiner Brust getragen habe als unser Hoherpriester, als unser Fürsprecher vor dem himmlischen Throne. Dadurch haben wir Ihn kräftig anerkannt als starken Gott, weil nur Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit sein kann. So oft wir die Lehre von der Gnadenwahl bekennen, nennen wir Christum den mächtigen Gott; so oft wir vom ewigen Bunde reden, wohlgeordnet in Allem und bewahrt (2 Sam. 23, 5.), so oft verkündigen wir Ihn als Gott: denn wir reden von Ihm als von einem Ewigen, und Niemand kann von Ewigkeit her sein, als der durch sich selbst besteht-Gott.

Wiederum: Wie oft wiederholen wir in Gedanken den Spruch: „Jesus Christus gestern, heute und derselbe auch in Ewigkeit,' (Hebr. 13, 8.). Wir sind gewohnt, Ihn unwandelbar zu nennen. Einige unserer schönsten Lieder gründen sich darauf, und unsre reichsten Hoffnungen fließen aus dieser Eigenschaft. Wir wissen, dass sich Alles verändert. Wir sind von uns selbst überzeugt, dass wir veränderlich sind wie der Wind, und beweglich wie der Sand in der Brandung des Meeres; aber wir wissen, dass unser Erlöser lebt, und wir können in Ihm keinerlei Veränderung der Liebe, der Absicht und der Macht wahrnehmen. Wie oft singen wir:

“ Unwandelbar sein Will',
Ob auch mein Leib erbleiche,
Sein liebend Herz ist noch
Unwandelbar das gleiche.
Mein Herz durch manchen Wechsel geht,
Nur seine Liebe, die besteht!“

Seht ihr nicht ein, dass ihr Ihn in der Tat Gott genannt habt, weil außer Gott Niemand unwandelbar ist? Die Kreatur verändert sich. Es steht der Schöpfung an der Stirne geschrieben: „Veränderung!“ Der gewaltige Ozean, der keine Furchen des Alters an seiner Stirne trägt, braust jetzt gewaltig einher, und jetzt wieder glättet er seinen Spiegel.

Er flutet hierher und dorthin, und wir wissen, dass er einst wird verzehrt werden von den alles verschlingenden Zungen der Flammen, und doch schreiben wir Christo Unwandelbarkeit zu. Wir behaupten also in Wahrheit seine Göttlichkeit; denn nur Göttliches ist ewig.

Ists nicht auch unsre Freude, zu glauben, dass wo zwei oder drei versammelt sind in seinem Namen, Er mitten unter ihnen sei? (Matth. 18, 20.) Wiederholen wir es nicht in allen unsern Gebetsversammlungen? Vielleicht begann ein Diener des Evangeliums in Australien die Feier des öffentlichen Gottesdienstes heute mit der Betrachtung, dass Jesus Christus nach seiner Verheißung mit ihm sei, und ich weiß, dass, als ich hierherkam, die gleiche Betrachtung mich stärkte: „Sieh, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matth. 28, 20.). Wo irgendwo Christen sind, da ist Gott. Und obgleich nur zwei oder drei an einem Ort beisammen sind, oder auf dem grünen Rasen unter Gottes blauem Himmelszelt, da weilt Christus mit seiner Gegenwart. Nun frage ich euch, schreiben wir damit Christo nicht Allgegenwart zu, und wer anders kann allgegenwärtig sein als Gott? Haben wir also nicht in der Tat, wenn auch nicht in Worten, Christum „Gott“ genannt? Wie ists uns möglich, Ihn hier und dort und überall zu denken; an seines Vaters Brust, bei den Engeln und in den zerschlagenen Herzen allzumal, wenn Er nicht Gott ist? Behauptet ihr, dass Er allgegenwärtig sei, so sagt ihr, Er sei Gott, denn nur Gott kann allgegenwärtig sein. Wiederum sind wir gewohnt, Christo Allwissenheit zuzuschreiben. Ihr glaubt, dass wenn ihr seufzt, Christus eure Beschwerden kennt, und dass Er jeden Seufzer zählt; oder, wenn auch ihr es nicht glaubt, so ist es doch wenigstens mir eine Beruhigung, zu wissen:

