Spitta, Carl Johann Philipp - Die ersten Buchstaben der göttlichen Worte.

Spitta, Carl Johann Philipp - Die ersten Buchstaben der göttlichen Worte.

Man macht bei Kindern den Anfang alles Unterrichts damit, daß man sie die Buchstaben kennen lehret, denn ohne Kenntniß derselben ist und bleibt ihnen selbst die Fibel ein verschlossenes Buch. Wenn sie aber erwachsen sind, so seht man billig solche Kenntniß bei ihnen voraus, und verwundert sich, wenn sie fehlt, tadelt und straft: „Ihr solltet doch die ersten Buchstaben längst wissen, ihr großen Kinder!“ - In die Schule des heiligen Geistes kommen wir nun auch als Kinder am Verständniß, und müssen die ersten Buchstaben der göttlichen Worte lernen, sonst ist und bleibet uns die Bibel ein verschlossenes Buch. Solche Kinder am Verständniß sollen wir erwachsene Christen aber nicht bleiben, noch viel weniger die ersten Anfangsgründe wieder vergessen; aber weil das leider häufig der Fall ist, so hören wir den heiligen Geist tadeln und strafen Hbr. 5, 12: „die ihr solltet längst Meister sein, bedürfet wiederum, daß man euch die ersten Buchstaben der göttlichen Worte lehre.“ Die ersten Buchstaben der göttlichen Worte werden Hebr. 6,1 und 2. genannt: „Die Lehre vom Anfang christlichen Lebens, oder die Grundlage von Buße der todten Werke, vom Glauben an Gott, von der Taufe, von der Lehre, vom Händeauflegen, von der Todten Auferstehung und vom ewigen Gericht.“ Erkenntniß der todten Werke, der Sünde, von der wir uns bekehren sollen, empfangen wir durch das Gesetz; darum sollen Kinder mit allem Fleiß das erste Hauptstück christlicher Lehre, die zehn Gebote Gottes lernen. Das bereitet dem Glauben den Weg, dem Glauben an Gott den Vater, den Sohn und den heiligen Geist, wie er in den drei Hauptartikeln des christlichen Glaubens enthalten ist. Zu welchem Glauben wir schon durch die Taufe verpflichtet, durch die nachfolgende Lehre angewiesen, und bei der Erneuerung unseres Taufbundes mit Händeauflegen eingesegnet sind. Zu den Anfangslehren gehört dann auch der Todten Auferstehung und das ewige Gericht, denn beides soll uns in heilsame Besorgnis setzen, daß wir die Gnade nicht vergeblich empfangen oder mißbrauchen, sondern durch treuen Gebrauch derselben eine Freudigkeit haben auf den Tag des Gerichts. - Nun stelle man einmal mit den erwachsenen Christen eine Prüfung über diese Kinderlehren an. Werden sie wohl alle schriftgemäß antworten, wenn gefragt wird: „Was ist Sünde? Wer ist ein Sünder? Was ist Buße? Wer bedarf der Buße? Wodurch wird der Sünder vor Gott gerecht? Welches ist der Christen Glaube? Was nützet und bedeutet die heilige Taufe? Was ist die rechte Lehre? Was ist die Confirmation? Werden die Todten auferstehen, und was ist der Todten Auferstehung? Wird ein Gericht gehalten werden? Wer wird das Gericht halten? Wer wird selig, und wer verdammet werden?“ - Ich fürchte, es werden sich unter den Erwachsenen viele Kinder am Verständniß finden, die wiederum bedürfen, daß man sie die ersten Buchstaben der christlichen Worte lehre, ja selbst deren viele, die nicht einmal das große A und O der Bibel kennen (Offenb. Joh. 1, 8. 11.). Was ist da zu thun? Das Beste ist, man schämt sich seiner Unwissenheit, schämt sich aber nicht, wie ein Kind die ersten Buchstaben der göttlichen Worte zu lernen. Wer sich gern läßt strafen, der wird klug werden.

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