Simons, Menno - Eine Vermahnung An die Verächter des Worts und der Tauf.

Simons, Menno - Eine Vermahnung An die Verächter des Worts und der Tauf.

Wir wissen wohl, lieber Leser, daß viele unnütze Schwätzer seynd, die aus dem Buchstaben der Schrift wohl erkennen, daß nicht die unmündigen Kinder, sondern allein die Christgläubigen sollen getauft werden, und dannoch sprechen sie: Ey Lieber! was kann uns das Wasser helfen? wir seynd einmal in Gottes Namen getauft. Hätten wir nur das neue Leben, es wäre uns alles genug. O lieber Herr! also wird überall dein edel, theuer Wort für eine Fabel Esopi bey der ruchlosen Welt geachtet, als ob die allmächtige Majestät Gottes, die ewige Weisheit und Wahrheit, einige Dinge vergebens gelehret und befoblen habe. Nein, mein guter Leser, nein! sein Name ist Herrschender Herr; sein Wort ist sein Wille; sein Gebot ist das ewige Leben. Joh. 11. Alles was er uns gelehret und befohlen hat, will er ungezweifelt also von uns gehalten haben: thun wir das nicht, wehe uns! Ihr seyd meine Freund, spricht Christus, Joh. 15. so ihr thut alles, was ich euch befohlen habe. Mein Rath, spricht der Prophet, wird bestehen, und mein ganzer Wille soll geschehen. Darum O Creatur! lasse ab mit deinem Gott zu zanken. Höre ihn und les ihm gehorsam, dann es ist also sein göttlicher Rath, Wort und Willen. Wer bist du, daß du mit deinem Gott rechten willst? Christi Schafe hören seine Stimme. Joh. 10. Die wahrhaftigen Christen glauben und thun. Seyd ihr aufrichtige Christen aus Gott geboren, warum erschreckt und fürchtet ihr euch dann vor der Tauf, die doch das wenigste ist von dem, das euch Gott befohlen hat?

Es ist je ein schwer und wichtig Gebot, deinen Feind zu lieben; Guts zu thun die eud Böses thun; in dem Geist und Wahrheit bitten für die, die euch verfolgen, Matth. 5. euer boshaftig, gottlos Fleisch kreuzigen mit seinen unreinen Lüften und Begierden. Röm. 12. Gal. 5. Deine gutHündende Hoffart; deine scharrende Geizigkeit; deine stinkende Unkeuschheit; deinen blutigen Haß dein Schwelgen, Fressen und Saufen; deine verfluchte Abgötterey; dein neidiges Hinterreden; und deine ungezähmte, schändliche Zung zu reissen aus deinem Munde, Herz und Fleisch; deinen Herrn und Gott, deinen Schöpfer und Seligmacher von ganzem Herzen zu fürchten und zu lieben, und dich in allen Dingen schicken nach seinem heiligen Wort, und deinen Nächsten in aufrichtiger, unverfälschter liebe nach all deinem Vermögen zu dienen, 5 Mos. 6,10. Matth. 22. Gal. 5. mit Gut, Haus, Land, Rath, mit deinem sauren Schweiß und Arbeit; ja, auch mit deinem Tod und Blut, wam es die Noth erfordert. Ephes. 4. Alles Elend, Verachtung und das drückende Kreuz Christi mit getreuem Herzen zu tragen, um des Herrn Wort. 1. Joh. 3. Christum Jesum bekennen für Herren und Fürsten. In Kerker und Banden, mit Mund ünd Leben, bis in den Tod.

Wir meynen je, daß diese und dergleichen Gebote dem verkehrten Fleisch, das so gern allezeit seine eigene Wege wandeln will, viel peinlicher und schwerer sey, als ihm ist eine Handvoll Wasser zu empfahen. Und allezeit muß ein aufrichtiger Christ zu allem diesem Bereit stehen, wo nicht, so ist er aus Gott nicht geboren: dann die Wiedergebornen seynd gesinnet wie Christus Jesus.

Alle die dann durch Gottes Gnade aus Adam in Christum versetzt worden, der göttlichen Natur theilhaftig, und mit dem Geist und Feuer der himmlischen Liebe von Gott getauft seynd, die werden nicht so schmählich wider den Herrn zanken und sprechen, Lieber was kann mir das Wasser helfen, sondern sie sprechen mit dem geschlagenen Paulo. Ap. Gesch. 9. Herr was willst du, daß wir thun sollen? Und mit den Busfertigen am Pfingsttag. Ap. Gesch. 1. Lieben Brüder, was sollen wir thun? Sie widersagen ihrer eigenen Weisheit, und stehen bereit zu des Herrn Wort: dann sie werden von seinem Geist getrieben, und greifen an durch den Glauben mit freywilligen, gehorsamen Herzen, alles, was ihnen des Herrn Mund aufgelegt und befohlen hat.