„ Er empfindet im Herzen
Meine Seufzer und Schmerzen.“

Und so empfindet Er auch die euern. Wo ihr auch seid, so glaubt ihr, dass Er eure Gebete hört, dass Er eure Tränen sieht, dass Er eure Bedürfnisse kennt, dass Er bereit ist, euch die Sünden zu vergeben; dass Er euch besser kennt, als ihr selbst. Ihr glaubt, dass Er eure Seelen sucht und eure Nieren prüft; und dass ihr nie zu Ihm kommt, ohne Ihn voll Liebe und Freundlichkeit zu finden. Seht ihr jetzt nicht, dass ihr Ihm Allwissenheit zugeschrieben habt? und darum habt ihr Ihn, wenn auch nicht in Worten, doch lauter als mit Worten „starker Gott“ genannt; denn ihr habt angenommen, Er sei allwissend, und wer anders kann allwissend sein, als der wahre Gott von wahrem Gott?

Ich will mich nicht mit der Betrachtung der übrigen Eigenschaften aufhalten, aber ich glaube, es ließe sich beweisen, dass Jeder von uns alle Eigenschaften Gottes sowohl im täglichen Leben als in unserm beständigen Vertrauen und Umgang mit Christo Ihm zuschreibt. Ich bin dessen von vielen liebenden Herzen hier versammelter Kinder Gottes gewiss. Wir haben Ihn „starker Gott“ genannt, und wenn Ihn Andere nicht so genannt haben, so ist nichtsdestoweniger unser Textwort durch unsern Glauben bestätigt: „Er heißt Wunderbar, Rat, starker Gott.“ Das ist Er und bleibt Er immer und ewiglich.

Und nun kann ich noch einen andern Beweis führen, dass Christus „starker Gott,' heißt. Wir nennen Ihn in vielen gottesdienstlichen Handlungen so. Wir glauben heute, dass Christus der Mittler zwischen Gott und Menschen ist. Wenn wir den Ausdruck Mittler oder Schiedsrichter verstehen wollen, so müssen wir ihn auslegen wie Hiob: „Der seine Hand auf uns beide lege“ (Hiob 9, 33.). Wir sagen gewöhnlich, Christus sei der Mittler des neuen Bundes, und wir bringen Gott durch Ihn unsre Gebete dar, weil wir glauben, dass Er zwischen uns und dem Vater vermittelt.

Anerkennt ihr einmal, dass Christus unser Mittler ist, so habt ihr seine Gottheit bezeugt. Ihr habt Ihn wahrhaftig Gottes Sohn genannt, und ihr habt zugleich seine menschliche Natur anerkannt, denn Er muss seine Hand auf beide legen; darum muss Er auf den Menschen seine Hand in unserer Natur legen; Er muss berührt werden vom Gefühl unserer Schwachheit, und in allen Stücken uns gleich sein. Aber Er ist kein Mittler, wenn Er nicht auch seine Hand auf Gott legen kann, wenn Er nicht als gleicher Würde mit dem Ewigen soll im Stande sein, ohne Gotteslästerung seine Hand auf die Gottheit zu legen. Es ist keine Mittlerschaft, wenn die Hand nicht auf beide gelegt wird, und wer vermöchte seine Hand auf Gott zu legen als Gott? Können Cherubim oder Seraphim sich rühmen, ihre Hand auf Gott gelegt zu haben? Dürfen sie den Unendlichen anrühren?

Dunkel von blendendem Licht
Scheinet der Saum seines Kleides.

Was muss nicht erst Er selbst sein im herrlichen Glanz seiner Göttlichkeit? Ein verzehrendes und fressendes Feuer. Nur Gott kann auf Gott die Hand legen, und doch hat Christus dies hohe Vorrecht, denn merke wohl, es ist keine Vermittlung aufgerichtet, noch ist sie möglich, wenn die beiden nicht vereinigt sind. Wenn ihr eine Brücke zu bauen beabsichtigt, so könnt ihr wohl von einem Ufer aus bauen, wenn ihr aber nicht bis ans andere Ufer baut, so habt ihr keine Brücke.

Es kann keine Vermittlung vorhanden sein, wenn die Teile nicht vollständig vereinigt sind. Die Leiter muss auf der Erde stehen und bis in den Himmel reichen, denn wenn die kleinste Lücke vorhanden wäre, so müssten wir hinunterstürzen und zu Grunde gehen. Es muss eine vollkommene Verbindung zwischen beiden sein. Seht ihr darum nicht, dass wenn wir Christum einen Mittler nennen, wir Ihn in der Tat nennen „starken Gott“.

