Spitta, Carl Johann Philipp - Ehe man zu Ehren kommt, muß man zuvor leiden.

Spitta, Carl Johann Philipp - Ehe man zu Ehren kommt, muß man zuvor leiden.

Was Salomo, Sprüche Sal. 15, 33., bemerkt, das findest du in dem Leben seines Vaters David bestätigt. Als der Herr den König Saul verworfen hatte, sprach er zu Samuel: „Wie lange trägst du Leid um Saul, den ich verworfen habe, daß er nicht König sei über Israel? Fülle dein Horn mit Oel, und gehe hin, ich will dich senden zu dem Bethlehemiter Isai; denn unter seinen Söhnen habe ich mir einen König ersehen.“ Da ging Samuel nach Bethlehem in das Haus Isai, und als David vor ihn trat, sprach der Herr: „Auf, und salbe ihn, denn der ist's!“ Da nahm Samuel sein Oelhorn und salbete ihn mitten unter seinen Brüdern. Und der Geist des Herrn gerieth über David von dem Tage an und fernerhin: aber von diesem Beruf und dieser Salbung an bis zu dem wirklichen Besitz und Genuß der verheißenen Ehre lag eine Zeit dazwischen so sonderbarer Führungen, so schwerer Anfechtungen, so drückender Entbehrungen und so empfindlicher Demüthigungen, daß sich's, nach dem was vor Augen lag, mit dem David auf ganz etwas anderes, als auf die Besitznahme königlicher Herrlichkeit anließ. Erst zwar mit einer großen Glaubensthat, mit der Besiegung des Hohn sprechenden Goliath aus der Verborgenheit hervortretend, wird David ein Gegenstand der höchsten Bewunderung des Volks, wird Jonathans Freund, und Sauls Haus und Tischgenoß, ja Schwiegersohn. Doch plötzlich wendet sich das Blatt. Saul beneidet, haßt ihn und sucht ihn zu tödten. David flieht, reißt sich mit vielen Thränen aus den Armen seines Jonathan; kommt nach Nobe und spricht den Priester um ein Stück Brot an; eilt von dannen in des Feindes Land, und weil auch da seines Bleibens nicht ist, wieder fort in die Höhle Adullam. Wie ihm unter diesen jahrelangen dunkeln Führungen zu Muthe war, durch welche Leidenstaufen und Läuterungsfeuer er hindurchging, in welchen Prüfungsschulen er lernen, in welchen äußern und innern Kämpfen er ringen mußte, bis sich endlich alles aufklärte und die Verheißung in Erfüllung ging; das steht für uns geschrieben, daß wir uns die Hitze nicht befremden lassen, die uns widerfährt, als widerführe uns etwas Seltsames. Gott führt seine Heiligen wunderlich. Ehe man zu Ehren kommt, muß man zuvor leiden. Ihr Christen, Gott hat uns berufen zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit. Aber von dem an, daß dieser Beruf an uns kommt und wir die Salbung des heiligen Geistes, als das Pfand unseres Erbes, empfangen, bis zur Krone des Lebens, geht es auch mit uns durch viel Trübsale, wodurch der Herr die, welche er als Unwürdige berufen hat, darum, weil er sie berufen hat, würdig machen will zu seinem Reich und zu seiner Herrlichkeit. Wir wollen uns ihm überlassen. Er leitet uns nach seinem Rath und nimmt uns endlich zu Ehren an. Er hilft uns durch; so kommen wir durch. Lasset uns ihm nur treu bleiben.

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