Aber so lang sie in ihren Gewissen nicht erneuert, und nicht wie Christus gesinnet seynd, Phil. 1. mit dem reinen Wasser aus dem lebendigen Brunnen Gottes an dem inwendigen Menschen nicht gewaschen seynd, mögen sie mit Recht wohl sagen: Was kann uns das Wasser helfen? Joh. 7. Heb. 10. Dann sie mögen mit dem ganzen Oceano1) nicht gereiniget werden, so lang als sie also irdisch und Fleischlich gesinnet sind.

Mein getreuer Leser, gedencke nicht daß wir über dem Element und Werk so viel halten. Ich sage dir die Wahrheit in Christo und lüge nicht. So jemand zu mir käme, er wäre gleich Kaiser oder König, und wollte getauft seyn, und wandelte noch nach den unreinen, gottlosen Lüsten seines Fleisches, und das unsträfliche, busfertige, neue Leben wäre nicht da, ich hoffete durch Gottes Gnade lieber zu sterben, dann einen solchen unbusfertigen, fleischlichen Menschen zu taufen. Dann wo der erneuerte, wiedergebärende Glaube nicht ist, der uns zur Gehorsamkeit leitet, da ist auch keine Tauf. Gleichwie Philippus zu dem Kämmerer sagte und sprach: Glaubst du aus ganzem Herzen, so mag das wohl geschehen. Ap. Gesch. 8. Ader so viel sollt ihr dannoch wissen, daß, so der Täufling mit einem heuchlerischen Herzen in dem Schein des Glaubens ankäme, daß seine Heucheley nicht dem Täufer, sondern dem Täufling selbst zur Sünd soll zugerechnet werden; dann niemand kann wissen, was in des Menschen Herzen ist, dann der Geist des Menschen der in ihm ist. 1 Kor. 2.

Ich meyne je, daß ihr aus diesen meinen Worten wohl merken könnt, daß wir nach keinem Wasser so begierig seynd, anderst dann uns des Herrn Wort befohlen hat. Dann dieweil wir glauben, daß Christus der rechte und wahrhaftige Messias ist, auf welchen das Gesetz und die Propheten weisen, welchen alle gerufene Väter und Patriarchen begehrt haben, daß er von dem Himmel kommen ist und die Wahrheit bezeugt hat, und daß sein Gebot das ewige Leben ist, so müssen wir je seine Stimme hören und seinem Wort gehorsam seyn; wo nicht, so beweisen wir mit der That, daß wir ihm nicht glauben, sondern seinen Rath und Wort verstossen, und seiner Liebe undankbar seynd.

Ich weiß wohl, daß eurer viel sagen werden, wir seynd einmal in Gottes Namen getauft, damit wollen wir zufrieden seyn. Darauf antworten wir: So ihr Gott von Herzen fürchtet und sein Wort und Ordnung für recht und gut erkennet, so müsset ihr selbst Richter seyn, daß ihr nicht in Gottes Namen, sondern wider Gottes Namen getauft seyd. Es ist wohl wahr, daß der anzubetende hohe Name Gottes über euch genennet ist worden, aber nicht anders, als über Glocken, Kirchen, Altar, Weihwasser, Lichter und Palmen. Alle antichristische Abgöttereyen und Greuel werden leider alle mit einander unter dem Schein des göttlichen Namens gebraucht, gleichwohl geschehen sie nicht in der Kraft seines Namens, sondern wider seinen Namen, 2 Mos. 20. dann sie geschehen wider sein Wort und Willen.

Mein lieber Leser! dencke diesen Worten wohl nach, und richte sie mit des Herrn Wort, du wirst befinden, daß deine empfangene Tauf, ohne allen Befehl Gottes Worts, durch eigenerwählte Gerechtigkeit eingeschlossen, und von Menschen eingesetzt und aufgeworfen ist, und darum auch für Gott, der allein in seiner Gemeine herrschen und regieren will, Gal. 1. verbannt und verflucht ist. Wollt ihr euch dann der Verheissung erfreuen und Mitgenossen der Gemeine Christi seyn, so müsset ihr des Herrn Wort glauben und seinem Rath, Willen und Ordnung folgen und gehorsam seyn. So ihr aber das verachtet, eurem eigenen Rath und Willen, und nicht des Herrn Rath und Willen folgen wollet, so könnt ihr euch mit der Schrift keiner Verheissung rühmen. Dann wer nicht glaubt, spricht Christus, Joh. 3. der ist schon verdammt.

Darum so tröstet euch nicht länger mit einem solchen eiteln Trost, daß ihr sprecht: Wir seynd einmal getauft, denn euer Herz ist noch ganz und gar unglaubig, ja widerspenstig und unrein. Euer ganzes Leben ist irdisch und Fleischlich, und eure Tauf ist antichristisch und ausser Gottes Wort. Darum wachet auf, thut Busse, glaubt Christo, suchet, fürchtet, liebt und meynet Gott von ganzem Herzen, alsdann wird euch des Herrn Wort und die Salbung wohl lehren, was euch in diesen Dingen das nützlichste zu thun oder zu lassen sey.