Wir nennen auch Christum unsern Heiland. Hat nun irgend Jemand von euch die törichte Einbildung, ihr könntet euch für die ewige Seligkeit eurer Seelen auf einen Menschen verlassen? Habt ihrs getan, so seid ihr zu bemitleiden, dann ist eures Bleibens in einer protestantischen Versammlung nicht. Wenn ihr die Erhaltung eurer Seele euresgleichen Einem anvertrauen könnt, so muss ich über euch trauern und bitten, dass euch eine bessere Einsicht geschenkt werden möge.

Aber ihr bauet und trauet für eure Erlösung auf den, welchen Gott hat vorgestellet zu einem Gnadenstuhl (Röm.3,25.), nicht wahr, liebe Nachfolger Jesu? Könnet ihr nicht sagen, alle eure Hoffnung gründe sich auf Ihn? denn Er ist euer Heil und euer Verlangen. Stützt sich euer Geist nicht auf den mächtigen Pfeiler seiner völligen Genugtuung, seinen köstlichen Tod und sein Begräbnis, auf seine herrliche Auferstehung und Himmelfahrt? Nun, beachtet wohl, entweder ruht eure Hoffnung auf einem Menschen oder ihr habt erklärt, Christus sei der „starke Gott“. Wenn ich sage, ich setze mein Vertrauen auf Ihn, so erkläre ich offen, dass ich nicht auf Ihn vertrauen dürfte noch könnte, wenn ich nicht fest glaubte, Er sei Gott. Ich könnte mein Vertrauen nie auf ein erschaffenes Wesen setzen. Gott verhüte, dass ich in meiner Torheit je so weit gehen könnte. Ich wollte noch lieber auf mich selbst trauen als auf einen Andern, und doch darf ich nicht auf mich selber vertrauen, sonst wäre ich verflucht.

„So spricht der Herr: Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässet, und hält Fleisch für seinen Arm,' (Jer. 17, 5.). Und wenn ich den Glauben an Christum predigte und meine Zuhörer vertrauten auf Christum, und Er wäre doch nur ein Mensch, so wären sie auch verflucht, denn abermals sage ich: „So spricht der Herr: Verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässet und hält Fleisch für seinen Arm.“ Ihr habt das Heil durch den Glauben an Jesum, aber auf welche Art? Ists nicht darum, dass: „Gesegnet ist der Mann, der sich auf den Herrn verlässet, und des der Herr seine Zuversicht ist“ (Jer. 17, 7.). Christus ist wahrhaftig Jehova, und darum kommt das Heil auf die, die auf Ihn vertrauen. Darum, so oft ihr euer Vertrauen auf Jesum setzt für Zeit und Ewigkeit, so habt ihr Ihn genannt: „starker Gott.“

Dieser Gegenstand ist der weitesten Auseinandersetzung fähig, und ich glaube, es knüpft sich so viel Lehrreiches daran, dass ich euch bis zu später Stunde damit in Anspruch nehmen könnte; aber es sei genug. So viel, denke ich, habt ihr nun darüber vernommen, dass es euch beweist, wie wir beständig Christum den „starken Gott“ nennen.

III.

Meine dritte Aufgabe ist nun noch, zu zeigen, wie Christus selbst sich uns als „starker Gott“ bewiesen hat. Und hier, Geliebte, ohne Widerrede ,“groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit: Gott ist offenbart im Fleisch“ (1 Tim. 3, 16.), denn die Stelle, welcher unser Text entnommen ist, lautet: „Uns ist ein Kind geboren!“ Ein Kind! Was vermag das? Ein Kind! Es strauchelt im Gehen, es wankt bei seinen Tritten-und es ist ein kleines, neugeborenes Kindlein. Geboren! Ein Kind an seiner Mutter Brust, ein Kind, mit Muttermilch genährt? Das! Soll das Wunder tun? Ja, denn der Prophet spricht: „Uns ist ein Kind geboren.“ Darnach aber heißt es: „Ein Sohn ist uns gegeben.“ Christus ward nicht nur geboren, sondern auch gegeben. Als Mensch ist Er ein Kind geboren, als Gott ist Er ein Sohn gegeben. Er kommt hernieder aus der Höhe; Er ist von Gott uns zum Versöhner gegeben. Aber hier betrachtet das Wunder! „Sein Name,“ des Kindes Name „heißt Wunderbar, Rat, starker Gott, Ewig-Vater, Friedefürst.“

