Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen - Der 43. Psalm.
1. Richte mich, GOtt, und führe meine Sache wider das unheilige Volk, und errette mich von den falschen und bösen Leuten. 2. Denn Du bist der GOtt meiner Stärke; warum verstößt du mich? Warum lässt du mich so traurig gehen, wenn mich mein Feind drängt? 3. Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten, und bringen zu deinem heiligen Berge und zu deiner Wohnung, 4. Dass ich hinein gehe zum Altar GOttes, zu dem GOtt, der meine Freude und Wonne ist, und dir, GOtt, auf der Harfe danke, mein GOtt. 5. Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf GOtt; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesicht Hilfe, und mein GOtt ist.
Der 43. Psalm V. 1-4. 1) schließt mit dem noch zum 42. Psalm gehörigen und zum drittenmale wiederholten Zuspruch an seine Seele, selbige zu sehen und zu stillen, V. 5. Siehe, wie ein Herz nach und nach aus der Angst genest, wie es aus der Enge nach und nach ins Geräumige gehe, wie die Freudigkeit im Gebet zunehmen kann; wie des Klagens und der heftigen Ausdrücke: es ist wie ein Mord in meinen Beinen, und meine Tränen sind meine Speise, nach und nach weniger werden; wie man bei zunehmender Glaubens-Kraft immer zärtlichere Namen von GOtt brauchen lernt: GOtt meines Lebens! GOtt, meine Stärke! GOtt, der meine Freude und Wonne ist: wie man sich immer näher unter Seine Flügel hinschwingen, zu Seinem Haus, zu Seinem Altar, zu Ihm selbst Zuflucht und Zutritt nehmen lernt; wie das Licht Seines Angesichts auch unsere Finsternis licht mache, und auch über unser Angesicht Friede und Freude ausbreite, dass es Anfangs heißt: Er hilft mir mit Seinem Angesicht; hernach aber: Er ist meine Hilfe und mein GOtt. Wir preisen selig, die erduldet haben, die solche Stufen durchgelaufen sind. O! Darum werfe doch keiner unter seinen Anfechtungen sein Vertrauen weg. Welche der HErr lieb hat, die züchtigt Er, und liebt sie noch mehr, alldieweil sie sich seiner Zucht in einfältiger, kindlicher Beugung, ohne im Vertrauen abzunehmen, unterwerfen. Es ist doch alles darauf angesehen, dass wir Seine Heiligung erlangen, Ebr. 12,10., und also zum ewigen Bleiben in Seinem Hause, zum nächsten Zutritt und Aufwartung vor Seinem Angesicht tüchtig werden.