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Schopf, Otto - Der versteht's!

Schopf, Otto - Der versteht's!

Wer denn? Was denn? Ach ja! Es war nur ein Fuhrmann, ein recht simpler Rosselenker, und ob er noch das Rosselenken gar so gut verstand, muß dahingestellt bleiben. Was verstand er dann? Das Peitschenknallen und damit das auf sich, seinen Wagen und seine Sachen die Blicke lenken, das verstand er. Mehr denn nicht? Dem Kleinigkeitskrämer war das vor der Hand genug. Erinnerte ihn doch dieser Rosselenker an jemand von den Geschwistern Wir, von dem er hier einiges erzählen will. Was verstand er denn? Er verstand's, Traktate zu verteilen und für seinen Herrn zu zeugen. Aber auch das verstand er, die Dinge an den Mann zu birngen, die von den Wahrheiten seines Kreises handelten. Einige Dtzd. Abreißkalender, ca. 100 Buchkalender und ganze Mengen kleinerer Evangelisations- und Propagandaschriften übernahm er jedes Jahr mit dem Vorsatz, solche zu verbreiten. Und den führte er auch aus! Nicht allein das Evangelistische Pfennigblatt seiner Gemeinde, gleich unserm „Boten des Friedens“ sondern auch das Organ derselben, unserm „Gärtner“ ähnlich, bot er überall den Leuten an, wo er nur Verständnis dafür vermutete, ganz gleich, ob diese so gewonnenen Abonenten in seiner Gemeinde verkehrten oder nicht, ob sie kirchlich oder freikirchlich waren. Und wo er gar eine Familie seines Kreises traf, die das Organ nicht hielt oder nicht halten wollte, da war er auf dem Platze und da hätte man ihn sehen sollen! Den Bemittelten sagte er ohne Weiteres, daß dies bei der Zugehörigkeit zur Gemeinde selbstverständlich sei. Unter Umständen sprach er auch von Interessenlosigkeit und Gleichgültigkeit, und wo es anders nicht tunlich, ging er so weit, das Blatt zu - verschenken, denn er behauptete stets, zum guten Teil weise sich das vorhandene Interesse an der Gemeinde darin aus, ob das Blatt in der Familie zu finden.

Der Kleinigkeitskrämer möchte nicht, daß dieser Bruder von den Geschwistern Wir daraufhin einmal unsere sämtlichen Familien aller Bundesgemeinden absuchte. Wenn ihn, wir nennen ihn den Bruder „Nimm und lies“ jemand aus einer andern Gemeinde besuchte, so ging er sicher hernach hinweg, beschenkt mit irgend einem Buch, in dem er Grundzüge und Wahrheiten über die Gemeinde lesen konnte, zu der unser Bruder gehörte. Indessen will der Kleinigkeitskrämer dies letztere nicht so ohne weiteres zur Nachahmung empfohlen haben, weil er nicht ganz sicher ist, ob der eifrige Bruder sich hierin auch stets vom Herrn leiten ließ und ob solches reiner Eifer für seine Gemeinde war. Um es kurz zu machen und zum Schluß zu kommen, unser Freund, dieser Bruder „Nimm und lies“ lie0ß es sich angelegen sein, mit großer Treue alles Gedruckte seiner Gemeinde zu verbreiten, dabei sich sagend, es könnten es andere in ihren Kreisen und mit ihrer Literatur ja ebenso machen. Der Kleinigkeitskrämer dachte an manche der Unsrigen, die jahrelang schon den „Gärtner“ und „Boten des Friedens“ lesen, sich aber nie darum kümmern,. wie es nach der Seite hin andere Gemeindeglieder und Versammlungsbesucher halten, die mit ihnen vielleicht gar in dem gleichen Hause wohnen. Er ist eben auch der Meinung des Bruders „Nimm und lies“, daß jede unserer Familien schuldig sei, den „Gärtner“ zu lesen, wenn es nur eben ihre Mittel gestatten. Er sähe deshalb in jeder unserer Gemeinden gerne so einige Geschwister „Eifrig“, Brüder und Schwestern, ungefähr in der Art des Bruders „Nimm und lies“, Geschwister, die selbst das Unsrige hochschätzen und es in der rechten Weise verbreiten, solches auch anderen lieb zu machen, allerdings ohne unserm peitschenknallenden Fuhrmann zu gleichen, d.h. ohne fleischlich zu sein. Ob dieser Wunsch an die rechten Adressen kommt und verstanden werden wird?

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1908

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