Ist dies Kind denn für uns der starke Gott? Wenn dem so ist, dann, liebe Brüder ,„ein Pfeiler und Grundfeste der Wahrheit und kundbar groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit.“ Und durchgehen wir nun die Kirchengeschichte, so sehen wir den Beweis dafür deutlich genug. Dies geborene Kind, dieser gegebene Sohn kam in die Welt, um die Schlingen der Sünde zu zerstören. Mehr denn dreißig Jahre hatte Er zu kämpfen und zu ringen mit zahllosen Versuchungen, schrecklicher als sie je zuvor ein Mensch erfahren hat. Adam fiel, als ihn nur ein Weib versuchte; Eva fiel, als nur eine Schlange ihr eine Frucht anbot; aber Christus, der zweite Adam, stand unverwundbar aller List Satans gegenüber, obgleich Er allenthalben versucht ward, gleich wie wir (Hebr. 4, 15.). Nicht ein einziger Pfeil aus dem Köcher der Hölle ward gespart; alle wurden auf Ihn geschleudert. Jeder Pfeil ward gegen Ihn abgeschossen mit aller Kraft satanischer Kunst, und das ist kein Kleines! Und dennoch stund Er ohne Sünde, ja ohne einen Schatten der Sünde, mehr wie ein Eroberer da. Stirne gegen Stirne dem Satan gegenüber in der Wüste, Hand in Hand mit ihm auf der höchsten Zinne des Tempels; an seiner Seite inmitten einer geschäftigen Menge, aber stets mehr wie ein Sieger. Er lieferte dem Gegner die Schlacht, wo er sich Ihm nur entgegenstellte und auch zuletzt, als Satan alle seine Macht zusammenraffte, und den Heiland im Garten Gethsemane packte und Ihn würgte, bis Ihm der blutige Schweiß von der Stirne rann; als der Heiland sprach: „Vater, nicht wie ich will, sondern wie Du willst“ (Matth. 26, 39.), ward der Versucher zurückgedrängt.

„Weiche von mir! weiche von mir!“ schien Christus zu sagen, und hinweg floh der Versucher und durfte nicht wieder zurückkehren. Christus erscheint mir in all' seinen Versuchungen seine Gottheit bewiesen zu haben. Ich hörte nie von einem Geschöpf, das solche Versuchungen erduldete. Schauet die Engel im Himmel an; wie die Versuchung an sie kam, weiß ich nicht, aber das weiß ich, dass Satan, der große Erzengel, sündigte, und ich weiß, dass er der Versucher seiner übrigen Gefährten ward und mit ihm den dritten Teil der Sterne zog (Offenb. 12, 4.). Die Engel wurden nur wenig versucht; einige gar nicht, und doch fielen sie. Und dann schaue auf den Menschen; seine Versuchung war leicht, dennoch fiel er. Es ist keiner Kreatur gegeben, der Versuchung zu widerstehen; sie gibt nach, wenn die Versuchung stark genug ist. Christus aber widerstund, und es scheint mir, sein Widerstehen beweise seine Alles überstrahlende Reinheit, die unbefleckte Heiligkeit dessen, vor dem die Engel das Antlitz verhüllen und rufen: „Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr Zebaoth!,'

Aber diese Beweise möchten ungenügend erscheinen, wenn Er nicht noch mehr als dies vollbracht hätte. Wir wissen auch, dass Christus sich bewies als „starker Gott“ dadurch, dass zuletzt alle Sünden seines ganzen Volkes auf Ihn geworfen wurden und „hat unsre Sünden selbst geopfert an seinem Leibe auf dem Holz“ (1 Petr. 2, 24.). Das Herz Christi ward wie ein See inmitten der Berge. Alle Nebenflüsse der Ungerechtigkeit und Gottlosigkeit und jeder Tropfen der Sünden seines Volkes floss hernieder und sammelte sich zu einem mächtigen See, tief wie die Hölle und endlos wie die Ewigkeit. Alle diese flossen gleichsam in Christi Herz zusammen und dennoch trug Er sie alle. Unter vielen Zeichen menschlicher Schwachheit, aber unter überwältigenden Zeichen göttlicher Allmacht trug Er fürwahr unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen (Jes. 53, 4.). Die Gottheit in Ihm stärkte seine Menschheit, und obgleich Welle um Welle über seinem Haupte zusammenschlug, bis er in den Morast versank, wo er am tiefsten war, und alle Wellen und Wogen Gottes über Ihn ergingen, erhob Er dennoch sein Haupt und legte zuletzt, gleich einem Sieger, die Sünden seines Volkes zur öffentlichen Sühne dar. Sie sind tot.

