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Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 26. Psalm.
1. Ein Psalm Davids. HErr, schaffe mir Recht, denn Ich bin unschuldig. Ich hoffe auf den HErrn, darum werde ich nicht fallen. 2. Prüfe mich, HErr, und versuche mich, läutere meine Nieren und mein Herz. 3. Denn deine Güte ist vor meinen Augen, und ich wandle in deiner Wahrheit. 4. Ich sitze nicht bei den eitlen Leuten, und habe nicht Gemeinschaft mit den Falschen. 5. Ich hasse die Versammlung der Boshaften, und sie nicht bei den Gottlosen. 6. Ich wasche meine Hände mit Unschuld, und halte mich, HErr, zu deinem Altar, 7. Da man hört die Stimme des Dankens, und da man prediget alle deine Wunder. 8. HErr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses, und den Ort, da deine Ehre wohnt. 9. Raffe meine Seele nicht hin mit den Sündern, noch mein Leben mit den Blutdürstigen, 10. Welche mit bösen Tücken umgehen, und nehmen gern Geschenke. 11. Ich aber wandle unschuldig. Erlöse mich, und sei mir gnädig. 12. Mein Fuß geht richtig. Ich will dich loben, HErr, in den Versammlungen.
Der 26. Psalm heißt 1) in seiner Überschrift: Ein Psalm Davids. Der Inhalt selber zeigt, dass David in diesem Psalm aus vieler Freudigkeit eines guten Gewissens handelt, und aus solchem Trieb bittet, dass GOtt ihm das durch den Geist der Gnade so fest versiegelte Zeugnis der Unschuld auch vor Andern an den Tag bringen, und es mit ihm so machen wollte, dass er als ein Gerechter seine Scheidung von der Gottlosen Haufen auch möge zu genießen haben. In solcher Absicht stellt er 2) sich ins Licht GOttes, und bittet: GOtt wolle ihn auf das Genaueste prüfen, damit die Reinigkeit seines Herzens und die Unschuld seiner Werke an den Tag komme, V. 1 - 3. David hat sonst wohl auch gewusst: Wer kann merken, wie oft er fehle? Er ist dadurch zum Gebet gedrungen worden: Verzeihe mir auch die verborgenen Fehler! Aber dass GOttes Güte vor seinen Augen und GOttes Wahrheit ein Licht auf seinen Wegen sei, und dass er im Glauben und Gehorsam gegen GOtt stehe, darüber hat er sich auf alle Weise wollen prüfen und läutern lassen. 3) Nun beschreibt er seinen Wandel in der Wahrheit umständlicher, und legt es GOtt Stück für Stück vor, was Er an ihm prüfen und bewähren möchte, V. 4-8. Alles dieses fließt aus der obigen Summa: Deine Güte ist vor meinen Augen, und ich wandle in Deiner Wahrheit. GOttes Güte vor den Augen entleidet einem die eitlen Leute, die einem Andern nacheilen, und verlassen ihre Gnade, die mit ihrer Lust und mit ihrer Furcht immer herum und hinum getrieben werden, ohne einigen halt an GOttes Güte. Die Wahrheit GOttes und das Wandeln in derselben scheidet einen von den Falschen, in deren Worten und Werken so viel Unzuverlässiges ist. Aber es muss einer nicht mit der ersten Scheidung davon zufrieden sein, sondern mit einem völligen Hass dagegen gewaffnet werden, und sich daher desto mehr auf öffentliche Bekenntnis und Anhangen an das Gute legen, sonst kann er wieder unvermerkt betrogen werden. 4) Er bittet um die gnädige Distinktion, die GOtt sonst gegen Seine Gnaden - Genossen brauche, dass Er sie ihm auch angedeihen lasse.
V. 9. bis zum Schluss. Dieser Psalm setzt freilich den 25. voraus, wo David seine Sünden erkannte. Nun redet er, wie es einem begnadigten und von GOtt geleiteten Sünder zukommt. Seine Freudigkeit war keine eigene Gerechtigkeit noch Ruhm gegen GOtt, sondern eine Gerechtigkeit und Ruhm aus GOtt und in GOtt.