Spitta, Carl Johann Philipp - Des Herrn Tisch, und der Teufel Tisch.

Spitta, Carl Johann Philipp - Des Herrn Tisch, und der Teufel Tisch.

Höre, was der Apostel schreibt 1 Cor. 10, 21 und 22: „Ihr könnet nicht zugleich trinken des Herrn Kelch, und der Teufel Kelch; ihr könnet nicht zugleich theilhaftig sein des Herrn Tisches, und des Teufels Tisches. Oder wollen wir dem Herrn trotzen? Sind wir stärker als er?“ Gott spricht: „du sollst nicht andere Götter haben neben mir.“ Der Heiland bezeugt: „Niemand kann zween Herren dienen. Entweder er wird einen hassen, und den andern lieben; oder er wird einem anhangen, und den andern verachten. Ihr könnet nicht Gott dienen, und dem Mammon.“ Und nach dieser Grundregel alles Gottesdienstes lehret auch der Apostel, daß niemand zugleich des Herrn und der Teufel Tischgenosse sein könne. Die Christen zu Corinth wollten zwar keinesweges aufhören, Christen zu sein, wenn sie an den Mahlzeiten Theil nahmen, welche die Heiden ihren Götzen zu Ehren hielten; und mochten das Essen und Trinken dabei vielleicht für eine gleichgültige Sache achten, von der sie keine Gefahr für ihre Seelen zu fürchten hatten. Aber der Apostel sah der Sache tiefer auf den Grund. Darum stößt er ihnen eine heilsame Furcht ein, indem er ihnen sagt: „ihr trinket des Teufels Kelch, und sitzet an des Teufels Tisch, wenn ihr der Heiden Mitgenossen seid bei ihren Opfer-Mahlzeiten, und könnet als solche nimmer euch zum Segen des Herrn Abendmahl feiern.“ Wer es lieset, der merke darauf. So lange es noch solche giebt, denen der Bauch ihr Gott ist (Philipp. 3, 19.), und welche nicht dem Herrn Jesu Christo, sondern ihrem Bauch dienen (Röm. 16, 18.); so lange es Geizige giebt, welche die heilige Schrift geradezu Götzendiener nennt (Ephes. 5, 5.); so lange noch der Ungehorsam, welcher ist Zauberei-Sünde, und das Widerstreben, welches ist Abgötterei und Götzendienst (1 Sam. 15, 23.), statt des Gehorsams und der Folgsamkeit gegen Gottes Gebot sich vorfindet; so lange noch das in der Welt ist, was nicht vom Vater ist, nämlich des Fleisches Lust, und der Augen Lust und hoffärtiges Leben - so lange ist auch für die Christen die Gefahr vorhanden, sich durch Theilnahme am Götzendienste zu versündigen. Wo sie des Morgens frühe auf sind, des Saufens sich zu befleißigen, und sitzen bis in die Nacht, daß sie der Wein erhitzet (Jes. 5, 11.), da trinken sie der Teufel Kelch an der Teufel Tische. Hüte dich davor. Wo man sein Vertrauen auf Reichthum stellt; wo „man das Gold zu feiner Zuversicht setzt, und zu dem Goldklumpen sagt: mein Trost!“ oder auch, wo man eitler Ehre geizig ist, und des Lobes nicht genug hat, da ist Abgötterei und Götzendienst. Nimm dich in Acht. Wo man sich über Gottes Gebot und Recht hinwegsetzt, sich nicht auf den Herrn, sondern auf feinen Verstand verläßt, oder Fleisch für seinen Arm hält, und mit dem Herzen von dem Herrn weichet; da setzet man den Menschen in den Tempel Gottes als einen Gott. Nimm deiner selbst wahr. Wo man fröhlich ist ohne Gottesfurcht, und Lustbarkeiten anstellt im Sinne der Fleischlichen, welche sagen: „Wohl her nun, und laßt uns wohl leben, weils da ist, und unsers Leibes brauchen, weil er jung ist!“ da hält man Götzenfeste. Behüte deine Seele. Denke nicht, wie viele denken, sie könnten an solchen Dingen Theil nehmen und doch Gemeinschaft mit dem Herrn haben. Sondern denke und bedenke, was das Wort Gottes lehrt: „Ihr könnet nicht trinken des Herrn Kelch und der Teufel Kelch; ihr könnet nicht zugleich theilhaftig sein des Herrn Tisches, und der Teufel Tisches.“ Meinst du aber dennoch zu können, was du nach Gottes Wort nicht kannst, hältst du dich für stärker, als du nach seinem Urtheil bist - dann trotzest du dem Herrn. Das wird dir übel bekommen. Darum sei nicht stolz, sondern fürchte dich, und fliehe von dem Götzendienst.

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