Sie haben aufgehört zu sein; und wenn man darnach sucht, so sollen sie nimmermehr gefunden werden ewiglich. Gewiss, wenn dies wahr ist, so ist Er wahrhaftig der „starke Gott“.

Aber Er tat noch mehr; Er stieg ins Grab und schlief, festgekettet in die kalten Fesseln des Todes. Aber die festgesetzte Stunde erscheint- der erste Sonnenstrahl des dritten Tages kündigte sich an und Er zerriss des Todes Bande wie Faden und ging hervor ans Licht als „der Herr des Lebens und der Herrlichkeit“. Sein Fleisch sah die Verwesung nicht, denn Er durfte nicht gehalten werden von den Stricken des Todes. Und wer wird erlösen von der Hölle Gewalt und vom Tode erretten; wer wird dem Tod ein Gift sein und der Hölle eine Pestilenz (Hosea 13, 1.4.), als Gott? Wer anders als das unsterbliche Leben; wer anders als der „Ich bin der Ich bin,' wird das Feuer der Verdammnis auslöschen; wer anders als der, dessen Wesen ewig ist, ohn' Anfang und ohn' Ende, wird die Riegel des Grabes zerbrechen? Darum bewies Er sich, als Er das Gefängnis gefangen führte, als Er den Tod überwand und seine ehernen Glieder zu Staub zerrieb-da bewies Er sich als der „starke Gott“.

Ach, meine Seele, du darfst sagen, dass Er sich an dir als starker Gott bewiesen hat. Sünden hat Er dir viele vergeben und dein Gewissen von schwerem Schuldbewusstsein befreit; unnennbare Schmerzen hat Er gestillt, unwiderstehliche Versuchungen besiegt; Tugenden, die dir früher unerreichbar waren, hat Er dir eingepflanzt, Gnade und Fülle hat Er dir verheißen und nach deinem Maß gewährt. Mein Herz ist gewiss, dass, was Er für mich getan hat, von einem bloßen Menschen nie hätte können vollbracht werden; und wenns sein müsste, würdet ihr euch von euren Sitzen erheben und sprechen: „Ja, Er hat mich geliebt und abgewaschen von meinen Sünden und mich gemacht zu dem, was ich nun bin; darum muss Er Gott sein; nur Gott konnte vollbringen, was Er vollbracht hat, konnte so geduldig tragen, so überschwänglich segnen, so umsonst vergeben, so unendlich reich machen. Er ist und muss es sein, und wir wollen Ihm als solchem huldigen: -„der starke Gott“.

Und zum Schluss nun bitte und beschwöre ich euch Alle, die ihr hier seid, so wahr euch Gott der heil. Geist wolle beistehen: kommet und setzet euer Vertrauen auf Jesum Christum; Er ist der „starke Gott,'. O ihr Christen, glaubt Ihm mehr als je; werft euer Anliegen allezeit auf Ihn: Er ist „der starke Gott“; geht zu Ihm in all' euren Nöten, wenn der Feind auf euch eindringt wie eine Flut; dieser starke Gott wird Wege finden zu eurer Erlösung; übergebt Ihm eure Sorgen, dieser starke Gott kann sie alle beseitigen; klaget Ihm eure Abtrünnigkeiten und Sünden, der starke Gott wird sie austilgen. Und, o ihr Sünder, die ihr eines Heilandes euch bedürftig fühlt, kommt zu Christo und vertraut auf Ihn, denn Er ist der „starke Gott“. Geht nach Hause und fallet nieder auf eure Knie und bekennet eure Sünden, und dann legt eure armen, schuldbeladenen, hilflosen, nackten, wehrlosen Seelen vor seiner Allmacht nieder, denn Er auch selig machen kann aufs Völligste, die durch Ihn zu Gott kommen (Hebr. 7, 25.); denn als Er starb, war Er nicht Mensch ohne göttliches Wesen, sondern Er war der „starke Gott“. Das wollen wir auf unser Panier schreiben, von jetzt an immer und ewiglich; das soll unsre Freude und Wonne sein, unser Loblied: Das Kind, das uns geboren, und der Sohn, der uns gegeben, ist „der starke Gott“. 

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