Sagt auch nicht (gleichwie etliche eine Weise haben) ich will mich von der Kirchen und von der Abgötterey entziehen; ich will meinem Nächsten dienen, rc. aber die Tauf will ich nicht.

O ihr blinde Menschen! meynet ihr daß der Herr Lust habe an eurem bleiben aus der Kirchen, oder an euren Almosen, oder an solchem etwas, wann ihr seinen Rath und Wort verwerfet? Nein, nein! er will Gehorsam und kein Opfer. 1 Kön. 15. Er will das ganze Herz und den ganzen Menschen. Für ihm gilt weder Kirche noch Almosen, Wort noch Werck, so lang er euer neu Herz und euer neues Leben nicht vermerkt. Dann in Christo Jesu, spricht Paulus, gilt weder Beschneidung noch Unbeschneidung, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirckt, Gal. 5. die neue Creatur, Gal. 6. und die Haltung der Gebote Gottes. 1 Kor. 7.

Und wer in Christo neugeboren und aus Gott geboren ist, der lebt nicht mehr, wie Paulus sagt, Gal. 1. sondern Christus Jesus lebt in ihm. Er schicket alle seine Wege nach des Herrn Wort, dann der kräftigwirckende Glaube dringt ihn zu aller Gehorsamkeit und guten Werden. Aber wo also das neue Wesen nicht ist, da findet man wohl schöne Worte, aber in dem Grund nichts dann eitel Unglauben, Ungehorsamkeit , muthwillig Gutdüncken und einen verkehrten Weg.

Hiemit bitte und vermahne ich dich, lieber Leser, daß du doch dem Herrn nicht also widerspenstig seyn wollest und sagen: Was kann uns das Wasser helfen? sondern daß ihr doch bedencken wollet, daß sich Christus Jesus selbst hat lassen taufen, Matth. 3. wiewohl er keine Sünde kannte, noch Betrug in seinem Mund erfunden war, 1 Kor. 1. ja selbst die Gerechtigkeit, der Weg, die Wahrheit und das Leben war,

Joh. 4. Saget doch, was konnte Christo das Wasser helfen, der doch alles in allem war? Auch seynd die Jünger von Epheso wiederum von Paulo getauft, darum daß sie nichts von dem heiligen Geist wußten, ob sie schon mit Johannis Tauf getauft waren. Ap. Gesch. 19. Hat sich doch Christus selbst taufen lassen, Matth. 11. der keine Sünde erkannte, und seynd auch wiederum von Paulo getauft, die mit Johannis Tauf einmal getauft waren, welche Tauf doch aus dem Himmel war? Warum verachtet ihr dann des Herrn Tauf, die ihr arme, elende Sünder seyd, und ohne einige Erkenntniß und ohne Glauben getauft seyd, mit einer Tauf die aus dem Drachen und Thier ist?

Auch hat Cyprianus Martyr mit seinem gantzen Concilio in Africa beschlossen, daß man diejenigen, die von den Ketzern getauft waren, wiederum mit der Tauf Christi taufen sollte, und das darum, dann sie hielten es dafür daß der Ketzer Tauf, Christi Tauf nicht seyn könnte. Dencke ihm nun ein wenig nach, guter Leser, was es für Leute gewesen seynd, die euch getauft haben; von welchem sie gesandt seynd; was Glauben sie gehabt; welch Leben sie geführt; mit welcher Lehre und Gebrauch sie euch getauft haben. Ja willst du solchem recht und wohl nachdencken, ich sollte durch Gottes Gnade verhoffen, so du nur nach dem wahren Frieden und Freyheit des Gewissens des gierig bist, du wirst bald vermercken, wie du beyde die inwendige und auswendige Tauf noch nie erkannt, noch viel weniger empfangen hast.

Siehe lieber Leser, hie hast du das rechte Fundament und die schriftmäßige Anweisung von der Tauf Christi, und die Auflösung von der Tauf des Antichrists.

Bitte den allerhöchsten Herrn um einen heilsamen, reinen Verstand, daß du die rechte und gottselige Wahrheit von Herzen erkennen, glauben und in aller Furcht Gottes treulich nachkommen mögest. Entschlage dich doch des verkehrten Disputirens und Widerstreitens: dann wer aus solcher Meynung disputirt und widerstreitet, daß er auf breiter Strassen bleiben möge, der bringt seine Seele in Verderben, und wird nimmermehr mit gutem und aufrichtigem Gewissen für seinem Gott wandeln; wird auch allezeit etwas finden, darüber er zanken und sich zerren mag.

Darum so durchsuchet, glaubt und folget Gottes Wort, mit aufrichtigem, frommen Herzen, und lasset euch nicht mit viel schönsprechenden Worten in einem guten Schein verführen, so werdet ihr den gewissen Grund der heilsamen Wahrheit und die tröstliche Verheissung der Gnaden, ohne Zweifel erlangen. Der Herr Jesus Christus gönne und gebe euch seine Gnade darzu. Amen.

1)
Oceanus ist das grosse Meer, welches die gantze Welt umfleusset.
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